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Geiß-Nidda (Stadt
Nidda, Wetteraukreis)
Der jüdische Friedhof
(erstellt
unter Mitarbeit von Hildegard Schiebe)
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur jüdischen Geschichte in Nidda
(interner Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Die Toten der jüdischen Gemeinde Nidda und Geiß-Nidda wurden zunächst auf dem
ältesten der drei jüdischen Friedhöfe von Nidda
auf dem Gebiet der ehemals selbständigen Gemeinde Ulfa (heute Stadtteil von
Nidda) an der Gemarkungsgrenze zu dem Ort Langd (heute Stadtteil von Hungen) in
Richtung Hungen beigesetzt. Heute ist dieser Friedhof kaum mehr erkennbar und schwer zu
finden. 1878 berichtete der israelitische Vorstand, dass der ehemalige Friedhof
bei Ulfa verwaist und bereits seit 60 Jahren nicht mehr benutzt worden ist,
Bäume und Sträucher seien darüber gewachsen und man bittet, sie entfernen zu
lassen.
Ein neuer jüdischer Friedhof (zweiter Friedhof) in
Nidda wurde um 1830 neben dem damaligen
christlichen Friedhof in der Bahnhofstraße angelegt. Das Gelände befand sich
damals außerhalb der Ortschaft. Zwischen 1832 und 1890 fanden auf diesem
Friedhof 79 Beerdigungen aus Nidda wie auch aus Geiß-Nidda statt. In der NS-Zeit
wurde der Friedhof abgeräumt. Das Grundstück wurde an zwei verdiente
Nationalsozialisten verkauft. Nach 1945 musste der Kauf rückgängig gemacht
werden. Durch die Zerstörung der NS-Zeit ist heute die Lage der Gräber auf dem
Friedhof nicht mehr erkennbar, auch die Grabsteine sind nicht mehr vorhanden.
Möglicherweise wurden sie zum Bau einer Mauer (in der Nähe?) benutzt.
Der neben dem jüdischen Friedhof in der Bahnhofstraße gelegene (alte)
christliche Friedhof (heute Stadtpark) wurde 1891 geschlossen. Am 22. Juni 1891
wurde ein neuer Friedhof eingeweiht.
Neben dem neuen christlichen Friedhof in Nidda wurde auch ein neuer (dritter)
jüdischer Friedhof angelegt, da das Friedhofsgrundstück an der
Bahnhofstraße belegt war. 1891 wurde auch der neue jüdische Friedhof mit einer
ersten Beisetzung eingeweiht.
Der Friedhof an der Bahnhofstraße in Nidda war im Besitz der jüdischen
Gemeinde Nidda. Der neue Friedhof wurde allerdings auf einem städtischen Grundstück
angelegt. Dies führte dazu, dass der Gemeindevorstand der jüdischen Gemeinde die
Notwendigkeit der Anlegung eines eigenen jüdischen Friedhofes für die in
Geiß-Nidda lebenden jüdischen Familien gekommen sah. So wurde in Geiß-Nidda
ein geeignetes Grundstück gesucht und im Gewann Steinäcker gefunden. Der
Friedhof wurde 1891 angelegt, vermutlich mit der Beisetzung des am 27. Juli 1891
geborenen und gleich nach der Geburt verstorbenen Sohnes von Meier Meyer und Binchen geb. Goldschmidt (ein Grab ist nicht erhalten). 1891 wohnten 22 jüdische Personen am Ort. Bis 1934 kam
es zu neun, also mit dem vermutlichen Kindergrab von 1891 zu insgesamt zehn Beisetzungen auf dem Friedhof (nach Auswertung
der Sterberegister Geiß-Nidda und der Grabsteine). Der
Friedhof ist gut erhalten. Die Grabsteineinfassungen umrahmen die zehn
Erwachsenengräber.
Die Friedhofsfläche umfasst 3,09 ar.
Lage des Friedhofes
Der Friedhof liegt im Gewann Steinäcker. Er ist aus Richtung Nidda kommend zu
erreichen über die Straße "Zum Sportfeld", dann links über die "Schleifelder
Straße" und geradeaus in Zielstraße "Zum Friedhof" oder von Bad Salzhausen
kommend über die "Parkstraße", dann rechts ab über die Schleifelder Straße" und
geradeaus in Zielstraße "Zum Friedhof".
Fotos
Keine
Grabsteine vorhanden
für verstorbene Kleinkinder
des Ehepaares Meyer |
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Dem
Handelsmann Meier Meyer und seiner Frau Binchen Meyer geb.
