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Welbhausen (Stadt
Uffenheim, Kreis Neustadt a.d. Aisch - Bad Windsheim)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Welbhausen bestand eine für die Region längere Zeit
bedeutende jüdische Gemeinde
bis zu ihrer Auflösung um 1900. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16.
Jahrhunderts zurück. Um 1530 werden erstmals Juden am Ort genannt.
Markgraf Georg der Fromme dürfte zur selben Zeit, als er im unmittelbar
benachbarten Uffenheim Juden aufgenommen
hatte, auch in Welbhausen die Aufnahme ermöglicht haben. Von den Kriegswirren
des Dreißigjährigen Krieges war Welbhausen stark betroffen: das alte
Dorf wurde zerstört. 1622 wurde Mayr Jud aus Welbhausen gegen ein jährliches
Schutzgeld von 8 Goldgroschen in Uffenheim aufgenommen. Sechs Jahre später
erhielten auch seine Söhne Moyses und Jacob Schutzaufnahme in der Stadt.
Weitere jüdische Familien folgten während des Krieges. Allerdings war ihnen
von vornherein der Aufenthalt nur so lange zugesagt worden, bis der Krieg
vorüber sei. Nicht erlaubt war den jüdischen Familien das Abhalten
öffentlicher "exercitien und ceremonien" (gemeint das Abhalten
jüdischer Feste, Hochzeiten usw.).
1681 wurde in Welbhausen Lazarus Jud aufgenommen, nachdem seine Aufnahme
in Uffenheim abgelehnt worden war. 1730 baten die Juden Sußmann Sohn,
von Berlein und sein Sohn Aron sowie Eyßig Hirsch, alle aus Welbhausen, um
Aufnahme in Uffenheim. 1705 wurden im Bezirk Uffenheim insgesamt 622 jüdische
Personen gezählt, davon 57 in Uffenheim selbst, 125 in Welbhausen, 77 in
Ermetzhofen und 12 in Gollachostheim.
Die jüdische Gemeinde in Welbhausen entwickelte sich im Laufe des 18.
Jahrhunderts - anders als in Uffenheim - sehr stark, sodass diese um 1800 die
mit Abstand größte jüdische Gemeinde der Umgebung war. Aus diesem Grund wurde
Welbhausen 1838 zum Sitz eines Bezirksrabbinates bestimmt. In der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts gehörten 13 jüdische Gemeinden zu diesem Rabbinat:
Welbhausen, Ermetzhofen,
Weigenheim, Gnodstadt,
Nenzenheim, Bullenheim, Hüttenheim, Sugenheim,
Ickelheim, Dornheim, Lenkersheim,
Kaubenheim, Burgbernheim. Inhaber
des Bezirksrabbinates Welbhausen waren die Rabbiner Meier Bierheim, Dr. Elkan Weimann,
Simon Flamm und David Hirsch Haas (s.u.).
1808 wurden 36 Familien mit insgesamt 181 Personen gezählt. Jede der
etwa 20 jüdischen Familien bewohnte ein halbes Haus mit einem halben
Gemeinderecht und vereinzelt auch einem halben Waldrecht. Die Gemeinde
hatten einen Vorsteher (Parnoß), der zugleich Bezirksvorsteher (Kreisparnoß)
war (1808 wird in
diesem Amt Simon Schuhmann genannt).
An Einrichtungen waren vorhanden: eine Synagoge
(s.u.), eine Israelitische Volksschule (bis 1875) sowie ein rituelles Bad (oder
mehrere Bäder). Die
Toten der jüdischen Gemeinde wurden zunächst auf dem Friedhof in Creglingen,
dann in Ermetzhofen
beigesetzt.
