Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia Judaica
Die Mitglieder der
Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und bestehende) Synagogen
Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale
in der Region
Bestehende jüdische Gemeinden
in der Region
Jüdische Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur und Presseartikel
Adressliste
Digitale Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zurück zur Übersicht "Synagogen in Rheinland-Pfalz"
Frankenthal (Pfalz)
(Kreisfreie Stadt)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Zur jüdischen Geschichte in Frankenthal siehe
vor allem die Seiten bei
www.juden-in-frankenthal.de
des "Fördervereins für jüdisches Gedenken in Frankenthal e.V."
(Vorsitzender: Herbert Baum)
(die Seite bei Alemannia Judaica wurde erstellt unter Mitarbeit von Paul
Theobald, Frankenthal)
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Frankenthal (Stadtrechte seit 1577) bestand eine
jüdische Gemeinde bis 1938/40. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17.
Jahrhunderts zurück. Vorübergehend waren in der Zeit des Dreißigjährigen
Krieges zwei jüdische Familien in der Stadt, die jedoch wieder ausgewiesen
wurden (1637). Seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts kam es zu einer
längeren Ansiedlung: 1674 waren es bereits 14 jüdische Familien in der Stadt. 1679 wird
eine Judengasse (heute: Holzhofstraße) genannt. Nach der Zerstörung
Frankenthals durch französische Truppen im September 1689 ließ der
Stadtrat zunächst keine neue Ansiedlung jüdischer Familien zu.
1708 wird wiederum eine jüdische Familie genannt, 1726 waren es sechs bis
zehn relativ vermögende jüdische Familien in der Stadt. 1771 wurde durch
Kurfürst Karl Theodor die Höchstzahl der Frankenthaler "Schutzjuden"
auf 15 festgelegt. Die jüdischen Familien lebten insbesondere in der Sterngasse
und der Schlossergasse. 1785 wird ein erster Gemeindevorsteher genannt.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1800 93 jüdische Einwohner, 1804 86, 1823 148, 1848 139 (in 38
Familien), 1871 246 (3,5 % der Gesamteinwohnerschaft), 1875 292, 1900
Höchststand mit 371 jüdischen Einwohnern, 1905 336. Zur jüdischen
Gemeinde Frankenthal gehörten auch die in den umliegenden Orten Heßheim
(1804 17 jüdische Einwohner, 1848 72 in 11 Familien, 1875 50, 1900 25 jüdische
Einwohner), Oppau
mit Edigheim, Schauernheim
(1848 8 jüdische Einwohner in zwei Familien) und Oggersheim
lebenden jüdischen Familien.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
jüdische Konfessionsschule (Israelitische Volksschule bis 1875, danach noch
Religionsschule), ein jüdisches Gemeindezentrum im Nachbargebäude in der Glockengasse 10 (mit einem Versammlungs- und
Betsaal sowie der Wohnungen des Gemeindedieners und Lehrers), ein rituelles Bad und einen jüdischer Friedhof
(bis Anfang des 19. Jahrhunderts Beisetzungen in Heuchelheim bei
Frankenthal,
dann einen eigenen Friedhof in Frankenthal).
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer / ab 1875 Religionslehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter (beziehungsweise Kantor) tätig war. Im
19. Jahrhundert war prägende Gestalt des Gemeindelebens der insgesamt 56 Jahre
- von 1840 bis zu seinem Tod 1896 - in Frankenthal wirkende Isaac Singer. Er
wurde zu seinem 50-jährigen Amtsjubiläum in der Stadt durch den bayrischen
Prinzregenten ausgezeichnet (siehe Text unten). Sein Nachfolger war seit 1896 Lazarus
Levy (Levi), bisher Lehrer in Göllheim. 1919 folgte Lehrer Strauß, 1920 Lehrer Heinrich
Schottland. In den 1920er-Jahren gab es neben dem Kantor und Religionslehrer auch
einen Hilfsvorbeter, Schochet und Synagogendiener (siehe nächster Abschnitt).
Seit der Aufteilung der Pfalz in vier Rabbinatsbezirke 1827 war Frankenthal Sitz
eines Bezirksrabbinates, wobei der
Bezirksrabbiner seinen Sitz in Dürkheim hatte (daher auch
Bezirksrabbinat Dürkheim-Frankenthal genannt). An Bezirksrabbinern werden
genannt: von Ende 1828/Anfang 1829 bis 1856 Rabbiner Aaron Kohn Merz (war
zuvor kurze Zeit Rabbiner in Neustadt und Pirmasens
gewesen); 1865 bis 1910 Rabbiner Dr. Adolf Salvendi; 1910 bis 1935 Dr. Ernst
Steckelmacher (1935 Sitz des Rabbinates in Ludwigshafen, Dr.
Steckelmacher ist nach der Deportation nach Gurs (1940) 1943 in Lublin-Majdanek
umgekommen).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Leopold Gutmann
(geb. 17.11.1897 in Frankenthal, gef. 24.3.1918), Unterarzt Richard Lurch (geb.
7.10.1893 in Frankenthal, gef. 9.4.1917) und Maximilian (Max) Schweizer (geb.
5.1.1894 in Frankenthal, gef. 5.11.1914). Ihre Namen stehen (jedoch erst seit
November 2000 auf eines Leistungskurses Geschichte des Karolinen-Gymnasiums
Frankenthal) auf einer zusätzlich angebrachten Tafel am Kriegerdenkmal auf dem
Jahnplatz (siehe Fotos unten). Aus Heßheim ist gefallen: Wilhelm Lamm (geb.
5.7.1884 in Heßheim, gef. 19.6.1918). Außerdem sind gefallen: Unteroffizier
Eugen Bauer (geb. 25.3.1888 in Frankenthal, vor 1914 in Mannheim wohnhaft, gef.
20.8.1914), Leutnant Julius Bauer (geb. 7.1.1883 in Frankenthal, vor 1914 in
Mannheim wohnhaft, gef. 21.3.1918).
Hinweis: eingestellt ist eine
Übersicht über
die Auszeichnungen der jüdischen Soldaten aus Frankenthal (erstellt von Paul
Theobald, November 2021; eingestellt als pdf-Datei).
Jüdischen Familien in der Stadt gehörten seit der 2. Hälfte des 19.
Jahrhunderts zahlreiche für das wirtschaftliche Leben der Stadt bedeutende
Geschäfte und Gewerbebetriebe.
Um 1924, als etwa 200
jüdische Einwohner in der Stadt gezählt wurden (0,87 % von insgesamt ca.
23.000 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Emil Kaufmann (= Emil
Kaufmann II), Moritz
Blumenstiel, Josef Schulz, Philipp Adler und Staatsanwalt Dr. Rosenberg. Als Kantor
und Religionslehrer war Heinrich Schottland tätig (Wohnung Gartenstraße 11
auch 1932), als Hilfsvorbeter, Schochet und Synagogendiener Hermann
Levkowitz. Lehrer Schottland erteilte 24 Kinder an öffentlichen Schulen
Religionsunterricht (1932 waren es noch 18 Kinder). An jüdischen Vereinen
gab es u.a. einen Israelitischen Armenverein der Israelitischen
Kultusgemeinde (1924 unter Leitung von Synagogenrat Kaufmann, 1932 Leitung
Philipp Adler; Zweck und Arbeitsgebiete: Unterstützung Ortsansässiger und
Wanderfürsorge), den Israelitischen Kranken-Unterstützungs-Verein der
Männer Frankenthals (Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung kranker
Mitglieder; 1924 ca. 50 Mitglieder, 1932 unter Leitung von Moritz Nachmann
gleichfalls etwa 50 Mitglieder), den Israelitischen
Kranken-Unterstützungsverein der Frauen Frankenthals als Chewra kadischa
(1868 gegründet mit dem Ziel einer Unterstützung der Mitglieder und sonstiger
Hilfsbedürftiger bei Krankheits- und Sterbefällen; 1924 unter Leitung von
Clara Brunner mit damals 54 Mitglieder, 1932 unter Leitung von Meta Nachmann).
Außerdem bestand die Klopfer'sche Stiftung mit dem Ziel der
Unterstützung israelitischer Armer. Zur jüdischen Gemeinde gehörten 1924 auch
die in Heßheim lebenden 10 jüdischen Personen. 1932 waren die Gemeindevorsteher
Philipp Adler (1. Vors.), Moses Mayer (2. Vors.) und Moses Blumenstiel (3.
Vors.), dazu zwei weitere Mitglieder. Als Hilfskantor neben Lehrer Heinrich
Schottland wird 1932 David Helfmann genannt. 1932 lebten in den
umliegenden Orten Heßheim
vier jüdische Personen, die zur Gemeinde Frankenthal gehörten, dazu in Oppau
zwei Personen, wenige auch in Schauernheim sowie in Oggersheim.
Nach 1933 ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder (Januar 1933: 266 Personen) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. 1936 wurden noch 158, 1937
131, 1938 noch 111 jüdische Einwohner gezählt. Die jüdischen Geschäfte
wurden systematisch boykottiert. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die
Inneneinrichtung der Synagoge zerstört. 23 jüdische Männer, darunter der
Kaufmann Karl Schweitzer (Kaufhaus Schweizer und Wertheimer) oder der
Rechtsanwalt Dr. Wolfgang Blum wurden in das KZ Dachau verschleppt und dort
wochenlang festgehalten. Die im Oktober 1940 noch in Frankenthal lebenden 39
jüdischen Kinder, Frauen und Männer wurden nach Gurs deportiert.
vgl. Paul Theobald: "Jüdische
Personen, die in der Zeit zwischen 1. Januar 1933 und 8. Mai 1945 in der Stadt
Frankenthal (Pfalz) gewohnt haben" (xls-Datei).
Von den in Frankenthal geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Wilhelm (Willi)
Abraham (1901), Alice Adler geb. Adler (1900),
Clementine Adler (1876), Liesl Adler (1899), Lotte Eva Adler (1926), Ludwig Adler
(1892), Philipp Adler (1865), Ludwig Bauer (1882), Johanna Bauernfreund geb.
Schwarz (1902), Eugenie Malvine (Grete, Jenny)
Becker geb. David (1874), Fanny Bender geb.
Michel (1854), Berta Benjamin geb. Sommer (1899), Robert Wolfgang Blum (1883), Alice Bodenheimer
(1900), Anneliese Amalie Deutsch geb. Weil
(1910), Emma Eismann geb. Mann (1868), Eduard Epstein (1867), Oswald Hugo Feis (1872), Eugen Fischer (1880), Paul
Theodor Fischer (1911), Paula Fischer geb. Thalmann (1876), Veronika
Fränkel (1856, Foto des Grabsteines in Gurs siehe unten), Julius Grünebaum (1892,
"Stolperstein" in Kronberg, Frankfurter
Str. 4),
Elisabeth (Elsa) Hirsch geb. Mann (1877), Babette Hirschler geb. Eisenmann (1858), Rosa (Rosl) Hirschler geb.
Baer (1895), Siegfried Hirschler (1887), Barbara (Betty) Honig geb. Neuheuser
(1873), Heinrich Honig (1872), Alice Horwitz geb. Blumenstil (1901), Edmund Kahn (1877), Emil
(Elias) Kahn (1905), Emilie Kahn geb. Löb (1879), Hermine
Kahn (1869), Johanna (Johanna) Kahn geb. Loeb (1878), Jacobine Katz geb. Grünebaum
(1890),
Arthur Katzenstein (1901), Emil Kaufmann (1858), Heinrich Kaufmann (1881), Otto
Kaufmann (1899), Sophie Kaufmann geb. Levies (1867), Sara Lang geb. Hahn (1867),
Barbara Bianka Lehmann geb. Hirschler (1884), Jeanne (Johanna) Leva geb. Wallach (1879), Klara Leva (1882),
Anna Levy geb. Thalmann (1872), Alfred Lion (1890), Elisabeth (Elsa) Loeb (1879),
Emma Loeb (1879), Friedrich (Fritz) Loeb (1875), Hermann Loeb (1883), Theresia Loeb geb.
Löwe (1869), Heinrich Lurch
(1855), Jacob Lurch (1871), Friedrich (Fritz) Maas (1892), Viktor Mann (1870),
Ludwig Marum (1882), Hermine Eleonora Meyer geb. David (1869), Sophie Mayer (1900), Anna Hermine Meissel (1903), Nathan
Nathan (1863), Käthe (Karoline) Orenstein (1918), Anna Pfeffer geb. Marum (1885),
Friedericke Reichenberg geb. Loeb (1872), Fanny Reigrozski (1912), Bernhard
Reinhard (1866), Margot Naomi Reiter (1931), Erna Rittler geb. Brasch (1898), Fanny
Rajgrodzki (Reigrozski, 1912), Fredericia (Friederike, Rika) Reichenberg (1872), Anna
Karoline Rosenberg geb. Brunner (1899), Dr. Emil Rosenberg (1889, siehe
Straßenbezeichnung unten), Franziska Salm geb. Cahn (1874), Alfred Salmon
(1890), Edwin Salmon (1925), Herbert Salmon (1922), Selma Salmon geb. Lang
(1893), Max Schönberger (1887), Emil Schulz (1879),
Karl (Carl) Schweitzer (1879), Sigmund Singer (1870), Ida Strass (1865), Amanda
Amalie Strauss (1902), Elisabeth (Ester) Weil geb. Schwarz (1886), Emma Weil (1889),
Max (Maximilian) Weil (1884), Victor Weil (1871), Heinz Wolf (1924), Richard Wolf (1890), Rose
(Rosalie) Wolf (1890), Pauline Zuckerberg geb. Weil
(1876).
Hinweis: nach den Recherchen von Paul Theobald sind folgende Personen, die in
verschiedenen Listen geführt werden, nicht in der NS-Zeit umgekommen: Walter
Abraham (geb. 1906, gest. 1979 in New York), Bertha Adler geb. Marum (geb. 1867,
gest. 8.1.1939 in Mannheim und dort beigesetzt), Klara Brunner geb. Heilbronner
(geb. 1864, gest. 18.8.1957 in Indianapolis), Wilhelm Grünewald (geb. 1865,
gest. 22.8.1958 in Klingenmünster und ebd. beigesetzt, Friedhof der
Pfalzklinik), Ria Gümbel (geb. 1923, überlebte in Frankreich, 6.6.1947 in New
York), Juda Perez (geb. 1932, lebt 2015 noch in Frankreich), Martha Mayer geb.
Kaufmann (geb. 1863, gest. 19.2.1953 in Heidelberg, beigesetzt in Frankenthal,
neuer jüdischer Friedhof), Anna Mayer (geb. 1889, gest. 3.3.1977 in Saclas/Frankreich,
beigesetzt in Frankenthal, neuer jüdischer Friedhof).
Der 1885 in Kerzenheim geborene und später
in Frankenthal wohnhafte Dr. Siegfried Samuel (1885) erholte sich nicht mehr von
den Folgen seines Aufenthaltes im KZ Dachau und starb Ende 1941 in Zürich
(Anzeige "Der Aufbau" vom 5. Dezember 1941).
Von den in Heßheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Auguste Dornberger
(1860), Susanna Dornberger (1864), Edmund Kahn (1877), Emil Kahn (1905), Hermine
Kahn (1869), Flora Koch geb. Hirschler (1883), Elisabeth Spies geb. Hirschler
(1851).
Von den in Schauernheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Else Löb geb. Öhlbert
(1886), Lisa Löb geb. Öhlbert (1891).
Von den in Oppau geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Klara Ermann geb. Lurch (1867), Ludwig Marx (1878).
Nach 1945 kehrten nur wenige der überlebenden jüdischen Frankenthaler
in ihre Heimatstadt zurück. Einen weiteren Zuzug gab es seit den 1990er-Jahren
durch jüdische Personen, die aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion auch
nach Frankenthal gekommen sind. Bislang kam es jedoch nicht zur Gründung einer
neuen jüdischen Gemeinde in der Stadt.
Seit April 2005 wurden in mehreren Verlegeaktionen "Stolpersteine"
für Opfer der NS-Zeit aus Frankenthal verlegt (April 2005, April 2006, November
2006, November 2007, November 2013, August 2014, März 2016, April 2019,
September 2021). Informationen zu den "Stolpersteinen in
Frankenthal" mit einem Stadtplan zu deren Verlegeorten siehe über die
Seite http://www.juden-in-frankenthal.de/stolpersteine-in-frankenthal/;
Liste der Stolpersteine in Frankenthal (Liste
der bis April 2019 verlegten 87 "Stolpersteine"; erstellt von Paul Theobald,
pdf-Datei);
Liste der Stolpersteine in Frankenthal (Liste der bis November 2022
verlegten 109 "Stolpersteine"; erstellt von Paul Theobald, xlsx-Datei).
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer / Kantoren und der
Schule
Ausschreibungen der Stelle der Religionslehrers /
Vorbeters / Schochet (1922 / 1928)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Februar 1922:
"Infolge Pensionierung des seitherigen Inhabers ist ab 1. Juli 1922
die Stelle eines Synagogendieners, Schochets und Hilfsvorbeters zu
besetzen. Für diese Funktionen wird bei freier Wohnung und Beheizung ein
mit dem Anzustellenden zu vereinbarender Gehaltsbezug gewährt. Weil nicht
vollbeschäftigt, werden solche Bewerber, die noch ein Handwerk oder ein
sonstiges Geschäft betreiben wollen, bevorzugt. Bewerbungsgesuche nebst
Zeugnissen wollen mit Angabe der Gehaltsansprüche bis längstens 1. März
nächsthin eingereicht werden.
Frankenthal, den 7. Februar 1922. Vorstand des Synagogenrates der
israelitischen Kultusgemeinde Frankenthal (Pfalz). Emil
Kaufmann." |
|
Anzeige
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Juli
1928: "Israelitische Kultusgemeinde Frankenthal (Pfalz). In unserer
Gemeinde ist die Stelle eines Schächters, Hilfsvorbeters und
Synagogendieners zu besetzen. Bewerber wollen sich unter Einsendung
von Zeugnissen und Lebenslauf melden. Die Anstellung erfolgt nach dem
Beamtenrecht bayerischer israelitischer Gemeinden. Wohnung vorhanden. Der
Synagogenrat der Israelitischen Kultusgemeinde Frankenthal." |
Lehrer und Kantor Isaac Singer wird durch den bayerischen
Prinzregenten geehrt (1890)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Januar 1890: "Frankenthal.
Unser Lehrer und Kantor Singer, der vor einiger Zeit sein 50-jähriges
Amtsjubiläum feierte, erhielt dieser Tage vom Prinzregenten von Bayern
die silberne Medaille des Verdienstordens der bayerischen Krone." |
|
Mitteilung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Dezember
1890: "Der Prinzregent von Bayern hat dem Lehrer Singer in
Frankenthal gelegentlich dessen 70. Geburtstages die silberne Medaille des
Verdienstordens der bayrischen Krone
verliehen." |
Zum Tod des Lehrers und Kantors Isaac Singer (1896)
Anmerkungen (Angaben von Paul Theobald): Nachdem Isaac Singer zuerst in
Schwegenheim und dann von 1843 bis 1852 als Lehrer in
Lambsheim (Pfalz) tätig war, kam er in die Stadt Frankenthal (Pfalz), wo er in der Glockengasse
15 wohnte, um das Amt des Kantors der Israelitischen Kultusgemeinde und Lehrers an der
Israelitischen Volksschule zu übernehmen, die als Konfessionsschule bis zum 30. April 1875
bestand. Am 1. Mai 1875 gab es in Frankenthal nach Auflösung der
Konfessionsschulen die Communalschule. Alle Lehrer der Konfessionsschulen wurden
damals in den Schuldienst übernommen - nur Isaac Singer nicht. In der Beilage vom Mittwoch, den 31. März 1875 zum Frankenthaler Wochenblatt Nr. 38 vom 30. März 1875
war zu lesen: "so bleibt doch zu bedauern, dass nach den an maßgebender Stelle herrschenden Anschauungen nicht auch der seitherige israelitische Lehrer in dem Lehrerkollegium der Communalschule Platz finden
konnte". Ab diesem Tag war Isaac Singer nur noch als Religionslehrer tätig.
Isaac Singer versah auch seinen Dienst als Kantor zur vollsten Zufriedenheit Aller, so dass es niemand verwunderte, dass Bezirksrabbiner
Dr. Adolf Salvendi bei seiner Verhinderung ihn zu seinem Stellvertreter ernannte.
