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Geinsheim (Stadt
Neustadt an der Weinstraße)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Geinsheim bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938/40. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück.
Seit 1723 werden Juden am Ort genannt, namentlich 1742 ein "Jud Hench".
1754 gab es vier jüdische Haushaltungen, 1787/88 35 jüdische Einwohner.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie
folgt: 1801 31 jüdische Einwohner (4,5 % der Gesamteinwohnerschaft), 1806
39, 1808 47 (5,9 %), 1825 56 (5.0 %), 1836 74,, 1848 94 (in 18 Familien), 1851
108, 1861/84 zwischen 80 und 84, 1875 75 (von insgesamt 1.502), 1885 62, 1892 58
(in 12 Familien), 1895
49 (in 10 Familien), 1897 47 (in 12 Familien, von insgesamt 1375 Einwohner), 1900 46, 1907 49.
1809/10 werden an jüdischen Haushaltsvorständen genannt: David Arent
(Metzger), Henri Hené, Joseph Mann, Simon Marchal, Charles Marschalck
(Metzger), David Mayer, Henri Mayer.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule
(1891, vermutlich auch schon zuvor, nur Religionsschule) und ein rituelles Bad (seit 1874 in einem "Badhaus", vermutlich neben
der Synagoge). Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof
in Haßloch beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war
ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war
(vgl. Ausschreibungen der Stelle unten). Als Lehrer werden u.a. genannt: Gelbart
(um 1879), S.
Rosenberg (1891/92), S. Lehmann (1893), H. Marcus (1895/1903). Lehrer Rosenberg
hatte 1892 13 Kindern Religionsunterricht zu erteilen; Lehrer Lehmann
unterrichtete 1893 20 Kinder; 1895 waren es unter Lehrer Marcus nur 7 Kinder,
1897 4 Kinder. Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Frankenthal.
1903 gehörten auch die in Freisbach
lebenden jüdischen Personen (5 Personen in einem Haushalt, Vorsteher L.
Rothschild) zur jüdischen Gemeinde Geinsheim
Gemeindevorsteher waren: um 1892/95 H. Löb, S. Hene und J. Mane II; 1897 H. Lob,
H. Mane I und S. Hene.
Um 1924, als zur jüdischen Gemeinde , waren die Gemeindevorsteher
Jakob Mane I, Leo Mane und Julius Mane. Als Religionslehrer, Kantor und Schochet
war Leopold Röthler in der Gemeinde tätig. Er erteilte auch den Unterricht auch in
Gommersheim. In Geinsheim hatte er acht Kinder an der Religionsschule der
Gemeinde zu unterrichten, weitere vier Kinder erhielten den Religionsunterricht
an den öffentlichen Schulen. 1932 waren die Gemeindevorsteher Leo Mané
(1. Vors.), Alfred Mané (2. Vors.) und Hans Bender (Beisitzer). Im Schuljahr
1931/32 erhielten noch zwei Kinder der Gemeinde
Religionsunterricht.
1933 lebten noch 30 jüdische Personen in Geinsheim. In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. 1938 wurden noch 20
jüdische Personen gezählt. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge
geschändet und demoliert (s.u.). Die letzten sieben jüdischen Einwohner wurden
im Oktober 1940 in das Konzentrationslager Gurs in Südfrankreich
deportiert.
Von den in Geinsheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Julchen Bär geb. Mane
(1873), Moses Bär (1902), Siegfried Brinker (1921), Auguste Dornberger (1860; Foto
des Grabsteines in Gurs siehe unten),
Susanna Dornberger (1864), Flora Frank geb. Mane (1885), Lina Frank geb. Mane
(1890), Betty Grünebaum geb. Loeb (1880), Wilhelmine Kafka geb. Mané (1880), Isidor Maas (1876), Elias Mane (1871), Emilie Mane geb. Lehmann (1875. Foto
des Grabsteines in Gurs siehe unten), Heinrich
Mané (1873), Heinrich Mané (1878), Hilda Mane (1879), Isidor Mané (1899),
Melanie (Melli) Mane (1865), Mina Mane (1865), Mina Mane (1903), Sally Mané
(1888), Sigmund Mane (1882), Simon Mané (1894), Sophie Mane (1883), Isaac Pineles (1898), Bertha Röthler geb. Strauß
(1868).
Zu Geschichte und Schicksal von Wilhelmine Kafka geb. Mané siehe Seite
im "Gedenkbuch für die Karlsruher Juden".
