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zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Friesenheim (Ortenau-Kreis)
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In dem im 17./18. Jahrhundert zur Markgrafschaft Baden gehörenden Friesenheim
bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17.
Jahrhunderts zurück, doch waren vorübergehend bereits 1452 und 1581
bis 1586 Juden am Ort. 1739 lebten fünf jüdische Familien in
Friesenheim. Die höchste Zahl jüdische Einwohner wurde um 1880 mit 135
Personen erreicht.
Die jüdischen Familien in Friesenheim lebten überwiegend vom Viehhandel und
von Handlungen mit Waren unterschiedlicher Art. Nach 1880 ging die Zahl der jüdischen
Einwohner zurück. 1894 wurden 105 jüdische Einwohner (in 22 Familien) gezählt,
1897/1899 91/88 (in 16 Haushaltungen; von insgesamt 2374 Einwohnern), 1900 noch 74, 1925 48 und 1933 33 jüdische
Gemeindemitglieder.
An Einrichtungen waren vorhanden: eine Synagoge (s.u.), eine
Religionsschule und ein rituelles Bad (in der Mühlgasse Lgb.-Nr. 602/1, 1863
erbaut, 1933 verkauft; auf den Grundmauern wurde später eine Garage erbaut). Die
Toten der jüdischen Gemeinde wurden in Schmieheim
beigesetzt. Zeitweise war ein eigener Religionsschullehrer angestellt,
der zugleich als Vorsänger und Schächter tätig war (siehe Ausschreibungen der
Stelle unten). Von den Lehrern werden genannt: um 1876/1883 Emanuel Mayersohn
(Meyersohn), um 1887/1888 Lehrer J. Hirsch, um 1889/1893 Lehrer B. Frank (er
unterrichtete 1893 an der Simultanschule der Gemeinde 33 Kinder), um 1896 J.
Greilsamer (unterrichtete 1896 28 Kinder), um 1898/1899 B. Rosenthal (1899 wird
die Schule als "Öffentliche Volksschule" bezeichnet), um 1903 Lehrer Moses. Als
Schochet wird 1893 ein Herr Hirsch genannt, als Synagogendiener um
1896/1899 J. Blum.
1827 war die Gemeinde dem Rabbinatsbezirk Schmieheim
zugeteilt worden, bis dieser aufgelöst und und der Rabbinatssitz 1893 nach Offenburg
verlegt wurde.
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1879 L. Greilsheimer, um
1881 M. Greilsheimer, um 1893/1896 M. Greilsheimer, P. Greilsheimer und K.
Haberer III.
Von jüdischen Vereinen werden genannt: der Wohltätigkeits- und
Bestattungsverein Chewrat Gemilus Chassodim (um 1888/1896 unter Leitung
von Ph. Greilsheimer) und den Wohltätigkeits- und Frauenverein Chewrat
Hanoschim (um 1888/1889 unter Leitung der Witwe von J. Greilsheimer, um 1896
unter Leitung der Frau von L. Haberer).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Richard Haberer
(geb. 3.2.1896 in Friesenheim, gef. 6.10.1916) und Siegmund Haberer (geb.
21.5.1886 in Friesenheim, geb. 26.8.1918). Ihre Namen stehen auf dem
Gefallenendenkmal des jüdischen Friedhofes
in Schmieheim.
Um 1925 waren die Gemeindevorsteher Josef Greilsheimer, Benjamin
Haberer und Berthold Weil. Damals erteilte für die noch zwei schulpflichtigen jüdischen
Kinder aus Friesenheim den Religionsunterricht der jüdische Lehrer Moses
Schloss aus Diersburg.
An jüdischen Vereinen/Wohlfahrtseinrichtungen bestanden ein Wohltätigkeitsverein
(unter Leitung von Josef Greilsheimer) und eine Sterbekasse (gleichfalls
unter Leitung Hugo Greilsheimer). 1932 waren die Gemeindevorsteher Hugo
Greilsheimer, Dr. Siegfried Dreifuß und Josef Greilsheimer.
1933 gab es noch folgende Gewerbebetriebe in jüdischem Besitz: Schuhe, Häute
und Felle Edgar Cerf (Hauptstraße 103), Tierarzt Dr. Siegfried Dreyfuß
(Engelgasse 31), Damenschneiderei Bettina und Blandina Greilsheimer (Hauptstraße
58), Versandgeschäft Hermann Greilsheimer (Lahrgasse 14, abgebrochen),
Tuchwaren Hugo Greilsheimer (Hauptstraße 38), Viehhandlung Josef Greilsheimer
(Hauptstraße 95), Chem. Produkte, Vertretung Josef Greilsheimer II (Adlerstraße
19), Viehhandlung Julius Greilsheimer (Friedenstraße 22), Viehhandlung Ludwig
Greilsheimer (Bärengasse 1), Metzgerei Josef Haberer (1911-1929 Metzgerei in
der Hauptstraße 56), Eisenwarenhandlung Benjamin Haberer, Inh. Alfred
Levi (Hauptstraße 87/89; bis 1939, siehe Bericht unten "Erinnerungsarbeit
vor Ort"), Gasthaus Linde, bis 1905 Inhaber Maier Haberer (Hauptstraße
18), Stoffe Lucien Kahn (Kronenstraße 5), Manufakturwaren- und Wäschehandlung
Berthold Weil (Hauptstraße 53).
