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im Elsass"
Minversheim (Dep.
Bas-Rhin, Alsace, Unterelsass)
Jüdische Geschichte / Synagogue / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Minversheim bestand eine jüdische
Gemeinde bis Anfang des 20. Jahrhunderts. Bereits im Mittelalter lebten Juden am
Ort: 1360 waren von den 40 Familien in Minversheim drei jüdische Familien.
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in die Zeit des
18. Jahrhunderts zurück. 1784 wurden elf jüdische Familien mit zusammen
54 Personen gezählt.
Im 19./20. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1807 27 jüdische Einwohner, 1821 90, 1846 116, 1856 115, 1861 101, 1866 95, 1895 46, 1900 39,
1907 33, 1910
28, 1920 12, 1943 1.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule
und ein rituelles Bad. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war
zeitweise ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet
tätig war. Um 1887 wird Lehrer Kahn in der Gemeinde genannt. Um 1893/1903 wird
Benjamin Becker als Kantor der Gemeinde genannt (bereits bei den
Spendensammlungen ab 1884 wird sein Name genannt, vermutlich war er
Gemeindemitglied und ehrenamtlicher Vorsänger). Die Gemeinde gehörte zum Rabbinat
Saverne.
1936/43 wurde nur noch ein jüdischer Einwohner gezählt.
Von den in Minversheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Sylvain Becker (?)
(1912), Julie Behr geb. Hoenel (1871).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Ergebnisse von verschiedenen Spendensammlungen (2-4
unter den jüdischen Frauen; sog. Challah-Geld: 1884 / 1885 / 1887 / 1889)
Anmerkung: wieso bei zwei Sammlungen auch
Spenden aus Gosselmingen (Gosselming) dabei sind, ist unbekannt.
Mitteilung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom "2. Dezember 1884: "Minversheim.
Durch Benjamin Becker: Von sich 4, Seligmann Becker 2, Ester Becker 1, Witwe
Lewy 3, Sara Meyer 1, Karoline Lewy 1, Minette Meyer 1, zusammen 13 M." |
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Mitteilung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juni 1885: "Minversheim.
Durch Benjamin Becker, Challah-Geld von nachgenannten Frauen: Ester
Becker 1, Adel Becker 1, Marie Meyer 1, Bolin Hoenel 0.80, Caroline Levy 1,
Madil Necker 0.80, Sara Meyer 1.20, Minette Meyer 1, Rosalie Levy von
Gosselmingen 1.50, zusammen abzüglich Porto 9 M., wovon 1 M für S.H."
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Mitteilung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Mai 1887: "Minversheim.
Durch Benjamin Beckar, Challah-Geld von nachgenannten Frauen: Witwe
Babette Mayer 5.58, Witwe Sara Mayer 1.20, Caroline Levy 1, Adel Becker
1.20, Minet Meyer 1, Frida Meyer 1.50, Witwe Ester Becker 1.20, Frau Becker
in Hochfelden 4, Rosalie Levy in
Gosselmingen 3, zus. 19.68 M., wovon 3.68 M. für ..." |
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Mitteilung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Dezember 1889: "Minversheim.
Durch Lehrer Kahn, Challah-Geld von den Frauen. Esther Becker 2, Eva
Mayer 0.50, Tradel Mayer 1, Adele Becker 2, Karoline Levy 1, Coelestine
Mayer 0.50, Johanna Mayer Adele Mayer 1, Marie Mayer 0.50, zusammen
abzüglich Porto 9.20 M., wovon 1.20 M. für M"L." |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
50jähriges Amtsjubiläum des aus Minversheim stammenden Rabbiners
Joachim Lewy (Levy) (1886 in Obernai)
Anmerkung: Joachim Lévy (auch
Yauchéné Lévy, Yohanan d'Obernai) ist 1808 in Minversheim geboren als
Sohn des Abraham Levy und der Judith geb. Müller. Er war seit 1832
verheiratet mit Anna geb. Bloch (1798 geborene Tochter des Rabbiners Emanuel
Bloch). Levy war seit 1835 Rabbiner in
Niedernai, 1846 war er in der Opposition gegen die Verordnung über die
Neuorganisation des Kultes von 1844; 1853 wurde das Rabbinat nach
Itterswiler verlegt, 1867 nach
Obernai, wo er bis zu seinem Tod 1894
amtierte. Sein Sohn Seligmann Levy (1835-1914) war Rabbiner in
Uffholtz,
Durmenach, Soultz (Haut-Rhin) und Paris.