Goldschmidt sind 1890 und 1891 drei Kinder geboren, die
gleich nach ihrer Geburt verstorben sind: Am 13. Februar 1890 sind zwei Mädchen
(Zwillinge)
geboren und gestorben, die nach ihrem Tod auf dem
Friedhof an der Bahnhofstraße in Nidda beigesetzt wurde. Am 27. Juli 1891 ist ein Junge geboren,
der nach seinem Tod wahrscheinlich als erster auf dem neu angelegten
jüdischen Friedhof in Geiß-Nidda beigesetzt wurde. Zu seiner Beisetzung wird
der Friedhof eingeweiht worden sein. |
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Sterbeurkunden
für die am 13. Februar 1890 geborenen Mädchen |
Sterbeurkunde für
den am 27. Juli 1891 geborenen Jungen |
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Bina/Binchen
Meyer geb. Goldschmidt war an ihrem Todestag 36 Jahre alt. Sie ist am 1.
November 1860 in Sterbfritz geboren
als Sohn des Viehhändlers Meier Baruch Goldschmidt und seiner Ehefrau
Nettchen geb. Rothschild. Sie heiratete am 5. August 1884 den Viehhändler Meier Meyer
und lebte mit ihm bis zu ihrem frühen Tod in Geiß-Nidda. Am 25. November
1885 ist die Tochter Mathilde geboren (später verheiratete Rosenbaum,
wohnhaft in Hochelheim und Frankfurt, ermordet nach Deportation 1941). Am 1.
Dezember 1887 ist die Tochter Johanna geboren (später verheiratete
Simon, wohnhaft in Eschbach, ermordet nach Deportation 1941). 1890
und 1891 sind zwei Kinder nach der Geburt gestorben (siehe oben). 1897 starb die Mutter
nach dem Tod eines weiteren Kindes. |
Grabstein
für Bina Meyer
geb. Goldschmidt (1860-1897)
rechts ältere Aufnahme |
Sterbeurkunde
für Binchen (Bina) Meyer geb. Goldschmidt
am 16. Januar 1897,
gestorben nach dem Tod eines
neugeborenen Sohnes (geb. 15. Januar 1897) |
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Fanny Hirsch geb. Kaufmann war an ihrem 76 Todestag Jahre alt. Sie ist in
Langendiebach geboren als Tochter des Handelsmannes Herz Kaufmann
und der Johanna geb. Roßenberg und war mit dem (verstorbenen)
Handelsmann Abraham Hirsch verheiratet. Sie lebte (seit wann?) im
Haushalt des Witwers Meier Meyer (als "Auszügerin") und hat ihm
möglicherweise schon einige Jahre seinen Haushalt besorgt. |
Grabstein
ohne Inschriftenplatte
(vermutl. für Fanny Hirsch, ca. 1835-1911) |
Sterbeurkunde
für
Fanny Hirsch geb. Kaufmann |
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Kein
Grab in Geiß-Nidda:
Adolf Stern (gefallen 1914) |
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Im
Sterberegister Geiß-Nidda wurde auch eingetragen der Reservist und
Handelsmann Adolf Stern aus Geiß-Nidda, der im Ersten Weltkrieg
gefallen ist. Er war ein am 28. Februar 1887 in Geiß-Nidda geborener Sohn des Handelsmannes Meier Stern und
seiner (zweiten) Ehefrau Sara geb. Edelstein. Adolf Stern war Soldat in der
zehnten Kompagnie des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 116 und fiel am 28.
August 1914 infolge eines tödlichen Schusses bei einem Gefecht bei Mouzon
(Ardennen) in
Frankreich. Adolf Stern hinterließ eine junge Witwe Frieda geb. Lion.
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Sterbeurkunde
(Eintrag ins Sterberegister Geiß-Nidda) für Adolf Stern; Genealogie
vgl.
https://www.geni.com/people/Adolf-Stern/4396239543380064076 |
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Meier Stern war 72 Jahre alt, als er am 31. März 1923 in Geiß-Nidda
starb. Er ist in Bindsachsen geboren
war in erster Ehe verheiratet mit Jettchen geb. Strauß (gest. im Alter von
40 Jahren am 15. Oktober 1883; war eine Tochter des Handelsmannes Baruch
Strauß und seiner Frau Mina geb. Reiß in Geiß-Nidda), in zweiter Ehe mit Sara Stern geb. Edelstein verheiratet. Seine Frau meldete den
Tod ihres Mannes dem Standesamt in Geiß-Nidda.
Meier und Sara Stern hatten fünf Kinder: Joseph (geb. 1885,
umgekommen im KZ Dachau), Adolf (geb. 1887 in Geiß-Nidda, gefallen
1914 s.o.), Hilda (geb. 1890, verh. mit Leopold Stein: Eltern u.a.
von Ilse Stein, Lilly Stein, Hilda und Leopold sind nach Deportation umgekommen bei Minsk),
Johanna (geb. 1892 in Geiß-Nidda), Julius (geb. 1898 in Geiß-Nidda). |
Grabstein für Meier
Stern
(Meir Bar Jehuda Stern) (1850-1923) |
Sterbeurkunde
für Meier Stern; Genealogie vgl.
