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Zu den Synagogen im
Kreis "Südliche Weinstraße" und Stadtkreis Landau
Edesheim (VG Edenkoben,
Kreis Südliche Weinstraße)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Edesheim bestand eine jüdische Gemeinde bis Anfang der 1930er-Jahre. Ihre
Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. In der 2.
Hälfte des 18. Jahrhunderts lebten drei bis vier jüdische Familien am Ort
(1775 vier, 1777 und 1785 jeweils drei).
In der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts nahm die Zahl der jüdischen Einwohner zu: 1801 17
jüdische Einwohner (1,2 % der Gesamteinwohnerschaft), 1804 16, 1808 30 (1,9 %),
1823 41 bis
zur Höchstzahl von 1848 und 1875 mit jeweils 67 jüdischen Gemeindegliedern.
Danach ging die Zahl durch Aus- und Abwanderung zurück (1893 59 in elf Familien,
1897 47 in elf Familien, 1899 41 in 12 Haushaltungen, 1900 53, 1932 sieben).
1809/10 werden die folgenden jüdischen Haushaltsvorstände in Edesheim
genannt: Abraham Machol (Händler), Jacob Michael (Metzger), Alexander Michael
(Metzger) und Salomon Michael (Metzger).
An Einrichtungen hatte die Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
Religionsschule (israelitische Volksschule) und ein rituelles Bad. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der
Gemeinde war zeitweise ein jüdischer Lehrer angestellt, der zugleich als
Vorbeter und Schochet tätig war. Von den Lehrern werden genannt: um 1893 Lehrer
J. Possenheimer (oder Possenauer?, unterrichtete an der jüdischen Volksschule in
diesem Jahr 11 Kinder), um 1898 D. Martin (unterrichtete in diesem Jahr noch
sieben Kinder, 1899 noch fünf Kinder), um 1903 David
Rosenwald, 1908 bis 1913 David Martin, Lehrer Nußbaum (1913). Als Synagogendiener wird um 1893 J. Tausig (Edenkoben) genannt. Die Toten der Gemeinde wurden im
jüdischen Friedhof in Essingen beigesetzt. Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Landau.
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1893 M. Michel, S. Samson, S.
Levy, um 1898/1901 E. Grünewald, M. Michel, D. Michel.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Emil Michel (geb.
7.9.1883 in Edesheim, gestorben an Folge der Kriegsverletzung
24.4.1919).
Um 1925, als noch 21 Personen zur Jüdischen
Kultusgemeinde Edesheim gehörten (0,9 % von insgesamt etwa 2.400 Einwohnern),
waren die Vorsteher der jüdischen Gemeinde Max Michel, Hugo Levi, Albert
Hoffmann, Karl Samson und Berthold Kayem. Offiziell war die Edesheimer Gemeinde
inzwischen Edenkoben angeschlossen, wohin auch die Steuern der Gemeinde gezahlt
wurden. 1932 gab es keine eigenständige Gemeindestruktur mehr - die hier noch
lebenden acht jüdischen Personen waren der Gemeinde in Edenkoben angeschlossen.
Seit 1933 trafen die nationalsozialistischen antijüdischen Maßnahmen auch die
noch letzten sieben in Edesheim lebenden jüdischen Einwohner. Beim Novemberpogrom 1938 wurden
die beiden von jüdischen Familien bewohnten Häuser verwüstet. 1939 waren noch
fünf jüdische Einwohner am Ort. Zwei von ihnen starben nach der Deportation im
Oktober 1940 nach Gurs, zwei wurden in Auschwitz ermordet.
Von den in
Edesheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):
Simon Isaak (1869), Heinrich Levy (1877), Max Samuel Levy (1858), Sigmund Levy
(1855), Mathilde Machol (1881), Karl (Charles)
Michel (1891), Edith Michel (1928), Ludwig Michel (1887), Sally Michel (1898),
Isidor Eugen Samson (1882),
Karl Samson (1875), Kurt Samson (1925), Emma Schnerb geb. Michel (1874).
Hinweise: 1. es kommt in den angegebenen Listen vereinzelt zur Verwechslungen
zwischen Edesheim und dem bayerischen Ederheim.