Auf Grund der zunehmenden Repressalien und der Folgen des wirtschaftlichen
Boykotts wanderten bereits 1933 sieben der Gemeindeglieder nach Frankreich und
nach Palästina aus. Weitere emigrierten in den folgenden Jahren oder verzogen
in andere Orte Deutschlands. Hugo Greilsheimer wurde 1935 wegen angeblicher
"Rassenschande" in das Lahrer Gefängnis gesperrt und ist dort
gestorben. Am 22. Oktober 1940 wurden die neun letzten jüdischen
Einwohner in das südfranzösische KZ Gurs verschleppt.
Von den in Friesenheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", abgeglichen mit den Angaben
bei J. Stude s.Lit.): Sophie Baumann geb. Greilsheimer (1880), Lydia Bloch geb.
Haberer (1898), Blandina (Hilde) Greilsheimer (1889), Flora Agata Greilsheimer
(1894), Flora Greilsheimer geb. Mannheimer (1908), Hermann Greilsheimer (1885),
Hugo Greilsheimer (1889), Josef Greilsheimer I (1878), Josef Greilsheimer II
(1882), Rabbiner Dr. Julius Greilsheimer (1890, s.u.), Lieselotte Greilsheimer
(1935), Ludwig Greilsheimer (1879), Ludwig (Louis) Greilsheimer (1896), Mirjam
Greilsheimer geb. Barth (1893), Sara Greilsheimer geb. Hasgall (1885), Berta
Haas geb. Greilsheimer (1883), Delphine Haberer (1884), Karl Haberer (1863),
Marie Haberer (1866), Hermine Hammel geb. Weil (1877), Frieda Heinemann geb.
Greilsheimer (1876), Seligmann (Selig) Hirsch (1888), Alfred Levi (1892),
Brunhilde Levi geb. Haberer (1900), Hermine Mayer geb. Greilsheimer (1879),
Hermann Nägele (1898), Hedwig Randerath geb. Greilsheimer (1883), Elise
Rosenberg geb. Hirsch (1884), Marie Schwartz geb. Haberer (1865), Heinrich
Valfer (1882), Samuel Valfer (1871), Luise Weil geb. Greilsheimer (1888), Moritz
Weil (1879), Pauline Weil geb. Greilsheimer (1876), Raphael Weil (1881), Elise
Wertheimer geb. Greilsheimer (1886).
Am Rathaus befindet sich ein Gurs-Erinnerungsstein mit der Inschrift: "Dieser
Gedenkstein erinnert an neun jüdische Bürgerinnen und Bürger aus Friesenheim,
die am 22. Oktober 1940 in das Internierungslager Gurs deportiert wurden.
Greilsheimer Blandina 51 Jahre, Greilsheimer Flora Agatha 46 Jahre, Greilsheimer
Ludwig 43 Jahre, Greilsheimer Flora 32 Jahre, Greilsheimer Lieselotte 5 Jahre,
Haberer Delphine 56 Jahre, Haberer Marie 54 Jahre, Levi Alfred 47 Jahre, Levi
Brunhilde 40 Jahre."
Anmerkung: Die in einzelnen Listen zu Friesenheim genannte Johanna Kirchner
geb. Herold (geb. 1887 in Friesenheim) ist in Friesenheim (Pfalz), heute Teil
der Stadt Ludwigshafen am Rhein geboren und nicht im badischen Friesenheim
(Quelle: Devisenakte des Hessischen Hauptstaatsarchivs Wiesbaden aus dem Jahr
1940: HHStAW Abt 519/3 Nr. 3828; Hinweis von Claus-Dieter Schnug vom 10.1.2012).
Johanna Kirchner geb. Herold lebte von etwa 1933 bis 1943 in Hilgert im
Westerwald (nach Angabe von Claus-Dieter Schnug).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet
1875 / 1901 / 1907 / 1908
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Dezember 1875:
"Für die israelitische Gemeinde Friesenheim (Baden) wird ein
Religionsschullehrer, Vorsänger und Schächter gesucht.
Fester jährlicher Gehalt 700 Mark, freie Wohnung und Nebengefälle, die
sich auf ungefähr mit Schächtergeld auf 350 Mark belaufen.
Bewerber wollen sich bei Unterzeichnetem unter Vorlage von Zeugnissen
melden.
Der Synagogenrat: Lehmann Kormann. Philipp Greilsheimer." |
|
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
24. Dezember 1901:
"In der israelitischen Gemeinde Friesenheim (Amt Lahr) ist die Stelle
eines Religionslehrers, Vorsängers und Schächters sofort
zu besetzen. Das Fixum beträgt 700 Mark, Nebenverdienste ca. 300 Mark,
nebst freier Dienstwohnung. Meldungen mit Zeugnisabschriften sind bis zum
8. Januar 1902 an den Unterzeichneten zu richten.
Offenburg (Baden), Dezember 1901.
Die Bezirks-Synagoge. Dr. M. Rawicz." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Februar 1907:
"In der israelitischen Gemeinde Friesenheim ist die Stelle eines Religionslehrers,
Vorbeters und Schächters sofort zu besetzen. Fixum 700 Mark.
Nebenverdienste 300 Mark, Wohnungsentschädigung 100 Mark. -
Unverheiratete Bewerber wollen ihre Meldungen mit Zeugnisabschriften, die
nicht zurückgesandt werden, bis Mitte März dieses Jahres an den
Unterzeichneten richten.
Offenburg (Baden).
Die Bezirkssynagoge:
Dr. M. Rawicw (für Raudies)." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juni 1908:
"Die hiesige Religionslehrerstelle verbunden mit Vorsänger-
und Schächterdienst, mit einem Gehalt von Mark 900, Mark 100
Wohnungszuschuss und ungefähr Mark 300 Nebenverdienst, ist sofort zu
besetzen;
ledige Bewerber bevorzugt. Offerten gefälligst an den hiesigen
Synagogenrat erbeten.
