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Hilscheid
Ehemaliger Kaiser-Wilhelm-Turm
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Beschreibung
Von der Bundesstraße 422 (Idar-Oberstein-Allenbach-Thalfang) zweigt knapp 1 km hinter der Kreuzung mit der B 269 eine breite ausgebaute Straße zum Erbeskopf ab. Nach 1,2 km erreicht man einen Wanderparkplatz, von wo aus der Weg, zuerst weiter über die Teerstraße, danach auf einem Wanderweg und zuletzt über einen steilen Treppensteig zum 816 m ü. NN liegenden Erbeskopf, dem höchsten Berg von Rheinland-Pfalz, führt. Der 11 m hohe hölzerne Aussichtsturm steht dort klein und bescheiden, umringt vom Sperrzaun militärischer Anlagen der Amerikaner. Diese hatten bereits 1948/49 den Wald auf der Höhe abgeholzt und in einen Sperrbezirk eine Radarstation mit Truppenunterkünften gebaut. Waldeinsamkeit und Stille werden nun gestört vom Motorengeräusch der Aggregate, die eine Radarstation mit ihren überdimensionalen Schirmen speisen.

An dieser Stelle erhob sich einst der am 8. September 1901 eingeweihte und vom Mosel-Hochwald-Huhnsrückverein errichtete 23m hohe Steinturm, dem man den Namen des damaligen Herrschers "Kaiser Wilhelm" gegeben hatte. 60 Jahre später musste er militärischen Ansprüchen weichen und stürzte unter einer Sprengladung zusammen.
Der Hunsrückverein wurde entschädigt und kaufte mit dem Geld die Wildenburg. Der Ersatzturm, eine Holzkonstruktion von 6 m im Quadrat, hat 3 Plattformen. Die oberste überdachte Aussichtsterrasse erreicht man über 523 Stufen. Auf Metalltafeln, die ringsum auf der Holzbrüstung angebracht sind, erfährt man Richtung und Entfernung von Orten und Landschaftspunkten.

Der Text ist eine gekürzte Wiedergabe von einem Aufsatz in den Hunsrücker Heimatblättern Nr. 63, Juni 1985, S. 94 - 107 vom gleichen Autor. Dort befinden sich auch alle Literaturangaben und die Namen der Personen, die mündliche Informationen gaben. Die Höhenangaben der einzelnen Aussichtspunkte können je nach Kartenangabe und Hinweisschildern um einige Meter differieren.

Gustav Schellack
Bahnhofstraße 2
55490 MENGERSCHIED

> Aussicht auf neues Wahrzeichen

SPD und Hunsrückverein setzen sich für den Bau eines repräsentativen Turms auf dem Erbeskopf ein
Von unserem Redakteur

Albert Follmann

THALFANG. Sozialdemokraten und Mitglieder des Hunsrückvereins haben den Bau eines Aussichtsturms auf dem
Erbeskopf angeregt. Die höchste Erhebung des Landes soll wieder ein Wahrzeichen erhalten.

"Der stolze Turm ist verschwunden. Alle Wanderer werden ihn vermissen", schrieb der Hunsrückverein 1961. Am 2. August des gleichen Jahres hatten amerikanische Soldaten den 60 Jahre alten und 24 Meter hohen Aussichtspunkt, den "Kaiser-Wilhelm-Turm", gesprengt. Die Erbeskopf-Höhe, für die Luftüberwachung immer schon von strategischer Bedeutung, ist seit dem Zweiten Weltkrieg militärisches Sperrgebiet. Den Amerikanern folgte 1990 die Bundeswehr, die dort eine Radarstation betreibt.

