Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia Judaica
Die Mitglieder der
Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und bestehende) Synagogen
Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale
in der Region
Bestehende jüdische Gemeinden
in der Region
Jüdische Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur und Presseartikel
Adressliste
Digitale Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zurück zur Übersicht "Synagogen in Rheinland-Pfalz"
Zur
Übersicht "Synagogen im Kreis Ludwigshafen und im Rhein-Pfalz-Kreis"
Heßheim (VG
Heßheim, Rhein-Pfalz-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Heßheim bestand eine kleine jüdische
Gemeinde im 18./19. Jahrhundert bis zu ihrer Auflösung 1911. Ihre
Entstehung geht in die Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg zurück. 1690
lebten in Heßheim insgesamt 13 Familien mit 42 Personen, davon waren zehn
Familien evangelisch-reformiert, zwei Familien katholisch und eine Familie
jüdisch.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1804 17 jüdische Einwohner (4,5 % der Einwohnerschaft), 1806 32,
1808 25 (6,2 % der Einwohnerschaft), 1823/25 42 (6,6 % der Einwohnerschaft),
1848 72 in 11 Familien, 1875 50, 1900 25 jüdische Einwohner. Um 1810 werden
folgende jüdischen Haushaltsvorstände genannt: Hertz Hirschler, Jacques
Hirschler, Leopold Hirschler, Maurice Hirschler und David Mayer. Um 1850 werden
unter den jüdischen Familien neben den Hirschlers u.a. genannt: Familien
Dornberger und Kahn.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische
Schule, möglicherweise auch ein rituelles Bad. Die Toten der jüdischen
Gemeinde wurden im Heuchelheim bei
Frankenthal beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war
zeitweise ein jüdischer Lehrer angestellt, der zugleich auch als
Vorbeter und Schochet tätig war.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde: Wilhelm Lamm (geb.
5.7.1884 in Heßheim, gefallen am 19. Juni 1918).
Um 1924 wurden noch zehn jüdische Einwohner gezählt, die inzwischen zur
jüdischen Gemeinde in Frankenthal gehörten und die dortige Synagoge besuchten.
1933 lebten noch vier jüdische Personen in Heßheim, darunter die
Schwestern Auguste, Susanna und Johanna Dornberger, die in der Lambsheimer
Straße eine kleine Kolonialwarenhandlung betrieben.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde der Laden und die Wohnung der Schwestern
zertrümmert.
Von den in Heßheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Auguste Dornberger
(1860), Susanna Dornberger (1864), Edmund Kahn (1877), Emil Kahn (1905), Hermine
Kahn (1869), Flora Koch geb. Hirschler (188), Elisabeth Spies geb. Hirschler
(1851).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
In jüdischen Periodika des 19./20.
Jahrhunderts wurden noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in
Heßheim gefunden. |
Zu
einzelnen Personen aus der Gemeinde
Erinnerung an die Deportation in das
südfranzösische Internierungslager Gurs im Oktober
1940 - Foto des Grabsteines für Auguste Dornberger in Gurs
Zur Person und Familie: Abraham Dornberger war verheiratet mit Karolina
geb. Marschall aus Geinsheim; die
beiden hatten drei in Geinsheim geborene Töchter: Auguste (geb. 1. August
1860), Susanna (geb. 25. Februar 1863) und Johanna (geb. 1. Juni
1865, gest. Januar 1934). Möglicherweise hatten sie noch weitere Kinder. Nach
1865 verzog die Familie nach Heßheim, wo Abraham und Karoline
Dornberger eine kleine Kolonialwarenhandlung betrieben ( in der Lambsheimer Straße, wo auch die Familie
wohnte). Nach dem Tode der Eltern übernahmen die drei Töchter, die alle ledig waren, die Kolonialwarenhandlung.
Als die Schwester Johanna im Januar 1934 verstorben war, führten die beiden anderen Schwestern das Geschäft weiter.
Am 10. November 1938 wurde der Laden und die Wohnung der beiden Schwestern Dornberger zertrümmert. Ein Geschäftsbetrieb war damit nicht mehr möglich.
Am 22. Oktober 1940 wurden Auguste und Susanna Dornberg in das "Camp de Gurs" verschleppt. Susanna Dornberger starb an den dortigen unmenschlichen Zuständen am 30.12.1941
(Grabstein-Nr. 942), ihre Schwester Auguste am 4. Januar 1942 (Grabstein-Nr.
