In (Bad) Hersfeld bestand eine jüdische Gemeinde bereits im Mittelalter.
Kaiser Karl IV. erlaubte dem Abt von Hersfeld Johann 1347, Juden in der
Stadt zu halten. Daraufhin ließen sich auch einige in der Stadt nieder.
Allerdings fielen sie bereits der Judenverfolgung während der Pestzeit 1348/49
zum Opfer. Abt Johann beschlagnahmte den Nachlass der Juden. Spätestens 1362
ließen sich wieder jüdische Personen in der Stadt nieder. 1378/79
lebten hier mindestens drei erwachsene jüdische Männer, 1380 mindestens vier Männer
und eine Frau. Die jüdischen Familien lebten insbesondere aus den Einnahmen vom
Geldhandel und von Geschäften mit Pfanddarlehen. Das Schutz- und
Besteuerungsrecht hatten die Äbte von Hersfeld inne. Sie stellten den
aufgenommenen jüdischen Familien sogenannte Schutzbriefe auf zwei bis acht
Jahre aus. Bis Anfang des 16. Jahrhunderts sind Dokumente über Aufnahmen
(Erteilung oder Verlängerung von Schutzbriefen) erhalten (zuletzt 1504
bis 1508). Zwar ist von einer Vertreibung der Juden aus der Stadt nichts
bekannt, doch lebten hier, von kurzfristigen Aufenthalten in der 2. Hälfte
des 17. Jahrhunderts (1665, 1679) abgesehen, bis zum 19. Jahrhundert keine
Juden mehr.
Im 19. Jahrhundert kam es zu den ersten Niederlassungen von drei jüdischen
Familien während der Zeit des "Königreiches Westfalen" (1809/10).
1827 wurden 31 jüdische Einwohner gezählt. Bis 1852 ging die Zahl auf 7 zurück;
1861 war nur noch ein jüdische Person in der Stadt. Erst seit dem Jahr
1866 bestand das uneingeschränkte Niederlassungsrecht in der Stadt. So zogen
seit 1866 zahlreiche jüdische Familien aus "Judendörfern" der
Umgebung nach Bad Hersfeld (aus Raboldshausen Familien Goldschmidt; aus Rhina:
Familien Hahn, Klebe, Wetterhahn und Stern; aus Niederaula:
Familie Nußbaum, aus Breitenbach am Herzberg: Familie Wertheim). Zunächst
gehörten die in Bad Hersfeld zugezogenen Familien noch zum Synagogenverband Niederaula;
viele der nach Hersfeld zugezogenen Juden hatten zunächst noch an anderen Orten
Heimatrecht .
Die Begründung einer selbständigen jüdischen Gemeinde in Bad Hersfeld wurde
von den Behörden zum 1. Januar 1877 genehmigt und im folgenden Jahr 1878
vollzogen (das 50jährige Jubiläum wurde 1928 gefeiert). Die Zahl der jüdischen
Einwohner entwickelte sich nach 1866 wie folgt: 1871 76 jüdische
Gemeindeglieder (1,1 % von insgesamt 6.438 Einwohnern), 1880 143 (2,0 %), 1885
190 (2,6 % von insgesamt 7.262 Einwohnern), 1895 187 (2,5 %), 1905 300 (3,5 %
von insgesamt 9.613 Einwohnern), 1910 die Höchstzahl von 325 jüdischen
Einwohnern (3,3 % von insgesamt 11.410 Einwohnern). Die ersten zugezogenen jüdischen
Haushaltsvorstände verdienten ihren Lebensunterhalt als Viehhändler, als
Metzger, einer hatte einen Antiquitätenhandel. Später wurden Detailgeschäfte,
Handlungen mit Manufakturen, weitere Vieh- und Pferdehandlungen, ein Lack- und
Farbengeschäft, eine Drogerie eröffnet. Seit 1895 bestanden das private
Bankgeschäft von Jakob Hahn, wenig später zwei Praxen jüdischer Ärzte u.a.m.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, seit 1877/78
eine Israelitische Elementarschule, vermutlich ein rituelles Bad und einen Friedhof.
Die Israelitische Elementarschule war auf Veranlassung von Rabbiner Dr.
Michael Cahn (Fulda) gegründet worden. Lehrer war über mehrere Jahrzehnte (von
1878 bis zu seiner Zurruhesetzung 1920) Moses Nussbaum aus Zeitlofs.
1879 waren von ihm 19, 1897 und 1912 jeweils 51 Schülerinnen und Schüler zu
unterrichten. Bis 1919 ging die Schülerzahl auf 26 zurück. Nussbaums
Nachfolger war für nur zweieinhalb Jahre Isidor Landsberg; er starb
bereits 1923. Seit 1923 war Chajim Emanuel aus Fulda als Lehrer in
Hersfeld tätig. Unter ihm hatte die Schule 1927 noch 23 Schüler (Lehrer
Emanuel sprach bei der Trauerfeier für den verstorbenen Lehrer Nußbaum 1929,
s.u.). Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk in Fulda.
Bereits am Krieg 1870-71 nahmen jüdische Männer aus Bad Hersfeld als
Soldaten teil, darunter Jeisel Goldschmidt, der für eine Patrouille bei Sedan
das EK II erhielt. Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen
Gemeinde: Isaak Blumenstiel (geb. 2.2.1897 in Hersfeld, gef. 17.5.1918), Josef
Goldschmidt (geb. 25.6.1888 in Hersfeld, gef. 28.10.1916), Max Goldschmidt (geb.
19.7.1893 in Hersfeld, gef. 1.7.1917), Richard Katz (geb. 25.10.1886 in
Nentershausen, gef. 4.7.1916), Gefreiter Julius Katzenstein (geb. 14.3.1885 in
Hersfeld, gef. 27.8.1918), Sgt. Leo Möller (geb. 14.3.1886 in Raboldshausen,
gef. 23.8.1918), Sally Nußbaum (geb. 20.10.1879 in Hersfeld, gef. 6.5.1916),
Gefreiter Julius Oppenheim (geb. 22.9.1882 in Erdmannsrode, gef. 29.7.1917),
Gustav Simon (geb. 2.5.1876 in Briesen, Westpreußen, gef. 29.7.1916), Fritz
Unruh (geb. 22.9.1897 in Hersfeld, gef. 24.3.1918), Fritz Goldschmidt (geb.
16.9.1887 in Bischhausen, gef. 29.7.1916), Hermann Goldschmidt (geb. 7.11.1876
in Raboldshausen, gef. 07.1918), Isidor Landsberg (geb. 14.2.1881 in Lübeck,
gestorben an der Kriegsverletzung 10.2.1923). Im Sommer 1925 wurde ein
Gefallenendenkmal in Bad Hersfeld eingeweiht, worauf auch die jüdischen
Gefallenen verzeichnet sind.
Um 1925, als die Jüdische Gemeinde etwa 400 Gemeindeglieder hatte (3,64 %
von insgesamt etwa 11.000 Einwohnern), war Vorsteher der Gemeinde Max
Blumenfeld. Als Lehrer und Kantor war A. Emanuel tätig, als Schochet A.
Dreyfuß, als Synagogendiener K. Katz. Lehrer Emanuel unterrichtete an der
Religionsschule und an den Schulen der Stadt. In der Israelitischen
Elementarschule erhielten 25 Kinder Religionsunterricht (1932 27 Kinder an der
Israelitischen Elementarschule, dazu 14 Kinder Religionsunterricht an den
Schulen). An jüdischen Vereinen bestanden: eine Chewro Gemillus
chassodim (gegründet 1877; Ziel: Unterstützung Hilfsbedürftiger, Leiter
Max Blumenfeld, 1932 19 Mitglieder), eine Chewro Ahawas Emeß (gegründet
1883, Ziel: Unterstützung Hilfsbedürftiger; Leiter Louis Goldschmidt, 1932
Elias Stern), der Verein Aurach Chajim (gegründet 1894, Ziel: Unterstützung
Hilfsbedürftiger, Leiter M. S. Nußbaum, 1932 20 Mitglieder) und der Israelitische
Frauenverein (Leiterinnen M. Levi und Julie Oppenheim, 1932 nur J.
Oppenheim). Bis 1932 war die Zahl der jüdischen Gemeindeglieder auf 360
zurückgegangen. Vorsteher der Gemeinde waren: weiterhin als 1. Vorsteher Max
Blumenfeld, dann als 2. Vorsteher Josef Bacharach und als 2. Vorsteher Jakob
Levi.
Nach 1933 ist ein großer Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933: 273
Personen) auf Grund der zunehmenden Entrechtung, der Folgen des wirtschaftlichen
Boykotts und der Repressalien sowie der beständigen Hetze u.a. in der
"Hersfelder Zeitung" weggezogen beziehungsweise ausgewandert: 54
Personen konnten in die USA auswandern, 6 nach Südamerika, 17 nach Palästina/Israel,
11 nach England, 10 nach Holland; nach Frankfurt a.M. meldeten sich 83 Personen
ab. Bereits zwei Tage vor dem Novemberpogrom 1938 kam es in Bad Hersfeld
zu Aktionen gegen die jüdischen Einwohner und die Einrichtungen der jüdischen
Gemeinde. Am Abend des 8. November 1938 zogen Gruppen randalierender
Nationalsozialisten durch die Straßen. Jüdische Personen wurden misshandelt,
die Fenster ihrer Wohnungen und Ladengeschäfte wurden zertrümmert, die
Synagoge und die Schule wurden demoliert beziehungsweise zerstört. 1938 hatte
die jüdische Schule noch fünf Schüler bzw. Schülerinnen. 1939 lebten
nur noch 22 jüdische Personen in Bad Hersfeld. Die letzten Hersfelder Juden
wurden im Zusammenhang mit drei Deportationszügen aus Nordhessen in das Ghetto
Riga (Dezember 1941), in das Vernichtungslager Majdanek (Lublin, Mai 1942) oder
nach Theresienstadt (September 1942) verschleppt.
Von den in Bad Hersfeld geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Sophie Appel (1900),
Malli Bach geb. Goldschmidt (1900), Albert Bacharach (1906), Herta Bacharach
geb. Tannenbaum (1907), Max Bacharach (1905), Rolf Alfred Bacharach (1936), Ida
Bäcker geb. Mansbach (1872), Jenny (Henny) Bär geb. Heilbrunn (1898), Emma
Blumenfeld geb. Oppenheim (1883), Fanny Blumenfeld geb. Wetterhahn (1879),
Johanna Blumenfeld geb. Levy (1910), Meier Max Blumenfeld (1879), Joel
Blumenthal (1938), Sara van Cleef geb. Löwenberg (1883), Artur Cohn (), Hedwig
Cohn geb. Katzenstein (1884), Judith Cohn (1935), Käte (Käty) Cohn geb.
Goldschmidt (1899), Ludwig Cohn (1907), Bella Dalberg geb. Nussbaum (1883),
Alfred (Arie) Elburg (1922), Berta Elburg (1923), Jonas Elburg (1883), Rosa
Elburg geb. Rosenberg (1888), Ilse Fryder geb. Tannenbaum (1911), Bernhard
Goldschmidt (1904), Harry Goldschmidt (1913), Josua Goldschmidt (1925), Karl
Nathan Goldschmidt (1926), Kurt Goldschmidt (1925), Loij Goldschmidt (1895),
Mathilde Goldschmidt geb. Buchsbaum (1886), Max Goldschmidt (1902), Minna
Goldschmidt (1885), Minna Goldschmidt (1918), Moritz Goldschmidt (1896), Raphael
Goldschmidt (1886), Regina (Regine) Goldschmidt geb. Nordhäuser (1885), Simon
Goldschmidt (1884), Julie Gottschalk geb. Katzenstein (1871), Berti Grünewald
(1925), Rosa (Rose) Hahn geb. Nussbaum (1884), Mina Heilbronner geb. Goldschmidt
(1901), Bertha Heilbrunn geb. Traub (1862), Gustav Heilbrunn (1895), Jakob
Heilbrunn (1868), Minna Heilbrunn (1904), Ruth Heilbrunn (1904), Minna Herrmann
geb. Rosenberg (1870), Paul Herrmann (1886), Sally Emma Hirsch (1877), Rosa
Karlsberg geb. Goldschmidt (1889), Sara Berta Marie Katz geb. Liebmann (1874),
Anna Katzenstein (1874), Hanna Katzenstein geb. Hess (1877 oder 1880), Ida
Katzenstein (1873), Leo Katzenstein (1900), Louise Klein geb. Tannenbaum (1903),
Frieda Kugelmann geb. Goldschmidt (1897), Jakob Landsberg (1922), Mina Landsberg
(geb. ?), Feige Leicht geb. Lewin (1889), Elfriede Levi (1906), Emma Levi geb.