Der Niedergang der jüdischen Gemeinde Welbhausen kam mit der
Liberalisierung der Niederlassungsmöglichkeiten für die Juden Bayerns seit den
1860er-Jahren. Bereits in den 1830er-Jahren bemühten sie einzelne jüdische
Einwohner um Erlaubnis, sich im nahen Uffenheim niederzulassen. Drei Jahre
kämpfte Salomon Hirsch Forchheimer aus Welbhausen darum, dann konnte er 1833
nach Uffenheim ziehen. Nachdem das
allgemeine Niederlassungsrecht den Juden zustand, nahm in der Zeit zwischen
1866 und 1870 die Zahl der Juden in Uffenheim in derselben Weise zu, wie sie
in Welbhausen annahm. Um 1862 wurden noch 24 jüdische Familien in Welbhausen
gezählt. Am 22. August 1875 verließ der jüdische Lehrer
Königshöfer Welbhausen, nachdem die jüdische Schule nach Uffenheim verlegt
wurde. Auch der Rabbinatssitz wurde nach Uffenheim verlegt. Der letzte Rabbiner
Welbhausens und Uffenheims war Rabbiner Haas. Er starb am 2. Juni 1878 in
Uffenheim. Das Rabbinat Welbhausen-Uffenheim wurde 1879 offiziell aufgelöst.
Seit 1880 gehörten beide Orte zum Distriktsrabbinat in Ansbach.
Von den in Welbhausen geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Klara Burek geb.
Goldstein (1870), Amalie Goldstein (1874), Heinrich Goldstein (1862), Sophie Waldmann geb. Holzer (1893).
Aus der Geschichte des Rabbinates
Zur Gründung eines Bezirksrabbinates in Welbhausen kam es
durch Teilung des zu groß gewordenen Distriktrabbinates in Ansbach. Der
Rabbinatsverweser Jacob Oberdorfer in Ansbach bemühte sich 1838 um die
Errichtung eines Rabbinatsbezirkes für die Gerichtsbezirke Uffenheim, Windsheim
und Seehaus (mit den Gemeinden Hüttenheim, Bullenheim, Dornheim und
Weigenheim). Im August 1838 erließ die Regierung die Verfügung zur Bildung
eines eigenständigen Rabbinats Welbhausen.
Aus
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. September 1838:
"Meine in No. 21 dieser Zeitung bezüglich der baldigen Besetzung der
Rabbinenstelle in Ansbach ausgesprochene Hoffnung scheint sich ihrer
Erfüllung zu nähern. Durch ein höchstes Reskript werden die zu
Unterfranken gehörigen Gemeinden von dem Rabbinatsverband abgetrennt und
aus den noch verbleibenden zwei Rabbinate gebildet, davon das eine seinen
Sitz in Welbhausen und das andere in Ansbach hat. Viele und
darunter sehr würdige Bewerber treten auf, und an den einzelnen Gemeinden
ist es jetzt, die tüchtigsten und redlichen herauszufinden und sich durch
Intrigen und Vorspiegelungen nicht irre führen zu lassen. In Ansbach hat
kürzlich Herr Kandidat Grünbaum aus Gunzenhausen mit großem Beifall
gepredigt, ein junger Mann, der neben schönen Kenntnissen, einen edlen
von Egoismus, wie von Herrschsucht gleich weit entfernten Charakter
besitzt. Von seiner Wahl könnten wir nur Segenreiches erwarten. Auf die
Stelle in Welbhausen soll der bisherige Verweser in Ansbach, Herr
Oberndorfer am meisten Hoffnung haben." |
Auch wenn als chancenreicher Kandidat zunächst von
Rabbiner Oberndorfer gesprochen wurde, ist zum ersten Distriktsrabbiner 1838 Dr.
David Einhorn gewählt worden. Auf Grund seiner liberalen Ansichten wurde die
Wahl jedoch von der Regierung nicht bestätigt.
Rabbiner Dr. David Einhorn wird Distriktsrabbiner in
Welbhausen (1838)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15.
September 1838: "Dr. Einhorn aus Diespeck
ist als Distriktsrabbiner in Welbhausen, bei Uffenheim, wozu noch einige
Orte gehören, die früher dem Ansbacher Rabbinate einverleibt waren,
gewählt und aufgenommen worden." |
In der Folgezeit kam es offenbar zu Auseinandersetzungen
zwischen Rabbiner Dr. Einhorn und Rabbiner Oberndorfer, von denen noch im
nachfolgenden Bericht von 1843 zu lesen ist. 1841 wurde (eine erneute?) Wahl von Dr. Einhorn
wegen Unregelmäßigkeiten
annulliert. Bei einer nächsten Wahl 1843 setzte sich Meier Bierheim aus Bechhofen
durch.