951).
Grabstein
im Friedhof des ehemaligen Internierungslagers Gurs für
Auguste Dornberger,
geb. am 1. August 1860 in Geinsheim, später wohnhaft in
Heßheim,
am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert, wo sie am 4. Januar 1942
umgekommen ist.
(Foto: Bernhard Kukatzki) |
Erinnerung an den aus Heßheim
stammenden Edmund Kahn und seine Familie
Paul
Theobald: "Dann hörten wir, wie Glas splitterte". Zum 9. November: Zu den Opfern
der Nationalsozialisten in Frankenthal gehörte die jüdische Familie Edmund
Kahn....". Artikel in der "Rheinpfalz" (Lokalausgabe) vom 9. November 2019.
Anmerkung: Edmund Kahn (geb. 14. November 1877 in Heßheim) war seit 1904
verheiratet mit Johanna genannt Jenny geb. Loeb. Die beiden hatten einen Sohn
Emil Elias (geb. 1905). Edmund Kahn betrieb zunächst in Heßheim, ab 1910 in
Frankenthal eine
Landesprodukte-Großhandlung. Am 10. November 1938 wurde das Anwesen der Firma in
der Kanalstraße 2 in Frankenthal durch Nationalsozialisten demoliert; es wurde
danach "arisiert". Edmund und Jeanette Kahn wurden 1940 nach Gurs deportiert und
sind 1941 beziehungsweise 1943 umgekommen. Sohn Emil Elias und seine Frau
Jeanette geb. Cohen de Lara wurden 1943 nach Auschwitz deportiert. Er wurde
ermordet. Sie überlebte schlimmste Zeiten und starb 1986 in Amsterdam.
Zur Geschichte der Synagoge
1830 erwarb der jüdische Einwohner Moritz Hirschler für 80
Gulden ein Wohnhaus an der Hauptstraße, in dem wenig später die jüdische
Schule und die Synagoge eingerichtet wurden. 1835 wird die Heßheimer Synagoge
genannt. Sie wurde auch von den in Beindersheim und Heuchelheim lebenden
jüdischen Personen besucht.
1846/47 ging das Haus mit dem Grundstück in den Besitz der jüdischen Gemeinde
über.
Auf Grund der zurückgehenden Zahlen der jüdischen Einwohner, konnte um 1895
nur noch an den hohen Festtagen Gottesdienst abgehalten werden. Nach Auflösung
der jüdischen Gemeinde 1911 wurde das Synagogengebäude abgebrochen.
Das Grundstück wurde neu bebaut.
Vgl. auch Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Synagoge_(Heßheim)
Adresse/Standort der Synagoge: Hauptstraße
Fotos
Andernorts entdeckt:
auf dem jüdischen Friedhof in Wachenheim |
|
|
|
Grabsteine für
Henriette Löw geb. Hirschler
(1846 Heßheim - 1920) und Jakob Löw
(1844 Herxheim* - 1903
Bad Dürkheim) |
|
|
*Herxheim am Berg,
nicht Herxheim bei Landau |
|
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 153 (Hinweise im Abschnitt
"Frankenthal").
|
| Hermann Arnold: Juden in der Pfalz. Vom Leben
pfälzischer Juden. 1988² S. 182 (Einwohnerzahlen 1806/1822). |
| Alfred Hans Kuby (Hrsg.): Pfälzisches Judentum
gestern und heute. Beiträge zur Regionalgeschichte des 19. und 20.
Jahrhunderts. 1992. S. 61 (Familienvorstände um 1810). |
| Jürgen Keddigkeit: Zur Geschichte der Auswanderung
aus Heßheim seit dem 18. Jahrhundert. In: Heimat-Jahrbuch (Ludwigshafen)
Bed. 8 1992 S. 47-52. |
| Hannes Ziegler: Judenverfolgung in Heßheim.
Heimat-Jahrbuch (Ludwigshafen) Bd. 8 1992 S. 57-63. |
| Berthold Schnabel:
Zur Geschichte der Heßheimer Juden vor 1933. In: Heßheim. Hrsg. von Erwin
Schnell und Gerhard Nestler. Heßheim 1993 Bd. 1. S. 363-404. |
| Rudolf H. Böttcher: Auf der Suche nach der
jüdischen Schule. In: Die Rheinpfalz. Frankenthaler Zeitung Nr. 258 vom 5.
November 2008. |
n.e.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|