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Zur Übersicht über "Jüdische
Friedhöfe in der Region"
Zur Übersicht über
die Friedhöfe im Elsass
Ettendorf
(Dep. Bas Rhin /Alsace / Unterelsass)
Cimetière juif / Jüdischer Friedhof
Bitte besuchen Sie zum Friedhof auch die Seite
http://cimetiereisraeliteettendorf.fr/
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Ettendorf (interner
Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Der jüdische Friedhof in Ettendorf wurde vermutlich bereits
im 15. Jahrhundert angelegt und wird bis zur Gegenwart belegt. Auf einer Fläche
von etwa 18 ha sind über einen Hang verteilt Tausende von Gräbern vorhanden
und erhalten. Auf dem Friedhof wurden die jüdischen Toten einer weiten Umgebung
beigesetzt. 1875 waren es noch 24 jüdische Gemeinden, die den Friedhof
benutzten.
Aus der Geschichte des Friedhofes
Über eine Beisetzung im jüdischen
Friedhof Ettendorf im Dreißigjährigen Krieg
Anmerkung: zitiert wird aus einem Text von Ascher Sohn des Elieser Levy
(geb. 1599), der in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges in
Reichshoffen lebte und von 1612 bis
1635 über seine Erlebnisse und jene der Umgebung Reichshoffens geschrieben hat.
Der Text ist in hebräischer Sprache verfasst und wurde in der Zeitschrift
"Gegenwart" Ausgaben vom 13.8.1868 und 20..8.1868 wiedergegeben.
Artikel
in der Zeitschrift "Die Gegenwart: israelitische Wochenschrift für
politische, sociale und religiöse Interessen" (erschienen in Prag) vom 27.
August 1868: "Ein Bild von den Grausamkeiten, deren Schauplatz Elsass war,
zu entwerfen, wäre vergebliche Mühe. Dieses Land, bald von den kaiserlichen,
bald von den Schweden besitzt, wurde von beiden Armeen mit Feuer und Schwert
verwüstet. Hören wir weiter, was das Manuskript insbesondere über die Juden
von Reichshoffen und seiner Umgebung berichtet:
'Im Monate Tischri 1628 ergriffen alle die Flucht. Jene, welche die Mittel
dazu besaßen, flüchteten sich in feste Plätze wegen des Einfalles der
Kaiserlichen unter Anführung des Generals Kratz. Wir Juden waren besonders
in der größten Gefahr vorzüglich in Reichshoffen, wo wir uns in Gemäuer
versteckt aufhielten. Niemand wagte auszugehen, aus Furcht vor den Soldaten
gemisshandelt zu werden. Jeden Augenblick schwebten wir in Gefahr, so wie
jene in Niederbrunn,
Oberbraun (verschrieben wohl für
Oberbronn / Oberbrunnen) und anderswo niedergemetzelt zu werden. Ein
Befehlshaber von sehr vornehmer Geburt, befand sich mit 300 Kriegsleuten in
Niederbrunn, niemand wagt
sich zu ihm. Ich machte mir Mut und wagte mein Leben ein wenig um wenigstens
für den Augenblick meine armen, so sehr gequälten und in einer neuen Art
Gefängnis zusammen getränkten Brüder und Schwester zu befreien. Nicht ohne
Schwierigkeit begab ich mich zu ihm, verkaufte ihm einige Goldwaren und es
gelang mir einen Sicherheitsschein für mich und meine Brüder zu bekommen. Da
ich auch weiter in Geschäftsverbindung mit ihm stand, so fand er einst einen
Artikel zu teuer und dieses brachte mich bei ihm in Ungnade und obwohl ich
ihm das Geld zurückstellen und die ihm verkaufte Ware zurücknehmen wollte,
ihm auch eine andere im gleichen Werte zu geben mich anbot, so verweigerte
er es hartnäckig. Er ließ mir nachspüren, befahl mich aufzusuchen und
anzuhalten, kurz ich lebte in größter Lebensgefahr, aber Gott half mir. Mein
armer Vater, der in größtem Elende lebte und den ganzen Körper mit Wunden
bedeckt hatte, kam zu mir am 8. Marcheschwan 1627 und blieb bis zum 17.
Kislev 1628, an welchem Tage er starb. Ich war gezwungen die vorgeschriebene
Reinigung selbst vorzunehmen. Niemand wagte den Körper wegen seiner
eiternden Wunden waschen zu helfen. Trotz der Gefahr bei jedem Schritt von
herumstreichenden Räubern angegriffen zu werden, führte ich die sterbliche
Hülle in Begleitung von zehn Personen auf die Grabstätte in
Ettendorf." |
Aufruf zu einer Kollekte für den israelitischen Begräbnisplatz
(1875)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. März 1875: "Aufruf
zu Gunsten des israelitischen Begräbnisplatzes zu Ettendorf (Unterelsass).