Friesenheim, Baden.
Der Vorstand: Marx Greilsheimer" |
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Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. Juni 1908:
"Die hiesige
Religionslehrerstelle mit Vorsänger- und Schächterdienst mit einem
Gehalt von Mark 900, Wohnungszuschuss Mark 100, ungefährem Nebenverdienst
Mark 300, ist sofort zu besetzen; ledige Bewerber bevorzugt.
Offerten gefälligst an den hiesigen Synagogenrat zu richten.
Der Vorstand: Marx Greilsheimer. Friesenheim, Baden, den 7.
Juni 1908." |
Lehrer S. Bassist bietet eine eigene Komposition an (1907)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Januar 1907:
"Für Kantor und Choro. Meine Mussaf-Keduschoh 12 Seiten stark
für Solo und Chora, die beim Oberbadischen Synagogen-Chor-Verband in
Offenburg im Juni 1906, mit größtem Erfolg vom Synagogen-Chor,
Kippenheim gesungen worden, ist bei mir mit 2 Mark bis Mitte Februar
dieses Jahres zu haben.
S. Bassist, Friesenheim, Baden." |
Suche nach Lehrer Bassist (Mai 1907)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Mai 1907:
"Wer
kennt den jetzigen Wohnort des Lehrers
S. Bassist,
früher in Friesenheim?
Gefällige Mitteilungen, eventuell unfrankiert an Haasenstein &
Vogler, AG., Frankfurt am Main." |
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Zum Tod von Joseph Greilsheimer (1877)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit
vom 19. Dezember 1877: Friesenheim in Baden. Nach unerforschlichem
Ratschlusse wurde am 19. Kislew Herr Joseph Greilsheimer ganz unerwartet den
Seinigen durch den Tod entrissen und am 22. Kislew den irdischen Resten die
letzte Ehre erwiesen. Der Verblichene, auch weiterhin gekannt, hat es
verstanden, durch ein menschenfreundliches, leutseliges Benehmen und durch
seiner Opferwilligkeit bei seinen Konfessionsgenossen wie bei Jedermann sich die
Liebe und Achtung zu erwerben, und dadurch auch im Tod sich ein bleibendes
Andenken gesichert. Bei der zahlreichen Leichenfeier ehrte den Verstorbenen in
der lobenswertesten Weise unser verehrter Herr Lehrer E. Mayersohn durch den
richtiggefühlten Anschluss seiner Worte an den Text aus 1.Mose 39,4: "Und
Mose fand Gnade vor seinem Herrn und wurde sein Diener. Er setzte ihn über sein
Haus", sowie auch an den Trostspruch: "Der HERR hat es gegeben, der
HERR hat es genommen, der Name des HERRN sei gelobt" und hat in
schwungvoller und klarer Weise uns an die irdische Vergänglichkeit erinnert,
aber auch eine ewige Freude als süßer Trost verheißen und so manchem Auge
eine Träne entlockt". Seine Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens. |
Zum Tod von Isaac Blum (1898)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
17. März 1898: Friesenheim bei Lahr. Am Purim verschied nach kurzem Leiden
Herr Isaac Blum - Friede sei mit ihm - im 55. Lebensjahr. Zu seiner Beerdigung
waren von Nah und Gern unzählige Trauernde und Mitfühlende herbeigekommen, und
das Leichenbegängnis war ein überaus großes. Am Sarge sprachen die Herrn
Bezirksrabbiner Dr. Rawicz aus Offenburg und Lehrer Mayersohn aus Rastatt,
Schwager des Entschlafenen. In warmen Worten wurde von den Rednern die
zahlreichen Verdienste des Verstorbenen, die derselbe betr. Krankenbesuchen und
der Wohltätigkeit geleistet hat, gebührend hervorgehoben : G'tt möge die
Trauernden, ob ihres harten Verlustes trösten, und von ihnen jedes Leid und
jede weitere Heimsuchung fernhalten." |
Jakob Weil wird im Kriegseinsatz
mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet (1915)
Mitteilung
in "Dr. Bloch's österreichische Wochenschrift" vom 22. Januar 1915: "Friesenheim.
Jakob Will (verschrieben für Weil) beim 2.
Pionierbataillon in Speyer." |
Zur Goldenen Hochzeit des langjährigen Gemeindevorstehers Marx Greilsheimer und
Charlotte geb. Weil (1926)
Artikel aus der Zeitschrift
"Der Israelit" vom 15. Juli 1926: "Friesenheim
(Baden), 1. Juli. Am Schabbat, den 26. Juli - Toralesung Balak - feierten
Herr Marx Greilsheimer und seine ihm ebenbürtige Gattin, Frau Charlotte geb.
Weill ihre Goldene Hochzeit und die Feier gestaltete sich zu einem wahren Feste
der Kehillo (Gemeinde). Unzählige Depeschen waren eingelaufen, die vielen
Blumen zeugten von allgemeiner inniger Teilnahme. Schon am Freitag Abend
erschien der Gesangverein des Ortes, zu dessen Gründern der Jubilar gehört, um
dem Jubelpaar ein Ständchen zu bringen; der Bürgermeister des Ortes hatte ein
Telegramm im Namen der Gemeindevertretung gesandt. Herr Max Greilsheimer
bekleidete bis vor mehreren Jahren 30 Jahre lang das Amt eines Vorstehers in
hiesiger Gemeinde; in alter Anerkennung und Wertschätzung gratulierte der
Oberrat der Israeliten Badens neben dem Geschenk eines herrlichen silbernen
Pokals. Herr Bezirksrabbiner Dr. Zlocisti war anwesend in hiesiger Gemeinde, um
diesen allgemeinen Freudentag würdig zu begehen. Zum Morgengottesdienst wurde
das Jubelpaar im Synagogenhof empfangen und in die geschmückte Synagoge
geleitet. Zu Ehren des Tages ließ ein Synagogenchor seine herrlichen Gesänge
erklingen. Viele herzlichen Reden wurden gehalten. Mögen alle Wünsche in
Erfüllung gehen." |
Zum Tod des Synagogenvorstehers Isak Greilsheimer (1929), Vater von Rabbiner Dr.
