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"Synagogen im Donnersbergkreis"
Göllheim mit
Dreisen (VG Göllheim,
Donnersbergkreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Göllheim lebten Juden möglicherweise bereits im Mittelalter.
Am Ende des 17. Jahrhundert war eine jüdische Gemeinde in
Göllheim vorhanden. Der Ort
wird 1698 genannt in einer Liste von jüdischen Gemeinden, die der
Mannheimer Gemeinde nach dem Brand von 1689 eine größere Kollekte hatten
zukommen lassen:
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August 1891: "Worms.
Herr Dr. Mayer in Zweibrücken, welcher kürzlich unter dem Bücherschatze
des Herrn Moses Mannheimer dahier ein altes Pentateuch-Exemplar entdeckt,
gibt in einer Veröffentlichung in der Wormser Zeitung über den 'Brand
der Wormser Synagoge im Jahre 1689' Kunde von einem anderen interessante
Buche, welches er unter den Büchern desselben Herrn Mannheimer gefunden
hat. Es ist dies ein alten Kollektenbüchlein aus dem Jahre 1698. Es
finden sich darin die Spenden verzeichnet, welche die von der hiesigen
jüdischen Gemeinden ausgeschickten Sendboten bei den benachbarten und
entfernteren jüdischen Gemeinden eingezogen haben. Die Spenden waren
bestimmt für den Wiederaufbau der durch den Brand 1689 teilweise
zerstörten Synagoge und für die übrigen Gemeindegebäude, sowie auch
für die niedergebrannte Judengasse überhaupt. An der Spitze der
spendenden Gemeinden befindet sich die auch damals schon durch großartige
Wohltätigkeit sich auszeichnende jüdische Gemeinde in Frankfurt a.M.
Dieselbe zeichnete nämlich den für damalige Zeiten beträchtlichen
Zuschuss von 1600 Gulden. Von anderen Gemeinden seien erwähnt: Grünstadt,
Eisenberg, Kerzenheim, Göllheim,
Homburg, Metz,
Neuwied und eine Reihe anderer Gemeinden an der Mosel und am Rheine. An
der Spitze der spendenden bayerischen Gemeinden steht Fürth mit einem
Beitrage von 300 Gulden in einem Wechsel auf Frankfurt. |
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in das 18.
Jahrhundert zurück: 1798 wurden 21 jüdische Einwohner gezählt.
Im
19.
Jahrhundert nahm die Zahl jüdischer Personen am Ort bis um 1850 zu: 1801 35
jüdische Einwohner (4,2 % der Gesamteinwohnerschaft), 1808 30 (23,2 %), 1825 56
(in zehn Familien, 4,3 %), 835 89, 1850 112 in 21 Familien 112; danach ging die Zahl durch Aus- und Abwanderung zurück:
1875 81 jüdische Einwohner, 1900 56.
1809/10 waren die jüdischen Haushaltsvorstände in Göllheim: Isaac Löb (Händler),
Leopold Löb (Metzger), Isaac Marx, Gabriel Strauß (Metzger) und Isaac Strauß
(Metzger).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
jüdische Schule (im 19. Jahrhundert zeitweise Elementarschule in eigenem
israelitischem Schulhaus mit Lehrerwohnung), ein rituelles Bad und einen Friedhof. Zur
Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt
(zeitweise Elementarlehrer), der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war
(vgl. Ausschreibungen der Stelle unten). Unter den Lehrern sind Josef Moses
(Lehrer von 1875 bis 1886) sowie Lazarus Levi bekannt,
der ab 1896 Lehrer und Kantor in Frankenthal
war. Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Kaiserslautern.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Leo Straus (geb.
18.1.1882 in Göllheim, gef. 4.7.1915).
Um 1925 zählte die jüdische Gemeinde noch 22 Gemeindeglieder (1,4 % der Gesamteinwohnerschaft von ca. 1.600
Personen). Inzwischen waren auch die in Kerzenheim
(7), Biedesheim (2) und Dreisen (7)
lebenden jüdischen Personen der Göllheimer Gemeinde zugeteilt worden. Damals
bildeten den Gemeindevorstand die Herren H. Strauß, Hermann Sonnheim und Samuel
Samuel (Kerzenheim). Den Religionsunterricht hielten Lehrer aus Nachbargemeinden;
ein eigener Lehrer war schon einige Jahre nicht mehr in Göllheim. 1932 gehörten dem Gemeindevorstand an: Hermann Sonnheim,
Hermann Mayer (Dreisen) und Eugen Strauß.
