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Frankfurt am Main
Synagoge Unterlindau 23
("Synagoge Horovitz", Westend
Süd)
Übersicht:
Zur Geschichte der
Synagoge
Die Synagoge Unterlindau 23 (konservativ) war
seit 1893 die erste Synagoge im westlichen Stadtgebiet Frankfurts, bis
1908 bis 1910
wenige hundert Meter entfernt von ihr die sog. "Westend-Synagoge"
erbaut und eingeweiht wurde. Im Frühjahr 1893 hatte die Verwaltung der
"Israelitischen Religionsschule" in Frankfurt beschlossen, für den westlichen
Stadtbereich Frankfurts eine Religionsschule einzurichten. Es gelang mit der
Hilfe großzügiger Spenden ein Grundstück für den Bau einer Schule zu
erwerben, auf dem ein Schulhaus erbaut wurde. Da die im westlichen Stadtgebiet
lebenden jüdischen Familien auch das Bedürfnis der Einrichtung einer Synagoge
hatten, entschloss sich die Verwaltung der Israelitischen Religionsschule, an
das Schulhaus eine einfach Synagoge anzubauen. Sie sollte Platz für 180 Männer
und 90 Frauen bieten. Im Verlauf des Frühjahrs und Sommers 1893 wurden das
Schulhaus und die Synagoge erbaut. Am 3. September 1893 erfolgte die
feierliche Einweihung der neuen Synagoge durch Rabbiner Dr. Markus Horovitz
(1844-1910, seit 1878 orthodoxer Rabbiner der israelitischen Gemeinde in
Frankfurt).
Bis zum Bau und der Einweihung der "Westend-Synagoge"
1910 war die
Synagoge Unterlindau das Zentrum des jüdischen Gemeindelebens im westlichen
Stadtgebiet Frankfurts. Zu den mit der Synagoge Unterlindau besonders
verbundenen Familien gehörte die des Weinhändlers Naftali Fromm (1869-1933),
dem Vater von Erich Fromm.
Im August 1918 konnte das 25-jährige Bestehen der Synagoge und zugleich das
25-jährige Kantorenjubiläum von Kantor P. Klibansky gefeiert werden. Wenige
Jahre später erwies sich die Synagoge als zu klein für die in ihrem Bereich
lebenden jüdischen Personen. So entschloss sich die Gemeinde zu einem Anbau und
damit einer wesentlichen Vergrößerung der Synagoge. Seitdem war Platz für
etwa 600 Personen vorhanden. Die vergrößerte Synagoge wurde im Januar 1926
eingeweiht.
Beim November 1938 wurden die Synagoge Unterlindau und das Gebäude der
Israelitischen Religionsschule verwüstet, die Inneneinrichtung zerstört. Das
Gebäude wurde vermutlich mit Rücksicht auf die unmittelbar daneben stehenden
Nachbargebäude nicht angezündet. Die Synagoge Unterlindau konnte später
wieder notdürftig für Gottesdienste hergerichtet werden. So fanden nach einer
Anzeige der "Jüdischen Nachrichten", nach dem Novemberpogrom noch
einziges Publikationsorgan für Juden [unter Kontrolle der Gestapo] am 25. April
1941 in sieben Synagogen oder Beträumen in Frankfurt Gottesdienste statt,
darunter in der Synagoge Unterlindau 21/23. Nach der Deportation der meisten
Juden aus Frankfurt wurde das Synagogengebäude 1944 vermutlich zur
Unterbringung von Ostarbeitern verwendet (Quelle).
Nach 1945 wurde das Grundstück neu bebaut. Am 3. November 1988
wurde eine Gedenktafel angebracht mit dem Text: "Hier in der Unterlindau
befand sich seit 1893 eine Synagoge der Israelitischen Gemeinde. Die Synagoge
wurde in der Pogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 verwüstet. In dieser
Synagoge wirkte der Rabbiner Dr. Jakob Horovitz (1873-1939)."
