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Frankfurt am Main
Hauptsynagoge Börnestraße
(ehem. Judengasse; heute Bereich
Kurt-Schumacher-Straße 41)
Übersicht:
Zur Geschichte der
Synagoge
Der Rat der Stadt Frankfurt hatte 1460 beschlossen, die Juden der Stadt in ein
Ghetto am Wollgraben umzusiedeln und dort für sie Häuser zu erbauen, deren
Kosten allerdings ab 1463 oder 1465 von den Juden selbst zu übernehmen waren.
Hier konnten sie - an der Ostseite der Gasse - neben anderen
jüdisch-öffentlichen Gebäuden (u.a. Tanzhaus, Hospital, Wirtshaus,
Gemeindehaus, Ritualbad) auch eine Synagoge erstellen. Zum Bau der Synagoge war
- da damals ein Neubau von Synagogen seitens der Kirche verboten war - eine Einwilligung
des Papstes einzuholen.
Eine Synagoge in der Judengasse wird 1463 erstmals
genannt. Sie entstand also unmittelbar nach der Einrichtung des Ghettos lag auf der Ostseite etwa in der Mitte der
Judengasse.
Nach einer 1912 aufgefundenen Portalinschrift mit der Aufschrift (in
Übersetzung): "Viel größer ist das letzterbaute Haus als das erste"
und der Jahreszahl 1650 wurde Mitte des 17. Jahrhunderts eine
neue Synagoge erstellt.
1711 wurde die Synagoge in der Judengasse beim großen Brand zerstört. Beim
Wiederaufbau der Judengasse wurde an derselben Stelle - nach der 1912
aufgefundenen Portalinschrift - 1712 eine neue Synagoge
erstellt. Sie war in den folgenden Jahrzehnten Mittelpunkt des
gottesdienstlichen Lebens der Frankfurter Juden. Unmittelbar neben der Synagoge
wurde mit der Zeit ein weiterer Betraum erstellt, sodass ein Nebeneinander
zwischen einer "Altschul" und einer "Neuschul" bestand.
Visualisierungen der alten Synagoge von 1712:
http://www.architectura-virtualis.de/rekonstruktion/synagogefrankfurt.php?lang=de&img=0
Seit Mitte der 1830er-Jahre
bestanden Pläne zum Bau einer neuen Synagoge, doch dauerte es zwei Jahrzehnte,
bis diese umgesetzt werden konnten. 1843 hatte der Vorstand der
jüdischen Gemeinde einen Vertrag mit dem Haus Rothschild geschlossen, wonach
dieses den sehr hohen Betrag von 200.000 Gulden zum Bau einer neuen Synagoge der
Gemeinde zu schenken bereit war. Als jedoch wenige Monate später der Vorstand
den Rabbiner Leopold Stein ohne vorherige Absprache mit Oberrabbiner Trier zum
zweiten Rabbiner in Frankfurt wählte und sich dadurch die Spannungen in der
Gemeinde zwischen konservativ und liberal gesonnenen Kreisen sich zuspitzten,
nahm das Haus Rothschild die Zusage zur Finanzierung des Synagogenbaus zurück.
Dadurch verzögerte sich der Neubau um weitere Jahre.
1854 wurde die 1712 erbaute Synagoge abgebrochen.
1855 bis 1860 wurde durch den Frankfurter Architekten Johann Georg Kayser
(1817-1875) eine neue Synagoge erbaut. Am 28. Juni 1855 war die
Grundsteinlegung. Die Einweihung erfolgte am 23. März 1860 durch
Rabbiner Leopold Stein.
Mitte der 1880er-Jahre wurden die alten Gebäude der Judengasse um die
Synagoge abgebrochen, sodass die Synagoge seitdem freistand. In dieser
Zeit wurde die Umbenennung der "Judengasse" in die
"Börnestraße" vorgenommen (1885).
1912 erfolgte durch Architekt Fritz Epstein (Frankfurt am Main) eine
umfassende Renovierung der Synagoge. Dabei wurden im Schutt der Kellerräume
mehrere interessante Funde der Vorgängerbauten gemacht (siehe Berichte unten
von 1912), darunter Schlusssteine der 1711 abgebrannten Synagoge, Türstürze
des 1712 erbauten Synagoge und ein "Chuppa-Stein" (Hochzeitsstein).
Diese Fundstücke wurden im Eingangsbereich der Synagoge eingemauert. Im Inneren
erfolgte unter anderem eine farbenfrohe Neubemalung. Seit den Hohen Feiertagen
im Herbst 1912 war die Synagoge wieder geöffnet.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge in Brand gesetzt. Die Brandruine
wurde im Januar 1939 abgebrochen. Die Abbruchsteine wurden zur Einfriedung des
Hauptfriedhofes verwendet.
An die Hauptsynagoge erinnert eine Gedenktafel an der Rückseite des Gebäudes
Kurt-Schumacher-Straße 41.
Berichte zur Geschichte der
Synagoge
(Hinweis: Die Texte wurden freundlicherweise von Susanne Reber abgeschrieben
und mit Anmerkungen versehen).
Zum Plan der Vergrößerung der Hauptsynagoge
(1838)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 2. Januar 1838: "Frankfurt am Main, Ende Dezember
(1837). Vergrößerung der Hauptsynagoge. Der hiesige Vorstand der
israelitischen Gemeinde hat schon mehrere Male den Versuch gemacht, die
Hauptsynagoge verschönern zu lassen, sie durch Vereinigung derselben mit
einem hart anstoßenden Betsaale in ein Gotteshaus von würdigem Äußern
umzuschaffen, und dadurch einer progressiven Verbesserung des Kultus den
Weg zu bahnen. Der letzte Versuch dieser Art, welcher erst vor wenigen
Monaten gemacht wurde, hatte besonders den Beifall der meisten
Gemeindemitglieder, und von allen Seiten kam man dem Vorstande mit dem
Anerbieten ansehnlicher Beiträge entgegen. Es misslang nur durch den
Widerstand des Rabbinats, welches in einem darüber abgegebenen Gutachten
erklärte, es sei durch das Gesetz d.h. durch den Schulchan Aruch
verboten, aus zwei Betsälen einen einzigen zu machen. Es wird demnach mit
dem hiesigen israelitischen Kultus, bis auf Weiteres, beim Alten
verbleiben, denn in öffentlichen Religionsangelegenheiten stehen die
Juden hier, wie überall, nicht durch eigenen, sondern durch
obrigkeitlichen Willen, unter der Herrschaft der Rabbiner. Wohin dies
indessen führen muss, braucht die Zeit erst nicht zu zeigen. Die Anzahl
derjenigen, die sich dem Gottesdienste gänzlich entziehen, nimmt mit
jedem Jahre bedeutend zu, nicht weil das Bedürfnis echt religiöser
Erbauung nciht gefühlt wird, sondern weil die Synagogen in ihrer jetzigen
Gestaltung durchaus nicht geeignet sind, dieses Bedürfnis zu befriedigen.
Der Talmud wird hier auf eine Weise abgeschafft, die ihre Wirkung durchaus
nicht verfehlen kann: er wird nicht mehr gelehrt und ein einstiger
Rabbiner wird hier den Vorteil genie0ßen, dass er, ohne selbst viel von
dem bändereichen Codex zu verstehen, für einen großen Lamden
gelten kann. Desto schwieriger wird es ihm aber sein, mit oberflächlichen
Kenntnissen und doppeldeutigen Prinzipien die Achtung der Gemeinde zu
erwerben; man ist des religiösen Provisoriums, in dem wir schon so lange begriffen
sind, müde, und dringt mit Ernst auf eine mit Aufrichtigkeit und
Bewusstsein eingeführte bessere Gestaltung. Den 10. Dezember 1837.
Dr. M. Creizenach." |
Lehrer Dr. Creizenach äußert sich über Gottesdienst und
Andacht in der Synagoge (1838)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 2. Januar 1838: "Aus Frankfurt am Main. Die Andachtsübungen
in unserm deutschen Betsale haben, wenn man nur das von ihnen verlangt,
wozu sie ursprünglich eingeführt wurden, einen ziemlich gedeihlichen
Fortgang. Sie verbreiten nützliche Ansichten, erhöhen die
Anhänglichkeit der Gemeinde für den israelitischen Glauben und wirken
überhaupt auf das sittliche und das religiöse Leben heilsam ein. Man
wirft ihnen vor, dass sie keinen regelmäßigen Gottesdienst bilden, und
darin besteht eben ihr Verdienst. Man will hier keinen erneuerten Kultus,
und zwar nicht aus Indifferentismus, sondern weil man mit recht der
Ansicht ist, dass man mit Versuchen dieser Art warten müsse, bis sich
einmal die neueren Rabbiner mit mehr Freimütigkeit über das
israelitische Ritualwesen ausgesprochen haben. Es kann kein vernünftiger
Jude mehr die Predigten eines Rabbiners anhören, der durch Lehre und
Leben den Talmud sanktioniert, von dem er, wenn die Lehre nicht ein
bloßes Spiel sein soll, für einen Ketzer, einen Freigeist, einen Sünder
Israels gehalten wird. Man wirft unsern Predigern Gleisnerei vor, man
fragt, warum sie immer ausschließlich von den natürlichen Pflichten
aller Menschen, fast nie aber von den Observanzen sprechen, die den Juden
eigentümlich sind, um unumwunden zu erklären, was der Juden Pflichten
sei und was nicht. Freilich kann man bei Erörterungen dieser Art keine
schönen Perioden bilden, und nicht die Herzen mächtig anregen, aber ist
es denn so nötig, dass das an jedem Sabbat geschehe? Ist die Synagoge
denn bloß zur Erbauung und nicht auch zur Belehrung bestimmt? So lange
die im religiösen Bewusststein der Israeliten eingetretene Zerrüttung
nicht gehoben ist, sodass die Lehre nicht mit dem Leben, oder umgekehrt,
in Harmonie gebracht ist, bleibt jede Modernisierung des Synagogendienstes
eine bittere Ironie. Die Ansicht, dass man das Ritualwesen ignorieren
müsse, damit es geräuschlos in Verfall komme, ist verwerflich und
leichtsinnig, denn, wäre es auch erlaubt, mit religiösen Angelegenheiten
so zu erfahren, so bürgt doch nichts dafür, dass nur gerade derjenige
Teil des Gebäudes einstürzen werde, den man angetragen wissen möchte.
Man höre daher auf, wegen unerheblicher Synagogenreformen die Gemüter zu
entzweien, und bringe zuerst mehr Klarheit in das System unserer
religiösen Pflichten, und die Einführung einer zweckmäßigen
Synagogenordnung wird dann nicht mehr an große Schwierigkeiten stoßen.
Dr. M. Creizenach." |
Lehrer Dr. M. Creizenach äußert sich über die
notwendigen Veränderungen in den Synagogen der Gemeinde
(1838)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. April 1838: "Frankfurt am Main,
28. März (Eingesandt).
Die Art und Weise, wie der bei der hiesigen israelitischen Schule
angestellte Religionslehrer Dr. M. Creizenach über den Vorschlag, die
Synagogen hiesiger Gemeinde zu verändern in der Allgemeinen Zeitung des Judentums referiert hat, macht es uns zur Pflicht, Ihnen die betreffenden Aktenstücke zu übersenden, mit der Bitte, sie ungesäumt zu veröffentlichen.
Lazarus B. Wallau.
Rabbiner
Copia
An Einen
Wohllöblichen israelitischen Gemeinde-Vorstand
gehorsamste Vorstellung
und Bitte der
inbenannten Gemeindemitglieder, die Erneuerung der beiden Hauptsynagogen
betreffend
Hochwohlgeborener Herr Chef, Wohllöblicher Gemeinde-Vorstand!
Die beiden Hauptsynagogen für Männer und Frauen befinden sich in einem
kläglichen Zustande. Seit undenklichen Zeiten ist in deren Innern nichts
erneuert worden, und wenn auch das Altertümliche derselben der
gottesdienstlichen Bestimmung eine besondere Würde verleiht, so dürfen sie
doch, um diese Wirkung hervorzubringen, nicht in Verfall geraten und ganz
unscheinbar geworden sein. Wer unsere Synagogen betritt; vermag sich eines
abstoßenden Eindrucks, welchen ihr Verfall hervorbringt, nicht zu erwehren.
Das Ehrwürdige ihrer heiligen Bestimmung geht dadurch ganz ver- |
loren, auch der Gottesdienst leidet sichtlich darunter. Die Gemeinde sieht
sich gezwungen, sich in unzählige Neben- und Privatsynagogen zu zerstreuen.
Sie vermisst einen Mittelpunkt für ihre Gebetversammlungen und muss das
Erhebende einer zahlreichen gottesdienstlichen Vereinigung ganz entbehren.
Wenn die täglich sich mindernde Zahl der Besucher unserer Hauptsynagogen
noch nicht unter die vorgeschriebenen Zehn* gesunken ist, so liegt dies
darin, dass ein Teil desselben vermöge ihrer Funktionen anwesend sein
müssen, und dass manche Gemeindemitglieder dem Fortbestand derselben ein
Opfer bringen und sich über das Widrige ihres Besuches hinaussetzen.