Goldschmidt (1875), Frederic Levi (1915), Recha Levi geb. Nathan (1878), Rosa
(Rosi) Levi (1911), Siegfried Levi (1915), Thekla Levi geb. Nussbaum (1882), Max
Linz (1902), Ella Mangold geb. Nussbaum (1883), Rosa Meyer (1885), Klara Müller
geb. Nussbaum (1890), Flora Neuhof geb. Goldschmidt (1881), Bertha Nussbaum
(geb. ?), Clara Nussbaum geb. Katzenstein (1877), Emmanuel Nussbaum
(1879), Hulda Nussbaum (1891), Josef Nussbaum (1881), Julie Nussbaum (1875),
Kappel Nussbaum (1888), Mathilde Nussbaum (1877), Sally Nussbaum (1891), Sophie
Nussbaum (geb. ?), Berti Ohmsberg (1912), Harry Ohmsberg (1909), Laura Ohmsberg
geb. Netheim (1887), Ludwig Ohmsberg (1907), Moritz Ohmsberg (geb. ?), Clara
Oppenheim geb. Katzenstein (1878), Rosa Oppenheim geb. Nordhäuser (1887),
Johanna (Hanna) Plaut geb. Levi (1877), David Randerath (1877), Karl Randerath
(1902), Heinemann Rieberg (1878), Julius Rosenberg (1890), Ida Rothfels (1880),
Paula Rothfels (1877), Hirsch Sachs (1921), Norbert Salcer (1920), Hetti Schild
geb. Neugarten (1887), Berta Schmidt geb. Katzenstein (1893), Hansi Schmidt
(1925), Helma Schmidt (1928), Helmut Simon (1926), Meta Simon geb. Stern (1891),
Gertrud Sommerfeld geb. Unruh (1895), Irmgard Speier (1922), Else Starkhaus geb.
Hirsch (1904), Hilde (Hilda) Steinhardt geb. Rosenberg (1887), Karola Stern geb.
Nussbaum (1911), Rita Stern (1893), Bernhard (Benni) Tannenbaum (1902), Lina
Tannenbaum geb. Katzenstein (1882), Hermann Wallach (1883), Mathilde Wetterhahn
geb. Neuhof (1880), Rosel Wronker geb. Goldschmidt (1900), Kathe Wurms geb.
Nussbaum (1913).
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1884 /
1885 / 1923 sowie Hilfsvorbeter 1911 / 1924
und des Vorbeters / Schochet 1924 /
1925
Anmerkung: warum die Stelle 1884 und 1885 ausgeschrieben wurde, ist unklar, da
seit 1878 mit Moses Nußbaum die Stelle besetzt war.
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Januar 1884: "Die
Privatgemeinde zu Hersfeld, will einen Religionslehrer, Vorbeter und Schächter
anstellen; befähigte Bewerber wollen ihre Offerten an Herrn H. Rosenberg
baldigst einreichen. Unverheiratete werden bevorzugt. Gehalt 1.000
Mark."
Anzeige
in der Zeitschrift
"Der Israelit" am 17. Dezember 1885: "Ein israelitischer
Religionslehrer und Vorbeter wird alsbald zu engagieren gesucht. Gehalt 900 Mark
und freie Wohnung. Meldungen nimmt entgegen
Rudolf Rosenberg. Hersfeld."
Zur Entlastung des Vorbeters an den Hohen
Feiertagen wurde - wie auch in anderen Gemeinden - für diese Tage ein
Hilfsvorbeter eingestellt:
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Juli 1911: "Hilfsvorbeter für
die hohen Feiertage gesucht. Bewerber belieben Referenzen,
Zeugnisabschriften und Gehaltsansprüche an die Israelitische Gemeinde
Hersfeld alsbald einzureichen".
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. August 1923:
"Die Lehrerstelle an der Israelitischen Volksschule zu Hersfeld
ist noch unbesetzt.
Strengreligiöse Bewerber, die stimmbegabt sind und einen Chor leiten
können, wollen sich mit Zeugnisabschriften und Referenzen melden. Es
kommen nur solche Bewerber in Betracht, die zur Zeit eine staatliche
Stelle im Regierungsbezirk Kassel bekleiden. Umgehende Meldungen zu
richten an Vorsteheramt der Israeliten Fulda."
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. September 1924: "Hilfschassen
für die hohen Feiertage gesucht. Best empfohlene Bewerber belieben
Angebote mit Gehaltsansprüchen unter Aufgabe von Referenzen an den
Synagogenältesten Blumenfeld in Hersfeld zu richten."
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Oktober 1924:
"Per 1. Januar eventuell 1. April 1925 sucht die Gemeinde Hersfeld
einen stimmbegabten musikalisch gut durchgebildeten Chassen in
Verbindung mit zuverlässigem Schochet.
Nur streng religiöse Bewerber belieben lückenlosen Lebenslauf unter
Beifügung von Zeugnisabschriften und Aufgabe von Referenzen nebst
Gehaltsansprüchen an den Gemeinde-Ältesten Blumenfeld in Hersfeld zu
richten.
Erstklassige Chassonim, die bereit sind, die Schechito zu erlernen, treten
in Mitbewerb."
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Februar 1925:
"Die israelitische Gemeinde Hersfeld sucht per bald einen gutenChasen. Gehalt 7. Beamtenklasse. Nur streng religiöse,
stimmbegabte und musikalisch gut durchgebildete Bewerber, wenn möglich
unverheiratet, belieben lückenlosen Lebenslauf mit Zeugnisabschriften und
Lichtbild an den Gemeindeältesten Blumenfeld, Hersfeld zu
richten."
Lehrer Moses Nußbaum betreibt ein Schülerpensionat
(1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. März 1901:
"Pensionat. Z
um neuen Schuljahr können noch einige Pensionäre, die die hiesigen
höheren Schulen besuchen wollen, bei mir Aufnahme finden.
M. Nußbaum, Lehrer,
Hersfeld."
Zum 25jährigen Dienstjubiläum von Lehrer Moses Nußbaum
(1903),
zugleich Feier des 25jährigen Bestehens der Gemeinde und der silbernen Hochzeit
von Lehrerehepaar Nußbaum
Artikel im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 18. Dezember 1903: Hersfeld, 13. Dezember 1903). Wohltuend ist es wahrzunehmen, dass dem
pflichtgetreuen Lehrer, der sich als religiöser Führer der Gemeinde glänzend
bewährt, die gebührende Anerkennung zuteil wird. Auch unser hochgeschätzter
Lehrer, Herr Nussbaum, der bereits ¼ Jahrhundert hindurch seine ganze
Kraft in den Dienst unserer Gemeinde – die vor 25 Jahren 20 und heute 60
Mitglieder zählt – gestellt hat, darf sich allgemeiner Liebe und
Verehrung im höchsten Maße rühmen. Anlässlich seines 25jährigen Jubiläums
veranstaltete ihm die Gemeinde eine imposante Kundgebung, die hiervon
beredtes Zeugnis ablegte.
Schon seit Monaten waren Vorbereitungen getroffen, den Jubiläumstag würdig
zu begehen. Die Rührigkeit und Emsigkeit, die die Komiteemitglieder, an
deren Spitze die Herren Kreisvorsteher Jakob Hahn und der Gemeindeälteste
Jakob Nussbaum standen, entfalteten, muss in hohen Grade anerkannt werden.
Die Ausführung des Programms übertraf alle Erwartung und weckte bei
allen Teilnehmern eine Begeisterung, wie sie selten wahrgenommen wird. Der
Verlauf der Feier dürfte auch für weitere Kreise von Interesse sein.
Gestern fand ein Festgottesdienst statt, dessen überwältigender Eindruck
bei den Teilnehmern nicht so leicht verlöschen wird. Beim Eintritt des
Jubilars, der von den beiden Herren Synagogenältesten Jakob Nussbaum und
Isaak Goldschmidt aus seiner Wohnung abgeholt und in die Synagoge geleitet
worden, intonierte der Chor unter der Leitung des Herrn Lehrers Sonn – Rhina, den Boruch Habbo. Hierauf richtete Herr Jakob Nussbaum warme
Dankesworte an den Herrn Jubilar für sein frommes, liebevolles Wirken in
Haus und Schule. Mit dem Lehrer feiere zugleich die Gemeinde ihr 25jähriges
Bestehen, denn, so führte der Redner aus, die Gemeinde wäre erst
Gemeinde geworden, nachdem sie durch Gottes Vatergüte den wackeren Lehrer
und Führer erhalten. Mit einem innigen Gebet für den Herrn Jubilar und
seine Familie schloss der Gemeindevertreter seine wirkungsvolle Rede. Nun
bestieg Herr Provinzial-Rabbiner Dr. Cahn – Fulda die Kanzel, um ein
Bild von dem Leben und Wirken des Lehrers zu zeichnen. Das war eine
Glanzleistung, ein Meisterstück. Der Freund richtet an den Freund Worte,
die ihren Weg zum Herzen nahmen, weil sie aus dem Herzen kamen. Man fühlte
sich gleichsam vom Strom der Begeisterung erfasst und mit fortgerissen.
Lautlose Stille herrschte, und in manchem Auge perlten Tränen, als der
hoch verehrte Rabbi seine Rede endigte. Der Chor sang den 128. Psalm. Dann
ergriff der Jubilar das Wort; tief bewegt, von Rührung fast überwältigt,
dankte er für die vielen Beweise der Liebe, die ihm ein Ansporn seien,
weiter zu wirken zur Ehre Gottes und zum Segen der Gemeinde. Mit der Bitte
an den Allgütigen, der den Schwachen Kraft verleiht, schloss er seine
inhaltsreiche Ansprache. Der 150. Psalm ertönte, und damit hatte der
Festakt im Gotteshause seinen Abschluss gefunden.
Die Wohnung des Herrn Jubilars glich einem Blumengarten. Kostbare und
sinnige Geschenke wurden von allen Seiten dargebracht. Schüler, Freunde
und Verehrer wetteiferten geradezu in der Darbietung von Ehrengabe. Mit
dem Amtsjubiläum zugleich beging Herr Lehrer Nussbaum sein 25jähriges
Ehejubiläum, was vielen noch besondere Veranlassung gab, Glückwünsche
und Geschenke darzubringen.
Abends fand im Hotel zum Stern zu Ehren des Jubilars eine
Abendunterhaltung statt. Kinder führten das dramatische Märchen
‚Prinzessin Demut’ von Martin Böhm in fast künstlerisch vollendeter
Weise auf."
Der Sohn von Lehrer Nußbaum ist unter den Gefallenen
des Ersten Weltkrieges (1915)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Juli 1915: "Hersfeld,
19. Juli (1915). Unsägliches Leid hat seinen Einzug in das Haus unseres
verehrten Lehrers, Herr Nußbaum hier, gehalten. Mit ihm trauert
die ganze Gemeinde ob des Verlustes des hoffnungsvollen Sohnes, des
Oberlehrers Beni Nußbaum, der im blühenden Alter von 28 Jahren
den Heldentod für das Vaterland auf den blutgetränkten Schlachtfeldern
Russlands gefunden. Die Tugenden dieses frommen Helden zu schildern, soll
einer andern Feder vorbehalten bleiben. Möge der Allbarmherzige die trauernden
Eltern und Geschwister trösten. Seine Seele sei eingebunden in den Bund
des Lebens."
Zum Tod der Frau von Lehrer Moses Nußbaum (1920)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Juli 1920: "Hersfeld, 30.
Juni (1920). Am 23. Juni wurde unter zahlreicher Beteiligung von Nah und
Fern, Frau Lehrer Nussbaum zu Grabe getragen. Mit ihr ist eine Eschet Chajil (wackere Frau) in des Wortes wahrster Bedeutung
aus dem Leben geschieden, deren Heimgang nicht nur von dem trauernden
Gatten und den sich in Schmerz verzehrenden Kindern, sondern von der
ganzen Gemeinde und allen, die das Leben und Wirken der edlen Verklärten
kannten, tief schmerzlich empfunden wird. Als Tochter des Rabbi Seligmann
Sonn in Würzburg, hat sie die Traditionen des Vaterhauses heilig gehalten
und im eigenen Hause zur Richtschnur ihres Handelns gemacht. Gastlich war
ihre Heimstätte jedem geöffnet. Wo es galt, eine Mizwoh
(religiöse Weisung) zu üben, war sie die erste am Platz. Begeistert für unsere
Tora, kannte sie kein höheres Ziel, als die Liebe zu derselben in aller
Herzen zu wecken. Gottergeben ertrug sie das schwerste Geschick.
Bewundernswürdig war ihre Seelengröße, die sie bewies, als ihr
hoffnungsvoller Sohn im Kriege einer feindlichen Kugel zum Opfer fiel. Auf
dem Friedhofe schilderte ergriffen und ergreifend der Schwiegersohn, Herr
Rabbiner Dr. Bamberger, Schönlanke, die Tugenden und Verdienste der
teuren Verblichenen und richtete erhebende Trostesworte an den gebeugten
Schwiegervater und dessen klagenden Sohn. Die Rede rief einen mächtigen
Eindruck auf alle Hörer hervor. Der zweite Schwiegersohn, Herr Lehrer
Schapiro, Gailingen und Herr Lehrer Spiro, Fulda, gaben darauf in erschütternder
Weise dem Schmerze der Familie über den schweren Verlust Ausdruck. Möge
Gott die Trauernden trösten."