Berichte zur Geschichte der
Synagoge
Im Frankfurter Westen wurde ein Grundstück für eine Schule und eine Synagoge
erworben (1893)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. April
1893: "Frankfurt am Main. Der Verwaltung der
israelitischen Religionsschule ist es gelungen, ein Grundstück nebst
daraufstehendem mittelgroßen Gebäude, für Mark 66.000 zu
erwerben.
Einige Gönner haben dieselbe durch Darlehen in Stand gesetzt, Mark 21.000
anzuzahlen. Nachdem ein Freund der Schule das Haus auf seine eigene Kosten
in geeigneter Weise hatte herrichten lassen, konnte Mitte November der
Unterricht für Kinder aus den westlichen Stadtteilen eröffnet
werden.
Um zugleich dem sehr fühlbaren Mangel eines in westlicher Gegend
gelegenen Gotteshauses einigermaßen abzuhelfen, hat sich die Verwaltung
entschlossen, an das Schulhaus eine einfache Synagoge anzubauen. Dieselbe
wird etwa 180 Männersitze und auf der Empore die halbe Anzahl von
Frauensitzen enthalten und soll bereits im Herbst ihrer Bestimmung
übergeben werden.
An Geschenken und Zuwendungen gingen Mark 4946 ein, außerdem spendete ein
Wohltäter Mark 1.000 für die Westendfiliale. Derselbe edle Förderer und
Gönner spendete als Grundstock einer Stiftung zur Vorbereitung für den
rabbinischen Beruf Mark 2.500. Im ablaufenden Schuljahr nahmen am
Unterrichte teil in der Religionsschule am Hermesweg 136 Knaben und 94
Mädchen, auf der Unterlindau 25, an dem Kaiser-Friedrichs-Gymnasium
40, an dem städtischen Gymnasium 40, in der Vorbereitungsschule für den
rabbinischen Beruf 10 Zöglinge, außer den nicht eingeschriebenen Hörern
der Vorlesungen am Forschungshause also im Ganzen 345
Schüler."
Anmerkungen: - Religionsschule: Israelititische Religionsschule,
Hermesweg 5- 6
- Kaiser-Friedrichs-Gymnasium:
https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich-von-Gagern-Gymnasium
- Städtisches Gymnasium:
https://de.wikipedia.org/wiki/Lessing-Gymnasium_(Frankfurt_am_Main) |
Die Westendsynagoge in der Unterlindau wurde eingeweiht
(1893)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 15. September 1893: "Frankfurt am Main, 8.
September (1893). Die Einweihung der neuerbauten Synagoge der
israelitischen Religionsschule, Unterlindau 23 ('Westendsynagoge'),
wurde am 3. dieses Monats in Gegenwart einer großen Anzahl eingeladener
Gäste vollzogen. Nachdem die Feier durch Gesang des Chors der neuen
Synagoge (Börneplatz) und Rezitation des Vorbeters eröffnet worden war,
wurden die Torarollen aus dem Vorderhaus, dem dem Unterrichtszwecke der
Religionsschule dient, zur Synagoge getragen und dort mit Gesang
empfangen. Herr Rabbiner Dr. Horovitz sprach das Weihegebet, das Gebet
für den Landesherrn und hielt dann, als unter Gesang die Torarollen in
der heiligen Lade aufgestellt waren, die Festpredigt. Mit abermaligem
Chorgesang endete die Feier, der sich das übliche Abendgebet anschloss.
Der Bau ist freundlich und hell, der Schmuck zwar einfach, aber
geschmackvoll, die Anordnung und Einrichtung
praktisch."
Anmerkungen: - "neue Synagoge (Börneplatz)": siehe
Synagoge Börneplatz
(interner Link)
- Vorbeter:
https://de.wikipedia.org/wiki/Chasan_(Kantor)
- Rabbiner Dr. Horovitz: Rabbiner Dr. Markus Horovitz
http://www.judengasse.de/dhtml/P137.htm
- Heilige Lade:
https://de.wikipedia.org/wiki/Toraschrein |
Rede
zur Einweihung der Synagoge von Dr. Markus Horovitz s.A. (1932)
Anmerkung: die 1932 in der württembergischen
"Gemeindezeitung" veröffentlichte Rede von Dr. M. (= Markus) Horovitz
s.A. (1844-1910) dürfte die Rede sein, die er 1893 zur Einweihung der
Westendsynagoge gehalten hat.