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. August 1886: "Die
Rabbiner Levy in Oberehnheim und Dreifuß in Zabern
(Elsass) haben jüngst ihr 50jähriges Amtsjubiläum teils als Lehrer,
teils als Rabbiner gefeiert, und haben vom deutschen Kaiser den
Kronenorden vierter Klasse erhalten. Dem Letzteren wurde diese
Auszeichnung in der Synagoge vom Kreisdirektor feierlich überreicht." |
Zur Beisetzung von Rabbiner Joachin Lewy (1894)
Anmerkung: Rabbiner Levy (Lewy) genoss in seinen letzten Dienstjahren große
Achtung als "Nestor" bzw. als "Senior aller Rabbiner des Landes" (Israelit vom 28.4.1890 S. 584).
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. März 1894: "Unter-Elsass, 6.
März (1894). Den ältesten
Rabbiner des Unter-Elsass, Herrn J. Lewy, Rabbiner in Oberehnheim, 86
Jahre alt, haben wir vorgestern zu Grabe getragen. Nachdem Herr Rabbiner
Dr. Netter aus Buchsweiler, ein geborener Oberehnheimer und Schüler des
Verewigten, im Trauerhause, welches bis zum letzten Winkel von Angehörigen,
Freunden, Verehrern und Bekannten des Verblichenen voll war, das Leben und
Wirken seines unvergesslichen Lehrers mit beredten Worten tränenden Auges
geschildert hatte, bewegte sich der fast unabsehbare Leichenzug in
folgender Ordnung der Synagoge zu: Herr Lehrer Levy mit der Schuljugend:
Herr Kantor Becker mit dem Chor; der Sarg von Mitgliedern der Gemeinde
getragen; ein Schüler des Gymnasiums, auf einem schwarzen Kissen das
Abzeichen des Kronen-Ordens tragend, mit welchem der Verblichene vor
einigen Jahren von Seiner Majestät dem deutschen Kaiser Wilhelm II,
dekoriert wurde, die beiden Söhne des Verstorbenen, wovon der älteste früher
Rabbiner in Dürmenach und
Ober-Sulz (Ober-Elsass) war und jetzt in Paris
in gleicher Funktion ist und die Verwandten, sodann Herr H. Weil,
Oberrabbiner in Straßburg, in Begleitung fast sämtlicher Rabbiner des
Unter-Elsass, die meisten im Ornat: Herr Kreisdirektor, Herr Dr. Levy aus
Straßburg und der Konsistorial-Sekretär Asch, als Vertreter des
israelitischen Konsistoriums, der Bürgermeister in Begleitung des
Gemeinderats, sämtliche Beamten der Stadt, die Vorsteher der
Kultusgemeinden des Rabbinats und die Verwaltung der Oberehnheimer
israelitischen Gemeinde, der Vorstand des
Rosenweiler Friedhofes, der
Vorstand des Oberehnheimer Friedhofes und endlich eine große Anzahl
Teilnehmer aus allen Ständen und Konfessionen der Oberehnheimer und auswärtigen
Bevölkerung. In der Schwarzumhängten Synagoge eröffnet Herr Kantor
Becker die Trauerfeier mit einem der Feier entsprechenden Chorgesang,
worauf Herr Oberrabbiner Weil die Schwarzdrapierte Kanzel bestieg, um dem
'Amtsbruder, Freund und Verwandten' ein Denkmal als Rabbiner,
Familienvater, Menschenfreund und Bürger zu setzen. Nach Beendigung
dieser mit allgemeinem Beifall aufgenommenen Gedächtnisrede bewegte sich
der Leichenzug von der Synagoge bis vor die Stadt hinaus, wo Herr Dr. Levy
aus Straßburg dem Verblichenen einen Tiefbewegten Nachruf in französischer
Sprache widmete. Dann wurde die Leiche auf den dort bereitstehenden
Leichenwagen gesetzt, um sie nach dem Friedhofe Rosenweiler zu bringen,
gefolgt von der ganzen Gemeinde Oberehnheim und von vier Rabbinern Roller
- Barr, Lewy -
Schirrhofen, Dr. Goldstein –
Mutzig, Dr. Netter –
Buchsweiler, die drei erstgenannten Rabbiner, sowie Herr Levy, Lehrer in Oberehnheim, hielten
tiefbewegte Trauerreden am Grabe des Verewigten.
Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zur Geschichte der Synagoge
Die Synagoge von 1812 war bis zur zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens am Ort. Nach Abwanderung
der meisten jüdischen Einwohner wurde sie geschlossen, endgültig 1928
aufgegeben.
Adresse/Standort der Synagoge:
Fotos
Historische
Ansichten
der Synagoge |
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Das Gebäude der
Synagoge
in Minversheim |
Die Synagoge - Gebäude
in der
rechten Hälfte der Ansicht |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
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Michel
Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire.
Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992. S. 32.96.
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n.e.
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