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Hundsbach mit
Löllbach und Schweinschied (VG
Meisenheim, Kreis
Bad Kreuznach)
sowie Bärweiler (VG Bad Sobernheim)
und Hoppstädten (VG Lauterecken, Kreis Kusel)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Hundsbach bestand eine jüdische
Gemeinde im 19. Jahrhundert. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18.
Jahrhunderts zurück.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1808 40 jüdische Einwohner, 1867 22 (von insgesamt 688 Einwohnern),
1895 21.
Um 1870 waren unter den jüdischen Familienvorstehern Moses Haas,
Ludwig Winer, Abraham Leiser und Jakob Adler, allesamt Handelsleute, die in
diesem Jahr bei der Eintragung des jüdischen Friedhofes auf dem Amtsgericht
Sobernheim als Eigentümer des Friedhofes festgehalten wurden.
Insgesamt liegen in den Unterlagen des Standesamtes und der Bürgerbücher zu 18
jüdischen Familien in Hundsbach aus der Zeit der ersten Hälfte
des 19. Jahrhunderts (bis um 1870) vor:
1) David Heymann (1772-1855) mit Frau Eva geb. Wolf (1775-1838) und acht
Kindern; 2) Samuel Heymann (1731 - 18..?), Witwer; 3) David Leiser (1774-1842
mit Frau Veronika geb. Max (1776-1839) und zwei Kindern; 4) Abraham Leiser
(1765-1841) mit Frau Judith (1773-1850) und sechs Kindern; 5) Jacob Marx
(1795-1848) und Frau Klara geb. Seligmann (1789 - ?) und drei Kindern; 6)
Veronika geb. Daniel (1749-1827), Witwe von David Seligmann und zwei Kindern; 7)
Isaak Haas (1778-18..?) und 1. Frau Esther sowie 2. Frau Sara und zusammen aus
beiden Ehen fünf Kindern; 8) Gumpel Frenckel (bereits gestorben) und vier
Kinder; 9) Nathan Schiff (1788-1831) und Frau Sara geb. Leiser (1801-1874) mit
drei Kindern; Sara Leiser heiratete in 2. Ehe Moises Wiener; 10) Joseph Leyser
(1798-1864) und Frau Philippina Schwarzschild aus Gaugrehweiler (1808-1868) und
acht Kindern; 11) Wolfgang Heymann (1803-1859) und 1. Frau Johannetta geb. Feist
(1808-1836), 2. Frau Henriette geb. Wolf (1806-1858) und 3. Frau Fanny geb.
Strauß (1821-1883) und zusammen elf Kindern; 12) Moises Wiener (1799-1841) und
Frau Sara geb. Leiser (1801-1874); 13) Marcus Leiser (1804- ?, Schächter) und
Frau Eva geb. Böhm mit zwei Kindern; 14) Aaron Haas (1811-1875, Schlosser) und
1. Frau Rosetta geb. Haas (1812-1849), 2. Frau Sara geb. Stern (1812-185?) und
zusammen vier Kindern; 15) Marx Leyser (1815-?, nach Amerika ausgewandert) und
Frau Theresia geb. Herz (1819-?) mit einem Sohn; 16) Ludwig Leyser (1840-?) und
Frau Theresia geb. Lahn (1842-?) mit fünf Kindern; 17) Ludwig Wiener (1836-?)
und Frau Karolina geb. Levi (1841-?) mit fünf Kindern; 18) Moses Haas (1844-?)
und Frau Johanetta geb. Rothschild aus Ulmet (1869-?) mit drei
Kindern.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine
Religionsschule, ein rituelles Bad und ein Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter (und Schochet?) tätig war (vgl. unten
Ausschreibung der Stelle 1887). Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsverband Meisenheim.
Zur jüdischen Gemeinde Hundsbach gehörten auch auch die in Becherbach,
Bärweiler, Schweinschied,
Löllbach und Hoppstädten
lebenden jüdischen Personen.
1807 gab es folgende jüdische Familien (noch vor
Annahme der festen Familiennamen): In Bärweiler Loeb Jacob, Lasar Levy,
Moyses Jacob und Seuve Gurnberg; in Schweinschied
Joseph Nathan, Jacob
Salomon, Susel Salomon, Isaac Abraham und Jacob Aaron; in Löllbach Herz
Nathan, Jacob Wolff und Daniel Cahen.
1867 waren es in Becherbach 18 jüdische
Einwohner, in Bärweiler 13, in Schweinschied 8, in Löllbach 6 und in
Hoppstädten 4.
In Löllbach bestand ein eigener jüdischer Friedhof.
