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Der Sozialdemokrat Ernst Dröner gehörte seinerzeit zu den prägenden Persönlichkeiten der Stadt Elberfeld (heute Stadt Wuppertal). Er war Mitglied der Weimarer Nationalversammlung, und Gründungsvorsitzender der AWO Niederrhein. Bei der Abwehr des Kapp-Lüttwitz-Putsches in Wuppertal spielte er eine führende Rolle.
Ernst Dröner wurde am 9.1.1879 in Elberfeld als Sohn eines Sattlers geboren. Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte er eine Lehre zum Handlungsgehilfen im benachbarten Barmen (heute Stadt Wuppertal), trat 1896 in die SPD ein und war 1897 Mitbegründer und Vorsitzender des örtlichen Ablegers des Zentralverbands der Handlungshilfen und Handlungsgehilfinnen Deutschlands.
Persönliches ist über Dröner kaum bekannt, im Reichstagshandbuch ist lediglich vermerkt, dass er wie viele sozialdemokratische Funktionäre auch konfessionslos war. Auch seine Herkunft und seine familiären Verhältnisse sind nicht weiter zu rekonstruieren. Der Beruf seines Vaters legt jedoch nahe, dass der Sohn schon in jungen Jahren im sozialdemokratischen Milieu Elberfelds sozialisiert wurde. Vielleicht erlebte er schon als Kind die Verfolgungswelle gegen Sozialdemokraten in Elberfeld und Barmen von 1888, die in dem skandalösen „Elberfelder Geheimbundprozess“ mit 91 Angeklagten und letztlich einem moralischen Erfolg der Sozialdemokratie endete. Auch diese Repressionen haben dazu beigetragen, dass die Arbeiterbewegung im Bergischen Land traditionell als besonders links und radikal galt.
Obwohl das Bergische Land im Kaiserreich als Hochburg der Sozialdemokratie im Rheinland galt, hatten die Sozialdemokraten inder Berufsgruppe der Angestellten einen schweren Stand. Ernst Dröner selbst beschrieb die Anfangszeit des Zentralverbands als äußerst beschwerlich, da dieser sowohl seitens bürgerlicher Angestelltenverbände als auch der örtlichen Behörden bekämpft wurde.So waren dann auch die Wahlen zu den lokalen Kaufmannsgerichten - Schiedsgerichten zur Klärung von arbeitsrechtlichen Konflikten zwischen Arbeitgebern und Angestellten - für Dröner und seine Mitstreiter ein schwieriges Pflaster. In Elberfeld konnten von 1904 bis 1910 zwar einige Stimmen hinzugewonnen werden, letztlich stellte der Zentralverband jedoch nur vier von 20 Beisitzern. In Barmen sah es noch schlechter aus, wo 1910 von 861 Wählern nur 52 für die Liste des Zentralverbands stimmten, was einen von 18 Beisitzern bedeutete. Die alltägliche gewerkschaftliche Kärrnerarbeit vor Ort bestand letztlich darin, regelmäßige Sitzungen und Versammlungen durchzuführen und durch Flugblattaktionen bescheidene Mitgliederzuwächse zu organisieren. Ähnlich wie bei den Landarbeitern aber war die geringe Mobilisierung von Angestellten ein Grundproblem der zeitgenössischen Sozialdemokratie, welches sich auch in der Weimarer Republik nicht grundlegend ändern sollte. ,
Neben seiner gewerkschaftlichen Tätigkeit war Ernst Dröner in Elberfeld 1909 Mitbegründer der Konsumgenossenschaft Befreiung, Vorstandsmitglied und Vorsitzender der örtlichen SPD und Geschäftsführer der Parteizeitung „Freie Presse“. Innerparteilich scheint Dröner ein ausgleichender und vor allem loyaler Genosse gewesen zu sein. Auf dem Magdeburger Parteitag von 1910 etwa forderte er in der kontroversen Diskussion um die Budgetbewilligung der SPD-Fraktion in Baden Parteiausschlüsse bei weiteren Brüchen der Parteidisziplin.