Von den in Göllheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Hermine Baum geb. Loeb
(1879), Emma Bukofzer geb. Scheuer (1890), Markus Friedmann (1878), Amalie Haas
geb. Straus (1874), Mathilde Josef geb. Straus (1874), Pauline (Paula) Levy geb.
Straus
(1870), Hermann Löb (1882), Anna Martin (1904), Ella Marx geb. Straus (1881),
Heinrich Mayer (1919), Friederika Rauner geb. Straus (1872), Regina Stern geb.
Straus (1862), Albert Straus (1885), Hans Straus (1925), Paula Straus
(1892), Siegfried Straus (1889), Karoline Tateur (1874), Klara Wertheimer geb.
Straus (1881), Rosalie (Rosa) Wertheimer geb. Straus (1884).
Aus Dreisen sind umgekommen. Hermann Mayer (1879), Karolina Mayer geb.
Goldschmidt (1878), Siegmund Mayer (1907), Elisabeth Storm geb. Goldschmidt
(1871).
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1860 / 1872
/ 1886 / 1893 / 1901
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. Oktober 1860:
"Göllheim in der bayerischen Pfalz. Schuldiensterledigung.
Die hiesige israelitische Elementar-Lehrerstelle, mit welcher der Vorbeter
und Schächterdienst verbunden ist, wurde vakant und wird behufs
Wiederbesetzung ausgeschrieben. Der Gehalt fragliche Stelle ist
fassioniert:
a) Baarbezüge: I. Aus der Kultuskasse: 1) Baargebot 150 Gulden. 2)
Synagogengefälle 20 Gulden; II. Aus einer Stiftung 3 Gulden. III.
Aus der Gemeindekasse 50 Gulden.
b) Nebengefälle: Kasualien, als Ergebnis des Schächtens, angenommen
zu 77 Gulden.
Summa: 300 Gulden.
Außerdem hat der Lehrer freie Wohnung im israelitischen Schulhause.
Es wird bemerkt, dass dem anzustellenden Lehrer in hiesiger Gemeinde
vielfach Gelegenheit gegeben ist, durch Erteilung von Privat-Unterricht
ersprießliche Nebenverdienste machen zu können. - Gut qualifizierte
Bewerber, welche musikalische gebildet und imstande sind, den in der
Synagoge bestehenden Chorgesang zu leiten, wollen ihre Gesuche mit den
erforderlichen Belegen innerhalb 3 Wochen à Dato bei Unterzeichnetem
persönlich einreichen.
Göllheim, den 26. September 1860. Der Vorstand B. Felsenthal." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juni 1872:
"Schulverweserdiensterledigung. Die israelitische Schulverweserstelle
zu Göllheim, Bezirksamt Kirchheimbolanden (bayr. Rheinpfalz), ist zur
Bewerbung ausgeschrieben. Der mit dieser Stelle verbundene Gehalt besteht
aus folgenden Bezügen als: a) Elementarlehrer 50 Gulden, b) Vorbeter 100
Gulden c) aus der politischen Gemeindekasse 100 Gulden, d) aus einer
Stiftung 3 Gulden, e) für Synagogengefälle 20 Gulden f) Anschlag der
Kasualien als Ergebnisse des Schächters 77 Gulden, g) Anschlag der
Wohnung 10 Gulden. Summa 360 Gulden. Außerdem ist Gelegenheit geboten,
den Gehalt um ein Erkleckliches zu erhöhen. Bewerber um diese Stelle
werden eingeladen, ihre Gesuche und Zeugnisse binnen 3 Wochen hierorts
persönlich einzureichen.
Göllheim, 4. Juni 1872. Der Synagogenausschuss:
S. Marx, A. Freiberg." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Oktober 1886
nach dem Tod von Lehrer Josef Moses (siehe unten):
"Wiederbesetzung der israelitischen Elementar-Lehrerstelle zu Göllheim,
bayrischen Rheinpfalz.