Um 1924 gehörten zur jüdischen Gemeinde in Hundsbach noch fünf Familien
(Familiennamen Blum, Adler und Leiser). In Hundsbach wurden noch zehn jüdische
Einwohner gezählt. Von ihnen ist ein Teil in den Jahren nach 1933 auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert.
Von den in Hundsbach geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Bertha Bär geb.
Frenkel (1880), Rosa Frenkel (1883), Erna Leiser (1900).
Aus Schweinschied sind umgekommen: Lina Adler (1871) und Martha Becker
geb. Adler (1885), die beide zuletzt in Frankfurt am Main
lebten.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet
1887
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. April 1887: "Lehrer-Vakanz.
Für unsere Gemeinde suchen wir einen Kantor und Lehrer.
Gehalt von 250 - 300 Mark bei freier Kost und Logis. Reflektanten wollen
sich wenden an den Vorsteher Moses Haas in Hundsbach bei Kirn an
der Nahe." |
Zu den hohen Feiertagen wird ein Hilfsvorbeter gesucht
(1902)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. August 1903:
"Für die hohen Feiertage ein
Hilfsvorbeter
gesucht. Gefällige Offerten an
M. Haas, Hundsbach bei Kirn an der
Nahe." |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war vermutlich ein Betraum in einem der jüdischen
Häuser vorhanden.
Spätestens seit 1866 gab es eine Synagoge in der Untergasse. Aus diesem
Jahr liegt ein Bericht über einen Brand in der Synagoge vor, durch den es zu
Beschädigungen des Gebäudes gekommen ist. 1880 brach im benachbarten
Hof ein Feuer aus, durch das die Synagoge sehr schwer beschädigt wurde. Der
Schaden war so groß, dass ein Neubau erstellt werden musste. Am 26. August
1881 wurde das Nachfolgegebäude der Synagoge eingeweiht. Die Ortschronik
berichtet über die Feier: An ihr "beteiligten sich unter anderem der
Kreislandrat..., die Vertreter der Gemeinde Hundsbach und der Kreisrabbiner,
welcher eine erhebende Festrede in dem von der Menge erfüllten Haus
hielt.
Wie lange in der Synagoge regelmäßig Gottesdienste abgehalten wurden, ist
nicht bekannt. Möglicherweise bereits Anfang des 20. Jahrhunderts, spätestens
seit der Zeit des Ersten Weltkrieges besuchten die Hundsbacher Juden die
Gottesdienste in Sien.
Am 7. Juli 1930 wurde die Synagoge mit Hofraum und Schule (1,95 ar) für
2.400 RM an den Landwirt Frenger verkauft, der das Gebäude für Lagerungszwecke
nützte.
Beim Novemberpogrom 1938 sollte die Synagoge durch Meisenheimer SA-Leute
zerstört werden. Nach mündlichen Überlieferungen am Ort wurden diese jedoch
durch Hundsbacher Bürger vertrieben. Vermutlich hat man die SA-Leute darauf
aufmerksam machen können, dass die Synagoge bereits acht Jahre lang in
nichtjüdischem Besitz war.
Nach 1945 wurde die Synagoge als örtliches Raiffeisenlager verwendet. 1987
wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. In den 1990er-Jahren erfolgte
eine Restaurierung des Gebäudes und denkmalpflegerischer Betreuung. Seitdem
wird es als Wohnhaus verwendet.
Adresse/Standort der Synagoge: Untergasse
bei Nr. 9
Fotos
(Quelle: Foto von 1988: Landesamt s.Lit. S. 193; neuere Fotos: Otmar Frühauf,
Breitenthal, Aufnahmedatum 19.10.2008)
Die ehemalige Synagoge 1988 |
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Die noch nicht
restaurierte
ehemalige Synagoge |
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Die ehemalige
Synagoge
im Oktober 2008 |
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Die ehemalige
Synagoge nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten, die in den
1990er-Jahren
durchgeführt wurden; erhalten blieb die Rampe, die zum Ein-
und Ausladen während der Zeit
als Raiffeisenlager eingebaut wurde. Der
Tor der Rampe wurde jedoch wieder zugemauert. |
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Das ursprüngliche
Eingangsportal ist
samt der Treppe wieder hergestellt |
Der straßenseitige Giebel mit
abgetrepptem Bogenfries. |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Hans-Werner Ziemer: Die jüdischer Familien in
Becherbach bei Kirn und Hundsbach. In: Sachor. Beiträge zur Jüdischen
Geschichte und Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz. 5. Jahrgang Ausgabe
2/95 Heft. Nr. 10. Online
zugänglich (pdf-Datei).
|
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 192-193 (mit weiteren Literaturangaben).
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n.e.
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