Wohllöblicher Gemeindevorstand kennt dies Verhältnis sehr wohl. Der im
März 1834 ergangene Aufruf zu Beiträgen für den Neubau einer Hauptsynagoge
ist dazu der sprechendste Beleg. Dies dankbar anzuerkennende großartige
Vorhaben ist aber an seiner eigenen Großartigkeit gescheitert. Die
prachtvollste Herstellung eines solchen Neubaues konnte keinen Ersatz bieten
für die der Andacht so wohltuende Würde der Altertümlichkeit, an welche sich
so manche heftige Erinnerungen reihen, und welche ganz verwischt worden
wären. Dieses und die ungeheuren Summen, welche ein solcher Neubau erfordert
haben würde, ließen die sonst zu gemeinnützigen Zwecken reichlich
zuströmenden Beiträge nur spärlich eingehen. Musste dies Unternehmen somit
aufgegeben werden, so nimmt die Gegenwart desto dringender die lebhafteste
Fürsorge in Anspruch und auf diese sehen sich die gehorsamst Unterzeichneten
veranlasst, das Augenmerk eines Wohllöblichen Gemeindevorstandes, welchem
schon so viel Gutes in der Gemeinde und für dieselbe zu erreichen, gelungen
ist, zu lenken und den Wunsch auszusprechen, dass dem Innern der beiden
Hauptsynagogen eine anständige Ausstattung zuteil werden möge. Dadurch
werden sodann gewiss viele Missstände weichen, an welchen unsere Synagogen
wegen Mangels an einer vorgeschriebenen Ordnung noch leiden, und solches
wird dasjenige Ansehen gewinnen, welches einer Gemeinde, die sich in so
vielen Stücken vor andern auszeichnet, und den Standpunkte unserer
Glaubensgenossen, über welchen der gegenwärtige Zustand unserer Synagogen
nur irrige Begriffe erzeugen kann, überhaupt angemessen ist:
Die hierzu erforderlichen Mittel werden sich durch Sammlungen in der
Gemeinde leicht aufbringen lassen und einige der gehorsamst Unterzeichneten
sind zu deren Veranstaltung erbötig, wenn die gehorsamste Bitte gewährt
wird:
Wohllöblicher Gemeindevorstand wolle die Erneuerung der beiden
Hauptsynagogen
verfügen und die Aufnahme von Beiträgen in der Gemeinde zu diesem Zwecke
veranstalten.
Eines wohllöblichen Gemeidevorstandes
Gehorsamsten
Frankfurt a. M. im Juni 1837.
Unterzeichnet von sämtlichen Mitgliedern des Rabbinats
und von 175 Gemeindemitgliedern
Das hiesige Rabbinat
an
den Wohllöblichen Vorstand der israelitischen Gemeinde
Unterfertigte Stelle beehrt sich auf die von Seiten des Wohllöblichen
Vorstandes an sie gerichtete Frage, 'ob der Vereinigung der beiden
Hauptsynagogen eine gesetzliche religiöse Vorschrift im Wege stehe?', zu
erwidern, dass es gewiss vom Rabbinat nicht weniger als von den meisten
Gemeindemitgliedern schmerzlich empfunden wird, wie wenig der jetzige innere
Zustand dieser Synagogen der Würde und dem Ansehen der hiesigen Gemeinde
entspricht, fühlt auch nicht minder sich von dem allgemeinen Wunsche
beseelt, dass der Wohllöbliche Vorstand baldmöglichst anordnen möge, mit
den beiden Synagogen eine radikale Reparatur zur Verschönerung der inneren
Räume vornehmen zu lassen, wodurch so manche Missstände beseitigt würden,
wobei das Rabbinat es sich besonders zur Pflicht macht, in Zuversicht vom
Wohllöblichen Vorstande hierin unterstützt zu werden, alle liturgischen
Verbesserungen womöglichst einzuführen und durch eine anzufertigende
Synagogenverordnung jede, die Andacht störende Unterbrechung zu steuern und
dem Gottesdienste die ihm gebührende Weihe und Würde zu verschaffen, damit
solcher seinen hochwichtigen Zwecken entspreche. -
Allein das Einreißen von Synagogen ist gesetzlich verboten, und somit steht
allerdings der in Frage gestellten Vereinigung der beiden Hauptsynagogen -
abgesehen davon, dass eine solche Vereinigung, wodurch eine dem
Gottesdienste geweihte Synagoge eingeht, nicht füglich zu erlauben ist - im
vorliegenden Falle, wo solches nur durch das Einreißen derselben zu
vollbringen ist, eine entschieden gesetzliche Verordnung entgegen.
Frankfurt, 7. November 1837.
Salomon A. Trier -
Lazarus L. Wallau -
Jacob Silberkron -
Salomon Emanuel Baß*
Anmerkungen: -
Dr. M. Creizenach: Dr. phil Michael Creizenach
https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Creizenach
https://www.lagis-hessen.de/11775160X
https://www.epoche-napoleon.net/bio/c/creizenach.html
Dr. Michael Creizenach war in Mainz Lehrer des späteren Rabbiners Dr.
Benedikt Levi, Gießen vgl.
Bericht zum 60-jährigen Amtsjubiläum von Rabbiner Dr. Benedikt Samuel Levi, dem Vater des Dirigenten und Komponisten Hermann Levi (1839 -1900)
Zehn: https://de.wikipedia.org/wiki/Minjan
Rabbiner Salomon A. Trier: Rabbiner Salomon Abraham Trier. Judengasse B 106
http://www.judengasse.de/dhtml.P128.htm
Salomon Emanuel Baß: Rabbiner Salomon Emanuel Baß, Judengasse A 91. |
Ein neues Schul- und Gemeindehaus sowie eine neue Synagoge
sollen gebaut werden (1843)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit des 19. Jahrhunderts" vom 11.
Juni 1843: Die israelitische Gemeinde zu Frankfurt a. M. will ein
neues Schul- und Gemeindehaus und eine neue Synagoge bauen. Dass man dort
mit dem Schul- und Gemeindewesen gut umzugehen weiß, beweist die Erfahrung,
und außer der Erwartung, dass die beiden ersten eine neue architektonische
Zierde der Mainkönigin werden wird, hat man mithin auswärts auch schon ein
gutes Vorurteil von dem Geiste usw. der in demselben herrschen werde,
gefasst. Aber die Synagoge, die Synagoge! Die hochherzige Familie Rothschild
will auch hier allerdings das Beste tun, ja, wie öffentliche Blätter
versichern, will dieselbe die enormen Kosten des Baus allein tragen. Aber
damit ist noch nicht die größte Schwierigkeit überwunden. Die israelitische
Gemeinde Frankfurts wäre auch noch, ohne Rothschilds Beistand, reich und
fromm genug, eine prachtvolle Synagoge zu bauen. Aber worin liegt denn die
Schwierigkeit? Man wird’s kaum glauben, man ist in Verlegenheit um den
nötigen Kitt, den Harmonie-Kitt! - Auch dürfen die Baumeister wegen einiger
akustischen Schwierigkeiten bei dem Baue noch einige Zeit sich hinter den
Ohren kratzen. Denn es müssten innerhalb dieser Synagoge zu gleicher Zeit
Mizwot verkauft, rabbinische Kontroverse gehalten, gememmert, gejodelt,
gepredigt, Orgel gespielt, Kirchenstücke aufgeführt werden usw., ohne dass
Eins das Andere geniere (störe). Denn von Nachgeben weiß man dort
weniger als in manchen deutschen Ständekammern. Auch müsste, was auch nicht
schön bei Synagogen ist, ein allzu großer Vorplatz eingerichtet werden, weil
auch die berücksichtigt sein sollen, die schon lange außerhalb der …….zu
stehen gewohnt sind. |
Noch
mit einem andern Punkt ist Herr Rabbiner Stein mit sich selbst und mit dem
Gemeinde-Vorstande in einem anscheinenden Konflikt geraten und zwar in einen
musikalischen Konflikt. Er selbst hat sich in der Allgemeinen Zeitung des
Judentums darüber ausgesprochen wie folgt: 'Eine vierte Unwahrheit ist, dass
ich mich gegen die Orgelbegleitung am Sabbat entschieden ausgesprochen
hätte. Ich habe darüber meine Meinung in der Rabbiner-Versammlung unumwunden
erklärt, dass dem Israeliten selbst im Hause das Musizieren am Sabbate zu
gestatten sei, wie konnte ich so schnell mit mir in Widerspruch geraten! Es
war auch in der hiesige Synagoge bisher nie die Rede von der Einführung
einer Orgel, sondern von einem kleinen, klavierartigen Instrumente. Dagegen,
als gegen ein halbes Ding, habe ich mich allerdings erklärt. Wenn wir einmal
die Orgel bekommen sollen, und wir werden und müssen sie bekommen, dann
wollten wir sie recht, und ein auf sie mit berechnetes Gebetbuch und ein für
sie geeignetes Gotteshaus dazu.'
Man begreift nicht wohl die Unterscheidung, welche hier zwischen der Orgel
und dem Aelodikon aufgestellt wird. Was das Gemüt erhebt, was den
Gottesdienst veredelt, ist nicht Orgel, nicht Aelodikon, ist Musik.
Das Instrument ist dabei nur Vehikel, nur Nebensache. Dem Israeliten ist,
wie Herr Rabbiner Stein erklärt, das Musizieren am Sabbat gestattet. Unter
Musizieren ist aber nicht ausschließlich Orgelspielen verstanden, und ich
dächte, bis man eine Orgel haben kann, wäre das Aeolodikon ein ganz
erträgliches Surrogat dafür. Wenn aber Herr Rabbiner Stein die Zulassung der
Instrumentalmusik in der Synagoge an die Erlangung eines neuen Gotteshauses
knüpft, wenn er, wie oben geschieht, gewissermaßen das eine von dem anderen
abhängig macht, so kann man seine gute Absicht gelten lassen und gleichwohl
der Meinung sein, dass er in der Wahl der Mittel irre. In wie ferne ein
neues Gotteshaus Bedürfnis und welche Hindernisse seiner Erlangung im Wege
stehen, soll hier nicht erörtert werden. Es gibt Leute, welche der Meinung
sind, für den Gottesdienst in seiner gegenwärtigen Gestalt sei das Haus noch
vollkommen gut genug; das sind nun freilich Gottlose, auf deren Stimmen man
nicht hören soll. Wenn aber die Notwendigkeit |
der
Reform des israelitischen Gottesdienstes durch das Herbeiwünschen eines
veränderten Gebetbuches implizit zugegeben wird, so ist es doch offenbar
besser, gleich jetzt damit anzufangen, als die Erbauung eines neuen
Gotteshauses abzuwarten. Ich halte eine durchgreifende Umwandlung des
Gottesdienstes für ein viel schwierigeres, weit mehr Zeitaufwand
erforderndes Werk als die Konstruktion einer neuen Synagoge. Ich halte es
überhaupt für verfehlt, etwas so Geistig-Innerliches, wie die Einrichtung
eines neuen Gottesdienstes, mit etwas o Körperlich-Äußerlichem, wie die
Erbauung eines Hauses verwendet werden Ein Haus kann in einer gegebenen Zeit
fertig sein. Kann man dasselbe von einem Gottesdienste sagen? - Läutert
Euren Gottesdienst, macht ihn für jedermann verständlich, sodass jedermann
sich darin erbaue und das Bedürfnis danach empfinde – das neue Haus wird
nicht auf sich warten lassen." |
Rabbiner Stein ist eingetroffen - der Synagogenbau wird
vorläufig nicht realisiert - Prüfungen in der Gemeindeschule durch Oberlehrer
Dr. Heß (1844)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 1. April 1844: "Frankfurt am Main, 17. März
(1844). Ich habe Ihnen heute wenig Neues zu berichten. Der Rabbiner Stein
ward erwartet, soll aber, wie es heißt, vorläufig nicht predigen. Aus
dem Synagogenbau wird nichts, und es könnte noch lange dauern, ehe wir
dahin kommen. - Ende dieses Monats wird in der hiesigen Gemeindeschule
öffentliche Prüfung sein; der Oberlehrer Dr. Heß ladet dazu durch ein
Programm ein, in welchem er über das Verhalten der Eltern zur Schule
spricht. Wenn man glaubt, dass darin von Religion, von häuslicher
religiöser Erziehung gesprochen wird, wie man es wohl erwarten könnte,
irrt man sehr. Vielmehr wird das wenn auch praktische doch langweilige
Thema über das Benehmen der Eltern, dem Verhältnis zwischen Lehrer und
Schüler gegenüber, auf eine unerquickliche Weise breit getreten. Ich
kann nicht begreifen, dass man hier noch nicht die Überzeugung gewonnen
hat, dass diese Schule das unzweckmäßigste Institut ist, das besteht:
grade hier, wo der Judenhass noch so mächtig, sollte man darauf bedacht
sein, die Separatschulen aufzuheben, damit die Jugend wenigstens den Hass
verlerne. Freilicht fürchtet man die ersten Stadien! Ich habe mir
übrigens vorgenommen, gelegentlich einmal dieses Thema ausführlich zu
behandeln. - x.x.
Seit gestern ist Herr Dr. Stein hier, Montag wird er verpflichtet, und
Pfingsten seine Stelle antreten. Möge es ihm gelingen, alles Feindliche
zu versöhnen! x.x."