Rabbiner Meier Bierheim wird Distriktsrabbiner in
Welbhausen (1843)
Artikel
aus der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. Mai 1843:
"Aus Mittelfranken, 17. April (1843). An der Spitze meines heutigen
Berichts steht die Nachricht von der Wahl des Herrn M. Bierheim zum
Rabbiner in Welbhausen, und der am 10. dieses Monats stattgehabten
feierlichen Einsetzung desselben. Es ist dies die Stelle, um welche
früher zwei, nunmehr im Auslande angestellten Kandidaten (Dr. Einhorn und
Oberndorfer) so heftig kämpften und die inzwischen zu solcher
Zufriedenheit von dem Herrn Rabbiner Grünbaum in Ansbach verwest wurde,
dass sämtlich Gemeinden (12 in Allem) um noch zweijährige Verwesung,
jedoch vergebens, bei der königlichen Regierung nachgesucht hatten. Auch
diesmal war ein schwerer Kampf zu bestehen. Es galt gegen starre
Orthodoxie, Simonie und Geldaristokratie zu kämpfen. Doch Gottlob! die
Gemeinden werden immer mündiger. Sie sehen ein, dass sie tüchtiger
Männer bedürfen, und so erhielt unter neun Bewerbern bei 153 Wählern
Herr Bierheim eine Majorität von 27 Stimmen. Wir freuen uns an Herrn
Bierheim einen Rabbiner in unserem Kreis mehr zu bekommen, der bei
wissenschaftlicher Bildung und gediegenen theologischen Kenntnissen von
jeder affektierten Priesterlichkeit entfernt ist, die Alles neben sich im christkatholischen
Sinne als Laie ansieht und behandelt." |
Rabbiner Meier Bierheim starb bereits 1844. Die Wahl des Nachfolger gestaltete es sich als sehr schwierig, da es
regelmäßig zu Unregelmäßigkeiten kam.
Aus
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Juli 1844:
"Aus Mittelfranken, 10. Juli (1844). Die Besetzung der, durch den
frühen Tod des Rabbiners Bierheim erledigten, Distriktsrabbinerstelle in
Welbhausen hat diesmal wieder auf ähnliche Hindernisse gestoßen, wie bei
der ersten Konkurrenz. Es haben sich nämliche mehrere der Bewerber der
Simonie angeklagt. Es ist traurig, dass es sich schon wiederholt
bewahrheitet hat, was der ehemalige Regierungsrat Forster in Ansbach
äußerte: 'Die Besetzung einer Rabbinerstelle in Bayern gibt immer zu
einem Prozesse Veranlassung'." |
1844 konnte kein Nachfolger mehr bestimmt werden, auch
der Rabbinatsadjunkt Dr. Fränkel aus Oettingen konnte die Stelle nicht
antreten. Im folgenden Artikel ging die "Allgemeine Zeitung des
Judentums" der Frage nach, wieso die Wahlen sich so schwierig gestalteten
und einzelne Bewerber zu unlauteren Mitteln griffen:
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. Dezember 1844:
"Aus Mittelfranken, im November (1844). Die Wahl die die
Rabbinerstelle des leider zu früh verstorbenen Bierheim in Welbhausen hat
wieder zu vielen ärgerlichen Vorkommnissen Veranlassung gegeben und sie
wird, auf den Rabbinatsadjunkt, Herrn Dr. Fränkel zu Oettingen gefallen,
von den Mitbewerbern in soweit mit Erfolg angestritten, dass bereits von
dem zuständigen Landgericht eine Untersuchung wegen Bestechung mehrerer
Wähler geführt wird. Wir wollen mit den Herrn Kandidaten wegen der
Mittel, welche sie zur Erreichung einer Stelle anwesen, nicht strenge
rechten, nicht untersuchen, ob die in der Minorität Gebliebenen in der
Wahl der Mittel sehr streng waren. Man weiß, wie schwer es ihnen fällt,
Stellen zu bekommen, und in welche fatale Stellung die mehrmals
durchgefallenen geraten. Aber vielen Wählern, besonders in den
Landgemeinden, die da wähnen, sie allein seien noch wahre fromme Juden,
ihnen muss es zur Schmach nachgesagt werden, wenn sie mit ihren
Wahlstimmen einen schmählichen Handel treiben und sich so tief
erniedrigen, denjenigen zu ihrem Rabbinen zu wählen, der ihnen am meisten