Am 21. Oktober 1890 beging Isaac Singer sein 50-jähriges Berufsjubiläum. "In allerhuldvollster Anerkennung seiner langjährigen ersprießlichen Wirksamkeit" wurde
ihm "die silberne Medaille des Verdienstordens der bayerischen Krone" verliehen (Frankenthaler Zeitung vom 9. Dezember 1890).
Noch Ende März 1896 konfirmierte Isaac Singer in der dichtgefüllten Synagoge den taubstummen Bernhard
Mayer (Sohn von Leopold Mayer aus Ulmet). "Es war der erste Fall, dass ein solcher Akt mit einem Zögling der Taubstummenanstalt dahier vorgenommen
wurde" (Frankenthaler Zeitung vom 31. März 1896). Vom Tode von Isaac Singer wurde die Bevölkerung Frankenthals überrascht. Er, der noch kurz zuvor seinen Dienst verrichtet hatte und dem sein Alter nicht anzumerken war, schloss am 12. August 1896 in Frankenthal für immer die Augen. Damit hatte die Israelitische Kultusgemeinde Frankenthal ihrer
geachtetsten und bekanntesten Beamten verloren. Die Witwe von Isaac Singer verkaufte das Haus in der Glockengasse an Herrn P. Schäfer, Flaschenbierhändler, um
11.000 Mark. Sie starb nach kurzem Kranksein am 4. Juli 1915 in Frankenthal..
Isaac (auch Isaak) Singer (geb. 10. Dezember 1820 in Mußbach
als Sohn von des Lehrers und Vorbeters Raphael Singer und dessen Ehefrau Karoline geb. Marx)
heiratete am 6. Juni 1849 Clementine Wolff (geb. 16. November 1832 in Lambsheim
als Tochter des Handelsmannes Josef Wolff I. und dessen Ehefrau Elisabeth geb. Kahn).
Das Ehepaar hatte sieben Kinder: Friedolina (geb. 17. September 1850 in Lambsheim,
gest. 20. September 1932 in Schifferstadt;
war verheiratet mit Isaak Mayer); Joseph (geb.3. Juni 1854 in Frankenthal,
gest. 2. April 1855 in Frankenthal); Raphael (geb. 9. Oktober 1856 in Frankenthal,
gest. 17. September 1944 in Donaldsonville, La, USA); Anna (geb. 19. November 1860 in Frankenthal,
gest. am 5. Januar 1862 in Frankenthal); Julia (geb. 13. Mai 1863 in
Frankenthal, war verheiratet mit Leopold Cahn und lebte in Bad
Sobernheim); Ludwig (geb. 23. März 1866 in Frankenthal, gest. 13. April 1925 in Mannheim);
Sigmund (geb.4. Februar 1870 in Frankenthal, wohnte in Frankfurt am Main;
deportiert am 15. September 1942 von Frankfurt mit dem Transport Nr. XII/3 nach
Theresienstadt deportiert. wo er am 14. Oktober 1942 umgekommen ist).
Isaac Singer hatte einen jüngeren Bruder Leopold Singer, der am 9. Januar 1885 in
Edesheim verstarb und auf dem Jüdischen Friedhof in Neustadt an der Weinstraße
bestattet wurde.
Artikel der der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August 1896:
"Frankenthal (Pfalz). Es ist eine Trauerbotschaft, die ich
Ihnen heute melden muss, und die gewiss bei vielen Lesern Ihres
geschätzten Blattes die innigste Teilnahme wecken wird. Lehrer und Kantor
Isaac Singer ist leider, wenn auch in hohem Alter, seinem Berufe und
seinen vielen Freunden gar zu schnell durch den Tod entrissen worden. Wer
den körperlich gesunden und geistig frischen Mann noch vor 1/4 Jahre
gesehen hatte, konnte kaum glauben, dass er heute schon zu den Toten
zählen werde. Wie kaum einer hatte Singer es verstanden, durch sein tief
religiöses Wesen, sein leutseliges Benehmen, seine Gewissenhaftigkeit im
Berufe, seine reiche Kenntnis und durch seinen ungekünstelten Humor,
alle, die mit ihm in Beziehung traten, für sich einzunehmen. Es war
wahrhaft eine Wonne, sich mit diesem guten und gelehrten Manne unterhalten
zu können. Wir fanden es daher auch begreiflich, dass Bezirksrabbiner Dr.
Salvendi den Entschlafenen bei seiner dienstlichen Verhinderung zu seinem
Stellvertreter ernannte. Nachdem Singer, der ein Alter von nahezu 76
Jahren erreichte, nach seinem Austritte aus dem Seminar zu Schwegenheim
und Lambsheim als Lehrer und Kantor gewirkt hatte, wurde er an die
Volksschule zu Frankenthal berufen. In dieser Gemeinde wirkte er als
Lehrer und Kantor über 50 Jahre, sodass im Jahre 1890 die Gemeinde seinen
Jubeltag festlich beging und der Prinzregent ihn durch einen Orden
auszeichnete. Es ist natürlich, dass der Tod eines solchen Mannes
überall die größte Teilnahme hervorgerufen, welche sich besonders bei
seiner Beerdigung bekundete. Aus allen Teilen der Pfalz, von vielen
benachbarten Orten Badens und Hessens waren seine zahlreichen Bekannte und
Freunde herbeigeeilt, um dem braven Manne die letzte Ehre zu erweisen. Die
ganze jüdische Gemeinde Frankenthal, alle Bekannten, die evangelische und
katholische Geistlichkeit und viele christliche Bürger folgten dem Sarge.
Die Lehrer Frankenthals und des Kreises sangen auf dem Friedhofe den 23.
Psalm, welchem die Reden des Herrn Rabbiner Dr. Salvendi, der Herren
Lehrer Freudenthal aus Grünstadt,
Fuchs, Hall aus Frankenthal und Krebs
aus Oppau folgten. Alle aber schieden mit Wegmut von einem Grabe, das der
Edelsten Einen in sich aufgenommen hatte. Der Schreiber dieser Zeilen
aber, der leider, weil er in der Ferne weilte, dem treuen, unvergesslichen
Freunde, mit dem er während eines Zeitraumes von 24 Jahren in inniger
Freundschaft verbunden war, die letzte Ehre nicht erweisen konnte, ruft
mit Wegmut dem verstorbenen Freunde die Worte Davids auf den Tod Jonathans
nach: (hebräisch und deutsch:) 'Es ist mir leid um Dich, mein Bruder,
denn Du warst mir gar lieb'.
S. Rothschild, Worms." |
|
Ergänzende Fotos
(erhalten von Paul Theobald; zur Quelle
der Kennkarte siehe unten bei den
weiteren Kennkarten aus der NS-Zeit) |
|
|
|
|
Grabstein für Ludwig
Singer
(1866 Frankenthal - 1925 Mannheim)
|
Familiengrab Singer, links von
Raphael Singer
(1856 Frankenthal - 1944 Donaldsville, La, USA)
Das Grab ist im Bikur
Sholim Cemetery in Donaldsville
|
Kennkarte (ausgestellt Mainz
1939) für Ruth London (geb. 1921
in Mainz), Schülerin; Enkelin von Leopold Cahn und Julia geb.
Singer,
wohnhaft in Sobernheim und
Mainz, am 25. März 1942 deportiert ab
Mainz - Darmstadt in das Ghetto Piaski, ermordet im KZ Majdanek |
Einführung des Kantors und Lehrer Lazarus Levi (November 1896)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. November 1896: "Frankenthal
(Pfalz). Die feierliche Einführung des neu gewählten Kantors, L. Levi,
fand am vergangenen Freitagabend statt. Die israelitische Kultusgemeinde
war fast vollzählig in der Synagoge erschienen. Als Gäste waren zugegen:
Vertreter der Stadt, der königliche Rektor des Progymnasiums, der
Direktor der Handelsschule, Lehrer beider christlichen Konfessionen, sowie
eine Anzahl Personen christlichen Bekenntnisses. Die gesanglichen
Leistungen, sowie die herzliche Ansprache des Herrn Levi, machten aus alle
Anwesenden einen äußerst günstigen Eindruck. Möge Herr Levi in seinem
Wirken sich bald die Sympathie erwerben, die man seinem Vorgänger, dem
seligen Herrn Isak Singer, in so reichem Maße von allen Seiten
entgegengebracht hatte." |
|
Zur Geschichte von Lazarus
Levi und seiner Familie (nach den Recherchen von Paul Theobald;
Abbildungen unten gleichfalls von P. Theobald): Als Nachfolger des Kantors und Lehrers Isaac Singer
(siehe oben) wählte die Generalversammlung der Israelitischen Kultusgemeinde Frankenthal am 11. Oktober 1896 den Kantor und Lehrer
Lazarus Levi, der zuvor in Göllheim (Pfalz) tätig war und an mehreren bayerischen Lehrerseminaren studiert hatte. Er hielt seinen ersten Gottesdienst am Freitag, den 13. November 1896,
nachmittags um 1/2 5 Uhr. Lazarus Levi (geb. 16. Juli 1862 in Eckardroth)
heiratete am 9. März 1897 in Frankenthal die Tochter Sophia geb.
Mayer (geb. 29. Dezember 1872 in Frankenthal als Tochter des Gastwirts und Landesprodukten-Großhändlers
Jakob Mayer I). Aus der Ehe ging die Tochter Paula hervor
(geb. 21. Dezember 1897 in Frankenthal), die sich später Paula Salomon-Lindberg
nannte und eine berühmte Konzertsängerin wurde. Ihr gelang die
Flucht aus dem KZ Westerbork, in das sie gebracht worden war. Sie starb 17. April 2000 in Amsterdam.
vgl. Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Paula_Salomon-Lindberg.
Lazarus Levi hatte als Sänger einen Ruf weit über die Stadt Frankenthal hinaus.
Als Solist trat er in Frankenthal zum erstenmal vor einem größeren Publikum bei einem Konzert des Cäcilienvereins auf. Die Frankenthaler Zeitung schrieb am Montag, den 29. Mai 1899: "Herr Levi besitzt eine klangreiche Stimme, die abgesehen von der noch etwas zu pflegenden Aussprache, vorzüglicher Leistungen fähig ist."
In der Stadtratssitzung am Freitag, den 20. August 1909, wurde sein Gesuch, ihm das Heimatrecht einzuräumen, genehmigt.
Im Jahre 1918 trat er wegen Krankheit in den Ruhestand. Am Dienstag, den 18. November 1919, schrieb die Frankenthaler Zeitung: "Der Kantor und Religionslehrer der hiesigen israelitischen Gemeinde Herr Lazarus Levi, ist am Sonntag nach langem Leiden gestorben. Herr Levi hat hier 22 Jahre amtiert und sich die Hochachtung aller Kreise erworben, die seinen Tod aufrichtig beklagen........Die israelitische Gemeinde verliert in ihm einen ihrer rührigsten Mitglieder, einen eifrigen Förderer ihres Vereinswesens und Gesanges."
Seine Witwe starb am 26. November 1930 in Frankenthal. Beide wurden auf dem neuen jüdischen Friedhof in Frankenthal beigesetzt.. |
|
|
|
|
|
Grabstein
für Kantor und Lehrer Lazarus Levi (1862-1919) und seine Frau Sophie
Levi
geb. Mayer (1872-1930) im neuen jüdischen Friedhof
Frankenthal |
Paula
Salomon-LIndberg geb. Levi (1897-2000) und ein
Presseartikel im "Aufbau" vom 15. Juni 2000 zu ihrem
Tod |
Die Stadt gewährt einen Zuschuss zu den Kosten des
israelitischen Religionsunterrichtes (1910)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. Juli
1910: "Die israelitische Gemeinde ein Frankenthal hat an den Stadtrat
das Ersuchen gerichtet, den städtischen Zuschuss zu den Kosten des
israelitischen Religionsunterrichts von 600 auf 900 Mark zu erhöhen. Nach
längerer Debatte wurde beschlossen, den Zuschuss auf 700 Mark zu
erhöhen." |
Hinweis zu Kantor und Lehrer Emil Straus (19219/20 einige
Monate Kantor in Frankenthal)
Emil Straus (geb. 7. September 1899 in Göllheim,
gest. 1985 in Nizza) studierte an der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt
in Würzburg und am Konservatorium in Mannheim; zu Beginn seiner beruflichen
Laufbahn 1919/20 für einige Monate Kantor der Israelitischen Kultusgemeinde
Frankenthal. Er zog am 5. Juli 1920 von Frankenthal nach
Grünstadt, wo er von 1920 bis 1923
am humanistischen Progymnasium als Lehrer tätig war. Er heiratete in Grünstadt Hilde geb. Nahm
(geb. 28. August 1902 in Grünstadt), trat 1934 zum katholischen Glauben über,
emigrierte 1935 nach Frankfurt. Wurde nach dem
Zweiten Weltkrieg (1947 bis 1951) Kultusminister des Saarlandes, 1952 bis
1955 Gesandter des Saarlandes in Paris. Verbrachte seinen Ruhestand in
Nizza.
Weitere Informationen siehe Wikipedia-Artikel
"Emil Straus" sowie http://www.saarland-biografien.de/frontend/php/ergebnis_detail.php?id=1401
(Quelle des Fotos: Ministerium für Bildung und Kultur des Saarlandes,
Saarbrücken; erhalten über Paul Theobald) |
Lehrer und Kantor Heinrich Schottland unterrichtet die
"jüdische Sonderklasse" in Ludwigshafen (1936)
Anmerkung: Lehrer Heinrich (Heinz) Schottland ist am 21.
Februar 1884 in Bretzing [Brzeziny] bei Lodz, Polen geboren. Seine Eltern waren
Moses Schottland (geb. 10. November 1855 in Brzeziny, kam vor 1900 mit
Familie von Polen nach Burghaslach, von Beruf Kaufmann und Kultusbeamter der
Israelitischen Kultusgemeinde; gest. 7. April 1924 in Burghaslach,
auf der Seite zu Burghaslach Bericht zu seinem
Tod und die von seinem Sohn Heinrich unterzeichnete Sterbeurkunde; Kaufmann und Kultusbeamter) und
Esther Maria geb.
Schottland (geb. 18. Mai 1856 in Brzeziny, gest. 29. April 1933 in Würzburg).
Heinrich Schottland hatte drei Geschwister: Fanny (geb. 27. Januar 1878
in Brzeziny, später verheiratet mit Moritz Wiesenfeld, geb. 20. April 1884 in
Lanzud; Sohn Paul, geb. 25. April 1914 in Darmstadt; Familie ist 1939 nach Chile
emigriert), Rika (geb. 24.
Juli 1882 in Brzeziny, gest. 23. Mai 1907 in Georgensgmünd) und Jakob Isaak
(geb. 4. April 1890 in Brzeziny, gefallen am 15. April 1917 als Soldat im Ersten
Weltkrieg).
Heinrich Schottland besuchte die Israelitische
Lehrerbildungsanstalt in Würzburg (Examen 1903), danach das Konservatorium
in Karlsruhe. Er war zunächst Lehrer in Rülzheim,
wo er am 4. November 1906 Eugenie geb. Loeb heiratete (geb. 21. Juni
1880 in Rülzheim); seit Herbst 1920 war er Lehrer in Frankenthal. Heinrich und
Eugenie Schottland hatten drei noch in Rülzheim geborene Kinder: Alexander
Eduard (geb. 2. Oktober 1907; gest. 24. April 1959 in New York), Edwin
(geb. 18. Dezember 1908, gest. 26. Oktober 1993 in USA) und Gertrude
(geb. 19. Juli 1910, gest. 15. November 2004 USA); in Frankenthal ist als
viertes Kind die Tochter Johanna geboren (geb. 15. Juni 1922, gest. 8.
Januar 2014 in USA). Heinrich Schottland war als Gefreiter Kriegsteilnehmer im
Ersten Weltkrieg (ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz).
1936/37 übernahm Heinrich Schottland die jüdische Sonderklasse in Ludwigshafen (siehe
Pressebericht), 1938 emigrierte er mit seiner
Frau in die USA, wo er sich Henry Morris Shotland nannte. Die Kinder hatten
schon vorher Deutschland verlassen (die Tochter Johanna zuerst mit einem
Kindertransport nach England, von dort in die USA). 1954
wurde Heinrich Schottland (bzw. Henry Shotland) zum Rabbiner ordiniert und gründete die Tikwah-Chadosho-Synagoge in
New York. Er starb am 22. Februar 1957 in New York.
Quelle: vgl. Strätz Biographisches Handbuch Würzburger Juden II S. 524;
Angaben von Werner Schäfer und Paul Theobald, Frankenthal.
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1.
Oktober 1936: "Speyer am Rhein. Am
1. September wurden im Bereich des Regierungsbezirkes Pfalz in vier
Städten jüdische Sonderklassen der allgemeinen Volksschulen errichtet,
in Ludwigshafen zwei Klassen
(vorläufig nur mit einem Lehrer besetzt), in Kaiserslautern,
Landau und Neustadt
an der Weinstraße je eine Klasse. Nach Ludwigshafen wurde Lehrer
und Kantor Schottland (Frankenthal) angewiesen, nach Kaiserslautern
Lehrer i.R. Langstädter, nach Landau
Lehrer und Kantor Zeilberger (Landau)
und nach Neustadt Schulamtsbewerber
Samson aus Landau. Sämtliche
Lehrkräfte sind auf Dienstvertrag mit monatlicher Kündigung angestellt.
Jüdische Schulen entsprechend dem bayerischen Schulbedarfsgesetz, deren
Lehrer Beamte sind, bestehen noch in Speyer,
Pirmasens und Rodalben." |
|
Fotos zu Lehrer und
Kantor
Heinrich Schottland
(erhalten von Werner Schäfer,
Frankenthal) |
|
|
|
|
|
Auf dem
ersten Foto von links: Kantor Heinrich
Schottland als Soldat im Ersten Weltkrieg.
Auf dem zweiten Foto von links: Familie Schottland 1930; stehend hinten
von links: Alexander Eduard (geb. 2. Oktober 1907 in
Rülzheim, studierte Jura und war in Frankenthal Referendar im Bezirksamt,
lebte nach 1927 in Heidelberg, promovierte zum Dr. jur., war als
Rechtsanwalt tätig, lebte in Saarbrücken und anderen Orten; starb 1959
in New York), Gertrude (Trude,
geb. 19. Juli 1910 in Rülzheim,
studierte 1932 bis 1935 in Würzburg und wurde noch Zahnärztin in
Mannheim, 1937 in die USA emigriert), Edwin (geb. 18. Dezember 1908 in
Rülzheim, Abitur in Ludwigshafen 1927, Studium der Mathematik und Physik
in Heidelberg, Paris, Göttingen, Berlin und München, 1934/35 promoviert
in Heidelberg [Quelle];
war 1934/35 am Internat Prediger Hirsch in Coburg
als Lehrer tätig); Im Vordergrund von links: Heinrich Schottland, Tochter
Hannah (geb. 15. Juni 1922), Eugenie geb. Löb (geb. 27.
Juni 1880 in Rülzheim)
Auf dem dritten Foto von links: Tochter Hannah Schottland (geb. 15. Juni 1922
in Frankenthal, nach der Heirat in den USA heißt sie Joan Small; war
Lehrerin für Deutsch, Französisch und Spanisch).
Rechts oben die Todesanzeigen für Lehrer/Rabbiner Schottland /
Shotland in der
Zeitschrift "Der Aufbau" vom
1.3.1957.
Links der Bericht über die Beisetzung von Rabbiner Shotland am 24.
Februar 1958
in der Zeitschrift "Der Aufbau" vom 8. März
1957. |
Links:
"Stolpersteine" vor der ehemaligen Karolinenschule in
Frankenthal (Ecke Johannes-Mehring-Straße / Karolinenstraße) mit einem
"Stolperstein" für die ehemalige Schülerin Hanna Schottland.
Weitere "Stolpersteine" für die ehemalige Lehrerin Dr. Margit
Gutmann (1902) sowie die Schülerinnen Lotte Eva Adler (1926), Doris Thea
Samuel (1922) Edith Samuel (1925), Liselotte Lina Blum
(1920). |
Lehrer Heinrich Schottland verlässt Deutschland (1938)
Artikel
in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz"
vom 1. April 1938: "Zum Abschied des Lehrers und Kantors Herr
Heinrich Schottland - Frankenthal.
