Dort, wo einst die Grenzen von Kurtrier, Kurmainz und Kurköln zusammenstießen, erhebt sich majestätisch Schloss Stolzenfels auf der linksrheinischen Seite gegenüber der Lahnmündung. Heute gilt Schloss Stolzenfels als vollkommenes Beispiel damaliger Rheinromantik.
Um die Schlossanlage zu erkunden, muss der Besucher zunächst vom Stadtteil Stolzenfels einen Serpentinenaufgang durch eine bewaldete Schlucht bewältigen. Vorbei an einer Felsgrotte mit Wasserfall und einer katholischen Pfarrkirche auf einem Felssporn, unterquert der Besucher erst noch ein Viadukt, bevor er endlich das Schloss erspäht. Imponiert die Anlage schon von außen den Besucher, so sollte er das Innere des Schlosses nicht versäumen. Einer der Höhepunkte einer Schlossführung ist der große Rittersaal, der von Schinkel nach dem Vorbild des Rempters der Marienburg bei Danzig entworfen worden ist.
Ebenfalls sehr sehenswert sind die Wandmalereien der Kapelle, die zugleich zu den best erhaltenen Wandmalereizyklen der Düsseldorfer Malerschule gelten. Der krönende Abschluss der Besichtigung sollte auf alle Fälle der Blick über den Rhein und seine Umgebung sein.
Der Wiederaufbau der im Zuge der pfälzischen Erbfolgekriege abgebrannten Burg Stolzenfels entsprang nicht nur zeitgenössischer romantischer Begeisterung für die Rheinlandschaft und mittelalterliche Geschichte, er war auch Teil preußischer Kulturpolitik am Rhein. 1823 erhielt Kronprinz Friedrich Wilhelm, der spätere König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, die schön gelegene Burgruine als Geschenk. Nach genauer Bauaufnahme der mittelalterlichen Überreste beschloss Friedrich Wilhelm, aus der Burgruine eine neugotische Sommerresidenz nach Plänen des berühmten Berliner Architekten Karl Friedrich Schinkel entstehen zu lassen: 1842 bildeten das fertiggestellte Schloss und der Park einen malerischen Hintergrund für ein Fest in historischen Kostümen. Mit seinem hellen Anstrich, den Springbrunnen und den ummauerten Gärten strahlt das Schloss eine italienisch anmutende Heiterkeit aus. Die Einrichtung der königlichen Wohnräume ist noch so erhalten, wie der romantische Herrscher sie einrichten ließ: Jahrhundertealte Bilder, Waffen und Möbel mischen sich mit der neugotischen Ausstattung aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Wandmalereien in der Schlosskapelle und im Kleinen Rittersaal gehören zu den bedeutendsten Werken der rheinischen Hochromantik. Mit dem vom bedeutenden preußischen Gartenkünstler Peter Josef Lenné entworfenen Landschaftspark und den Schlossgärten entstand ein romantisches Gesamtkunstwerk, das als wichtigstes Zeugnis preußischer Romantik am Rhein gelten kann. Für die Koblenzer Bundesgartenschau 2011 werden im Rahmen der baulichen Instandsetzung der Schlossanlage auch die Gärten und der umgebende Landschaftspark wiederhergestellt. (Aus „Reisezeit - Zeitreise“. Verlag Schnell + Steiner. 2010)