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Oktober 1932: "Das Gotteshaus
(Aus der Rede zur Einweihung der neuen Synagoge der israelitischen Gemeinde
in Frankfurt a. M. , gehalten von Rabbiner Dr. M. Horovitz* s. A.
... So hat der Gedanke, dem Ewigen ein Heiligtum zu errichten, seinen
Ursprung nicht in einem Gesetz heiligen Sehnen des Menschen, etwas zu
schaffen zur Ehre seines Gottes, in dem Verlangen der Seele zu den Höhen des
Schöpfers sich zu schwingen aus den Tiefen des Erdendaseins. - Viele
Jahrhunderte vergingen und kein Prophet Gottes mahnte an die Erfüllung des
frommen Gelübdes. Jakob baute nur einen Altar, Moses eine Stiftshütte – da
erwachte in David das Verlangen, ein Heiligtum zu errichten an dem Orte, dem
der Stammvater die Weihe gegeben. - David, der edelste Sänger und Kenner des
menschlichen Gemüts, das die Stimme Gottes überall vernimmt, auf den Höhen
der Berge und in den Tiefen der Meere, im rauschenden Walde und in der
heiligsten Ruhe der Schöpfung. David, der ausrief: 'Wenn ich Deine Himmel
sehe, Deine Werke, den Mond und die Sterne, die Du gegründet: |
Was
ist da der Mensch, dass du sein gedenkst, was der Erdensohn, dass Du ihn
beachtest! - Warum sehnte er sich, 'warum schmachtete seine Seele nach
den Hallen des Ewigen?' Waren ihm nicht Heiligtum genug die Himmel, die Ehre
Gottes verkünden', ist der Ruf Gottes, vor dem die 'Wälder erzittern' nicht
mächtig genug, das Men-schenherz zu ergreifen, ist das Erdenleben nicht
wechselvoll genug, um des Menschen Ohnmacht zu predigen?
Oh, gewiss!
Aber Gott hat in die Menschenbrust auch das Bewusstsein der eigenen Würde
gelegt und den mächtigen Drang, die eigene Kraft in voller Wirksamkeit zu
entfalten, der Mensch weiß, dass der Ewige ihn nur um Weniges geringer als
ein göttliches Wesen geschaffen, dass er ihn mit Ehre und Glanz gekrönt,
dass er ihn eingesetzt zu herrschen über alle Werke, dass er alles zu seinen
Füßen gelegt.
Der Mensch nimmt dieses Gnadengeschenk des Schöpfers an und will Gott
dienen, indem er die Welt beherrscht, will Gott huldigen, indem er über den
Staub Macht gewinnt.- Die Leiter steht überall in der Welt und im Leben, die
dem Menschen zeigt, wie tief er steht: Aber der Mensch baut ein Gotteshaus,
um vor Augen zu haben die Leiter, die ihm zeigt, wie nahe er seinem
Schöpfer zu kommen vermag! - Da in dem Hause, das der Menschengeist
ersonnen, Menschenhände gebildet und Menschenherzen gespendet haben, da will
sich seine Seele erheben zum Schöpfer; wenn draußen die Allmacht Gottes ihn
überwältigt, wenn draußen das Leben, die Welt, ihn schonungslos zugerufen
hat: 'Was ist der Mensch!' - will er sein wundes Herz retten und sich
flüchten in das Gotteshaus, um sich da zu beruhigen in dem Gedanken: 'Ein
wenig geringer als ein göttliches Wesen bist du', sich zu erheben an dem
Gedanken: 'Zum Herrscher bist du bestimmt, Herr zu werden, vor allem deiner
selbst, deiner Schmerzen und deiner Freuden.'