Scheiden und Abschiednehmen bereiten heute dem deutschen Judentum
wehmütige Stunden. Sie greifen ans Herz, nicht nur der Scheidenden,
sondern auch der Zurückbleibenden. Auch unser Freund Herr Lehrer
Schottland wird in den nächsten Wochen uns verlassen, um mit seiner
Gattin bei seinen Kindern in Amerika behagliche, und wie wir hoffen,
beglückende Stunden zu erleben. Schmerzbewegt sieht die jüdische
Gemeinde Frankenthal ihren Beamten Schottland, der ihr nahezu 18 Jahr
hindurch Lehrer, Kantor und Prediger gewesen und der so oft in der
Synagoge seine Zuhörer durch Gesang und Wort zu erbauen verstand, aus
ihrer Mitte scheiden. Mit tiefem Bedauern verliert der Verein pfälzischer
israelitischer Lehrer und Kantoren seinen ehemaligen 1. Vorsitzenden und
auch der Verband pfälzischer israelitischer Gemeinden, an dessen Ausschusssitzungen
Herr Schottland so oft Teil genommen und dessen besonnenen Rat und kluges
Urteil wir immer gerne vernahmen, empfindet schwer diese Trennung. Die jüdische
Sonderklasse in Ludwigshafen aber verliert in Herrn Schottland den
tüchtigen Schulmann und Erzieher, dessen unterrichtlichen Leistungen erst
kürzlich die ehrende Anerkennung der Schulbehörde zuteil wurde. - Möge
Herr Schottland und seiner Familie eine recht glückliche Zukunft
beschieden sein! Bad Dürkheim. Ludwig
Strauß." |
Hinweis auf den Lehrer Dr. Nathan Nathan (1863-1940)
Dr. Nathan Nathan ist am 18. April 1863 in Altenstadt
(Hessen) geboren. Er studierte in Straßburg neuere Sprachen und
Germanistik (Promotion in Französisch). Seit 1888 war er Lehrer an der
privaten "Bärmann'schen Gewerbe- und Handelsschule" in Bad
Dürkheim. 1892 kam er nach Frankenthal an das private
"Reallehrinstitut Trautmann & Wehrle", wo er bis zu seiner
Pensionierung 1928 mit großem Erfolg unterrichtete (zuletzt als
Studienprofessor; wohnhaft in der Gabelsbergerstraße 5). 1904 gehörte er
zu den Gründern der Ortsgruppe des Pfälzerwaldvereins. Er war Mitglied
im Altertumsverein. Am 22. Oktober 1940 wurde er in das Lager Gurs in
Südfrankreich deportiert (Foto links bei der Deportation 1940 erstellt),
wo er am 4. November 1940 umgekommen ist. Nach ihm wurde im Mai 2015 der
Ehrenamtspreis der Stadt Frankenthal benannt.
Weiteres siehe in der Website juden-in-frankenthal.de |
|
Aus der Geschichte
des Rabbinates Frankenthal
vgl. dazu die Textseite zu Bad Dürkheim
Zum Tod von Rabbiner Aron Merz (1864)
Anmerkung: Rabbiner Aron Merz (geb. 1795 in Untermerzbach,
Unterfranken, gest. 31. März 1864 in Bad
Dürkheim): studierte an der Jeschiwa
in Fürth, danach an der Universität in Erlangen; war zunächst Rabbiner in Pirmasens, seit
Ende 1828 Rabbiner des
Synagogenbezirks Frankenthal mit Sitz in Neustadt an der Weinstraße.
Artikel
im "Intelligenz-Blatt des Rheinkreises" (Speyer) vom 7. Januar
1829: "(Die Besetzung der Rabbinats-Stellen für die Gerichtsbezirke
Frankenthal und Zweibrücken betr.) Im Namen Seiner Majestät des
Königs.
Der seitherige Rabbiner zu Pirmasens,
Aron Kohn Merz ist unter dem heutigen seinem Ansuchen gemäß, zu der für
den Gerichtsbezirk Frankenthal errichteten Rabbinatsstelle befördert und
die dadurch in Erledigung gekommene Rabbinatsstelle im Gerichtsbezirk
Zweibrücken dem gut befähigten Rabbinats- und Talmudlehramts-Kandidaten
Juda Oppenheim vom Fürth im Retzatkreise übertragen worden, welches
hiemit zur öffentlichen Kenntnis gebracht wird.
Speyer, den 17. Dezember 1828. Königlich Bayerische Regierung des
Rheinkreises, Kammer des Innern". |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. April 1864:
"Lambsheim (Pfalz), 5. April. In der Nacht vom 30. zum 31. März
verschied der hochwürdige Rabbiner des Synagogenbezirks Frankenthal,
Aron
Merz, in einem Alter von 69 Jahren. Fast dreißig Jahre hindurch fungierte
derselbe in rastloser Tätigkeit und in ungeheuchelter Frömmigkeit als
Seelsorger in genanntem Bezirke. Glaubensgenossen aus allen Gemeinen des
Sprengels, eine große Menge der achtbarsten Bürger, sämtliche Lehrer
aller Konfessionen der Stadt Dürkheim
sowie alle israelitischen Lehrer seines Rabbinatsbezirks, welche dem Sarge
des Verblichenen folgten, bezeugten die ungeteilte Achtung, welche der
Verblichene sich erworben. Einen besonders ergreifenden Eindruck machten
einige sehr gut vorgetragene Trauergesänge am Hause und vor der Stadt,
sowie auch das Geläute der Glocken während des Zuges. Die Herren
Rabbiner Dr. Grünebaum aus Landau und
Seligmann aus Kirchheimbolanden
hoben in anerkennender und höchst würdiger Weise die Verdienste des
Heimgegangenen hervor." |
Ausschreibung der Rabbinatsstelle für den
"Rabbinatsbezirk Frankenthal mit dem Amtssitze in Dürkheim" (1866)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. März 1866: "Erledigtes
Rabbinat. Die Stelle eines Rabbiners für den Rabbinatsbezirk
Frankenthal mit dem Amtssitze in Dürkheim, ausgeschrieben von dem
königlichen Bezirksamte Neustadt a.d. Haardt (Pfalz) am 8. Februar
laufenden Jahres Meldungstermin binnen 6 Wochen. Die mit legalen
Zeugnissen über Befähigung, bisherige Verwendung und sonstige
persönliche Verhältnisses des Konkurrenten belegten Gesuche sind bei dem
genannten königlichen Bezirksamte einzureichen; bemerkt wird 1. zur
Konkurrenz werden nicht nur Inländer, sondern auch Ausländer zugelassen,
letztere jedoch nur unter der Bedingung, dass sie vor der höheren
Bestätigung ihrer Wahl das bayerischen Indigenat zu erwerben haben; 2.
Bewerber müssen auf einer Universität gebildet sein, dort Philosophie
und Philologie absolviert haben und die Morenu besitzen. Die Bezüge des
anzustellenden Rabbiners bestehen a. in einem fixen Gehalt von 1.200
Gulden; b. in einer Wohnungsentschädigung von 200 Gulden; c. in den
Kasualien und Reise-Entschädigungen, wie sie bisher von der königlichen Regierung
der Pfalz festgesetzt sind, und wofür der Rabbiner in jeder
konstituierten Gemeinde jährlich Schulprüfungen, dann zweimal jährlich
Predigt halten und die Konfirmation vornehmen muss." |
Aus dem jüdischen
Gemeindeleben
Ein geistig schwer behindertes Mädchen wird ohne dessen Zustimmung von einem
katholischen Kaplen getauft (1865)
Anmerkung: bei einem "Mortara-Fall" handelt es sich um die heimliche
Taufe jüdischer Kinder. Das italienische Kind Edgardo Mortara (1851-1940) wurde
als Sohn jüdischer Eltern als Kleinkind von christlichen Dienstmädchen seiner
Eltern während einer Erkrankung angeblich notgetauft. Da nach
Kirchenstaatsrecht getaufte Kinder nicht von Juden erzogen werden durften, wurde
er als Sechsjähriger von der päpstlichen Polizei aus seinem Elternhaus
entführt und gegen den heftigen Widerstand der Eltern in einem Katechumenenhaus
erzogen. Der Kampf der Eltern um ihr Kind blieb vergeblich. Der Fall Mortara war
in den Jahren 1858 bis 1860 in Italien und darüber für die Liberalen ein
wichtiges Argument für eine Trennung von Staat und Kirche. Vgl. Wikipedia-Artikel
Edgardo Mortara.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. März
1865: "Frankenthal, 16. Februar (1865). Ein Mortarafall in
der Pfalz. In der königlichen Kreisarmenanstalt dahier befindet sich
ein von israelitischen Eltern gezeugtes weibliches Wesen, für welches der
ihm durch Interdiktionsurteil bestellte Vormund die Aufnahme dorthin
nachsuchte und erhielt, da dasselbe weder gehen noch stehen, weder
sprechen noch essen kann, vollkommen blödsinnig, verkrüppelt, und dessen
Vermögenslosigkeit nachgewiesen ist. Dieses Mädchen, 22 Jahre alt,
welches in seinem geistigen und körperlichen Unvermögen allerdings einem
Säugling vollständig gleich zu achten ist, wurde am 17. Januar durch den
Akt der Taufe, welchen der hiesige Kaplan eingestandener und erwiesener
Maßen an demselben vollzogen hat, dem Schoße der alleinseligmachenden römisch-katholischen
Kirche einverleibt. Nachdem nun die allerhöchsten sanktionierten Staturen
genannter Anstalt den Geistlichen alles Konfessionen, außer der Abhaltung
des allgemeinen Gottesdienstes, des Religionsunterrichtes, der Aussegnung
der Leichen (§ 224) lediglich die Befugnis zugestehen, auf Verlangen dem
Kranken, Altersschwachen und Sterbenden den geistlichen beistand zu
leisten und das Abendmahl zu reichen, so trägt diese Taufhaltung, welche
nicht nur ohne Einvernehmen mit dem Vormund des blödsinnigen Täuflings,
sondern sogar ohne vorgängige Anzeige bei dem Verwalter der Anstalt in
dieser vollzogen wurde, nebenbei vollständig den Charakter eines Bruches
der Hausordnung in sich. In wieweit nun die königliche Regierung als Oberkuratelbehörde
wegen desselben vorzugehen gedenkt, wissen wir nicht - dass die
geistlichen vorgesetzten Stellen in dem Geschehenen einen Grund zum
Einschreiten erblicken werden, bezweifeln wir - ob aber die bayerischen Gesetze
keinen Passus aufzuweisen haben, der solche geistigen Gewaltakt mit Strafe
belegt? das fragen wir - alle die, so es angeht. (Und was haben die
jüdischen Vorstände und Rabbinen gegen solchen Akt getan? Die Redaktion
der Allgemeinen Zeitung des
Judentums". |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 28. März 1865: "Frankenthal, 12. März (1865). In
Nr. 10 dieses Blattes besprachen Sie den leider in hiesiger königlicher
Kranken-Anstalt vorgekommenen und von allen Bürgern jeder Konfession sehr
gemissbilligten Mortarafall, woran Sie die Frage knüpfen, was von Seiten
der Rabbiner und der Synagogen-Vorstände in dieser Angelegenheit
geschehen sei.
Hierauf beehre ich mich zu erwidern, dass der hiesige Vorstand sofort die
Veröffentlichung dieses bedauerlichen Vorgangs in den verschiedenen Blättern
veranlasst hat, was freilich nicht genügt, aber es wurden außerdem
persönliche Schritte bei der Verwaltung der betreffenden Anstalt getan,
die die Zusicherung nach sich zogen, dass diese ungesetzliche Handlung der
Regierung bereits zur Kenntnis gebracht, und das Mädchen fortdauernd
gegen weitere Missgriffe geschützt werden würde; auch hat der jetzige Rabbinatsverweser
Seligmann in Kirchheimbolanden
die desfallsige Anzeige bei betreffender Behörde erstattet und die
Anträge gestellt, dass von Amtswegen verboten werde, dass das Mädchen
Unterricht in der katholischen Religion erhalte, zu christlichen
Andachtsübungen herangezogen, und in dem, bei dem Krankheitszustande des
Mädchens in nicht ferner Aussicht stehenden Falle des Ablebens desselben,
dessen Leiche auf dem jüdischen Friedhofe beerdigt werde.
Sie sehen also, dass von unserer Seite nichts versäumt wurde, und bitte
ich um gefällige Veröffentlichung dieser Erklärung. Der
Synagogen-Vorstand. Martin Marx". |
Der Antisemitismus macht sich bemerkbar (1891)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Mai 1891:
"Frankenthal, 12. Mai (1891). Wenn bei uns in der Pfalz
antisemitischen Bestrebungen Gott sei Dank auch nicht den geringsten Boden
finden, so ist es selbstverständlich nicht zu vermeiden, wenn einmal von
Seiten eines rohen und pöbelhaften Menschen eine Szene herbeigeführt
wird, die den fraglichen Charakter an sich trägt. Mit einem solchen Falle
hatte sich heute die Strafkammer des hiesigen Landgerichts zu
beschäftigen.
Der Tagner (= Tagelöhner) Jacob Schön aus Speyer, ein schon öfters mit der Strafrichter
in Konflikt geratener Mensch, kam vor einigen Wochen in einer dortige
Wirtschaft, in welcher bereits unser Glaubensgenosse J. Mayer aus Speyer
anwesend war. Schön fing nun Lieder zu singen an, die schon an und für
sich geeignet waren, Herrn Mayer als Jehudi auf das tiefste zu kränken.
Trotzdem ignorierte er, um keinen Streit heraufzubeschwören, dieses
flegelhafte Benehmen; als jedoch Schön seine Rohheit so weit trieb und
ausrief 'alle Juden sind Spitzbuben', verbat sich dies Herr Mayer mit der
Bemerkung: 'Ich bin ehrlicher wie Sie'. Als Antwort hierauf versetzte ihm
jener einen Faustschlag ins Gesicht. Mayer wurde nun wegen dieser Affäre
klagbar und erhielt Schön vom Schöffengericht in Speyer eine
Gefängnisstrafe von 2 Monaten und 14 Tagen zudiktiert.
Heute nun erschien Schön als Appellant vor der hiesigen Strafkammer, da
ihm jene Strafe zu stark war; hatte aber mit seiner Appellation einen
schlechten Erfolg. Der königliche Staatsanwalt beantragte Abweisung der
Berufung mit der edlen und höchst toleranten Bemerkung: 'Dass man heutzutage,
besonders die Juden gegen solch rohes und flegelhaftes Benehmen in Schutz
nehmen müsse, um ein für allemal diesem fluchwürdigen Treiben die
Spitze abzubrechen.' Das Gericht erkannte dem Anfrage dieses edlen Mannes
und verwarf die Berufung des Schön. Plaut." |
Spenden jüdischer Einwohner für die Opfer des Oppauer Explosionsunglückes
(1921)
Anmerkung: bei der furchtbaren Explosion des Oppauer
Stickstoffwerkes der BASF am 21. September 1921 starben 561 Personen, siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Explosion_des_Oppauer_Stickstoffwerkes
Nach
dem Explosionsunglück waren unter den Spendern für die "Hilfe für
Oppau" in selbstverständlicher Weise auch zahlreiche jüdische
Personen, wie eine der Spendenanzeigen in der Frankenthaler Zeitung vom
27. September 1921 zeigt: unter den Spendern waren u.a. Markus Weil,
Manufakturwaren-Geschäft in Frankenthal, Julius Abraham, Möbel- und
Schuh-Haus in Frankenthal sowie Gabriel Loeb aus Frankenthal. |
|
Eine
für damalige Verhältnisse sehr große Spende von 5000.- Mark kam auch
von den New London ausgewanderten früheren jüdischen Frankenthalern Hugo
Mann und Ludwig Mann. |
Anmerkung: Hugo Mann ist um 1869 in
Frankenthal geboren und 1896 in die USA ausgewandert. Ludwig Mann ist um
1873 in Frankenthal geboren und ist 1893 in die USA
ausgewandert. |
Eine der vielen Repressalien in der NS-Zeit (1935)
Meldung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. August 1935: "In Frankenthal
bei Dürkheim sind, nach dem 'Völkischen Kurier', an allen Schaufenstern
der Läden Bekanntmachungen angebracht, dass Juden nicht bedient
werden." |
Abschiedsfeier des israelitischen Frauenvereins für
die Vorsitzende Meta Nachmann (1937)
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 28. November 1937: "Frankenthal. Der
israelitische Frauenverein Frankenthal versammelte letzten Sonntag
seine Mitglieder zu einer gemütlichen Zusammenkunft, verbunden mit einer
Abschiedsfeier für die seitherige erste Vorsitzende Frau Meta Nachmann,
die ihren Wohnsitz nach Mannheim verlegt hat. Die jetzige erste
Vorsitzende Frau Elsa Abraham dankte Frau Nachmann in warmen Worten
für ihr 12-jähriges, segensreiches Wirken im Verein. Eine sich daran
anschließende gemütliche Kaffeestunde fand den Beifall der zahlreich
erschienenen Damen." |
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Hinweis: über den in
Frankenthal geborenen Rechtsanwalt und Politiker
Ludwig Marum (geb. 1882 in Frankenthal, 1934 ermordet im KZ
Kislau bei Bruchsal) siehe u.a. den Wikipedia-Artikel
Ludwig Marum. Zu seiner Familie siehe https://www.geni.com/people/Dr-Ludwig-Marum/6000000016132628603 |
|
Dokument mit Hinweis auf
den Großonkel von Ludwig Marum: dieser war Schüler in der
Lateinschule Frankenthal. Rechts "Jahresbericht über die Königlich
Bayerische lateinische Schule und den mit ihr verbundenen Realcursus zu
Frankenthal in der Pfalz 1837/38" mit der Erwähnung von Markus Marum
aus Frankenthal (Vater Handelsmann); ein zweiter jüdischer Schüler war
Moritz Wolf auf Frankenthal. Markus Marum ist 1825 in Frankenthal geboren
und war ein Bruder des Großvaters von Ludwig Marum: Heinrich Marum, vgl.
https://www.geni.com/people/Marcus-Marum/6000000066110046950
|
|
|
Zum Tod des Bad Dürkheim gebürtigen
Komponisten, Violinisten usw. Eduard Eliason (1811-1886)
Anmerkung (nach Angaben von Paul Theobald): Eduard
Eliason ist 1811 in Bad Dürkheim
geboren, im Artikel steht versehentlich Frankenthal).
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. März 1886:
"Man schreibt uns aus Frankfurt am Main: Musikdirektor Eduard Eliason
ist am 17. Februar hier aus dem Leben geschieden. Heute Abend sollte sein
Konzert stattfinden, und heute Morgen trifft uns die Trauerkunde von
seinem Tode! Eduard Eliason war 1811 in Frankenthal in der bayerischen
Pfalz geboren; er studierte Komposition bei Rink und Violine bei dem
berühmten Violinvirtuosen und Komponisten Baillot in Paris, dessen 'Méthode
de violon' das offizielle Schulwerk des Pariser Konservatoriums wurde.
Eliason ging später nach England, wo er eine Zeitlang Musikdirektor am
Drurylane-Theater in London war. Nach Deutschland zurückgekehrt, trat er
1842 in das Orchester des Frankfurter Theaters ein, wo er lange Jahre als
eine von dessen Stützen wirkte. Im Jahre 1877 wurde er unter Devrient
pensioniert. Eliason genoss immer den Ruf eines bedeutenden Violinvirtuosen
und Musikers und seine alljährlichen Konzerte zeichneten sich stets durch
feine Wahl der Nummern und wirklich künstlerisches Arrangement aus. Im
Leben war Eliason ein sehr zugänglicher Charakter und seinen Genossen und
Bekannten ein treuer ergebener Freund. (Nach den uns gewordenen
zuverlässigen Informationen war Eliason 1808 zu Dürkheim a.d. Haardt
geboren und wurde am 19. dieses Monats auf dem israelitischen Friedhofe zu
Frankfurt beerdigt." |
|
Foto
von Eduard Eliason; Quelle: Bildsammlung
der Universitätsbibliothek in Frankfurt / Sammlung Manskopf S 36_F00407
Ebd. sind noch weitere Fotos von Eduard Eliason vorhanden.
|
Staatsanwalt Meyer wurde zum Landgerichtsrat ernannt
(1891)
Anmerkung: Theodor Ludwig Meyer (nicht wie im Artikel: Mayer; geb. 2. September 1853 in
Edenkoben, gest. 13. Juli 1936 in
Leipzig; beigesetzt in einem nichtjüdischen Friedhof in Leipzig) war seit
dem 3. Mai 1888 in Frankenthal verheiratet mit Hermine Eleonore geb. David
(geb. 15. Juli 1869 in Frankenthal, gest. 18. Juli 1942 in Ludwigshafen am Rhein;
in LU erinnert seit dem 13. Oktober 2015 ein Stolperstein an sie). Hermine
Eleonore Meyer hatte an ihrem 73. Geburtstag die Aufforderung erhalten, sich zur Deportation nach Theresienstadt zu melden. Sie nahm sich mit einer Überdosis Schlaftabletten das Leben. Da die
Beisetzung in der Stadt Ludwigshafen am Rhein nicht genehmigt wurde, musste sie auf dem
Jüdischen Friedhof Mannheim beerdigt werden.