Hinweis: auch in Geinsheim bei
Groß-Gerau lebten jüdische Familien.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1875 /
1879 (Anzeige des Stelleninhabers)/ 1889 / 1891 / 1892 / 1893 / 1894
Die Ausschreibung erfolgte ab 1891 gemeinsam für Geinsheim und
Gommersheim.
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Dezember
1875: "In der israelitischen Gemeinde Geinsheim (Rheinpfalz)
ist die Stelle eines Religionslehrers, der zugleich Chasan und Schochet
sein soll, vakant. Gehalt 300 Gulden, Nebeneinkünfte 100 Gulden, nebst
freier Wohnung. Meldungen sind zu richten an Isaak Héne,
Vorstand." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
23. April 1879: "Religionslehrer, Chasan (Vorbeter)
und Schochet. Stelle-Gesuch. Ein Religionslehrer,
gebildeter Kantor, tüchtiger Schochet, welcher die besten Zeugnisse
besitzt, sucht zum 1. Juni dieses Jahres eine dauernde Stelle
(verheiratet, 28 Jahre alt), am liebsten als Schochet und Chasan in einer
größeren Gemeinde. Derselbe ist auch ein tüchtiger Prediger.
Offerten sind zu richten an Isak Mane in Geinsheim bei Neustadt
a.d.H. (Bayern)." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
28. Februar 1889: "Lehrerstelle.
Die Stelle eines Lehrers, Vorbeters und Schochets in der Gemeinde
Geinsheim (Rheinpfalz) ist vakant und soll bis 15. März besetzt werden.
Gehalt fix 300 Mark, Schechita 400 Mark nebst bedeutenden Nebengefällen.
Freie Wohnung mit 3 Zimmern und schöner Garten. Außerdem ist Aussicht
da, dass Geinsheim und Gommersheim
schon in nächster Zeit sich zu einer Elementarlehrerstelle
vereinigen.
Bewerber wollen sich schleunigst wenden an den Vorstand H. Löb in
Geinsheim." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
8. Januar 1891: "Die Religionslehrer-, Schächter- und
Vorbeterstelle soll mit einem verheirateten Lehrer besetzt werden. Fester
Gehalt 550 Mark. Nebenverdienste 350 Mark nebst freier Wohnung. Antritt
sofort. Bewerber wollen sich an die unterfertigten Vorstände
wenden.
Heinrich Loeb, S. Lehmann, Geinsheim." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
4. Januar 1892: "Geinsheim - Gommersheim (bayrische
Rheinpfalz).
Die Religionslehrer-, Schächter- und Vorbeterstelle soll wieder besetzt
werden. Jährliches Einkommen 1.000 Mark nebst freier Wohnung. Eintritt
sofort. Deutsche reichsangehörige, verheiratete Bewerber wollen sich an
die unterfertigten Vorstände wenden.
Heinrich Loeb. Simon Lehmann." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Mai 1893:
"Die in Erledigung gekommene Religionslehrer- und Vorbeterstelle in
Geinsheim-Gommersheim in der Rheinpfalz wir mit folgenden Bezügen zur
Bewerbung ausgeschrieben: 1. Fixumgehalt ... 550 Mark. 2.
Kasualien ... 400 Mark 3. Brandentschädiguzng ... 40
Mark Summa 990 Mark.
Freie Wohnung im Schulhause.
Bewerber wollen ihre Gesuche, mit Zeugnissen vorschriftsmäßig
belegt, einreichen.
Gommersheim, 6. Mai 1893 bei Post Gommersheim. I.A. J. Mees,
Rechner und Sekretär." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. November 1893:
"Wiederbesetzung der Religionslehrer- und Vorbeterstelle in
Gommersheim, Bezirksamts Landau.
Diese Stelle ist in Erledigung gekommen und wird hiermit mit folgenden
Gehaltsbezügen ausgeschrieben:
Bargehalt aus der Kultuskasse Mark 400 Kasualien Mark 100 Für
Beheizung Mark 20.
Der Schächterdienst hier und in dem 10 Minuten entfernten Geinsheim
stellt ein Einkommen von über 200 Mark in Aussicht.
Freie Wohnung im Schulhause dahier.
Bewerber wollen ihre vorschriftsmäßig belegten Gesuche hierorts
persönlich einreichen.
Gommersheim, 6. November 1893. Simon Lehmann,
Vorstand." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
25. Februar 1894:
"Geinsheim - Gommersheim, Bayerische Rheinpfalz.
Die vakant gewordene Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle soll
sofort mit einem verheirateten Lehrer besetzt werden. Gehalt 600 Mark.