Anmerkungen: Zu Rabbiner Dr. Stein:
https://www.alemannia-judaica.de/burgkunstadt_texte.htm#Aus%20der%20Zeit%20des%20Rabbiners%20Leopold%20Stein
http://www.alemannia-judaica.de/burgpreppach_synagoge.htm#Aus%20der%20Geschichte%20der%20j%C3%BCdischen%20Lehrer
https://www.lbi.org/artcatalog/record/250809
http://www.steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=1711
http://www.judengasse.de/dhtml/P129.htm
https://www.deutsche-biographie.de/sfz81152.html
https://www.geni.com/people/Rabbi-Leopold-Stein-of-Frankfurt/6000000010132534143. |
Rabbiner Trier möchte von seinem Amt zurücktreten - die alte
Synagoge wird restauriert - Spende für das "Versorgungshaus"
(1844)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 6. Mai 1844: "Frankfurt am Main, 22. April (1844). Der
Rabbiner Herr Trier hatte seine Demission eingereicht, die aber nicht
angenommen worden, weil er bloß auf seinen fixen Gehalt Verzicht leisten,
aber Sitz und Stimme bei Kultusfragen ff. behalten wollte. - Der alte
Tempel wird restauriert, damit er wenigstens ein etwas besseres Ansehen
erhalte. - Zu dem 'Versorgungshause' hat Rothschild 10.000 Fl.
gezeichnet."
Anmerkung: Rabbiner Trier: Rabbiner Salomon Abraham Trier, Judengasse
B 106:
http://www.judengasse.de/dhtml.P128.htm |
Herr von Rothschild hat seine Schenkung für die Synagoge
zurückgenommen - Rabbiner Trier verlässt die Gemeinde
(1844)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 27. Mai 1844: "Frankfurt am Main, im Mai (1844). Mit Beseitigung
alles Zeitungsgeschwätzes steht fest: 1) dass Herr von Rothschild die
Schenkung von 200.000 Gl. zu einer Synagoge zurückgenommen, weil die
Bedingungen bei der Rabbinerwahl nicht eingehalten worden; 2) dass der
Rabbiner Herr Trier seine Dimission genommen und auf die Pension
verzichtet hat."
Anmerkung: Rabbiner Trier: Rabbiner Salomon Abraham Trier, Judengasse B
106:
http://www.judengasse.de/dhtml.P128.htm |
Das Haus Rothschild zieht die Unterstützung für den
Synagogenneubau zurück (1844)
Vgl. Literatur über den Gründer des Rothschildschen Bankhauses und seine
Aktivitäten Mayer Amschel Rothschild
https://de.wikipedia.org/wiki/Mayer_Amschel_Rothschild:
Christian Wilhelm Berghoeffer: Meyer Amschel Rothschild - der Gründer des
Rothschildschen Bankhauses. 2. Auflage 1923 (Band IV der Frankfurter
Lebensbilder herausgegeben von der Historischen Kommission der Stadt Frankfurt
am Main). Verlag Englert & Schlosser Frankfurt am Main. Online eingestellt unter
http://ubdocs.uni-klu.ac.at/open/voll/altbestand/AC06384322.pdf
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 3. Juni 1844: "Frankfurt am Main, im Mai (1944).
Wieder ein Jahr getäuschter Hoffnung vorüber! Als es Anfangs vorigen
Jahres sehr düster an unserem Horizonte aussah, erfreute uns der Mai-Monat
mit einem klareren Himmel, und mit den schönen grünen Fluren sollte sich
auch die Natur unseres Synagogenwesens verjüngen und erneuen. Es ward uns
nämlich die frohe Kunde, dass das Haus Rotschild eine neue Synagoge (auf
der Stelle der beiden Alt- und Neuschule) nebst der ganzen innern
Einrichtung auf eigene Kosten erbauen wolle und zu diesem Behufe mit dem
Vorstande der hiesigen Gemeinde einen ziemlich detaillierten Vertrag
einging. Die desfallsige Unterhandlung ging Anfangs langsam vonstatten und
drohte wieder abgebrochen zu werden, als die Ankunft des Herrn Salomon von
Rothschild dem prekären Zustande ein Ende machte, und der quest. Vertrag
wurde unterschrieben und besiegelt. - Abgesehen nun von dem heiligen Zweck
der Sache selbst, war besonders das Auge des Herren von Rothschild darauf
gerichtet, dass auch im Gefolge des neuen Gotteshauses Friede und
Eintracht, - ein herrliches Zwillingspaar! - die leider seit langer Zeit
hiesigen Orts nicht mehr zu finden sind, wieder in unsern Mauern einkehren
möge, und Frankfurt sein früheres Prädikat - Stadt und Mutter in Israel
wieder erlange. Und was war wohl geeigneter dieses schöne Ziel zu
erreichen, als die längst ersehnte Aufnahme eines zweiten Rabbiners zur
kräftigen Unterstützung unseres Oberrabbiners Herrn Trier und zur
Ausführung der wesentlichen Verbesserungen und Anordnungen, die zugleich
mit der Erbauung einer neuen Synagoge bei uns ins Leben treten sollten!
Nun, dieser Gegenstand war, wenigstens damals, zur Zufriedenheit Aller
erledigt, ein neuer Rabbiner sollte und musste regulativmäßig
aufgenommen werden, auch dass derselbe unserem Oberrabbiner eine persona
grata sei, dafür war eben im Kontrakt durch eine besondere Klausel ($ 6)
gesorgt. Indes 'die Zeiten ändern sich und wir in ihnen'; denn gerade ein
Jahr nach der Unterzeichnung besagten Vertrags (12. Mai 1843) ließ das
Haus Rothschild solchen vom Vorstande der hiesigen Gemeinde zurückfordern
und erhielt ihn. Warum? |
und
woher diese Sinnesänderung? - Lesen Sie die Oberpostamts-Zeitung vom 10.
dieses Monats, darin heißt es: 'Dass Herr Anselm von Rothschild im
Auftrag seines Vaters, in Folge der Wendung, welche einige wichtige
Gemeindeangelegenheiten neuerdings angenommen hätten, die zum Anbau einer
neuen Synagoge bestimmte Schenkung von 150.000 Fl. (?) zurücknehme; der
der Vorstand darauf ohne Widerspruch (!!) einging und an den Herrn von
Rothschild die Schenkungsurkunde aushändigte.' Wir fragen aber, kann ein
Vertrag zwischen einer Behörde und einem so bedeutenden Hause so ohne
Widerspruch zurückgefordert, kann ein Vorstand einer Gemeinde so ohne
Widerspruch auf eine so bedeutende und großartige Schenkung verzichten?
Ein einziges Wort gibt uns den Schlüssel zur Antwort, es heißt:
Reformverein! Man erlasse uns die nähere Auseinandersetzung, genug, es
wurde auf ein Mittel gesonnen, jenen Vertrag zu annullieren, und es gelang
leider nur zu gut. Es ist nämlich bekannt, dass die Absicht und der Zweck
des Herrn von Rothschild nicht allein war, uns etwas zu geben, wenn auch
in schönerer Form, was wir bereits besitzen, sondern vorzüglich und
hauptsächlich uns das zu verschaffen, was wir so sehr entbehren:
Einigkeit und Friede. An letztere war nicht mehr zu denken, nachdem der Vorstand
den Herrn Leopold Stein als Rabbiner hier aufnahm, ohne unserm Herrn
Oberrabbiner vorher im Mindesten etwas davon mitzuteilen und trotz der
spätern Protestation des Letztern gegen dessen Aufnahme. Herrn von
Rothschild schmerzte es sehr, dass man mit ihm so verfahren und er
beschwerte sich auch darüber, konnte aber die res facta nicht wieder
ungeschehen machen. Und so war er genötigt, da seine edle Absicht
vereitelt ward, dasjenige zu tun, was unter solchen Verhältnissen zu tun
war: seinen Vertrag zurückzufordern. Wäre nun Herr von Rothschild nicht
in seinem Rechte, wie durfte der Vorstand eine so großartige Schenkung
wieder aus Händen geben, ohne sich dem Vorwurfe der Gleichgültigkeit
oder der Verschleuderung Preis zu geben?
Wie wir vernehmen soll nunmehr statt eines Neubaues eine Reparatur im
Innern bloß vorgenommen werden. Vor fünf Jahren kamen 175 Gemeindeglieder
(darunter Rotschild und das ganze Rabbinat) beim Vorstand ein, man möge
die beiden Synagogen reparieren lassen und zwar auf ihre Kosten. Die
Antwort lautete: es sei nicht tunlich: man müsse eine neue Synagoge
bauen. - Und jetzt? - Genug! durch diese kurze Relation werden die Leser
Ihres geschätzten Blattes diejenigen Zeitungsartikel über obigen
Gegenstand, der von den sogenannten 'Reformfreunden' so sehr zum Präjudiz
des Herrn von Rothschild ausgebeutet wird, gehörig zu würdigen wissen.
Schließlich ersuchen wir Sie zur völligen Beleuchtung dieser höchst
wichtigen Angelegenheit, die so viele Hoffnungen zu Grabe getragen, der
anbei erfolgenden copia authentica des besagten Vertrags womöglich
in ihrem Blatte einen Raum zu vergönnen. L.
Copia. Im Namen Gottes! Zur Verherrlichung der Religion
unserer Väter, zur würdigen Herstellung der jüdischen Gottesverehrung
und zum ewigen Zeichen ihrer Religiosität haben die Herren Gebrüder
Freiherren Anselm Meyer und Salomon Meyer von Rothschild das Haus ihres
seligen Bruders Herrn Freiherrn Nathan Meyer von Rothschild in London und
dem Herren Freiherren Karl Meyer und James Meyer von Rothschild
beschlossen, für die israelitische Gemeinde zu Frankfurt am Main ein
Gotteshaus zu erbauen und einzurichten und dasselbe nach Aufwendung aller
hierfür erforderlichen Kosten dieser Gemeinde zu freiem unwiderruflichem
Eigentume einzuräumen, zu übertragen und zu
überlassen.
Die Herren Freiherren von Rothschild machen auf gar keine Bevorzugung in
der Synagoge noch auf Freiplätze in derselben Anspruch, wogegen die
Gemeinde sich verpflichtet zum Seelenheil des verewigten Herrn Freiherrn
Meyer Anschel von Rothschild, des seligen Herrn Vaters der Gründer dieser
Synagoge und zum ewigen Andenken an denselben ein ewiges Licht in
derselben zu stiften und bei der jährlichen Wiederkehr des
Gedächtnistages seines erfolgten Hinscheidens durch den ersten Rabbiner
nach Ablesung eines Kapitels aus der Mischna auf Kosten der Gemeinde das
Kaddisch-Gebet für denselben auf ewige Zeiten halten zu lassen, was in
die Gemeindebücher einzutragen ist. -
Damit dieses Gotteshaus in dem religiösen Geiste, welcher sie bei dessen
Gründung beseelt, aufgeführt und eingerichtet werden, wünschen die
Herren Freiherren |
von
Rothschild, dass der ehrwürdige Herr Rabbiner, welchem die Seelsorge der
israelitischen Gemeinde anvertraut ist, dem Bau und der inneren
Einrichtung dieses Gotteshauses seine besondere Aufmerksamkeit widme,
denselben unter seine Obhut nehme und die Erbauer mit seinem weisen Rat
dabei unterstütze.
Diesen religiösen Absichten entsprechend haben daher die Herren
Freiherren von Rothschild über den Ort, die Art und das Innere des Baues
folgende Bestimmungen getroffen:
1) Das neue Gotteshaus der israelitischen Gemeinde ist an der Stelle der
beiden Hauptsynagogen, zu deren Abbruch der Herr Rabbiner bereits seine
Zustimmung gegeben hat, aufzurichten und in einem seinem Zwecke
entsprechenden würdigen Stile aufzuführen.
2) Es soll eine Interimssynagoge eingerichtet werden, um während der
Dauer des Neubaues, am Sabbat und an Festtagen den Gottesdienst darin zu
halten.
3) Am Sabbat und an Festtagen darf weder am Abbruch der alten noch am Bau
der neuen Synagoge gearbeitet werden.
4) Die Vorbereitung und Ausführung des Neubaues und der inneren
Einrichtung des neuen Gotteshauses wird einem Komitee übertragen, dessen
Mitglieder zur einen Hälfte von dem vereinten Vorstand und Ausschuss der
Gemeinde, zur andern Hälfte von dem Herrn Rabbiner gewählt
werden.
Der Plan für den Bau und die innere Einrichtung ist vor dessen
Ausführung dem Vorstande und Ausschuss der Gemeinde und dem Herrn
Rabbiner zur Genehmigung vorzulegen.
5) Die den Kultus und die Liturgie in dem neuen Gotteshaus betreffenden Anordnungen
sind der Prüfung und Genehmigung des Herrn Rabbiners, welcher dabei die
geistliche Autorität vertritt zu unterwerfen. derselbe wird es sich
angelegen sein lassen, alles, was zur Verbesserung und zur Veredlung des
Gottesdienstes beitragen kann, zu befördern und eintreten zu lassen. Der
Vorstand und Ausschuss der Gemeinde werden hierbei nach Anleitung des
Regulativs vom Jahr 1839, dessen Vorschriften ausdrücklich vorbehalten
werden, unter Autorisation der betreffenden verehrlichen Staatsbehörde
verfahren.