2. In einigen Listen wird unter den Umgekommenen der NS-Zeit auch Jakob Wilhelm
Grünewald genannt (geb. 20.12.1905 in Edesheim), doch hat dieser die NS-Zeit
überlebt und starb am 22.8.1958 in der Nervenheilanstalt Landeck (heute
Pfalzklinikum in Klingenmünster). Er wurde auf dem dortigen Klinikfriedhof
beigesetzt.
Berichte
aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Berichte zu den jüdischen Lehrern
Geburtsanzeige für einen Sohn von Lehrer David Rosenwald und seiner Frau (1902)
Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 1. Januar 1903: "Die
glückliche Geburt eines
gesunden Knaben zeigen hocherfreut an.
Lehrer David Rosenwald und Frau.
Edesheim (Pfalz), 28. Dezember 1902." |
Lehrer David Rosenwald referiert bei
der einer Lehrerversammlung (1903)
Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 14. Mai 1903: "Einladung
zu der am 21. Mai 1903, vormittags 10 Uhr
in Speyer in der Dürkheimer Weinstube (Wormser Straße 7) stattfindenden
Jahresversammlung der israelitischen Lehrer und Kantoren der Pfalz.
Tagesordnung: 1. Der Bildungsgang des jüdischen Volkschullehrers in
Bayern.
a) allgemeiner Teil (Lehrer D. Rosenwald - Edesheim).
b) die Verhältnisse in der Pfalz (Lehrer J. Haymann -
Albersweiler).
2. Rechnungsbericht. 3. freie Besprechung. Anträge. 4. Wahl des Ausschusses.
Nach der Konferenz: Gemeinsames Mittagsmahl im gleichen Lokale."
|
Beitrag von David Rosenwald (Edesheim)
über "Das neue bayerische Schuldotationsgesetz und die jüdischen Lehrer in der
Pfalz (1903) sowie Bericht über
die oben in der Einladung genannte Versammlung der "Freien Vereinigung jüdischer
Lehrer und Kantoren der Pfalz" in Speyer (1903)
Anmerkung: da die Artikel keine speziellen Informationen zur jüdischen
Geschichte in Edesheim enthalten, werden sie nicht ausgeschrieben. Bei Interesse
zum Lesen die Textabbildungen anklicken. Bei der Versammlung in Speyer sprach
Rosenwald über den "Bildungsgang des jüdischen Volksschullehrers, unter ganz
besonderer Berücksichtigung der Bildungsanstalten".
Artikel
in "Israelitisches Familienblatt" vom 11. Juni 1903 |
Fortsetzung des Artikels links und Bericht zur Versammlung in Speyer...
|
Bitte von Lehrer David Rosenwald um
Unterstützung für einen verarmten Kultusbeamten (1904)
Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 25. August 1904: "Dringende
Bitte.
Ein achtbarer Kultusbeamter mit sehr zahlreicher Familie ist unverschuldet
in bittere Not geraten. Es ist ihm nicht möglich, seinen ältesten Sohn in
die Lehre zu bringen, da ihm die Mittel zur Reise an den Ort der Lehrstelle
fehlen. Der Unterzeichnete erlaubt sich deshalb, an mildtätige
Glaubensgenossen die Bitte zu richten, durch gütige Spenden dem Mann zu
helfen. Sendungen erbeten an
D. Rosenwald, Lehrer, Edesheim (Pfalz)" |
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Anzeige
in "Israelitisches Familienblatt" vom 8. September 1904: "Dringende Bitte -
zu Rosch Haschana (Neujahrsfest).
Mein Aufruf in Nr. 34 des 'Familienblattes' hatte nur einen schwachen
Erfolg. Ich ersuche deshalb nochmals edeldenkende Glaubensgenossen höflich,
den armen Kultusbeamten unterstützen zu wollen.
Besten Dank für folgende eingegangene Spenden: Lehrer Voß,
St. Ingbert 2.05, Frau M.H.
Bockenheimer, Frankfurt am Main 3 M., Frau H.L.,
Kreuznach 3 M., B. Neumann,
Bischofsheim 3 M., Sally Fränkel, Harzburg 3 Mark.
D. Rosenwald, Lehrer, Edesheim (Pfalz)."
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Anzeige
in "Israelitisches Familienblatt" vom 6. Oktober 1904: "Lesen! Zu Rosch
Haschana (Neujahrsfest).