Nebenverdienste 400 Mark. Brandentschädigung 30 Mark und freie Wohnung. Bewerber
wollen sich an die unterfertigten Vorstände wenden.
Geinsheim. H. Loeb.
Gommersheim S. Lehmann." |
Die Ausschreibung von 1904, eine
kritische Rückmeldung und eine veränderte Ausschreibung (1904)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Juni 1904: "Die hiesige
Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle ist sofort durch einen
verheirateten Lehrer zu besetzen.
Ertrag 700-800 M. Freie Wohnung. Bewerber wollen sich melden.
Geinsheim (Rheinpfalz), 30. Mai. Der Vorstand. Abraham Mane." |
Hinweis: der nachstehende Artikel hat
mehrfach einen stark ironischen Unterton! Gemeint: ein Lehrer ist
tatsächlich mit 60 M. weder "fürstlich besoldet", noch reichen diese 60 Mk.
pro Monat, um eine Familie durchzubringen. |
Artikel
in der "Jüdischen Rundschau" vom 17. Juni 1904: "Jüdisches
Lehrerproletariat. Nachstehende Annonce befindet sich in No. 45 der in
Mainz erscheinenden Zeitschrift 'Der Israelit': Die hiesige
Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle ist sofort durch einen
verheirateten Lehrer zu besetzen. Ertrag 700-800 M. Freie Wohnung. Bewerber
wollen sich melden. Geinsheim (Rheinpfalz) 30. Mai. Der Vorstand. Abraham
Mane. Ein solcher Lehrer muss bis zu seinem 20. Lebensjahr die
Präparandenschule und das Seminar besuchen, hat dann noch vier Jahre
Konferenzarbeiten zu machen und ist dann, wenn er im Alter von 24 Jahren das
Staatsexamen glücklich bestanden hat, noch lange nicht wohl bestallter
Lehrer: denn dann muss er sich ja erst verheiraten, bis ihn eine Gemeinde
für würdig achtet, den so fürstlich besoldeten Posten einzunehmen.
Jedenfalls befürchtet die oben genannte Gemeinde, ein einzelner Mensch könne
60 Mk. pro Monat nicht durchbringen, weshalb er Familie haben muss. Diese
Annonce im orthodox ist denn jüdischen Familienblatt spricht eine
erschütternde Sprache. So tief traurig dieser soziale Tiefstand vieler
jüdischer Lehrer ist, so soll man nicht vergessen, dass ein großer Teil der
Schuld jene Gleichmacherei trifft, die auch vom 'Vorwärts' dogmatisch
vertreten wird, dem wir diese Notiz in dieser Form entnehmen." |
Die jüdische Gemeinde Geinsheim reagierte
mit einer neuen Ausschreibung und verzichtete auf die Forderung nach einem
verheirateten Lehrer: |
Anzeige
in "Der Israelit" vom 20. Juni 1904: "Religionslehrer, Vorbeter und
Schächter per gleich in Geinsheim (Rheinpfalz). Einkommen 7-800
DM und freie Wohnung. Offerten dem Vorstand einzureichen." |
Zu einzelnen
Personen aus der jüdischen Gemeinde
70. Geburtstag von Berta Röthler geb. Strauß (Witwe von
Lehrer Leopold Röthler) sowie Verlobung und Heirat von Jacob Roelen und Helene
Röthler (1938)
Anmerkung: Berta (Bertha) Röthler ist am 1. Juli 1868 in
Kaiserslautern geboren und wohnte
spätestens seit den 1920er-Jahren bis 1940 in Geinsheim. Am 22. Oktober 1940 wurde sie nach Gurs deportiert.
Sie ist am 5. Juli 1943 im Internierungslager Noé umgekommen.
Der Mann von Bertha Röthler war Lehrer Leopold Röthler (geb. 13.
Oktober 1861). 1892 wird er als solcher in
Münchweiler* genannt, 1894 in Ortenberg,
1896 in Hottenbach*, 1898/99 in
Meudt*, später (ab wann?, sicher in den
1920er-Jahren in Geinsheim. Zusammen mit seiner Frau Bertha hatte er mindestens
zwei Kinder:
- Babette (Betty, geb. 21. August 1894 in Ortenberg, war verheiratet mit
Ernst Brinker [geb. 23. August 1891 in Werdohl], mit dem sie später in Berlin
und in Lüdenscheid lebte; Kinder: Siegfried geb. 1921 in Geinsheim, Wolfgang
geb. 1926 in Lüdenscheid; Betty und Ernst Brinker starben 1970 bzw. 1962 in
Berlin und wurden dort beigesetzt,
https://de.findagrave.com/memorial/195758283/betty-brinker und
https://de.findagrave.com/memorial/195758284/ernst-brinker),
- Helene (geb. 15. Oktober 1907 in Kaiserslautern; war verheiratet mit Jakob
Roelen, geb. 16.8.1907 in Rockenhausen).
