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1. Die Entwicklung bis zum Deutsch-Französischen Krieg (1870-1871)
Als der Kaiserswerther Pfarrer Theodor Fliedner im Jahr 1836 das weltweit erste Diakonissenmutterhaus gründete, sah er sich trotz des unbestrittenen Bedürfnisses nach sozialen Angeboten von Seiten der evangelischen Kirchen auch aus den eigenen Reihen vielfacher Anwürfe ausgesetzt, war doch eine klosterähnliche Schwesterngemeinschaft in dieser Konfession bisher ohne Vorbild. Der hohe äußere Druck, der auf der neu gegründeten Anstalt lag, machte, verbunden mit einer knappen finanziellen Ausstattung, eine enge Verbindung zur bürgerlichen und adligen Oberschicht überlebensnotwendig. Insbesondere die über den Tod Fliedners hinaus anhaltende Fühlungnahme mit dem Hause Hohenzollern diente der Diakonissenanstalt als Mittel zur gesellschaftlichen Akzeptanz ihres karitativen Unternehmens in protestantischen Kreisen. Der im Rheinland nicht unumstrittene preußische Staat wiederum betrachtete Initiativen wie diese als nützliche Faktoren, den eigenen Einfluss auszudehnen und den sozialen Frieden zu erhalten. Daher unterstützten das preußische Innenministerium und insbesondere König Friedrich Wilhelm IV. (Regierungszeit 1840-1861) die neue Anstalt mit erheblichen finanziellen Mitteln, die insbesondere zum Immobilienerwerb genutzt wurden. Bereits als Kronprinz hatte Letzterer die Idee der Wiederbelebung des Diakonissenamtes lebhaft unterstützt, als König gründete er das Berliner Diakonissenmutterhaus Bethanien.[1] Das Verhältnis zum protestantischen preußischen Staat kann also geradezu als konstitutiv für die erfolgreiche Gründung und Entwicklung der Kaiserswerther Anstalt angesehen werden. Beide betrachteten die 1848er Revolution als „Sünde“, als ein „Werk des Satans“, „kirchlicher und politischer Konservatismus sind eins, stützen und tragen sich. Revolution, Vernunft und Unglaube werden als ein Komplex gegen Legitimität, Reich Gottes, Glaube gestellt.“[2] So ist es nur folgerichtig, dass die Diakonissenanstalt diesem Staat in einem vermeintlichen oder tatsächlichen Bedrohungsfall zu Hilfe kam. Bereits am 7. Mai 1848 bot Fliedner dem preußischen König erstmals sechs Diakonissen und zwei männliche „Hilfswärter“ der Duisburger Diakonenanstalt zur Pflege der auf dem schleswig-holsteinischen Kriegsschauplatz verwundeten Soldaten an. Das Kriegsministerium lehnte mit Dank „für die Teilnahme an dem Ergehen der kranken Krieger“ ab, da für ihre Pflege anderweitig gesorgt sei.[3] Im darauffolgenden Jahr erging es der Vorsteherin Caroline Fliedner (1811-1892), die in Abwesenheit ihres Mannes ebenfalls Diakonissen zur Pflege der bei der Niederschlagung des Badischen Aufstandes verwundeten preußischen Soldaten angeboten hatte, ebenso.[4] Graf Georg von der Gröben (1817-1894), kommandierender General und Freund der Kaiserswerther Anstalt, lehnte das Anerbieten vorläufig ab, da die vorhandenen Kräfte ausreichten. Diese Begründung zog Caroline Fliedner in Zweifel, weil sie von bekannten Militärärzten erfahren hatte, dass durchaus Pflegekräfte gebraucht wurden. Da man auch Duisburger Diakone abgelehnt hatte, vermutete sie die Ursachen in der religiösen Ausrichtung beider Organisationen. Julius Disselhoff (1827-1896), der Nachfolger Fliedners im Vorsteheramt, bemerkte dazu rückblickend: „Wiewohl König Friedrich Wilhelm IV. in jeder Weise ein Freund und Beförderer der Diakonissensache war, so hatte sich dieselbe – sie zählte auch noch nicht einmal volle 13 Jahre – doch noch nicht in dem Maße Bahn gebrochen, daß man den ganz neuen Gedanken, Diakonissen auch in den Krieg zu senden, hätte fassen können. Das blieb auch so bis in den Anfang der sechziger Jahre.“[5] Als im Februar 1864 der Deutsch-Dänische Krieg ausbrach, zählten die Kaiserswerther Diakonissen zu den ersten Freiwilligen, die sich zur Unterstützung des militärischen Sanitätswesens auf dem schleswig-holsteinischen Kriegsschauplatz zur Verfügung stellten.[6] Nach anfänglicher Skepsis führte ihre aufopferungsvolle Tätigkeit sehr schnell zur vollständigen Akzeptanz durch das Militär, so dass weitere Einsätze in den Feldlazaretten im Preußisch-Österreichischen Krieg (1866) und dem Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) folgten. Den Weg dahin ebneten zuvor internationale Initiativen zur Gründung der freiwilligen Kriegskrankenpflege. An dieser Stelle sei nur kurz auf die Reformerin des britischen Militärsanitätswesens Florence Nightingale (1820-1910) hingewiesen, die wesentliche Impulse für ihre krankenpflegerische Tätigkeit während zweier Kurzaufenthalte in der Kaiserswerther Diakonissenanstalt in den Jahren 1850 und 1851 empfing. Auch die Gründung des Internationalen Roten Kreuzes durch Henri Dunant (1828-1910), ein Genfer Geschäftsmann und Humanist mit christlicher Prägung, hatte das Problem der unzureichenden Versorgung verwundeter Soldaten durch das Militärsanitätswesen in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses gerückt. [7]