Julius Greilsheimer
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Februar 1929:
"Friesenheim (Baden), 17. Februar (1929). Am Mittwoch den 13. Februar
verschied hier Synagogenvorsteher Isak Greilsheimer. 20 Jahre stand er
unserer Gemeinde als Sch"Z (ehrenamtlicher Vorbeter)
vor, auch war er Baal Tokea (Schofarbläser, fast 50 Jahre). Da die
Gemeinde keinen eigenen Kultusbeamten hat, versah er diese heiligen
Funktionen ehrenamtlich. Und mit welcher Hingabe und Liebe entledigte er
sich dieser selbstgestellten Aufgabe! Sein Haus gilt als ein kleines
Heiligtum, in welchem die Kinder zu guten Jehudim erzogen wurden, in
welchem er 49 Jahre mit seiner ihm ebenbürtigen Gattin gewirkt, von
welcher ihn nun der Tod trennte. Ein Sohn ist Herr Rabbiner Greilsheimer
in Mosbach.
Die Bestattung gestaltete sich zu einer imposanten Kundgebung.
Viele hunderte Personen ohne Unterschied der Konfessionen gaben ihm das
letzte Geleite. Auch die freiwillige Feuerwehr und der Militärverein
waren in starker Zahl vertreten. Die Vorsteher der umliegenden Gemeinden
trugen die Bahre mit den teuren Resten aus dem Haus in den Hof neben der
Synagoge, in welcher er so viele Jahre hingebungsvoll gewirkt hatte. Die
Tore standen offen und alle Lampen waren entzündet. Die Gedenkrede hielt
Herr Bezirksrabbiner D. Clocisti (Zlocisti) - Offenburg. Tief ergriffen
sprach dann sein Sohn, Rabbiner Greilsheimer in
Mosbach, Worte des Dankes
und des Abschiedes. Zuletzt zeichnete Herr Lehrer Schloß - Diersburg ein
Lebensbild dieses Frommen. Möchte Gott diese Trauernden
trösten. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zur Erinnerung an Rabbiner Dr. Julius Greilsheimer (1891 -
ermordet in Auschwitz)
Zur
Erinnerung an Rabbiner Dr. Julius Greilsheimer (geb. 1891 Friesenheim,
ermordet in Auschwitz) ein Artikel aus Ernst G. Lowenthal ("Bewährung im
Untergang. 1965; zitiert nach Stude s.Lit. S. 58): "Am 29. April 1891 in
Friesenheim (Baden) geboren, besuchte Julius Greilsheimer die Volksschule seiner
Geburtsortes und absolvierte das Gymnasium in Lahr, seine rabbinische Ausbildung
erhielt er am Jüdisch-Theologischen Seminar in Breslau. Nach dem Kriege
bekleidete er zunächst mehrere Stellen als Hauslehrer. 1925 wurde er vom
Oberrat der Israeliten Badens als Bezirksrabbiner für die Rabbinatsbezirke
Mosbach-Merchingen-Wertheim mit dem Wohnsitz in Mosbach angestellt. Als
Vertreter der Rabbinerschaft wurde er mit zwei anderen Kollegen in die
Landessynode gewählt. Seine Frau war Karoline geb. Schlesinger aus
Flehingen
(Baden); er hatte zwei Töchter. Die ganze Familie wanderte 1939 nach Holland
aus und wurde über Westerbrock nach Auschwitz verschleppt; Frau Greilsheimer
erwartete damals ihr drittes Kind. Im Andenken an Rabbiner Greilsheimer und die
übrigen umgekommenen Mosbacher Juden wurde im Herbst 1947 in Gan Jiskor
(Israel) ein Hain von 100 Bäumen gepflanzt". |
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Rabbiner Dr. Julius Greilsheimer
wird auf die Stelle des Bezirksrabbinates Mosbach gewählt (1924)
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. August
1924: "Mosbach, 15. August (1924). Als Bezirksrabbiner
für den Rabbinatsbezirk Mosbach-Merchingen-Wertheim wurde Rabbiner Julius
Greilsheimer von Friesenheim
(zurzeit Freiburg) gewählt." |
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Verlobungsanzeige von Karoline
Schlessinger und Bezirksrabbiner Dr. Julius Greilsheimer (1929)
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Anzeige
in der 28. November 1929: "Statt Karten.
Karoline Schlessinger Dipl.-Handelslehrerin - Bezirksrabbiner
Julius Greilsheimer
Verlobte
Flehingen (Baden) -
Mosbach / Friesenheim (Baden)
November 1929 Marcheschwan 5690." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen
Verlobungsanzeige für Sara Hasgall
und Josef Greilsheimer II (1924)
Anzeige
in "Der Israelit" vom 14. Februar 1924:
"Sara Hasgall - Josef Greilsheimer II
Verlobte
Gailingen (Baden) -
Friesenheim - Lahr Februar 1924 - Adar 5684." |
Verlobungsanzeige von Blanka
Dreifus und Jehuda (Julius) Nußbaum (1936)
Anzeige
in "Jüdische Rundschau" vom 3. April 1936: "Wir haben uns verlobt
Blanka Dreifus - Jehuda (Julius) Nußbaum
Herzlia (Palästina) / Richen,
Friesenheim
Herzlia bei Tel Aviv
Neukirchen, Krs. Ziegenhain
Peßach 5696" |
Nach der Emigration: Todesanzeige für Berthold Weil
(1944)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau"
vom 10. März 1944: "Mein innigstgeliebter, herzensguter Mann,
unser treubesorgter lieber Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder,
Schwager und Onkel, Herr
Berthold Weil (Früher Friesenheim - Offenburg/Baden)
ist uns nach langem, mit größter Geduld ertragenem Leiden im 71.