Breite Basis für Projekt gesucht.
Hinter den Kulissen hat schon das Ringen um Fördermittel für den Bau eines neuen Aussichtsturms an jenem 818 Meter hohen trigonometrischen Punkt "Erbeskopf" begonnen, wo auch der "Kaiserturm" stand und wo bereits 1850 anlässlich eines Besuchs des preußischen Königs eine "Königswarte" geplant war. Nachdem die SPD des Kreises Bernkastel-Wittlich das Anliegen der Sozialdemokraten aus der Verbandsgemeinde Thalfang auf einem Parteitag befürwortet hat und auch der Nachbarkreis Birkenfeld großes Interesse zeigt, wirbt Günter Rösch für das Projekt. Der
Landtagsabgeordnete aus Bernkastel-Kues plant eine Anhörung, an der unter anderem Landrätin Beate Läsch-Weber und ihr Kollege Hey aus dem Kreis Birkenfeld, Verbandsbürgermeister des Hunsrückraums, Vertreter des Landes, des Hunsrückvereins und des Hotel- und Gaststättengewerbes sowie Tourismus-Experten teilnehmen sollen. Wenn dann eine gemeinsame Basis für das Projekt gefunden sei, sagte Rösch dem Trierischen Volksfreund, werde er das Gespräch
mit Verteidigungsminister Rudolf Scharping suchen.
Der Kaiser-Wilhelm-Turm, den die Amerikaner 1961 sprengten, war 60 Jahre lang das Wahrzeichen des Erbeskopfes. Wenn der Aussichtsturm an der alten Stelle gebaut werde, müsse eine Übereinkunft mit der Bundeswehr getroffen werden. Es stehe ja auch die Frage im Raum, so der Abgeordnete, inwieweit die auf dem Erbeskopf stationierte Luftabwehr-Einheit von den Rationalisierungsplänen der Militärs betroffen sei.
"Wir brauchen Identifikationsmerkmale, auch und gerade in unserer moderner Zeit, ist SPD Kreistagsmitglied Horst Hubert aus Thalfang davon überzeugt, dass ein repräsentativer Aussichtsturm den Fremdenverkehr ankurbeln würde. Huberts Parteigenosse Rudi Brück, eifriger Sammler historischer Erbeskopf-Schriften, hat als Junge noch die große Anziehungskraft des Hunsrück-Berges erlebt. Über 10 000 Touristen jährlich habe der Turm vor dem Krieg angelockt.
Saarländer, Pfälzer, Rheinländer, ja selbst aus Berlin seien Wanderer und Naturfreunde gekommen und hätten die schöne Aussicht genossen. Und die reichte über die Mosel- und Eifelberge, die Hohe Acht, das Hohe Venn, die Haardt und den Donnersberg bis hin zum Schaumberg und den Rheingau. Bei klarem Wetter war sogar der
Odenwald zu erkennen. "Wenn ich oben stehe, dann ist es immer ein Gefühl des reichsten und höchsten Glückes, das mir durch die Seele zieht", schrieb der Birkenfelder Karl Lengler 1938. Der Turm war für ihn das Symbol dieser "herbschönen Landschaft" und Treffpunkt vieler Natur- und Wanderfreunde. Der Verein für Mosel, Hochwald und Hunsrück, aus dem der Hunsrückverein hervorging, hatte zur Finanzierung des Turms eine Lotterie veranstaltet. Den Erlös aus dem Verkauf an die Amerikaner (65 000 Mark) steckte der Hunsrückverein 1961 in den Kauf der Wildenburg bei Kempfeld.

Gute klimatische Voraussetzungen.
Schon früh entwickelte sich eine touristische Infrastruktur. Alleine im kleinen Ort Deuselbach lebten drei Wirtschaften vom Fremdenverkehr. Der Deuselbacher Otto Britz betrieb zudem eine Gastwirtschaft im Erdgeschoss des Turms, wo sich die Wanderer nach dem anstrengenden "Gipfelsturm" erholten. Von den Vorkriegs-Besucherzahlen kann die Erbeskopf-Region heute nur. träumen, obwohl sich die klimatischen Voraussetzungen (überdurchschnittlich viele Sonnentage, fast staubfreie Luft, mildes Reizklima) ja nicht verändert haben. Nur noch wenige Wanderer verirren sich zu diesem Hochwald-Flecken. Und Schneetage, an denen die Rodler
und Skifahrer die Hänge bevölkern, sind selten. Ein Aussichtsturm, so meinen seine Befürworter, sei eine sinnvolle und repräsentative Ergänzung zu dem Wintersportangebot und der Natur- und Umweltbegegnungsstätte "Hunsrückhaus", die im Mai eröffnet wird. Die heutige Ersatzlösung, ein zwölf Meter hoher hölzerner Aussichtspunkt an "falscher Stelle", kann nach Ansicht der Turm-Strategen keine Dauerlösung sein.

Trierischer Volksfreund Nr. 55/2000


Lage des Kulturobjekts (Gauss-Krüger-Koordinaten)
R_gk: 2578563
H_gk: 5510850
Koordinaten beziehen sich auf die exakte Lage des Objekts



Karte mit Detailinformationen

Detailkarte

Quelle
http://www.hunsrueck-zeitung.com und Trierischer Volksfreund Nr. 55/2000

Bild-Quelle
Historische Ansichtskarte von1914 / Trierischer Volksfreund Nr. 55/2000

Internet
http://www.hunsrueck-zeitung.com

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