Für den armen Kultusbeamten sind ferner eingegangen: N.J. und Kinder 1
Dollar, Kurz & Bell, Ruhrort 2 Mark, L.S., N.N., H.B., zusammen 3,55 Mark,
D. Michel, Edesheim 3 Mark. Hierfür besten Dank! Die Sammlung wird
fortgesetzt.
D. Rosenwald, Lehrer, Edesheim (Pfalz)."
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Zum Tod von Hauptlehrer i.R. David Martin (1938 in
Haßloch, war 1908 bis 1913 Lehrer in Edesheim)
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1.Juni 1938: "Am 13. April verschied nach
langem, mit Geduld ertragenem Leiden Hauptlehrer Martin aus Haßloch.
Am 20.9.1875 in Cronheim,
Mittelfranken geboren, hat er nach einjähriger Dienstzeit in Burghaslach
30 Jahre lang in der Pfalz gewirkt. Nachdem er fünf Jahre in Edesheim
und fünf Jahre in Göllheim
verbrachte, hat er die letzten zwanzig Jahre, der ihm liebgewordenen
Gemeinde Haßloch gedient. Von lebensfroher Art und aufrichtiger, stets gründlicher
Gesinnung hat er sich bei allen, die ihn kannten, Verehrung und Liebe
erworben. - Wir betrauern seinen Heimgang und werden ihm ein ehrendes
Andenken bewahren. Sein Andenken sei zum Segen.
Freie Vereinigung israelitischer Lehrer und Kantoren der Pfalz." |
Lehrer Nussbaum (Edesheim)
referiert bei einer Versammlung der "Freien Vereinigung israelitischer Lehrer
und Kantoren der Pfalz" (1913)
Anmerkung: Der Artikel enthält keine spezifischen Informationen zur jüdischen
Geschichte in Edesheim und wird daher nicht abgeschrieben. Bei Interesse bitte
Textabbildungen anklicken.
|
Artikel
in "Israelitisches Familienblatt" vom 1. Mai 1913.
|
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Hinweis auf ein antijüdisch eingestelltes Geschäft in Edesheim (1929)
Bericht
in der Zeitschrift des "Central-Vereins" vom 19. April 1929:
"Berichtigung: Edesheim bei Landau (Pfalz) (und nicht
Edenkoben). Der Inhaber des Gasthauses zu den 'Vier Jahreszeiten',
Valentin Berger (gleichzeitig Draht- und Blechverarbeitungswerk Gebrüder
Berger), ist judenfeindlich." |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Auszeichnung für den
Weltkriegsteilnehmer Berthold Kayem (1915)
Mitteilung in "Israelitisches Familienblatt" vom 2. Dezember 1915: "Edesheim
(Pfalz). Landsturmmann Berthold Kayem, zurzeit beim
Armierungsbataillon Nr. 1, erhielt das Bayerische Militärverdienstkreuz
dritter Klasse." |
Richard Michel wird zum bayerischen
Offizier ernannt (1917)
Mitteilung in "Israelitisches Familienblatt" vom 18. Oktober 1917: "Zum
bayerischen Offizier befördert.
Edesheim (Pfalz). Vizewachtmeister und Offiziersaspirant Richard
Michel, Inhaber des Eisernen Kreuzes zweiter Klasse, Sohn des Herrn Max
Michel." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige der Lebensmittelhandlung
Ludwig Levy in Edesheim (1903)
Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 26. März 1903: "Auf
Pesach!
offeriere prima koscheres Oster-Salatöl per Flasche 1.35 Mark.
Bei Abnahme von 10 Flaschen franko gegen Nachnahme oder Vorhereinsendung des
Betrages.
Ludwig Levy, Edesheim (Pfalz)." |
Todesanzeige für Rosa Kayem geb.
Michel (1935)
Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 28. Februar 1935: "Statt
Karten.
Nach längerer Krankheit wurde uns unsere liebe Mutter, Großmutter und
Urgroßmutter,
Frau Rosa Kayem geb. Michel
im 76. Lebensjahr durch den Tod entrissen.
Auf Wunsch der Entschlafenen fand die Beisetzung in aller Stille statt. Für
erwiesene Teilnahme danken wir herzlichst.