Verbesserte Transportmöglichkeiten gestatteten seit der Mitte des 19. Jahrhunderts die Einrichtung von Reservelazaretten im weit entfernten Hinterland, um die Feldlazarette an der Front zu entlasten. Insbesondere die Eisenbahn, die im Deutsch-Französischen Krieg erstmals in der deutschen Kriegsgeschichte flächendeckend zur Verfügung stand, ermöglichte nicht nur einen schnellen Truppenaufmarsch, sondern auch die zügige Beförderung transportfähiger Verwundeter. Neben provisorisch eingerichteten Güter- und Personenwagen kamen einige speziell ausgestattete Sanitätswagen und Rheindampfer zum Einsatz. Die theoretischen Grundlagen für eine schnelle Verteilung der massenhaft auftretenden Verwundeten auf Lazarette im Hinterland hatte der russische Chirurg Nikolai Iwanowitsch Pirogov (1810-1881) im Krimkrieg geliefert.[8] Seine Ansichten wurden von deutschen Militärs und Ärzten interessiert zur Kenntnis genommen, schienen sie doch das Problem der massenhaft auftretenden Wundinfektionen und Seuchenerkrankungen, für die man sogenannte „Miasmen“, das heißt „üble Gerüche“ in überfüllten Lazaretträumen, verantwortlich machte, zu lösen. „Im Abtransport durch die Eisenbahn und der weiten Krankenzerstreuung glaubte man, den Stein der Weisen gefunden zu haben.“[9]
In Auswertung der Erfahrungen aus den beiden ersten Reichseinigungskriegen wurde die Errichtung von Reservelazaretten in Preußen erstmals im Jahr 1869 gesetzlich geregelt.[10]
Sie waren von den Provinzial-Militärbehörden bereits in Friedenszeiten zu konzipieren und vornehmlich in der Nähe von Wasserstraßen oder Eisenbahnlinien in Orten einzurichten, die bereits über genügend ärztliches und krankenpflegerisches Personal verfügten. Sie sollten entweder in bereits bestehenden Krankenhäusern oder nur temporär in dazu geeigneten Gebäuden untergebracht werden. Erfolgte die Unterhaltung durch Privatpersonen, Vereine oder Anstalten, so wurden sie als Vereinslazarette bezeichnet, die unter der Oberaufsicht des Königlichen Kommissars für die freiwillige Krankenpflege und seiner Provinzialdelegierten standen.[11] Die meisten Vereinslazarette unterhielten die Ortskomitees der Vereine zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger oder die Vaterländischen Frauenvereine, wie die Vorgängerorganisationen des Roten Kreuzes in Preußen hießen.[12]
2. Lazarette im Deutsch-Französischen Krieg
2.1. Evangelische Lazarette
Kaiserswerth war durch seine Lage am Rhein und die Nähe des Bahnhofs Kalkum (heute Düsseldorf) sowie durch das Krankenhaus der Diakonissenanstalt und das katholische Marienkrankenhaus für die Einrichtung von Reservelazaretten prädestiniert. Im Deutsch-Französischen Krieg stellte das Diakonissenmutterhaus ein Lazarett mit 51 Betten in den zwei Fest- und Versammlungssälen unter der Stammhauskirche zur Verfügung.[13] Seine Finanzierung, Ausstattung und Versorgung erfolgte durch den Johanniterorden unter der Leitung des Vizeoberjägermeisters des preußischen Königs, Herrn Richard von Meyerinck (1812-1889). Die Krankenpflege übernahmen Diakonissen. In den bisherigen Kinder- und Frauenstationen des in demselben Gebäudekomplex untergebrachten Diakonissenkrankenhauses richtete die Anstalt selbst im Oktober noch das Diakonissen-Kriegs-Lazarett ein, das von staatlicher Seite bezuschusst wurde. Die Notwendigkeit dazu sahen der Vorstand Pfarrer Disselhoff und die Vorsteherin Caroline Fliedner in der Weigerung des Johanniterordens, ansteckende Kranke in sein Lazarett aufzunehmen.[14] Aus christlichem Ethos fühlte sich die Anstalt aber gerade auch den an Typhus, Ruhr und anderen Infektionskrankheiten Leidenden verantwortlich und bat ausdrücklich um die Überweisung solcher Patienten. Die ersten kamen am 8. August 1870 auf einem vom Johanniterorden betriebenen Dampfschiff in Kaiserswerth an. Sie waren in den Schlachten bei Weißenburg und Wörth verletzt worden. Im September folgten Verwundete aus den Schlachten rund um Metz. Etwa die Hälfte von ihnen konnte wieder zum Militär oder in die Heimat, meist nach Ostpreußen, entlassen werden. Am 11. September wurde ihnen zur Ehre und Freude eine vaterländische Feier in der Säulenhalle abgehalten, der noch weitere folgten. Das Johanniterlazarett bestand bis Ende März 1871, über die Schließung des Lazaretts der Diakonissenanstalt ist nichts bekannt. Insgesamt wurden in beiden Lazaretten 331 Soldaten gepflegt, von denen nur einer an Typhus verstarb. Die geringe Mortalität erklärt sich nicht nur aus der fachlich qualifizierten Krankenpflege, sondern auch aus der Tatsache, dass überwiegend leichtverwundete Soldaten Aufnahme fanden. Ein Lazarett für Rekonvaleszenten wurde vom September bis November 1870 im Schloss von Kalkum eingerichtet und von Kaiserswerther Diakonissen betreut.