Geld bietet. Einzelheiten will ich nicht geben, aber was man sich
allgemein laut und ungescheut erzählt, ist schmählich, schändlich. Es
war eine entartete Zeit, jene, in der das Oberpriestertum käuflich war;
aber es waren Römer, Heiden, die die Demoralisation der Juden bezielten
und welche diesen feilen Handel trieben. Hier aber verkaufen Israeliten,
fromme 'fleißig schulgehende' Jehudim ihre Rabbinerstelle an den
Meistbietenden!* -
*) Man erzählt sich von dem seligen Bierheim folgende Anekdote: Einer
seiner Mitbewerber bei der Wahl, der das Zimmer über ihm bewohnte, hatte
einen völligen Stimmenhandel organisiert. Zu diesem wollte ein Landmann
gehen, geriet aber irrtümlich zu Herrn Bierheim im unteren Stock, dem er
denn nun den Preis seiner Stimme offerierte. Da sprach Bierheim! Sie sind
an den unrechten Mann geraten, aber der über uns zahlt Alles." |
1846 wurde zunächst Mayer Heumann aus Oettingen gewählt,
zeitweise wird als Rabbinatskandidat kurzzeitig auch Hajum Schnaittacher genannt. Schließlich
wurde Dr. Elkan Weimann aus Treuchtlingen bestimmt, der bis 1861
in Welbhausen bleiben sollte:
Zur Biographie: Dr. Elkan Weimann (geb.
1818 in Treuchtlingen, gest. 1886
Stuttgart, beigesetzt im israelitischen Teil des Pragfriedhofes in Stuttgart):
studierte in Kriegshaber, München und Würzburg; war zunächst Privatlehrer in
Büdingen und Fulda, 1847 Distriktsrabbiner in
Welbhausen, 1861 Bezirksrabbiner
in Lehrensteinsfeld, 1862-1886
Bezirksrabbiner in Buchau.
Rabbiner Dr. Elkan Weimann wird zum Rabbiner in
Welbhausen gewählt (Dezember 1846 / 1847)
Artikel in der
Zeitschrift "Der Orient" vom
22. Januar 1847: "In Welbhausen, Landgerichts Uffenheim,
fand am 22. vorigen Monats die in meinem vorigen Berichte in Aussicht
gestellt Wahl eines Rabbiners statt, und fiel mit 78 Stimmen auf den
Kandidaten Herrn E. Weimann aus Treuchtlingen.
Der frühere Ersatzmann Hr. H. aus O. (sc. Heumann aus Oettingen)
konnte diesmal nur 55 Stimmen erringen und Herr F. nur 2, die aber,
nachdem der Wahlkommissar den Erlass des hohen Ministeriums, wonach
derselbe wegen früherer Wahlbestechungen nicht wählbar sei, verlesen
hatte, wieder zurückgenommen worden. Herr Weimann, auch den Lesern des
'Orients' durch seinen gelehrten Aufsatz 'über den Traum der Hebräer'
bekannt, gehört dem Vernehmen nach jener Richtung an, welche aufrichtig
den Fortschritt im historisch-positive Judentum will und dürfen sich die
Gemeinden und unser Kreis zu dieser Wahl gratulieren." |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Orient" vom 12. März 1847:
"Gegen die bereits gemeldete Wahl Dr. Weimanns auf das Rabbinat
Welbhausen in Mittelfranken haben sich bereits Anstände erhoben. Dieser
Ort hat besonders Malheur mit seiner Rabbinerwahl; es ist bereits seit
ungefähr zehn Jahren die vierte, welche angestritten
wird." |
|
Artikel in der Zeitschrift "Der Orient" vom 23. April 1847:
"Die Einsetzung des Rabbiners Dr. Weimann in Welbhausen
ist noch nicht erfolgt und dürften also die Anstände erheblich sein.
Auch Weißkopf harret derselben in Wallerstein.
Vielleicht bringt uns schon die nächste Zeit bezeichnende
Entschließungen unseres Kultusministeriums!" |
Zum Tod von
Rabbiner Dr. Elkan Weimann (1847 bis 1861 Rabbiner in Welbhausen, gest. 1886 in
Stuttgart)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des
Judentums" vom 12. Oktober 1886: "Man schreibt aus Stuttgart vom
27. September: Gestern Nacht verschied schnell an einem Schlaganfall der
erst vor einigen Tagen hierher übergesiedelte pensionierte Rabbiner
Weimann aus Buchau, von dessen Abschied in dieser Woche berichtet wurde.