6) Um den in Jahren vorgerückten Rabbiner, welchen der Allmächtige der
Gemeinde noch lange erhalten möge, in seiner Amtsführung zu erleichtern,
ist ihm ein zweiter Rabbiner an die Seite zu setzen, und bei dieser
wichtigen Wahl auf einen Mann Bedacht zu nehmen, von welchem zu erwarten
ist, dass er diesem schweren Amte gewachsen sei, und in Eintracht und
Einklang mit dem Herrn Rabbiner die Seelsorge führe, für das Wohl und
Heil der Gemeinde zu wahren und zu erhalten trachte. Es versteht sich
dabei von selbst, dass der vereinte Vorstand und Ausschuss bei dieser Wahl
regulativmäßig verfahren werden.
7) Für die Frauen ist nach altherkömmlicher Sitte ein mit einem eigenen
Eingange in die Synagoge versehener Chor zu errichten und darauf Bedacht
zu nehmen, dass dieselben in stiller, ungestörter Andacht an dem
Gottesdienste teilnehmen können.
8) Mit der Synagoge ist ein Frauenbad mit passender, zweckmäßiger
Einrichtung und die sonstige Gebäulichkeiten für den Dienst der Synagoge
zu verbinden.
Das Ausrufen der Mizwos, bei welchen ohne Unterschied des Ranges und
Vermögens eine Reihenfolge eintreten soll, ist in der neuen Synagoge
abzuschaffen, und für die Anstellung eines tüchtigen und qualifizierten
Vorsängers zu sorgen.
9) Den Eigentümern von Sitzen in der Männer- und Frauen-Synagoge sind
entsprechende Plätze in dem neuen Gotteshause mit denselben
Berechtigungen anzuweisen, unter welchen sie diese Plätze in der alten
Synagoge besessen haben.
Im Namen der israelitischen Gemeinde und kraft der in dem Regulativ
enthaltenen, durch vorschriftsmäßige Wahl und hochobrigkeitliche
Bestätigung übertragenen Amtsbefugnisse, nimmt der Vorstand und
Ausschuss das großartige Anerbieten der Herren Gebrüder Freiherren von Rothschild
mit allen vorstehenden Bestimmungen und Modalitäten an, und erfleht den
Segen des Himmels für dieses große, gottgefällige Werk und seine
großmütige, gottergebene Urheber. Möge dasselbe zum Frommen und
Gedeihen unserer Gemeinde gereichen, wie es ein Denkmal des religiösen
Sinnes und der Gottesfurcht seiner edlen Urheber sein und bleiben
wird! |
Dessen
zu wahrer Urkunde wurde vorstehende Bestimmung in doppelter Urschrift
ausgefertigt, unterschrieben und besiegelt.
So geschehen zu Frankfurt a.M. den 12. Mai 1843.
(L.S.) A. M. v. Rothschild.
(L.S.) Sal. M. v. Rothschild ins einem Namen und im Namen seiner
abwesenden Brüder.
(L.S.) Der vereinte Vorstand und Ausschuss der israelitischen
Gemeinde.
gez. Dr. Martin Emden. gez. Moritz Löb. Getz, gez. S. J.
Cahn. gez. Adolph S. Maas.
Für die Richtigkeit der Abschrift Jakob Wimpfen,
Protokollführer."
Anmerkungen: - Herr Anselm von
Rothschild: Freiherr Anselm Salomon von Rothschild, Bankier, Neue
Mainzer Straße E 10 r:
https://de.wikipedia.org/wiki/Amschel_Mayer_von_Rothschild
- Herr Salomon Mayer von Rothschild: Freiherr Salomon Mayer von
Rothschild, Bankier, Neue Mainzer Straße E 10 r:
https://de.wikipedia.org/wiki/Salomon_Rothschild
- Oberrabbiner Trier: Rabbiner Salomon Abraham Trier, Judengasse
B 106:
http://www.judengasse.de/dhtml.P128htm
- Herr Leopold Stein: Rabbiner Dr. phil. Leopold Stein:
https://de.wikipedia.org/wiki/Leopold_Stein_(Rabbiner)
https://www.deutsche-biographie.de/sfz81152.html
- Karl Meyer von Rothschild: Freiherr Carl Meyer von Rothschild, Neue
Mainzer Straße E 13 r:
https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Mayer_von_Rothschild
- James Meyer von Rothschild: Freiherr James Meyer von Rothschild,
Bankier in Paris:
https://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_Rothschild
- Mischna:
https://de.wikipedia.org/wiki/Mischna
- Kaddisch:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kaddisch
- Mizwos:
https://de.wikipedia.org/wiki/Mitzwa
- Dr. Martin Emden: Dr. jur. Martin Emden, Advokat, Lange Straße A
100 r.
- S. J. Cahn: Salomon Juda Cahn, Handelsmann, Lange Straße B 15 r.
- Jakob Wimpfen: Jacob Wimpfen, Handelsmann, Kolonialwaren, Tabak und
Landesprodukte, Bornheimer Straße B 19 r. |
Eine neue Synagoge und ein Versorgungshaus sollen gebaut
werden (1844)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Orient" vom 6. August
1844: "Frankfurt am Main, 23. Juli (1844). Die
Gemeinde lässt nun auf eigene Kosten eine Synagoge und ein
Versorgungshaus erbauen. Auch tritt eine Stiftung für jüdische Lehrer,
wie für die Witwen und Waisen derselben unter dem Namen
Creizenach-Stiftung ins Leben. - Nachdem der Vorstand die Unterstützung
des Gesuchs wegen der Wechselzahlung am Sonnabende verweigert, hat der Rabbiner
Stein der Petition das Wort geredet." .
Anmerkungen; Creizenach-Stiftung: Statuten der Creizenach-Stiftung, 1890,
Kumpf & Reis, Frankfurt a. M.
Auszug aus 'Einladungsschrift zu der am 19., 20. und 21. März stattfindenden
öffentlichen Prüfung der Real- und Volksschule der israelitischen Gemeinde
zu Frankfurt a. M.' Frankfurt a. M. Kumpf & Reis, 1883:
'Die Creizenach-Stiftung ist eine Witwen- und Waisenkasse für die
Hinterlassenen der dazu berechtigten Mitglieder des Lehrerkollegiums und
eine Hilfskasse für sämtliche an der Schule wirkende Lehrer und Lehrerinnen
im Falle einer Erkrankung oder bei körperlichem Leiden. Sie wird in ihrer
statutenmäßigen Wirksamkeit durch die ihr im Jahre 1873 (zum Andenken an den
am 6. Juni desselben Jahres verstorbenen, um unsere Schule und insbesondere
um die Creizenach-Stiftung hochverdienten Herrn B.(enedikt) H.(ayum)
Goldschmidt) von dem Herrn Leopold B. H. Goldschmidt zu Paris mit wesentlich
gleichem Zwecke als Annex beigefügte B. H. Goldschmidt-Stiftung in
erwünschter Weise gefördert. Wir geben am Schlusse dieses Programmes ein
Verzeichnis der im Laufe des Jahres für die Creizenach-Stiftung
eingegangenen Geldgeschenke Vermächtnisse und Gaben und indem wir für
dieselben im Namen der Schule unseren herzlichsten Dank aussprechen,
empfehlen wir die Förderung dieser wohltätigen Anstalt den Freunden unserer
Schule auf das angelegentlichste.'. |
In der Synagoge wird eine Orgel aufgestellt
(1844)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 4. November 1844: "Frankfurt am Main, 26.
Oktober (1844). Auf Betrieb Stein's hat die fast älteste aller deutschen
Synagogen eine Orgel erhalten. - Man bereitet sich hier vor, im Sommer
1845 die zweite Rabbinerversammlung hier zu bewirten". |
Die alte Synagoge reicht nicht mehr aus
(1845)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit des 19. Jahrhunderts" vom 9.
Februar 1845: "Frankfurt am Main, im Januar (1845). Dieser
Tage fanden in der hiesigen großen Synagoge wieder zwei Trauungen
öffentlich statt, bei welcher Gelegenheit sich die Unzweckmäßigkeit und
Unzulänglichkeit dieses Gebäudes für vergleichende Verrichtungen,
überhaupt für den Gottesdienst nach neuerem Zuschnitte sehr fühlbar
machte. Der Gemeindevorstand denkt ernstlich an einen Neubau, welchem
jedoch große Hindernisse im Wege stehen; eine vom Vorstande desfalls
erlassene Bekanntmachung hat allgemeine Missbilligung erfahren, weil man
sich in die privatrechtlichen Zuständigkeiten der dermaligen
Sessel-Inhaber Eingriffe erlauben will, die sich juristisch nicht rechtfertigen
lassen, und eine reiche Quelle von Prozessen werden dürften; auf diesem
Wege kommt man schwerlich zum Ziele. Jedenfalls wäre erst abzuwarten, was
die Rabbiner-Versammlung hinsichtlich der Liturgie bestimmen
wird." |
Eine neue Synagoge soll alsbald gebaut werden
(1845)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit des 19. Jahrhunderts" vom 9.
März 1845: "Vom Main. Die Würfel sind gefallen. Eine
Synagoge, welche sowohl den Anforderungen einer vollkommenen Architektur als
auch den inneren und äußeren Ansprüchen eines Gotteshauses entspricht, wird
recht bald zu den sehenswürdigen Bauten der freien Stadt Frankfurt werden
und dem gegenwärtigen, so rüstig für das materielle und geistige Wohl,
seiner Gemeinde wirkenden Vorstand ein beredtes Denkmal setzten, auch für
die späteren Enkel. Leider aber hat die Frage für die teilweise
Herbeischaffung der Finanzen schon zu Diskussionen zwischen dem
Gemeindevorstande und den Inhabern der Sesseln in der gegenwärtigen alten
Synagoge geführt. Ersterer berechnet nämlich den Normalwert eines Sessels in
der neuen Synagoge zu 150.- fl., wiewohl vorauszusehen ist, dass ein solcher
durch Konkurrenz auf einen viel höheren Preis kommen wird und den in der
alten Synagoge zu 50 fl. und verlangt deshalb von einem jeden Sesselinhaber
für seinen Sessel in der neuen Synagoge 100 fl.; letztere dagegen behaupten,
dass sie nun einmal einen Synagogensessel als Eigentum besitzen und dass sie
einen solchen auch in der neuen Synagoge in Anspruch nehmen könnten. Bereits
sind von Einzelnen der Letzern, an deren Spitze sich auffallenderweise der
abgetretene Rabbiner Trier gestellt hat, Proteste beim Vorstande eingereicht
worden. Allein obgleich Laie in der Jurisprudenz, möchte ich doch im
Widerspruch mit Ihrem Korrespondenten in Nr. 6 dieses Blattes behaupten,
dass das Recht auf Seiten des Vorstandes liegt. Denn das Synagogengebäude an
sich mit seinem Grund und Boden bleibt stets Eigentum der Gemeinde, kauft
das Gemeindemitglied in demselben sich einen Sessel, so erwirbt es sich
hierdurch nur das Recht, während der gewöhnlichen Gottesverehrung auf diesem
Sessel zu verweilen, welches Recht ihm sogar bei außergewöhnlichen Akten in
der Synagoge nicht eingeräumt wird; wenn nun die Gemeinde als solche ihr
Gebäude niederreißt, oder es verlässt und sich ein neues auf einem anderen
Orte erbaut, so kann das Individuum höchstens eine kleine Vergütung für
seinen Verlust, durchaus aber nicht den ganzen Wert eines neuen Sessels in
einem neuen Gebäude in Anspruch nehmen. - Doch überlassen wir ruhig die
Entscheidung der Zeit
|
und
freuen uns nur mit dem einfachen Faktum, das beschlossen wurde, jedenfalls
eine neue Synagoge zu erbauen. Dass zu der endlichen Herbeiführung dieses
Beschlusses die unermüdliche Tätigkeit des Rabbiners Stein vieles
beigetragen, ist nicht zu verkennen, sowie überhaupt auch von seinen Gegnern
zugestanden werden muss, dass er mit Ausdauer und Beharrlichkeit sein Ziel
erstrebt, welches er in der Stärkung des religiösen Lebens auf dem Wege des
besonnenen Fortschrittes findet. In dieser Beziehung darf ich nicht
unerwähnt lassen, dass derselbe freiwillig eine Anzahl Knaben und Mädchen um
sich sammelte, welchen er wöchentlich in drei bis vier Stunden den höhern
Religionsunterricht erteilt und sie auf solche Weise zur Konfirmation
vorbereitet."
Anmerkungen: - Rabbiner Trier: Rabbiner Salomon Abraham Trier, Judengasse B
106
http://www.judengasse.de/dhtml.P128.htm
- Rabbiner Stein:
http://www.judengasse.de/dhtml/P129.htm
http://deutsche-biographie.de/sfz81152.html. |
Bedeutende Spende für die neue Synagoge von Bankier B. H. Goldschmidt (1852)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 8. November 1852: "Frankfurt, 19. Oktober. Zum Neubau
der hiesigen Hauptsynagoge hat unser Mitbürger, Herr Bankier B. H.