Durch das Ableben des Lehrers Moses ist die israelitische
Lehrerstelle in Erledigung gekommen und wird dieselbe mit einem
Meldungstermine bis den 28. laufenden Monats mit folgenden Gehaltsbezügen
zur Bewerbung für seminaristisch gebildete Lehrer ausgeschrieben: 1) aus
der Gemeindekasse M. 342.86. 2) aus der Kultuskasse: Beitrag zum
Lehrergehalt Mark 257.14. b) Gehalt als Vorbeter Mark
145.86. 3) aus Stiftungen Mark 5.14. 4)
Staatszuschuss Mark 180.- 5) Beitrag zum Pensionsfond und zur
Witwenkasse Mark 48.-. Zusammen: Mark 979.-
Außerdem hat der Lehrer freie Wohnung im israelitischen Schulhause. Mit
dieser Stelle ist der Vorbeter und Schächterdienst verbunden.
Persönliche Meldung und eine Probe im Vorbeterdienst wird gewünscht.
Göllheim, 17. Oktober 1886. Der Kultusvorstand A. Freiberg." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Dezember 1893: Wiederbesetzung
der israelitischen Elementar-Lehrerstelle zu Göllheim, Bayrische
Rheinpfalz. Die hiesige israelitische Lehrerstelle wird mit einem
Meldungstermin bis zum 7. Januar 1894 zur Bewerbung für seminaristisch
gebildete Lehrer ausgeschrieben. 1) Aus der Gemeindekasse Mark
342.86. 2) Aus der Kultuskasse a. Beitrage zum
Lehrergehalte Mark 257,14. b) Gehalt als Vorbeter Mark
145.86. 3) Aus Stiftungen Mark 5.14. 4)
Staatszuschuss Mark 180.00 5) Beitrag zum Pensionsfond und zur
Witwenkasse Mark 48.--. Zusammen: Mark 989.
Außerdem hat der Lehrer freie Wohnung im israelitischen Schulhause. Mit
dieser Stelle ist der Vorbeter- und Schächterdienst verbunden. Aussicht
für großen Nebenverdienst ist vorhanden. Persönliche Vorstellung wird
gewünscht.
Göllheim, 20. Dezember 1893. Der Kultus-Vorstand. A. Freiberg." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
31. Oktober 1901: "Schuldiensterledigung.
Die israelitische Lehrerstelle dahier ist erledigt und wird mit einem
Meldungstermin bis zum 17. November laufenden Jahres zur Bewerbung
ausgeschrieben.
Gehaltsbezüge: 1. Freie Wohnung im Schulhause. 2. Aus der
Gemeindekasse 342 Mk. 86 Pfg. 3. Aus der Kultuskasse 257
Mk. 14 Pfg. 4. Staatszuschuss 180 Mk. - Pfg. 5.
Kreisaufbesserungszuschuss 70 Mk. - Pfg. Summa 850 Mk. -
Pfg.
Außerdem bezieht der Lehrer jährlich eine persönliche Teuerungszulage
von 145 Mk. 86 Pfg. aus der Kultuskasse. Der Lehrer hat den Vorbeterdienst
zu versehen und bleibt der hierfür festgesetzte Gehalt mit 30 Mk. sowie
das Einkommen des Schächterdienstes (ca. 150 Mk.) außer Ansatz.
Die Beiträge zur Pensionsfond- und zur Witwekasse werden aus der
Kultuskasse bezahlt. Persönliche Vorstellung erwünscht.
Göllheim, den 25. Oktober 1901. Der Vorstand des
Synagogen-Ausschusses: L. Friedmann."
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Anmerkung: ab 1875 war Josef Moses Lehrer in Göllheim. Er ist
geboren am 10. Dezember 1826 in Rodalben als
Sohn des Jacob Moses und der Johanetta geb. Lion. Josef Moses war verheiratet
mit Amalie geb. Haas (geb. 1837 in
Oberhausen/Wallhalben als Tochter von Jakob Haas und der Karolina geb.