Lebensjahr entrissen worden.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Thekla Weil geb. Berney, Robert Weil und Frau Herta geb. Koehler,
Louis Westheimer und Frau Friedel geb. Weil, Jack Westheimer.
Chicago 15, Ill, 1. März 1944, 5473 S. Greenwood Ave." |
Zur Geschichte des Betsaals / der Synagoge
Die jüdischen
Familien lebten zunächst vor allem im Bereich der "Judengass", heute
Lahrgasse. Noch 1848 wohnten sechs jüdische Familien in der heutigen Lahrgasse.
Die heutige Hochgasse liegt oberhalb der Lahrgasse im Gewann "Auf der Judengass".
Für die Gottesdienste der Gemeinde war zunächst ein
Betsaal vorhanden. 1809 befand er sich im Haus des Lazarus Kallmann. Dessen
Vater "Alt Callmann Lazarus" (bzw. Kallonymus Lazarus) war 1777 aus Zabern
(heute Saverne im Elsass) aufgenommen worden. Sowohl Alt Callmann Lazarus wie
auch der etwa 1763 geborene Sohn Lazarus Kallmann konnten 1809 ein Vermögen von
500 Gulden angeben und waren die damals wohlhabendste Familie in Friesenheim.
Dennoch war auf Grund der unsicheren Kriegsjahre und dem geringen Vermögen der
meisten jüdischen Familien noch nicht an eine Synagoge zu denken.
Erst 1820 konnte auf einem Grundstück im Bereich
der alten "Judengasse" unmittelbar hinter dem heutigen Gebäude Lahrgasse 8 ein
selbständiges Synagogengebäude erbaut werden. Damals hatte die jüdische
Gemeinde etwa 50 Mitglieder. Die Synagoge war ein kleines und unscheinbares Gebäude
und unterschied sich von einem Wohnhaus nur durch die im Bereich des Betsaales
an den Längsseiten jeweils vorhandenen drei höheren Fenstern. Ein Drittel des
16 mal 9 Meter großen Gebäudes gehörte nicht zum Betsaal, sondern wurde im
Erdgeschoss als Lagerraum (Schopf) genützt. Hier wurden nach der Überlieferung
auch gelegentlich Schächtungen vorgenommen. Darüber lag eine zeitweise vom jüdischen
Lehrer/Vorsänger bewohnte kleine Wohnung. Zum Betsaal gelangte man über einen
Gang, zu dem eine mehrstufige Treppe führte. Der etwas erhöht liegende Betraum
hatte einen Grundriss von etwa 8 mal 9 Meter. Aufgeteilt war er in eine Frauen-
und Männerabteilung, zu denen vom Gang aus separate Türen führten.
Bereits in den 1920er Jahren hatte die Gemeinde keinen
eigenen Vorsänger und Lehrer mehr. Die Gottesdienste haben Gemeindeglieder
geleitet, bis zu seinem Tod 1927 war es Isaak Greilsheimer, danach Hugo
Greilsheimer. Da es immer schwieriger war, die zum Halten der Gottesdienste
notwendige Zehnzahl der Männer zusammen zu bekommen, wurden die Gottesdienste
teilweise gemeinsam mit den Diersburger jüdischen Gemeindegliedern gefeiert.
Im Zusammenhang mit dem Novemberpogrom 1938 wurde
die Friesenheimer Synagoge nicht beschädigt. Am 17. Juni 1940 ging das
Gebäude, dessen Steuerwert 1938 auf 8.000 RM veranschlagt wurde, für 1.000 RM
in den Besitz der politischen Gemeinde über. Was mit den Torarollen und den
anderen kultischen Gegenständen geschehen ist, ist nicht bekannt. Das Gebäude
wurde als Geräteschuppen verwendet. 1944 ließ die politische Gemeinde
Friesenheim die Synagoge abreißen. An ihrer Stelle wurde ein Schopf (Scheune)
erstellt, der unter anderem für Notschlachtungen verwendet wurde. 1950 wurde
dieser Schopf zu einem behelfsmäßigen Wohnhaus umgebaut, das noch einige Zeit
als Obdachlosenasyl verwendet wurde, aber um 1990 abgebrochen wurde. Seit Mai
1995 heißt der Weg, der früher zur Synagoge führte, im unteren Bereich der
Lahrgasse "Synagogengasse". Hier wurde gleichfalls 1995 - am Haus Lahrgasse 6 - eine Gedenktafel für die Synagoge
angebracht.
Ergänzung Oktober 2016: die
Gedenktafel für die Synagoge wurde anlässlich eines Besitzerwechsels vom Wohnhaus Lahrgasse
durch den neuen Besitzer abgeschraubt und dem Rathaus übergeben, da dieser dem Bericht zufolge an
seinem Wohnhaus keinen Davidstern haben wollte. Danach wurde die Tafel
gegenüber dem Standort der Synagoge im Einvernehmen mit dem Historischen Verein
Mittelbaden, dem Nachbarn der Lahrgasse 6 und der Gemeinde Friesenheim auf
öffentlichem Grund aufgestellt.