70. Geburtstag von Lehrer Moses Nußbaum (1926)
Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung"
vom 12. Februar 1926: "Hersfeld. (Lehrer Nußbaum 70 Jahre alt).
Der hier im Ruhestand lebende Lehrer M. Nußbaum, eine durch vielseitiges
Wissen und vornehme Charaktereigenschaften ausgezeichnete
Lehrerpersönlichkeit, beging dieser Tage unter reger Anteilnahme der
gesamten jüdischen Gemeinde und anderer Bürger den 70. Geburtstag. Von
1878 an, seit Errichtung der jüdischen Volksschule, bis zu der im Jahre
1918 erfolgten Pensionierung stand Lehrer Nußbaum im Dienste der
Jugenderziehung, und eine stattliche Anzahl von Schülern, die er als
gründlicher Kenner des hebräischen Schrifttums vorgebildet hat,
verdanken ihm, den man durch den Morenutitel (Titel eines Ehrenrabbiners)
auszeichnete, ihr Wissen und Können. Alle, die zu seinen Füßen saßen
oder ihn wegen seiner lauteren Gesinnung schätzen lernten, vereinigten
sich mit uns in dem Wunsche, dass dem alten, freundlichen Herrn noch viele
Jahre ungetrübten Familienglücks beschieden sein
mögen."
50-jähriges Dienstjubiläum von Lehrer Moses Nussbaum (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Dezember 1928: "Hersfeld,
9. Dezember (1928). Am 12. dieses Monats werden es 50 Jahre, dass Herr M.
Nussbaum Lehrer unserer Gemeinde wurde. Erst wenige Jahre vorher hatte die
Stadt ihre Tore den Juden geöffnet, nachdem sie 1350 vertrieben worden
waren. Wohl hatten einige später die Vergünstigung hier wohnen zu
dürfen, erhalten, aber die Gemeinde konnte sich erst bilden, nachdem
gesetzlich die Wohnbeschränkung aufgehoben war. - Voller Ehrfurcht und
Liebe schauen wir alle zu dem Jubilare auf, der seine ganze Kraft dem
Aufbau unserer Kehlloh (Gemeinde) gewidmet hat. Mit großem jüdischem
Wissen ausgestattet, das er sich vom alten Würzburger Raw - das
Andenken an der Gerechten ist zum Segen - erworben hatte, verstand er
es, alt und jung für das Taurohlernen zu begeistern. Die Lehrer der
umliegenden Gemeinden sehen in ihm ihren Führer, und gern kamen sie zu
den von ihm geleiteten Schiurim. Sein Name ist weit über Hersfelds Mauer
gedrungen, da über hundert Schochtim bei ihm ihre Ausbildung erfuhren.
Wie sehr ihm die echte Jüdischkeit wahre Herzenssache war, sieht man an
der Erziehung seiner Kinder, die alle in seinem Geiste leben. (Alles
Gute) bis 120 Jahre."
50-jähriges Bestehen der jüdischen Gemeinde und
50-jähriges Ortsjubiläum von Lehrer Moses Nußbaum (1928)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 7. Dezember 1928:
Artikel ist noch abzuschreiben.
Todesanzeige für Lehrer Moses Nussbaum (1929)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juli 1929:
"Mittwoch, den 10. Juli (1929) abends entschlief unser lieber Vater,
Schwiegervater und Großvater, der Lehrer i.R. Moses Nussbaum - das
Andenken an den Gerechten ist zum Segen - im 74. Lebensjahre.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Selli Nußbaum. Hersfeld, den 10. Juli 1929. 3. Tammus
5689."
Artikel und Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel,
Kurhessen und Waldeck"
vom 12. Juli 1929: Artikel ist noch abzuschreiben.
Nachrufe für Lehrer Moses Nußbaum
(1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Juli 1929: "Nachruf.
Am 10. Juli abends starb im Krankenhaus zu Kassel, wo er Linderung von
schwerem Leiden suchte, der Lehrer i.R. Moses Nußbaum - er ruhe
in Frieden - aus Hersfeld im Alter von 74 Jahren. Vor über 50
Jahren kam Nußbaum nach Hersfeld, als die jüdische Gemeinde eben im
Entstehen begriffen war. Während seiner Amtszeit ist Hersfeld zu einer
staatlichen Gemeinde geworden, die sich ein schönes Gotteshaus nebst
Schule mit Lehrerwohnung errichtete. Durch seine treue Pflichterfüllung
und sein vorbildliches Verhalten gegen jedermann erwarb er sich während
seiner Amtstätigkeit als Lehrer, Chasen (Kantor) und Schochet, großes
Ansehen in der Gemeinde sowie die Anerkennung seiner vorgesetzten
Dienstbehörde. Als Schochet war Nußbaum weit und breit bekannt; mehr als
100 im Amte befindliche Schochetim verdanken ihm ihre Ausbildung. Welch
großes Ansehen Nußbaum besaß, zeigte die Beerdigung, die Freitagvormittag
in Hersfeld stattfand. Ein unabsehbarer Leichenzug folgte der Bahre; viele
Kollegen waren - trotz der Ferien herbeigeeilt. Der Herr Landrat des
Kreises Hersfeld und die Mitglieder der Metzgerinnung waren erschienen, um
dem Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen. In seiner Trauerrede -
anknüpfend an Vers 23 und 24, Kap. 17 (in Kaurach) - zeigte Herr
Provinzialrabbiner Dr. Cahn - sein Licht leuchte - Fulda, was
Nußbaum als Lehrer und Erzieher, als Mensch und Jude, als Gatte und Vater
uns allen war. In bewegten Worten schilderte er den Verlust, den die
Gemeinde und die Gesamtheit durch den Tod von M. Nußbaum erlitten hat.
Seine tief ernste Frömmigkeit zeigte sich besonders in schweren Stunden,
als er im Weltkrieg seinen ältesten Sohn (Oberlehrer in Hamburg) und vor
genau 8 Jahren seine Gattin verlor. - Der Schwiegersohn des Entschlafenen,
Herr Rechtsanwalt Dalberg - Kassel, nahm im Namen der Familie Abschied vom
teuren Familienoberhaupt. Tränenden Auges dankte der Amtsnachfolger, Herr
Lehrer Emanuel, für das, was Lehrer Nußbaum ihm, der Schule und der
Gemeinde gewesen und versprach, das Erbe Nußbaums zu hüten und immer
weiter auszugestalten. Im Auftrag der Israelitischen Lehrer-Konferenz
Hessens tief Herr Lehrer Gans - Niederaula, Mitglied des
Geschäftsführenden Ausschusses, dem entschlafenen Mitglied ein letztes Abschiedswort
zu. Nachdem das Vorstandsmitglied der Gemeinde, Herr Synagogenältester J.
Levi, dem verstorbenen Lehrer und Führer der Gemeinde für alles gedankt
hatte, was dieser für seine Gemeinde getan, nahm für den Bund
Gesetzestreuer jüdischer Lehrer und seinen Zweigverein 'Jeschurun' dessen
Vorsitzender, Herr Lehrer Oppenheim - Rhina, Abschied von dem
hingegangenen Freund und Kollegen, der zu den Begründern des Jeschurun
gehörte. - In Hersfeld, wo er so lange gewirkt, hat er auf besonderen
Wunsch seine letzte Ruhestätte gefunden. Seine Seele sei eingebunden
in den Bund des Lebens."
Ein
weiterer Nachruf erschien in derselben Ausgabe des Israelit - bei
Interesse bitte anklicken.
Zur Beisetzung von Lehrer Moses Nußbaum (1929)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 19. Juli 1929: Artikel ist noch abzuschreiben.
Danksagung der Familie des Lehrers Moses Nußbaum
(1929)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Juli 1929:
"Für die uns entgegengebrachte große und innige Teilnahme
anlässlich des Hinscheidens unseres lieben Vaters - das Andenken an
den Gerechten ist zum Segen -, sage ich hiermit auch im Namen meiner
Geschwister herzlichsten Dank S. Nussbaum.
Hersfeld, Kassel,
Halberstadt, Breslau."
Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 26. Juli 1929: Dieselbe Danksagung wie in der Zeitschrift "Der Israelit"
(siehe oben).
Geburtsanzeige eines Sohnes von Lehrer Isidor Landsberg
(1920; Lehrer in Hersfeld von 1920-1923)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. November 1920: "Baruch HaSchem (Gott sei Dank). Abend
des Schabbat mit der Toralesung Wajeze im Jahr 5681. Die glückliche
Geburt eines gesunden Söhnchens zeigen hoch erfreut an: Lehrer Landsberg
und Frau Rini geb. v. d. Walde. Hersfeld in Hessen, 10. Kislew 5681 / 20.
November 1920."
Gedicht von Lehrer Isidor Landsberg "Der Segen des
Rabbi" (1935)
Kinderecke
Der Segen des Rabbi
Nach dem Talmud von Isidor Landsberg - das Andenken an den
Gerechten ist zum Segen - zuletzt Lehrer in Hersfeld
Rabbi Jochanan ben Sakkai,
Israelis Leuchte liegt im Sterben,
An dem Schmerzenslager weinen
Seines Geistes treue Erben.
Ehrfurchtsvoll schau'n in des Meisters
Antlitz, das von Glanz umwoben,
Seine Schüler. Kaum bezwingen
Sie des Trennungsschmerzes Toben.
Und verwundert steh'n die Schüler:
'Wie, du weinest, edler Meister,
Weinest, da du Eingang findest
In das Reich der reinen Geister?
Teurer Rabbi! Großer Lehrer!
Starke Säule! Mächt'ger Hammer!
Dir selbst graut es vor dem Tode,
Vor des Allbezwingers Jammer?'
'Meine Söhne!' spricht der Edle,
Würde ich nicht zitternd bangen,
Wenn vor ird'schem Tribunale
Ich den Richtspruch sollt' empfangen
Wo, selbst wenn der Tod mir winkte,
Nicht wär's ewiges Verderben;
Denn zu schön'rem Sein erwachte
Ich aus Leidensnacht und Sterben.
Doch nun kommt der hochgelobte
Heil'ge Richter aller Welten,
Vor dem Reichtum nicht und Ehre,
Weder Macht noch Wissen gelten,
Dessen Kraft die Erde füllet,
Dessen Wahrspruch ohne Wangen; -
Seht, der Allgerechte fordert
Mich vor des Gerichtes Schranken.
Wenn Er strenges Urteil kündet,
kann kein Sterblicher bestehen,
Wenn Sein Zornblitz sich entzündet,
Muss der Menschensohn vergehen.
Und nun seh' ich zwei der Wege:
Einer führt zu sel'gen Freuden,
Doch der andre, düster-schaurig,
Zur Verdammnis und ew'gen Leiden.
In der unruhvollen Seele
Wird der bange Zweifel rege
Vor dem letzten, schweren Gange:
War ich auf dem rechten Wege?
Tief ergriffen fleh'n die Schüler:
Rabbi, schenk' uns deinen Segen,
Dass wir stets das Böse meiden,
Wandeln auf den guten Wegen!'
Draußen steigt die Morgensäule
Herrlich auf in ros'gem Schimmer,
Und schickt ihre gold'nen Grüße
In das düstre Sterbezimmer.
Und der Meister, er streckt segnend
Seine Hand, die leise bebet,
Ueber seiner Schüler Häupter
Und sein Aug' sich neu belebet:
'Blickt ins Herz euch meine Teuren!
Mög' der Herr euch Einsicht schenken;
Denn die eitle Angst vor Menschen
Lässt euch nicht des Schöpfers denken;
Mög die Ehrfurcht vor dem Höchsten
Stets der Furcht und Achtung gleichen,
Die vor Menschen ihr empfindet!
So nur könnt' ihr Heil erreichen.'
Während sich auf den Gesichtern
Staunen und Bestürzung malen,
Sieht am Himmel hell und freudig
Man den Sonnball erstrahlen;
Doch das müde Haupt ben Sakkais
Sinkt zurück nach diesen Worten.
Vor dem Stillverklärten
Öffnen sich des Paradieses Pforten.