Auf die dem Kaiserswerther Lazarett zustehende staatliche Bezuschussung in Höhe von 12,5 Silbergroschen pro Tag und zu verpflegender Person verzichtete der Johanniterorden ab Ende September, da von da ab die Zuweisung von Patienten vorrangig an diejenigen Lazarette erfolgen sollte, die keine Unterhaltshilfsmittel beanspruchten.[15] Diese Anweisung kam von der Provinzial-Intendantur in Münster, die für die Verteilung der verwundeten und erkrankten Soldaten zuständig war. Offenbar handelte es sich dabei nicht um eine landesweite Regelung. Der Vorgang ist jedoch aufschlussreich für die Rolle der freiwilligen Krankenpflege im Kriegsfall, denn diese privat finanzierte Hilfe ersparte dem Staat erhebliche Finanzmittel. Auf diesen Umstand hatte schon Florence Nightingale aufmerksam gemacht. Sie hielt freiwillige Sanitätsorganisationen für fragwürdig, weil sie Verpflichtungen übernehmen würden, die „der Regierung jedes Landes zukommen; wenn man den Regierungen diese Verantwortung abnimmt, die ihnen tatsächlich zusteht, so hieße das, ihnen größere Möglichkeiten zu geben, neue Kriege zu entfachen.“[16]
Die Arbeit der Diakonissenanstalt erschöpfte sich nicht in der reinen Kriegskrankenpflege. Durch wohltätige Gönner aus dem In- und Ausland war die Verteilung von Unterstützungen an bedürftige Soldatenfamilien in Höhe von 5 bis 50 Talern möglich.[17] Am 6. September 1870 rief der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm (1831–1888) aus dem Hauptquartier in Reims zu Spenden für die Invalidenstiftung für Deutschland auf. Der Johanniterorden war befugt, für diese Stiftung bestimmte Spenden anzunehmen und weiter zu leiten.
Nach Kriegsende verlieh Kaiserin Augusta (1811-1890) auf Wunsch des Vorstandes der Diakonissenanstalt das Verdienstkreuz für Frauen und Jungfrauen an die gesamte Genossenschaft und nicht an einzelne Schwestern, da es einer Diakonisse, „deren Schmuck und Ehre im stillen, treuen, demüthigen Dienen bestehen muß, nicht zieme, äußerliche Zeichen einer ehrenden Anerkennung zu tragen.“[18] Darüber hinaus solle keine von ihnen besonders herausgehoben werden.
2.2 Katholische Lazarette
Auf katholischer Seite unterhielten die Franziskanerinnen des Marienkrankenhauses ein Lazarett in der Nähe der Kaiserswerther Rheinfähre.[19] Es bestand vom September 1870 bis zum April 1871. Die dort beschäftigten Schwestern hatten unter der großen Kälte, Feuchtigkeit und gelegentlich unter Hochwasser mit Eisgang zu leiden. Ein weiteres Lazarett wurde in einem Privathaus betrieben. Beide Einrichtungen erhielten Verpflegung aus dem Krankenhaus, das sich damals noch am Kaiserswerther Markt befand. Die interkonfessionelle Konkurrenz, die in allen drei Reichseinigungskriegen eine große Rolle spielte, kommt auch in einem Seitenhieb auf die Diakonissenanstalt zum Tragen. In der Chronik des Marienkrankenhauses heißt es: „Die Soldaten sowohl, als auch der Inspektor waren mit der Verpflegung recht zufrieden und alles gereichte zur größeren Ehre Gottes, namentlich war es erfreulich, wie die Soldaten trotz der besseren Räume und großen Vorteile, welche die Diakonissen uns voraus hatten, lieber bei uns, als bei diesen verpflegt wurden.“[20]
Die Motivation zur Beteiligung der katholischen Orden und Kongregationen an der Kriegskrankenpflege resultierte zum einen aus dem Bemühen um die eigenen Glaubensbrüder in den preußischen Truppen. Darüber hinaus sollte in dem sich zuspitzenden konfessionellen Konflikt mit dem Staat, der in den 1870er Jahren schließlich in den Kulturkampf mündete, die Nützlichkeit der katholischen Sozialarbeit unter Beweis gestellt werden. Der die katholische Kriegskrankenpflege leitende Malteserorden hatte, anders als sein protestantisches Pendant, bis dahin noch nicht die staatliche Anerkennung erlangen können. So bot sich in den Reichseinigungskriegen die Möglichkeit, die eigene Nützlichkeit unter Beweis zu stellen.
