Politisch, ethnisch und religiös begründete Zwangsmigrationen in Europa und darüber hinaus prägten nicht nur das 20. Jahrhundert wie keines zuvor, sondern setzen sich bis in unsere unmittelbare Gegenwart fort. Der Krieg in der Ukraine führt uns die Ambivalenzen, d.h. das gleichzeitige Bestehen von Bleiben und Gehen, von Integration und Hoffnung auf Rückkehr, aber auch von Solidarität und Abwehr vor Augen. Hinter all dem stehen individuelle Schicksale, werden Geschlechter- und Generationenrollen aufgebrochen, steht die Geschichte von Verlusten unterschiedlichster Art.
Die Erinnerung an das erzwungene Exil von Jüdinnen und Juden sowie anderer im Nationalsozialismus Verfolgter bleibt für die Gesellschaft und Demokratie in Deutschland von größter Bedeutung. Auch die Vertreibung aus den ehemaligen deutschen oder deutsch besiedelten Gebieten im östlichen Europa als Folge des Zweiten Weltkrieges hatte nicht nur eine Bedeutung für die Politik der Bundesrepublik Deutschland, sondern prägte Generationen. Daran heute im Angesicht der Erfahrungen mit Geflüchteten aus Syrien und aktuell des Kriegs gegen die Ukraine mit den Folgen Flucht und Vertreibung zu erinnern, ist eine Aufgabe der politischen Bildung.
Dienstag, 8.11.2022, 18.00 Uhr, Online-Veranstaltung
Ende und Neuanfang. Deutsche aus den Böhmischen Ländern in Deutschland und in der Tschechoslowakei nach 1946
Dr. Erik Franzen im Gespräch mit Dr. Matěj Spurný
Beides zusammen in den Blick nehmen: die Zwangsaussiedlung der Deutschen aus den böhmischen Ländern und ihre Folgen für die tschechoslowakische Nachkriegsgesellschaft sowie den Eingliederungsprozess der Sudetendeutschen in den ersten Jahrzehnten nach 1945 in beiden Teilen Deutschlands – das versucht das Gespräch zwischen Matěj Spurný und K. Erik Franzen.
Veranstalter: Landeszentrale für politische Bildung RLP
Kooperationspartner: Historische Kommission für die Böhmischen Länder e.V.
Dienstag, 8.11.2022, 19.00 Uhr, Gedenkstätte KZ Osthofen, Ziegelhüttenweg 38, 67574 Osthofen
„Schreie auf Papier. Die Briefe von Heinrich und Selma Wolff aus Mainz an ihre Söhne Herbert und Helmut in New York 1937-1941“
Lesung mit Werkstattgespräch, mit Hans Berkessel, Henrick Drechsler (IGL Mainz) und einer Szenischen Lesung durch Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Nackenheim
Das Buch umfasst die Briefe des jüdischen Ehepaares Wolff aus Mainz, welche sie zwischen 1937 und 1941 an ihre bereits ausgewanderten Söhne nach New York schrieben. Sie vermitteln einen Einblick in die Lebensumstände jüdischer Menschen während der NS-Diktatur, in Ausgrenzung und Verfolgung.
Veranstalter: Landeszentrale für politische Bildung RLP
Kooperationspartner: Haus des Erinnerns. Für Demokratie und Akzeptanz, Institut für Geschichtliche Landeskunde e.V., Gymnasium Nackenheim
Donnerstag, 10.11.2022, 18.30 Uhr, Landeszentrale für politische Bildung, Am Kronberger Hof 6, 55116 Mainz, Gerty-Spies-Saal
"Fluchtursache Klimawandel"
mit Prof. Dr. Uwe Leprich
Für Millionen Menschen sind die Folgen des Klimawandels hautnah zu spüren. Viele Regionen der Erde sehen sich mit langanhaltenden Dürren konfrontiert; Unwetter nehmen zu. Millionen Menschen leben in den Brennpunkten des Klimawandels, haben aber nicht die Mittel, um sich an die zunehmend unwirtliche Umwelt und die erschwerten Lebensbedingungen anzupassen oder sie verlassen ihre Heimat nach einer verheerenden Naturkatastrophe auf der Suche nach einem Neubeginn.