Zum Tod von Lehrer Isidor Landsberg (1923)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. März 1923: "Hersfeld, 4. März
(1923). Unsere Gemeinde ist von einem herben Verluste betroffen worden. Am
24. Schewat, dem heiligen Schabbat
mit der Toralesung Jitro – ist Lehrer Isidor Landsberg infolge eines
Herzschlages plötzlich in der Vollkraft seines Lebens (42 Jahre alt)
verstorben. Die Gemeinde hat in ihm einen tüchtigen, strebsamen Lehrer,
ihren geistigen Führer, einen hervorragenden Chasan
(Vorbeter), jedes Mitglieder Gemeinde einen guten Freund verloren. In
tiefem Schmerz betrauern ihn seine gebeugte Gattin mit fünf kleinen
Kindern, eine schwer geprüfte Mutter und alle Angehörigen, denen er ein
treu sorgender Gatte, Vater, Sohn und Bruder war. Nachdem er den ganzen
Weltkrieg mitgemacht hatte, wurde er aus seiner Stelle im Osten vertrieben
und trat vor 2 ½ Jahren die hiesige Stelle an. Hier verstand er es, sich
trotz großer Widerstände durchzusetzen und zu behaupten. Schnell erwarb
er sich durch sein heiteres, liebenswürdiges Wesen, durch sein eifriges
Wirken als gute Jehudi, durch sein methodisches Geschick in der Schule die innige
Zuneigung und Verehrung seiner Gemeinde und seiner Schüler und die
Anerkennung der Behörden. - Mit einer gut geschulten Stimme begabt,
stiegen seine von rechter Ehrfurcht
und innerer Überzeugung
getragenen Gebete empor und
stimmten die Hörer zu feierlicher Andacht. Seine Beerdigung
am Montag zeugte von dem allseitigen herben Schmerz um den teuren
Entschlafenen. Nachdem im Haus Herr Dr. Herz, Fulda, dem Freunde warme
Worte des Abschiedes gewidmet hatte, trugen die Kollegen des Verstorbenen
den Sarg aus dem Sterbehause zum
Synagogenhofe, wo Herr Dr. Herz in Vertretung des Herrn Rabbiner Dr. Cahn
ihm einen Nachruf widmete und sein segensreiches Wirken in Schule,
Gemeinde und Synagoge schilderte. Am Grabe riefen ihm die Herren Lehrer
Gans, Niederaula, im Auftrage des G.A. der Israelitischern
Lehrer-Konferenz Hessens und des Jeschurun, von der Walde als Verwandter,
Schulrat Wendlin im Namen der Schulverwaltung und Lehrer Spiro, Fulda, im
Auftrag der Gemeinde Hersfeld und des väterlichen Freundes seines jung
verstorbenen Kollegen, des pensionierten Lehrers Nussbaum warme Worte des
Gedenkens, der Anerkennung und des Dankes nach. Möge Gott
die schmerzbewegte Gattin und alle Angehörigen trösten und den früh
verlassenen Waisen beistehen.
Seine Seele sie eingebunden in den Bund des Lebens."
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 8. Juni 1886: "Hersfeld, 26. Mai (1886). Wieder
einmal eine Folge des Austrittsgesetzes! Man berichtet unter obigem
Datum: 'Die 'Hersfelder Zeitung' enthält in einer ihrer letzten Nummern
folgende Inserate: 'Hersfeld, den 23. Mai 1886. An Herrn H. Katzenstein
hier. Nach Beschluss Königlicher Regierung zu Kassel vom 5. August
vorigen Jahres dient Ihnen zur Nachricht, dass der fernere Besuch der
jüdischen Volksschule hierselbst Ihrer Tochter Jenny untersagt wird, und
ist Herrn Lehrer Nußbaum hierselbst das Unterrichten Ihrer Tochter
verboten, sowie der Zutritt derselben in das Schullokal nicht zu
gestatten. Die Gemeinde-Ältesten: Goldschmidt, Oppenheim.' - 'Es dürfte
für die Leser dieser Zeitung von Interesse sein, Kenntnis von
vorstehender Verfügung Königlicher Regierung zu bekommen, einer
Verfügung, wie sie hier wohl nocht nicht in gleicher Weise getroffen
wurde. Ich bemerke noch, dass ich zwar aus der israelitischen
Synagogen-Gemeinde ausgetreten bin, dass ich aber nach wie vor zum Gehalt
des Elementar-Schullehrers beitragen muss. H. Katzenstein.,' - Wie das
'Kasseler Journal' meldet, ist Herr Katzenstein zwar aus der israelitischen
Synagogen-Gemeinde ausgetreten, aber weder zur katholischen noch zur
protestantischen Religion übergetreten. Es entsteht nun die gewiss
interessante Frage, welche Schule das Kind des Katzenstein zu besuchen
hat.'"
Talmudlernstunden von Provinzialrabbiner Dr. Cahn (Fulda) in
Hersfeld (1890)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
1. September 1890: "Aus dem Rabbinate Fulda. Die
segensreiche Wirksamkeit, die unser hoch verehrter Herr Provinzialrabbiner
Dr. Cahn - sein Licht leuchte - seit Beginn seiner Amtstätigkeit
bis zum heutigen Tage entfaltet, sein rastloses Streben, Verbreiter der
Tora zu sein und Institute zu fördern, deren Aufgabe es ist, Jünger
heranzubilden, die das Volk in den göttlichen Gesetzen unterweisen
sollen, sind weit über die Grenzen unserer ehemaligen Provinz hinaus
bekannt. Es ist geradezu rührend, zu beobachten, mit welch physischer und
psychischer Kraftaufwendung unser Herr Rabbiner um das materielle
Emporblühen des Berliner Rabbiner-Seminars, dem er selbst als Hörer
angehörte und um das Lehrer-Seminar in Köln sich bemüht. Es würde zu
weit führen, wollte man in ausführlicher Schilderung über das Wirken
und Schaffen des Herrn Rabbiner Dr. Cahn - sein Licht leuchte -
sich ergehen. Zweck dieser Zeilen ist, die Aufmerksamkeit der geschätzten
Leser Ihres Blattes auf einen Verein zu lenken, dessen Mitglieder es sich
zur Aufgabe gemacht haben, Tora zu lernen, um mit dem Lernen auch
das Beachten und Tun zu verbinden. Mehrere Lehrer des
hiesigen Rabbinats wie der Kreise Eschwege und Rotenburg hatten sich mit
der Bitte an Herrn Dr. Cahn - sein Licht leuchte - gewandt, ihnen
Unterricht in Mischnajot und später in Gemara zu erteilen.
Dass dieser Bitte ein williges Ohr geliehen werden würde, war man sicher.
Unser Herr Rabbiner - sein Licht leuchte - erklärte sich mit sichtbarer
Freude bereit, allwöchentlich einen Schiur in Hersfeld
abzuhalten. Die Tat folgte dem Worte: Jeden Donnerstag versammeln sich
12-15 Lehrer in dem genannten Städtchen, um unter der bewährten Leitung
des Herrn Dr. Cahn - sein Licht leuchte - zu lernen. Es unterliegt keinem
Zweifel, dass der Kreis der Lernenden sich bald erweitern wird. Unser Herr
Provinzialrabbiner - sein Licht leuchte - veranlasste einen edlen Menschenfreund,
Herrn S. St. in C., der in heiliger Begeisterung erglüht ist für unsere
heilige Tora, für jeden der teilnehmenden Lehrer ein Mischnaexemplar mit
dem Kommentar Tiferet Israel (d.h. mit dem Kommentar von Israel
Lipschitz) zu stiften. Herr Dr. Cahn - sein Licht leuchte - tat
noch mehr. Die den Lehrern erwachsenden Reisekosten sind nicht
unerheblich. In Würdigung der Verhältnisse hat Herr Dr. Cahn - sein
Licht leuchte - Fürsorge getroffen, dass den Lehrern ein Zuschuss zu
den entstehenden Kosten gewährt werde. Ob dies in der Folge für immer
geschehen kann, ist bei den vielen Opfern, die an den Herrn Rabbiner - sein
Licht leuchte - gefordert werden, wohl zweifelhaft. Wir, die wir so
glücklich sind, uns an den betreffenden Lernstunden beteiligen zu
können, rufen unserem allverehrten Rabbi und Lehrer ein guten Erfolg
zu, verbunden mit dem Wunsche: 'es vergelte ihm der Ewige seine Tat und
sein Lohn sei vollkommen vor dem Ewigen' (nach Ruth 2,12) und dem
heiligen Versprechen, dass wir in unserem Streben, Tora zu lernen
nicht erlahmen werden."
Lehrer Moses Nußbaum berichtet von Erfolgen bei der
Bekämpfung des Antisemitismus durch Maßnahmen der Regierung
(1890)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Dezember 1890: "Hersfeld,
26. November (1890). In einer Zeit, in welcher die Stöcker'sche Giftsaat
des Judenhasses überall aufzukeimen droht, muss es jeden edlen Menschen
und namentlich jeden unserer Glaubensgenossen mit hoher Freude und hehrer
Genugtuung erfüllen, wenn er vernimmt, dass unsere Obrigkeit das gemeine
Treiben der Antisemiten aus schärfste missbilligt und geeignete Schritte
tut, jener verderblichen Saat den Boden zu entziehen.
In der heute dahier stattgehabten Konferenz der hiesigen Lehrer verlas der
die Konferenz leitende Herr Superintendent, Inspektor Dr. Vial eine
Verfügung der hohen Königlichen Regierung zu Kassel des Inhaltes: Es sei
hoher Königlicher Regierung bekannt geworden, dass vielfach christliche
Schulkinder die israelitischen Schulkinder und auch erwachsene Israeliten öffentlich
verhöhnen und verspotten. Es sei ferner hoher Königlicher Regierung
nicht entgangen, dass manche Lehrer in schwerer Versündigung gegen ihr
Amt durch unziemende Redensarten ihren Schülern gegenüber jenem Unfuge
Vorschub leisten. Deshalb beauftrage hohe Königliche Regierung die Herren
Kreisschulinspektoren, bei der zunächst stattfindenden Konferenz den
Lehrern ihres Kreises die Mitteilung zu machen, dass hohe Königliche
Regierung ein derartiges Gebaren der Lehrer als im höchsten Grade
unpädagogisch erachte und aufs schärfste missbillige. Der Lehrer habe
vielmehr die Pflicht, jeden Fall einer derartigen Schmähung und
Verhöhnung strengstens zu bestrafen und seine Kinder durch geeignete
Belehrung zur Duldung und Achtung Andersgläubiger zu
gewöhnen.
Das ist gewiss ein Wort zur rechten Zeit. Noch wohltuender als die
Verlesung dieser Verfügung wirkten auf die versammelten Lehrer, die
sämtlich dem Antisemitismus fern stehen, die in tiefem Ernste
gesprochenen Worte, die der Herr Superintendent an dieser Verlesung
knüpfte. Es sei leider wahr und er kenne solche Fälle von Beschimpfung
und Verhöhnung der Israeliten aus eigenes Anschauung. Diese Übelstände
seien jedoch die Früchte einer verderblichen Zeitströmung, die jeden
wahren Christen mit tiefer Betrübnis und Abscheu erfüllen müsse. Der
wahre Christ muss edeldenkend und weiterherzig sein und Liebe und
religiöse Duldung üben.
Diese Worte des hohen geistlichen Herrn legen ein beredtes Zeugnis von der
hierorts allbekannten sehr humanen Gesinnung des Herrn Superintendenten
und von seiner unbegrenzten Menschenliebe ab, die keinen Unterschied der
Rasse kennt und die hierorts ihre segensreiche Wirkung nicht verfehlt. Das
Ganze zeigt jedoch deutlich, dass der Hüter Israelis nicht schlummert und
nicht schläft. Gewiss wollte Seine Gnade dazu beitragen, dass unsere
Chanukkafreude ungetrübt wie die Chanukka-Lichtlein aufleuchten könne.
M. Nußbaum, Lehrer."
Gründung einer Ortsgruppe der "Sabbatfreunde"
(1907)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. September 1907: "Berlin, 18.
September (1907). Der Verband der Sabbatfreunde hat seine Propagandatätigkeit
sofort nach Beendigung der Ferienzeit wieder aufgenommen. So fanden am
vergangenen Sonntag Versammlungen in Hersfeld und Rhina statt, die in
beiden Orten zur Bildung von Ortsgruppen führten. In Hersfeld erfolgten
über 60, in Rhina gegen 50 Anmeldungen als Mitglied. Das einleitende
Referat in beiden Versammlungen hielt der Vorsitzende der Frankfurter
Ortsgruppe, Herr Moritz A. Loeb. An gleichem Tage wurde durch Herrn
Provinzial-Rabbiner Dr. Bamberger – Hanau in Sterbfritz eine Ortsgruppe
ins Leben gerufen. Der Gesamtverband umfasst jetzt über 80 Ortsgruppen
mit mehr als 4.000 Mitgliedern."
40-jähriges Bestehen des Israelitischen
Frauenvereins (1919/20)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. März 1920: "Hersfeld, 12.