Der Mensch, durch dessen Herz die Lust und das Weh der ganzen Welt zieht,
will seinen Schöpfer da anrufen, wo das menschliche Gemüt seine innere Welt
erschließt, und der Menschengeist sich offenbart, wie er weht und strebt,
wie er ringt und den Himmel erklimmend, in die Schranken der Erde
zurückkehrt. -
Beten können wir überall: Der Mann, der keine 'Kraft in Gott hat', und auch
'wer durch das Tal der Tränen geht', hat die Pfade zu Gott in seinem Herzen,
beten können wir draußen in Gottes großer Welt, wo die Boten Gottes aus den
Höhen zu uns hernieder steigen, und auch in der kleinen Welt, in unserm
stillen eigenen Hause, in dem stillen Heiligtum der Familie, wo unsere
kleinen, aufstrebenden Engel uns umgeben, aber wir wollen Gott da huldigen,
wo unsere Persönlichkeit und alles, was sich an sie anlehnt, zurücktritt, wo
wir dem Allgemeinen unterworfen; wir wollen in einer Gesamtheit anrufen den
Schöpfer, der nicht wollte den Eindruck des Allgemeinen schmälern durch den
Glanz seiner Erscheinung, der unsichtbar bleibt, um den Menschen das Bild
der Gesamtheit in die Seele zu drücken, wir wollen da beten, wo es heißt:
Hier ist nichts anderes als nur das Haus Gottes, wo alle Stürme schweigen;
hier ist nichts anderes als das Haus Gottes, wo alle Unterschiede weichen,
wo Eintracht und Friede herrschen. So ist das Gotteshaus ein Ausdruck,
der vor Gott sich verneigenden, menschlichen Kraft und des die Gesamtheit
umschlingenden menschlichen Friedens.
Anmerkung: Rabbiner Dr. Markus Horovitz:
https://de.wikipedia.org/wiki/Markus_Horovitz |
In
der Westend-Synagoge gibt es auf Veranlassung von Rabbiner Dr. Jacob Horovitz nun auch
einen Jugendgottesdienst (1908)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26.
Juni 1908: "Frankfurt am Main. Seit einigen Wochen findet auch
in der Westend-Synagoge (Unterlindau) am Samstag Nachmittag ein Jugendgottesdienst
statt, an dem stets eine große Zahl Knaben teilnehmen.
Herr Rabbiner Dr. Jac. Horovitz, auf dessen Veranlassung dieser
Gottesdienst eingerichtet wurde, pflegt in Anlehnung an die Sidroh
(Wochenabschnitt) oder Pirke-owaus (= Pirke Awot, Sprüche der
Väter) eine dem kindlichen Gemüte angepasste Ansprache zu halten. Der
aus den Schülern der Religionsschule gebildete und von Herrn Kantor
Levy geleitete Chor trägt zur Verschönerung des Gottesdienstes bei.
Mit Begeisterung beteiligen sich die Knaben aktiv an den vom Vorbeter und
der Gemeinde abwechselnd vorgetragenen Responsen. Es dürfte ferner weiter
Kreise interessieren, dass Herr Rabbiner Dr. Jac. Horovitz einen Schulchan-Aruch-Schiur
eingerichtet hat, der jeden Monat im Schulgebäude Unterlindau 23 im
Anschluss an den Gottesdienst abgehalten wird. Die lichtvollen
Erklärungen des Herrn Rabbiners und das liebevolle Eingehen auf Fragen
des praktischen Lebens haben bewirkt, dass die Zahl der Teilnehmer sich
von Woche zu Woche vergrößert."