Katz). Josef Moses war zunächst Lehrer in
Oberhausen, danach um 1859 bis 1862 in
Herchweiler, ab 1862 Schuldienstexpektant in
Gommersheim, ab 1865 Schulverweser an der
israelitischen Elementarschule in
Schwegenheim, ab 1875 Lehrer in Göllheim, wo er vor dem 24. Oktober
1886 verstarb.
Zum Tod von Hauptlehrer i.R. David Martin (1938 in
Haßloch, 1913 bis 1918 Lehrer in Göllheim)
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1.Juni 1938: "Am 13. April verschied nach
langem, mit Geduld ertragenem Leiden Hauptlehrer Martin aus Haßloch.
Am 20.9.1875 in Cronheim,
Mittelfranken geboren, hat er nach einjähriger Dienstzeit in Burghaslach
30 Jahre lang in der Pfalz gewirkt. Nachdem er fünf Jahre in Edesheim
und fünf Jahre in Göllheim verbrachte, hat er die letzten zwanzig
Jahre, der ihm liebgewordenen Gemeinde Haßloch gedient. Von lebensfroher
Art und aufrichtiger, stets gründlicher Gesinnung hat er sich bei allen,
die ihn kannten, Verehrung und Liebe erworben. - Wir betrauern seinen
Heimgang und werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Sein Andenken sei
zum Segen.
Freie Vereinigung israelitischer Lehrer und Kantoren der Pfalz." |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Hinweis zu Kantor und Lehrer Emil Straus (geb. 1899 in
Göllheim, gest. 1985 in Nizza)
Emil Straus (geb. 7. September 1899 in Göllheim
als Sohn des Händlers August Straus (gest. 1918) und der Johanna geb. Löb
(gest. 1922), gest. 1985 in Nizza) studierte an der
Israelitischen Lehrerbildungsanstalt in Würzburg und am Konservatorium
in Mannheim; zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn 1919/20 für einige Monate Kantor der Israelitischen Kultusgemeinde
Frankenthal. Er zog am 5. Juli 1920 von Frankenthal nach
Grünstadt, wo er von 1920 bis 1923 am
humanistischen Progymnasium als Lehrer tätig war. Er heiratete in Grünstadt Hilde geb. Nahm
(geb. 28. August 1902 in Grünstadt), trat 1934 zum katholischen Glauben über,
emigrierte 1935 nach Frankfurt. Wurde nach dem
Zweiten Weltkrieg (1947 bis 1951) Kultusminister des Saarlandes, 1952 bis
1955 Gesandter des Saarlandes in Paris. Verbrachte seinen Ruhestand in
Nizza.
Weitere Informationen siehe Wikipedia-Artikel
"Emil Straus" sowie http://www.saarland-biografien.de/frontend/php/ergebnis_detail.php?id=1401
(Quelle des Fotos: Ministerium für Bildung und Kultur des Saarlandes,
Saarbrücken; erhalten über Paul Theobald) |
Zu der in Göllheim geborenen Emma
Bukofzer geb. Scheuer (geb. 1890 in Göllheim)
Anmerkung: Emma Bukofzer geb. Scheuer ist am 16. April 1890 in Göllheim
geboren
https://www.geni.com/people/Emma-Bukofzer/6000000043932035858. Sie stammte
aus Wien; wieso sie in Göllheim geboren ist bzw. wer ihre Eltern waren,
ist nicht bekannt. Sie was als Damenschneiderin tätig und heiratete 1934 den
Witwer Jakob Bukofzer (geb. 4. März 1886 in Schönau Krs Schwetz, heute Polen).
Jakob und Emma Bukofzer lebten in den 1930er-Jahren in
Apolda, wo sie einen "Salon für elegante
Damenschneiderei" eröffnete (Anzeige unten). Beide wurden im Oktober 1942 in das
KZ Majdanek deportiert und ermordet. Für beide liegen in Apolda "Stolpersteine"
in der Bahnhofstraße 53
https://dewiki.de/Lexikon/Liste_der_Stolpersteine_in_Apolda.
Rechts: Anzeige von
Emma Bukofzer im
"Apoldaer Tageblatt" vom 16. Juni 1934 |
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Rechts: Jakob
Bukofzer
(1886-1932) |
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Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige von Hermann Mayer in Dreisen (1926)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. April 1926: "Lehrling
für Konditorei. Suche für meinen Sohn, 19 Jahre alt, gelernter
Bäcker, betr. weiterer Ausbildung eine Lehrstelle in einer Konditorei.