Geliebte Brüder! Unter den aus dem Mittelalter stammenden
ehrwürdigen Denkmäklern des israelitischen Elsass, die unsererseits eine
achtungsvolle Sympathie verdienen, und deren Erhaltung uns teuer sein
sollte, befindet sich unstreitig der Begräbnisplatz zu Ettendorf.
Dieses heilige Stück Land mit seinen oft mehrere hundert Jahren alten Steinen,
die uns an die finstern Zeiten erinnern, in der die über die Erde
zerstreuten Israeliten aus der Gesellschaft gestoßen, der Luft und des
Raumes beraubt, nur da leben und sterben konnten, wo die Intoleranz der
damaligen Gesellschaft es ihnen erlaubt, hat ehemals fast allen
israelitischen Gemeinden des Unter-Elsass zum Ruheplatz gedient und ist
noch jetzt für 24 Gemeinden dieser Gegend, die hier ihre Toten bestatten,
ein gemeinsamer Friedhof.
Hier finden sich die irdischen Überreste vieler berühmten Rabbinen und
anderer durch ihr Wissen und ihre Frömmigkeit ausgezeichneter
Glaubensgenossen, deren Gräber uns teuer sein und durch unsere Sorge von
der Vernichtung der Menschen und der Zeit erhalten werden
sollen.
Um dahin zu gelangen, sind große Reparaturen, die Erwerbung eines neuen
Terrains und eine Mauer um diesen weiten Begräbnisplatz unvermeidlich,
deren Kosten nach einer provisorischen Schätzung ungefähr 40.000 Frs.
erfordern, eine enorme Ausgabe, die die Kräfte und Mittel genannter
Gemeinden übersteigt, da die meisten derselben klein und arm sind und
nicht einmal das genügende Einkommen haben, um den Gehalt eines Chasan,
eines Lehrers, ja selbst um den Unterhalt der Synagoge zu
bestreíten.
In dieser traurigen Lage findet sich die Administration des genannten
Begräbnisplatzes in die Notwendigkeit versetzt, sich an die
israelitischen Gemeinden aller Länder zu wenden, und sie dringend zu
bitten, ihr durch freiwillige Gaben zu Hilfe zu kommen, auf dass die unten
genannte Verwaltung im Stande sei, das von ihr gesteckte Ziel zu
erreichen.
Die Erhaltung dieses Friedhofes ist von allgemeinem Interesse für eine
große Anzahl unserer Glaubensgenossen; viele israeltiische Familien aus
Frankreich, Deutschland, selbst aus Amerika kommen periodisch dahin, um
auf den ehrwürdigen Gräbern ihrer Eltern, deren Gebeine hier ruhen, zu
beten, sowie auf denjenigen frommer und berühmter Männer, deren Andenken
ihnen gleich teuer ist.
Die unterzeichnete Administration dankt zum Voraus allen Denen, die ihren
Aufruf würdigen und welche sich beeilen, ihnen eine entsprechende
Unterstützung zukommen zu lassen. Der Gott der Israeliten möge sie
segnen!
Buxweiller (Bouxwiller), den 21. August 1875.
Levy Aron, Präsident H.L. Dreyfuß,
Rabbiner J. Wolff, Rabbiner S. Levy, Rabbiner
Mathias Levy. Ph. Kramer. Caim Leopold.
Benjamin Wolff. Moses Levy N. Weiler.
P.S. Die Gaben mögen an Herrn Levy Aron, Präsident der
administrativen Kommission des israelitischen Begräbnisplatzes zu
Ettendorf, in Buxweiller (Unterelsass) berichtet werden, welcher
beauftragt ist, sie in einer öffentlichen Kasse
niederzulegen.
Das israelitische Konsistorium des Unterelsass bestätigt die vollkommene
Wahrheit des vorstehenden Aufrufs und empfiehlt allen mildtätigen Herzen
das Unterstützungsgesuch der Aufsichts- und Verwaltungs-Kommission des israelitischen
Begräbnisplatzes zu Ettendorf.
Straßburg, den 30. Dezember 1874.
Die Mitglieder des Konsistoriums:
Arnaud Aron, Oberrabbiner, Präsident. Nathan Schwartz.
Leon Blum-Auscher, Adolph Ruf. Leonhard Levy,
Sekretär." |
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Der obige Aufruf wurde in der
Nachkriegszeit (1870/71) auch politisiert, wie im nachstehenden Artikel
deutlich wird. |
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. April 1875: "Die
Arch. isr. enthalten die Zuschrift eines gewissen B. Blum in Havre, welche
einen Aufruf, den jüdischen Gottesacker in Ettendorf in Nieder-Elsass
betreffend enthält. Dieser Friedhof diente seit Jahrhunderten der ganzen
Umgegend zur Bestattung ihrer Toten, und hat dadurch den Charakter hoher
Ehrwürdigkeit erlangt. Er befindet sich gegenwärtig in dem Zustand der
großen Verfalls, der mit der Zeit den Untergang, oder doch gänzliche
Verwüstung drohe. Er bedürfe der Wiederherstellung, des Ankaufs neuer
Grundstücke und der Einschließung durch eine Mauer, wozu ungefähr 40.000
Frcs. notwendig wären. Die Juden der dortigen Gegend sind zu arm, um eine
solche Summe aufzubringen. Es ist deshalb vom Konsistorium zu Straßburg eine
Aufforderung erlassen worden, um Beiträge für diesen Zweck zu beschaffen.