Das Engagement in den Kriegslazaretten und die in Preußen im Jahr 1873 zum wiederholten Male ausgebrochene Cholera verschonten neben anderen krankenpflegenden Orden auch die Kaiserswerther Franziskanerinnen vom Verbot und der Ausweisung, unter der während des Kulturkampfes insbesondere die katholischen Schulorden zu leiden hatten.[21]
3. Lazarette im Ersten Weltkrieg
Im Marienkrankenhaus wurde sofort nach Kriegsbeginn auf einigen, von den zivilen Patienten geräumten Stationen, ein Lazarett eingerichtet. Die ersten verwundeten und erkrankten Soldaten kamen am 2. September 1914 mit dem Zug in Kalkum an.[22] Die Belegungszahlen variierten im Verlauf des Krieges. Allein im zweiten Halbjahr 1914 wurden 317 Patienten in 12048 Pflegetagen versorgt und 1915 501 Soldaten in 25789 Pflegetagen. Insgesamt fanden bis zum Frühjahr 1919 über 1800 Soldaten im Marienkrankenhaus Aufnahme.
Die Diakonissenanstalt stellte die Gebäude der Frauenschule in Haus Elisabeth an der Alten Landstraße (heute Krankenpflegeschule), des alten Büros (Gebäude abgerissen, heute Kindertagesstätte Fliednerstraße 22-24), Räume des Fronbergkrankenhauses und des
Kinderkrankenhauses als Reservelazarette zur Verfügung.[23] 55 Diakonissen, Johanniter- und Hilfsschwestern arbeiteten allein in den Kaiserswerther Lazaretten, insgesamt standen 1045 Schwestern dieses Mutterhauses im Kriegsdienst. [24] Die Belegungszahlen in Kaiserswerth schwankten, im November 1916 befanden sich in den Diakonielazaretten 170 Patienten, am 31. Dezember 1916 waren es 141 Patienten,. Im Jahr 1916 wurden insgesamt 594 Soldaten in 45444 Pflegetagen, im Jahr 1917 679 Soldaten in 45119 Pflegetagen versorgt.[25] Vom 2. September 1914 bis zum 31. Dezember 1918 erbrachte die Kaiserswerther Diakonissenanstalt insgesamt 21 4097 Pflegetage.
Als ihr Vertragspartner trat nun nicht mehr der Johanniterorden, sondern die Militärintendantur des VII. preußischen Armeekorps aus Münster auf. Die Diakonissenanstalt verpflichtete sich für einen bestimmten Pflegesatz zur Übernahme des vollen Betriebes des Reserve-Lazaretts Kaiserswerth, Abt. Diakonissenanstalt. Zu ihren Leistungen zählte nicht nur die eigentliche Krankenpflege, sondern auch die Bereitstellung der Einrichtung, Reinigung, Heizung, Wäsche sowie Beleuchtung und darüber hinaus die Verpflegung mit Lebensmitteln. Zur Unterstützung der Diakonissen entsandte das Militär Krankenwärter und Militärärzte. Die Arbeit endete erst im Laufe des Jahres 1920, einzelne Gebäude, wie das Alte Büro, wurden bereits im Dezember 1918 geräumt.
Die Versorgung mit Lebensmitteln verschlechterte sich mit der Dauer des Krieges. Konnte das Diakonissenmutterhaus in den ersten Kriegsjahren seine Lage durch Hilfslieferungen europäischer, in der Kaiserswerther Generalkonferenz zusammen gefasster Mutterhäuser noch verbessern, so schied diese Möglichkeit ab 1916 zunehmend aus. Die Lebensmitteleinfuhren aus den Niederlanden und Dänemark unterlagen ab diesem Zeitpunkt der Bewirtschaftung durch die Zentral-Einkaufsgesellschaft in Berlin, lediglich aus der Schweiz durfte beispielsweise Hartkäse noch importiert werden. Die Produktion auf den anstalteigenen Höfen wurde mit Hilfe von Kriegsgefangenen aufrecht erhalten. Die arbeitsfähigen Verwundeten waren ab 1916 in den Hahn’schen Stahl- und Eisenwerken in Duisburg-Großenbaum beschäftigt.
Größere Beeinträchtigungen erlitt die Anstalt durch die Einquartierung von gesunden Mannschaften. Zu diesem Zweck requirierte das Militär mehrere Räume des Altenheims im Stammhaus, einige Keller des Oberlyzeums sowie ein ganzes Wohnhaus mit Pavillon und Waschküche. Bei letzterem handelte es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um das an den Mühlenturm angebaute sogenannte Beamtenwohnhaus mit zehn Räumen. Erst nach langwierigen Verhandlungen erklärte sich das Militär zur Zahlung einer Miete bereit.
Die Verhandlungen mit der Garnisonsverwaltung über noch ausstehende Miete und den Ersatz defekter Einrichtungsgegenstände zog sich bis zum Jahr 1921 hin.