Februar (1920). Am vergangenen Sonntag Paraschat
Jitro feierte der hiesige Jüdische Frauenverein sein 40jähriges
Bestehen. Dem Ernste der Zeit entsprechend, wurde von jeglichem Aufwand
Abstand genommen und das Fest in höchst einfacher, aber würdiger Weise
begangen. Den Höhepunkt desselben bildeten die nach den Oppenheim’schen
Gemälden vorzüglich gestellten Bilder aus dem jüdischen Familienleben
in Verbindung mit Chorgesang und Rezitation. Während der Kaffeetafel würdigte
Herr Gemeindeältester Hermann Wertheim in einem geschichtlichen Rückblick
auf den Werdegang des Vereins die Verdienste seines Gründers, des Herrn
Lehrers a.D. M. Nussbaum und feierte die anwesenden Mitbegründerinnen
durch Überreichung von schlichten Ehrendiplomen. Herr Lehrer Landsberg
appellierte in seiner eindrucksvollen Festrede an den bekannten Wohltätigkeitssinn
der Festteilnehmer mit dem Ergebnis, dass bei der amerikanischen
Versteigerung des Benschens 1.200 Mark für wohltätige Zwecke gebucht
werden konnten. Reiches Lob erntete die rührige Vorsitzende der Chewra,
Frau Clara Nussbaum, für die vorbildliche Leitung des Vereins und die mühevolle
Vorbereitung der so schön verlaufenen Feier. Ein gemütliches
Beisammensein vereinte die Festteilnehmer bis Mitternacht."
Veranstaltungen der Ortsgruppe des Reichsbundes
jüdischer Frontsoldaten (1927)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 25. Februar 1927: Artikel ist noch abzuschreiben.
Purimfest des "Reichsbundes Jüdischer
Frontsoldaten" (1927)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 18. März 1927: Artikel ist noch abzuschreiben.
Festball der Ortsgruppe des Reichsbundes jüdischer
Frontsoldaten zum 10-jährigen Bestehen (1929)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 8. Februar 1929: Artikel ist noch abzuschreiben.
50-jähriges Bestehen des
Israelitischen Frauenvereins (1929)
Jubiläum des Israelitischen
Frauenvereins im September 1929: "Hersfeld, 17. September. Anlässlich
des 50jährigen Bestehens des Israelitischen Frauenvereins Hersfeld fand
am vergangenen Sonntag eine Feier statt, deren Reinertrag für wohltätige
Zwecke bestimmt war. Auf einige kurze Begrüßungsworte des
Gemeindevorstandsmitgliedes Blumenfeld folgte die Festrede, in der Herr
Lehrer Emanuel Ziele und Wirken des Frauenvereins darlegte. Er wie darauf
hin, dass in den Tagen vor den Jomim Nauroium eine gedämpfte Freude am
Platze sei, um so mehr, als gerade jetzt sich so traurige Ereignisse in
Erez Israel abgespielt haben. Vor 50 Jahren fanden sich einige Frauen
zusammen, von denen heute nur von 5 leben, um eine Chevras Noschim zu gründen.
Gemeinsam mit der Männerchevroh wurde diese dann zu einer Stütze der
Tauroh, zum einem Hort der Tradition. Der weitere Teil des Abends hatte
einen mehr heiteren Charakter. Verschiedene gut eingeübte Vorführungen,
ausgeführt von Mitgliedern des Frauenvereins, fanden den vollen Beifall
der Anwesenden. "
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck"
vom 20. September 1929: Artikel ist noch abzuschreiben.
Vortragsabend in der Ortsgruppe des "Reichsbundes
jüdischer Frontsoldaten" (1930)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 5. März 1930: Artikel ist noch abzuschreiben.
25-jähriges Amtsjubiläum zweier Vorstandsdamen des
"Israelitischen / Jüdischen Frauenvereins" (1931)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Oktober 1931: "Hersfeld,
18. Oktober (1931). Am 11. Oktober lud der 'Jüdische Frauenverein' seine
Mitglieder, die Herren Gemeindeältesten und den Herrn Kreisvorsteher zu
einer Feier ein. Galt es doch, das 25-jährige Amtsjubiläum seiner
Vorstandsdamen: der Frauen Julie Oppenheim und Klara Nußbaum festlich zu
begehen. Herr Emanuel schilderte in seiner Ansprache, was die Damen für
den Verein geleistet hatten. Als Anerkennung wurde ihnen eine silberne
Nadel mit der Aufschrift '25 Jahre' überreicht. Verschiedene Reden und
Vorträge trugen zur Verschönerung des Abends bei. Gerührt dankten die
Gefeierten für die große Ehre, die ihnen zuteil geworden
war."
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 13. November 1931 Artikel ist noch abzuschreiben.
Überfall mit schwerer Körperverletzung auf jüdische
Reisende durch SA-Leute (1933)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Januar 1933: "Fulda.
Im nahen Hersfeld wurden vier jüdische Reisende aus Frankfurt von
einer SA-Gruppe überfallen und mit Schlagringen und Messern übel
zugerichtet."
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Oktober 1897: "Mainz,
3. Oktober (1897). Schmerzlich bewegt kommen wir soeben von der letzten
Ruhestätte des Herrn Moses Rothschild in Frankfurt am Main. Den
kräftigen und rüstigen Mann hat ein plötzliches Leiden im 65. Jahre
dahingerafft. Vor ungefähr 30 Jahren kam er von Hersfeld, wo er
als einer der ersten die jüdische Gemeinde begründete, nach Frankfurt
und war von da ab ein treues und allezeit bereits Mitglied der
Israelitischen Religionsgesellschaft. Ihr verknüpfte er sich noch enger,
indem er sich dem Austritt aus der Hauptgemeinde anschloss. In stiller und
anspruchsloser Weise lebte er in treuester Hingebung an die Heilige
Wahrheit und ward ihren Aufgaben oft unter den größten Entsagungen
gerecht. Mit warmem Herzen übte er über die Grenzen seines Wohnorts
hinaus eine unermüdliche geräuschlose Wohltätigkeit. Sein
unerschütterlicher Sinn für die wahre Wahrheit ließ ihn in
tiefer Verehrung zu seinem vor ungefähr Jahresfrist dahingegangenen
Schwiegervater, dem unvergesslichen Rabbiner Jona Bondi - seligen
Angedenkens - (Anm.: Dr. Jonas M. Bondi war Rabbiner der
Israelitischen Religionsgesellschaft Mainz) emporschauen. Möge die
Erinnerung an die Trefflichkeit seiner Eigenschaften und das Bewusstsein,
sich eins mit ihm zu fühlen in jüdischem Denken und streben, die tief
gebeugte Gattin und die trauernden Kinder aufrichten und Trost finden
lassen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
Zum Tod der Frau von Josef Bacharach (1923)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. März 1923: "Hersfeld, 12. März
(1923). Frau Josef Bacharach hat nach kurzen, schweren Leiden im Alter von
erst 45 Jahren ihre reine Seele ausgehaucht. Sie war eine seltene Frau,
deren Wirken gerade in unserer Zeit schmerzlich vermisst werden wird. Im
Hause widmeten der Schwiegersohn, Herr Dr. Eisenmann – Nürnberg und
Herr Lehrer Stein – Frankfurt, der Heimgegangenen herzliche Worte des
Dankes für all die Liebe, die sie ihrem Familienkreise entgegenbrachte.
Ein selten großes Geleite folgte dem Sarg
auf den Friedhof, wo Herr Provinzialrabbiner Dr. Cahn – Fulda der
Verschiedenen eine ergreifende Trauerrede hielt. Des Lebens tiefsten Ernst
und schwerste Sorge musste sie in den Jahren des Krieges ertragen; und sie
schöpfte die Kraft zum seelischen Gleichgewicht aus dem Gedanken [des
Psalms 23]: ‚Dein Stecken und dein
Stab trösten mich’, aber auch die Zeiten des Glückes, die ihr später
beschieden waren, brachten sie nicht aus ihrer inneren Ruhe und ließen
sie ihre Schlichtheit und tief innige Frömmigkeit bewahren. Herr Lehrer
Eisenmann – Würzburg dankte mit herzlichen Worten der Verstorbenen im
Namen der weiteren Familie. Nach der Beerdigung
sprach Dr. Herz – Fulda im Hause und hob besonders hervor, welch innige
Freude sie empfand, wenn ihre Kinder Tora
lernten. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
Zum Tod von Moritz Nußbaum (1923)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1923: "Hersfeld, 25. März
(1923). Den in den letzten Wochen an dieser Stelle beklagten beiden Todesfällen
innerhalb unserer Gemeinde folgt nach wenigen Tagen schon ein dritter von
nicht minder erschütternder Tragik. Am Donnerstag, 5. Nissan, war es, da
man die irdische Hülle des unvergesslichen Moritz Nussbaum –
er ruhe in Frieden – zu Grabe trug, dessen von felsenfester
Gottergebenheit und von seltenem Duldersinn bis zum Todeskampf erfülltes
Leben es verdient hat, dass man ihm einige Worte des Gedenkens widmet. Mit
allen Fasern seines Wesens unerschütterlich verankert im Boden unseres
heiligen Glaubens, rastlos tätig für die Seinen wurde dieser edle Mensch
auf der Mittagshöhe seines Lebens – 41 Jahre alt – nach 8jährigem
schwerem Kampf mit seiner Kriegswunde dem kreise seiner Lieben entrissen.
Dem vom Krankenhaus Fulda überführten Sarg folgte ein unabsehbares
Trauergefolge, ein Zeugnis der allgemeinen Verehrung des Heimgegangenen
nicht minder als der Ausdruck rührender Teilnahme am Schmerze der
Hinterbliebenen, die nunmehr 4 (davon 3 verheiratete) Brüder dem
Vaterland opferten, während ein weiterer Bruder kriegsverwundet ist.
Herr Lehrer Müller aus Tann (Rhön) wehklagte am Grabe, dass er schon
jetzt, um Jahrzehnte zu früh, dem geliebten Schwager den letzten
Liebesdienst erweisen müsse, glaubte jedoch, es einem solch Frommen
schuldig zu sein, dass man bei seinem Heimgang jedes religiöse Gebot
respektiere und deshalb mit Rücksicht auf den Monat Nissan von einer
Trauerrede absehe, zumal da ein jeder – weit über die konfessionelle
Grenzen hinaus, das bescheidene, jeder Aufdringlichkeit abholde,
friedliebende und treuherzige Wesen des Verstorbenen gekannt habe. Ein Gelöbnis,
den Hinterbliebenen zum Troste und zur Aufrichtung aller Kräfte zu widmen
und eine Mahnung an die nichtjüdischen Brüder, durch konfessionellen
Unfrieden die Herzenswunden solch schwer betroffener Familien nicht von
neuem aufzureißen, beschloss die schlichten Worte.
Mögen teilnehmende Liebe und das Verdienst
des Dahingeschiedenen der hoch betagten Mutter, den ebenfalls schwer geprüften
Schwiegereltern, der tief gebeugten rastlosen Witwe, sowie den 3 so religiös
erzogenen, noch schulpflichtigen Waisen beistehen. – Mitglieder des
Bundes jüdischer Frontsoldaten zu Hersfeld beschlossen, dem verklärten
Kameraden durch abwechselndes Kaddischsagen ein lebendiges Gedenken zu
widmen. Seine Seele sei eingebunden
in den Bund des Lebens."
Zum Tod des Beschneiders Samuel Hahn (1924)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Februar 1924: "Hersfeld,
27. Januar (1924). In der Nacht zum Tu Bischwat (15. Schewat =
20./21. Januar 1924) verschied Samuel Hahn im Alter von 76 Jahren.
Mit ihm ist die Krone unserer Gemeinde ins Grab gesunken. Kein
Opfer war ihm zu groß, kein Weg zu weit, wenn es galt, als Beschneider
die heilige Pflicht zur Beschneidung auszuführen. Selten groß war
seine Liebe zur Tora. Jede Minute, die er seinem Geschäfte
abringen konnte, benützte er zum eifrigen Lernen. Welche Freude war es
für ihn, wenn sich die Jugend um ihn scharte und er so Toralehrer
sein konnte. Er vereinigte alle schönen Eigenschaften eines Gelehrten
in sich. Seine Bescheidenheit war so groß, dass er, als ihm seinerzeit
die Chawer-Würde verliehen wurde, sich äußerte, der Rabbiner
müsste sich geirrt haben. In bewegten Worten schilderte Herr
Provinzial-Rabbiner Dr. Cahn die seltenen Eigenschaften dieses edlen Jehudi
und den unersetzlichen Verlust, den unsere Gemeinde und die weite Umgegend
Hersfelds erlitten hatte. Die Chewra Gemilut Chassodim, in der er
über 40 Jahre vorgelernt hatte, hatte ihn vor kurzem zum Ehrenmitglied
ernannt. Seinen Verwandten wird es zum Troste gereichen, dass es ihnen
vergönnt war, diesem echten Jehudi einen schönen Lebensabend
bereitet zu haben. Möge sein Verdienst seiner Familie und der
Gemeinde, für die er so oft als Vorbeter seinen Dienst tat,
beistehen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
Tod des Gründungsmitgliedes der Gemeinde Joel Nußbaum
(1926)
Die Zeitschrift
"Der Israelit" berichtete am 11. Februar 1926: "Hersfeld,
8. Februar (1926). Im 88. Lebensjahre verschied hier der Senior der
hiesigen jüdischen Gemeinde, Metzgermeister Joel Nußbaum. In fast
58jähriger glücklicher Ehe mit seiner ihn überlebenden Ehefrau führte
er ein musterhaftes Familienleben und versäumt bis kurz vor seinem
Hinscheiden selten den Besuch der Synagoge. Er war einer der Gründer der
jüdischen Gemeinde Hersfeld, wo in hessischen Zeiten keine Juden sich
niederlassen durften. An seiner Beerdigung nahm die ganz Metzgerinnung mit
der historischen Innungsfahne teil. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens."