Helene und Jacob Roelen wurden nach der Deportation in Auschwitz ermordet.
http://haeftlingsdatenbank.gedenkstaette-neustadt.de/jakob-roelen/
http://www.gedenkstaette-neustadt.de/wp-content/uploads/2013/11/Roland_Paul_Juden_im_Lager_Neustadt.pdf
S. 6.
* Anmerkung: in den mit *) bezeichneten Orten wird in jüdischen Periodica in den
angegebenen Jahren als jüdischer Lehrer "L. Röthler" genannt. Es ist zu
vermuten, dass es sich um o.g. Leopold Röthler handelt.
Angaben zur Familie teilweise von Hans-Ulrich Dillmann, Lüdenscheid.
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1. Juni 1938: "Aus Geinsheim. Am 1.
Juli begeht Frau Berta Roethler Witwe ihren 70. Geburtstag. Wir
wünschen der Jubilarin einen schönen Lebensabend in Gesundheit und
Friedhof. (Alles Gute) bis 120 Jahre". |
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Mitteilung
im "Jüdischen Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. Juli 1938:
"Aus Rockenhausen. Verlobung.
Herr Jak Roelen hat sich mit Fräulein Helene Röthler aus Geinsheim bei
Neustadt verlobt." |
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Mitteilung
im "Jüdischen Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. Oktober
1938: "Rabbinatsbezirk Kaiserslautern - Vermählung: 5. September
(1938): Herr Jacob Roelen, Rockenhausen
mit Helene Röthler, Geinsheim". |
Erinnerung an die Deportation in das
südfranzösische Internierungslager Gurs im Oktober
1940 -
Foto des Grabsteines für Auguste Dornberger in Gurs
Zur Person und Familie: Abraham Dornberger war verheiratet mit Karolina
geb. Marschall aus Geinsheim; die beiden hatten drei in Geinsheim
geborene Töchter: Auguste (geb. 1. August 1860), Susanna (geb. 25. Februar
1863) und Johanna (geb. 1. Juni 1865, gest. Januar 1934). Möglicherweise
hatten sie noch weitere Kinder. Nach 1865 verzog die Familie nach Heßheim,
wo Abraham und Karoline Dornberger eine kleine Kolonialwarenhandlung betrieben ( in der Lambsheimer Straße, wo auch die Familie
wohnte). Nach dem Tode der Eltern übernahmen die drei Töchter, die alle ledig waren, die Kolonialwarenhandlung.
Als die Schwester Johanna im Januar 1934 verstorben war, führten die beiden anderen Schwestern das Geschäft weiter.
Am 10. November 1938 wurde der Laden und die Wohnung der beiden Schwestern Dornberger zertrümmert. Ein Geschäftsbetrieb war damit nicht mehr möglich.
Am 22. Oktober 1940 wurden Auguste und Susanna Dornberg in das "Camp de Gurs" verschleppt. Susanna Dornberger starb an den dortigen unmenschlichen Zuständen am 30.12.1941
(Grabstein-Nr. 942), ihre Schwester Auguste am 4. Januar 1942 (Grabstein-Nr.
951).
