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Gemünden
/ Hunsrück (Rhein-Hunsrück-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Gemünden bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts
zurück. Um 1700 hört man erstmals von jüdischen Einwohner am Ort, die unter
dem Schutz der Schenken von Schmidtburg standen. Um 1740/45 waren bereits 15
jüdische Familien am Ort (ca. 60 bis 85 jüdische Einwohner).
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1808 109 jüdische Einwohner, 1822 130, um 1825 etwa 20 jüdische
Familien (ca. 15 % der Einwohnerschaft), 1843 178 jüdische Einwohner (etwa 18
%), 1848 164, 1858 147, 1895 101, 1904 85, 1910 70. Auf Grund des hohen
jüdischen Bevölkerungsanteil galt Gemünden in der Umgebung als
"Klein-Nazareth" oder "Klein-Jerusalem". Die jüdischen
Familien verdienten ihren Lebensunterhalt überwiegend als Vieh- und als
Kleinhändler. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten mehrere von
ihnen Geschäfte und Handlungen am Ort eröffnet.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule,
ein rituelles Bad und einen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der
zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (siehe Ausschreibungen der Stelle
unten). Zur jüdischen Schule siehe den Beitrag von Gustav Schellack
(s.u. Literaturliste mit Link).
Um 1924, als zur Gemeinde noch 65 Personen gehörten (7,2 % von insgesamt
etwa 900 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Jos. Hammel, Wirth, Max Mayer
und Eugen Ochs. Der Repräsentanz gehörten an: Salomon Ochs, Karl Hammel,
Wilhelm Strauß, Ferdinand Strauß, Daniel Ochs, Jakob Markus und M. Ochs. 1932
waren die Gemeindevorsteher Joseph Wirth (1. Vors.), Gustav Strauss (2. Vors.)
und Eugen Ochs (3. Vors.). Der Repräsentanz unter Vorsitz von Louis Ochs
gehörten insgesamt neun Mitglieder an. An jüdischen Vereinen bestanden:
der Wohltätigkeitsverein (Chewra; 1932 unter Vorsitz von Louis Ochs mit
acht Mitgliedern; Zweck und Arbeitsgebiete Wohlfahrtspflege und
Bestattungswesen) und der Jüdische Frauenverein (1932 unter Vorsitz von Rosa
Hammel; Zwecke und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger). Im
Schuljahr 1931/32 erhielten sechs Kinder der Gemeinde
Religionsunterricht. Inzwischen konnte die jüdische Gemeinde Gemünden - wie
auch die benachbarten Gemeinden Simmern und Kirchberg
- sich keinen eigenen jüdischen Religionslehrer mehr leisten. Als
Bezirksreligionslehrer war Josef Carlebach für alle drei Gemeinden tätig.
1933 wurden noch 61 jüdische Einwohner gezählt. In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Bis 1938 hatten etwa zwei
Drittel der jüdischen Einwohner der Ort verlassen. Beim Novemberpogrom 1938
wurde die Synagoge zerstört (s.u.). Die letzten jüdischen Einwohner wurden
1943 in die Vernichtungslager deportiert.
Von den in Gemünden geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
mindestens 22 Personen umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): u.a.
Thekla Friedberg geb. Hammel (1881), Klementine Mayer geb. Hammel (1868, "Stolperstein"
in Königstein), Eugen
Ochs (1881), Heinz (Henri) Ochs (1922), Leo Ochs (1883), Louis Ochs (1922),
Herta Oster geb. Ochs (1898), Helene Schoemann geb. Wirth (1869), Hermann Weiler
() .
Eine Zusammenstellung konnte noch nicht vorgenommen werden, da in den Listen nicht ausreichend zwischen den verschiedenen Orten Gemünden mit früheren
jüdischen Gemeinde differenziert und teilweise auch eine falsche Zuordnung
vorgenommen wird (insbesondere in der Liste von Yad Vashem).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1861 /
1889 / 1893
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. April 1861:
"Vakanz. Die israelitische Gemeinde zu Gemünden, Rheinpreußen,
sucht einen jüdischen Elementarlehrer und Vorbeter. Der jährliche fixe
Gehalt beträgt bar 150 Thaler, nebst freier Wohnung und freien
Brennmaterials. Die Emolumente bringen einschließlich der Schechita circa
50 Thaler und ohne dieselbe circa 25 Thaler ein. Eine anständige
Beköstigung wird für 45 bis 50 Thaler jährlich verabreicht. die
Lehrerwohnung und das Schulhaus sind neu erbaut, bequem und freundlich.