Anmerkungen: - Rabbiner Dr. Jakob Horovitz: Siehe S. 8
http://evgemeindebockenheim.de/wp-content/uploads/2018/12/Gedenke-Juden-in-Bockenheim.pdf
- Kantor Levy: Josef Benjamin Levy
https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Benjamin_Levy
- Schulchan Aruch:
https://www.talmud.de/tlmd/der-schulchan-aruch/
https://de.wikipedia.org/wiki/Schulchan_Aruch
- Schiur:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schi'ur |
25-jähriges Jubiläum der Synagoge Unterlindau und
Kantoren-Jubiläum (1918)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 6. September
1918: "Jubiläum der Synagoge Unterlindau und 25-jähriges
Kantoren-Jubiläum. Unter herzlicher Anteilnahme weitester
Kreise der ganzen Gemeinde gestaltete sich die Festfeier, die am letzten
Schabbos in der so idyllisch gelegenen Synagoge Unterlindau
anlässlich des 25-jährigen Bestehens stattfand, zu einer erhebenden, zu
einer wahren 'Simchoh schel Mizwoh' (Freude über die religiöse
Weisung). Die Synagoge, festtäglich geschmückt und bis auf den
letzten Platz gefüllt, offenbarte sich von neuem als ein 'Mikdosch
mead' (kleiner Tempel) unserer westlichen Stadt, wie solches
die unvergesslichen Gründer derselben erhofft und ersehnt hatten. Aus
kleinen Anfängen entwickelte sich die Synagoge immer mehr zu einem
Mittelpunkt des religiösen Lebens, das in dem schlichten,
altüberlieferten Gottesdienste eine feste Stütze fand.
Um die Weihe des Gottesdienstes hat sich seit Bestehen der Synagoge deren Kantor
P. Klibansky, große Verdienste erworben. Es war daher eine Freude zu
sehen, welch' zahlloser Aufmerksamkeiten er sich anlässlich seines
Jubiläums erfreuen konnte. In meisterhafter Weise schilderte Rabbiner
Dr. Horovitz in seiner Festrede Herrn Klibansky als einen Mann tiefster
Religiosität und unermüdlichsten Fleißes, der wesentlich zur Blüte des
Gotteshauses beigetragen hat. Der Vorstand der Synagoge ließ durch Herrn
Naftali Fromm seine Glückwünsche im Hause des Jubilars
überbringen.
Mit größtem Eifer bemüht sich als eine Säule aus ferner Zeit seit
Bestehen der Synagoge Herr Julius Carlebach um die Interessen der
Synagoge und der Religionsschule, die in einer Adresse ihren Dank zum
Ausdruck brachte.
So bildet die Synagoge Unterlindau eine willkommene Ergänzung der
jüdischen Einrichtungen im Osten unserer Stadt.
Der Rückblick auf die verflossenen 25 Jahre wird ein Ansporn zu weiterer
positiver Arbeit sein und bleiben.
'Mimisrach wead maariv mehuloll schem haschem' (vom Osten bis zum
Westen sei der Name des Ewigen gepriesen)."
Anmerkungen: - Schabbos: Sabbat
https://de.wikipedia.org/wiki/Sabbat
- Rabbiner Dr. Horovitz: Rabbiner Dr. Jakob Horovitz,
Staufenstraße 30
https://frankfurter-personenlexikon.de/node/4231
- Kantor Klibansky: Pincus Klibansky, Körnerstraße 14
- Naftali Fromm: Naphtali Fromm, Liebigstraße 27
https://freilandmuseum.de/das-museum/neues-aus-dem-museum/details/naphtali-fromm-
Vater von Erich Fromm:
https://www.geni.com/people/Naphtali-Fromm/6000000031582575324
https://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Fromm |
Kantor P. Klibansky (Synagoge Unterlindau) dankt für die
Grüße zu seinem Amtsjubiläum (1918)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 6. September
1918: "Statt Karten.
Anlässlich meines 25-jährigen Amtsjubiläums wurden mir von allen Seiten
so zahlreiche Glückwünsche und Zeichen liebevollen Gedenkens zuteil,
dass es mir ganz unmöglich ist, jedem einzelnen persönlich zu
danken.
Ich sage daher auf diesem Wege allen lieben Freunden und Gönnern
innigsten Dank für die mir erwiesene Aufmerksamkeit. Frankfurt am Main,
Trutz 47,6.9.18.
P. Klibansky, Kantor der Synagoge Unterlindau." |
Bekanntgabe von Gottesdienstzeiten zu den hohen Feiertagen in der Kriegszeit
(1918)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 6. September
1918: "Bekanntmachung. Israelitischer Gottesdienst betreffend.