Theodor Ludwig Meyer, königlicher Staatsanwalt in Frankenthal wurde 1891 zum Landgerichtsrat ernannt und an das Kgl. Oberlandesgericht der Pfalz in
Zweibrücken versetzt. Deshalb verzog die Familie Theodor Ludwig Meyer im November 1891 von Frankenthal nach
Zweibrücken.
Aus der Ehe Theodor Ludwig und Hermine Eleonore Meyer geb. David gingen drei
Kinder hervor, und zwar:
- Dr. Marie Regina, Chemikerin (geb. 5. März 1890 in Ludwigshafen am Rhein, verheiratet mit Dr. Curt Eduard Schuster,
umgekommen am 14. März 1944 im KZ Auschwitz; für die Familie Schuster wurden am 13. Oktober 2015 in Ludwigshafen am Rhein Stolpersteine
verlegt).
- Dr. Elise Franziska, Ärztin (geb. 12. April 1892 in Zweibrücken, gest. 26. Oktober 1972 in London)
- Dr. Hedwig Luise (geb. 29. Februar 1896 in Zweibrücken, starb am 25. Februar 1977 in Freiburg im
Breisgau).
Die gesamte Familie Meyer (also auch die Kinder) hatten die evangelische Konfession.
Von 1906 bis 1923 war Theodor Ludwig Meyer Richter am Reichsgericht in Leipzig. Als er dorthin berufen wurde, verzog die Familie von Zweibrücken nach Leipzig, wo er dann auch verstarb. Nach dem Tode ihres Ehemannes zog seine Witwe zu ihrer Tochter Marie Regina Schuster nach Ludwigshafen am Rhein, wo sie sich dann das Leben
nahm.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 11. Dezember 1891: "Der zweite Staatsanwalt am
Landgerichte Frankenthal, Herr Mayer, ist zum Landgerichtsrat
ernannt worden". |
|
Grabsteinplatte
für Hermine Meyer geb. David 15. Juli 1869 - 18. Juli 1942 (jüdischer
Friedhof Mannheim). |
|
|
|
Auszeichnung für den Fabrikanten Wilhelm Bender (1905)
Anmerkung (von Paul Theobald): Der Fabrikant Wilhelm Bender
(geb. 1859, gest. 1916) war nicht jüdischer Konfessionszugehörigkeit. Sein Vater
Heinrich Adam Bender (geb. 1822, gest. 1883) war der Gründer der H. A. Bender Korkstopfenfabrik, die sich in Mannheim befand. Das heutige Unternehmen Bender-Werke in Frankenthal kam als eine
Filiale von Mannheim nach Frankenthal. Nach dem Tode von Heinrich Adam Bender hieß das Unternehmen in Mannheim Heinrich Adam Bender Söhne, Korkstopfenfabrik. Wilhelm Bender wohnte in Frankenthal in der Speyerer Straße
93 (heutige Mahlastraße, Häuser sind anders nummeriert').
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 19. Mai 1905:
"München. Ordensverleihungen. Kommerzienrat Lehmann Bernheimer -
München hat den württembergischen Friedrichs-Orden, der Fabrikant
Wilhelm Bender - Frankenthal, der serbische Konsul Julius
Goldschmitt - Ludwigshafen das
Ritterkreuz des Ordens der Krone von Italien, der schwedische und norwegische
Konsul und dänische Vizekonsul Bernhard Land - Nürnberg das Ritterkreuz
des Danebrogordens erhalten." |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 12. Mai 1905:
derselbe Bericht wie im "Frankfurter Israelitischen
Familienblatt" |
Adolf Bensinger (Mannheim) stiftet das Tuberkulose-Museum
in Frankenthal (1909)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 23. Dezember
1909: "Mannheim. Welch' lebhaftes Interesse gerade unter uns Juden
für die Allgemeinheit herrscht, zeigen die fortgesetzten Stiftungen für allgemeine
Zwecke. So wurde dieser Tage im benachbarten Frankenthal ein
Tuberkulose-Museum eröffnet, das Herr Adolf Bensinger, Mitinhaber der
Rheinischen Gummi- und Celluloidfabrik, gestiftet hat, und so verdankte
die gleichfalls dieser Tage eröffnete hiesige städtische Kunsthalle ihre
Errichtung einem Legate der 1901 verstorbenen Frau Julius Oberle geb.
Michaelis von 200.000 Mark." |
|
Links: Grabstein für Adolf Bensinger und weitere Familienmitglieder der
Familie Bensinger (Ehefrau, Eltern) im jüdischen Friedhof Mannheim (Foto:
Stadtarchiv Mannheim).
Zur Person (Anmerkung von Paul Theobald): Adolf Jakob Bensinger, der in Frankenthal das Tuberkulose-Museum stiftete, war aus Mannheim und kam am
8. März 1866 zur Welt. Er war Teilhaber der Rheinischen Gummi- und Celluloid-Fabrik, die in Mannheim-Neckarau war,
sowie der Fabrik Lenel, Bensinger & Co., die sich ebenfalls in Mannheim befand. Die Eltern von Adolf Bensinger waren
Friedrich Julius Bensinger (1841 Bodersweier
- 1891) und Bertha geb. Bensheimer. Am 14. März 1899 heiratete er
Ida Luise geb. Kahn, die aus einer Frankfurter Bankiersfamilie
stammte. Die Familie wohnte in Mannheim am Werderplatz 12. Adolf Bensinger war sehr wohlhabend und setzte sein Vermögen auch für wohltätige Zwecke ein. Deshalb ernannte ihn Großherzog Friedrich von Baden zum Kommerzienrat.
Ein schwerer Schicksalsschlag traf ihn, als seine Ehefrau am 16. Mai 1934 starb und auch sein Bruder Dr. h.c. Karl Josef Bensinger
vor ihm folgte (gest. April 1936). Adolf Bensinger war sehr herzleidend. Die Begehrlichkeiten der Nationalsozialisten kannten keine Grenzen. Adolf Bensinger wollte unter allen Umständen verhindern, dass sein Vermögen den Nazis in die Hände fiel. Als er feststellen musste, dass er dies nicht
erreichen wird, starb er am 28. Juli 1939. Er wurde im jüdischen
Friedhof in Mannheim beigesetzt. |
Vgl. Artikel
im Mannheimer Morgen vom 28.6.2012;
Genealogische Informationen: http://www.geni.com/people/Adolf-Bensinger/6000000028161935913
Zur Rheinischen Gummi- und Celluloid-Fabrik: https://de.wikipedia.org/wiki/Schildkröt |
|
Links:
Anzeige zum "Tuberkulose-Museum" in Frankenthal in der
"Frankenthaler Zeitung" vom 8. Dezember 1909 (Quelle:
Stadtarchiv Frankenthal, erhalten über Paul Theobald).
Das Tuberkulose-Museum war kein Museum, sondern eine Wanderausstellung.
Diese Wanderausstellung fand in Frankenthal als dem ersten Ort statt. Die
Führung durch die Ausstellung hatten Frankenthaler Ärzte
übernommen. |
Landgerichtsrat Max Wolfsthal in Regensburg wird Erster
Staatsanwalt in Frankenthal (1911)
Anmerkung (von Paul Theobald): Max Wolfsthal (geb. 9. April 1869 in
Bamberg) heiratete am 24. August 1905 in Aschaffenburg
Margarete (Gretchen) geb. Dilsheimer (geb. 3. Juni 1885 in Nürnberg als
Tochter des Bankdirektors [später in Aschaffenburg] Oskar Dilsheimer und
seiner Frau Babette geb. Weil). Am 9. Mai 1909 kam in Regensburg die Tochter
Liselotte (Lisette) zur Welt. Max Wolfsthal ist ein Bruder von Otto Wolfsthal (siehe
Aschaffenburg). Am 9. September 1911 zog die Familie Max Wolfsthal von Regensburg nach Frankenthal und wohnte in der Wilhelmstraße 1 (heute: Heinrich-Heine-Straße). Der Grund für den Zuzug war, dass Max Wolfsthal Anfang August 1911 zum
Ersten Staatsanwalt beim Landgericht Frankenthal ernannt wurde. Am 1. April 1920 erfolgte seine Versetzung als Rat am Oberlandesgericht
Augsburg (Titel: Oberlandesgerichtsrat). Am 12. Juni 1920 meldete sich die Familie Max Wolfsthal in Frankenthal ab.
Max Wolfsthal starb nach schwerem Leiden am 26. November 1921 in München und wurde am 29. November
im jüdischen Friedhof Augsburg beigesetzt.
Seine Witwe war in Frankenthal Vorstandsmitglied des Vereins für Fraueninteressen. Sie wurde von München
(Zuzug in München von Frankfurt am Main am 8. September 1938; Abmeldung in München 24. Mai 1941)
am 20. November 1941 nach Kowno deportiert, wo sie
umgekommen ist (für tot erklärt).
Die Tochter Liselotte heiratete Adolf Haas (geb. 21. September 1909 in Aschaffenburg,
verstorben am 21. Februar 1995 in San Jose, CA,
USA). Am 14. Mai 1932 kam in Frankfurt am Main die Tochter Ellen zur Welt (nach Frankfurt am Main war die Familie Haas verzogen). Nach Frankfurt am Main zog später dann auch die Mutter der Ehefrau. 1938 emigrierte die Familie Haas nach London und Margarete Wolfsthal geb. Dilsheimer zog nach München. Die Familie Haas emigrierte 1939 von Großbritannien in die USA.
Liselotte Haas geb. Wolfsthal starb am 21. Oktober 2000 in San Jose, CA, USA.
Die Tochter Ellen (verh. Bleiler) wohnte 2014 in Burlington, CT,
USA.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 11. August 1911: "Landgerichtsrat M. Wolfsthal in Regensburg
wurde zum Ersten Staatsanwalt in Frankenthal ernannt. Dies ist der
erste Fall in Bayern, dass ein Jude die Stellung des Ersten Staatsanwalts
bekleidet. Herr Staatsanwalt Wolfsthal gehört zu den bestqualifizierten
Richtern in Bayern." |
Über
Dr. Isidor Dreyfuß, 1912 bis 1920 Landgerichts- und
Bezirksarzt in Frankenthal
Anmerkung (von Paul Theobald): Obermedizinalrat Dr. Isidor Dreyfuß (geb. 17. Juli 1869 in
Ingenheim) besuchte das Gymnasium in Landau in der Pfalz, studierte Medizin in Straßburg und München
und war zunächst praktischer Arzt in Ottweiler und
Dambach im Elsass. Um die Jahrhundertwende ließ er sich in
Kaiserlautern nieder, da er dort Bezirksarzt wurde. Am 26. Juli 1901 heiratete er in
Hachenburg/Westerwald Martha Mathilde
Cahn (geb. 25. November 1879 in Hachenburg). Am 16. Juni 1902 kam in Kaiserslautern die Tochter
Klara (Claire) zur Welt. Am 30. Oktober 1912 zog die Familie nach Frankenthal, weil Isidor Dreyfuß am 1. September 1912 Bezirks- und Landgerichtsarzt in
Frankenthal geworden war. Als die
Aufteilung dieser Stelle verfügt wurde, bekam Dr. Isidor Dreyfuß auf sein Ersuchen die Stelle als Bezirksarzt, während der
praktische Arzt Dr. Richard Franz zum Landgerichtsarzt ernannt wurde. Dr. Isidor Dreyfuß erhielt im 1. Weltkrieg das Preußische Verdienstkreuz und das König-Ludwig-Kreuz; seine Ehefrau das König-Ludwig-Kreuz. Im Jahre 1916 übernahm er in
Frankenthal auch die Tuberkulose-Fürsorgestelle und kam trotz großer Arbeitslast, die der Krieg auf ihn häufte, jeden Samstag in die Sprechstunde. Auf sein Ersuchen wurde er Mitte 1920 als Bezirksarzt nach
Ludwigshafen am Rhein versetzt, wohin die Familie von Frankenthal nach Ludwigshafen zog und in der Jägerstraße 13 wohnte. Die Tochter heiratete 20. Oktober 1926 in Ludwigshafen
Dr. Julius Picard, der am 20. Oktober 1893 in Lauterburg (Elsass) zur Welt gekommen und als
praktischer Arzt in Mainz tätig war, wohin dann auch seine Ehefrau zog. Die Familie Dr. Isidor Dreyfuß zog von Ludwigshafen zu ihrer Tochter nach Mainz (als er im Ruhestand war), wo er am 25. Dezember 1936 starb. Er wurde auf dem
Israelitischen Friedhof in Mainz beigesetzt.
Die Eheleute Picard emigrierten mit ihren Kindern im August 1938 von Mainz nach Fall River, MA, USA, wo er im September 1986 starb, während seine Ehefrau am 4. Februar 1995 dort starb.
Die Witwe von Dr. Isidor Dreyfuß emigrierte noch 1941 zu ihrer Tochter und starb am 14. Juni 1963 in Fall River, MA,
USA.
|
|
|
Todesanzeige für
die am 14. Juni 1963 in Fall River, Mass.
verstorbene Mathilde Dreyfuss geb. Cahn
(Quelle: "Aufbau" vom 21.6.1963) |
Todesanzeige für
die am 4. Februar 1995
verstorbene Claire Picard geb. Dreyfuss
(Quelle: "Aufbau" vom 3.3.1995) |
Todesanzeige für
den am 30. September 1986
verstorbenen Dr. Julius Picard
(Quelle: "Aufbau" vom 24.10.1986) |
Die Ernennung von Dr. Isidor Dreyfuß
zum Landgerichts- und Bezirksarzt in Frankenthal (1912)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 25. September 1912: "Herr Isidor Dreyfuß in
Kaiserslautern ist zum Land- und Bezirksarzt in Frankenthal in
etatsmäßiger Eigenschaft ernannt worden". |
|
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7.
Oktober 1912: "Kaiserslautern. Dr. Isidor Dreyfuß ist
zum Landgerichts- und Bezirksarzt in Frankenthal ernannt
worden." |
|
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 10. Januar 1913: "Dr. Isidor Dreyfuß in Frankenthal ist
zum Bezirksarzt ernannt worden". |
Zum Tod des langjährigen Gemeindevorstandes David Löb
(1914)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 10. April 1914: "Im Alter von 71 Jahren ist nach kurzem
Kranksein der langjährige Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde in
Frankenthal, Herr David Löb, gestorben." |
Über die Familie und das Möbelhaus von Mendel Melzer
Über das Möbelhaus Mendel Melzer (von Paul Theobald; links
Grabstein von Abraham Breindl im neuen jüdischen Friedhof Frankenthal,
vgl. unten)
Zum 1. Februar 1921 übernahm Mendel Melzer das Möbelhaus E. Scheiering, das sich in der Ludwigstraße 7 (heute: August-Bebel-Straße)
befand. Mendel hatte das Möbelhaus käuflich erworben und führte es unter der Firma Mendel Melzer
weiter.1) In das Handelsregister wurde eingetragen:
Mendel Melzer in Frankenthal. Inhaber: Mendel Melzer, Kaufmann in Frankenthal, Möbelgeschäft.2)
Nach dem Tode von Karl Verberné ging dessen Geschäft nebst Firmenfortführungsrecht unter Ausschluss der Aktiven und Passiven auf Mendel Melzer über.3) Mendel Melzer verlegte sein Möbelhaus von der Ludwigstraße 7 in die Wormser Straße 15. Die Firma hieß nun: Möbelhaus Mendel Melzer vormals Carl Verberné.4) Als von unbekannter Seite behauptet wurde, Mendel Melzer habe versucht, eine größere Geldsumme ins Ausland zu bringen, wehrte er sich mit einer Anzeige gegen die Verleumdung und setzte eine Belohnung von 100 Mark
aus für Hinweise, die dazu führen, dass der Täter dingfest gemacht
wird.5) In der NS-Zeit war auch das Möbelhaus Mendel Melzer
vom Boykott der jüdischen Geschäfte betroffen (allgemein am 1. April 1933,
in der Stadt Frankenthal bereits zwei Tage zuvor). Am 30. Juni 1933 wurde der Firmensitz nach Ludwigshafen am Rhein
verlegt.6) Am 25. Februar 1939 wurde die Firma von Amts wegen gelöscht.7) Bereits 1936 wurde das Unternehmen in Frankenthal von Herrn Heinrich Fuhrmann übernommen.8)
Quellenangaben: 1)FZ vom 1.2.1921
2)FZ vom 4.5.1921 3)FZ vom 1.6.1927
4)Firmenregister des Amtsgerichts Ludwigshafen am Rhein
5)FZ vom 7.11.1931 6)NSZ-Rheinfront vom 4.8.1933
7)Firmenregister Ludwigshafen Band III/234 beim Amtsgericht Ludwigshafen am Rhein 8)Schreiben des Polizeiamtes Frankenthal -Kriminal-Abteilung- vom 23. Nov. 1936. |
Über die Familie Melzer: Koppel Melzer
war verheiratet mit Ida geb. Selzer. Zu ihren Kindern gehörten Mendel
(geb. 23. Juni 1887 in Polen) und Adolf (geb. 28.08.1896 in Polen).
Beide lebten in Frankenthal und waren aus Gwozdziec. Adolf war am 6. Juli
1920 von Polen in Frankenthal zugezogen und von Beruf Kaufmann. Mendel Melzer nahm am 1. Weltkrieg teil und
war von Beruf Kaufmann. Er hatte am 16. September 1913 in Polen Maria
geb. Breindl (Breindel, geb. 19. November 1889 in Polen) geheiratet. Aus der Ehe gingen folgende Kinder
hervor, die alle in Frankenthal geboren sind: Franziska (geb. 19.
April 1915), Rosa (geb. 19. April 1915), Gusti Sophie (geb.
16. Dezember 1920) und Leo (geb. 21. März 1929).
Familie Mendel Melzer zog am 24. Mai 1933 von Frankenthal nach Mannheim.
Mendel, Marie, Franziska, Sophie und Leo verließen Europa von Antwerpen
(Belgien), um in die USA zu emigrieren (mit dem Schiff
"Königstein" im November 1937). Über das Möbelhaus Mendel Melzer siehe oben.
Der Bruder der Ehefrau Maria geb. Breindl (Breindel) war Abraham Aron Breindl
(Breindel) (geb. 10. Juni 1890 in Polen, zog bei der Familie Mendel
Melzer zu; gest. 2. März 1933 im St.-Elisabeth-Hospital in Frankenthal;
beigesetzt auf dem neuen Judenfriedhof in Frankenthal (siehe Abbildung
des Grabsteines mit Informationen oben).
Die Eltern von Maria und Abraham Eltern waren Laib Breindl (Breindel) und
Cibra geb. Geffner.
Abraham Aron Breindl (Breindel) war Soldat im 1. Weltkrieg und von Beruf Kaufmann. Er war verheiratet mit Ella
geb. Kaiser (weitere Angaben über sie sind nicht vorhanden). |
Dazu Beitrag von Julie Sandler-Friedman
(Enkelin von Marie und Mendel Melzer):
The Melzer Family of Frankenthal. 2017 26 S. Eingestellt
als pdf-Datei |
Über den Juristen Dr. Emil Rosenberg (1889 Osann
- 1942 KZ Auschwitz)
Über die Familien Brunner/ Rosenberg in Frankenthal
(Beitrag für das Buch: 'Gegen das Vergessen!') von Paul Theobald: "Als Emil Rosenberg am 14. Oktober 1919, von
Landau in der Pfalz kommend, in der Stadt Frankenthal (Pfalz) zuzog, weil er zuerst als III. Staatsanwalt und dann als Amtsrichter am hiesigen Amtsgericht tätig war, schien er vor einer beruflichen Karriere zu stehen. Zuerst wohnte er in der Gabelsbergerstraße 3.