Standort der Synagoge: Lehrgasse 6 - hinterer Grundstücksteil
Fotos
Historische Fotos:
Historische Fotos sind nicht bekannt,
eventuelle Hinweise bitte an den
Webmaster von Alemannia Judaica: Adresse siehe Eingangsseite |
Pläne
(Quelle: J. Stude, Diplomarbeit s. Lit., S. 89-91)
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Lageplan der ehemaligen Synagoge
an der Lahrgasse |
Skizze der ehemaligen Synagoge
Friesenheim (Bestandsaufnahme
aus dem Jahr
1941) |
Grundriss der ehemaligen Synagoge
im Erdgeschoss (Bestandsaufnahme
aus dem
Jahr 1941) |
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Fotos nach 1945/Gegenwart:
Fotos
2003:
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 1.9.2003) |
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Der Synagogenstandort war
rechts
des abgebildeten Gebäudes |
Hinweisschild für
die
"Synagogengasse" |
Gedenktafel am Gebäude neben
der ehemaligen Synagoge |
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Fotos
2021:
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 1.6.2021) |
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Gebäude Lahrgasse 6 mit Anbau
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Hinweisschild
für "Synagogengasse" und Gedenktafel, nun gegenüber am Haus Lehrgasse 8
(siehe Hinweis oben) |
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Der im Oktober
2006 eingeweihte
Gurs-Gedenkstein in Friesenheim am Rathaus
(Foto: U. Schellinger, Freiburg) |
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Fotos
2021:
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 1.6.2021) |
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Symbolisch
abgebrochene Säule mit zusätzlicher Tafel und den Namen der aus Friesenheim
nach Gurs deportierten Personen. |
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Die Dublette
des Friesenheimer
Gurs-Denkmales in Neckarzimmern
(Mahnmal für die
Deportation der
badischen Juden -
www.mahnmal-projekt.de;
Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 17.3.2009) |
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Familienfoto aus
Friesenheim:
90. Geburtstag von Marx Greilsheimer
am 23. Februar 1933
(Quelle: © Fotosammlung
Yad Vashem Jerusalem) |
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Auf dem Foto sind zu sehen:
Hintere Reihe von links nach rechts: Hugo
Greilsheimer (geb. 1889, ermordet am 9.12.1935 im Gefängnis in
Lahr, beigesetzt
in Schmieheim), Berta Haas geb. Greilsheimer (geb. 1889,
verheiratet mit Julius Haas, wohnte in Freiburg, 1940 nach Gurs
deportiert, 1942 nach Auschwitz, ermordet), Julius Haas (geb. 1874,
verheiratet mit Berta geb. Greilsheimer, wohnte in
Freiburg, 1940 nach Gurs deportiert, wo er am 14.2.1942 umgekommen ist), Leo Greilsheimer (geb.
1881, 1913 in die USA ausgewandert, verheiratet mit Frieda geb.?, drei
Kinder), Leson Leo Weil (geb. 1870, verheiratet mit Paula Weil geb.
Greilsheimer, wohnte in Sulzburg, 1940 nach Gurs deportiert, 1942 nach
Auschwitz, ermordet); Pauline Paula Weil geb. Greilsheimer (geb.
1876, verh. mit Leo Weil, wohnte in Sulzburg, 1940 nach Gurs deportiert,
1942 nach Auschwitz, ermordet), Hermann Greilsheimer (geb. 1885,
1913 in die USA ausgewandert), auf der Treppe Siegfried Weil (geb.
1883, verh. in Breisach mit Louise Weil geb. Greilsheimer, wohnte in
Breisach, Eisenhandlung S. Weil; 1942 mit Frau und Sohn Alfred nach Piaski/Lublin
deportiert und ermordet).
Mittlere Reihe von links nach rechts: Clothilde
Greilsheimer geb. Wertheimer (geb. 1892, verh. mit Ludwig
Greilsheimer, wohnte in Offenburg, gest. 1938 und im
jüdischen Friedhof
Freiburg beigesetzt), Ludwig Greilsheimer (geb. 1879, Viehhändler,
verh. mit Clothilde geb. Wertheimer; mit seiner Tochter Susel 1940 nach
Gurs deportiert, er 1942 nach Auschwitz, ermordet), Marx Greilsheimer
(geb. 1843, verh. mit Charlotte geb. ? [1853-1926], gest. 6. März 1933 in
Friesenheim und im jüdischen Friedhof in Schmieheim beigesetzt), Luise
Weil geb. Greilsheimer (geb. 1888, verh. mit Siegfried Weil, wohnte in
Breisach; 1942 mit Mann und Sohn Alfred nach Piaski/Lublin deportiert und
ermordet).
Vordere Reihe mit den Kindern:
Alfred Weil (geb. 1923, 1942 nach Piaski/Lublin deportiert und
ermordet), Hannelore Weil (geb. 1925, kam 1939 mit einem
Kindertransport in die Schweiz, verheiratete Wollfers, lebte später in
Bern), Susel
Greilsheimer (geb. ?, wurde 1940 nach Gurs deportiert; überlebte in
Frankfurt, starb 2011 in Limoges), Kurt Gustav Weil (geb. 1918, war
jüdischer Lehrer in Leipzig, von dort 1942 mit seinen Schülern nach
Auschwitz deportiert und
ermordet). |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Juni
2008: Auch in Friesenheim sollen
"Stolpersteine" verlegt werden |
Artikel von Peter Bomans in der "Badischen
Zeitung" vom 6. Juni 2008 (Artikel):
"Erinnerung an die Juden im Dorf
Ein Projekt in Friesenheim sieht vor, Gedenksteine vor den Wohnhäusern zu verlegen / Gemeinderat stimmt Antrag zu..."