Den Ersten Weltkrieg überlebte Dröner als Gefreiter und wurde im November 1918 Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrats in Elberfeld; im Dezember nahm er am 1. Rätekongress in Berlin teil. Als sich in Elberfeld zunächst der Arbeiter- und Soldatenrat und dann die Sozialdemokratie spaltete, stand Dröner auf der Seite des Parteivorstands und der Mehrheitssozialdemokratie. Mit dieser Position avancierte er in seiner Heimat zu einem beliebten Feindbild der linken Opposition und der späteren USPD, in deren Organ „Bergische Arbeiterstimme“ er heftig verunglimpft wurde. Zwar konnten Dröner und seine Mitstreiter den Kampf um die „Freie Presse“ gewinnen, im Bergischen Land (Wahlkreis Düsseldorf-Ost) aber konnte sich die USPD, ganz anders als etwa in Köln oder in Bonn, gegenüber der Mehrheitssozialdemokratie weitgehend durchsetzen. Bei der Wahl zur Nationalversammlung im Januar 1919 lag die USPD mit 18,7 Prozent nur 7 Prozentpunkte hinter der MSPD, allerdings mit schlechteren Ergebnissen in Elberfeld und Barmen (7.284 und 11.440 für die USPD, 35.039 und 30.487 für die MSPD).[1] Im Vergleich zum reichsweiten Ergebnis (MSPD: 37,9 Prozent, USPD: 7,6 Prozent) war das ein beeindruckendes Ergebnis. Bei der Wahl zum Reichstag im Juni 1920 setzte sich dieser Trend fort, die USPD hatte die Mehrheitssozialdemokratie praktisch marginalisiert. In Düsseldorf-Ost erzielte sie als stärkste Partei 32,8 Prozent gegenüber nur 10 Prozent für die MSPD.[2] Die Rolle als regionale Führungskraft innerhalb der Arbeiterbewegung ging dann ab 1924 auf die KPD über.
Bei der Wahl zur Nationalversammlung wurde auch Ernst Dröner gewählt, doch war er in der Weimarer Republik vor allem kommunalpolitisch aktiv. Als hauptamtlicher Beigeordneter der Stadt Elberfeld und später Wuppertal war er zudem stellvertretendes Mitglied des Preußischen Staatsrates.
Eine wichtige Rolle spielte Ernst Dröner bei der Abwehr des Kapp-Lüttwitz-Putsches im März 1920. Auf Initiative Dröners in seiner Funktion als Bezirkssekretär der SPD kam es zu einer Zusammenarbeit aller Arbeiterparteien in einem Aktionsauschuss. Die bewaffneten Putschisten aus Militär und Freikorps konnten schließlich von Arbeiterwehren aus Barmen und Elberfeld vertrieben werden, aber fast 60 Zivilisten verloren ihr Leben.
Neben seinen vielen politischen Ämtern und Mandaten war Ernst Dröner noch maßgeblich an der Gründung des Bezirksverbands Niederrhein der Arbeiterwohlfahrt beteiligt, dessen Gründungsvorsitzender er 1921 wurde. Als Wohlfahrtsdezernent von Elberfeld war er unter anderem dafür verantwortlich, der aufgrund von Inflation und Weltwirtschaftskrise in weiten Teilen verarmten Bevölkerung in einer „Volksspeiseanstalt“ die dringend notwendige Nahrung zur Verfügung zu stellen. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 31.1.1933 wurde auch Dröner aus seinen Ämtern entfernt und mehrfach inhaftiert. Nach 1945 war er wieder kommunalpolitisch aktiv und bis zu seinem Tod Stadtverordneter in Wuppertal. Ernst Dröner starb am 15.8.1951 in Lügde.
Literatur
100 Jahre SPD in Wuppertal, [o.O. o.J.], S. 21. [Online]
Rhefus, Rainer, Der Sozialdemokrat Hugo Landé - Stationen aus seinem politischen Leben zwischen Sozialistengesetz und Nationalsozialismus, in: Geschichte in Wuppertal 12 (2003), S. 67-92. [Online]
Online
1914-1918: Ein rheinisches Tagebuch. [Online]
Datenbank der deutschen Parlamentsabgeordneten. [Online]
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Kühne, Tobias, Ernst Dröner, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/ernst-droener/DE-2086/lido/6040b5afb0f522.68726286 (abgerufen am 19.08.2024)