Der Jurist Emil Rosenberg war am 7. November 1889 in Osann bei
Trier geboren. Am 20 Juli 1921 heiratete er in Frankenthal die 10 Jahre jüngere
Anna Karolina (auch Carolina) Brunner und zog an diesem Tage zu seiner Ehefrau in die Vierlingstraße 13. Die Ehe blieb kinderlos. Sie war die Tochter des Seifenfabrikanten
Hermann Brunner (geb. 13. Dezember 1868 in Krautheim), dessen Leben am 25. August 1923 in Frankenthal infolge eines plötzlichen Herzschlages zu Ende ging. Er wurde auf dem neuen jüdischen
Friedhof in Frankenthal beigesetzt. Hermann Brunner hatte am 27. Juni 1898 in
Laupheim Klara (auch Clara) Heilbronner
geheiratet, die am 26. Mai 1874 in Laupheim zur Welt gekommen war. Die Familie wohnte zunächst in
Adelsheim, wo die beiden Kinder: Anna
Karolina (geb. 3. März 1899) und Ludwig (geb. 25. Juni 1904) zur Welt kamen. Der Sohn Ludwig wanderte im September 1926 in die USA aus, lebte in Indianapolis und nannte sich dort Louis Brunner.
Die Familie Hermann Brunner war am 30. April 1917 nach Frankenthal in die Vierlingstraße 13 gezogen, weil der Ehemann und Vater die Seifenfabrik von Samuel Mohr, die 1880 gegründet worden war, übernommen hatte, die hinter dem Wohnhaus lag, und zwar zur Eisenbahnstraße hin. Das Mohrengäßchen weist heute noch darauf hin, dass hier einmal die Seifenfabrik Samuel Mohr war.
Emil Rosenberg ist in der Stadt Frankenthal kaum in Erscheinung getreten. Bei der Wahl des Synagogenrates am 8. Dezember 1929 war er als Ersatzmann für den Synagogenrat gewählt worden. Dafür engagierte er sich beim Verband der Israelitischen Kultusgemeinden der Pfalz, der im März 1917 in
Neustadt an der Haardt gegründet worden war. Schon auf der Gründungsversammlung wurde er zum juristischen Beirat des Vorstandes bestimmt. Zu diesem Zeitpunkt war Emil Rosenberg noch als Rechtsanwalt in
Landau tätig. Danach war er 3. und dann 2. Vorsitzender des Verbandes der Israelitischen Kultusgemeinden der Pfalz. Die Ehefrau war ab Anfang Dezember 1927 bis 1933 1. Vorsitzende des Vereins für Fraueninteressen in Frankenthal.
Die Frankenthaler Zeitung vom 15. März 1933 meldete, dass Dr. Emil Rosenberg mit Wirkung vom 1. April 1933
'auf die Stelle eines Rates am Landgericht Frankenthal' versetzt wurde. Doch bereits am 2. Mai 1933 berichtete die Frankenthaler Zeitung, dass er
'mit Wirkung vom 1. Mai 1933 gemäß § 3 Abs. 1 Halbsatz 1 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 in den Ruhestand
versetzt' wurde. Da die Wohlfahrtsstelle der Israelitischen Kultusgemeinde
Mannheim zusätzlich mit der Betreuung der pfälzischen Juden überfordert war, gründete der Verband der Israelitischen Kultusgemeinden der Pfalz am 1. November 1933 in
Ludwigshafen am Rhein eine eigene Wohlfahrtsstelle, wo Emil
Rosenberg arbeitete. Außerdem war er bis zu seiner Deportation der juristische Berater der Bezirksstelle Pfalz der
'Reichsvereinigung der Juden in Deutschland' in Ludwigshafen am Rhein.
Am 10. November 1938 wurde das Haus in der Vierlingstraße 13, in dem die Familie Rosenberg wohnte, von
Nationalsozialisten heimgesucht. Sie demolierten das Mobiliar und warfen das Klavier und die Bibliothek durch das Fenster auf die Straße. Frau Ruth Bartsch geb. Mundinger, die Tochter des damaligen Predigers der Stadtmission in Frankenthal und in der Vierlingstraße 30 wohnte, schilderte, was sie erlebt hatte:
'Zum Mittagessen ging ich nach Hause in die Vierlingstraße. Als ich am 10. November kurz nach zwölf Uhr in die Vierlingstraße kam, sah ich wie das Klavier von Herrn Rosenberg auf die Straße geworfen wurde. Die Bibliothek folgte hinterher. Die Bücher wurden auf der Straße angezündet.' Die Gründe, warum die Eheleute Rosenberg nach den Ereignissen des 10. November 1938 nicht ins Ausland geflüchtet sind, kann man nur vermuten. Wahrscheinlich wollte die Ehefrau ihre Mutter nicht im Stich lassen, während sich der Ehemann den in der Pfalz verbliebenen Juden verpflichtet fühlte. So sollte es noch schlimmer kommen.
Am 22. Oktober 1940 wurden Emil Rosenberg und seine Ehefrau sowie deren Mutter von Frankenthal aus in das
'Camp de Gurs', am Fuße der Pyrenäen, an der französisch-spanischen Grenze, verschleppt. Über das Durchgangslager Drancy bei Paris kamen Emil Rosenberg und seine Ehefrau mit dem Transport Nr. 17 am 10. August 1942 nach Auschwitz. Danach gab es kein Lebenszeichen mehr von ihnen. Sie wurden durch Beschluss des Amtsgerichtes Frankenthal vom 10. November 1949, der am 13. Dezember 1949 rechtskräftig wurde, für tot erklärt. Als Zeitpunkt des Todes wurde der 10. August 1942 festgesetzt.
Die Mutter der Ehefrau, Klara Brunner geb. Heilbronner, erhielt am 11. April 1941 in Marseille das Visum für in die USA, da der in Indianapolis lebende Sohn für sie die Bürgschaftserklärung abgegeben hatte. Mit dem Schiff
'Nyassa' reiste sie am 26. Juli 1941 von Casablanca nach New York. Sie lebte bei ihrem Sohn Louis in Indianapolis und starb dort am 18. August 1957.
Der Bruder Louis von Anna Karolina Rosenberg hatte am 9. Juni 1929 in den USA
Erna Fischel geheiratet (geb. 3. Januar 1904 in Breslau). Das Leben von Louis Brunner endete am 8. Oktober 1989 in Indianapolis, während seine Ehefrau dort am 30. September 1992 starb.
Zur Erinnerung an Emil Rosenberg wurde im Jahre 2001 in Frankenthal eine Straße nach ihm benannt.
Die Angehörigen der Familien Brunner/Rosenberg leben heute in den USA. |
|
Rechts Artikel aus der
"Rhein-Pfalz" -
"Frankenthaler Zeitung" vom 27. März 2001
zur Benennung der "Emil-Rosenberg-Straße" |
|
|
Links Artikel von Paul
Theobald in der "Rhein-Pfalz" -
"Frankenthaler Zeitung" vom 22. Oktober 2010 zur
"Deportation in die Hölle von Gurs" |
Erinnerung an die Auswanderungen im 19.
Jahrhundert - Grab von Clara Marx aus Frankenthal in New Orleans
(1845-1914)
Anmerkung: das Foto wurde von Rolf Hofmann (Stuttgart) im April 1994 im 1860
eröffneten Hebrew Rest Cemetery in New Orleans, 2100 Pelopidas at Frenchman
Street, near Elysian Fields and Gentilly Blvd.,
aufgenommen.
Zur Person (von Paul Theobald): Clara Marx (geb. 31.10.1845 in
Frankenthal) war die Tochter von Simon Marx, Handelsmann, Mehlhändler
(geb.16.08.1811 in Frankenthal) und Magdalena geb. Herz (geb. 10.08.1817 in Osthofen
(Rheinhessen)). Die Ehe war am 23.1.1844 in Frankenthal geschlossen worden. Clara Marx hatte noch
neun Geschwister, wobei drei schon nach wenigen Monaten starben.
Die Familie Simon Marx verzog am 09.12.1862 von Frankenthal nach Mannheim. Clara Marx wanderte 1862 in die USA aus. Am 17.09.1881 verzog die Familie von Mannheim nach Frankfurt am Main, wobei die Kinder bereits alle weggezogen waren.
Der Ehemann Salomon Marx war am 01.04.1835 in Mainz zur Welt gekommen und ging 1859 in die
USA.
Grabstein im "Hebrew Rest Cemetery" in New Orleans
für das Ehepaar Marx:
"Clara Marx.
Beloved wife of Salomon Marx. Born in Frankenthal Germany.
The noblest type of womanhood. October 31,1845 - November 21,
1914.
Salomon Marx
Born in Mainz, Germany.
He loved his fellow men. April 1, 1835 - January 29, 1921". |
Zum Tod von Max Maas (1931)
Anmerkung (von Paul Theobald): Max Maas (geb. 3. Januar 1875 in
Leiwen) war mit seiner Ehefrau Gertrud geb.
Hanauer (geb. 19. Oktober 1880) und den beiden Kindern Irma (geb. 23. Mai 1907 in Trier) und
Willy (geb. 11. Juni 1910 in Trier) zu Beginn des Jahres 1912 nach Frankenthal (Pfalz) gezogen. In Frankenthal wohnte die Familie in der Max-Friedrich-Straße 4. Der Grund für den Zuzug in Frankenthal war, dass Max Maas das Geschäft von
Simon Grünebaum, Wormser Straße 1 - 3 (Ecke Bahnhofstraße und Wormser Straße) gepachtet hatte und unter dem Firmennamen Kaufhaus S. Grünebaum Nachf., Inhaber: Max Maas, weiterführte. Anfang April 1912 eröffnete Max Maas das umfangreich umgestaltete Kaufhaus. Es war ein Manufakturwaren- und Bekleidungsgeschäft.
Max Maas führte das Kaufhaus erfolgreich und das Familienglück schien vollkommen, als plötzlich die Ehefrau Gertrud im Alter von 31. Jahren am 16. März 1914 in Frankenthal
verstarb. Sie wurden auf dem alten
jüdischen Friedhof beigesetzt. Max Maas heiratete in 2. Ehe Henny geb.
Hess (geb. 27. Dezember 1885 in Cölbe). Am 3. September 1918 kam in Frankfurt am Main der Sohn
Robert zur Welt.
Max Maas war kein Mensch, der große Worte machte, sondern ein Mann, der im Stillen wirkte. So unterstützte er die Israelitische Kultusgemeinde Frankenthal, ohne
großen Wert darauf zu legen, dass dies besonders herausgestellt wird. Nach dem
Ersten Weltkrieg nahm das Kaufhaus Maas durch die emsige Tätigkeit seines Inhabers einen weiteren Aufschwung, dessen Modeschau sich großer Beliebtheit erfreute. Der Andrang war
teilweise so stark, dass darüber nicht berichtet werden konnte, weil selbst die Plätze für die Presse das Publikum erobert hatte.
Nach kurzem, schwerem Krankenlager verschied Max Maas am 4. März 1931 und wurde auf dem
alten jüdischen Friedhof beigesetzt.
Das Kaufhaus führte nun seine Witwe weiter. Am Samstag, den 21. Mai 1938, meldete die Frankenthaler Zeitung, dass das Kaufhaus Maas "käuflich von dem Kaufmann
Franz Laudenklos erworben wurde", der es nach durchgeführter Renovierung am 20. September 1938 als Korbwarengeschäft Franz Laudenklos eröffnete.
Maas' Witwe und die Tochter Irma (aus 1. Ehe) zogen am 15. Oktober 1938 nach Frankfurt am Main und sollen nach den Unterlagen des Bundesarchiv von dort nach China geflüchtet sein.
Der Sohn Willy (aus 1. Ehe) und der Sohn Robert (aus 2. Ehe) flüchtete am 13. September 1938 von Frankenthal nach Sydney/Australien.
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. April 1931:
"Frankenthal (Pfalz), 20. März (1931). In der Frühe des 15.
Adar (4. März) hat nach kurzer, aber schwerer Krankheit im Alter von nur
56 Jahren Max Maas seine reine Seele ausgehaucht. Einem schlichten
gottesfürchtigen Hause (Leiwen bei Trier)
entstammend, hat er seine Emuno (Wahrheit), sein
unerschütterliches Gottesvertrauen, seine Liebe zu Gott und seinem
Gesetz als ein heiliges Ideal im Busen getragen und im Leben betätigt.
Und es war der einzige Wunsch dieses edlen Mannes, den gleichen Geist der
Gottesfurcht auch auf seine Kinder übertragen zu können. Ein
bescheidener, wahrhaft religiöser Jude ist mit ihm dahingegangen, eine
Zierde unserer Gemeinde, deren Tora-, Awoda- (Gottesdienst-) und Gemillus-Chesed-
(Wohltätigkeits-)Leben er mit allen Fasern seiner Seele unterstützte. Am
Grabe verliehen Lehrer Schottland, Frankenthal und Professor Darmstädter,
Mannheim (für den Verein zur Wahrung der Interessen des gesetzestreuen
Judentums Baden) dem Schmerze über den großen allzu früh gekommenen
Verlust ergreifenden Ausdruck. Seine Seele sei eingebunden in den Bund
des Lebens." |
Das
Kaufhaus von Simon Grünebaum, Wormser Straße 1-3 auf einer
historischen Postkarte (aus der Sammlung von Paul Theobald, Frankenthal).
Julius Grünebaum, an den in Kronberg im
Taunus ein Stolperstein erinnert, kam am 10. September 1892 in
Frankenthal zur Welt. Die Eltern waren Simon Grünebaum (geb. 7. November
1856 in Bindsachsen) und Elisabetha
geb. Sommer (geb. 2. August 1862 in Frankenthal). Die beiden hatten am 22.
August 1882 in Frankenthal geheiratet. Sechs Kinder kamen in Frankenthal zur
Welt, darunter Julius. Der Vater war Kaufmann und betrieb ein
Manufakturwarengeschäft. das er von seinem Schwiegervater übernommen hatte.
Die Familie zog im März 1912 von Frankenthal nach Frankfurt am Main. Das
Manufakturwarengeschäft pachtete Max Maas (siehe oben). Simon Grünebaum
starb am 28. Mai 1937 in Frankfurt am Main, seine Witwe floh nach dem Tod
des Ehemannes in die USA (New York zu ihrer Tochter Recha) und starb dort am
14. März 1945. Julius Grünebaum heiratete am 24. Januar 1917 in
Kronberg im Taunus eine Charlotte
Krieger (evangelisch war). Sie betrieben ein Einzelhandelsgeschäft in
Kronberg im Taunus. Vier Kinder kamen in Kronberg im Taunus zur Welt. Über
das Schicksal der Familie (außer Julius Grünebaum) ist nichts bekannt."
|
80. Geburtstag des langjährigen Vorstandes Emil
Kaufmann (1938)
Anmerkung (nach Angaben von Paul Theobald, Frankenthal): Emil Kaufmann
(aufgeführt gewöhnlich als Emil Kaufmann II) ist am 21. September 1858 in
Frankenthal geboren. Er heiratete am 30. März 1893 in Frankenthal Sophie
Levies (geb. 18. März 1867 in Erbes-Büdesheim). Emil Kaufmann war von Beruf Kaufmann (Mehlhandlung). Am 22. Oktober 1940 wurden die Eheleute Emil Kaufmann II. von Frankenthal aus in das
Internierungslager Gurs deportiert, wo sie wenig später am 28. (Sophie) bzw. am
31. Oktober 1940 (Emil) gestorben sind (Grab-Nr. 34 und 48).
Emil Kaufmann wurde 1912 in den Synagogenrat gewählt und nach dem Tod von David Loeb
(1914 siehe oben) Vorsitzender des Synagogenrates (bzw. Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Frankenthal).
Er blieb in diesem Amt bis zum Ende des Jahres 1924.
Der Sohn Paul Arthur Kaufmann (geb. 10. September 1892 in Frankenthal) heiratete am 17. April 1924 in Stuttgart
Hilda Elisabeth geb. Seizer (evangelisch; geb. 26. November 1895 in
Rottweil als Tochter von Johann Christian Seizer und der Elisabethe geb.
Hoffmann). Die Ehe blieb kinderlos. Er war von Beruf Bankbeamter. Sie haben die Zeit 1933 bis 1945 überlebt. Er ist am 18. November
1958 in Stuttgart verstorben; sie verstarb am 27. Juli 1961 in Neustadt an der
Weinstraße.
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1. November 1938: "Aus Frankenthal.
Am 21. September (1938) feierte unser langjähriger Vorstand Herr Emil
Kaufmann seinen 80. Geburtstag. Aus Anlass dieses Tages wurden dem
Jubilar von Seiten der Vorstandschaft, sowie der Gemeindemitglieder die
herzlichsten Glückwünsche dargebracht. Auch der Verband der
israelitischen Kultusgemeinden der Pfalz ließ durch seinen Vorstand, Herrn
Kommerzienrat Albert Joseph, in herzlichen Worten
gratulieren." |
Erinnerung an die Deportation in das
südfranzösische Internierungslager Gurs im Oktober
1940 -
Grabstein für Auguste Dornberger aus Heßheim in Gurs
Zur Person und Familie: Abraham Dornberger war verheiratet mit Karolina
geb. Marschall aus Geinsheim; die
beiden hatten drei in Geinsheim geborene Töchter: Auguste (geb. 1. August
1860), Susanna (geb. 25. Februar 1863) und Johanna (geb. 1. Juni
1865, gest. Januar 1934). Möglicherweise hatten sie noch weitere Kinder. Nach
1865 verzog die Familie nach Heßheim, wo
Abraham und Karoline Dornberger eine kleine Kolonialwarenhandlung betrieben (in der Lambsheimer Straße, wo auch die Familie
wohnte). Nach dem Tode der Eltern übernahmen die drei Töchter, die alle ledig waren, die Kolonialwarenhandlung.
Als die Schwester Johanna im Januar 1934 verstorben war, führten die beiden anderen Schwestern das Geschäft weiter.
Am 10. November 1938 wurde der Laden und die Wohnung der beiden Schwestern Dornberger zertrümmert. Ein Geschäftsbetrieb war damit nicht mehr möglich.
Am 22. Oktober 1940 wurden Auguste und Susanna Dornberg in das "Camp de Gurs" verschleppt. Susanna Dornberger starb an den dortigen unmenschlichen Zuständen am 30.12.1941 (Grabstein-Nr. 942), ihre Schwester Auguste am 4. Januar 1942
(Grabstein-Nr. 951).
Grabstein
im Friedhof des ehemaligen Internierungslagers Gurs für
Auguste Dornberger,
geb. am 1. August 1860 in Geinsheim, später wohnhaft in
Heßheim,
am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert, wo sie am 4. Januar 1942
umgekommen ist.
(Foto: Bernhard Kukatzki) |
Grabstein für Veronika Fränkel in Gurs
Grabstein
im Friedhof des ehemaligen Internierungslagers Gurs für
Veronika Fränkel,
geb. am 23. November 1856 in Roxheim, später wohnhaft in
Frankenthal
(Kreis-Kranken- und Pflegeanstalt),
am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert, wo sie am 14. Januar 1943
umgekommen ist.
(Foto: Bernhard Kukatzki) |
Kennkarten
aus der NS-Zeit |
|
Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
|
Kennkarten
für Eduard Epstein,
geboren in Frankenthal |
|
|
|
Die obigen
Kennkarten wurden 1939 bzw. 1940 in Mainz für den Kaufmann Eduard
Epstein (auch: Ebstein) ausgestellt (geb. 13. August 1867 in Frankenthal, später
wohnhaft in Mainz). Eduard Epstein war Eigentümer (Besitzer) eines Möbelhauses in
Mainz. Er war verheiratet (seit dem 6. Juni 1899 in Köln) mit Emma
geb. Hirsch (geb. 17. Januar 1874 in Neuss). Die beiden hatten vier
Kinder: Max (geb. 13. Mai 1900 in Mainz, gest. 24. Februar 1925
ebd.); Alfred (geb. 14. Januar 1903 in Mainz, gest. 6. März 1991
ebd.), Alfred Epstein war am 30. Mai 1933 nach Paris/Frankreich
geflüchtet, kehrte Anfang der 1960-er Jahre nach Mainz zurück und war jahrelang Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde
Mainz; Kurt Paul, geboren am 19.12.1903 im Mainz, umgekommen am 21.08.1942 KZ Auschwitz und
Erwin Erich (geb. 7. Februar 1913 in Mainz, gefallen um 1938 im spanischen Bürgerkrieg),
war wie sein Bruder Alfred 1933 nach Paris/Frankreich geflüchtet und nahm am spanischen Bürgerkrieg teil.