Familien Kayem, Weil und Kahn.
Edesheim, Landau,
Emmendingen,
Basel, den 22. Februar 1935." |
Zu einzelnen Personen
aus der jüdischen Gemeinde
Hinweis
auf Alfred Machol: Alfred Machol
ist am 24. Januar 1875 in Edesheim als Sohn eines jüdischen Weinhändlers
geboren. Er studierte Medizin in Freiburg, München, Berlin und Straßburg. Von
1901 bis 1907 war er als Assistenzarzt in Breslau, seit 1907 als Arzt an der
Chirurgischen Universitätsklink in Bonn tätig, wo er habilitierte (1911 ao.
Professor). Seit 1914 war er Ärztlicher Direktor des Städtischen Krankenhauses
in Erfurt und Leiter der Chirurgischen Abteilung. Er ist zwar zur evangelischen
Konfession übergetreten, doch geriet er seit 1933 unter entwürdigenden Druck der
Nationalsozialisten, sodass er unter diesem Druck selbst sein
Pensionierungsgesuch einreichte. 1937 starb er in Naumburg. Weitere
Informationen siehe
https://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Machol. Von hier auch das Foto des
Denkmales in Erfurt.
Zur Geschichte der Synagoge
Eine Synagoge wird erstmals 1815 genannt. Dabei handelte es sich um
eine im Obergeschoss eines Mühlengebäudes eingerichtete Betstube, die
bis 1830 genutzt wurde. Nachdem die Zahl der jüdischen Gemeindeglieder
kräftig zugenommen hatte, kaufte die jüdische Gemeinde ein Haus in der
heutigen Luitpoldstraße 22. Dieses wurde zur Synagoge mit Schule und
Lehrerwohnung umgebaut. Wann eine Einweihung stattfand, ist nicht bekannt.
Die Gemeinde war streng orthodox geprägt. Mitte der 1850er-Jahre drohte der
Synagoge und dem jüdischen Gemeindeleben in Edesheim das Aus. Der damalige
Landauer Bezirksrabbiner Dr. Grünebaum wollte Reformen in der Struktur seiner
Gemeinden mit Hilfe neuer Regelungen durchführen. Alle Gemeinden unter 15
Familien sollten aufgelöst beziehungsweise mit benachbarten Gemeinden zusammen
gelegt werden. Diese Bestimmung traf die Edesheimer Gemeinde mit ihren
"nur" 14 jüdischen Familien. Sie sollte der (allerdings liberal
geprägten) Gemeinde in Edenkoben angeschlossen werden. Die Synagoge Edesheim
wurde geschlossen; der jüdische Lehrer nach Kirrweiler versetzt. Über die
Vorkommnisse informierte die Zeitschrift "Jeschurun" 1855:
Artikel
in der Zeitschrift "Jeschurun" Ausgabe Mai 1855:
"Die Gemeinde Edesheim zählt 14 Familien, besitzt eine Synagoge mit 4
Gesetzrollen, in welcher bis jetzt der Gottesdienst am Sabbat wie an den
Wochentagen ohne Unterbrechung stattgefunden. Sie hatte auch bisher einen
Lehrer, der zugleich das Vorsänger- und Schächter-Amt versah und dessen
Einkommen sich auf 300 Gulden belief. Seit einigen Monaten ist die Synagoge
geschlossen, der Lehrer, Vorsänger und Schächter fortgewiesen, und so die
Gemeinde aller Anstalten beraubt, deren sie für die Erfüllung ihrer
religiösen Pflichten bedarf. Und durch wen? Durch denselben Mann, dessen
Fürsorge die Gemeinde mit ihren religiösen Anstalten überwiesen ist! Der
Rabbiner zu Landau, zu dessen Sprengel die Gemeinde gehört, huldigt der neuen
Richtung, die Gemeinde ist noch streng religiös, daher entstand eine
Missstimmung, die dem Herrn Rabbiner in der bestimmten Weise empfindlich wurde,
in deren Entgeltung er nun diese Spolation über die Gemeinde verhängte. Die
Synagoge ward auf seinen Befehl geschlossen, die Gemeinde zur Synagoge
Edenkoben
gewiesen, und soll die Kosten des dortigen Kultus mittragen, wo die neuere
Richtung bereits durch Orgel und Gebetabänderung Boden gefunden; der Lehrer,
Vorsänger und Schächter aber bei Strafe der Ausweisung und der Kabala-Entziehung nach
Kirrweiler versetzt.
