Buchvorstellung "Liselotte von der Pfalz in ihren Harling-Briefen"
Eine Veranstaltung der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften in Zusammenarbeit mit dem LBZ / Pfälzische Landesbibliothek und der Hahnschen Buchhandlung, Hannover. Der Eintritt ist frei.
Die pfälzische Kurfürstentochter Elisabeth Charlotte (1652-1722) - besser bekannt als Liselotte von der Pfalz - wurde durch ihre Heirat mit dem Bruder des Sonnenkönigs Ludwig XIV. Herzogin von Orléans und eine der ranghöchsten Damen Frankreichs. Auch wenn sie in 50 Jahren am französischen Hof keine politische Rolle spielte, erlangte sie als Briefschreiberin herausragende Bedeutung. Ihre Korrespondenz wird auf insgesamt 40.000 bis 60.000 eigenhändig geschriebenen Briefen geschätzt.
Die Harling-Briefe umspannen 60 Jahre. Das Corpus besteht aus 478 Briefen an die Oberhofmeisterin Anna Katharina von Harling, geborene von Offeln, und an ihren Gemahl Christian Friedrich von Harling, Geheimrat und Oberstallmeister zu Hannover. Anna Katharina, geb. von Offeln, war während neun Jahren (1654-1663) die Erzieherin der Liselotte von der Pfalz, zuerst in Heidelberg, dann in Hannover und Christian Friedrich von Harling unterrichtete sie u.a. in römischer Geschichte.
Diese Briefe werden in der Handschriftenabteilung der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek in Hannover aufbewahrt. Bisher wurden nur ausgewählte und gekürzte Harling-Briefe veröffentlicht (54 im Jahr 1791 und 244 im Jahr 1895), die außerdem von den Herausgebern durch editorische Eingriffe teilweise erheblich verändert wurden. Die Pfälzische Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften hat die Edition als Forschungsprojekt zwischen 2000 und 2007 unterstützt. Die mit Regesten, Anmerkungen zum Kontext, Fußnoten und drei Registern (Personen-, Orts- und Stichwortverzeichnis) versehenen Harling-Briefe wurden unter modernen editionsphilologischen Gesichtspunkten von Hannelore Helfer erschlossen und innerhalb der umfangreichen Korrespondenz der Liselotte von der Pfalz positioniert. Ergänzt wird die Edition durch zwei Inventare aller bisher bekannt gewordenen Briefe (chronologisch und nach den Empfängern geordnet) sowie durch Kurzbiographien (Briefschreiberin/Briefempfänger).
Es handelt sich bei der Harling-Korrespondenz um reine Privatbriefe. Das tägliche Leben der Herzogin von Orléans am glanzvollen französischen Hof steht im Mittelpunkt. Ihre Korrespondenz ist eine einzigartige Quelle für Historiker vieler Fachrichtungen, Kultur- und Sozialwissenschaftler, Sprachwissenschaftler, Psychologen und sogar Klimatologen. Einmalig ist auch, dass es die Harling-Briefe erlauben, Elisabeth Charlottes Entwicklungs- und Reifungsprozess von Kindheit bis ins hohe Alter zu verfolgen.
Hannelore Helfer, geb. 1930 in Bad Bergzabern. Studium der Naturwissenschaft und Promotion in Mainz. Zehn Jahre Grundlagenforschung (Universität Mainz), danach angewandte Forschung (Ciba-Geigy, Basel). Nach Beendigung der Berufstätigkeit Zweitstudium (Germanistik, Editionsphilologie, Geschichte) in Basel. Lebt in der Schweiz.