Das Ehepaar Epstein, das in Mainz wohnte, wurde am 27. September 1942 von Darmstadt
in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er am 17. April 1943 umgekommen ist. Sie überlebte und starb am
9. Februar 1956 in Vevey/Schweiz.
Obige Informationen von Paul Theobald; vgl. auch eine Pressemitteilung
vom 16. Oktober 2006 der Stadt Mainz zum Tod von Esther Epstein in
Mainz, der Frau von Alfred Epstein.
|
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
"Koscher Seife" auf Frankenthal
(1887)
Anmerkung zur Seifenfabrik Samuel Mohr, später Hermann Brunner (von
Paul Theobald): Nachdem der Kaufmanns Samuel Mohr im März 1881 sein Gesuch zurückgezogen hatte, im neuen Stadtteil eine Seifenfabrik errichten zu dürfen,
wurde die Errichtung einer solchen Fabrik entlang der Eisenbahnlinie, hinter seinem Wohnhaus, genehmigt. Wie es bei einem solchen neugegründeten Unternehmen ist, suchte Samuel Mohr zuerst tüchtige Arbeiter.
Samuel Mohr (geb. 2. Februar 1854 in Niederlustadt,
gest. 31.März 1922 in Frankfurt am Main) war verheiratet (seit 7. Februar 1883 in
Germersheim) mit Hermine Cahn
(geb. 3. Juni 1862 in Rülzheim, gest. 14. Februar 1935 in Basel) endete.
Die beiden hatten drei Kinder: Herbert (geb. 4. Oktober1885 in Frankenthal,
gest. um 1934 in Kapstadt), Flora Ella (geb. 20. August 1887 in Frankenthal,
gest. 28. Februar 1872 in Basel, Ehefrau des Reeders Jakob Hecht) und Johanna
Sibylla gen. Hannele (geb. 7. November 1890 in Frankenthal, gest. 17. November 1970 in
Basel).
Die Seifenfabrik nahm eine erfreuliche Entwicklung, so dass es dem Fabrikanten Mohr 1899 möglich war, das Geschäft der Firma Erste pfälzische Seifenfabrik Höffler und Dr. Sachs. Speyer am Rhein, käuflich zu erwerben und mit dem seinigen unter seiner alten Firma S. Mohr, Seifenfabrik zu vereinigen. In der Nacht vom 27. auf den 28. Januar 1900 brach in der Mohr'schen Seifenfabrik ein Feuer aus, bei dem es zu einem größeren Schaden kam.
Gegen Ende des Jahres 1900 wurde die Seifenfabrik an die städtische Gasleitung angeschlossen.
Als Samuel Mohr sich entschlossen hatte, mit seiner Familie in die Stadt Frankfurt am Main zu ziehen, verkaufte er die Seifenfabrik an
Hermann Brunner, der die Geschäfte unter der Firma "S. Mohr, Inhaber Hermann Brunner" weiterführte. Hermann Brunner war ein Mann, der in der Öffentlichkeit kaum in Erscheinung trat, aber immer eine hilfreiche Hand hatte. Als er am Samstag, den 25. August 1923 infolge eines Herzschlages starb, "hatte die Palatina Loge Nr. 4 Bayerm (Mitglied des Odd-Fellow-Ordens)
und die israelitische Kultusgemeinde einer der treuesten Förderer ihrer Sache verloren (Frankenthaler Zeitung vom 27. August 1923).
Nach seinem Tode stand die Fabrik einige Monate still, bevor das Geschäft mit der Firma ohne Aktive und Passiva auf Karl Kiefer, Kaufmann in Heidelberg, ab 2. Januar 1924 pachtweise überging (Frankenthaler Zeitung vom Februar 1924). Mit Kaufvertrag vom 12. Mai 1938 kaufte Karl Kiefer das Fabrikgrundstück.
Der Name der seitherigen Firma S. Mohr lautete nun: Kiefer u. Sohn, Frankenthaler Seifenfabrik in Frankenthal. Durch den Eintritt des Kaufmanns Reinhard Heinrich Kiefer als persönlich haftenden Gesellschafter war diese nun eine offene Handelsgesellschaft.
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. August 1887: "S.
Mohr, Seifenfabrik in Frankenthal.
Um vielseitigen Wünschen nachzukommen,
habe mich entschlossen, neben meinen sehr beliebten Kern-Seifen auch eine Koscher
Seife anzufertigen, und um solche in weiteren Kreisen einzuführen, in
Postcollies zu versenden. Meine Koscher Seife ist von mir selbst
aus nur reinen vegetabilischen Fetten und unser Aufsicht des Herrn J.
Singer, Lehrer und Kantor dahier, angefertigt und jedes Stück mit dessen
Stempel versehen. Wegen ihrer guten Qualität, Waschkraft und besonders
wegen ihrer Billigkeit eignet sich meine Koscher Seife außer zum Reinigen
der Küchengeräte auch als Toilette und Haushaltungs-Seite. Ich versende
dieselbe in ganz Deutschland in Paketen à 10 Pfund zu Mark 4.50, à 5
Pfund zu Mark 2.50 franco gegen Nachnahme oder vorherige Einsendung des
Betrags franco. Jedem Paket ist ein Attest des Herrn J. Singer beigelegt
und mit dessen Plombe versehen. Hochachtungsvollst Samuel
Mohr." |
|
Einzelne Dokumente
(erhalten von Paul Theobald) |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
v.l. Ludwig Brunner,
Klara (Clara
Brunner, Anna Karoline (Carolina)
Brunner und Hermann Brunner |
Kinder von
Hermann Brunner
|
Ehepaar Emil Rosenberg und
Anna
Karolina geb. Brunner (Tochter
von Hermann Brunner) |
Seifenfabrik S. Mohr,
Inh. Hermann Brunner
|
Anzeigen der Seifenfabrik
(links um 1920?)
|
Anzeige der Ludwigshafener Walzenmühle von L. Gimbel & Comp. in Frankenthal
(1902)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 27. November 1902: "Mazzenmehl. Die Fabrikation von
Mazzenmehl, wurde uns von der Ludwigshafener Walzenmühle dieses
Jahr übertragen, und empfehlen prima Mazzenmehl, aus den feinsten
Weizensorten hergestellt, von Anfang Dezember dieses Jahres an lieferbar.
Wie auch früher, werden Ihre Ehrwürden, die Herren Rabbiner Dr. Marx aus
Darmstadt und Dr. Horwitz aus Frankfurt am Main die Mühle besichtigen und
die Schomrim (Aufseher) bestimmen. Reflektanten wollen um Offerten
anfragen bei
L. Gimbel & Comp., Frankenthal (Pfalz)."
|
|
Anmerkung
(von Paul Theobald) zur Anzeige links aus dem Adressbuch Frankenthal
1898/99: Das Geschäft befand sich in der Wormser Straße 33. Die Inhaber
der Firma wohnten nicht in Frankenthal. Das Anwesen Wormser Straße 33
gehörte den Eigentümern der Ludwigshafener Walzmühle Si(e)gmund und
Simon Kaufmann. Im Adressbuch 1905 ist die Firma L. Gimbel & Cie. in
Frankenthal nicht mehr aufgeführt. |
Anzeigen des Schuhwaren- und Herrenkleidergeschäftes
M. Abraham (1903) bzw. Gebrüder Abraham (1904)
Anmerkung: es handelt sich um das 1897 von Moritz Abraham eröffnete
Schuhwarengeschäft an der Ecke Wormser- und Fabrikstraße. Moritz Abraham ist
am 8. Dezember 1872 in Börsborn geboren und war 1892 von Ludwigshafen am Rhein
nach Frankenthal gezogen. Er war seit 1898 verheiratet mit Anna geb. Kahn aus Bruchsal. Moritz Abraham vergrößerte sein Geschäft, ab 1898 Schuhwaren-
und Herren-Konfektions-Geschäft in der Wormser Straße 20a, dazu ein
Möbelgeschäft ab 1899 in der Wormser Straße 29. Weitere Informationen zur
weiteren Geschichte der Familienmitglieder siehe Beitrag
von Paul Theobald zu Familie Abraham (erstellt für das Buch: Gegen das Vergessen!, online
eingestellt als pdf-Datei.
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24.
August 1903:
"Für mein Schuh- und Herren-Konfektionsgeschäft suche
einen
Lehrling zum baldigen Eintritt.
M. Abraham, Frankenthal (Pfalz)." |
|
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. April
1904:
"Für unser Schuhwaren- und Herrenkleider-Geschäft suchen wir zum
baldigen Eintritt einen
Lehrling. Gebrüder Abraham, Frankenthal (Pfalz)." |
|
Rechts: Anzeige von
Gebrüder Abraham
im Adressbuch Frankenthal 1905
(Sammlung Paul Theobald) |
|
|
Links: Anzeige
in der Frankenthaler Zeitung
vom 25. März 1920 zu dem inzwischen nach
Ludwigshafen verlegten Möbelgeschäft
"Abrahams Möbelmagazine" |
|
|
|
|
|
|
|
|
Rechts: Julius
Abraham und Elsa geb. Strauss mit
Sohn Walter und Schwiegertochter
(aus der Sammlung von Paul Theobald) |
|
|
Links: Walter und Ruth
Abraham
mit Tochter Reha, 1944
(aus der Sammlung von Paul Theobald) |
|
|
|
|
Rechts: Anzeigen zur
Eröffnung des
Möbelgeschäftes von Walter Abraham in New York
in der Zeitschrift "Der Aufbau" vom
5.8.1949 |
|
|
|
|
|
|
Oben: Todesanzeige für
Elsa Abraham geb. Strauss
in der Zeitschrift "Der Aufbau" vom 13.1.1967 |
Stelle einer Haushälterin wird gesucht (1915)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1915: "Für
eine schuldlos geschiedene Frau, Mitte dreißig, in allen Zweigen des
Haushaltes erfahren, wird eine Stelle als
Haushälterin
zu
einzelnem Herrn oder Dame, eventuell mutterlosen Kindern gesucht. Offerten
erbeten an Postfach 19 Frankenthal (Pfalz)." |
Nach der Emigration: Todesanzeigen in der amerikanisch-jüdischen Zeitschrift
"Der Aufbau"
Anmerkung: Beim "Aufbau" handelt es sich um eine deutsch-jüdische
Exilzeitung, die 1934 gegründet wurde und bis 2004 in New York erschien. Der
Aufbau entwickelte sich in der NS-Zeit rasch zur wichtigsten Informationsquelle
und Anlaufstelle für jüdische und andere deutschsprachige Flüchtlinge in den
USA. Vgl. Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Aufbau_(jüdische_Zeitung).
Der Aufbau kann online gelesen werden:
https://archive.org/details/aufbau.
|
|
|
Traueranzeige
für Else Schulz geb. Haas
früher Frankenthal - Mannheim
"Aufbau" vom 3. Dezember 1948 |
|
|
Zur Geschichte der Synagoge
Vermutlich haben bereits die in der 2. Hälfte des 17.
Jahrhunderts ansässigen jüdischen Familien einen Betraum eingerichtet,
worüber jedoch nichts Näheres bekannt ist. In der 2. Hälfte des 17.
Jahrhunderts wurde ein Betsaal vermutlich in der Sterngasse eingerichtet,
in der die meisten jüdischen Familien lebten.
1791 konnte eine erste Synagoge errichtet und eingeweiht werden. Die
jüdische Gemeinde hatte dazu 1787 ein Grundstück an der Hessengasse (heutige
Glockengasse) erwerben können. Über diese Synagoge ist nur wenig bekannt.
Nachdem im Laufe des 19. Jahrhunderts die jüdische Gemeinde größer wurde, hat
diese erste Synagoge für die Bedürfnisse der Gemeinde nicht mehr ausgereicht. Um
1880 wurde der Neubau einer Synagoge beschlossen. im Frühjahr 1883
wurden die Baupläne für eine neue Synagoge genehmigt, die auf dem Grundstück
der bisherigen Synagoge erbaut werden sollte. Am 13. Februar 1884 konnte
die Grundsteinlegung feierlich begangen werden. Die Einweihung der
neuen Synagoge war durch Bezirksrabbiner Dr. Salvendi am 28. August 1885.
1895 konnte auf Grund einer Spende des Ehepaare Moritz und Clementine
Neuberger neben der Synagoge ein Haus für den Synagogendiener sowie für die
Gemeindeverwaltung und einen Gemeindesaal für unterschiedliche Zwecke
(Gottesdienste im Winter, Treffen der Vereine der Gemeinde usw.) erbaut und
eingerichtet werden.
Texte zur Geschichte der Synagoge
Die Pläne zum Bau der Synagoge sind genehmigt (Juni 1883)
Artikel
in der Zeitschrift "Jeschurun" vom Juni 1883: "Frankenthal,
14. Juni (1883). Die höchsten Orts vorgelegten Pläne zum Neubau einer
Synagoge in hiesiger Stadt haben Genehmigung gefunden. Es soll jetzt mit
Eifer der Bau betrieben werden, damit derselbe vor Beginn der rauen
Jahreszeit wenigstens im Rohen fertiggestellt wird." |
Einweihung der neuen Synagoge (1885)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. September 1885: "Frankenthal,
29. August (1885). Gestern 6 Uhr wurde hier die neue Synagoge - ein Bau,
der fortan eine Zierde unserer Stadt bilden wird - unter äußerst
zahlreicher Beteiligung der gesamten Bevölkerung eingeweiht. Die Stadt
wies einen wahrhaft großartigen Flaggenschmuck auf, ein erfreuliches
Zeichen der Toleranz, auf welches der Bezirksrabbiner Dr. Salvendi in
seiner Festrede mit Genugtuung hinwies. Das Innere der Synagoge ist
wahrhaft prächtig ausgestattet und harmoniert vollkommen mit dem
Eindruck, den das Gotteshaus von Außen macht." |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 8. September 1885: "Aus Frankenthal, 29. August
(1885). Gestern Abend 6 Uhr wurde die Synagoge - ein Bau, der fortan eine
Zierde unserer Stadt bilden wird - unter äußerst zahlreicher Beteiligung
der gesamten Bevölkerung eingeweiht. Die Stadt wies einen ganz
großartigen Flaggenschmuck auf, ein erfreuliches Zeichen der Toleranz,
auf welches der Bezirksrabbiner Dr. Salvendi in seiner Festrede mit
Genugtuung hinwies. Das Innere der Synagoge ist wahrhaft prächtig
ausgestattet und harmoniert vollkommen mit dem Eindruck, den das
Gotteshaus von Außen macht. Fremde, die hierher kommen, mögen nicht
versäumen, derselben einen Besuch
abzustatten." |
Die Eheleute Neuberger finanzieren für die
Gemeinde ein Gemeindezentrum mit Betsaal neben der Synagoge (1895)
Anmerkung (Angaben von Paul Theobald): Am 20. Januar 1814 heirateten in
Ruchheim Joseph Neuberger (geb. April 1792 in
Ruchheim, gest. 12. Januar 1841 in
Frankenthal) und Est(h)er geb. Sommer (geb. März 1793 in Alsheim (Rheinhessen),
gest. 4. Februar 1874 in Frankenthal). Nach der Hochzeit waren die beiden nach
Frankenthal gezogen. Hier kamen neun Kinder zur Welt, darunter der Sohn Moritz
Neuberger (geb. 20. Juni 1833, gest. 26. Februar 1910 in Frankenthal). Joseph
Neuberger, von Beruf Handelsmann (Kaufmann) betrieb in Frankenthal, Speiererstraße
2 (heute: Speyerer Straße) ein Porzellan- und Glaswarengeschäft, wo die Familie auch wohnte. Nach dem Tode von Joseph Neuberger wurde das Geschäft unter der Firma Joseph Neuberger Söhne weitergeführt.
Moritz Neuberger heiratete am 21. Oktober 1858 in Frankenthal Clementine
geb. Neter (geb. 23. Märzh 1836 in Gernsbach als Tochter der Eheleute Valentin Isaak Neter und Auguste geb.
Ettlinger; Clementine hatte ebenfalls mehrere Geschwister und ist am 30. November 1893 in Frankenthal
gestorben). Auch die Familie Moritz und Clementine Neuberger geb. Neter wohnte in Frankenthal in der Speiererstraße 2. Die Ehe blieb kinderlos. Sie wurden auf dem alten jüdischen Friedhof in Frankenthal
beigesetzt. Moritz Neuberger wurde am 11. Mai 1887 erstmals in den Synagogenausschuss (Mitglied des Synagogenrates) der Israelitischen Kultusgemeinde Frankenthal gewählt und blieb dies bis zu seinem Tode.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Januar 1895:
"Worms. In der benachbarten Religionsgemeinde Frankenthal, welche
durch die Eintracht ihrer Mitglieder, wie durch ihre Opferwilligkeit auch
in weiteren Kreisen bekannt sein dürfte, haben im vergangenen Jahre Herr
Moritz Neuberger und seine Frau Clementine Neuberger geb. Neter zum Besten
der Gemeinde neben der Synagoge ein Haus gestiftet, das den verschiedenen
kulturellen Zwecken dienen soll. In einem daselbst herrlich eingerichteten
Saale sollen insbesondere die Sitzungen für die Verwaltung, für den
Armen-Kranken und Frauenverein stattfinden, auch soll derselbe bei kalter
Witterung als Betsaal benutzt werden. Bei der Einweihung, die vor kurzem
bei zahlreicher Beteiligung in feierlicher Weise vollzogen wurde, hob der
Religionslehrer und Kantor Herr Singer, der vor mehreren Jahren
gelegentlich seines 70. Geburtstages ausgezeichnet wurde und heute noch - mit
Gottes Hilfe - in körperlicher und geistiger Frische seines Amtes waltet,
rühmlich hervor, dass die fromme Spende den edlen Stiftern zum ehrenden
Andenken für ewige Zeiten gereichen und für die Religionsgemeinde in der
Kultusübung als stete Zierde walten möge, zu welchem Zwecke auch in
dankbarer Anerkennung eine Ehrentafel im Saale angebracht wurde. Zu beklagen
ist, dass die edle Stifterin schon so bald darauf in das Reich der Seligen
einzog. Bei dieser Gelegenheit wollen wir noch bemerken, dass es ebenfalls
die Moritz Neuberger'schen Eheleute waren, die bei der Einweihung der
dortigen Synagoge zwei wertvolle Kronleuchter und sämtliche
Beleuchtungsgegenstände im Betrage von Mark 2.500 gespendet haben." |
Die Synagoge in Frankenthal - eine "Zierde der
Stadt" (Bericht von 1885 s.o.) - blieb nur gut 50 Jahre Mittelpunkt des
jüdischen Lebens in der Stadt. Am frühen Morgen des 10. November 1938 wurde
die Synagoge durch Nationalsozialisten aufgebrochen. Es wurde Feuer in dem
Gebäude belegt, wodurch die Inneneinrichtung und die Fenster zerstört wurden.
Die Feuerwehr löschte nach 8 Uhr den Brand. Die Gestapo beschlagnahmte die
erhaltene Innenausstattung, die Ritualien sowie die Gemeindeakten.
Im Januar 1940 ging das Synagogengebäude und das benachbarte Wohnhaus in
den Besitz der Stadt Frankenthal über. Bei einem Luftangriff auf Frankenthal
wurde die ehemalige Synagoge durch Bomben schwer getroffen. Nur die Außenmauern
blieben stehen. Nach 1945 kam das Grundstück und die Ruine in den Besitz
der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz, die es im Oktober 1952 wieder an
die Stadt verkaufte. Die Ruine wurde abgebrochen. Auf dem Grundstück wurde ein
Kino erbaut (Einweihung am 25. Dezember 1953).
Zur Erinnerung an die ehemalige Synagoge wurde 1960 die Schustergasse in
"Synagogengasse" umbenannt. 1977 wurde ein Gedenkstein
aufgestellt. 1988 wurde eine Erinnerungsstätte mit
Informationstafel usw. geschaffen. Eine neue Informationstafel wurde
im Juni 2007 aufgestellt (siehe Presseartikel unten). Im Januar 2019
wurde am Straßenschild "Synagogengasse" ein zusätzliches kleines
Informationsschild angebracht.
Adresse/Standort der Synagoge: Glockengasse
12
Erinnerungsarbeit vor Ort
- einzelne Berichte
Anmerkung: die Erinnerungsarbeit in Frankenthal geschieht insbesondere
durch den am 14. Dezember 1992 gegründeten "Förderverein
für Jüdisches Gedenken in Frankenthal" (seit 16. März 1993
e.V.). Zu den Aktivitäten des Vereins gehört unter anderem die Durchführung
von Veranstaltungen (u.a. beim "Europäischen Tag der Jüdischen Kultur";
Gedenkveranstaltungen zum Novemberpogrom);
siehe die Website des Vereins www.juden-in-frankenthal.de.