Vorerst besuchen diese Leute, bis die Behörde ihnen wieder zu ihrem Recht
verholfen, wozu die nötigen Schritte bereits eingeleitet sind, die Synagogen zu
Venningen und
Böchingen, ungeachtet sie zu diesen Orten mehr als doppelt so weit
haben, als zu dem ihnen zugewiesenen Edenkoben, dessen Synagoge zu besuchen ihr
Gewissen ihnen verbietet.
Welche Motive aber den Herrn Rabbinen bei dieser seelsorgerischen Fürsorge für
die Kultusangelegenheiten seiner Gemeinden geleitet haben mögen, dürfen Sie
aus der gleichen Fürsorge für die Schulangelegenheiten seines Sprengels
entnehmen. Etwa 4.000 Seelen sind seiner Obhut anvertraut und ungefähr 40
Schulen unterstehen seiner Inspektion. Jede Inspektion wird mit 5 Gulden
gratifiziert, jedoch nur dann, wenn die Schule mindestens zehn Schüler zählt.
Schulen unter 10 Schülern müssen gratis inspiziert werden. Der Herr Rabbiner
hat nun angeordnet, dass alle Schulen unter 10 Schülern aufgehoben werden soll,
so kleine Gemeinden also keinen Lehrer für ihre Kinder halten dürften!
damit - so wird bei uns mit Synagoge und Schule - gespielt. |
Der Artikel in der Zeitschrift "Jeschurun" löste
größte Verärgerung in den Kreisen derjenigen aus, denen die Reformen um der
Zukunft des Judentums wichtig waren, da mehrere Artikel in der "Allgemeinen
Zeitung des Judentums" in den folgenden Wochen auf den Streit um Edesheim
eingingen (mehrseitiger Artikel in der Ausgabe vom 2. Juli 1855, Artikel von
Rabbiner Dr. Grünebaum am 30. Juli 1855).
Der Streit um die Auflösung der Edesheimer Gemeinde endete damit, dass die
jüdischen Familien der Gemeinde auch weiterhin in ihrer Synagoge zu Gebet und
Gottesdienst zusammen kommen konnten. Auch die Religionsschule konnte
weitergeführt werden. Erst nach der Jahrhundertwende wurde sie auf Grund der zu
geringen Schülerzahl geschlossen (1910). Gottesdienste wurden bis Ende der
1920er-Jahre nur noch gelegentlich gefeiert, da die notwendige Zehnzahl der
jüdischen Männer immer schwerer zustande kam. Überwiegend ging man bereits um
1925 nach Edenkoben in die dortige Synagoge. 1931 wurde die Synagoge geschlossen
und an einen nichtjüdischen Händler verkauft. Dadurch geschah dem Gebäude
beim Novemberpogrom 1938 nichts. Das Gebäude wurde in den folgenden
Jahren zweimal umgebaut. Die hebräische Portalinschrift wurde entfernt.
Äußerlich sind bis heute die Rundbogenfenster des Betsaales im oberen
Stockwerk erhalten. Die Flachbogenfenster des Erdgeschosses gehörten zur
Wohnung des Lehrers beziehungsweise zur Religionsschule.
Adresse/Standort der Synagoge:
| Betstube bis 1830: Staatsstraße 36 |
| Synagoge ab 1830:
Luitpoldstraße 22
|
Fotos
Betstube und Synagoge
(Fotos von 2013: Michael Ohmsen;
vgl. Fotoseiten
von M. Ohmsen zu Edesheim) |
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|
Das Gebäude, in dem sich bis
1830
die Betstube befand |
Gebäude der
ehemaligen Synagoge ab 1830 |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Alfred Hans Kuby (Hrsg.): Pfälzisches Judentum
gestern und heute. Beiträge zur Regionalgeschichte des 19. und 20.
Jahrhunderts. 1992. |
| Otmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter
besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005.
S. 64. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 143 (mit weiteren Literaturangaben).
|
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