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Friedhöfe im Kreis Waldeck-Frankenberg"
Gemünden/Wohra
(Kreis Waldeck-Frankenberg)
Jüdischer Friedhof
(erstellt unter Mitarbeit von Dr. Horst Hecker,
Stadtarchiv Frankenberg)
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Gemeinden an
der Wohra (interner Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Die Toten der jüdischen Gemeinden Gemünden /Wohra und
Rosenthal wurden zunächst auf dem jüdischen Sammelfriedhof in Hatzbach
beigesetzt. Ein jüdischer Friedhof in Gemünden wurde - nach einschlägigen
Akten im Hessischen Staatsarchiv Marburg - im Sommer 1828 auf einem der
Stadt Gemünden gehörenden Grasgarten angelegt. Er war in der Folgezeit
Begräbnisplatz für die beiden Synagogengemeinden Gemünden (mit Dodenhausen
und Schiffelbach) und
Rosenthal. Zunächst betrug die Friedhofsfläche 9,4 ar. Gegen des 19.
Jahrhunderts wurde eine Erweiterung nötig. Zu diesem Zweck erwarb die jüdische
Gemeinde 1895 von der Stadt Gemünden ein angrenzendes Grundstück in der
Größe von 10.74 ar.
Am Eingangstor informiert eine Tafel zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
in Gemünden mit dem folgenden Text: "Nach den
Gerichts- bzw. Salbüchern Gemündens mussten Juden bereits im 16. Jahrhundert
für ihr Wohnrecht 'Schutzgelder' bezahlen. Sie betrugen ein Vielfaches der
Steuerlast, die nichtjüdische Bürger zu zahlen hatten. Juden hatten mit dem
Status von 'Beisassen' nur ein eingeschränktes, sog. 'kleines'
Bürgerrecht.
Um 1823 wurde eine Synagoge gebaut, die 1938 zerstört wurde. 25 Jahre später
wird auch eine jüdische Schule erwähnt. 1889 umfasste die Gemündener
jüdische Gemeinde 17 Familien mit insgesamt 70 Personen; 1933 waren es noch 44
jüdische Einwohner. Vertreibungen und Deportationen im Dritten Reich sind nicht
mehr nachvollziehbar. Belegt ist, dass Israel Hirsch mit seiner Tochter Berta
und Enkelin Ilse 1939 nach Frankfurt zogen - später wurden sie alle drei
ermordet. Zahlreiche Grabsteine, die weit in die Zeit vor 1800 zurückweisen,
bezeugen eine rege jüdische Gemeinde. Die letzte Bestattung fand 1936
statt.
Der Blick nach Osten zeigt Gemünden mit seinem imposanten Kirchturm als
Wahrzeichen und seinen historischen Fachwerkhäusern."
Zwei Hinweise zu diesem Text:
1. es gab auch nach 1936 Beisetzungen, u.a. Jakob
Andorn 1937; die letzte Beisetzung auf dem Friedhof war nach einem vertraulichen
Bericht des Bürgermeisters von Gemünden an den Landrat in Frankenberg vom 8.
Mai 1941 im Jahr 1939.
2. die Vertreibungen und Deportationen lassen sich
großenteils durchaus vollziehen, siehe Hinweise auf der Seite zur Synagoge
Gemünden (Einzelinformationen über die Deportationswege über die Angaben beim
Bundesarchiv Potsdam.
Lage des Friedhofes
Der Friedhof liegt 1 km westlich von Gemünden (über die
Rosenthaler Straße oder die Fortsetzung der Martin-Luther-Straße erreichbar).