Bewerber belieben sich unter Beifügung ihrer Zeugnisse zu wenden an den
Vorstand der israelitischen Gemeinde zu Gemünden bei Simmern,
Rheinpreußen." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Mai 1889: "Lehrer-Gesuch.
Wir suchen zum 1. Juli 1889 einen Religionslehrer, Kantor und Schochet.
Das Gehalt besteht in einem Fixum von Mark 600 pro Jahr. Nebenverdienste
der Schechitah und in der Synagoge zwischen 3 bis 400 Mark nebst freier
Wohnung.
Verheiratete haben den Vorzug. Gehalt exekutorisch. Meldungen nebst
Zeugnissen sind sofort einzusenden an den Synagogenvorstand
Jacob Mayer, Gemünden (Regierungsbezirk Koblenz,
Hunsrück)." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Februar 1893:
"Wir suchen zum sofortigen Eintritt einen tüchtigen Chasan, Schochet
und Religionslehrer. Gehalt 650 Mark fix, 300-400 Mark Nebenverdienste
nebst freier Wohnung und Heizung. Ledige Bewerber werden bevorzugt.
Jacob Mayer, Vorstand, Gemünden, Hunsrück." |
Hinweis auf den jüdischen Lehrer Jacob Friedrich
Wilhelm Mayer Eppstein (Lehrer in Gemünden von 1867 bis 1874)
Jacob Friedrich Wilhelm Mayer Eppstein
(geb. 1846 in Saarwellingen; ein
Enkel des Lehrers Jacob Mayer Eppstein und Vater von Oskar Eppstein, siehe
unten) war seit 1867 Lehrer an der jüdischen Elementarschule in Gemünden
im Hunsrück, bis die Familie im August 1874 nach Essenheim
übersiedelte, wo er bis April 1879 tätig war. Von
April 1879 bis zu seinem Tod am 14. Februar 1899 war er Lehrer der jüdischen Gemeinde in
Lambsheim. Er wurde im jüdischen
Friedhof in Lambsheim beigesetzt.
(Foto aus der Sammlung von Rolf Michael Mayer)
Zur Familiengeschichte siehe Beitrag von Rolf Michael Mayer: Vom
Taunus über Frankfurt und Mannheim nach Fußgönheim, Ruchheim und
Mutterstadt. HaLevi - Eppstein - Eppler - Mayer. Vier Namen - eine
Familie. 2009. Eingestellt
als pdf-Datei. |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Spendenaufruf für eine verarmte Familie (1864)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. April 1864: "Ich appelliere
hiermit an die öffentliche Wohltätigkeit, und zwar für einen
ungenannten Familienvater und Glaubensgenossen, über dessen Leben sich im
Laufe der letzten 10 Jahre so mannigfaltige und harte Schicksalsschläge
aufhäuften, dass der Mann dadurch in die Lage versetzt wird, die
öffentliche Mildtätigkeit in Anspruch zu nehmen. Der betreffende ist
Vater von 7 Töchtern (Söhne hat er nicht), sein Geschäft war Ackerbau
und Handel. Durch Krankheit, sowie durch Brandunglück seiner Frau begann
das Zurückgehen seiner Verhältnisse. Schwere Sorgen drückten ihn
danieder, bis auch er auf dem Krankenlager sich befand. Die Haushaltung,
von Unterstützung und Hilfe entblößt, war Ursache, dass die
Schuldenlast sich häufte, bis er gezwungen war, einen Acker nach dem
andern zu veräußern. Ein Teil seiner Ökonomiegebäude ist auch bereits
in fremde Hände übergangen. Eine der Töchter ist im Begriffe nach
Amerika auszuwandern; die, welche schon das Alter dazu haben, müssen in
fremde Dienste treten. Wie dies alles herzzerreißend und niederdrückend
für Eltern ist, die früher in behäbigem Familienkreise lebten, braucht
wahrlich nicht näher geschildert zu werden. Edeldenkende werden Mitleiden
für Unglückliche fühlen, die sich in solcher Lage befinden.
Allenfallsige wohltätige Spenden bittet man an den Gefertigten einsenden
zu wollen.