Dass die Beteiligung an der Kriegsverwundetenfürsorge auch der Demonstration vaterländischer Gesinnung diente, veranschaulicht die Teilnahme an der „Ausstellung Kriegswohlfahrtspflege im Felde und in der Heimat“, die im Dezember 1915 in der Barmer (heute Stadt Wuppertal) Stadthalle stattfand. [26] Die Rheinische Frauenhilfe veranstaltete parallel dazu eine außerordentliche Tagung, als „eine möglichst eindrucksvolle Kundgebung“ der evangelischen Frauenarbeit für die Verwundeten- und Krankenfürsorge.[27] Eine offizielle Würdigung erfuhr die Lazarettarbeit beider konfessioneller Krankenhäuser durch einen Besuch von Kaiserin Auguste Victoria (1858-1921) im Sommer 1917.
4. Lazarette im Zweiten Weltkrieg
Im Juni 1940 erhielt das Kaiserswerther Marienkrankenhaus die Aufforderung, in seinen Räumen Platz für 150 Betten eines Reservelazaretts zu schaffen.[28] Von diesen Betten waren in den kommenden Monaten durchschnittlich 120 belegt. Unterstützt wurden die Schwestern durch acht Sanitäter und vier Militärärzte, die allerdings im Laufe des Krieges häufig wechselten. Unter den Soldaten befanden sich sowohl Schwer- als auch Leichtverwundete. Fast jede Nacht wurde durch Fliegeralarm unterbrochen, auch wenn die Flugzeuge ihre Last überwiegend in den umliegenden Großstädten abwarfen und zunächst nur vereinzelt Fensterscheiben zu Bruch gingen. Ab dem August 1941 trafen die Angriffe vermehrt den Ort Kaiserswerth und u.a. die Wäscherei des Marienkrankenhauses. Der häufige Alarm verfehlte seine zermürbende Wirkung nicht, allein bis zum September 1943 wurden weit über 500 Luftangriffe auf die umliegenden Orte unternommen, die den Luftraum von Kaiserswerth streiften.[29]
Nach Eröffnung der Ostfront vermehrte sich die Zahl der Schwerverwundeten, die mit dem Zug am Derendorfer Bahnhof ankamen und von dort mit Sanitätsfahrzeugen weiter transportiert wurden. Nun waren meist alle 150 Lazarettbetten belegt. Die andauernden hohen Verluste in Russland erforderten im Mai 1942 die Erhöhung der Bettenzahl auf 170, die gynäkologische Station musste daraufhin geschlossen werden. Viele Verwundete wurden nach der ersten Versorgung in andere Lazarette verlegt. Ab 1944 verschlechterte sich die Gesamtsituation zusehends. Zivile Patienten aus dem zerstörten Düsseldorfer Marienkrankenhaus und der Ordenszentrale in Aachen sowie obdachlos gewordene Angehörige der Schwestern mussten zusätzlich aufgenommen werden.
Eine organisatorische Änderung trat im Oktober 1944 in der Form ein, dass das Reserve-Lazarett aufgehoben und in ein Kriegs-Lazarett umgewandelt wurde. Die Bettenzahl belief sich weiterhin auf 170, die Patienten wurden nun aber vollständig vom Militärsanitätsdienst und DRK-Schwestern versorgt.[30] Lediglich die wirtschaftliche Betreuung verblieb bei den Franziskanerinnen. Schwere Schädelverletzungen bildeten nun den Behandlungsschwerpunkt. Die freien Pflegekapazitäten wurden von den bei den Bombenangriffen im November und Dezember Verletzten absorbiert, die insbesondere aus Lohausen eingeliefert wurden.
Durch amerikanischen Artilleriebeschuss von der gegenüber liegenden Rheinseite häuften sich im März 1945 die Zerstörungen an den Gebäuden. Am 4. März erhielt das Marienkrankenhaus den Befehl zur vollständigen Räumung, dem die Schwestern aus Mangel an Ausweichmöglichkeiten und Transportmitteln nicht vollständig nachkommen konnten.