Veranstalter: Landeszentrale für politische Bildung RLP
Donnerstag, 10.11.2022, 18:00 Uhr, Online-Veranstaltung
Alles Russen? – Postsowjetische Migration in Deutschland
Mit Prof. Dr. Jannis Panagiotidis
Zuwanderinnen und Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion sind die größte Migrationsgruppe in Deutschland. Über sie gesprochen wird aber selten und wenn, dann meist in negativen Zusammenhängen. Oft werden sie in den Medien als AfD-Wähler und Putin-Freunde dargestellt, zuletzt sorgten pro-russische Autokorsos für Aufsehen. Der Vortrag wirft einen differenzierten Blick auf die Gruppe.
Veranstalter: Landeszentrale für politische Bildung RLP
Freitag, 18.11.2022, 19:00 Uhr, Landeszentrale für politische Bildung, Am Kronberger Hof 6, 55116 Mainz, Gerty-Spies-Saal
Gespräch und Lesung: „Das Lächeln des Diktators“
Mit Bachtyar Ali
Im Zentrum seiner Essays steht die Frage, welche Hindernisse sich im Mittleren Osten und der arabischen Welt der Aufklärung und friedlichen Entwicklung entgegenstellen. Ausgehend von eigenen Erfahrungen und vertraut mit den europäischen Denktraditionen, sucht der aus dem Nordirak stammende und in Deutschland lebende Bachtyar Ali neue Wege zur Erklärung. Über diese Neuerscheinung und einige seiner Romane spricht die Literaturkritikerin Ute Evers mit dem Autor.
Veranstalter: Landeszentrale für politische Bildung RLP
Dienstag, 29.11.2022, 20:00 Uhr, 55116 Mainz, Staatstheater Mainz Kakadu Bar
Gespräch und Lesung: „Zuflucht am Rande Europas. Portugal 1933–1945“
Mit Christa Heinrich und Nora Pester
Portugal wurde während des Zweiten Weltkriegs für Opfer nationalsozialistischer Verfolgung zum wichtigsten europäischen Fluchttor nach Übersee. Christa Heinrich hat zusammen mit Irene Flunser Pimentel den Band „Zuflucht am Rande Europas“ beim Hentrich & Hentrich Verlag herausgegen. Dr. Nora Pester ist Publizistin, Inhaberin und Verlegerin des Hentrich & Hentrich Verlags Berlin Leipzig.
Veranstalter: Landeszentrale für politische Bildung RLP und Staatstheater Mainz
Mittwoch, 30.11.2022, 19:00 Uhr, Online-Veranstaltung
Fluchtspuren – Zum Nachhall von Erfahrungen erzwungener Migration im Erleben von Zurückkehrenden
Mit Dr. Caroline Hornstein Tomić
Für die Rückkehr aus der Migration spielt der ursprüngliche Migrationsgrund eine wichtige, jedoch oft vernachlässigte Rolle. Der Vortrag geht den Spuren erzwungener Migration in den Erlebnisberichten von Zurückkehrenden nach, die als Kinder und Jugendliche aus Bosnien-Herzegowina und Kroatien Anfang der 1990er-Jahre vor dem Kriegsausbruch ins Ausland geflüchtet sind.
Veranstalter: Landeszentrale für politische Bildung RLP
Donnerstag, 1.12.2022, 18:30 Uhr, 67574 Osthofen Gedenkstätte KZ Osthofen, Ziegelhüttenweg 38
„Sommer 1934: oder wie der Führer mir meine erste Liebe ausspannte“
Von und mit Andreas Berg
Die Geschichte folgt dem jüdischen Maler Jakob Felsenthal auf den Spuren seiner Jugend in der Pfalz und seinen Erinnerungen an den aufkommenden Nationalsozialismus und an seine durch die Nürnberger Rassegesetze tragisch endenden ersten Liebe. Begleitveranstaltung zur Sonderausstellung „Gurs 1940. Die Deportation und Ermordung von südwestdeutschen Jüdinnen und Juden“ (13. September bis 15. Dezember).
Veranstalter: Landeszentrale für politische Bildung RLP