Goldschmidt, großherzoglcher toskanischer Konsul, ein Mann, der überall,
wo es gilt, den bürgerlichen und religiösen Fortschritt zu fördern,
bereitwillig zur Hand ist, eine Summe von 20.000 Gulden unter der Bedingung
ausgesetzt, dass jener Neubau, dessen dringendes Bedürfnis sich mehr und
mehr herausstellt, bis zum nächsten Frühjahre in Angriff genommen sei. Es
steht mit Sicherheit zu erwarten, dass dieses Beispiel hochherziger
Gesinnung von anderen reichen Genossen des israelitischen Glaubens dahier
durch Nacheiferung gewürdigt werde. Je tiefer jeder wahre Patriot und
Menschenfreund die Kränkung mitfühlen muss, welche den israelitischen
Mitbürgern durch den eingetretenen Umschwung der Dinge auf dem politischen
Gebiete verursacht wurde, desto mehr muss man im Interesse der Allgemeinen
wünschen, dass die Israeliten deshalb in der Läuterung und würdigen
Hinstellung ihres Religionswesens nicht ermüden. Licht und Fortschritt
werden am Ende auf beiden Gebieten gekrönte Siege feiern.
(Man erinnere sich: Die, unter der geistlichen Leitung des Herrn Rabbiner
Leopold Stein stehende Hauptsynagoge ist ein höchst veraltetes
Gebäude, das kaum noch zu einem angemessenen Gottesdienste passt. Alle
Versuche, sie würdig zu restaurieren, scheiterten daran, dass die stabile
Partei, obschon die Minorität, die Gemeindegelder zur Herstellung dieser
Synagoge, in welcher ein umgestalteter Gottesdienst vollführt wird, zu
verwenden nicht gestatten wollte und statutenmäßig selbst die Majorität
darum nichts beschließen konnte. Während man die stabile Partei, welche die
größten Geldmänner in ihrem Schoße zählt, aus eigenen Mitteln eine neue
Synagoge unter der geistlichen Leitung des Herrn Rabbinen Hirsch baut, blieb
die alte Synagoge in ihrem verfallnen Zustande. Das oben bezeichnete
Geschenk des Herrn B. H. Goldschmidt zieht nun einen bedeutenden Teil der
Mittel zum Neubau auch dieser Synagoge her, und werden die vielen Anhänger
dieser nun wohl auch die Energie bekommen, die noch nötigen, allerdings
großen Mittel zu erlangen. Redaktion der Allgemeinen Zeitung des Judentums)"
Anmerkungen: - B. H. Goldschmidt: Benedikt Hayum Goldschmidt
https://de.wikipedia.org/wiki/B.H._Goldschmidt
http://www.judengasse.de/dhtml/F028.htm und
http://www.geni.com/people/Benedict-Goldschmidt/6000000013185230929
- Rabbiner Stein:
http://www.judengasse.de/dhtml/P129.htm und
http://deutsche-biographie.de/sfz81152.html
- Rabbiner Hirsch: Rabbiner Samson Raphael Hirsch
http://www.judengasse.de/dhtml.P134.htm
https://de.wikipedia.org/wiki/Samson_Raphael_Hirsch |
Für den Neubau der Synagoge sind hohe freiwillige Beiträge
eingegangen (1853)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 14. Februar 1853: "Frankfurt am Main, 21. Januar. Zu
dem Neubau für die hiesige
israelitische Gemeinde sind bereits über 70.000 fl. freiwillige Beträge der
Synagoge gezeichnet." |
Über das Synagogenbau-Projekt (1853)
Anmerkung: kritischer Artikel aus konservativ-orthodoxer Sicht.
Artikel
in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 1. April
1853: "Der projektierte Reformtempel zu Frankfurt
Folgende Notiz entnehmen wir dem vermischten Nachrichten der Köln. Zeitung:
'Durch die Beisteuer des Herrn v. Rothschild und anderer Glaubensgenossen
ist in Frankfurt die neue Synagoge vollendet, und kann jetzt mit der inneren
Einrichtung des schönen, im gotischen Stile gehaltenen Baues begonnen
werden. Dieser Tempel soll der altgläubigen Gemeinde dienen, welche sich von
allen Neuerungen ferngehalten hat. Die altgläubigen Juden haben zugleich
einen Tempel für die refomiert-jüdische Gemeinde bedeutende Summen
gezeichnet.'
Wenn es wahr ist, dass von Altgläubigen bedeutende Summen zur Errichtung
eines Reformtempels gezeichnet worden sind, so können wir nicht umhin, unser
Erstaunen über eine solche Handlung kundtun. Diese Freigebigkeit, die an
jedem andern Orte wünschenswert gewesen wäre, können wir hier nur den
gerechten Tadel entgegensetzen. Man scheint die bitteren Erfahrungen
vergessen zu haben, die man in Frankfurt vor dem 48er Jahre gemacht hatte,
als man noch von oben herab das Treiben der Reform begünstigte. Die
Orthodoxen mussten sehen, wie eine Orgel in ihrer Synagoge gebaut wurde, in
der Jahrhunderte lang der Gottesdienst nach altjüdischem Ritus abgehalten
wurde, sie mussten, von der Stein’schen Verschlimmbesserung* des
Gottesdienstes aus der Synagoge getrieben, andere Betlokale aufsuchen, sie
mussten erdulden, wie man alle möglichen Mittel aufbot, damit sie sich nicht
als Gemeinde konstituieren konnten und nun ist man so freigebig und zeichnet
Summen zur Erbauung eines Tempels zur Untergrabung wahrer und echter
Religiosität. Und wer hat denn die Idee zur Erbauung eines Tempels angeregt,
ist sie etwa durch das Bedürfnis angeregt worden? Oh, nein! Jener Mann, der
im Montagskränzchen seine politischen Gesinnungen auftischte, jener Mann,
der das Werk der Penelope* treibt, der im Friedenskongress seine Öl- und
Feigenblätter spendete, während er in seiner Gemeinde den Erisapfel*
hinwarf. Derselbe Mann, der zu keiner Zeit und bei keiner Gelegenheit seine
Ostentationssucht unterdrücken kann, er ist es, der, um wieder ein
Zeitungslob zu erhaschen, die Köpfe mit Tempelbau beunruhigt. Sucht man etwa
eine Genugtuung darin, dass der Reformtempel nicht ohne das Geld der
Orthodoxen aufgebaut werden könne? Möge man doch nicht vergessen, dass man
durch solche Unterstützungen dem eigenen Tempel, die Stütze entzieht. Die
Orthodoxen haben es nun einmal so weit gebracht, dass sie ihren eigenen
Gottesdienst haben können, sie haben ihren eigenen Rabbiner; sie gründen
ihre eigene Schule*, damit den Kindern die verderblichen Prinzipien der
Neologie nicht eingeflößt werden, mögen sie sich in acht nehmen, dass sie
nicht durch solche Munifizenz den Fleck neben das Loch legen.
*Anmerkungen: - Stein’sche Verschlimmbesserung: Rabbiner Dr. Leopold
Steins Reformen
https://de.wikipedia.org/wiki/Leopold-Stein(Rabbiner)
http://www.judengasse.de/dhtml.P.129.htm
http://steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=1711
- Penelope:
https://wikipedia.org/wiki/Penelope_(Mythologie) )
- Erisapfel: https://wikiepedia.org/wiki/Zankapfel
- ..den eigenen Tempel: siehe
Artikel zur Synagoge Beth Tefilla Jeschurim
- ..ihren eigenen Rabbiner: gemeint Rabbiner Samson Raphael Hirsch
https://de.wikipedia.rog/wiki/Samson-Raphael-Hirsch
https://www.deutsche-biografie.de/pnd118774522.html
https://www.spektrum.de/lexikon/juedischephilosophen/samson-raphael-hirsch/162
- … die eigene Schule: Samson-Raphael-Hirsch-Schule:
https://de.wikipedia.org/wiki/Samson-Raphael-Hirsch-Schule |
Der Hauptsynagogenneubau soll verwirklicht werden
(1853)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 21. November 1853: "Frankfurt, 28. Oktober (1853).
Die hiesige israelitische Gemeindeverwaltung hat gestern in
gemeinschaftlicher Sitzung des Vorstandes und Ausschusses den
entscheidenden Beschluss gefasst, mit dem Hauptsynagogenneubaue
nunmehr ernstlich voranzugehen, und zu diesem Behufe die in der Gemeinde
mit vieler Bereitwilligkeit gezeichneten Gelder, unter denen bekanntlich
20.000 Gulden von Seiten des Herrn B. H. Goldschmidt und 20.000 Gulden von
Seiten des Herrn von Rothschild als Geschenke obenan stehen,
einzukassieren. Durch diesen bevorstehenden Bau wird unsere Stadt um ein
schönes öffentliches Gebäude bereichert und findet ein dringendes
religiöses Bedürfnis bei einer namhaften und achtbaren Anzahl unserer
Mitbürger endlich seine Befriedigung, weshalb man ein Recht hat, sich
jenes Beschlusses doppelt zu freuen."
Anmerkung: B.H. Goldschmidt: Benedikt Hayum Goldschmidt
https://de.wikipedia.org/wiki/B.H._Goldschmidt |
Die zwei letzten Vorträge von
Rabbiner Leopold Stein in der alten Synagoge (1853)
Siehe die online zugänglich Publikation: "Die zwei letzten Vorträge in der alten
Synagoge". Gehalten von Leopold Stein, Rabbiner der israelitischen Gemeinde zu
Frankfurt a.M.
Frankfurt am Main. Schmerber'sche Buchhandlung (Nachfolger H. Keller.) 1853.
Enthält die Vorträge: I. Rabbiner und Gemeinde. II. Das Haus des Herrn,
(Abschiedswort.)
Online zugänglich über
http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/freimann/content/titleinfo/2013307
Nach dem Wochenfest soll die Grundsteinlegung für die neue
Synagoge sein (1855)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 4. Juni 1855: "In Frankfurt am Main soll bald nach dem
Schebuothfeste die Grundsteinlegung der neuen Synagoge statthaben".
|
Grundsteinlegung zur neuen Gemeindesynagoge
(1855)
Anmerkung: gemeint ist in Mannheim die Hauptsynagoge in F 2, 13, die in
Mannheim am 29. Juni 1855 von Rabbiner Moses Präger eingeweiht wurde, unter der
musikalischen Mitwirkung von Hermann Levi (1839 -1900) und dem damaligen
Dirigenten Vinzenz Lachner.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 6. August 1855: "Vom Rhein, im Juli (1855). In Frankfurt
am Main wurde am 28. Juni unter großer Feierlichkeit der Grundstein zur
Gemeindesynagoge gelegt und am 29. dieses Monats fand die Einweihung der
prachtvollen Synagoge in Mannheim
statt." |
Für die neue Synagoge wird eine Orgel gebaut
(1857)
Anmerkung: es handelte sich um eine Orgel der Firma E. F. Walcker & Cie. mit 3
Manualen und 37 Registern.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 20. April 1857: "Worms, im April (1860). Für die neue Synagoge
in Frankfurt am Main wird eine Orgel im Werte von 8.500 Gulden
gebaut." |
Einweihung der Synagoge (1860)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Mai 1860: "Frankfurt
am Main, 24. März (1860). Der Einweihung der neuen Synagoge der
Reformgemeinde der hiesigen Juden, die gestern Nachmittag von 5-9 in
feierlicher Weise stattfand, wohnten von christlicher Seite die beiden
Herren Bürgermeister mit dem ganzen Senat bei; dann die Mitglieder des
ständigen Bürgerkollegiums und das Bureau der gesetzgebenden
Versammlung, sowie die Geistlichen aller Konfessionen. Auch mehrere
diplomatische Persönlichkeiten und Konsuln bemerkten wir unter den von
der Gemeinde zu der Feier besonders eingeladenen
Gästen". |
Kritisches zur Orgel in der Synagoge sowie zu weiteren
Neuerungen unter Rabbiner Stein (1860)
Anmerkung: dieser Artikel erschien in der orthodox-konservativen Zeitschrift
"Der Israelit"
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Juni
1860: "Frankfurt am Main, im Juni (1860). Wenn Sie, geehrter
Herr Redakteur, mit Recht auf die Fortschritte hinweisen, welche das
orthodoxe Judentum seit einem Jahrzehnt in so vielen größeren und
kleineren Gemeinden gemacht; wenn Sie unter anderem auch auf unser
Frankfurt, die Stadt und Mutter in Israel hinblicken, wo die
Kräfte in so großem Maßstabe, sich wieder vereinigen, um dem schon halb
verloren geglaubten Judentum, rein und unverfälscht, seine Berechtigung
wieder zu erkämpfen; wo es in verjüngter Kraft sich entfaltet, allen
glaubenstreuen Brüdern in der Nähe und Ferne zur Ermutigung und zum
Troste: so ist es nicht minder erhebend und belehrend, auch einmal einen
Blick zu werfen auf die entgegengesetzten Bestrebungen, für die hier
nicht minder Opfer gebracht werden an Geld und Zeit. - Die hiesige
israelitische Gemeinde, an deren Spitze Herr Rabbiner Stein als
Geistlicher steht, hat einen neuen Tempel erbaut, und eine Orgel
hergeschafft, die an Tonfülle und Wert keiner anderen in den hiesigen
Kirchen nachsteht. Viele tausend Gulden hat diese Orgel, das glänzend
ausgestattete Gebäude aber Hunderttausende gekostet. Dazu hat Rabbiner Stein
ein neues Gebetbuch verfasst, welches ebenfalls im Druck erschienen ist.