Gemünden, im April 1864. Marx Löb, in Gemünden bei
Simmern." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Jeschurun" vom Mai 1864: weitgehend
derselbe Text wie oben. |
Zum Tod von Leo Emanuel und Spendenaufruf für seine
Familie (1876)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. August 1876:
"Durch den unerforschlichen Ratschluss des Allmächtigen wurde einer
der bravsten Männer in Gemünden, Leo Emanuel abgerufen, und hinterließ
derselbe eine Witwe mit fünf kleinen, noch alle unerzogene Kinder, welche
der Hingeschiedene durch seinen unermüdlichen angestrengten Fleiß ohne
irgendeine fremde Beihilfe ganz anständig ernährt hat.
Diese beklagenswerte Witwe mit ihren fünf Kleinen sieht sich durch den
Verlust ihres Ernährers, welche jetzt von allen Mitteln entblößt, einer
Verzweiflung Preis gegeben, wenn ihr nicht von wohltätigen Menschen Hilfe
wird.
Sie richtet daher an alle Menschen die ganz ergebene Bitte, dieselbe doch
mit einer Geld-Unterstützung zu erfreuen und wird die kleinste Gabe der
Ärmsten angenehm sein, welche gütigst an den mitunterzeichneten
Synagogen-Vorsteher Herrn A. Würth zu richten sind.
Gemünden (Kreis Simmern), 4. August 1876. Der Vorstand Abraham
Wirth. Frau Emanuel.
Die Unterschrift der Witwe Emanuel wird beglaubigt. Der Bürgermeister Mendel." |
Spendenaufruf für verarmte Person (1908)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. April 1908: "Herzliche
Bitte.
Eine brave Person, welche einst bessere Tage gesehen, jetzt aber in ihrem
siechen Zustande nichts mehr verdienen kann, befindet sich in bitterer
Notlage und bedarf dringend der Unterstützung. Bin gerne bereit, gütige
Spenden an dieselbe gelangen zu lassen und werde auf Wunsch in diesem
Blatte darüber quittieren.
Lehrer Kaufmann, Gemünden (Hunsrück). |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Über Louis Wirth (1897-1952)
Louis Wirth (geb. 28.8.1897 in
Gemünden, gest. 3. Mai 1852 in Buffalo NY): US-amerikanischer Soziologe
Chicagoer Schule. Wuchs in Gemünden als Sohn eines Pferdehändlers als
zweites von sieben Kindern auf. Die Mutter Rosalie geb. Lorig entstammte
einer Rabbinerfamilie. 1936 emigrierte die Familie auf Drängen von Louis
in die USA. Louis Wirth war bereits 1911 mit seiner älteren Schwester zu
einem Onkel nach Omaha / Nebraska verschickt worden. Er studierte seit
1892 mit Hilfe eines Stipendium in Chicago Medizin, dann Soziologie und
Anthropologie. Nach einigen Zwischenstationen wurde Louis Wirth 1940 zum
Professor an die Universität von Chicago berufen. Er starb unerwartet am
3. Mai 1952 in Buffalo auf einer Konferenz an Herzversagen.
Wikipedia-Artikel zu
Louis Wirth
Seite zu Louis Wirth auf der Website der American Sociological Association
(von hier auch das Foto) |
Über den Prokuristen Oskar Eppstein (1873-1965)
Oskar Eppstein ist 1873 in Gemünden als Sohn des damaligen jüdischen
Religionslehrers und Vorbeters Jacob Friedrich Wilhelm Mayer Eppstein (siehe
oben) geboren. Von 1887 bis 1890 absolvierte er eine dreijährige Lehre zum Bankkaufmann beim Bankhaus
Gebrüder Stern in Hanau. Im November 1891 wechselte er nach Mülhausen im Elsass zum Bankhaus M. &E. Rothschild und im Februar 1898 nach
Mannheim zur Oberrheinischen Bank. Diese 1856 unter dem Namen Wilhelm Koester &Co. gegründete Regionalbank war zu dieser Zeit eine Interessengemeinschaft mit der Deutschen Bank eingegangen. Durch den Zusammenbruch der Aktien-Gesellschaft für Chemische Industrie in Mannheim
wurde die Oberrheinische Bank stark in Mitleidenschaft gezogen und 1904 von der Rheinischen Creditbank übernommen. In der Rheinischen Creditbank erlebte Eppstein als Prokurist die Entwicklung bis zur Hyperinflation,
mit deren Ende 1923 sein Bericht abschließt. Die Rheinische Creditbank ging 1929 in der Deutschen Bank und Disconto-Gesellschaft auf. 1932 schied
Eppstein – mit 59 Jahren – aus der Mannheimer Filiale der Deutschen Bank und Disconto-Gesellschaft aus, vermutlich im Zuge des allgemeinen Stellenabbaus während der Weltwirtschafts- und Bankenkrise. Am 22. Oktober
1940 wurden Eppstein und seine Ehefrau wie ein Großteil der badischen
Juden in das Lager Gurs im besiegten Frankreich deportiert. Sie überlebten mehrere Internierungslager und wanderten nach dem Zweiten Weltkrieg
nach Israel aus. Oskar Eppstein starb 1965 in Haifa, seine Frau vier Jahre später.