70. Geburtstag von Emil Dreifuß (1927)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 25. März 1927: Artikel ist noch abzuschreiben.
25-jähriges Dienstjubiläum von Kreisvorsteher Jakob Hahn
(1927)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Oktober 1927: "Hersfeld, 29.
September (1927). Mit dem heutigen Tage begeht Herr Bankier Jakob Hahn
sein 25-jähriges Dienstjubiläum als Kreisvorsteher der Israelitischen
Gemeinden des Kreises Hersfeld. In rastloser, aufopferungsvoller Arbeit
hat es der Jubilar verstanden, die seiner Obhut anvertrauten Gemeinden zu
großer Blüte zu bringen. Möge es dem überaus verdienten Jubilar vergönnt
sein, in so vorbildlicher Weise auch weiterhin dieses Ehrenamt zu führen,
zum Nutz und Frommen der ihm anvertrauten Gemeinden."
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 4. Oktober 1927: Artikel ist noch abzuschreiben.
Zum Tod von Gisela Tannenbaum geb. Rosenbach (1929)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 4. Januar 1929: Artikel ist noch abzuschreiben.
70. Geburtstag von Amalie Goldschmidt geb. Hahn
(1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Mai 1929: "Hersfeld,
21. Mai (1929). Ihren 70. Geburtstag beging in größter Rüstigkeit und
geistiger Frische die Witwe Amalie Goldschmidt geb. Hahn, am 14.
Mai".
75. Geburtstag von Abraham Möller (1929) Anmerkung: Abraham Möller war Ehrenmitglied des Kriegervereins in
Hersfeld; er hatte die Färberei erlernt und war später - nach
Militärdienstzeit beim Infanterieregiment 80 in Bad Homburg - nach Hersfeld
gezogen. Müller starb 1932.
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juli 1929: "Hersfeld, 24.
Juni. Seinen 75. Geburtstag beging heute Herr Abraham Möller, früher Raboldshausen".
80. Geburtstag von Lehmann Rosenberg (1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. November 1929: "Hersfeld,
25. November (1929). Herr Lehmann Rosenberg dahier feiert am 2. Dezember
seinen 80. Geburtstag."
H. Blumenstiel und die Familie seines Schwiegersohnes
Berthold Katz ziehen nach Kassel (1929)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 13. Dezember 1929: Artikel ist noch abzuschreiben.
Siegfried Levi, Sohn des Kaufmanns Adolf Levi, besteht
die staatliche Lehrerprüfung (1930)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 28. März 1930: Artikel ist noch abzuschreiben.
Goldene Hochzeit von Kaufmann J. Rothschild und Fanni
geb. Katz (1931)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 19. Juni 1931: Artikel ist noch abzuschreiben.
Zum Tod von Marianne Levi (1937)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juni 1937: "Fulda,
20. Juni (1937). Am Schabbat Schelach (= Schabbat mit der
Toralesung Schelach Lecha = 4. Mose 13,1 - 15,41, das war Samstag,
5. Juni 1937) ging Frau Marianne Levi im Alter von 78 Jahren von uns. Sie
entstammt der angesehenen und gut jüdischen Familie Kneip aus Gelnhausen
und wurde dort schon frühzeitig die Liebe zu Tora und Wohltätigkeit in
ihr geweckt, die sie später in so reichem Maß besitzen sollte. In
Sußmann Levi aus Rhina fand die
Heimgegangene den gleichgesinnten Gatten, mit dem sie ein echt jüdischer
Heim erst in Neukirchen bei Rhina,
später in Hersfeld errichtete, dem acht Kinder entsprossen, die
alle im Sinne unserer Tora erzogen wurden. Stets war dies Heim durch
größte Gastfreundschaft ausgezeichnet und kein Bedürftiger kam
vergebens zu ihr. Mit besonderer Vorliebe weilte der alte Fuldaer Raw in
diesem Heim, und wusste er stets die besondere Gewissenhaftigkeit der
Verstorbenen zu rühmen. Sie versäumte keine Tefilloh (sc.
Gottesdienst, Gebet) und das Tehillimbuch (Psalmenbuch) war ihr
ständiger Begleiter. Ihr unerschütterliches Bitochaun
(Gottvertrauen) ließ sie alle Schicksalsschläge ungebeugt tragen. Ihre
letzten Lebensjahre verbrachte die Heimgegangene in Fulda, wo sie von
ihren Kindern liebevoll gepflegt wurde. Herr Bezirksrabbiner Dr. Cahn
schilderte die Verdienste der Verstorbenen bei der Bestattung, die in Hersfeld
stattfand, in bewegten, zu Herren gehenden Worten. Möge das Verdienst
der Verstorbenen ihren Kindern beistehen. Ihre Seele sei eingebunden in
den Bund des Lebens."
Zum Tod des Gemeindeältesten Josef Bacharach (1937)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Dezember 1937: "Hersfeld, 26.
Dezember (1937). Unsere Gemeinde hat durch den Tod ihres Gemeindeältesten
Josef Bacharach einen schweren Verlust erlitten. Der bekannten Gemeinde
Rhina entstammend, sah er seinen Stolz darin, in ihren Traditionen zu
leben. Mit Liebe hing er an seinem alten Lehrer Emmerich – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – dem er sein gutes jüdisches
Wissen verdankte. Er war glühender Freunde der Tora und oft und gern
unterstützte er Jeschiwot (Talmudschulen)
und alle echt jüdischen Institutionen. Seine warme Frömmigkeit zeigte
sich, wenn er mit [ … zusammenkam. Wie freute er sich da mit einem schönen
….]. Kein Armer wandte
sich vergebens an ihn. Er nahm jeden auf und suchte ihm zu helfen.
Jahrzehntelang erfreute er als ehrenamtlicher Vorbeter
unsere Gemeinde mit seinen schönen althergebrachten Nigunim (Melodien).
Bei der Bestattung schilderte Herr Rabbiner Dr. Cahn in trefflichen Worten
das Leben dieses, wahrhaft guten Jehudi. Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Dezember 1937: "Von seinem
langen, mit großer Geduld ertragenem Leiden ist unser herzensguter,
geliebter Vater, der Kaufmann Josef Bacharach – er
ruhe in Frieden – im Alter von 66 Jahren am 16. Dezember 1937 durch
einen sanften Tod erlöst worden. Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens. Lina Eisemann geb.
Bacharach, Cilly Gottheimer geb. Bacharach, Leo Bacharach, Max
Bacharach."
Weitere Anzeige ebd.: "Nach langem Leiden entschlief am 16. Dezember
1937 unser hoch verehrtes Vorstandsmitglied, Herr Josef Bacharach – er ruhe in Frieden. Er war in langen Jahren Freund und Rückhalt
der Gemeinde, deren Wohl er unermüdlich vor Augen hatte. Wir werden sein
Andenken nicht vergessen. Seligen
Andenkens – Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens. Der
Vorstand der Israelitischen Gemeinde Hersfeld. H.N. BlumenfeldLevi."
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. März 1891: "Senf – Koscher. Unter Aufsicht des Herrn Lehrer Nussbaum zu Hersfeld fabrizieren
wir prima koscheren Tafel-Senf und haben wir den Verkauf desselben Herrn
Louis Goldschmidt, Hersfeld, überträgen. Referenz Seiner Hochwürden
Herr Provinzial-Rabbiner Dr. Kahn zu Fulda und Herr Lehrer Nussbaum zu
Hersfeld. Kupfermühle bei Hersfeld. Schönfeld & Röber.
Bezugnehmend
auf obige Annonce offeriere ich prima koscheren Tafel-Senf in Kübeln von
10 bis 100 Pfund und in Gläsern à Pfund 40 Pfennig.
Wiederverkäufern
Rabatt! Louis Goldschmidt, Hersfeld."
Anzeige des chemischen Produktengeschäftes S. Katzenstein (1891)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juni 1891: "Für
mein an Schabbat und Feiertag geschlossenes chemisches
Produkten-Geschäfte suche per sofort oder 1. Juli einen tüchtigen,
jungen Mann als Reisender, meist Landtouren.
Hersfeld. S. Katzenstein."
Anzeige der koscheren Metzgerei Oscar Goldschmidt (1897)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. März 1897: "Koscher – Oscar
Goldschmidt, Hersfeld, Koscher . Bezirksrabbinat Fulda, empfiehlt in Ia
Qualität franco in 5-Kilo-Paketen: Bratwurst pro Pfund -.40 Pfg.,
Leberwurst pro Pfund -.60 Pfg.,Presswurst
pro Pfd. -.80 Pfg.,Wiener
Enden pro Paar -.20 Pfg., Gänsekeulen-.80 Pfg., Salami pro Pfund 1.20 Pfg., Mettwurst pro Pfund 1.20
Pfg., Rauchzungen Stück 3.00 Pfg. –
Ausführlich Preiscourant gratis
und franco. Oscar Goldschmidt, Hersfeld."
Anzeige des Manufaktur- und Konfektionsgeschäftes Max
Wetterhahn (1902)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Juli 1902: "Lehrling
für mein Samstags und Feiertage geschlossenes Manufaktur- und
Konfektionsgeschäft per sofort oder später gesucht. Max Wetterhahn, Hersfeld."
Anzeige des Getreidegeschäftes A. Löwenberg (1902)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. August 1902:
"Für mein Getreidegeschäft suche per sofort eventuell auch später
einen tüchtigen, fleißigen
jungen Mann,
der mit Lager- und Komptoirarbeiten vertraut ist und mit der
Landkundschaft umzugehen weiß.
A. Löwenberg, Hersfeld."
Anzeige des Bank- und Wechselgeschäftes Jakob Hahn
(1904)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Februar 1904:
"Für mein Comptoir, welches Samstags und israelitische Feiertage
geschlossen ist, suche ich per 1. März oder 1. April dieses Jahres einen Lehrling
mit der Berechtigung zum
Einjährigen-Freiwilligen-Militärdienst.
Jakob Hahn, Bank- und Wechsel-Geschäft,
Hersfeld."
Anzeige des Getreide-, Mehl- und
Futtermittelgeschäftes S. Levi (1907)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 21. Juni
1907: "Suche für mein Schabbos und Jomteff (Feiertag) streng
geschlossenes Getreide-, Mehl- und Futtermittelgeschäft einen tüchtigen
jungen Mann, der vollständige mit der Buchführung vertraut ist und
schöne Handschrift besitzt. Kost und Logis im Hause. Eintritt kann sofort
eventuell später erfolgen.
S. Levi, Hersfeld."
Verlobungs- und Hochzeitsanzeige von Heinrich Sichel
und Zerline geb. Nussbaum (1928)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juli 1928: "Statt
Karten
Zerline Nussbaum - Heinrich Sichel. Verlobte.
Hersfeld - Breslau Elsasserstr. 24. 15. Tammus
5688."
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juli 1928:
"Mit Gottes Hilfe: Heinrich Sichel - Zerline Sichel geb.
Nußbaum. Vermählte.
Breslau - Hersfeld.
Trauung: Sonntag 29. Juli 1928 / 12. Aw 5688 in Fulda, Hotel Birkenruth."
Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 27. Juli 1928:
"Heinrich Sichel - Zerline Sichel geb. Nußbaum
Vermählte
Breslau - Hersfeld.
Trauung: Sonntag, den 29. Juli Fulda, Hotel Birkenruth."
Hochzeitsanzeige für Dr. Hermann Weil und Bertal geb.
Weiler (1929)
Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 17. März 1929: Artikel ist noch abzuschreiben.
Verlobungsanzeige von Friedel Daniel und Alex
Tannenbaum (1930)
Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 8. August 1930: Artikel ist noch abzuschreiben.
Verlobungsanzeige von Herta Tannenbaum und Max
Bacharach (1934)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. November 1934:
"Ihre Verlobung geben bekannt
Herta Tannenbaum - Max Bacharach Hersfeld
Reichstraße 1 / Bahnhofstraße 3
Oktober 1934".
Hochzeitsanzeige von Dr. Josef Hahn und Vera geb. Klebe
(1936)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. August
1936:
"Ihre Vermählung geben bekannt
Dr. Josef Hahn - Vera Hahn geb. Klebe.
Tel Aviv - Hersfeld. Ben Jehudastr. 33".
