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Preußisch Oldendorf 59 Inschriften (1741/42-1984)

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ID pro-41
Lizenz Creative Commons Attribution-BY 4.0 International Licence [CC BY]
Zitation Digitale Edition ─ Jüdischer Friedhof Preußisch Oldendorf, pro-41: http://steinheim-institut.de/cgi-bin/epidat?pro-41

Name


Awraham Meir (Meyer Levi) [21.06.1742]                

Diplomatische Transkription und Übersetzung

‎‏פ״נ‏‎ Hier ist begraben
‎‏איש הישר‏‎ ein Mann, der Aufrechte
‎‏בנדיבים אשר‏‎ inmitten der Wohltäter, der
‎‏הלך בדרך טובים‏‎ ging ›den Weg der Guten‹,
‎‏צדיק וישר מכל מצות‏‎ 5 ›gerecht und aufrecht‹, von allen Geboten
‎‏ה׳ כל מעשיו היה לש״ש‏‎ des Ewigen, all seine Werke waren um des Himmels willen,
‎‏ה״ה ח״ר אברהם מאיר‏‎ es ist der toragelehrte Herr Awraham Meir,
‎‏ז״ל מא״ד נפטר בש״ט‏‎ sein Andenken zum Segen, aus Oldendorf, verschieden ›mit gutem Namen‹
‎‏יום ה׳ י״ט סיון תק״ב‏‎ Tag 5, 19. Sivan 502
‎‏לפ״ק תנצב״ה‏‎ 10 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens

 

 Zl 4: Spr 2,20  Zl 5: Dtn 32,4  Zl 8: bBer 17a

Kommentar

Datierung Gestorben Donnerstag, 21.06.1742
Zln 5-6: Hier müsste entweder ‎‏בכל‏‎ / "in allen Geboten" stehen, oder der Satz fortgesetzt werden mit ‎‏לא סר‏‎ / "wich er nicht ab".
Namenskunde Es ist auffallend, dass hier kein Vatersname angegeben ist. Wenn die Identifizierung von Awraham Meir mit Meyer Levi zutreffend ist (s.u.), handelt es sich bei "Awraham Meir" um einen Doppelnamen, wobei der zweite Name, Meir, in den nichtjüdischen Quellen als Rufname Meyer erscheint. Meyer Levi gehörte einer kohanitischen Familie an, wie auch aus der Abkürzung nach dem Vatersnamen auf dem Grabstein des Sohnes zu ersehen ist: Jehoschua ben Meir KaZ für Kohen Zedek, "gerechter Priester". Eine Levitenfamilie gab es in Oldendorf nicht. Das "Levi" deutet in diesem Falle nicht auf levitische Herkunft, sondern gibt den Vatersnamen an, der vermutlich Jehuda gelautet hat: Der biblische Jehuda, Stammvater des gleichnamigen israelitischen Stammes, wurde in dem Segen seines Vaters Jakob mit einem reissenden Löwen verglichen (Genesis 49,9). Darauf geht die Parallelität der Namen Jehuda, Arje (hebr. für "Löwe") und dem deutschen Löb/Löw zurück, das wiederum zu "Levi" werden konnte. Ungewöhnlich bleibt jedoch, dass hier bei Awraham Meir die Abstammung aus dem Priestergeschlecht weder in der Inschrift noch als Symbol auf dem Grabstein Erwähnung findet, ist sie doch ein integraler Bestandteil des jüdischen Namens.
Abkürzung Die Abkürzung ‎‏מא״ד‏‎, etwa "aus O"D", wurde mit "aus Oldendorf" aufgelöst.

Beschreibung

Beschreibung Dieses Grabmal und das nebenstehende, Nr. pro-0040, stehen in einer gemeinsamen Grabeinfassung, was eine verwandtschaftliche Beziehung vermuten lässt - vorausgesetzt, es handelt sich um die originale Aufstellung der Steine.
Schrift erhaben

Zur Person

Awraham Meir ist vermutlich identisch mit Meyer Levi, einem Bruder des Oldendorfer Vorstehers Heinemann Levi, bei dem er 1706, aus seinem Geburtsort Mayen bei Koblenz kommend, als "Junge" in Holzhausen und ab 1716 in Oldendorf lebte. Eine erste Ehe schloss er 1717/18 mit Maria Gerson, einer Tochter des Gerson Joel aus der Berliner Hoffaktorenfamilie Wulff, der zwischen 1666 und 1673 einen Schutzbrief vom brandenburgischen Kurfürsten erhalten und sich in Oldendorf niedergelassen hatte. Marias Schwester Edel war ebenfalls in Oldendorf verheiratet. Nach Marias Tod ehelichte Meyer Levi Brendel Philipp. Diese ging nach seinem Tod 1743 eine zweite Ehe ein mit (Jacob) Levi Heinemann, einem Neffen ihres verstorbenen ersten Gatten und Schwestersohn des Vorstehers Heinemann Levi. Jacob Levi Heinemann hatte zuvor 17 Jahre lang in Diensten des Salomon Isaac zu Oldendorf, Vorsteher der Ravensbergischen Judenschaft, gestanden. Durch diese Heirat konnte er die Wohnstätte (Nr. 45) des Meyer Levi übernehmen, er blieb jedoch zunächst Extraordinarius und konnte nicht in das Schutzprivileg von Meyer Levi eintreten, da dieser (wohl aus seiner ersten Ehe) lebende, aber noch unmündige erbfähige Söhne hatte.
Vermutlich handelt es sich bei einem dieser Söhne um Jehoschua KaZ, das ist Josua Meyer, der 1754 in der Grafschaft Rietberg Schutz erhielt, eine Frau namens Vogel heiratete und sich in Neuenkirchen niederließ, während seine Schwester Ester in Oldendorf blieb und Philipp Hertz heiratete.

Zur Familie

Schwägerin (Schwester der 1. Gattin): Edel bat Gerson, Gattin des Awraham (Grabstein Nr. pro-0036)
Tochter aus 1.? Ehe: Ester bat Meir (Grabstein Nr. pro-0015)
2. Gattin: Brendele, Gattin (in 2. Ehe) des Löb KaZ (Grabstein Nr. pro-0024)
Sohn: Jehoschua ben Meir KaZ, Jüdischer Friedhof Rietberg-Neuenkirchen, Grabstein Nr. 2

Quellen / Sekundärliteratur

Dieter Besserer: Jüdisches Leben in der Stadt Preußisch Oldendorf, Preußisch Oldendorf 2014, S. 94-99.
Michael Brocke und Martina Strehlen: "Der jüdische Friedhof in Rietberg-Neuenkirchen", in: Die Juden der Grafschaft Rietberg. Beiträge zur Synagogengemeinde Neuenkirchen, hrsg. vom Heimatverein Neuenkirchen und der Stadt Rietberg, Rietberg 1997, S. 107-277, hier S. 117f.: Grabstein des Jehoschua, Sohn des Meir KaZ.
Hans-Joachim Karrasch: Der jüdische Friedhof Preußisch Oldendorf, Juli 2000, S. 42.

Fotografien

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Dieter Besserer, Preußisch Oldendorf

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Zitation der Inschrift

Digitale Edition ─ Jüdischer Friedhof Preußisch Oldendorf, pro-41
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(letzte Änderungen - 2015-08-31 10:02)

 

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