Juni 2007:
Neue Informationstafel für die
Synagoge aufgestellt |
Artikel
in der "Rheinpfalz" vom 25. Juni 2007: "'Intensive Gedenkarbeit
geleistet. In der Glockengasse neue Infotafel zur Geschichte der Juden
enthüllt..."
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken.
|
|
November 2013:
Verlegung von "Stolpersteinen"
an der Karolinenschule
Anmerkung: am 7. November 2013 wurden zum Gedenken an fünf ehemalige
jüdische Schülerinnen und eine jüdische Lehrerin sechs Stolpersteine am
historischen Standort des Karolinen-Gymnasiums (früher Karolinenschule),
Ecke Johannes-Mehring-Straße/Karolinenstraße verlegt.
|
Artikel
in der "Rheinpfalz" vom 2013: "Offen für Auseinandersetzung mit
NS-Vergangenheit. Am Karolinen-Gymnasium erinnern seit gestern sechs
Stolpersteine an jüdische Schülerinnen und eine Lehrerin..."
Zum Lesen bitte Abbildung des Artikels anklicken.
Vgl. Seite in der Website des Karolinen-Gymnasiums:
https://www.karolinen-gymnasium-ft.de/de/ags-projekte/schule-ohne-rassismus/stolpersteine
|
|
November 2014:
Erinnerung an den Novemberpogrom
1938 |
Artikel in den mrn-news.de vom 31. Oktober
2014: "Frankenthal – An die 'Reichskristallnacht' erinnern –
Gedenkveranstaltung im Rathaus und in der Glockengasse.
Der Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal erinnert am 9.
November jedes Jahr an die 'Reichskristallnacht' in Frankenthal. Die
Gedenkveranstaltung beginnt am 9. November, 18 Uhr, im Foyer des Rathauses,
Rathausplatz.
Oberbürgermeister Theo Wieder erinnert an die Ereignisse am Morgen des 10.
Novembers 1938. Werner Schäfer vom Förderverein stellt in einem Foto-Vortrag
Nachkommen Frankenthaler Juden vor. Schüler der Städtischen Musikschule
gestalten die Veranstaltung musikalisch. Gegen 18.40 Uhr gehen alle zum
Gedenkplatz in die Glockengasse, wo früher die Synagoge stand. Rüdiger Stein
(Förderverein) informiert über 'Antisemitismus heute'. Die Nacht vom 9. auf
10. November 1938 bleibt den Juden weltweit als 'Reichskristallnacht' bis
heute in Erinnerung. In 48 Stunden wurden in Deutschland mindestens 91 Juden
ermordet, mehr als 1400 Synagogen und Beträume verwüstet und etwa 7500
Geschäfte geplündert.
Auch in Frankenthal wurde am Morgen des 10. November die Synagoge in der
Glockengasse in Brand gesteckt. Der Brand der Synagoge war allerdings nur
der erste Teil der schrecklichen Tragödie. Noch während die Feuerwehr die
Flammen bekämpfte, zogen Frankenthaler Nationalsozialisten durch die Stadt
und verwüsteten zahlreiche jüdische Geschäfte und Wohnungen. Ihnen folgte
wenig später die Geheime Staatspolizei (Gestapo), die 23 Frankenthaler Juden
in 'Schutzhaft' nahm, unter anderem Julius Abraham und Carl Schweitzer. Sie
wurden am nächsten Tag in das Konzentrationslager Dachau bei München
überführt. Zahlreiche Frankenthaler wurden Zeugen der Zerstörungen und
Plünderungen, die bis in die späten Nachmittagsstunden dauerten. Die
jüdischen Frauen und Kinder wurden auf Anordnung der NSDAP-Gauleitung noch
am 10. November aus der Pfalz ausgewiesen.
Informationen im Internet:
www.juden-in-frankenthal.de Förderverein für Jüdisches
Gedenken Frankenthal Neugasse 36 67227 Frankenthal."
Link zum Artikel |
|
Januar 2019:
Gedenkstunde für die Opfer der
NS-Zeit |
Artikel
von Alois Becker in der "Rheinpfalz" ("Frankenthaler Zeitung") vom 28.
Januar 2019: "'Wir tragen Verantwortung'
Feierstunde zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus – Knöppel
würdigt Gedenkarbeit.
'Wir tragen Verantwortung dafür, dass sich das, was zwischen 1933 und 1945
geschehen ist, nicht noch einmal wiederholt', betonte Bürgermeister Bernd
Knöppel (CDU) am gestrigen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus.
Der Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal nahm das Datum zum
Anlass, an der Ecke Synagogen-/Glockengasse ein Zusatzschild anzubringen,
das auf den früheren Standort der Synagoge hinweist.
Vor rund 40 Zuhörern informierte Vereinsvorsitzender Herbert Baum, dass die
erste Synagoge in Frankenthal 1790 gebaut worden sei. Die zweite sei 1885
eingeweiht worden und habe als Besonderheit eine Orgel besessen. Rund 300
Juden hätten Ende des 19. Jahrhunderts in der Stadt gelebt. Die Synagoge sei
während der Reichspogromnacht 1938 geschändet, 1943 ausgebombt und 1953
schließlich abgerissen worden.Bürgermeister Knöppel erinnerte daran, dass
bereits 1959 das Anbringen einer Gedenktafel am ehemaligen Capitol-Kino
diskutiert worden sei. Mit Blick auf zu befürchtende Schmierereien habe man
sich dann entschlossen, die einstige Schustergasse in Synagogengasse
umzubenennen. Dem Förderverein sei er sehr dankbar, dass er ein Versäumnis
von damals nachgeholt und die Kosten für die Zusatzschilder übernommen habe.
'Dies ist ein großes Zeichen bürgerschaftlichen Engagements für die
Gesellschaft und belegt eindrucksvoll den Einsatz des Fördervereins für die
Gedenkarbeit', hob Knöppel hervor. Am nationalen Gedenktag für die Opfer des
Nationalsozialismus, im Jahre 1996 durch Bundespräsident Roman Herzog
eingeführt, lenkte der Bürgermeister den Blick auf die letzten 39
Frankenthaler Juden, die 1940 auf Befehl des pfälzischen Gauleiters Josef
Bürckel in das südfranzösische Internierungslager Gurs deportiert worden
seien. Immer wieder werde gefragt, ob es Sinn mache, nach so langer Zeit
noch an diese Ereignisse zu erinnern, nachdem doch Menschenrechte und
Menschenwürde allseits anerkannt seien und der Antisemitismus überwunden
scheine. 'Die Entwicklung der jüngsten Zeit hat uns gezeigt, dass dies
Wunschdenken war und die Realität anders aussieht', sagte Knöppel. Für Juden
seien Hass und Gewalt in Deutschland heute wieder fast alltägliche
Erfahrung. Auch in Frankenthal komme es immer wieder zu
Hakenkreuzschmierereien. Die Stadt habe mit zahlreichen Ausstellungen und
Diskussionsrunden immer wieder ihren Beitrag zu einer sinnvollen
Gedenkarbeit geleistet, unterstrich Knöppel. Zu erwähnen seien auch das
Forschungsprojekt 'Frankenthal in der NS-Zeit' und die Verlegung der
Stolpersteine. Erinnern, so habe Gotthold Ephraim Lessing einmal
geschrieben, heiße nicht, das Gedächtnis zu belasten, sondern den Verstand
zu erleuchten. 'Das ist die zentrale Bedeutung, die Gedenken besitzt',
betonte Bernd Knöppel. Zwei bedeutende Frankenthaler Juden rückte der
Förderverein gestern mit einer kleinen Bilddokumentation ebenfalls in den
Fokus: Werner Schäfer skizzierte den Lebenslauf des Juristen Emil Rosenberg,
nach dem 2001 die kleine Straße zwischen Welschgasse und Neumayerring
benannt wurde. 1942 mit seiner Ehefrau nach Auschwitz gebracht, habe es kein
Lebenszeichen mehr von ihm gegeben. 1949 sei er für tot erklärt worden,
informierte Schäfer. Vorstandsmitglied Rüdiger Stein widmete sich der Vita
des Augenarztes Ernst Rahlson, an den eine Straße an der Stadtklinik
erinnert. Er habe eine Praxis in der Speyerer Straße gehabt und in der
NS-Zeit keine arischen Patienten mehr behandeln dürfen. Im Januar 1944 sei
er ins Lager Theresienstadt deportiert worden und dort nach wenigen Tagen
gestorben. " |
|
April bis Mai 2019:
Ausstellung über das Schicksal
jüdischer Anwälte in Deutschland nach 1933 |
Vom 11. April bis 24. Mai 2019 zeigt
das Landgericht Frankenthal in Zusammenarbeit mit den örtlichen
Anwaltsvereinigungen die Ausstellung "Anwalt ohne Recht - Schicksale
jüdischer Anwälte in Deutschland nach 1933 - Dokumentation einer
Ausgrenzung". Die Ausstellung wird am Donnerstag, 11. April 2019 um 18
Uhr im großen Sitzungssaal des Justizzentrums Frankenthal eröffnet. Dabei
werden Biographien jüdischer Juristen aus Frankenthal und Werke von
Komponisten mit jüdischen Wurzeln präsentiert.
Am Freitag, 12. April 2019 wird um 16 Uhr der Künstler Gunter Demnig
im Rahmen seines Projekts KunstDenkmal STOLPERSTEINE vor dem Eingang des
Justizzentrums neun Stolpersteine zum Gedenken an verfolgte jüdische
Juristen aus Frankenthal verlegen. |
|
April
2019: Verlegung von "Stolpersteinen" zum Gedenken an verfolgte
jüdische Juristen aus Frankenthal (siehe nebenstehenden Bericht von
Alois Ecker in der "Rheinpfalz" vom 15. April 2019 (Fotos siehe unten). |
Fotos
(Fotos - wenn nicht anders angegeben: Hahn, Aufnahmedatum
22.6.2008)
Die Holzhofstraße |
|
|
|
Die Holzhofgasse
war in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts die
"Judengasse",
wo vermutlich die damaligen jüdischen Familien
der Stadt wohnten. |
|
|
Die Sterngasse |
|
|
|
Im 18. Jahrhundert
wohnten die jüdischen Familien vor allem in der Sterngasse,
wo sich
vermutlich auch der Betsaal befand. |
Kriegerdenkmal
- Napoleonische Kriege
(Fotos: Werner Schäfer, Frankenthal) |
|
|
|
|
Das Veteranendenkmal wurde 1841 vom Verein der Frankenthaler
Kriegsveteranen errichtet , die in der Napoleonischen Armee gekämpft hatten. Es umfasst die Namen dieser Soldaten. Darunter ist auch der Name des
jüdischen Gemeindemitgliedes Moritz Mayer. Das Veteranendenkmal steht auf dem Frankenthaler
Hauptfriedhof auf der Rasenfläche vor dem alten jüdischen Friedhof.
Moritz Mayer ist am 24. Januar 1791 in
Gerolsheim geboren als Sohn
von Leopold Mayer und der Rachel geb. Levi waren. Um 1815 heiratete er Amalie
geb. Friedberg (geb. um 1787 in Mainz, gest. am 13. Oktober 1860 in Frankenthal).
Die beiden hatten 13 Kinder: Martin (1815), Barbara (1816), Heinrich
(1818), Regina (1819), Theresia (1821), Sigmund (1822), Henriette (1823),
Eleonora (1825), Elisabetha (1826), Anna (1828), Anonymus (1829), Sophia
(1830), Jutta 1832. Moritz Mayer war von Beruf Lotterieeinnehmer. Er starb am 27. September 1879 in Speyer
(Informationen von Paul Theobald). |
|
|
Informationsseiten
zu den Kriegsteilnehmern 1870/71
aus Frankenthal - darunter vier jüdische Männer
(Folien und Fotos erstellt von Werner Schäfer, Frankenthal) |
|
|
|
Über die
Gedenktafeln an der alten Friedhofskapelle |
Linke und rechte
Ehrentafel mit den Namen |
|
|
|
|
|
|
Ehrentafel in der
Mitte |
Über Adolf Loeb
(1848 Frankenthal - 1898 Bad Kreuznach) |
Über Aron Loeb
(1849 Gerolsheim - 1927
Ludwigshafen/Rhein) |
|
|
|
|
|
|
Linke und
rechte Ehrentafel mit den Namen |
Über Ferdinand
Loeb (1848 Altleiningen - 1932 in
München) |
Über Carl Marum
(1850 Frankenthal - 1889 Frankenthal) |
|
|
|
|
|
|
Die 1884 erbaute Synagoge
(Quelle der Abbildungen: Website "Juden in Frankenthal" und
Publikation des Landesamtes s.u.; Foto Straßenschild und andere Fotos von
Werner Schäfer bzw. J. Hahn) |
|
|
|
Historische Karte um 1900 mit
der
Synagoge links der Mitte |
Die ehemalige Synagoge
(Foto: Informationstafel der Gedenkstätte) |
Die Synagogenruine nach dem
Luftangriff
am 2. September 1943 |
|
|
|
|
|
|
|
Karte wie Ausschnitt oben
(versandt 1894) |
Straßenschild
"Synagogengasse" mit der Jan. 2019 (siehe
Presseartikel unten) angebrachten kleinen Informationstafel |
|
|
|
Die Gedenkstätte
im Juni
2008 |
|
|
|
Blick auf die
Gedenkstätte, dahinter ein Kinderspielplatz |
|
|
|
|
|
Hinweistafel (vom
Juni 2007) mit Erläuterungen
zur Geschichte der Juden
in Frankenthal und zur
Geschichte der Synagoge |
Der Gedenkstein
mit dem Text: "Im Bereich dieses Straßenzuges stand die Synagoge der
Israelitischen Kultusgemeinde. Die Synagoge, 1884 erbaut, wurde in der
Nacht vom
9./10.11.1938 aus Hass in Brand gesetzt und im 2. Weltkrieg 1943
durch Bomben
zerstört. Der Stadtrat der Stadt Frankenthal stiftete diese
Gedenktafel zum 400-jährigen
Stadtjubiläum in Würdigung des Wirkens und
der Verdienste der ehemaligen
jüdischen Mitbürger. 9. November
1977." |
|
|
|
Erinnerungen an ehemalige
jüdische Personen der Stadt,
z.B. die "Emil-Rosenberg-Straße" |
|
|
Text des
Straßenschildes: "Dr. Emil Rosenberg, geb. 1889, Landgerichtsrat in
Frankenthal. Wie viele seiner jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger
wurde er 1940 in das Lager Gurs in Frankreich deportiert und von dort 1942
nach Auschwitz verschleppt. Sein weiteres Schicksal ist unbekannt." |
|
|
|
|
"Stolpersteine" |
An andere Personen erinnern u.a. "Stolpersteine"
in der Stadt; Weiteres auf der
Website des "Fördervereins
für jüdisches Gedenken in Frankenthal e.V." |
|
|
|
Fotos von
"Stolpersteinen"
in Frankenthal -
Fotos wurden zur Verfügung gestellt
von Michael Ohmsen
(Fotos: April 2010) |
Rechts:
"Stolpersteine" in der
Färbergasse 5 für Philipp Adler (1865),
Ludwig Adler (1892), Alice Adler
geb.
Adler (1900), Lotte Eva Adler (1926) und
Ludwig Marum (1882) |
|
|
|
|
|
|
|
"Stolpersteine"
in der
Pilgerstraße 2 für Emil Dosenheimer
(1870), Paula Dosenheimer geb.
Friedmann (1884), Ernst Karl Dosenheimer
(1907) und Gertrud Helena
Dosenheimer (1910) |
"Stolpersteine"
in der
Heinrich-Heine-Straße 3 für
Heinrich Lurch (1858), Flora Lurch
geb.
Dosenheimer (1864) und
Marie Luise Lurch (1894) |
"Stolpersteine"
in der
Wormser Straße 27 für
Julius Abraham (1878),
Elsa Abraham geb. Strauss
(1882) und
Walter Wilhelm Abraham (1906) |
|
|
|
|
|
|
"Stolpersteine"
in der
Bahnhofstraße 16 für Bernhard Reinhard
(1866), Rosa Reinhard geb.
Auerbach
(1876), Friedrich Josef Reinhard (1898)
und Hans Siegfried
Reinhard (1900) |
"Stolperstein"
in der
Speyerer Straße 34
für Moses Blumenstiel (1866) |
"Stolpersteine"
im
Westlichen Ring 6 für
Jacob Wolf (1885),
Claire Wolf geb. Bieler (1893)
und Heinz Wolf (1924) |
|
|
|
|
|
|
|
"Stolpersteine"
in der Eisenbahnstraße 20
für Viktor Weil (1871-1942), Emma Weil
geb.
Weil (1880-1940) und Elisabeth Weil
geb. Schwarz (1886-1942) |
"Stolpersteine"
in der Kanalstraße 2 für
Edmund Kahn (1877-1943),
Johanna Kahn geb. Löb
(1878-1941)und
Emil Elias Kahn (1905-1943) |
"Stolpersteine"
in der Vierlingstraße 15
für Siegfried Hirschler (1887-1940?),
Rosa
Hirschler geb. Baer (1895-1940?)
und Babette Hirschler geb. Eisenmann
(1857-1940) |
|
|
|
|
|
Hochauflösende Fotos zu
"Stolpersteinen" in Frankenthal von Michael Ohmsen siehe unter
den
Links http://www.panoramio.com/photo/35064517;
http://www.panoramio.com/photo/35064530; |
|
|
|
Gefallenendenkmal
am Jahnplatz
(Mahlastraße) für die Gefallenen
des Ersten Weltkrieges von
1936
mit ergänzender Hinweistafel
(Fotos: Michael Ohmsen) |
|
|
|
Ergänzende
Tafel am städtischen Gefallenendenkmal: "Dieses Denkmal wurde im
Jahre 1936 eingeweiht. Die Zahl der im Ersten Weltkrieg gefallenen
Frankenthaler betrug allerdings nicht 653, wie auf dem Stein vermerkt,
sondern 656. Nationalsozialistischer Rassenwahn hatte dazu geführt, dass
drei gefallene Frankenthaler jüdischen Glaubens Leopold Gutmann, Richard
Lurch und Max Schweitzer - nicht in die Zahl der Kriegstoten aufgenommen
wurden. Aufgedeckt haben dies im Jahre 1999 Schülerinnen und Schüler des
Karolinengymnasiums." |
|
|
|
|
|
|
Die
Verlegung von neun "Stolpersteinen" am
12. April 2019 zum Gedenken an verfolgte
jüdische Juristen aus Frankenthal
(Fotos erhalten von Paul Theobald) |
|
|
|
|
|
|
|
|
Die
Stolpersteine vor der Verlegung |
Gunther
Demnig |
Die
Stolpersteine nach der Verlegung |
|
|
|
|
|
|
Verlegung
von "Stolpersteinen"
am 9. September 2021
(Fotos erhalten von Paul Theobald) |
|
|
Am 9.
September 2021 wurden in Frankenthal 11 Stolpersteine gesetzt, und zwar:
Bahnhofstraße 2 - 4 (Fußgängerzone) sechs Stück für die Familie Nachmann
(Eltern und Kinder; siehe Foto rechts), Neumayerring 34 vier Stück für die
Familie Pfeifer (Eltern und Kinder, siehe Foto links) sowie in der
Sterngasse 2 ein Stolperstein für Karl Huber (nichtjüdisch; oben kein Foto).
|
|
|
|
Links und Literatur
Links:
Ergänzendes Quellenmaterial:
Literatur:
| Zahlreiche kleinere Beiträge u.a. von Wolfgang Bressler,
Ernst-Wilhelm Lamann, Ernst Merkel, Werner Schäfer in:
Frankenthal einst und jetzt. Verschiedene Hefte und Jahrgänge seit
1981. |
| Gabi Steinmacher: Der Förderverein für Jüdisches
Gedenken in Frankenthal e.V. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit
in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molitor
und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für
politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad
Kreuznach. 8. Jahrgang
Ausgabe 2/1998 Heft Nr. 16. S. 65. Online
zugänglich (als pdf-Datei eingestellt). |
| Gerhard Nestler (Hrsg.): Frankenthal unterm
Hakenkreuz. Eine pfälzische Stadt in der NS-Zeit. Ludwigshafen am Rhein
2004. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 69-72 (mit zahlreichen weiteren Literaturangaben).
|
| Frankenthal.