Grabstein
im Friedhof des ehemaligen Internierungslagers Gurs für
Auguste Dornberger,
geb. am 1. August 1860 in Geinsheim, später wohnhaft in Heßheim,
am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert, wo sie am 4. Januar 1942
umgekommen ist. |
Grabstein für Emilie Manes geb. Lehmann in Gurs
Grabstein
im Friedhof des ehemaligen Internierungslagers Gurs für
Emilie Mane geb. Lehmann,
geb. am 9. März 1875 in Gommersheim, später wohnhaft in
Geinsheim,
am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert, wo sie am 6. November 1941
umgekommen ist. |
Kennkarte
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarte
für die in Geinsheim
geborene Flora Frank geb. Mane |
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Kennkarte (Dieburg 1939)
für Flora Frank geb. Mane (geb. 24. April 1885 in Geinsheim), wohnhaft in
Sickenhofen,
am 25. März 1942 deportiert ab Mainz - Darmstadt in das
Ghetto Piaski, dann in das KZ Majdanek, umgekommen
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Zur Geschichte der Synagoge
Spätestens 1808 war ein Betraum vorhanden, was aus
einem Schreiben der Geinsheimer Juden an den Rabbiner aus Altdorf
hervorgeht. Sie bedauerten damals, keinen Vorbeter in ihrer "Schule"
zu haben. 1833 gehörte der "Schulsaal" (vielleicht identisch
mit dem 1808 genannten) den Gemeindegliedern Heinrich Marschall und Heinrich
Mayer. In diesem Jahr wurde er mit einem weiteren Zimmer von der jüdischen
Gemeinde für 330 Gulden gekauft, damit ein erweiterter Betsaal eingerichtet
werden konnte. Das Gebäude mit dem Betsaal war in der Unterdorfgasse. Beim
Umbau hatte die jüdische Gemeinde einen separaten Zugang an der rückwärtigen
Hauswand zu erstellen (eine "Stiege mit Gallerie").
1865 war das Gebäude mit dem bisherigen Betsaal baufällig geworden. Die
Gemeinde beschloss die Neueinrichtung eines jüdischen Gemeindezentrums an der damaligen
Hauptstraße. Im neugebauten (?) zweigeschossigen Fachwerkhaus befand sich
außer der Synagoge die Wohnung des Lehrers und die Schule. In den folgenden
Jahrzehnten waren immer wieder Reparaturen nötig (1899 und in der Folgezeit).
Der Betsaal hatte zuletzt 40 Männer- und 25 Frauensitze.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge
durch Nationalsozialisten überfallen und geplündert. Die Inneneinrichtung
wurde zerstört; am Gebäude entstanden äußerlich nur geringe Schäden. 1940/41
kaufte die Gemeinde das Anwesen für 1.000 RM, ohne jedoch die Summe zu
begleichen. In der Zeit des Zweiten Weltkrieges wurden in der ehemaligen Synagoge zunächst
polnische Zwangsarbeiter untergebracht, dann italienische Soldaten, die auf
Seiten der Wehrmacht eingesetzt waren.
1947 wurden Renovierungsarbeiten durchgeführt, um das Gebäude als Wohnhaus
verwenden zu könnten. Um 1950 wurde das Gebäude der Jüdischen
Kultusgemeinde der Rheinpfalz rückübertragen. Diese verkaufte es um 1970
an Privatleute, von denen das baufällig gewordene Gebäude 1983
abgebrochen wurde, um an seiner Stelle einen Neubau zu errichten.
Adresse/Standort der Synagoge:
Betraum bis 1865: Unterdorfgasse Nr. 100b; Synagoge nach 1865 in der
Gäustraße 22 (ehem. Hauptstraße Gebäude Nr. 219)
Fotos
(Foto von 1983 bei O. Weber s. Lit. S. 80 mit Quelle: Westrich s.
Lit.)
Die ehemalige
Synagoge
vor dem Abbruch (1983) |
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Im vorderen Gebäudeteil war
die
Lehrerwohnung und die Schule; im
hinteren Gebäudeteil die Synagoge. |
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Die in Geinsheim
verstorbenen
jüdischen Personen wurden auf dem
Friedhof
in Haßloch beigesetzt |
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Grabstein für Susanna Mayer
von
Geinsheim in Haßloch |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Alfred Hans Kuby (Hrsg.): Pfälzisches Judentum
gestern und heute. Beiträge zur Regionalgeschichte des 19. und 20.
Jahrhunderts. 1992. |
| Claus-Peter Westrich: Juden in Geinsheim/Pfalz. In:
Geinsheim in der Pfalz. Beiträge aus Vergangenheit und Gegenwart eines
Gäusdorfes. Neustadt a.d.W. 1988 S. 249-257. |
| Otmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter
besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005.
S. 75.80 (mit weiteren Literatur- und Quellenangaben). |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 285-286 (mit weiteren Literaturangaben).
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Geinsheim Palatinate. The Jewish
population was 31 in the early 19th century and 55 in 1821. In 1848, the Jewish
population reached a peak of 94 (18 families), with 13 breadwinners engaged in
trade, two in farming, and three working as farmer-merchants. A synagogue was
erected in the second half of the 19th century. The Jewish population dropped to
75 (total 1.502) in 1875, 46 in 1900, and 30 in 1932. Fifteen Jews remained in
May 1939. Half left the village and the last seven were deported to the Gurs
concentration camp on 22 October 1940, six perishing.
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|