Mit Rücksicht auf die Fliegergefahr ist für das Neujahrsfest und den
Versöhnungstag Folgendes angeordnet worden.
1. Um eine Überfüllung der Synagogen zu verhüten, ist der Zutritt zu den
Synagogen unserer Gemeinde ausnahmslos nur gegen Vorzeigung der Einlasskarte
von 1918/19 gestattet.
2. In der Hauptsynagoge und der
Synagoge am Börneplatz
bleiben die Frauenemporen an den oben genannten Feiertagen im Allgemeinen
geschlossen. Für den Besuch geöffnet und lediglich am 2. Tag des
Neujahrsfestes (8. September) von 8 ½ Uhr vormittags und ab bis nach dem
Schofarblasen, und am Börneplatz auch zum Minchahgebet 4 ½ Uhr nachmittags,
wo noch einmal Schofarblasen stattfindet, ferner in beiden Synagogen am
Versöhnungstag (16. September) von 4 ½ Uhr nachmittags, ab bis zum Schluss
des Gottesdienstes.
3. Kinder unter 11 Jahren ist der Besuch sämtlicher Gottesdienste untersagt.
4. Bei Fliegeralarm werden die Garderoben in sämtlichen Gemeindesynagogen
sofort geschlossen; eine Herausgabe der abgegebenen Garderobenstücke findet
unter keinen Umständen vor Beendigung der Fliegergefahr statt.
5. Nach erfolgtem Fliegeralarm bleibt es jedem Synagogenbesucher überlassen,
in der Synagoge zu bleiben, oder einen der nahegelegenen Unterstände
aufzusuchen.
Die Kellerräume der Synagoge sind als Fliegerdeckung nicht geeignet.
Trotz dieser Vorsichtsmaßregeln kann eine Gewähr für die Sicherheit der
Synagogenbesucher natürlich nicht gegeben werden.
Der Besuch der Synagogen erfolgt auf eigene Verantwortung und Gefahr der
Besucher.
Frankfurt a. M., den 4. September 1918
Der Vorstand der israelitischen Gemeinde
Israelitische Gemeinde - Gottesdienste am Neujahrsfest
Hauptsynagoge: Freitag, den
6. September abends 7 Uhr Predigt Rabbiner Lewin. Samstag, 7.
Sept., morgens 8 Uhr 30 Min. Predigt Rabbiner Dr. Seligmann, nachmittags 4
Uhr, abends 7 Uhr 30 Min. Sonntag, 8. September, morgens 8 Uhr 30 Min.
Rabbiner Lewin, nachmittags 4 Uhr. Festesausgang 8 Uhr 35 Min.
Synagoge am Börneplatz
Freitag, den 6. September 7 Uhr. Samstag, den 7. September morgens 6 Uhr 25
Min., nachm. 4 Uhr 30 Min., abends 8 Uhr 40 Min. Sonntag, 8. Sept. morgens 6
Uhr 25 Min., Schofarruf 8 Uhr 30 Min., Predigt nachmittags 4 Uhr 30 Min.
Schofar. Festesausgang 8 Uhr 40 Min.
Synagoge an der Königsteiner
Straße: Freitag, den 6. September abends 7 Uhr. Samstag, den 7.
September morgens 7 ½ Uhr, Predigt Rabbiner Dr. Horovitz, nachm. 4 ½ Uhr,
abends 8 Uhr 40 Min. Sonntag, 8. Sept. morgens 7 ½ Uhr, nachmittags 4 ½ Uhr.
Festesausgang 8 Uhr 40 Min.
Gemeinde-Synagoge Bockenheim: Freitag,
6. September, abends 7 Uhr. Samstag, 7. September, morgens 7 1/2 Uhr,
Predigt Rabbiner Dr. Horovitz, nachmittags 4 1/2 Uhr, abends 8 Uhr 40 Min.