https://www.geni.com/people/Meier-Stern/4281977230680046283
hier auch weitere Informationen zu Kindern und weiteren Angehörigen |
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Johanna
(genannt: Hannchen) Rollhaus geb. Reis (Reiß) war 72 Jahre alt,
als sie am 26. Februar 1927 in Geiß-Nidda starb. Sie ist in
Ulrichstein geboren und mit dem
Viehhändler Mayer Rollhaus verheiratet. Ihr Mann meldete den Tod seiner Frau
dem Standesamt in Geiß-Nidda. Die Tochter Ida des Ehepaares ist
am 29. Januar 1887 in Geiß-Nidda geboren (später verheiratete Weisenbach,
wohnhaft in Leihgestern, ermordet
1942 nach Deportation vermutlich in Treblinka). Ein Sohn Friedrich
ist am 9. Dezember 1888 geboren. |
Grabstein für Hannchen
Rollhaus
geb. Reiß (1855-1927) |
Sterbeurkunde
für Johanna Rollhaus geb. Reis
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Der Viehhändler Meier Meyer war 69 Jahre alt, als er am 13. Mai 1927
in Geiß-Nidda starb. Er ist am 2. November 1857 in
Hungen geboren als Sohn von Moses Meyer
(geb. 1823 in Ober-Mockstadt),
der um 1858/59 von Hungen nach Geiß-Nidda zog, um hier als Handelsmann tätig
zu sein (war verheiratet mit Madel/Malchen geb. Oppenheimer). Zuletzt kehrte Moses
Meyer nach Hungen zurück, wo er im Alter von 90 Jahren verstarb (Grab auf
dem jüdischen Friedhof Hungen siehe
https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/juf/id/18387). Meier Meyer
hatte noch eine Schwester Emma (geb. 15. Oktober 1860 in Geiß-Nidda,
seit 1899 Haushälterin in Hungen, später verheiratet mit Jakob Simon).
Meier Meyer war in erster Ehe verheiratet mit Binchen geb. Goldschmidt
(gest. 1897 siehe oben), in zweiter Ehe seit 1898 (Trauung in
Langendiebach) mit Johanna
Meyer geb. Hirsch (siehe unten, gest. 1934). Johanna Meyer meldete den Tod
ihres Mannes dem Standesamt in Geiß-Nidda. |
Grabstein
für Meier Meyer
(1855-1927) |
Sterbeurkunde
für
Meier Meyer |
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Amalie
(Male, Malchen) Rollhaus geb. Leopold war 71 Jahre alt, als sie am 13.
Januar 1928 in Geiß-Nidda starb. Sie ist in
Gettenau bei Echzell geboren und war verheiratet mit dem Schuhmacher
Isidor Rollhaus. Ihr Mann meldete den Tod seiner Frau dem Standesamt in
Geiß-Nidda.
Die hebräische Grabsteininschrift weicht von der standesamtlichen Eintragung
ab, enthält keine Jahreszahl und als Todestag den
Ihr Mann ist 1859 geboren und 1940 in Frankfurt gestorben, siehe
Quelle. |
Grabsteininschrift für
Amalie (Male)
Rollhaus (ca. 1857-1928) |
Sterbeurkunde
für Amalie Rollhaus geb. Leopold
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Der
Viehhändler Mayer (Meier) Rollhaus war 73 Jahre alt, als er am 12.
August 1929 in Geiß-Nidda verstarb. Er ist in Geiß-Nidda geboren und war
verwitwet. Sein Sohn, der gleichnamige Viehhändler Mayer Rollhaus
meldete den Tod seines Vaters dem Standesamt Geiß-Nidda.
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Grabstein für Mayer (Meier)
Rollhaus (ca. 1856-1929) |
Sterbeurkunde
für
Mayer Rollhaus |
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Sara
Stern geb. Edelstein war 82 Jahre alt, als sie am 17. Oktober 1934 in
Geiß-Nidda verstarb. Sie ist in Riedenberg (vermutlich:
Unterriedenberg, wo eine Familie
Edelstein wohnte) geboren und war verwitwet (ihr Mann Meier Stern starb 1923
siehe oben). Der Kaufmann Leopold Stein
(Hauptstraße 28 in Geiß-Nidda) meldete ihren Tod dem Standesamt Geiß-Nidda. |
Grabstein für Sara Stern
geb. Edelstein (ca. 1852-1934)
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Sterbeurkunde
für Sara Stern geb. Edelstein; Genealogie vgl.
https://www.geni.com/people/Sara-Stern/6000000006374468366 |
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Johanna Meyer geb. Hirsch war 67 Jahre alt, als sie am 3. November 1934
in Geiß-Nidda starb. Sie war in
Langen-Bergheim geboren und seit 1898 (Trauung in
Langendiebach) mit Meier Meyer verheiratet (siehe oben,
gest. 1927). Sie wurde an ihrem Todestag in ihrer Wohnung
"tot aufgefunden". |
Grabstein für
Johanna Meyer geb. Hirsch (1867-1934) |
Sterbeurkunde
für
Johanna Mayer geb. Hirsch |
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