Sonstiges
Schwierigkeiten für eine aus der jüdischen Gemeinde ausgetretene Familie
(1886)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. Juni 1886:
"Hersfeld, 26. Mai (1886). Wieder einmal eine Folge des
Austrittsgesetzes! Man berichtet unter obigem Datum: 'Die Hersfelder
Zeitung enthält in einer ihrer letzten Nummern folgende Inserate:
'Hersfeld, den 23. Mai 1886. An Herrn H. Katzenstein hier. Nach Beschluss
Königlicher Regierung zu Kassel vom 5. August vorigen Jahres dient Ihnen
zur Nachricht, dass der fernere Besuch der jüdischen Volksschule
hierselbst Ihrer Tochter Jenny untersagt wird, und ist Herrn Lehrer
Nußbaum hierselbst das Unterrichten Ihrer Tochter verboten, sowie der
Zutritt derselben in das Schullokal nicht zu gestatten. Die Gemeindeältesten:
Goldschmidt, Oppenheim.' - 'Es dürfte für die Leser dieser Zeitung von
Interesse zu sein, Kenntnis von vorstehender Verfügung Königlicher
Regierung zu bekommen, einer Verfügung, wie sie hier wohl noch nicht in
gleicher Weise getroffen wurde. Ich bemerke noch, dass ich zwar aus der
israelitischen Synagogen-Gemeinde ausgetreten bin, dass ich aber nach wie
vor zum Gehalt des Elementar-Schullehrers beitragen muss. H. Katzenstein.'
- Wie das 'Kasseler Journal' meldet, ist Herr Katzenstein zwar aus der
israelitischen Synagogen-Gemeinde ausgetreten, aber weder zur katholischen
noch zur protestantischen Religion übergetreten. Es entsteht nun die
gewiss interessante Frage, welche Schule das Kind des Katzenstein zu
besuchen hat.'"
Einweihung eines Gefallenendenkmales (1925)
Die "Jüdisch-liberale Zeitung"
berichtete am 4. September 1925: "Hersfeld. (Einweihung eines Gefallenendenkmals). Hier wurde kürzlich ein
Denkmal für die im Kriege 1914/1918 gefallenen Helden eingeweiht. Bei der
Enthüllungsfeier war auch die hiesige Ortsgruppe des Reichsbundes jüdischer
Frontsoldaten vollzählig erschienen. Bei der Kranzniederlegung sprach der
Vorsitzende Dr. Hahn markante Worte, die den hier zahlreich vertretenen
Hakenkreuzlern hoffentlich im Gedächtnis bleiben. Dr. Hahn sagt: 'Es gibt keine
Worte, für die Opfer zu danken, und es gibt keinen Dank für die, die da sanken
- für uns!' Auch die israelitische Gemeinde hatte durch ihren Vorsitzenden
Jakob Levy einen Kranz niederlegen lassen. Dabei richtete der auch als
ehemaliger Frontkämpfer hervorragend beteiligte Sprache der Gemeinde an alle
Teilnehmer der Feier die Mahnung, sich als Brüder, und Deutsche zu fühlen.
Beide Reden machen auf alle Zuhörer nachhaltigen Eindruck."
Bundestag des Esra in Hersfeld (1927)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 26. August 1927: Artikel ist noch abzuschreiben.
Bezirkstagung der Agudas Jisroel-Jugend in
Hersfeld (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. März 1928: "Bezirkstagung
der Agudas Jisroel-Jugend in Hersfeld. Am Sonntag fand ein Bezirkstag
der Agudas Jisroel-Jugend für die Gruppen des hessischen und Fuldaischen
Bezirks in Hersfeld statt. Der Bezirksvorstand, Moses Elzas aus
Kassel, eröffnete die Tagung mit herzlichen Begrüßungsworten und dankte
den mehr als 200 Besuchern aus den benachbarten Orten sowie insbesondere
den anwesenden Rabbinen und Lehrern für ihr Erscheinen. Es sprachen
Begrüßungsworte die Herren Lehrer Emanuel - Hersfeld, Josef
Bacharach - Hersfeld, Rabbiner Kunstadt - Fulda und
Bezirkssekretär Dr. Herz - Fulda. Den Mittelpunkt der Vormittagssitzung
bildete ein längeres Referat des Herrn Jacob Rosenheim - Frankfurt am
Main, der im Anschluss an die Aufrichtung des äußeren Rahmens des
Mischkan (sc. Stiftszelt in der Zeit Moses), an seine Geräte und
die Priestergewänder, die dreifache Bedeutung der Agudas Jisroel als Volksorganisation,
als Werkzeug praktischer Arbeit auf allen Gebieten des jüdischen Lebens
und als Erziehungs-Institution für das einzelne Individuum kennzeichnete.
Er behandelte im einzelnen die Widerstände, die sich der allseitigen
Durchführung der Organisation bisher entgegenstellen und die Aussichten
auf deren Überwindung. Am Schlusse wandte sich der Referent gegen die
manchmal einseitige Betonung der unbedingt zusammengehörigen drei
Aufgaben der Aguda, insbesondere gegen die falsche Auffassung, dass
Gemeinschaftsarbeit und Selbsterziehung im Geiste des Judentums
voneinander trennbar seien. Die Nachmittagssitzung wurde durch
Begrüßungsworte der Vertreters des Organisationsvorstandes, Herrn Gerson
Schnerb, eröffnet, An Stelle des am Erscheinen verhinderten Herrn Wolf
Jacobson erstattete Herr Bezirkssekretär David Ullmann aus Kassel ein Referat
über das Thema: 'Was erwarten wir von der zweiten Kenessio Gedaulo'
(Hauptversammlung).
Provinzialrabbiner Dr. Leo Cahn - Fulda bot der Versammlung eine
Weihestunde durch ein gedankenreiches Referat über 'Werte des jüdischen
Lebens'. Der verehrte Redner suchte in den ethischen Ideengehalt des
Judentums und den Sinn der praktischen Mizwoterfüllung (Gebote-Erfüllung)
einzuführen, indem er daran ernste Mussarworte, verbunden mit mancherlei
praktischen Anregungen für Jung und Alt, knüpfte. Im Rahmen der
Diskussion, die alsdann eröffnet wurde, äußerte sich Herr Dr. Cahn noch
in anerkennenden Worten über die Leistungen des Centralvereins deutscher
Staatsbürger jüdischen Glaubens in der Schächtfrage und in dem Kampf
gegen den Antisemitismus. An der Diskussion, über die noch ebrichtet
werden wird, beteiligten sich die Herren Cohen - Eschwege,
Oppenheim jr. - Fulda, Dr. Herz - Fulda, Lehrer Gans - Niederaula,
Eschwege - Fulda, Ullmann - Kassel, Lehrer Oppenheimer - Rhina.
Sie spiegelte die Sorgen und Nöte der Landgemeinden wieder und brachte
eine Fülle von Vorschlägen und Anregungen zur Ausgestaltung der arbeit
auf dem Land. Nach dem Mincha-Gebet wurde auf Vorschlag des Vorsitzenden
Elzas von jeder Gruppe des Bezirks ein Vertreter ernannt, der gemeinsam
mit der Bezirksleitung die gegebenen Anregungen weiter bearbeiten
soll."
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 16. März 1928:
Tagung des Landesverbandes des Reichsbundes Jüdischer
Frontsoldaten in Hersfeld (1930)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 21. März 1930: Artikel ist noch abzuschreiben.
Bezirkstagung der Freien Vereinigung für die Interessen des orthodoxen
Judentums in Hersfeld (1931)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 15. Mai 1931: Artikel ist noch abzuschreiben.
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 29. Mai 1931: Artikel ist noch abzuschreiben.
Im Mittelalter wird 1330 und 1355 eine "Judenschul" (Synagoge)
genannt; 1371 "Judenhuse und Schulhove", 1471 "Judenhusß
und Schulhoff". Das Judenhaus und der Schulhof gehörten zusammen
und lagen mit der Synagoge in der Breiten Gasse (Breitenstraße), der
Hauptverkehrs- und Marktstraße, die auch von Christen bewohnt wurde.
Im 19. Jahrhundert wurden zunächst die Gottesdienste in Niederaula
besucht, möglicherweise war alsbald nach 1866 in einem der jüdischen
Privathäuser auch ein Betraum vorhanden. Seit etwa 1877 war ein Betsaal
in einem Privathaus in der "Unteren Frauengasse" eingerichtet.
1895/96 wurde eine
Synagoge erbaut. Diese wurde am 24. Juni 1896 feierlich
eingeweiht (vgl. das in Rödelheim erschienene Programm für die
Einweihung der Synagoge zu Hersfeld am 24. Juni 1896. Rödelheim 1896. 8 . 27 S.).
Unmittelbar neben der Synagoge wurde 1898 ein
jüdisches Schulhaus mit Lehrerwohnung und dem rituellen Bad erstellt. Bis
dahin war ein Bad in einem jüdischen Privathaus vorhanden (spätestens
seit 1879, vermutlich bereits zuvor, im Haus des Leib Levi Spangenthal: Haus Nr.
380, das um 1910 für die Begradigung und Verbreiterung der Straßenführung im
Bereich heutige Benno-Schilde-Straße, ehemals Stammengasse/Ecke Klausstraße
abgebrochen wurde, ehemals auf einem Grundstück neben dem Eckhaus
Benno-Schilde-Str. 2).
Die NS-Zeit warf ihre Schatten in Bad Hersfeld bereits weit
voraus. Im November 1924 kam es zu einem Einbruch in der Synagoge
mit einer Schändung der rituellen Gegenstände. Die Täter konnten gefasst und
im Januar 1925 zu mehrmonatigen Gefängnisstrafen verurteilt werden.
Dennoch fielen seitdem regelmäßig "völkisch" Gesonnene in der Stadt
mit antijüdischen Aktionen auf.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. November 1924: "Einbruch
und Raub in der hiesigen Synagoge. Hersfeld, 10. November
(1924). In der Nacht von Mittwoch zum Donnerstag wurde ein Einbruch und
Raub der gemeinsten Art in der hiesigen Synagoge verübt. Die Täter
verschafften sich durch Abreißen des Lattenzaunes vom Gartengrundstück
der Kohlenhandlung H. Reuß, Vogelgesang, aus Zutritt zum Grundstück der
israelitischen Gemeinde. Zunächst wurden die zwei großen Glasfenster der
Synagoge beschädigt, sodann das dritte Glasfenster vollständig demoliert,
um hierdurch in das Innere der Synagoge gelangen zu können. Hiermit noch
nicht zufrieden, stiegen die Rohlinge in die Synagoge ein, vergriffen sich
an der heiligen Bundeslade (= Toraschrein) und raubten den am heiligen
Schranke befestigten großen Vorhang mit wertvollen Stickereien, der dann
in die Fulda geworfen wurde. Um die Spuren dieser verwerflichen Tat zu
verwischen, warfen die Täter eine im Garten stehende und bei Ausführung
der Tat benutzte Bank in die vorbeifließende Geis. Sofort nach Entdeckung
der Tat wurde die hiesigen Kriminalpolizei alarmiert, welche angesichts
der noch frischen und im Gartensand gut ausgeprägten Fußabdrücke eine
bestimmte Spur befolgte, die dann auch bereits gegen 11 Uhr vormittags zur
Verhaftung der Täter führte. Es sind dies 1. Paul Götting Kaufmann,
hier, Untere Frauenstraße. 2. Ernst Thielow, Niederaula, Sohn des
Forstmeisters Thielow, Niederaula. 3. Reinmüller, Friedewald,
wohnhaft hier, Kaiserstraße. 4. Erich Götze, hier,
Kaiserstraße. Wie in Erfahrung gebracht worden ist, sind die Täter
dieses völkischen Rohheitsaktes mit Ausnahme von dem zu 1. Genannten,
Mitglieder des Jungdeutschen Ordens."
Hinweis in der Zeitschrift des
"Centralvereins" vom 28. November 1924: dass "heilige
Geräte der Synagoge in Hersfeld entweiht wurden..."
Bestrafung
der Schänder der Synagoge (Dezember 1924)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Dezember 1924:
"Die Staatsanwaltschaft Kassel erklärt gegenüber den Mitteilungen,
dass die Schänder der Synagoge zu Hersfeld nur wegen Unfugs und
Sachbeschädigung angeklagt sind, dass die Beteiligten sich auch wegen
Vergehens gegen § 166 Strafgesetzbuch zu verantworten haben. Nach dieser
Gesetzesbestimmung wird mit Gefängnis bis zu drei Jahren bestraft, wer in
einem zu religiösen Versammlungen bestimmten Orte beschimpfenden Unfug
verübt."
Bericht in der
Jüdisch-liberalen Zeitung vom 23. Januar 1925: "Hersfeld. Der
in der Nacht vom 5. auf den 6. November erfolgte Einbruch in die Synagoge
zu Hersfeld fand am 14. Januar vor dem Kasseler großen
Schöffengericht seine Sühne. Wegen Kirchenschändung wurden verurteilt:
Ing. E.G. aus Hersfeld zu 10 Monaten, der Agent P.G. aus Hersfeld zu 8
Monaten, der Angestellte G.R. aus Hersfeld und der Bankbeamte E.T. aus
Niederaula zu je 5 Monaten Gefängnis".