Rabbiner Weimann ist geboren zu Treuchtlingen 1818, er besuchte die
dortige Volksschule, später das Gymnasium in Augsburg und 1839-43 die
Universität zu München. Nachdem er als Hauslehrer in Büdingen und
später in Fulda gewirkt hatte, ward er 1847-61 Rabbiner in
Welbhausen
(Bayern) und trat 1861 in den württembergischen Kirchendienst ein, war
1861-62 Rabbiner in Lehrensteinsfeld-Heilbronn und 1862-1886 in
Buchau.
Seit 3 Jahren war er kränklich und konnte seinem Amte nicht mehr
vorstehen. Der Verstorbene war mit einem seltenen Rednertalent
begabt." |
Ausschreibung der Stelle des Rabbinates nach dem Weggang von Rabbiner Weiman (1862)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. März 1862:
"Bekanntmachung. Die Distrikts-Rabbinerstelle Welbhausen mit
350 Gulden fixem Geldgehalt in Akzidenzien ist in Erledigung gekommen und
sind Meldungsgesuche mit den erforderlichen Zeugnissen bei Vermeidung der
Nichtberücksichtigung bis zum 24. März heurigen Jahres hierorts
einzureichen.
Uffenheim, den 5. März 1862. Königliches Landgericht. Herzog." |
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Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. März 1862:
"Erledigte Rabbinerstelle. Die hiesige Rabbinatsstelle, zu
welcher 14 Gemeinden gehören, und mit welcher ein Fixgehalt von 375
Gulden, nebst Emolumenten verbunden ist, soll demnächst besetzt werden.
Nach dem Tagebuch des Rabbiners Weimann, welcher diese Stelle 14 Jahre
bekleidete, ertrug dieselbe im Durchschnitt jährlich 6-700 Gulden und
kann derselbe (Adresse: Rabbiner Weimann in Buchau am Federsee im
Königreich Württemberg) nähere Auskunft erteilen. Befähigte
ausländische Bewerber werden mit dem Anfügen zum Konkurs aufgeforderte,
ihre Gesuche an das Königliche Landgericht Uffenheim in Bayern alsbald einzusenden,
dass sie, falls sie schon geprüft sind, einer Prüfung in Bayern sich
nicht zu unterziehen, jedoch eine Anzeige über die Einsendung ihres
Bewerbungsgesuches dem unterfertigten Vorstande zu machen haben.
Welbhausen bei Uffenheim in Bayern, am 17. März 1862. Der Vorstand. David
Kirschbaum." |
Nachfolger Weimanns wurde Rabbiner Simon Flamm aus
Nenzenheim. Als er gewählt wurde, gab es noch 24 jüdische Familien am Ort.
Rabbiner Flamm starb im März 1865. Sein Nachfolger wurde David Hirsch Haas aus
Reckendorf. Er zog 1875 nach Uffenheim. Am 10. September 1877 wurde offiziell
die Verlegung des Rabbinatssitzes nach Uffenheim beantragt. Für die kommenden
drei Jahre gab es einen Rabbinatsbezirk Uffenheim, der jedoch bereits im
September 1880 aufgelöst und mit dem Rabbinatsbezirk Ansbach verbunden
wurde.
Sonstiges zu einzelnen Personen
Erinnerung an die Auswanderungen im 19.
Jahrhundert - Grabstein für Regine Metzger geb. Wexler aus Welbhausen in
New Orleans (1822 - 1904)
Anmerkung: das Foto wurde von Rolf Hofmann (Stuttgart) im April 1994 im 1860
eröffneten Hebrew Rest Cemetery in New Orleans, 2100 Pelopidas at Frenchman
Street, near Elysian Fields and Gentilly Blvd.,
aufgenommen
Grabstein im "Hebrew Rest Cemetery" in New Orleans:
"Hier ruht
Regine Metzger geb. Wexler
Geboren in Welbhausen Bayern
den 22. September 1822
Gestorben den 30. Juli 1904
...
Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zur Geschichte der Synagoge
Eine Synagoge wurde spätestens in der ersten Hälfte des 18.
Jahrhunderts eingerichtet beziehungsweise erbaut. Eine zweite Synagoge
dürfte nach der hebräischen Jahreszahl auf dem über dem Eingang befindlichen
Hochzeitsstein 1763/64 (nach jüdischer Jahreszahl 5524) erbaut worden sein.
Nach Auflösung der jüdischen Gemeinde um 1900 kaufte Salomon
Forchheimer (gestorben 1904 als Holzgroßindustrieller in Nürnberg) die
Synagoge von der Kultusgemeinde und schenkte sie der politischen Gemeinde
Welbhausen. Diese richtete in der ehemaligen Synagoge das Armenhaus der Gemeinde
ein. Dazu wurde das Gebäude 1904/06 umgebaut. Die Ritualien der jüdischen Gemeinde kamen auf Initiative des jüdischen
Lehrers Abraham Strauß in Uffenheim in eine von ihm geschaffene jüdische Abteilung der
städtischen Museums in Uffenheim.
Das Gebäude der ehemaligen Synagoge ist bis heute als Wohnhaus erhalten.
Neben dem Hochzeitsstein sind noch weitere Teil der originalen Bausubstanz wie
Fenster- und Türrahmen, aber auch der seitliche Treppenaufgang im Original
erhalten.
Adresse/Standort der Synagoge: Alte Uffenheimer
Straße 15 (alte Anschrift: Welbhausen Haus Nr. 14a)
Fotos
(Historische Karte: Sammlung Hahn)
Historische
Ansichtskarte
von Welbhausen |
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Verschiedene
Ansichten von Welbhausen, davon (rechts Ausschnittsvergrößerung) eine,
die die "Uffenheimer Straße" mit der "alten Synagoge"
zeigt. Vermutlich wurde die Karte nach Auflösung der jüdischen Gemeinde
um 1900 hergestellt, als die Synagoge bereits nichts mehr als solche
genutzt wurde. Die
Karte in höherer Auflösung. |
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Neuere Fotos
(Fotos: Christof Eberstadt, Erlangen) |
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Ansichten des
ehemaligen Synagogengebäudes (Gebäude Welbhausen Nr. 15)
mit Schule und Rabbiner-/Lehrerwohnung) |
Aufgang zur ehemaligen
Frauenempore (und Wohnung?) |
Das
Foto oben in höherer Auflösung |
Das
Foto oben in höherer Auflösung |
Das
Foto oben in höherer Auflösung |
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Eingang zur ehemaligen
Frauenempore |
Hochzeitsstein über dem
Eingang |
Das
Foto oben in höherer Auflösung |
Das
Foto oben in höherer Auflösung |
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Der Hochzeitsstein -
Foto in höherer Auflösung
(Foto: Christof Eberstadt, Erlangen) |
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Der
Hochzeitsstein enthält die übliche Beschriftung: Zitat aus Jeremia 7,34
und 33,11: "Stimme des Jubels, Stimme der Freude, Stimme des
Bräutigams, Stimme der Braut".
Im mittleren Feld oben die Abkürzung für "Masel tov"
("viel Glück", wörtlich: "guter Stern";
darunter die Jahreszahl nach jüdischem Kalender 5524 =
1763/64 |
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Schuhabkratzer am
Eingang
zur Frauenempore (und Wohnung?) |
Spur einer Mesusa
am Eingang zur Frauenempore
(und Wohnung?) |
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Neben dem
Synagogengebäude:
Kellereingang zu einem Felsenkeller
Das
Foto in höherer Auflösung |
Inschrift über dem
Kellereingang
von 1838: HESZ.WECHSLER.
Das
Foto in höherer Auflösung |
Hauser 14a/b in Welbhausen;
das niedere
Haus rechts (14b) ist ein früher von Juden
bewohntes Haus. |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 236-237 (unter Uffenheim). |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 188. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 262 (unter Uffenheim)
|
| Karl Ernst Stimpfig: Die
Landjuden im Raum Uffenheim. Dokumentation jüdischen Lebens in den
Kultusgemeinden Ermetzhofen, Gnodstadt, Welbhausen und Uffenheim mit der
Geschichte des Rabbinats Welbhausen. 261 S. o.J. (um 1991).
|
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|