Sonntag, 8. September, morgens 7 1/2 Uhr, nachmittags 4 1/2 Uhr, Festausgang
8 Uhr 40 Minuten.
Frankfurt-Loge: Freitag, den 6. September, abends 7 Uhr. Samstag, den
7. September morgens 7 Uhr 30 Min., Predigt Dr. May, nachm. 4 Uhr 30 Min.,
abends 8 Uhr 40 Min. Sonntag, 8. Sept. morgens 7 Uhr 30 Min., Predigt
Rabbiner Dr. Horovitz, nachmittags 4 Uhr 30 Min., Festesausgang 8 Uhr 40
Min.
Loge Adler: Freitag, den 6. September abends 7 Uhr. Samstag, den 7.
September morgens 7 Uhr 30 Min., Predigt Dr. Mainzer, nachm. 4 Uhr 30 Min.,
abends 8 Uhr 40 Min. Sonntag, 8. Sept. morgens 7 Uhr 30 Min., nachmittags 4
Uhr 30 Min., Festesausgang 8 Uhr 40 Min.
Synagoge an der Unterlindau: Freitag, den 6. September abends 7 Uhr,
Predigt Rabbiner Dr. Horovitz. Samstag, den 7. September morgens 7 Uhr,
nachm. 4 Uhr 30 Min., abends 8 Uhr 40 Min. Sonntag, 8. Sept. morgens 7 Uhr,
Predigt nachmittags 4 Uhr 30 Min. Festesausgang 8 Uhr 40 Min.
Anmerkungen: Neujahrsfest:
https://de.wikipedia.org/wiki/Rosch_ha-Schana
Versöhnungstag:
https://de.wikipedia.org/wiki/Jom_Kippur
Schofar:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schofar
Rabbiner Lewin:
https://de.wikipedia.org/wiki/Louis_Lewin_(Rabbiner)
Rabbiner Dr. Seligmann: Rabbiner Dr. Cäsar Seligmann, Böhmerstraße 9
https://de.wikipedia.org/wiki/Caesar_Seligmann
Rabbiner Dr. Horovitz: Rabbiner Dr. Jakob Horovitz,
Staufenstraße 30
https://frankfurter-personenlexikon.de/node/4231
Dr. May: Lehrer Dr. Benjamin May. Unterer Atzemer 14 I (geb.
Westhofen, Elsass 23. Mai 1882, gest.
29. Mai 1929 Frankfurt/Main).
Dr. Mainzer: Lehrer Dr. Moritz Mainzer, Rhönstraße 2.
"Stolperstein" Rhönstraße 2 |
Einweihung der erweiterten Synagoge Unterlindau
(1926)
Anmerkung: Rabbiner Dr. Jakob Horovitz war der älteste Sohn des oben
genannten Rabbiners Dr. Markus Horovitz.
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Januar
1926: "Synagogeneinweihung. Die Synagoge Unterlindau, die
durch Neubau wesentlich erweitert worden ist, wurde Sonntag Mittag mit
großer Feierlichkeit eingeweiht. Die Synagoge umfasst jetzt 600 Plätze.
Die Feier begann mit dem Mah towu, gesungen von Herrn Kantor
Gerlich und einem Knabenchore und dem Einbringen der Seforim
(Torarollen) aus dem Nebensaale, wo in der Übergangszeit der Gottesdienst
abgehalten wurde. Mit einer Begrüßungsansprache des Herrn Naftali
Fromm vom Synagogenvorstande hielt Herr Rabbiner Dr. Jakob Horovitz
die Weiherede, in der er die Gemeinde auch zur Hilfsarbeit für die
Notleidenden aufrief. Herr Rabbiner Dr. Hoffmann überbrachte in
großangelegter Rede die Glückwünsche der Israelitischen Gemeinde. Mit
weiteren Chorgesängen schloss die eindrucksvolle Feier."