Bedingung ist Schabbat und Jomtof (Feiertag) frei. Ia Referenzen stehen
zur Verfügung.
Offerten an Hermann Mayer, Dreisen i. Pfalz" |
Zur Geschichte des Betsaal/der Synagoge
Am Ende des 18. Jahrhunderts war bereits eine Synagoge vorhanden, die
sich im Besitz eines Gemeindemitglieds befand und von diesem der Gemeinde
kostenlos zur Verfügung gestellt wurde. Allerdings befand sich das Gebäude
1824 in baufälligem Zustand, sodass sich die Gemeinde intensiv um einen Neubau
bemühte. Aus finanziellen Gründen konnte jedoch erst 1837 ein Wohnhaus
mit Scheune, Stall und Hofraum in der Lehrgasse No. 42 erworben werden, um darin
einen Betsaal und ein Schulzimmer einzurichten. Diese Synagoge war als
Provisorium gedacht.
1849 konnte man mit einem Synagogenneubau an anderer
Stelle in der heutigen Berggasse/Ecke Bauchgasse beginnen. Da die eigenen finanziellen
Mittel der wenigen jüdischen Familien dafür nicht ausreichten, wurde für den Bau
zuvor die
Durchführung einer Kollekte bei der Regierung beantragt. Diese wurde im Januar
1849 genehmigt und in den folgenden Wochen in allen jüdischen Gemeinden
Bayerns durchgeführt. Vermutlich alsbald nach Abschluss der Sammlung wurde der
Bau der Synagoge durchgeführt. Zur Genehmigung der Kollekte liegt ein Artikel aus dem
"Intelligenzblatt von Unterfranken..." vor:
Kollekte zum Bau der Synagoge in Göllheim (1849)
Artikel
im "Intelligenzblatt von Unterfranken und Aschaffenburg des Königreichs
Bayern vom 9. Januar 1849: "4. Januar 1849. An sämtliche
Distrikts-Polizeibehörden von Unterfranken und Aschaffenburg.
(Gesuch der israelitischen Kultusgemeinde Göllheim um Bewilligung einer
Kollekte zum Synagogenbau daselbst betreffend).
Im Namen Seiner Majestät des Königs. Seine Majestät der König haben
allergnädigst zu genehmigen geruht, dass für die israelitische
Kultusgemeinde in Göllheim, Landkommissariats Kirchheimbolanden in der
Pfalz, zum Behufe der teilweisen Aufbringung der Kosten für den Neubau einer
Synagoge dortselbst eine Kollekte in den israelitischen Synagogen des
Königreichs veranstaltet werde.
Indem zufolge höchsten Ministerial-Reskripts vom 17. dieses Monats dieses
den sämtlichen Distrikts-Polizeibehörden von Unterfranken und Aschaffenburg
zur Kenntnisnahme und Darnachachtung eröffnet wird, erhalten dieselbe
zugleich den Auftrag, zum Vollzuge dieser Kollekte in ihren Amtsbezirken das
Geeignete zu verfügen und die gesammelten Beträge in Summa binnen 4 Wochen,
behufs weiteren Verfahren, an das Expeditions-Amt der unterfertigten Stelle
einzusenden.
Würzburg, den 28. Dezember 1848. Königliche Regierung von Unterfranken
und Aschaffenburg, Kammer des Innern. Graf Fugger. Mees."
|
Die Einweihung war
vom 19. bis 21. April 1850 und wurde als großes Fest der ganzen Gemeinde
gefeiert: Der Bürgermeister, der protestantischer Pfarrer und eine große
festliche Gesellschaft waren zum Ereignis zusammengekommen.
1912 wurde
die Synagoge umfassend erneuert (siehe Pläne unten). Da die Gemeinde damals auf Grund der
zurückgegangenen Mitgliederzahlen die finanziellen Mittel in Höhe von 3.300
Mark nicht alleine aufbringen konnte, veranstaltete man eine Haussammlung unter
den jüdischen Gemeinden der Pfalz. Bei der Göllheimer Synagoge handelte es
sich um einen rechteckigen Bau mit Sattendach. Im Bereich der Frauenempore
befanden sich zur Straßenseite vier Okuli. Fenster und Portale waren mit
Hufeisenbögen geschmückt, charakteristisch für die maurische bzw.
neuorientalische Synagogenarchitektur.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge
zerstört. 1939 oder 1941 kam das Gebäude in den Besitz der politischen
Gemeinde.