Quelle: obiger Abschnitt weitgehend zitiert aus dem Beitrag der Historischen
Gesellschaft der Deutschen Bank e.V. Nr. 29 vom Dezember 2013: "Von
Geschäftsbriefen mit 'Hörnern und Zähnen' und 'Nullenschreibern'. Aus den
Erinnerungen des Prokuristen Oskar Eppstein. Link
zu diesem Beitrag (pdf-Datei).
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war vermutlich ein Betsaal in einem
jüdischen Privathaus eingerichtet.
Eine Synagoge ("Judenschule" wird erstmals 1758 genannt. Elkan
Meyer hatte sie in einem herrschaftlichen Haus gegenüber der Mühle
eingerichtet. Nach einem Brand 1781 wieder hergestellt. Die Synagoge
fasste damals 30 Personen. Im Erdgeschoss war eine Stube, die gleichzeitig als
Schul-, Wohn und Schlafraum des Lehrers genutzt wurde. 1830/31 wurde die
Synagoge wesentlich erweitert; im September 1830 wurde das Fundament für den
Erweiterungsteil gelegt. 1842 wurde die Synagoge umgebaut. 1857 brannte
sie wiederum ab, wurde anschließend wieder aufgebaut (oder wurde ein Neubau
erstellt?) und am 10. September 1859 feierlich
eingeweiht.
Bei der Synagoge handelte es sich um einen zweigeschossigen verputzten
Fachwerksaalbau. Im Erdgeschoss waren die Lehrerwohnung und der Schulsaal, im
Obergeschoss der Betsaal.
Bereits 10 Jahre vor dem Novemberpogrom 1928 wollten Nationalsozialisten im
Zusammenhang mit einer nationalsozialistischen Veranstaltung die Synagoge der
Gemeinde stürmen:
Nationalsozialisten wollen die Synagoge stürmen (1928 !)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. September 1928: "Gemünden
(Hunsrück). Hier kam es bei einer nationalsozialistischen
Veranstaltung, bei der der völkische Landtagsabgeordnete Dr. Ley - Köln
sprach, zu blutigen Zusammenstößen zwischen Hitler-Leuten und
Kommunisten. Da die Ortspolizei keine Vorkehrungen getroffen hatte,
versuchten einige Hakenkreuzler, die Synagoge zu stürmen. Darauf hat sich
die Gemeinde an das Ministerium in Berlin mit der Bitte um Schutz
gewandt." |
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Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung"
vom 14. September 1928: "Gemünden. (Versuchte
Synagogenstürmung). In Gemünden (Hunsrück) kam es bei einer
nationalsozialistischen Veranstaltung, bei der der völkische
Landtagsabgeordnete Dr. Ley - Köln sprach, zu blutigen Zusammenstößen
zwischen Hitler-Leuten und Kommunisten. Da die Ortspolizeibehörde keine
Vorkehrungen getroffen hatte, versuchten einige Hakenkreuzler, die
Synagoge zu stürmen. Das Städtchen Gemünden ist seit einiger Zeit
Tummelplatz der Hitler-Rowdies. Nach diesen Vorkommnissen hat sich die
Synagogen-Gemeinde an das Ministerium in Berlin mit der Bitte um Schutz
gewandt." |
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge
geschändet und verwüstet, schließlich in Brand gesetzt. Die Brandruine wurde
später abgebrochen.