Auch in der Diakonissenanstalt Kaiserswerth wurde Ende Juni 1940 ein Reservelazarett mit 150 Betten eingerichtet.[31] Fünfzig Betten entfielen auf das Fronbergkrankenhaus, der Rest war in Haus Elisabeth untergebracht, das bis dahin als Frauenschule diente. Ein Jahr darauf wurde auch das sogenannte „Waldhaus“ der psychiatrischen Heilanstalt auf dem Johannisberg zum Lazarett umgewidmet, 1942 schließlich alle Gebäude der Anstalt. Die Patienten wurden, wenn möglich, nach Hause entlassen oder im Haus „Heimatfreude“ der Rheinischen Missionsgesellschaft an der Arnheimer Straße weiter versorgt. Schwere Fälle verlegte man in die staatliche Grafenberger Anstalt. Anfang 1944 erfolgte die Beschlagnahme der „Villa Köckritz“ auf dem Johannisberg und die zwangsweise Installation einer Produktionsstätte für Wurfgranaten der Firma Fenestra-Crittal AG Düsseldorf, obwohl dies den Bestimmungen der Genfer Konvention widersprach. Dort wurden arbeitsfähige Schwerversehrte des Lazaretts beschäftigt, andere mussten in die Firma Rheinmetall nach Düsseldorf fahren.[32] Zuvor waren sie durch Physiotherapie und Sport wieder arbeitsfähig gemacht und zum Teil an Prothesen gewöhnt worden. Nach der Aufhebung des Reservelazaretts Ende 1944 installierte die Wehrmacht auch in der Diakonissenanstalt ein Kriegslazarett, das ausschließlich durch das Militärsanitätswesen betrieben wurde. [33]
Überwiegend für die Lazarettinsassen, die in den Psychiatriegebäuden auf dem Johannisberg untergebracht waren, wurde 1944 ein unterirdischer Luftschutzbunker errichtet, der als
„betonierter Splitterschutzgraben“ deklariert wurde.[34] Das über dem Eingang angebrachte Schild „Errichtet in Selbsthilfe“ täuscht über die eigentlichen Bauarbeiter hinweg. Bei ihnen handelte es sich überwiegend um ausländische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene.[35] Zu ihnen gehörten auch 21 Italiener, unter ihnen Victorio Burlon (geb. 10.9.1924).[36] Der Bunker besteht aus mehreren, durch Stahltüren getrennten Segmenten, in denen bei Alarm je 40 Personen Zuflucht fanden. [37]
Dem totalen Räumungsbefehl vom 13. März 1945 konnten die noch immer fast 1000 Hilfsbedürftigen in den Krankenhäusern und Lazaretten der Diakonissenanstalt aus Mangel an Verkehrsmitteln nicht folgen. Sie verblieben daher bis zum Kriegsende in Kaiserswerth und suchten vor allem Schutz in den Kellern und im Bunker. [38] Gemäß Hitlers Doktrin sollten die Alliierten in Deutschland jedoch keine funktionsfähige Infrastruktur mehr vorfinden. Brücken und Versorgungseinrichtungen wurden deshalb von der Wehrmacht noch in den letzten Kriegstagen zerstört. Auch Kaiserswerth drohte ein solches Schicksal. Mehrfach verminten Wehrmachtsangehörige auf dem Rückzug die Kanalisation an der Kreuzung Alte Landstraße/St. Görresstraße. Der Leitung der Diakonissenanstalt gelang es mit Hinweis auf die verbliebenen Patienten nur mit Mühe, die Entschärfung der Sprengsätze zu erwirken. [39]
Die schweren amerikanischen Artillerieangriffe auf Kaiserswerth im März 1945 forderten zahlreiche Opfer unter den Patienten der Lazarette. Am 2. März wurde das Altenheim Stammhaus durch Tiefflieger fast vollständig zerstört. Die Opfer aus dieser Kriegsperiode sind in einem speziellen Gräberfeld auf dem Fronbergfriedhof innerhalb des weitläufigen Diakoniegeländes beerdigt. Seit 2011 erinnert eine vom Volksbund Kriegsgräberfürsorge finanzierte Tafel am Friedhof Klemensplatz an alle in Kaiserswerth beerdigten Kriegsopfer.
Literatur
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Kaminsky, Uwe, Dienen unter Zwang. Studien zu ausländischen Arbeitskräften in Evangelischer Kirche und Diakonie im Rheinland während des Zweiten Weltkrieges, Köln 2002.
Kleine Chronik der zum Mutterhause der Armen Schwestern vom hl. Franziskus in Aachen gehörenden Filiale zum hl. Paulus in Kaiserswerth, Manuskript o.D. Kurzer Geschäftsbericht der Diakonissenanstalt Kaiserswerth 1943, Düsseldorf-Kaiserswerth 1944.
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Riesenberger, Dieter, Das Deutsche Rote Kreuz. Eine Geschichte 1864-1990, Paderborn u.a. 2002.
Pirogov, Nikolai I., Grundzüge der Allgemeinen Kriegschirurgie, Leipzig 1864. Ring, Friedrich, Geschichte der Militärmedizin, Berlin 1962.
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Die Taube von Kaiserswerth, Düsseldorf-Kaiserswerth 1947.
- 1: Vgl. Martin Gerhardt, Theodor Fliedner. Ein Lebensbild, Düsseldorf-Kaiserswerth 1937, Bd. 2, S. 44 f., S. 106 f., S. 224 ff. sowie S. 2 f. Mit Friedrich Wilhelm IV. verband Fliedner ein enges persönliches Verhältnis. Er besuchte mehrfach die Kaiserswerther Anstalt. Wiederholt konnte Fliedner ihm in persönlichen Gesprächen in Berlin und Potsdam seine Ideen darlegen und der König scheute sich seinerseits nicht, theologischen Rat von Fliedner anzunehmen. Die religiösen Motive Friedrich Wilhelm IV. werden von Röper näher dargelegt. Vgl. Ursula Röper, Mariane von Rantzau und die Kunst der Demut. Frömmigkeitsbewegung und Frauenpolitik in Preußen unter Friedrich Wilhelm IV., Stuttgart u.a. 1997. Vgl. auch: Annett Büttner, Die Kaiserswerther Diakonissenanstalt und das Haus Hohenzollern, in: Wittlaer Jahrbuch 2015, S. 148-160.
- 2: Thomas Nipperdey, Deutsche Geschichte 1800-1866. Bürgerwelt und starker Staat, München 1998, S. 436.
- 3: Gerhardt, Theodor Fliedner (wie Anm. 1), S. 261.