Anmerkungen: - Kantor Gerlich: Markus Gerlich, Unterlindau
21
- Naftali Fromm: Naphtali Fromm, Liebigstraße 27
https://freilandmuseum.de/das-museum/neues-aus-dem-museum/details/naphtali-fromm
- Rabbiner Dr. Jakob Horovitz: Rabbiner Dr. phil. Jakob Horovitz,
Staufenstraße 30
https://frankfurter-personenlexikon.de/node/4231
http://www.judengasse.de/dhtml/P140.htm
- Rabbiner Dr. Hoffmann: Rabbiner Dr. Jakob Hoffmann, Börneplatz 16.
|
Gottesdienstzeiten für die Synagoge Unterlindau
(1938)
Artikel
im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt" vom
November 1938: "Gottesdienstzeiten für die Synagoge
Unterlindau
Freitag, 18.10. abends 16.40 Vortrag. Samstag 29. 10. morgens 8.30
anschließend Oneg Schabbat, nachm. 13.00 Jugendgottesdienst 16.00.
Ausgang 17.55. Sonntag 30.10 morgens 7.15, nachm. 16.30 Wochengottesdienst
morgens 6.45, nachm. 16.30 Wochengottesdienst morgens 6.45, nachm. 16.30.
Freitag, 4.11. abends 16.20 Vortrag. Samstag 5.11. morgens 8.30 anschl. Oneg
Schabbat, nachm. 13.00 Jugendgottesdienst 16.30. Ausgang 17.45. Sonntag
6.11.1 morgens 7.15, nachm. 16.30 Wochengottesdienst morgens 7.30, nachm.
16.30 Wochengottesdienst 7.00, nachm. 16.30.
Freitag, 11.11. abends 16.20 Vortrag. Samstag 12.11. morgens 8.30 anschl.
Oneg Schabbat, nachm. 13.00 Jugendgottesdienst 16.00. Ausgang 17.35. Sonntag
13.11 morgens 7.30, nachm. 16.15 Wochengottesdienst morgens 7.00, nachm.
16.15.
Freitag, 18.11. abends 16.10 Vortrag. Samstag 19.11. morgens 8.30 anschl.
Oneg Schabbat, nachm. 13.00 Jugendgottesdienst 16.00. Ausgang 17.25. Sonntag
20.11 morgens 7.30, nachm. 16.00 Wochengottesdienst morgens 7.00, nachm.
16.00.
Freitag, 25.11. abends 16.05 Vortrag. Samstag 26.11. morgens 8.30 anschl.
Oneg Schabbat, nachm. 13.00 Jugendgottesdienst 16.00. Ausgang 17.20. Sonntag
20.11 morgens 7.30, nachm. 16.00 Wochengottesdienst morgens 7.00, nachm.
16.00."
Anmerkung: Es werden die Gottesdienste von Freitag, 18. Oktober bis Freitag, 25.
November 1938 angezeigt; am 9. November wurde die Synagoge allerdings
verwüstet. |
Adresse/Standort der Synagoge: Unterlindau
23
Fotos
Programm für
die Einweihung der
Synagoge Unterlindau 23 am
3. September 1893
(Quelle: Universitätsbibliothek der
Goethe-Universität Frankfurt am Main) |
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Gedenken an die Synagoge
(Fotos: Hahn,
Aufnahmen vom 20.8.2012) |
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Das auf dem Grundstück der
ehemaligen
Synagoge erbaute Gebäude |
Die Gedenktafel
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| In den Biographien zu Erich Fromm wird über die Verbindung
seiner Familie mit der Synagoge Unterlindau berichtet; hier war auch die Bar
Mizwa von Erich Fromm. Vgl. u.a. Jürgen Hardeck: Erich Fromms
Judentum und sein Verständnis von Religion. Vortrag von 2008 - online
zugänglich. |
| Monica Kingreen (Hrsg.): 'Nach der Kristallnacht'.
Jüdisches Leben und antijüdische Politik in Frankfurt am Main 1938-1945.
Frankfurt am Main 1999 S. 7-17: hier findet sich S. 13 eine Anzeige aus den
"Jüdischen Nachrichten" vom 20.4.1941, wo am 25. April 1941 in
Frankfurt Synagogengottesdienste stattfanden, darunter in der Synagoge
Unterlindau 21/23 sowie in kleineren Synagogen Hermsweg, Waisenhaus,
Siechenhaus, Krankenhaus Gagernstraße, Männer- und Frauenkrankenkasse (Rechneigrabenstraße
18-20), Traub'sche Schul.. |
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