Adresse/Standort der Synagoge: Hauptstraße
(1932:
Provinzialstraße)
Fotos
(Quelle: Landesamt s.Lit. S. 164; Foto aus Herschberg:
Bernhard Kukatzki)
Die Synagoge in Gemünden |
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Luftaufnahme von
Gemünden um 1931 mit Ausschnittvergrößerung der Synagoge
(auf Foto
links im Mittelgrund halbrechts) |
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Andernorts
entdeckt |
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An den
aus Gemünden stammenden Hermann Weiler, der später in Herschberg
verheiratet war und in Auschwitz
ermordet wurde, wird auf einer
Gedenktafel in Herschberg erinnert. |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
März 2016:
Gemündener sprechen sich gegen die Verlegung von
Stolpersteinen aus
Anmerkung: Am Tag der Landtagswahl konnten die Gemündener auch über
die Verlegung von Stolpersteinen abstimmen. Der Gemeinderat der Gemeinde
hatte im November 2015 eine Entscheidung hierzu vertagt und sich für eine
Bürgerbefragung ausgesprochen. Die Anregung der Verlegung ging von der
Fraktion "Bürger für Gemünden" aus, die in der einstigen
regionalen Hochburg des Nationalsozialismus auf diese Weise an die
ermordeten ehemaligen jüdischen Mitbürger erinnern wollte. Die Fraktion
"Bürger für Gemeinden" hatte einen Arbeitskreis vorbereitet,
der ein konkretes Konzept für die Verlegung von Stolpersteinen erarbeiten
sollte. Für die Verlegung wurden bereits 2.000 € im Haushalt der
Gemeinde eingestellt; einige Privatpersonen waren bereit, Patenschaften zu
übernehmen. Im Vorfeld der Abstimmung hat sich die CDU-Fraktion
Gemündens indirekt gegen Stolpersteine positioniert. Die CDU hatte
bereits 2003 einen Gedenkstein zur Erinnerung an jüdische Mitbürger am
jüdischen Friedhof favorisiert.
Die Abstimmung am Tag der Landtagswahl hatte zum Ergebnis, dass eine
Mehrheit von 238 Gemündener gegen Stolpersteine votierte, 139 stimmten
dafür, 53 enthielten sich. Die Bürgerbefragung hat jedoch keinen
verbindlichen Charakter für den Gemeinderat. |
Artikel in der
"Rhein-Hunsrück-Zeitung" vom 14. März 2016: "Am
Wahltag: Gemündener stimmen auch über Stolpersteine ab..."
Link
zum Artikel
Artikel in der "Rhein-Hunsrück-Zeitung" vom 14. März 2016:
"Gemündener stimmten ab: Mehrheit will keine Stolpersteine..."
Link
zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Werner Zwiebelberg: Das alte Gemünden. In:
Veröffentlichungen der landeskundlichen Arbeitsgemeinschaft im
Regierungsbezirk Koblenz e.V. Boppard 1970.
|
| Volker Boch: Die Verfolgung der Gemündener Juden
durch den Nationalsozialismus (1995). 2003. |
| Gustav Schellack: Das jüdische Schulwesen in den
ehemaligen Kreisen Simmern und St. Goar im 19. Jahrhundert. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit
in Rheinland-Pfalz. |
| Gustav Schellack: Die jüdische Schule in
Gemünden/Hunsrück. In: SACHOR. Beiträge zur jüdischen Geschichte
und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molitor
und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für
politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad
Kreuznach. 6. Jahrgang, Ausgabe 2/96, Heft Nr. 12 S. 34-37.
Beitrag
online zugänglich (pdf-Datei) |
| Christof Pies: Gemünden - Von
"Klein-Nazareth" zur Hauptstadt der "Bewegung im
Hunsrück". (Manuskript). |
| ders.: Jüdisches Leben im Rhein-Hunsrück-Kreis. In:
Schriftenreihe des Hunsrücker Geschichtsvereins e.V. No. 40. 2003. S. 45-46
und S. 224ff. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 163-164 (mit weiteren Literaturangaben).
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Gemuenden im Hunsrueck,
Rhineland. A Jewish community of about 100 existed in the early 19th century,
with the Jewish population reaching a peak of 147 (total 980) in 1858. Most were
engaged in trade. In 1857, classes at the Jewish school were conducted in german
and the same general subjects were taught as in the Christian schools. In 1874,
the school was closed and the children transferred to the Protestant school. In
19309, the Jewish population was 60, most dealing in cattle. The synagogue was
set on fire on Kristallnacht (9-10 November 1938). Five Jews were
deported to the east.
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