Um 1950 wurde das Synagogengebäude der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz
zurückgegeben, die das Gebäude 1970 wiederum an die Gemeinde Göllheim
verkaufte. Die Gemeinde Göllheim ließ das inzwischen baufällige Gebäude im
Februar 1971 abbrechen. 1979 und 1988 wurden auf dem Grundstücke Gedenksteine
und eine "Mauer der Begegnung" aus Resten der ehemaligen Synagoge
(Fenster- oder Portalbogen sowie ein Rundbogenfenster) aufgestellt.
Adressen/Standorte der Synagogen: Synagoge von 1837 in der
Lebergasse (im 19. Jahrhundert Haus No 42 nach alter Zählung);
Synagoge von 1849/50 in der Berggasse 10 (?) / Ecke Baugasse
4
Fotos / Darstellungen:
(Quelle der historischen Abbildungen und der Pläne: Synagogen in Rheinland-Pfalz s. Lit. S. 167-168)
Die alte Synagoge des
18. Jahrhunderts
(1934) |
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Zu sehen ist das
Rundbogenportal und zwei Rundbogenfenster des Betsaales der Männer;
das
Rundbogenfenster über dem Portal wird zur Frauenempore gehören. Im
hinteren
Gebäudeteil waren vermutlich die Lehrerwohnung und ein
Schulzimmer. |
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Die 1849/50 erbaute Synagoge |
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Pläne vom Umbau 1911/12: Straßenansicht |
Erdgeschoss (Männersynagoge) |
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Die Synagoge wenige Jahre vor
dem
Abbruch (1960er-Jahre?, vgl. Auto
im Hintergrund) |
Längsschnitt |
Querschnitt |
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Erinnerung an jüdische
Einwohner
in Dreisen |
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Drei Zinnteller einer
jüdischen Familie
aus Dreisen im Jüdischen Museum
der Nordpfalz in Winnweiler |
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Blicke in das
frühere jüdische Wohngebiet in Göllheim
(Foto: Michael Ohmsen: Fotoseite
zu Göllheim,
Foto vom Oktober 2011) |
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Straßenschilder
"Judengasse" und
"Lebergasse", die das alte jüdische
Wohnviertel markieren |
Blick in die
"Judengasse" |
Blick in die
Lebergasse, in der sich
die alte Synagoge befand |
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Gedenkstätte für die
Synagoge
(Fotos: Michael Ohmsen:
Fotoseite
zu Göllheim,
Fotos vom Oktober 2011) |
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Die Gedenkstätte
am Synagogenstandort mit Gedenktafel, Hinweistafel
und Abbildung der Synagoge |
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Tafel 6 des "Agenda-Weges
Göllheim"
mit Hinweistafeln zur Geschichte
der jüdischen Gemeinde |
Abbildung
der Synagoge, rechts die Hinweistafel mit dem Text: "Hier stand die
1850 erbaute Synagoge der jüdischen Gemeinde Göllheim,
deren
Inneneinrichtung in der 'Reichskristallnacht' vom 9.(10. November 1938
verwüstet wurde. Wir gedenken unserer jüdischen Mitbürger
und aller
Opfer des Nationalsozialismus in Ehrfurcht." |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Bernhard Kukatzki: Jüdische Kultuseinrichtungen in
der Verbandsgemeinde Göllheim. Synagogen, Friedhöfe und Ritualbäder in
Albisheim, Biedesheim, Bubenheim, Göllheim und Weitersweiler. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit
in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molitor
und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für
politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad
Kreuznach. 8. Jahrgang
Ausgabe 1/1998 Heft Nr. 15. S. 31-37. Online
zugänglich (als pdf-Datei eingestellt). |
| Otmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter
besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005.
S. 77-78 (mit weiteren Literaturangaben). |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 167-169 (mit weiteren Literaturangaben). |
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|