- 4: Archiv der Fliedner-Kulturstiftung Kaiserswerth (künftig: AFKSK), Nachlass Fliedner Rep. IV a Vol.2 Briefe Caroline Fliedners an Theodor Fliedner vom 10. u. 22. 07. 1849.
- 5: Julius Disselhoff, Die Arbeit unserer Diakonissen im Krieg, in: Jubilate! Denkschrift zur Jubelfeier der Erneuerung des apostolischen Diakonissen-Amtes und der fünfzigjährigen Wirksamkeit des Diakonissen-Mutterhauses zu Kaiserswerth a. Rhein, Kaiserswerth 1886, S. 207.
- 6: Zum Einsatz Kaiserswerther Diakonissen in den Reichseinigungskriegen der Jahre 1864 bis 1870/71 vgl. Annett Büttner, Die freiwillige konfessionelle Kriegskrankenpflege im 19. Jahrhundert, Stuttgart 2013.
- 7: Vgl. u.a.: Dieter Riesenberger, Für Humanität in Krieg und Frieden. Das Internationale Rote Kreuz 1863-1977, Göttingen 1992.
- 8: Nikolai I. Pirogov, Grundzüge der Allgemeinen Kriegschirurgie, Leipzig 1864, S. 37 f.
- 9: Friedrich Ring, Geschichte der Militärmedizin, Berlin 1962, S. 138. Der offizielle Sanitätsbericht über den Deutsch-Französischen Krieg erhob die Krankenzerstreuung zu einem Prinzip der Kriegsheilkunde. Vgl. Sanitäts-Bericht über die Deutschen Heere im Krieg gegen Frankreich 1870/71, Berlin 1884, Bd.1, S. 31.
- 10: Instruktion über das Sanitätswesen der Armee im Felde vom 20.04.1869, Berlin 1870, S. 27-31.
- 11: Zu den Aufgaben des Königlichen Kommissars vgl. ebd., S. 31, § 64: „Die leitende Spitze der freiwilligen Krankenpflege ist der jedesmalige Königliche Kommissar und Militär-Inspekteur der freiwilligen Krankenpflege. Seine Aufgabe ist es, die Thätigkeit der Vereine und einzelnen Opferwilligen zu konzentrieren und jeder im Interesse der gemeinsamen Sache schädlichen Zersplitterung vorzubeugen. Die Delegierten des Königlichen Kommissars werden von demselben vorzugsweise aus der Zahl der Johanniter- und Malteser-Ritter bestellt.“
- 12: Dieter Riesenberger, Das Deutsche Rote Kreuz. Eine Geschichte 1864-1990, Paderborn u.a. 2002.
- 13: AFKSK Bestand 2-1 Diakonissenanstalt, 1191 Kriegslazarette in Kaiserswerth 1870-1873 sowie Bilder aus dem Diakonissen-Leben: Die Diakonissin auf dem Kriegsschauplatz, Kaiserswerth o.D. [1894], S. 12 und Der Armen- und Krankenfreund, Juli- Aug. 1870, S. 104 ff.
- 14: Instruktion über das Sanitätswesen der Armee im Felde (wie Anm. 10), S. 30. § 61 verbot die Aufnahme von an ansteckenden Krankheiten leidende Soldaten in Vereinslazaretten.
- 15: AFKSK 2-1 Diakonissenanstalt, 1191, Bericht von Johanniterritter Meyrinck vom 25.10.1870. Die staatlichen Finanzzuschüsse an die Privatlazarette wurden durch die §73 und 75 der preußische Instruktion von 1869 geregelt und mussten durch ein Abkommen des Lazarettvorstandes mit der Provinzial-Intendantur festgelegt werden. Vgl. Instruktion über das Sanitätswesen der Armee im Felde (wie Anm. 10), S. 36 ff.
- 16: Willy Heudtlass, J. Henry Dunant. Eine Biographie in Dokumenten und Bildern, Stuttgart u.a.19772, S. 70.
- 17: AFKSK 2-1 Diakonissenanstalt , 1196 Spenden für Kriegslazarette 1870-1871 sowie 1197 Finanzielle Unterstützung von verwundeten und erkrankten Soldaten. Die Spenden kamen u.a. aus England, der Schweiz, den Niederlanden und verschiedenen deutschen Orten. Es handelte sich dabei um Geldmittel, Sachspenden und Bücherlieferungen, insbesondere christlicher Literatur. Auch aus den Feldlazaretten in Frankreich teilten die Diakonissen Namen von bedürftigen Familienangehörigen verstorbener Soldaten mit. Vgl. AFKSK 2-1, 1199 Schwesternbriefe aus den französischen Kriegslazaretten 1870-1871.
- 18: AFKSK 2-1 Diakonissenanstalt , 1201 Aussendung von Diakonissen auf den Kriegsschauplatz 1870-1871.
- 19: Über die genaue Lage dieses Lazaretts ist nichts bekannt. Vgl. Archiv der St. Suitbertusgemeinde Kaiserswerth, Kleine Chronik der zum Mutterhause der Armen Schwestern vom hl. Franziskus in Aachen gehörenden Filiale zum hl. Paulus in Kaiserswerth, Manuskript o.D., S. 19 f.
- 20: Ebd., S. 20.