Da der vierstimmige Chor aus musikalischen Damen und Herren besteht
und mithin nichts zu wünschen übrig lässt; da ferner auch der Kantor
ein beliebter Sänger und Herr Stein, als volkstümlicher
Predigerin hiesiger Gemeinde anerkannt, mit einer sonoren Stimme begabt
ist; da mit einem Worte hier gar nichts fehlt, was eine Gemeinde oder ein Rabbiner
der reformistischen Richtung nur ersterben kann; so hat man hinreichenden
Grund zu der Voraussetzung, dass das Ergebnis des glücklichen
Zusammenwirkens aller Faktoren ein in jeder Beziehung |
glänzendes
sein müsse. Hier aber in der Frankfurter neuen Synagoge zeigt sich wieder
einmal in eklatanter Weise, wie alle die äußeren Mittel, Andacht zu
erregen, unwirksam bleiben, wie alle die neuerfundenen Lockspeisen doch
den alten Kern von innerer Frömmigkeit nicht ersetzen können, die den
echten Juden innewohnt. - Zwar war bei der Gelegenheit ihrer Einweihung
die Synagoge gedrängt voll. Selbst viele Christen waren begierig, der
Feierlichkeit mit beizuwohnen und die Einweihungspredigt mit anzuhören,
die Herrn Stein so viel Ehre und Ruhm bringen sollte! - Allein schon am
ersten Sabbat-Morgen, als ein Synagogen-Vorstandsmitglied, eine
Überfüllung des Hauses befürchtend, den Gendarmen scharfe Ordre gab,
niemanden ohne Eintrittskarte zuzulassen, zeigte sich ein so schwacher
Zudrang von Andächtigen, dass dasselbe umsichtige
Synagogen-Vorstands-Mitglied sich bewogen fühlte, jenes Verbot
schleunigst wieder aufzuheben, damit im buchstäblichen Sinne durch
Lückenbüßer aller Art die leeren Räume gefüllt worden. Geht man aber
jetzt, also nur drei Monate nach der Einweihung, in die neue Synagoge, so
erblickt man kaum die Hälfte der Stätten besetzt, und diese Hälfte
besteht zum kleinsten Teil aus Mitgliedern der Gemeinde. Außer den
besoldeten Dienern der Synagoge erblickt man unter den Besuchern meist
solche, welche entweder schon gebetet haben oder überhaupt nicht beten,
viele Neugierige, Arme, Soldaten, Gähnende und Singende. Die deutschen
Gebete, die Rabbiner Stein abwechselnd mit den hebräischen des Kantors
vorträgt, beschämen manches schöne Stückchen Piut an Länge,
und wenn Herr Stein, - was mit zur Weihe und Salbung gehört - die
vielverschiedenen Plätze auf- und absteigt, von denen aus er seine
Gemeinde haranguiert, so wird es einem gar wunderlich und schwindlig
zumute. War nun überhaupt der ganze kostspielige Bau kein Bedürfnis
gewesen, so hatte er doch das Gute, dass die arbeitende Klasse etwas dabei
verdient hat, obwohl die ungeheuren Summen allerdings nutzbringender
hätten verwandt werden können. Bleibenderer Nutzen würde jedoch daraus
erwachsen, wenn andere Gemeinden sich dieses Beispiel zu Warnung dienen
ließen und zu der Einsicht gelangten, dass das Heil des Judentums nicht
auf gottesdienstlichen Reformen beruht, und dass das ganze theatralische
Beiwerk nicht imstande ist, die Herzen zu erwärmen, noch weniger einen
denkenden Kopf auf die Dauer zu fesseln." |
Dank-Gottesdienst in der Synagoge für die vollständig
erreichte Emanzipation (1864)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
26. Oktober 1864: "Frankfurt a. M., den 11. Oktober. Am
verflossenen Samstag wurde hier in beiden Synagogen ein Dank-Gottesdienst
für die nunmehr vollständig erlangte Emanzipation abgehalten. - Unsere
Erub-Angelegenheit geht nun auch einer angemessenen Lösung entgegen. Durch
das Entfernen der Stadttore nämlich durfte man hier seit einiger Zeit am
Sabbat nicht mehr tragen; die israelitische (orthodoxe)
Religionsgesellschaft hat sich nunmehr erboten, die Stadt mit elektrischen
Uhren zu versorgen und der Magistrat hat dieses Anerbieten angenommen. Die
hierzu erforderlichen Mittel werden durch freiwillige Beiträge aufgebracht,
und hat sich bei dieser Gelegenheit die Opferfreudigkeit unserer
Religionsgesellschaft wiederum aufs Glänzendste bewährt.
Anmerkungen: - Erub-Angelegenheit:
https://de.wikipedia.org/wiki/Eruv
- Stadttore:
https://wikipedia.org/wiki/Frankfurter_Stadtbefestigung. |
Durch den Abbruch der Judengasse steht die Synagoge frei
(1885)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 30. Juni 1885: "Die Judenstadt fällt - die Synagoge
besteht. Man schreibt aus Frankfurt am Main vom 19. Juni (1885).
An der Nordseite der Gasse ist in den letzten Wochen das alte
israelitische Caféhaus neben der großen Synagoge - früher hie0 es Café
Sichel, zuletzt Café Stark - vollkommen niedergelegt worden. Welche Werte
mögen in den alten verräucherten Räumen während der langen Zeit des
Bestandes dieses Cafés, in welchem ein Teil der israelitischen
Handelswelt, namentlich in früherer Zeit, verkehrte, umgesetzt worden
sein! Vier Tragsteine, welche sich über den Eingängen des Cafés
befanden, und andere interessante Gegenstände wurden in das historische
Museum gebracht. Die ganze Seitenfront der Synagoge ist jetzt durch die
Niederlegung des Cafés sichtbar. Die schön früher vorhandene Absicht,
die ganze Synagoge frei zu legen, war an den übermäßigen Forderungen
der Anlieger gescheitert. Wie verlautet, sollen jetzt wieder Verhandlungen
mit verschiedenen Anliegern an der Rückseite wegen Ankaufs ihrer Häuser
seitens der israelitischen Gemeinde stattfinden. Die rechts und links vom
Rotschild'schen Stammhaus befindlichen Häuser, welche diesem zur Stütze
dienen, werden erst jetzt abgebrochen. Die beiden Seiten des Hauses sollen
künftig durch besondere Brandmauern abgeschlossen sein, und deren Bauwerk
ist jetzt so weit gediehen, dass mit dem Abbruch der daneben befindlichen
Häuser begonnen werden konnte. Das Rothschild'sche Stammhaus wird
künftig allein noch den Typus der Häuser der ehemaligen Judengasse repräsentieren.
Von dieser wird aber auch der Name schwinden, da sie künftig ebenso wie
die Bornheimer Gasse, in welche sie ausmündet, den Namen 'Börnestraße'
führen soll. An der Bornheimer Gasse sind die Straßenschilder demgemäss
bereits umgeändert.
Es liegt in diesem Vorgang, dass durch die Abtragung der alten Judengasse
die Synagoge ganz offen und sichtbar gelegt wird, etwas
Vorbildliches." |
Der Toraschrein aus der alten Synagoge wird in der Löb
Reiß-Synagoge angebracht (1887)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. August
1887: "Frankfurt am Main, 7. August (1887). In der alten
Frankfurter Synagoge, der sogenannten 'Altschul', befand sich ein
marmorner Toraschrein, der seinerzeit beim Niederreißen der Synagoge
erhalten wurde. Da derselbe ein wertvolles Kunstwerk ist, soll er in der
neuen, im Religionsschulgebäude eingerichteten Löb-Reiß-Synagoge
angebracht und deshalb vorher renoviert und in derselben Weise, wie er
früher war, hergestellt werden. Die Frau Baronin Wilhelm von Rotschild
hat zu diesem Zwecke die Summe von zweitausend und fünfhundert Mark
gespendet. -
Berichtigend sei hier bemerkt, dass das ursprüngliche Kapital der Löb
Reiß-Stiftung nicht, wie es in einer unlängst von mir gemachten
Mitteilung in Folge eines Druckfehlers hieß, 7000, sondern siebenzig
tausend Gulden betrug." |
Gründung eines Vereins u.a. für die Anmietung von
Gottesdiensträumen zu den hohen Feiertagen (1887)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Oktober
1887: "Frankfurt a. M., 12. Oktober. Für die Feiertage genügen
in der Regel die in den Synagogen vorhandenen Plätze nicht und werden an
hohen Festtagen schon seit Jahren von Gesellschaften Privaträume für
gottesdienstliche Zwecke gemietet. Zur Gründung eines Vereins, der den
gleichen Zweck verfolgt, fand im üblichen Saale des 'Cafe Börne'
(Börnestraße) eine Versammlung statt. Als Ergebnis der sehr lebhaft
geführten Verhandlungen der zahlreich erschienen Familienoberhäupter wurden
die Satzungen festgestellt, nach welchen der neue Verein auch bei
Krankheits- und Sterbefällen seine Mitglieder unterstützen wird. Jeder
unbescholtene Mann soll dem Vereine beitreten können. Als Beitrag werden 20
Pfennige per Woche von jedem Mitglied erhoben. Zum ersten Vorsitzenden wurde
Herr Josef Süß, zum zweiten Vorsitzenden Herr Leopold Fuld und
zum Kassierer Herr Simon Groß gewählt."
Anmerkungen: - Feiertage: gemeint insbesondere Neujahr - Rosch haSchana
https://de.wikipedia.org/wiki/Rosch_ha-Schana Jom Kippur:
https://de.wikipedia.org/wiki/Jom_Kippur Pessach:
https://de.wikipedia.orgwiki/Pessach
- Josef Süß: Josef Süß, Handelsmann, Klostergasse 2b
- Leopold Fuld: Leopold Fuld, Kaufmann, Rechneigrabenstraße 122
- Simon Groß: Simon Groß, Möbelhandlung, Mainstraße 24p., Gl. Börnestraße
27p. |
Renovierung der Hauptsynagoge (Börnestraße) (1912)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12.
Juli 1912: "Renovation der Hauptsynagoge. Die vor 50 Jahren
errichtete Hauptsynagoge wird einer vollständigen Renovation unterzogen. An
den stark verwitterten Sandsteinfassaden müssen in großem Umfange Steine
ergänzt werden, die Kuppeln erhalten neue Kupferbedachung, die Ausmalung des
Innenraumes erfolgt in moderner Manier, jedoch im Einklang an den vorzüglich
durchgeführten maurischen Stil der Architektur. Da bisher Garderobenräume
fehlten, werden diese durch komplizierte Umbauten geschaffen.
In den Kellerräumen fanden sich unter Schutt vergraben sehr interessante
Steine aus zwei Epochen von früher auf diesem Platze stehenden Synagogen.
Die hebräischen Inschriften sind sehr gut lesbar und geben über Zweck und
Zeit genau Aufschluss. Sie werden an geeigneter Stelle wieder eingemauert
werden.
Die Bauleitung liegt in den Händen des Architekten Fritz Epstein."
Anmerkungen: Fritz Epstein: Fritz Epstein, Architekt, Unterlindau 29
https://frankfurt-de/frankfurt-entdecken-und-erleben/stadtportrait/stadtgeschichte/stolpersteine/stolpersteine-im-westend/familien/epstein-fritz-margarethe-werner-und-alfred |
Bei der Renovierung der Hauptsynagoge (Börnestraße) wurden
Inschriftensteine früherer Synagogen gefunden
(1912)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 2. August 1912: "Bei den jetzt in Frankfurt am Main zur
Ausführung gelangenden Renovationsarbeiten in der Hauptsynagoge in der
Börnestraße fand man in den Kellerräumen unter Schutt vergraben
hochinteressante Steine, die von früher auf diesem Platz stehenden Synagogen
herstammen. Sie haben vielfach gut lesbare hebräische Inschriften, die
über Zweck und Zeit genau Aufschluss geben." |
Die Hauptsynagoge an der Börnestraße wurde umgebaut und
vollständig renoviert (1912)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 11. September 1912: "Frankfurt am Main, 8. September
(1912). Die Hauptsynagoge an der Börne- und Allerheiligenstraße, die vor
fünfzig Jahren errichtet wurde, ist umgebaut und vollständig renoviert
worden. Das vordem etwas düstere Gebäude hat ein freundlicheres Ansehen
erhalten und lässt jetzt seine in vorzüglicher Weise durchgearbeiteten,
maurischen Formen wirksam in Erscheinung treten. Der Innenraum hat eine
erstaunliche Änderung durchgemacht. Durch die neue Ausmalung ist ein
stimmungsvoller Raum geschaffen worden, die imposanten Verhältnisse sind
durch die lebhafte Farbengebung gewachsen. Die stets wechselnden Malereien
sind, obschon die maurischen Architekturformen den Ausgangspunkt bildeten,
in durchaus freier, farbenfroher Weise entworfen. Einen Glanzpunkt bildet
die Partie am Allerheiligsten, ein Akkord von gelb, rot und blau, während
die Gewölbe und Wandflächen der Mitteil und der Seitenschiffe ihren
Grundton mit gesteigerter Wirkung von oben nach unten in grau und und blau
haben, wobei alle Partien durch dezent angebrachte, echte Vergoldung
illuminiert sind. Auch die Eingänge mit den neugeschaffenen Nebenräumen
sind in der Farbe vornehm gestimmt. Interessant sind hier eingemauerte,
antike Steine mit hebräischen Inschriften und Skulpturen, die sich im
Schutt der Kellerräume vorgefunden haben und aus den Synagogen
entstammen, die vordem am selben Platz gestanden haben. Zwei Schlusssteine
sind aus der 1711 abgebrannten Synagoge. Sie sind in der späteren
Synagoge wieder verwandt worden und mit nachträglich eingemeißelten
Inschriften versehen, die die Freude über den gewaltigeren Neubau
ausdrücken. Die Steine kommen also jetzt wieder zu ihrem Rechte. Dann
sind rechts und links im Vordereingang zwei Türstürze der Eingange der
1712 erbauten Synagoge und über der Mitteltüre zum Innenraum ein
sogenannter 'Chuppastein' (Hochzeitsstein) angebracht, den man nur noch
selten antrifft. Nach jüdischem Brauch wurde an diesem Stein, der sich an
der Außenwand der Synagoge befand, bei Trauungen ein Glas zerschellt. Die
gesamten Arbeiten leitete Architekt Fritz Epstein, Frankfurt am Main. Die
Synagoge wird zu Rosch haschonoh wieder in Benutzung
genommen." |
|
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 11. September
1912: "Frankfurter Berichte. Renovation und 50-jähriges Jubiläum
der Hauptsynagoge.