Die Geschichte einer Stadt. Herausgegeben im Auftrag der Stadt
Frankenthal (Pfalz) von Volker Christmann, Edgar J. Hürkey, Gerhard
Nestler, Dieter Schiffmann und Theo Wieder. Frankenthal (Pfalz (2013). ISBN:
978-3-87707-886-0.
Darin u.a. Herbert Baum, Werner Schäfer und Paul Theobald:
Juden in Frankenthal. S. 613-
Franz Maier: "Ab heute gegen alle Judenknechte".
Frankenthal in der NS-Zeit. S. 727- |
|
Paul Theobald: Presseartikel und
kleinere Beiträge - Download der eingestellten pdf- oder jpg-Dateien ist über
den jeweiligen Link möglich: |
Frankenthal einst und jetzt 2001 1/2:
Das Schicksal der jüdischen Familie Heinrich und Flora
Lurch aus Frankenthal. Dazu eingestellt: eine Ergänzung
des Beitrages (2015).
Frankenthal einst und jetzt 2005: Emil Dosenheimer - ein Leben für Demokratie, Freiheit und
Recht.
Frankenthal einst und jetzt 2006: Die Geschichte der jüdischen Familie
Blum.
Frankenthal einst und jetzt 2008: Der 10. November 1938 in
Frankenthal.
Frankenthal einst und jetzt 2009: Ehrbarkeit und Zuverlässigkeit - Die jüdische Bankiers- und Rechtsanwaltsfamilie
Mann.
Frankenthal einst und jetzt 2011: Friedrich Jakob Becker. Politiker und Richter von
Format.
Frankenthal einst und jetzt 2013: Jüdische Geschäfte in Frankenthal 1925 -
1940.
Die Rheinpfalz, Ausgabe Frankenthal, am 16. März 2005: Deportation
nach Theresienstadt. Noch im März 1945 verschleppten die Nazis jüdische
Frankenthalerinnen.
Die Rheinpfalz, Ausgabe Frankenthal, am 22. Oktober 2005: Mit der Bahn in den Vorhof der Hölle.
Die Rheinpfalz, Ausgabe Frankenthal, am 22. Oktober 2010: Deportation in die Hölle von Gurs.
Die Rheinpfalz, Ausgabe Frankenthal, am 22. Oktober 2014: Ein
Hoch auf den bayerischen König. Die jüdische Gastwirts- und
Händlerfamilie Kaufmann hat in Frankenthal Spuren hinterlassen. Linker
Teil des Artikel - Rechter
Teil des Artikels
Die Rheinpfalz, Ausgabe Frankenthal, am 27. Januar 2014: Anwalt der
Bedrängten.
Spurensuche: Das AOK Haus wird 100 Jahre alt. Sein Erbauer Moritz Mayer
ist 1942 im KZ Theresienstadt umgekommen.
Die Rheinpfalz, Ausgabe Frankenthal, am 9. November 2017: Nazis
schlagen alles kurz und klein. Zum 9. November: Erinnerungen an die
jüdische Familie Pfeifer in Frankenthal.
Frankenthal einst und jetzt 2016: Die
jüdischen Rechtsanwälte in Frankenthal - Teil 1 und Die
jüdischen Rechtsanwälte in Frankenthal - Teil 2
Dazu Presseartikel von Stephan Pieroth in der "Rheinpfalz"
(Frankenthaler Zeitung" vom 9. November 2017: "Flucht
vor den Nazi-Schlägern. Paul Theobald stellt in seinem neuen Buch 'Die
jüdischen Juristen in Frankenthal' vor..." (Artikel als
jpg-Datei eingestellt).
Die Rheinpfalz, Ausgabe Frankenthal, am 9. November 2018:
"'Unter Gejohle in Brand
gesteckt'. Vor 80 Jahren: Zu den Opfern nationalsozialistischer Übergriffe
in Frankenthal gehört auch die Familie Kaufmann..." (Artikel als
pdf-Datei eingestellt).
Die Rheinpfalz, Ausgabe Frankenthal, am 9. November 2021:
"Als der Nazi-Mob wütete..." (über die Geschichte der Familie
Friedrich/Fritz Lang, seiner Frau Ida geb. Bähr und der Tochter Freya
Karoline, 1936 aus Lambsheim nach
Frankenthal gezogen).
Die jüdischen Unternehmer in Frankenthal am 1. Januar 1933: Übersicht
- eingestellt als xls-Seite. Die Übersicht wurde erstellt anhand von
Unterlagen beim Stadtarchiv Frankenthal und beim Amtsgericht Ludwigshafen
am Rhein.
Hinweis: VV = Vermögensverwaltung; sämtliche Akten (nicht nur für die
Stadt Frankenthal (Pfalz), sondern auch für den damaligen Bezirk
(Landkreis Frankenthal)) befinden sich beim Stadtarchiv Frankenthal, weil
dem damaligen Bürgermeister der Stadt Frankenthal (Pfalz), Hans Scholl,
die Vermögensverwaltung übertragen war.
Jüdische
Personen, die in der Zeit zwischen 1. Januar 1933 und 8. Mai 1945 in der
Stadt Frankenthal (Pfalz) gewohnt haben (xls-Datei). |
Hinweise auf weitere Publikationen von Paul
Theobald (ohne spezifischen Bezug zur jüdischen Geschichte
Frankenthals):
Heiter bis wolkig - 10 Kurzgeschichten. Edition winterwork. www.edition-winterwork.de
2018 ISBN 978-3-96014-436-6
Mein Herz schlug immer links. Das Leben des Frankenthalers Paul
Theobald von 1950 bis 1965. Verlagshaus Schlosser 85551 Kirchheim. ISBN
978-3-96200-034-9. |
|
|
Gegen das Vergessen! Biografien von jüdischen Familien und Personen
aus Frankenthal (Pfalz), für die Stolpersteine verlegt wurden. Hrsg.:
Förderverein für Jüdisches Gedenken in Frankenthal e.V. Idee und
Verfasser: Paul Theobald.
Der Förderverein verlegte gemeinsam mit dem Kölner Künstler Gunter Demnig bisher 61 Stolpersteine für jüdische Männer, Frauen und Kinder. Das Buch "Gegen das Vergessen!" erzählt auf 218 Seiten die Geschichten zu den Stolpersteinen. Es wurde bei der Gedenkveranstaltung zur "Reichskristallnacht" am 9. November 2015 vorgestellt.
Das Buch kann zurzeit nur beim Förderverein gekauft werden. Es kostet 12
€ (Einführungspreis). Adresse: Förderverein Neugasse 36 D-67227 Frankenthal.
E-Mail herbaum@t-online.de.
Presseartikel von Stephan Pieroth zur Buchvorstellung in der Frankenthaler
Zeitung vom 5. Dezember 2015: "Was hinter den
Stolpersteinen steckt. 'Gegen das Vergessen!': Buch von Paul Theobald stellt
Biografien jüdischer Frankenthaler Familien vor..."
Das Buch "Gegen das Vergessen" ist online zugänglich (pdf-Dateien):
Buchtitel
- Inhaltsübersicht
(S. 1 - S. 4) - Die Familien
Abraham, die Familien Marum und Adler, Heinrich Marum, Ludwig Marum, Bertha
und Philipp Adler (S. 5 - S. 36) - Familie
Blum und Stephanie Flesch (S. 37 - S. 56) - Familie
Blumenstiel, Familien Brunner / Rosenberg und Ria Gümbel (S. 57 - S.
74) - Familie
Dosenheimer (S. 75 - 94) - Dr.
Margit Gutmann, Familie Siegfried Hirschler, Hedwig und Otto Jotter, Familie
Edmund Kahn, Familie David Leva und Samuel Bodenheimer, Familie Samuel und
Emma Bodenheimer geb. Leva, Rosa Löb, Familie Heinrich und Flora Lurch,
Familie Richard Lurch (S. 95 - S. 132), Familie
Mann (S. 133 - S. 144), Familie
Jakob Meisel (S. 145 - S. 150), Dr.
Nathan Nathan, Familie Dr. Ernst Rahlson, Familie Bernhard Reinhard, Familie
Dr. Siegfried Samuel, Familie Heinrich Schottland, Familie Aron Weil,
Familie Wolf, die Kinder von Emanuel und Mathilde Wolf, Emilie Wolf (S.
151 - S- 218). |
| Paul
Theobald: Die jüdischen Juristen in Frankenthal. edition winterwork
2017 www.edition-winterwork.de
ISBN 978-3-96014-383-3 10,90 €. Dieses
Buch ist auch online zugänglich (pdf-Datei).
Zu diesem Buch (Umschlagtext): Das Landgericht Frankenthal befindet sich seit 200 Jahren in dieser
Stadt. Es ist das größte der Pfalz und das zweitgrößte in Rheinland-Pfalz
und für sechs Amtsgerichtsbezirke zuständig. Da die Stadt Frankenthal (Pfalz) Sitz eines Amts- und Landgerichtes war, zogen auch die jüdischen
Juristen in diese Stadt.
Die Geschichte eines Gerichtes ist immer mit der Geschichte eines Landes verbunden.
Erstaunlich aber ist, dass die Juristen, die zuvor den Eid auf den König geleistet hatten, auch im Amt blieben, als die Weimarer
Republik folgte und auch dann nicht aus dem Amt schieden, als die Ablösung durch die NS-Diktatur eintrat. Dabei hätten doch gerade die
Juristen ein Bollwerk gegen die NS-Diktatur sein müssen!
Jüdische Juristen bemühten sich, der Weimarer Republik eine Stütze zu sein. So verwundert es nicht, dass, trotz des Rassenwahns der Nationalsozialisten,
zuerst die jüdischen Juristen aus dem Amt verjagt wurden. Die 'arischen' Kollegen sahen dem tatenlos zu. Danach mussten auch
die jüdischen Juristen den Weg in die Konzentrationslager gehen, falls ihnen nicht die Flucht ins Ausland gelungen war. Aber auch im europäischen
Ausland waren sie nicht sicher, so dass die Flucht nach Übersee angetreten werden musste, falls sie nicht sofort dorthin geflüchtet waren.
Es verwundert nicht, dass die jüdischen Juristen, die für die Weimarer Republik eintraten, nach dem 2. Weltkrieg maßgeblich am Aufbau der
Justiz in Frankenthal beteiligt waren. Daran zu erinnern, ist Sinn und Zweck dieses Buches.
Es bleibt zu hoffen, dass die Juristen tatsächlich aus der Geschichte gelernt
haben und, falls unserem demokratischen Staat Gefahren drohen, ein Bollwerk der Demokratie
sind.
Links:
Artikel von Stephan Pieroth in der "Rheinpfalz" (Lokalausgabe
Frankenthal) vom 9. Dezember 2017 zur Vorstellung des Buches: "Flucht
vor den Nazi-Schlägern. Paul Theobald stellt in seinem neuen Buch 'Die
jüdischen Juristen in Frankenthal' vor..."
|
|
Paul
Theobald: "Dann hörten wir, wie Glas splitterte". Zum 9. November: Zu den
Opfern der Nationalsozialisten in Frankenthal gehörte die jüdische Familie
Edmund Kahn....". Artikel in der "Rheinpfalz" (Lokalausgabe) vom 9. November
2019.
Anmerkung: Edmund Kahn (geb. 14. November 1877 in
Heßheim) war seit 1904 verheiratet mit
Johanna genannt Jenny geb. Loeb. Die beiden hatten einen Sohn Emil Elias
(geb. 1905). Edmund Kahn betrieb zunächst in Heßheim, ab 1910 in Frankenthal
eine Landesprodukte-Großhandlung. Am 10. November 1938 wurde das Anwesen der
Firma in der Kanalstraße 2 in Frankenthal durch Nationalsozialisten
demoliert; es wurde danach "arisiert". Edmund und Jeanette Kahn wurden 1940
nach Gurs deportiert und sind 1941 beziehungsweise 1943 umgekommen. Sohn
Emil Elias und seine Frau Jeanette geb. Cohen de Lara wurden 1943 nach
Auschwitz deportiert. Er wurde ermordet. Sie überlebte schlimmste Zeiten und
starb 1986 in Amsterdam. |
|
Paul Theobald: Sie waren unsere Nachbarn -
Einzelschicksale der in der Stadt Frankenthal (Pfalz) zwischen 1933 und 1945
lebenden Juden. 640 S. Taschenbuch. ISBN 9783957535627. Verlag DeBehr
Radeberg 2018. Preis 14.95 €. Bei Bestellung über den Verlag zuzüglich 1 €
Versandkosten:
verlag@debehr-verlag.de
www.debehr.de
Zum Inhalt: 'Es gab in Hadamar keine Unterbringungsmöglichkeiten.
Deshalb wurden alle hier ankommenden jüdischen Patienten fast immer am Tag
der Ankunft vergast. Die Leichen wurden anschließend verbrannt.' Das war
auch das Ende von Rosa Löb, eine Frankenthaler Jüdin, die bis ins hohe Alter
ihre Kundschaft immer freundlich und zuvorkommend bedient hatte.
Frankenthal in der Pfalz. 1771 ließ Kurfürst Carl Theodor den Zuzug von 15
Schutzjuden zu. Die Stadt wählten weitere jüdische Familien als ihre Heimat,
sodass die höchste Anzahl von jüdischen Personen mit 371 im Jahre 1900
erreicht wurde. Sie sahen sich von Anfang an als Bürger der Stadt und traten
auf allen Gebieten für deren Wohl ein. Das Zusammenleben mit der
christlichen Bevölkerung verlief harmonisch, bis die Nationalsozialisten am
30. Januar 1933 an die Macht kamen. Nun begannen die Diffamierungen,
Diskriminierungen, Ausgrenzungen, Verfolgungen und letztlich die
Deportationen in Konzentrationslager. Der Autor schildert die Schicksale der
jüdischen Einwohner, die in der Zeit zwischen dem 1. Januar 1933 und 8. Mai
1945 in der vorderpfälzischen Stadt wohnten. Sein Anliegen ist es, die
Erinnerung an diese unglücklichen Menschen wachzuhalten. 'In mühevoller
Kleinarbeit wurde die Geschichte der Israelitischen Kultusgemeinde
Frankenthal recherchiert, wie auch Einzelschicksale beleuchtet wurden. Wo
heute in Frankenthal (Pfalz) noch Straßennamen oder Stolpersteine an ehemals
historische Begebenheiten erinnern, war vielen Juden um 1933 noch nicht
bewusst, welches Schicksal sie ereilen sollte. Das Buch 'Sie waren unsere
Nachbarn' schafft den Brückenschlag zwischen Historie und Gegenwart und
stellt gerade durch die Beschreibung der Einzelschicksale nochmals deutlich
das Unrecht dar, das den Juden auch in Frankenthal (Pfalz) widerfahren ist.'
Martin Hebich Oberbürgermeister. |
|
Paul
Theobald: Die Frankenthaler Juden im Ersten Weltkrieg.
Rediroma-Verlag 2021. ISBN 978-3-98527-419-2. 48 S. 8,95 €.
Informationen auf Verlagsseite:
https://www.rediroma-verlag.de/buecher/978-3-98527-419-2
|
|
Paul
Theobald: Über die Integration der ehemaligen jüdischen
Mitbürger/innen in der Stadt Frankenthal (Pfalz). Eine geschichtliche
Darstellung. Rediroma-Verlag
www.rediroma-verlag.de 2022. ISBN 978-3-98527-602-8. 75 S. 6,95 € .
|
|
Paul
Theobald: Deportiert ins KZ. Die Schicksale der jüdischen Familien
Marum und Adler aus Frankenthal. Verlag DeBehr Radeberg 2022. ISBN
978-3-987-270079. 11,95 €.
Inhalt: Am 20. März 1933 wurde Ludwig Marum in das Polizeigefängnis in
der Riefstahlstraße eingeliefert. Am 27. April 1933 schrieb er an seine
Ehefrau: 'Ich werde mir aber die Freiheit nicht erbetteln, und ich will auch
nicht, dass Ihr oder andere um meine Freiheit bettelt. Mein Freiheit können
sie mir nehmen, aber nicht meine Würde und mein Stolz.' Am 16. Mai 1933
wurde er in einer öffentlichen Schaufahrt ins KZ Kislau bei Bad Schörnburn
gebracht und dort in der Nacht vom 28. auf den 29. März 1934 ermordet.
Ludwig Marum war nur einer der jüdischen Bewohner Frankenthals, die dem
wahnsinnigen Treiben der Nazis zum Opfer fielen. Viele Angehörige jüdischer
Familien wurden in den Konzentrationslagern ermordet. Andere suchten ihr
Heil in der Flucht. Ihre Wege führten sie bis nach Südamerika. Allen jedoch
war eines gleich, sie waren bis zur Machtergreifung Hitlers angsehene Bürger
der Stadt. Ihnen setzt der Autor Paul Theobald ein Denkmal.
Gleichzeitig fordert er auf, sich gegen Antisemitismus und Rassenhass zu
stellen und den Anfängen zu wehren. Vgl.Verlagsseite:
https://debehr.de/buch.php?id=800. |
|
Paul
Theobald: Wahre Liebe zeigt sich erst in schlechten Zeiten. Das Leben
der Eheleute Dr. Ludwig und Elisabetha Ritterspacher - Vom Widerstand gegen
die Nürnberger Rassen-Gesetze - Biografie von Paul Theobald. Verlag deBehr
Radeberg 2023. ISBN 978-3-987-270352. Preis 10.95 €.
Inhalt: Der Landgerichtsrat Ludwig Ritterspacher heiratete am 15. Mai 1919
Elisabetha. Beide führten eine harmonische Ehe. Die Jüdin Elisabetha war
Vorstandsmitglied des Vereins für Fraueninteressen in Frankenthal und trat
als pfälzische Mundartdichterin in zahlreichen Veranstaltungen zur Freude
des Publikums auf. Als die Nationalsozialisten am 15. September 1935 das
Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre erließen, das
unter anderem die Eheschließung zwischen Juden und Nichtjuden verbot und
Verstöße als "Rassenschande" bezeichnete, drohten Ludwig Ritterspacher
Gefängnis und Zuchthaus. Neue Gesetze ermöglichten es den braunen
Machthabern, alle jüdischen und politisch missliebigen Personen aus dem
Staatsdienst zu entfernen. Schon vor der Machtergreifung hatten die
Nationalsozialisten ein Auge auf ihn geworfen, nun begann der Spießrutenlauf
gegen Ludwig Ritterspacher. Die Repressalien wurden unerträglich. Den
Eheleuten war jedoch bewusst, dass sich die wahre Liebe erst in schlechten
Zeiten zeigt. So dachte Ludwig Ritterspacher nicht daran, sich von seiner
jüdischen Ehefrau scheiden zu lassen. Die wahre Geschichte einer standhaften
Liebe in den dunkelsten Zeiten deutscher Geschichte. Vgl.
Verlagsseite:
https://debehr.de/buch.php?id=808 |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Frankenthal, Palatinate. Jews in
small numbers were present as temporary residents from at least 1586. Eight
families were there in 1785 and in 1798, under French rule, a Jew had become a
member of the municipal council. Until the mid-19th century, religious orthodoxy
prevailed in the community and from 1828 Frankenthal was the seat of the
regional rabbinate. In the late 19th century, the Liberal rabbi Dr. Salvendi
introduced an organ and choir into the synagogue (consecrated in 1885). A Jewish
school was functioning in 1841. The Jewish population rose from 144 in 1827 to
371 (total 16.899) in 1900. The Zionists became active in 1907. In the Weimar
period, Jews participated in public life, continuing to serve on the municipal
council and other public bodies. Jews were active in the textile and clothing
trade and owned numerous stores. In 1933, 266 Jews remained. The Tietz
department store and the large Schweitzer and Wertheimer establishmend were
almost immediately 'sold' and by 1937, almost all other Jewish businesses hat
been liquidated or 'Aryanized'. Jews were severely persecuted and sporadically
arrested throughout the period. On Kristallnacht (9-10 November 1938),
the synagogue was set on fire, 16 Jewish homes and stores were destroyed, and
Jewish men were sent to the Dachau concentration camp. In all, 72 Jews managed to
emigrate from Germany, including 15 to the United States, 14 to France, and ten
to Palestine; 137 moved to other German cities. The last 39 Jews were deported
to the Gurs concentration camp in October 1940.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|