- 21: Christoph Schweikardt, Cholera and Kulturkampf: Government Decisions Making and the Impetus to Establish Nursing as a Secular Occupation in Prussia in the 1870s, in: Nursing History Review 16 (2008), S. 99-114, hier S. 101 ff.
- 22: Zum Ersten Weltkrieg vgl. Uta Hinz, Düsseldorf im Ersten Weltkrieg, in: Jörg Engelbrecht, Clemens von Looz-Corswarem (Hrsg.), Krieg und Frieden in Düsseldorf, Düsseldorf 2004, S. 233-256. Im Ersten Weltkrieg existierten in Düsseldorf über 50 Lazarette. Die Kaiserswerther wurden dabei noch nicht mitgezählt, da der Ort erst am 1.08.1929 eingemeindet wurde.
- 23: AFKSK 2-1, 56 Reservelazarett 1915-1920.
- 24: 90 Jahre Kaiserswerther Diakonissenarbeit, Kaiserswerth 1926, S. 110.
- 25: 80. Jahresbericht über die Diakonissenanstalt zu Kaiserswerth 1.03.1916-28.02.1917, S. 6 sowie 81. Jahresbericht über die Diakonissenanstalt zu Kaiserswerth 1.3.1917-28.02.1918, S. 6. Ein Schadensersatzanspruch für nicht belegte Betten war vertraglich ausgeschlossen. Vgl. AFKSK 2-1 Diakonissenanstalt, 56 Reservelazarett, Vertrag vom 21.01.1915.
- 26: Anmeldung zur Ausstellung vom 20.11.1915 in AFKSK 2-1 Diakonissenanstalt, 47, Kriegsangelegenheiten 1915-1918. Die Anstalt sandte Bilder und ein Modell ihrer Kaiserswerther Lazarette.
- 27: Ebd., Einladung zur Tagung vom 29.11.1915.
- 28: Kleine Chronik, S. 203 (wie Anm. 19).
- 29: Kurzer Geschäftsbericht der Diakonissenanstalt Kaiserswerth 1943, S. 3.
- 30: Kleine Chronik, S. 226 (wie Anm. 19).
- 31: Kurzer Bericht über das Diakonissen-Mutterhaus Kaiserswerth am Rhein 1939/40, S. 2. Die Anzahl der dort eingesetzten Schwestern ist unbekannt. In den ersten Kriegsjahren kamen in verschiedenen Reservelazaretten in Deutschland über 150 Schwestern zum Einsatz. Bei einem Gesamtbestand von über 1700 Diakonissen entspricht dies etwa 9 %. Im Jahr 1942 erhöhte sich der Satz auf über 10 %. Vgl. Die Taube von Kaiserswerth 1947, S. 2. Im Vergleich zum Deutsch-Französischen Krieg lag hier die personelle Belastung der Anstalt deutlich niedriger, da 1870/71 220 von insgesamt 558 Diakonissen im Lazaretteinsatz waren und damit ca. 39 %. Vgl. Julius Disselhoff, Die Arbeit unserer Diakonissen im Krieg, in: Jubilate! Denkschrift zur Jubelfeier der Erneuerung des apostolischen Diakonissen-Amtes und der fünfzigjährigen Wirksamkeit des Diakonissen-Mutterhauses zu Kaiserswerth a. Rhein, Kaiserswerth 1886, S. 214 und 221.
- 32: AFKSK 2-1, 57 Reservelazarett 1940-1954. Schreiben der Diakonissenanstalt vom 17.05.1946.
- 33: Ebd. Forderungen in Höhe von über 45.000 RM für Miete und Betriebskosten des Kriegslazaretts machte die Diakonissenanstalt bis in die 1950er Jahre bei den Nachfolgebehörden der Wehrmachtsverwaltung vergeblich geltend.
- 34: Vgl. AFKSK 2-1 Diakonissenanstalt, 57, Schriftwechsel der Diakonissenanstalt mit der Stadt Düsseldorf von März bis Mai 1944. Der Bau wurde mit der Auflage genehmigt, dass die Anstalt Baumaterial, Arbeitskräfte und Treibstoff selbst zu stellen habe.
- 35: Vgl. Uwe Kaminsky, Dienen unter Zwang. Studien zu ausländischen Arbeitskräften in Evangelischer Kirche und Diakonie im Rheinland während des Zweiten Weltkrieges, Köln 2002.
- 36: Vgl. AFKSK, Fotosammlung, Einzelpersonen Victorio Burlon.
- 37: Der Bunker ist bis heute in Teilen zugänglich und wird bei Führungen durch das Diakoniegelände für Interessenten geöffnet. Da keine originalen Baupläne existieren, erfolgte im Rahmen eines Schülerprojektes der Fliedner-Kulturstiftung mit Unterstützung der Eheleute Schulenburg im Jahr 2007 eine Neuvermessung.
- 38: Die Taube von Kaiserswerth, Düsseldorf-Kaiserswerth 1947, S. 5.
- 39: AFKSK 2-1 Diakonissenanstalt, 772 Berichte über das Kriegsende in Kaiserswerth 1945.
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Büttner, Annett, Kaiserswerth als Lazarettstandort, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/kaiserswerth-als-lazarettstandort/DE-2086/lido/57d12c1e812496.44906603 (abgerufen am 19.08.2024)