Die Hauptsynagoge an der Börne- und Allerheiligenstraße, die vor 50 Jahren
errichtet wurde, ist umgebaut und vollständig renoviert worden.
Das vordem etwas düstere Gebäude hat ein freundlicheres Aussehen erhalten
und lässt jetzt seine in vorzüglicher Weise durchgearbeiteten maurischen
Formen wirksam in Erscheindung treten.
Der Innenraum hat eine erstaunliche Änderung durchgemacht. Durch die neue
Ausmalung ist ein stimmungsvoller Raum geschaffen worden. Die imposanten
Verältnisse sind durch die lebhafte Farbengebung gewachsen. Die stets
wechselnden Malereien sind, obschon die maurischen Architekturformen den
Ausgangspunkt bildeten, in durchaus freier, farbenfroher Weise entworfen.
Einen Glanzpunkt bildet die Partie am Allerheiligsten, ein Akkord von Geld,
Rot und Blau, während die Gewölbe- und Wandflächen der Mittel- und der
Seitenschiffe ihren Grundton in gesteigerter Wirkung von oben nach unten in
Grau und Blau haben, wobei alle Partien durch dezente, echte Vergoldung
illuminiert sind.
Auch die Eingänge mit den neugeschaffenen Nebenräumen sind in der Form
vornehm gestimmt. Interessant sind hier eingemauerte antike Steine mit
hebräischen Inschriften und Skulpturen, die sich im Schutt der Kellerräume
vorgefunden haben und aus den Synagogen entstammen, die vordem am selben
Patze gestanden haben.
Die gesamten Arbeiten leitete Architekt Fritz Eppstein - Frankfurt am Main.
Die Synagoge wird zu Rosh-haschonoh wieder in Benützung genommen." |
Über die Steinfunde in der Hauptsynagoge (Börnestraße) (1912)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 11. September
1912: "Steinfunde in der Frankfurter Hauptsynagoge. Bei den in
den letzten Monaten vorgenommenen Renovierungsarbeiten der Hauptsynagoge
fanden sich unter anderen Bruchstücken (Marmorteile eines Oraun
Hakaudesch = Toraschreines) verschiedene mit interessanten Inschriften
versehene Steine aus der nach dem Brande von 1711 neuerrichteten Synagoge,
welche 1854 niedergelegt wurde.
Es sind dies:
Zwei Türgewänder in Basaltstein mit hebräischer Inschrift in
Hochrelief. Die erste Reihe der Inschrift nennt das Jahr der
Errichtung des Baus: '1712' und die zweite lautet auf deutsch: 'Das ist
das Tor Gottes, die Gerechten gehen darin ein.'
Zwei Ringe gotischen Charakters, in rotem Mainsandstein. Diese
Ringe trugen die Deckengewölberippen im Hauptschiff und waren
gleichzeitig Träger der Beleuchtungskörper.
Der eine Ring trägt auf seinen Seitenflächen in Hochreliefschrift eine
Aufschrift, die in deutscher Übersetzung lautet: 'Viel großer ist dies
letzterbaute Haus als das erste' und die Jahreszahl 1670. Die Zahl 1650
soll wohl andeuten, dass die 1711 abgebrannte Synagoge im Jahr 1650 erbaut
worden war. Die rechtsseitige Aufschrift in weniger klassischem Hebräisch
lautet: 'B'Esras Zuri ascher Scheman El Hoacharaun Wehorischaun'
(Mit Hilfe meines Gottes, dessen Namen ist: Gott der ist der letzte und
war der erste).
Der andere Ring trägt die Inschrift auf seiner Untersichtsseite in
vertieften Buchstaben und nimmt inhaltlich gleichfalls Bezug auf die
Zerstörung der vorherigen Synagoge. Seine Inschrift lautet in
Übersetzung: 'Zur Zeit der Zerstörung dieses flossen Tränen aus aller
Augen. Aber da sie mich neu erstehen sahen, freuten sie sich.'
Von nicht geringerem Interesse ist ein gleichfalls gut erhaltener Chupoh-Stein
(Hochzeitsstein) in Bockenheimer Basalt. Dieser Stein befand
sich im Hofe, in dem die Trauungen stattfanden. An ihm hat man das Knaß
gelegt, indem man an ihm ein Glas zerbracht. Seine abgekürzte Inschrift
lautet in Übertragung: 'Die Stimme der Wonne und die Stimme der Freude,
die Stimme des Bräutigams und die Stimme der Braut.'
Der letzte Fund betraf einen Sockel in rotem Sandstein. Dieser
Sockel ist oben breit und nach unten in Halbrund spitz zulaufend. Er
trägt in vertieften Initialen lediglich die Inschrift: 'Liruscholojim'
(nach/für Jerusalem). Die Form ließ im ersten Augenblick auf eine
Sammelbüchse mit der Bestimmung des Ertrags für Jerusalem schließen.
Nach eingehender Erforschung jedoch dürfte es sich hier um den Stein
handeln, den Jausef Aumetz auf S. 192 beschreibt. Er befand sich im Hofe
zwischen Altschul und Neuschul, und in Erinnerung an das zerstörte
Heiligtum in Jerusalem setzten sich die Trauernden (Awelim) nach
Beendigung des Frühgottesdienstes am Sabbat einen Augenblick auf ihn
nieder. Das Alter des Steines muss ein viel höheres sein als das der
vorher erwähnten Steine. G. Frohmann-Holländer". |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 17. Januar 1913: "Steinfunde in der Synagoge
Börnestraße zu Frankfurt am Main. Von S. Holländer,
Steinmetz.
Bei den Renovierungsarbeiten fanden sich dieser Tage im Kellergewölbe der
Synagoge Börnestraße in Frankfurt am Main unter anderen Bruchstücken
(Marmorteile eines Aron Hakodesch = Toraschrein) verschiedene mit
interessanten Inschriften versehene Steine aus der nach dem Brande von
1711 neu errichteten Synagoge, welche 1854 niedergelegt
wurde.
Fig. A und B sind zwei Türgewänder in Basaltsein mit nachfolgender
Inschrift in Hochrelief. Im Jahr 472 nach der kleinen Zählung (Fehler
korrigiert), ausdrückend, dass der Bau im Jahre 1712 errichtet wurde;
und darunter die Abbreviatur: SHLZJ"B; die punktierten
Anfangsbuchstaben des: se haschaar l'adonai zadikim jovaun vau, das ist:
das Tor Gottes, die Gerechten gehen darin ein.
Figur C und D zeigen zwei Ringe gotischen Charakters in rotem
Mainsandstein, welche die Deckengewölberippen im Hauptschiff der Synagoge
abfingen und gleichzeitig Träger der Beleuchtungskörper waren. Ring C
trägt auf seinen Seitenflächen in Hochreliefschrift die Aufschrift
links: godaul hu habaijis haacharaun jausser min harischaun, d.h.
'Viel großer ist das letzterbaute Haus als das erste', mit der
Interpunkten T"J gleich 1650. Die Zahl 1650 soll wohl andeuten, dass
die 1711 abgebrannte Synagoge in Jahr 1650 erbaut worden war. Die
rechtsseitige Aufschrift in weniger klassischem Hebräisch lautet: beesras
zuri ascher schemau el haacharaun weharischaun, d.h. mit Hilfe meines
Hortes, dessen Name
ist: der Gott, der er früher gewesen - jetzt noch ist.'
Ring D trägt die Inschrift auf seiner Untersichtseite in
vertieften Buchstaben und nimmt inhaltlich gleichfalls Bezug auf die
Zerstörung der vorherigen Synagoge; die lautet (hebräisch und deutsch):
'Zur Zeit der Zerstörung dieses flossen Tränen aus aller Augen, aber
da sie mich neu erstehen sehen, da freuen sie sich.'
Von nicht geringerem Interesse ist der gleichfalls schön erhaltene Stein
(Fig. §) in Bockenheimer Basalt. Er war allenthalben als der Chupohstein
bekannt und befand sich im Hofe, in welchem die Trauungen stattfanden. An
ihm hat man das Knaß gelegt, indem man an ihm ein Glas
zerbracht.
Seine abgekürzte Inschrift B"KW CH"K SCH"KW SCH"K lautet
in Übertragung: 'Kaul sosaun wekaul simchoh kaul choson we kaul kalloh:
die Stimmen der Wonne und die Stimmen der Freude, die Stimme des Bräutigams
und die Stimme der Braut':
Fig. F gibt einen roten Sandstein wieder, der in vertieften
Initialen lediglich die Inschrift liruscholajim trägt. Die Form
ließ im ersten Augenblick auf eine Sammelbüchse mit der Bestimmung des
Ertrags für Jerusalem schließen. Nach eingehender Forschung jedoch
dürfte es sich hier um den Stein handeln, den Omez Josef auf Seite
192 beschreibt. Er befand sich im Hofe zwischen Altschul und
Neuschul, und in Erinnerung an das zerstörte Heiligtum in Jerusalem
setzten sich die Trauernden und nach Beendigung des Frühgottesdienstes am
Sabbat einen Augenblick auf ihm nieder. Das Alter dieses Steins muss ein
viel höheres sein als das der vorher erwähnten." |
Bekanntgabe von Gottesdienstzeiten zu den hohen Feiertagen (1914)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 18. September 1914: "Israelitische
Gemeinde
Hauptsynagoge: Freitag, den 18. September. abends 6 Uhr Rabb. Dr.
Seligmann. Samstag, 19. September, morgens 9 Uhr Rabbiner Dr. Lazarus.
Nachmittags 4 Uhr., Sabbatausgang 7 Uhr 10 Min. Wochengottesdienst: Morgens
7 Uhr, nachmittags 4 Uhr. Neujahrsfest: Sonntag, 20. September,
abends Rabbiner Dr. Seligmann, Predigt Rabbiner Dr. Lazarus. Nachmittags 4
Uhr, Festesausgang 7 Uhr 5 Min.
Synagoge am Börneplatz Freitags, 18. September, abends 6
Uhr. Samstag, 19. September, abends 6 Uhr. Samstag, 19. September,
Frühgottesdienst 6 Uhr 15 Min. Morgens 8 Uhr. Nachmittags 4 Uhr 30 Min.
Ausgang 7Uhr 15 Min. Wochengottesdienst Sonntag, morgens 5 Uhr. Freitag, 18.
September, Frankfurter Taanis, Minchagottesdienst 12 Uhr 45 Min..
Neujahrsfest. Sonntag, 20. September abends 6 Uhr 30 Min., Predigt.
Montag 21. September morgens 5 Uhr 55 Min, Predigt. Nachmittags 4 Uhr 30
Min. Abends 7 Uhr 5 Min. Dienstag, 22. September, morgens 5 Uhr 55 Min.,
nachmittags 4 Uhr 30 Min. Festesausgang 7 Uhr 30 Min. Wochengottesdienst:
Morgens 5 Uhr 15 Min., nachmittags 6 Uhr.
Synagoge an der Königsteiner Straße: Freitag, den 18. September.
Jugendgottesdienst 6 Uhr 30 Min, Rabbiner Dr. Lazarus. Samstag, 19.
September morgens 9 Uhr 30 Predigt Rabbiner Dr. Seligmann.
Wochengottesdienst: Morgens 7 Uhr 30 Min, nachmittags 7 Uhr. Neujahrsfest
: Sonntag, 20. September, abends 6 Uhr 30 Min., Rabbiner Dr. Seligmann.
