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Freudental, Neuer Friedhof 436 Inschriften (1811-1946)

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TEI P5

Projekt

Im Auftrag des Pädagogisch-Kulturellen Centrums Freudental wurde im Frühjahr 2020 die 1996 erschienene Dokumentation des jüdischen Friedhofs Freudental von Ludwig Bez, Haim Antmann, Michal Situtunga und Ulrich Gräf (s.u.) überarbeitet, korrigiert, ergänzt und in epidat aufgenommen.

Lage

Der Friedhof liegt ca. 500 Meter nordwestlich der heutigen Ortsgrenzen am Waldrand, am Fuße des Seeberges, auf der Gemarkung der Gemeinde Bönnigheim.

Geschichte

1811, nach Schließung des alten Begräbnisortes, legte die jüdische Gemeinde Freudentals einen neuen Friedhof am Nordwesthang des Steinbachtales an, auf dem auch Verstorbene aus Ludwigsburg, Stuttgart und Zaberfeld beigesetzt wurden (die Stuttgarter Juden begruben ihre Toten später auf dem nähergelegenen Friedhof in Remseck-Hochberg und konnten 1834 einen eigenen Friedhof, den Israelitischen Teil des Stuttgarter Hoppelau-Friedhofs anlegen, die Ludwigsburger Juden begruben ebenfalls vorübergehend in Hochberg und gründeten 1870 einen eigenen Friedhof). Der Friedhof erinnert daran, dass hier mehr als 100 Jahre lang ein kultureller und religiöser Mittelpunkt für Juden war. Hier saß der für alle Gemeinden im württembergischen Unterland zuständige Rabbiner. Auf dem Friedhof ist eine kleine Friedhofshalle erhalten.

Auf dem Areal, das heute noch an die jüdische Gemeinde erinnert, sind 436 Menschen aus allen Gesellschaftsschichten begraben worden. In der dieser Edition zugrunde liegenden von Ludwig Bez herausgegebenen Dokumentation zum Friedhof ist von armen Hausierern und im Kindbett gestorbenen Wöchnerinnen ebenso die Rede wie von reichen Viehhändlern und Bankiers oder bekannten Rabbinern wie Nathan Elsässer. Vor allem im 18. Jahrhundert siedelten sich viele Juden an. Für das Jahr 1785 verzeichnet das Melderegister 50 jüdische Familien mit insgesamt 243 Personen. Diesen standen 271 Menschen evangelischen Glaubens gegenüber. Die Einwohnerzahl Freudentals lag bis um 1800 relativ konstant bei 500.

Nach 1800 hat die Zahl der jüdischen Einwohner stetig abgenommen. Die letzten Juden Freudentals wurden deportiert. 1942 waren es 14 Männer und Frauen, die in die Vernichtungslager deportiert wurden. Die ehemalige Synagoge, in der sich das Pädagogisch Kulturelle Centrum (PKC) befindet, dient als Erinnerungsort. Die letzte Beisetzung fand 1970 statt.

Im Oktober 2007 wurde der Friedhof schwer geschändet mit massiven Beschädigungen an den Einrichtungen des Friedhofes, ein Teil der vorhandenen Grabsteine wurden umgeworfen und teilweise mit nationalsozialistischen Schriftzügen beschmiert. Auch die Umfriedungsmauer wurde mit antisemitischen Parolen beschriftet und auf einer Länge von etwa drei Metern zum Einsturz gebracht. Darüber hinaus beschädigten die Täter auch weitere Einrichtungen des Friedhofes durch Farbschmierereien oder Gewalteinwirkung.

Literatur

in Auswahl:

Nebel, Theobald: "Die Geschichte der Freudentaler Juden", in: Ludwigsburger Geschichtsblätter 34 (1982), 35 (1983) und 36 (1984).

Joachim Hahn: "Die Rabbiner in Freudental", in: Freudentaler Blätter 1 (Neuauflage Bd. 1+2, 2016)

Archivalische Quellen

Familienbuch 1756-1838 (Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart, J 386 Bü 204 [RSA J 926])

Familienbuch 1751-1937 (Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart, J 386 Bü 207 [RSA J 925])

Sterberegister Freudental 1808-1873 (Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart, J 386 Bü 208 [RSA J 929])

Sterberegister Freudental 1830-1933 (Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart, J 386 Bü 634 [RSA J 928])

Standesregister Zaberfeld (Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart, J 386 Bü 627 [RSA J 3362])

Gräberverzeichnis Jüdischer Friedhof Freudental 1892 (Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart, J 386 Bü 209 [RSA J 931])

Freudentaler Kulturwege zum Jüdischen Friedhof

Alemannia Judaica - Freudental - Neuer Friedhof

Alemannia Judaica - Friedhofsschändung

Jüdische Familien im Süd-Westen. Eine genealogische Wissensdatenbank für Familienforschung im Südwesten Deutschlands

Sterberegister Freudental 1830-1933 (Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart, J 386 Bü 634 [RSA J 928]), S. 61f.

Hinweis

Die Abkürzungszeichen wurden nach heutigen Konventionen gesetzt. Die Übersetzung wurde an die in epidat übliche Übersetzung angepasst.

Edition

Für epidat bearbeitet von Nathanja Hüttenmeister und Anna Martin

Fotografie

Alexander Schrott, Ludwig Bez, Gerhard Feuerstein (PKC Freudental)

Förderer

Mit großzügiger finanzieller Unterstützung der

Stiftung Kunst, Kultur und Bildung der Kreissparkasse Ludwigsburg

der Wüstenrot Stiftung

und der Berthold Leibinger Stiftung.

Publikationen

Bez, Ludwig; Goren, Haim; Antmann, Situtunga Michal und Gräf, Ulrich: Der jüdische Friedhof in Freudental, hrsg. vom Pädagogisch-Kulturellen Centrums Freudental, Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart, 1996

Zitation der digitalen Edition

Digitale Edition - Jüdischer Friedhof Freudental, Neuer Friedhof (1811-1946 / 436 Einträge)
URL: http://www.steinheim-institut.de/cgi-bin/epidat?id=fre

 

Steinheim-Institut
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