Herr Blum, in dem er 50 Frcs. spendet, richtet seinen Aufruf besonders an
die elsässischem Juden im Ausland. Gewiss ist dies eine Sache von echt
religiösem Interesse. Allein wenn Blum der Angelegenheit auch eine
politische Wendung gibt, so wird er derselben dadurch schwerlich nützen. Er
schreibt den Verfall des gedachten Friedhofs der Losreißung des Elsass von
Frankreich zu, als ob die seitdem verflossenen vier Jahre denselben zu dem
Zustände der Vernachlässigung und Vollkommenheit, wie er ihn beschreibt, und
wie er doch nur durch die Indolenz mehrere Geschlechter herbeigeführt sein
konnte, gebracht hätten! Hat der Gottesacker zu Ettendorf etwa eine Mauer
besessen, die von den Deutschen niedergerissen worden? Ist die Unordnung und
der gänzliche Mangel an Pflege erst seit vier Jahren eingetreten? Er besagt
ferner, dass die Gegend durch die Auswanderung der Juden von diesen
verlassen sei, und sieht den Widerspruch nicht ein, der darin liegt, dass er
die Vergrößerung des Gottesackers durch neue Grundstücke verlangt! Wann
werden unsere französischen Glaubensbrüder endlich Politik und Nationalhass
vom Judentume fernzuhalten lernen? Glauben sie wirklich, Frankreich und dem
französischen Judentume dadurch zu nützen, dass sie überall den Schein eines
ultra-französischen Patriotismus ihren Kundgebungen aufheften?
Glücklicherweise lässt sich die deutsche Reichsregierung durch diese
Kindereien nicht behindern, den elsässischen Bürgern jüdischer Religion ihr
volles Recht angedeihen zu lassen." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Mai 1875: "Infolge unseres Aufrufes
ihn Nummer 12 des 'Israelit' zu Gunsten des Begräbnisplatzes zu Ettendorf
(Unterelsass), hat auch Herr Is. Kauffmann, Buchhandlung in Frankfurt
am Main, zur Entgegennahme von milden Beiträgen sich bereit erklärt. Bitten
daher die edlen Spender ab, dem selben ihre Gaben zu übermitteln.
Buchsweiler, 2. Mai 1875. Der
Präsident Aaron Levy" |
Lage des Friedhofes
Der Friedhof liegt etwa 500 m außerhalb von Ettendorf
Link zu den Google-Maps
(der Pfeil markiert die Lage des Friedhofes)
Größere Kartenansicht
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 30.10.2011)
Besuch des
jüdischen
Friedhofes bei Ettendorf von
Teilnehmern an der Jahrestagung der "Alemannia
Judaica"
am 30. Oktober 2011 |
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Das
Eingangstor mit Inschrift
"Ihre Seelen seien eingebunden in
den Bund des Lebens" |
Einführung
durch
Jean-Pierre Lambert |
Auf dem Weg vom
Eingangstor
in den Friedhof |
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Hinweistafeln |
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Teilansicht |
Tahara-Haus |
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Inschrift
am Taharahaus: Frowald Gil Hüttenmeister
übersetzt die Inschrift |
Teilansicht
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Der Friedhof ist
durch Mauern
und Wege gegliedert |
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Jean-Pierre
Lambert
und Frowald Gil Hüttenmeister |
Grabstein
mit
Schofar |
Teilansicht |
An der "Allee
Pfaffenhofen"
im Friedhof |
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Blick
auf eine gesondert abgegrenzte Familiengrabstätte mit einem Grab von
2010 |
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An der "Allee
Bouxwiller" |
Teilansichten
des Friedhofes |
Teilansicht im
hinteren Teil |
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Neuere
Gräber mit häufig liegenden Grabsteinplatten im hinteren Bereich des
Friedhofes |
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Im
oberen, dem ältesten Bereich des Friedhof - nur ein
Teil der Grabsteine ist erhalten |
Teilansicht des
Friedhofes |
Die Gruppe auf
dem
Weg durch den Friedhof |
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Rabbiner-Gräber
in der Mitte des Friedhofes - Jean-Pierre Lambert
weist in der Abenddämmerung noch auf einige Besonderheiten
hin |
Der
Gedenkstein für die in der Shoa aus den Orten der Umgebung
umgekommenen Personen |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
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