Montag, 21. September, morgens 9 Uhr 30 Min. Rabbiner Dr. Lazarus. Abends 7
Uhr. Dienstag, 22. September, morgens 9 Uhr 30 Min., Rabbiner Dr. Seligmann,
Festesausgang 7 Uhr 5 Min.
Frankfurt-Loge, Eschersheimer Landstraße 27: Neujahrsfest.
Sonntag, 20. September ,abends 6 Uhr 30 Min. Montag, 21. September, morgens
7 Uhr., Predigt Dr. May, Nachmittags. 4 Uhr , abends 7 Uhr 5 Min. Dienstags,
22. September, morgens 7 Uhr, Predigt Rabbiner Dr. Horovitz. Nachmittags 4
Uhr. Festesausgang 7 Uhr 5 Min.
Rechneisaal, Langestraße 29: Neujahrsfest. Sonntag, 20.
September abends 6 Uhr 30 Min. Montag, 21. September, morgens 7 Uhr, Predigt
Dr. Mainzer, Nachmittags 4 Uhr 30 Min., abends 7 Uhr 5 Min. Dienstag, 22.
September, morgens 7 Uhr. Nachmittags 4 Uhr. Festesausgang 7 Uhr 10 Min.
Synagoge in Bockenheim: Freitag, 18. September abends 6 Uhr,.Samstag,
19. September morgens 8 Uhr. Nachmittags 4 Uhr 30 Min. Ausgang 7 Uhr 15 Min.
Neujahrsfest: Sonntag, 20. September, abends 6 Uhr 30 Min. Montag,
21. September morgens 7 Uhr, Predigt Rabb. Dr. Horovitz. Nachmittags 4 Uhr
30 Min. Abends 7 Uhr 5 Min. Dienstag, 22. September, morgens 7 Uhr.
Nachmittags 4 Uhr 30 Min. Festesausgang 7 Uhr 10 Min.
Anmerkungen: - Rabb. Dr. Seligmann: Rabbiner Dr. Cäsar Seligmann,
Böhmerstraße 9
https://de.wikipedia.org/wiki/Caesar_Seligmann
- Rabb. Dr. Lazarus: Rabbiner Dr. Paul Lazarus,
https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Lazarus_(Rabbiner)
- Neujahrsfest:
https://de.wikipedia.org./wiki/Rosch_ha-Schana
- Taanis:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ta’anit_(Mischna)
- Mincha:
http://de.wikipedia.org/wiki/Mincha
- Rabb. Dr. Horovitz: Rabbiner Dr. Jakob Horovitz, Staufenstraße 30
https://frankfurter-personenlexikon.de/node/4231
- Dr. May: Lehrer Dr. Benjamin May (geb.
Westhofen/Elsass, gest. 29. Mai 1929 Frankfurt a. M.)
- Dr. Mainzer: Lehrer Dr. Moritz Mainzer, Rhönstraße 2
https://frankfurt.de/frankfurt-entdecken-und-erleben/stadtportrait/stadtgeschichte/stolpersteine/stolpersteine-im-ostend/familien/mainzer-moritz-sofie-und-irene |
Bekanntgabe von Gottesdienstzeiten zu den hohen Feiertagen in der Kriegszeit
(1918)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 6. September
1918: "Bekanntmachung. Israelitischer Gottesdienst betreffend.
Mit Rücksicht auf die Fliegergefahr ist für das Neujahrsfest und den
Versöhnungstag Folgendes angeordnet worden.
1. Um eine Überfüllung der Synagogen zu verhüten, ist der Zutritt zu den
Synagogen unserer Gemeinde ausnahmslos nur gegen Vorzeigung der Einlasskarte
von 1918/19 gestattet.
2. In der Hauptsynagoge und der
Synagoge am Börneplatz
bleiben die Frauenemporen an den oben genannten Feiertagen im Allgemeinen
geschlossen. Für den Besuch geöffnet und lediglich am 2. Tag des
Neujahrsfestes (8. September) von 8 ½ Uhr vormittags und ab bis nach dem
Schofarblasen, und am Börneplatz auch zum Minchahgebet 4 ½ Uhr nachmittags,
wo noch einmal Schofarblasen stattfindet, ferner in beiden Synagogen am
Versöhnungstag (16. September) von 4 ½ Uhr nachmittags, ab bis zum Schluss
des Gottesdienstes.
3. Kinder unter 11 Jahren ist der Besuch sämtlicher Gottesdienste untersagt.
4. Bei Fliegeralarm werden die Garderoben in sämtlichen Gemeindesynagogen
sofort geschlossen; eine Herausgabe der abgegebenen Garderobenstücke findet
unter keinen Umständen vor Beendigung der Fliegergefahr statt.
5. Nach erfolgtem Fliegeralarm bleibt es jedem Synagogenbesucher überlassen,
in der Synagoge zu bleiben, oder einen der nahegelegenen Unterstände
aufzusuchen.
Die Kellerräume der Synagoge sind als Fliegerdeckung nicht geeignet.
Trotz dieser Vorsichtsmaßregeln kann eine Gewähr für die Sicherheit der
Synagogenbesucher natürlich nicht gegeben werden.
Der Besuch der Synagogen erfolgt auf eigene Verantwortung und Gefahr der
Besucher.
Frankfurt a. M., den 4. September 1918
Der Vorstand der israelitischen Gemeinde
Israelitische Gemeinde - Gottesdienste am Neujahrsfest
Hauptsynagoge: Freitag, den
6. September abends 7 Uhr Predigt Rabbiner Lewin. Samstag, 7.
Sept., morgens 8 Uhr 30 Min. Predigt Rabbiner Dr. Seligmann, nachmittags 4
Uhr, abends 7 Uhr 30 Min. Sonntag, 8. September, morgens 8 Uhr 30 Min.
Rabbiner Lewin, nachmittags 4 Uhr. Festesausgang 8 Uhr 35 Min.
Synagoge am Börneplatz
Freitag, den 6. September 7 Uhr. Samstag, den 7. September morgens 6 Uhr 25
Min., nachm. 4 Uhr 30 Min., abends 8 Uhr 40 Min. Sonntag, 8. Sept. morgens 6
Uhr 25 Min., Schofarruf 8 Uhr 30 Min., Predigt nachmittags 4 Uhr 30 Min.
Schofar. Festesausgang 8 Uhr 40 Min.
Synagoge an der Königsteiner
Straße: Freitag, den 6. September abends 7 Uhr. Samstag, den 7.
September morgens 7 ½ Uhr, Predigt Rabbiner Dr. Horovitz, nachm. 4 ½ Uhr,
abends 8 Uhr 40 Min. Sonntag, 8. Sept. morgens 7 ½ Uhr, nachmittags 4 ½ Uhr.
Festesausgang 8 Uhr 40 Min.
Gemeinde-Synagoge Bockenheim: Freitag,
6. September, abends 7 Uhr. Samstag, 7. September, morgens 7 1/2 Uhr,
Predigt Rabbiner Dr. Horovitz, nachmittags 4 1/2 Uhr, abends 8 Uhr 40 Min.
Sonntag, 8. September, morgens 7 1/2 Uhr, nachmittags 4 1/2 Uhr, Festausgang
8 Uhr 40 Minuten.
Frankfurt-Loge: Freitag, den 6. September, abends 7 Uhr. Samstag, den
7. September morgens 7 Uhr 30 Min., Predigt Dr. May, nachm. 4 Uhr 30 Min.,
abends 8 Uhr 40 Min. Sonntag, 8. Sept. morgens 7 Uhr 30 Min., Predigt
Rabbiner Dr. Horovitz, nachmittags 4 Uhr 30 Min., Festesausgang 8 Uhr 40
Min.
Loge Adler: Freitag, den 6. September abends 7 Uhr. Samstag, den 7.
September morgens 7 Uhr 30 Min., Predigt Dr. Mainzer, nachm. 4 Uhr 30 Min.,
abends 8 Uhr 40 Min. Sonntag, 8. Sept. morgens 7 Uhr 30 Min., nachmittags 4
Uhr 30 Min., Festesausgang 8 Uhr 40 Min.
Synagoge an der Unterlindau: Freitag, den 6. September abends 7 Uhr,
Predigt Rabbiner Dr. Horovitz. Samstag, den 7. September morgens 7 Uhr,
nachm. 4 Uhr 30 Min., abends 8 Uhr 40 Min. Sonntag, 8. Sept. morgens 7 Uhr,
Predigt nachmittags 4 Uhr 30 Min. Festesausgang 8 Uhr 40 Min.
Anmerkungen: Neujahrsfest:
https://de.wikipedia.org/wiki/Rosch_ha-Schana
Versöhnungstag:
https://de.wikipedia.org/wiki/Jom_Kippur
Schofar:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schofar
Rabbiner Lewin:
https://de.wikipedia.org/wiki/Louis_Lewin_(Rabbiner)
Rabbiner Dr. Seligmann: Rabbiner Dr. Cäsar Seligmann, Böhmerstraße 9
https://de.wikipedia.org/wiki/Caesar_Seligmann
Rabbiner Dr. Horovitz: Rabbiner Dr. Jakob Horovitz,
Staufenstraße 30
https://frankfurter-personenlexikon.de/node/4231
Dr. May: Lehrer Dr. Benjamin May. Unterer Atzemer 14 I (geb.
Westhofen, Elsass 23. Mai 1882, gest.
29. Mai 1929 Frankfurt/Main).
Dr. Mainzer: Lehrer Dr. Moritz Mainzer, Rhönstraße 2.
"Stolperstein" Rhönstraße 2 |
Bekanntgabe der Gottesdienstzeiten in den Frankfurter
Synagogen (1928)
Anzeige in der "Jüdisch-liberalen Zeitung"
vom 10. Februar 1928: "Israelitischer Gottesdienst in
Frankfurt/Main.
Liberaler Ritus: Hauptsynagoge. Freitag, den 10.2., abends 5.15,
Jugendgottesdienst: Rabbiner Dr. Lazarus. Sonnabend, den 11.2., morgens 9,
nachmittags 4, Sabbat-Ausgang 6.25. Wochengottesdienst: morgens 7.30,
nachmittags 4.
Synagoge an der Königsteiner Straße. Freitag, den 10.2.
abends 6.30, Predigt: Rabbiner Dr. Seligmann. Sonnabend, den 11.2., morgens
9.30, Sabbat-Ausgang 6.25. Wochengottesdienst: morgens 7.30, abends 7.
Konservativer Ritus: Synagoge
am Börneplatz Freitag, den 10.2. abends 5.10. Nach dem
Gottesdienst Vortrag Rabbiner Dr. Hoffmann. Sonnabend, den 11.2.,
Frühgottesdienst 7, morgens 8.15, nachmittags 4, nach Mincho für junge Leute
'Die Grundlehren des Judentums im Anschluss an Maimonides', Rabbiner Dr.
Hoffmann. 1 Stunde vor Nacht Vortrag 'Moses und Esra', Dr. Ernst Simon.
Sabbat-Ausgang 6.25. Wochengottesdienst: morgens 6.45, nachmittags 5.
Synagoge Bockenheim. Freitag, den
10.2., abends 5.10, Vortrag Dr. Horowitz. Sonnabend, den 11.2., morgens
8.45, nachmittags 4, Sabbat-Ausgang 6.25. Wochengottesdienst: morgens 7.15.
Israelitisches Krankenhaus Gagernstr. 36. Freitag, den 10.2., abends 5.10.
Sonnabend, den 11.2., morgens 8.15, nachmittags 4."
Anmerkungen: - Rabbiner Dr. Lazarus: Rabbiner Dr. phil. Paul Lazarus,
Cronberger Straße 30
https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Lazarus_(Rabbiner)
http://www.judengasse.de/dhtml/P146.htm
- Rabb. Dr. Seligmann: Rabbiner Dr. Cäsar Seligmann,
Böhmerstraße 9
https://de.wikipedia.org/wiki/Caesar_Seligmann
http://www.judengasse.de/dhtml/P145.htm
- Rabbiner Dr. Hoffmann: Rabbiner Dr. phil. Jakob Hoffmann,
Gemeinderabbiner, Börneplatz 16 I
http://www.judengasse.de/dhtml/P139.htm
- Mincho:
https://de.wikipedia.org/wiki/Mincha
- Maimonides:
https://de.wikipedia.org/wiki/Maimonides
- Dr. Ernst Simon: Dr. phil. Ernst Simon, Redakteur,
Bockenheimer Landstr. 115
- Rabb. Dr. Horovitz: Rabbiner Dr. Jakob Horovitz, Staufenstraße
30
https://frankfurter-personenlexikon.de/node/4231 . |
Bekanntgabe von Gottesdienstzeiten zu den hohen Feiertagen (1938)
Adresse/Standort der Synagoge:
Alte Adresse (vor 1945): Allerheiligenstraße 79 / Börnestraße.
Neue Adresse: im Bereich Kurt-Schumacher-Straße 41 (an der Rückseite des Gebäudes
befindet sich die Gedenktafel)
Fotos
(Quelle: (1): Scans von Abbildungen, die dem Webmaster -
allerdings nur in meist niedriger Auflösung ohne weitere Quellenangaben - zur
Verfügung gestellt wurden; (2): aus der Website http://www.vor-dem-holocaust.de/,
hier weitere Quellenangaben).
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Literatur ist noch zu ergänzen
|
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