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Oktober
2009: Schüler
erforschen die jüdische Geschichte am Ort |
Artikel (bz) in der "Badischen
Zeitung" vom 8. Oktober 2009 (Artikel): "Schüler suchen nach den Spuren der jüdischen Geschichte in Friesenheim
Die Erforschung der jüdischen Geschichte der Gemeinde Friesenheim ist seit einigen Monaten eine freiwillige Projektaufgabe von sieben Schülerinnen und Schülern der Klassen 10 der Realschule Friesenheim. Wo haben die jüdischen Familien gewohnt und gearbeitet, wie haben sie gelebt und welches Schicksal mussten sie während des Dritten Reiches erleiden? Diesen Fragen möchten die Jugendlichen auf den Grund gehen..." |
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Juli
2010: In Friesenheim werden
"Stolpersteine" verlegt |
Artikel von Stefan Pöhler in der "Badischen Zeitung" vom 13. Juli 2010 (Artikel): "Sich verbeugen vor den Opfern. Im Schatten des Gebäudes Friesenheimer Hauptstraße 58, heute Sanitär Hertenstein, hat der Künstler Gunter Demnig den letzten von insgesamt acht "Stolpersteinen" gesetzt. Das ist die symbolische Rückkehr für die neun jüdischen Bürger Friesenheims, deren Deportation 1940 den Zusammenbruch der jüdischen Gemeinde unter dem Zwang der nationalsozialistischen Herrschaft besiegelte..."
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Stolpersteine in
Friesenheim
(Fotos von Uwe Schellinger) |
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"Stolperstein"
für
Blandina Greilsheimer
(1889) |
"Stolpersteine" für
Alfred Levi
(1892) und Brunhilde Levi
geb. Haberer (1900) |
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Oktober
2010: Erinnerung an die Deportation
nach Gurs im Oktober 1940 |
Artikel von Frank Leonhardt in der "Badischen Zeitung" vom 18.
Oktober 2010 (Artikel):
"Ein Weg der Erinnerung.
Friesenheim begibt sich am kommenden Freitag auf die Spuren seiner vor 70 Jahren deportierten und ermordeten jüdischen Bürger.
FRIESENHEIM. Der 22. Oktober ist der 70. Jahrestag der Deportation der Friesenheimer Juden nach Gurs. Die Kirchen in Friesenheim laden aus diesem Anlass am kommenden Freitag zu einem Weg der Erinnerung ein. Pfarrer Alexander Hafner für die katholische Kirche und Rainer Janus für die evangelische Kirche sowie Ekkehard Klem vom Historischen Verein Mittelbaden informierten über die
Veranstaltung..." |
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Oktober
2016: Rundgang durch das jüdische
Friesenheim |
Artikel von Frank Leonhardt in
der "Badischen Zeitung" vom 22. Oktober 2016: "Wo einst
jüdisches Leben wirkte. 50 Interessierte folgten einem Rundgang in
Friesenheim mit Ekkehard Klem im Gedenken des 22. Oktobers
1940..."
LInk: Wo einst jüdisches Leben wirkte (veröffentlicht am Sa, 22. Oktober 2016 auf
badische-zeitung.de) |
Januar 2017:
Veranstaltungen |
Im Januar 2017 finden zwei Veranstaltungen des
DIA - Deutsch-Israelischer Arbeitskreis Südl. Oberrhein e.V. in
Kippenheim und Friesenheim statt:
Am Donnerstag, 19. Januar 2017 um 14:30 Uhr Film "Kippenheim und seine
Phantome", Winefeld-Saal im Bürgerstift neben dem Rathaus in Ettenheim
Am Mittwoch, 25. Januar 2017 um 17:00 Uhr Zeitzeugenvortrag von Eva Cohn - Mendelsson
aus England: "Offenburg - Gurs - Ascona - London", Realschule Friesenheim,
Friedhofstr. 5, Musiksaal.
Mehr Informationen zu diesem Vortrag
in einer Anlage (pdf-Datei). |
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November 2018:
Gedenkveranstaltung zur Erinnerung
an den Novemberpogrom 1938 |
Artikel von Wolfgang Schätzle in "baden
online.de" vom 11. November 2018: "Friesenheim. Reichspogromnacht in
Friesenheim gedacht.
80 Jahre nach der Reichspogromnacht gedachte Friesenheim am Freitag der
schrecklichen Ereignisse am 9. November 1938. Dank einer Schülerinitiative
gibt es nun auch einen Gedenkstein für jüdische Mitbürger.
Vor 80 Jahren fand in ganz Deutschland die Reichspogromnacht statt – auch in
Friesenheim. Juden wurden verschleppt, Synagogen geplündert, teils sogar
angezündet, so Bürgermeister Erik Weide auf dem Friedhof in Friesenheim. An
der Gedenkstätte für die Gefallenen der Weltkriege begann der Weg des
Gedenkens, zur Mahnung für den Frieden – veranstaltet von der Gemeinde mit
der Real- und Werkrealschule Friesenheim, dem Historischen Verein sowie dem
Jugendbüro und den beiden Kirchengemeinden.