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 6. April 2010)
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Auf dem Weg zum Friedhof
(im Bereich der Bäume) |
Eingangstor |
Hinweistafeln |
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Informationstafel
zur jüdischen Geschichte |
Tafel des
"Kulturhistorischen Rundgangs"
von Gemünden |
Blick auf den Friedhof
vom Eingang |
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Links der Grabstein für
Rosalie Andorn
geb. Levi (1873-1936) |
Links Grabstein für
Minna Spier |
Die Gräber sind
teilweise
terrassenförmig angelegt und von
abrutschender Erde bedroht |
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Teilansicht des Friedhofes |
Hebräisch
beschrifteter Grabstein
für Israel Bar Elieser
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Grabstein links
für Auguste Spier
(1867-1929), rechts für Dr. Moses Spier
(1862 in
Gemünden - 1932 in Göttingen)* |
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Grabstein Mitte für Mendel
Rosenberg
(1854-1928), links für Emma Mark
geb. Jakob (1872-1926) |
Roter Grabstein links für
Fanny Andorn
geb. Levi (1865-1930) |
Grabstein links für
Willi
Rosenberg
(1889-1914), rechts für Rebekka Rosenberg
aus Rosenthal
(1856-1913) |
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Grabstein für Jakob Andorn
(1860-1937) |
Grabstein für Rebekka
Rosenberg
aus Rosenthal (1856-1913) |
Grabstein mit "segnenden
Händen"
der Kohanim |
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Grabstein für Jakob
Oppenheim,
Lehrer a.D. aus Barchfeld (1849-1911) |
Grabstein für Anselm
Rosengarten
aus Schiffelbach (1843-1868) |
Grabstein für Dora Kohlhagen
geb. Blumenthal (1878-1908 in Rosenthal) |
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Symbolik: links Krone,
rechts
Levitenkanne, dahinter zwei
Schabbatlampen |
Zwei Grabsteine mit
"segnenden Händen" der Kohanim |
Links Levitenkanne, rechts
Schabbatlampe (traditionell auf
Grabsteinen für Frauen) |
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Grabstein für Jacob Nussbaum
aus Rotenkirchen (1864-1907) |
Grabstein für das Kind
Gerta
Marx
(1901-1903) mit Zitat aus Hiob 1,21 |
"Hier ruhet sanft
Elias Marx aus Grüsen" |
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Grabstein links für
Hannchen
Höxter
geb. Kadden (1866-1905), rechts für
Meier Marx (1875-1905) |
Vorder-
und Rückseite der Grabsteine für Lehrer Joseph Spier (1828-1910;
"Er wirkte als Lehrer der hiesigen Gemeinde von 1855 bis 1894")
und Sara Spier geb. Lissard (1839-1903; "Die traute Gefährtin in
Freud und Leid, in Trübsal, in Not, in wonniger Zeit, Schlaf süß, bis
Dich wecket zur Ewigkeit, Der Allbeleber zum neuen Leben. Lieb Mütterlein
gut und selenrein, Wie ruhten wir wonnig am Herzen Dein..." |
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Blick über den Friedhof in
Richtung des Eingangs |
Rückkehr vom Friedhof -
Blick auf Gemünden |
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Anmerkung:
* Dr. Moses Spier war seit 1907 Arzt in Göttingen. Er war verheiratet
mit Dora geb. Ehrlich. Seine Arztpraxis in Göttingen befand sich in der
Keplerstraße 3a. Nach dem Tod ihres Mannes wohnte Dora Spier weiterhin im Haus
Keplerstraße 3a. Im April 1942 musste sie in das "Judenhaus" Weender
Landstraße 26 ziehen. Am 23. Juli 1942 - dem Tag der Deportation in das Ghetto Theresienstadt
- beging sie Selbstmord. Die Tochter Frieda wurde in Auschwitz ermordet; die
Tochter Gertrud war 1927 nach Palästina ausgewandert.
(Quelle: Uta Schäfer-Richter/Jörg Klein: Die jüdischen Bürger im Kreis
Göttingen. 1933-1945. 1992. S. 252)
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Hinweis
auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Gemünden /
Wohra und umliegenden Orten |
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs
(innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus
hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar:
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41
Zu Gemünden/Wohra sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur
Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):
HHStAW 365,351 Geburts-, Trau- und Sterberegister der jüdischen
Gemeinde in Gemünden/Wohra 1759 - 1903: enthält: Geburtsregister der Juden von Gemünden/Wohra, 1759-1878,
Geburtsregister der Juden von Grüsen (Gemünden/Wohra), 1764-1880, Geburtsregister der Juden von Dodenhausen
(Haina/Kloster), 1807-1874, Geburtsregister der Juden von Schiffelbach (Gemünden/Wohra), 1773-1856,
Trauregister der Juden von Gemünden/Wohra, 1833-1875, Trauregister der Juden von Grüsen (Gemünden/Wohra), 1827-1875,
Trauregister der Juden von Dodenhausen (Haina/Kloster), 1837-1851, 1873, Trauregister der Juden von Schiffelbach (Gemünden/Wohra), 1840-1873,
Sterberegister der Juden von Gemünden/Wohra, 1824-1903, Sterberegister der Juden von Grüsen (Gemünden/Wohra), 1825-1900,
Sterberegister der Juden von Dodenhausen (Haina/Kloster), 1841-1879, Sterberegister der Juden von Schiffelbach (Gemünden/Wohra), 1830-1877.
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v5494027
HHStAW 365,354 Sterberegister der jüdischen Gemeinden in
Gemünden / Wohra und in Holzappel 1824 - 1843; enthält
Sterberegister der Juden aus Gemünden/Wohra, Dodenhausen, Grüsen und
Schiffelbach, 1824 - 1844 sowie Sterberegister der Juden aus Holzappel,
Isselbach und Langenscheid, 1917 - 1938. https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2924801
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Literatur:
| Arnsberg I,247-248. |
| Horst Hecker: Der jüdische Friedhof in Gemünden.
In: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde. Bd.
116 2011 S. 65-70. |
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