Erinnern gehört dazu. Weide warf die Frage auf: 'Haben es die damals
beteiligten Menschen bereut, am Tag danach, im Laufe ihres Lebens?' Eine
schlechte Handlung quäle nicht in dem Augenblick, in dem sie begangen werde,
sondern viel später, wenn man sich erinnert, zitierte er den Schriftsteller
und Philosophen Jean-Jacques Rousseau. Dieses Zitat impliziere, dass zur
Reue das Erinnern gehöre. Das Erinnern müsse ein Teil der gelebten Werte
sein. Zu diesem Erinnern gehört nun auch eine Gedenktafel an die im Ersten
Weltkrieg gestorbenen jüdischen Frontsoldaten Richard Haberer, Siegmund
Haberer und Karl Baumann. Da sich ihre Namen nicht auf dem Ehrenmal der
Kriegsgefallenen befinden, wollte die Geschichts-AG eine Gedenktafel
errichten – eine großartige Idee, aus der letztlich die Gedenkfeier
hervorging. Für die Schüler sprach Felix Moldenhauer, der sich in seiner
Fächer übergreifenden Kompetenz-Prüfung mit dem Thema Antisemitismus
beschäftigt. Er erinnerte auch an die Geschichts-AG aus dem Schuljahr
2009/2010, die sich mit der Zeit des Nationalsozialismus auseinander gesetzt
hatte. Einige der damaligen Schüler waren am Freitag bei der Gedenkfeier
dabei. Moldenhauer sagte aber auch, dass es ihn erschrecke, zu was Menschen
in der Lage seien. Dies sollte alle nachdenklich stimmen, vor allem in der
heutigen Zeit, in der Hass gegen Juden und ausländische Menschen in
Deutschland stetig steige. Nach der Enthüllung durch Weide und einer
Schweigeminute für die Opfer der Weltkriege und des Nationalsozialismus ging
es mit kleinen Friedenslichtern und unter Glockengeläut zu Fuß in die
ehemalige Synagogengasse in der Lahrgasse, in der letztlich die
Friedenslichter entzündet wurden. Genau an der Stelle, an der einst die
Schriftrollen verbrannt worden waren. Zuvor lasen Jugendliche des
Jungendbüros Texte des Historikers Ekkehard Klem zum Gedenken an die
Deportation 1940 in Friesenheim.
Licht leuchten lassen. Die Synagoge entging übrigens dem Feuer, weil
sie in einem dicht bebauten Areal stand. Sie wurde jedoch geplündert und
geschändet. Die jüdischen Mitbürger wurden zwei Jahre später – am 22. und
23. Oktober 1940 – nach Gurs deportiert und größtenteils ermordet. Am
Rathaus erinnert ein Gedenkstein daran. Dorthin zog es die zahlreichen
Teilnehmer der Gedenkveranstaltung. Der evangelische Pfarrer Rainer Janus
und Martina Hamm von der katholischen Kirche erinnerten abwechselnd an Gurs,
an die Geschehnisse und an die Entstehung des Gedenksteins. Abschließend
wurden die Friedenslichter am Gedenkstein oder an der Infotafel des
Historischen Vereins abgestellt. Wer wollte, konnte das Friedenslicht mit
nach Hause nehmen. Weiter gab es noch Gelegenheit zu Gesprächen bei einem
Empfang in der Grundschulaula."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden.
1968. S. 96-98. |
| Jürgen Stude: Die jüdische Gemeinde Friesenheim. Beiträge zur
Heimatgeschichte Friesenheim. Bd. 4. 1988. |
| ders.: Diplomarbeit zur Geschichte der Juden in Friesenheim
(maschinenschriftlich). 1987. |
| Uwe Schellinger: Nichts im Ort erinnert mehr an die jüdische
Gemeinde. In: Badische Zeitung vom 10.11.1994. |
| ders.: Familienfoto. Zur Geschichte der jüdischen Familie Greilsheimer
aus Friesenheim. Bilder aus dem Ortenauer Landjudentum. In: Geroldsecker
Land Heft 47 2005 S. 74-89. |
| Ekkehard Klem und Schüler aus Friesenheim:
Geschichte der Juden in Friesenheim. 2009. Dokumentation - zu beziehen über die
Gemeinde Friesenheim oder im regionalen Buchhandel. 7 €. 50 S.. |
| Günther
Mohr: "Neben, mit Undt bey Catholischen*. Jüdische Lebenswelten
in der Markgrafschaft Baden-Baden 1648-1771. Böhlau-Verlag Köln u.a. 2011.
248 Seiten. ISBN 13: 978-3412207397. Website
des Verlags mit Informationsseite
zur Publikation
Die Studie widmet sich den Lebensmöglichkeiten von Juden und Jüdinnen in der katholisch geprägten Markgrafschaft Baden-Baden und damit Fragen der ländlichen Gesellschaft und Kultur in Südwestdeutschland. Es entsteht ein neues Bild des Landjudentums in seinen vielfältigen Kontakten zur christlichen Nachbarschaft und mit einem überraschenden Selbstbewusstsein. Das Buch analysiert u.a. die Aufnahme der Juden in den Schutz, die wirtschaftlichen Aktivitäten von Juden und Christen, ihr spannungsreiches Verhältnis zueinander, innerjüdische Verhältnisse sowie Fragen der jüdischen Religion. Dabei stehen immer die wechselvollen Schicksale einzelner Protagonisten im Vordergrund. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Friesenheim Baden. Jews were present by the
mid-17th century. Relations with the local population were strained in the first
half of the 19th century against a background of economic competition and Jews
were forced to renounce their civil rights during the 1848 revolution. After
emancipation (1862), relations improved. The Jewish population reached a peak of
135 in 1887 (around 5 % of the total), dropping to 33 in 1933. On Kristallnacht
(9-10 November 1938), the synagogue was vandalized and a number of Jewish men
were sent to the Dachau concentration camp. In 1933-39, 3 Jews left the country
and five moved to other German cities. Nine were deported to the Gurs
concentration camp on 22 October 1940, joined by two who had moved to other
German cities. Two survived the Holocaust.
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