Artikel in der
"Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 20. März 1925:
"Hersfeld. Unsere Luxusstadt scheint sich immer mehr zum Tummelplatz
völkisch eingestellter Radaubrüder entwickeln zu wollen. Nachdem
kürzlich die Synagogenschänder wegen ihrer antisemitischen Exzesse
gerichtlich bestraft worden waren, hatten sich abermals drei junge
Maulhelden arischen Geblüts vor dem Richter zu verantworten. Es wurde
ihnen zur Last gelegt, in einem Café den jüdischen Dr. H. und seine
Begleiter provoziert und- nachdem sie vom Wort aus dem Lokal gewiesen
worden waren - vor dem Hause den Genannten aufgelauert und ihn in
unflätiger Weise angerempelt zu haben. Glimpflicherweise kamen die
Völkischen mit geringen Geldstrafen davon. Mit Genugtuung ist's zu
begrüßen. dass die hiesige Ortsgruppe des Landesverbandes Hessen-Waldeck
vom Reichsbund jüdischer Frontsoldaten, die in Dr. Hahn, dem 2.
Vorsitzenden des Landesverbandes einen energischen und zielbewussten
Führer hat, allen antisemitischen Ausschreitungen mit erforderlichem
Nachdruck entgegentritt".
Gottesdienst am Volkstrauertag (1927)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 25. März 1927: "Hersfeld. Zu
einer eindrucksvollen Trauerfeier gestaltete sich der am Sonntag
(Volkstrauertag) von der hiesigen Gemeinde veranstaltete Gottesdienst. Die
Gedenktafel für unsere Gefallenen war mit Trauerflor und frischem Grün
geschmückt und die Ortsgruppe des Reichsbundes Jüdischer Frontsoldaten
vollzählig erschienen. Nachdem für die Feier angepasste Gebete
verrichtet, sprach das älteste Mitglied des Frontbundes das Kadischgebet.
Herr Lehrer Emanuel hielt danach eine jedem Anwesenden zu Herzen
gehende Ansprache, die mit einem von demselben verfassten Gedicht, das
allen Teilnehmern lange in Erinnerung bleiben wird, endete. J.Sch."
Artikel in
der "Jüdischen liberalen Zeitung" vom 19. Februar 1930:
"Hersfeld (Einbruch in die hiesige Synagoge). In der Nacht zum
Sonntag wurde in der hiesigen Synagoge ein Einbruch verübt. Die
Einbrecher sind durch ein schmales Fenster eingedrungen und haben die
Opferstöcke mit einem Brecheisen erbrochen. Anscheinend ist ihnen aber
nur ein geringer Betrag in die Hände gefallen. Um einen politischen
Racheakt scheint es sich nicht zu handeln, da nichts beschädigt wurde.
Von den Tätern fehlt noch jede Spur."
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 7. Februar 1930: "Hersfeld.
Einbruch in die hiesige Synagoge. In der Nacht zum
Sonntag wurde in der hiesigen Synagoge ein Einbruch verübt. Die
Einbrecher sind durch ein schmales Fenster eingedrungen und haben die
Opferstöcke mit einem Brecheisen erbrochen. Anscheinend ist ihnen aber
nur ein geringer Betrag in die Hände gefallen. Um einen politischen
Racheakt scheint es sich nicht zu handeln, da nichts beschädigt wurde.
Von den Tätern fehlt noch jede Spur.
Im Jahre der nationalsozialistischen
Machtübernahme 1933 richteten sich weitere Aktionen gegen die
Synagoge. In der "Hersfelder Zeitung" wurde am 11. März 1933
berichtet: "Von der Synagoge und dem Hause eines jüdischen
Einwohners wurden die gehissten schwarz-weiß-roten Fahnen heruntergeholt, weil
die NSDAP in dem Hissen von dieser Seite eine Provokation erblickte. Außerdem
wurden einige israelitische Einwohner verprügelt. In der Synagoge wurde von
unbekannter Seite in der Nacht eine Scheibe eingeschlagen und einige Läufer auf
den Hof gezerrt". Bereits zwei Tage vor dem Novemberpogrom 1938
kam es in Bad Hersfeld zu Aktionen gegen die Synagoge und die jüdische Schule.
Am Abend des 8. November 1938 zogen Gruppen randalierender
Nationalsozialisten durch die Straßen. Jüdische Einwohner wurden misshandelt,
die Fenster ihrer Wohnungen und Ladengeschäfte wurden zertrümmert. Die Fenster
der jüdischen Schule wurden eingeworfen, die Inneneinrichtung und das rituelle
Bad wurden vollständig zerstört. Die Synagoge wurde angezündet und brannte
bis auf die Außenmauern nieder. Die Feuerwehr beschränkte sich auf den Schutz
der Nachbarhäuser.
Das Synagogengrundstück wurde in der Nachkriegszeit neu bebaut (derzeit
Kinocenter). Eine Gedenkstätte für die Synagoge befindet sich gegenüber dem
ehemaligen Synagogengrundstück an der Stadtmauer (siehe Fotos
unten).
Adresse/Standort der Synagoge: Kaiserstraße, Ecke Vogelsang
3.
Innen- und Außenansicht der
Synagoge in Bad Hersfeld (Historische Karte); auf dem Foto der Karte
rechts unten ist - zur Orientierung im Blick auf die genaue Lage der
Synagoge - auch die jüdische Schule zu sehen, deren Gebäude bis heute
erhalten ist (siehe unten)
Das Synagogengrundstück
und
das Denkmal im April 2009
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 9.4.2009)
Blick von der
Gedenkstätte auf das heutige
Kinocenter an Stelle der ehemaligen
Synagoge; diese stand im Bereich hinter
dem Baum auf der linken Seite des
heutigen
Gebäudes (vgl. Karte oben)
Die Gedenkstätte gegenüber
dem
ehemaligen Synagogengrundstück
"Gegenüber
dieser Gedenkstätte befand sich die jüdische Synagoge, die am 8.
November
1938 von nationalsozialistischen Fanatikern zerstört wurde. Zum
50. Jahrestag dieses
schrecklichen Tages wurde die Gedenkstätte
errichtet. Sie soll Mahnung für die Zukunft
sein. Kreisstadt Bad
Hersfeld."
"Gedenktafel für die
Hersfelder jüdischen
Bürger, die von den Nationalsozialisten ...
ermordet wurden oder im Osten
verschlossen sind."
Ehemaliges
jüdisches Schulhaus - früher neben der Synagoge, vgl. die historische
Karte oben - mit
Hinweistafel:
"Ehemaliges Schulhaus der jüdischen Gemeinde
Hersfeld. Zum Gedächtnis den jüdischen Bürgern unserer Stadt, die von
den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. 'Die Bürger der
Kreisstadt Bad Hersfeld.'"
Fotos von 2019 (Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 11.10.2019)
Januar 2010:Auch in Bad Hersfeld könnten
"Stolpersteine" verlegt werden
Presseartikel vom 12. Januar 2010
(übernommen aus den "Osthessen-News", Artikel):
"Auschwitzgedenken Bad Hersfeld.
Am 27. Januar werden es 65 Jahre, dass das KZ Auschwitz von sowjetischen Truppen befreit wurde. Eine Befreiung gab es allerdings nur noch für Wenige. Als eines der NS-Vernichtungslager ist Auschwitz-Birkenau zum Symbol für menschenverachtendes Handeln einer Diktatur geworden.
Inzwischen wurde der 27. Januar von der UNO zum 'Internationalen Gedenktag für die Opfer des
Faschismus', kurz 'Auschwitzgedenktag' erklärt. An vielen Orten finden aus diesem Anlass jährlich Gedenkveranstaltungen statt, so auch in Bad Hersfeld. Die Vorbereitung dieser Gedenkveranstaltungen im Landkreis wurde der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit übertragen. Jedes Jahr hat dabei einen besonderen Schwerpunkt: um Personen, die als Faschismusopfer in der Region gelebt und gelitten haben. Dabei geht es um Erinnern und Mahnen..."
September 2010: 15 "Stolpersteine"
werden in Bad Hersfeld verlegt
Foto
links: Rosa Hahn kam mit ihrer Familie 1896 aus Niederaula nach Bad
Hersfeld. 1941 wurde sie von Frankfurt aus in das Ghetto Lodz verschleppt.
Sie überlebte den Holocaust nicht.
Artikel von Christine Zacharias und Uwe Hohmann in der "Hersfelder
Zeitung" vom 24. August 2010 (Artikel):
"15 Gedenksteine werden am Montag, 6. September, in Bad Hersfeld gesetzt.
Stolpern zum Nachdenken.
Bad Hersfeld. Sie sind klein, gerade mal zehn mal zehn Zentimeter groß. Und sie leuchten golden im Pflaster. Stolpersteine sind keine wirklichen Hindernisse im Gehweg, sondern sollen Herz und Verstand stolpern lassen, zum Innehalten und Nachdenken anregen..." Website: www.stolpersteine.hersfeld.hassia-judaica.de."
Video bei youtube.com zur Ersten
Stolpersteine-Verlegung in Bad Hersfeld am 6. September 2010:
Fotos von
"Stolpersteinen" in Bad Hersfeld (Fotos: J. Hahn, Aufnahmen vom
11./12.10.2019)
Stolpersteine
in der Klausstraße 10 (2011) für Lina Goldschmidt
geb. Plaut (1872), Käthe
Cohn geb. Goldschmidt (1899), Arthur Cohn (1896),
Heinz Goldschmidt (1918)
und Judith Cohn (1935).
Stolpersteine
in der Klausstraße 18 (2010/11) für Rosa Hahn geb. Nussbaum (1884)
sowie Adolf Schmidt (1887),
Bertha Schmidt geb. Katzenstein (1893), Hansi Schmidt (1925)
und Helma Schmidt (1929)
Stolperstein
in der Klausstraße 9 (2011) für
Rosa Oppenheim geb. Nordhäuser (1886)
Stolpersteine
in der Klausstraße 21 (2011) für Alfred Simon (1882),
Meta Simon geb. Stern (1891) und Helmuth Simon (1926)
Stolpersteine
(2016) für Jonas Elberg (1883), Rosa Elburg geb. Rosenberg (1888), Arie
Alfred Elburg (1922) und Berta Elburg (1923) in der Johannesstraße 7.
Stolpersteine
(2017) für Eduard Cohn (1874), Hedwig Cohn geb. Katzenstein (1883) und
Ludwig Kohn (1902) in der Brink 9.
Stolpersteine für Lina
Tannenbaum
geb. Katzenstein (1882)
Stolpersteine für Mathilde
Wetterhahn
geb. Neuhof (1880) und Hilde Klebe
geb. Zunz (1889)
Stolpersteine für Mendel
Emanuel Nussbaum
(1881) und Sophie Nussbaum
geb. Frankenthal (1889)
März 2011:Verlegung von 28 weiteren
"Stolpersteinen" für die Opfer des Holocaust in Bad Hersfeld
Ab 28. März 2011 liegt eine von Dr.
Heinrich Nuhn (Rotenburg) erstellte Broschüre für Interessenten zur
Verfügung: "In Memoriam - 28 Hersfelder Opfer des Holocaust";
erhältlich bei der Tourist-Information am Markt in Bad Hersfeld, in
der Hoehlschen Buchhandlung in der Weinstraße und der Citiy-Galerie. Auch
über http://stolpersteine.hersfeld.hassia-judaica.de/
kann die Broschüre bestellt werden (Download siehe unten Literaturliste).
November 2014:
Gedenkgottesdienst zur Erinnerung
an den Novemberpogrom 1938
Artikel von Gudrun Schmidl in
den osthessen-news.de vom 10. November 2014: "BAD HERSFELD
Pogromgedenken. Vor 76 Jahren brannte die erste Synagoge - Ökumenischer
Gottesdienst
Vor 76 Jahren, am 8. November 1938, brannte die Hersfelder Synagoge – als
erste in Deutschland im Zuge der sogenannten 'Novemberpogrome'. Auch in
diesem Jahr lud die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit
gemeinsam mit der ACK, der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen, ein zum
Gedenken an die Ereignisse der 'Reichspogromnacht' von 1938. Zum
ökumenischen Gedenkgottesdienst zur 'Reichspogromnacht 1938' versammelten
sich Repräsentanten des öffentlichen Lebens und viele weitere, die gedenken
wollten, in der katholischen Kirche St. Lullus-Sturmius in Bad Hersfeld. Den
Gedenkgottesdienst gestalteten Pfarrer Karl-Heinz Barthelmes, Pfarrer Frank
Nico Jaeger, Monsignore Bernhard Schiller, Diakon Hans Joachim Kuhn und
Prädikant Werner Schnitzlein. Barthelmes erinnerte an die Lebensgeschichte
der Anne Frank, die ihrem Tagebuch als Zeitzeugin ihre größte Angst vor
Entdeckung in ihrem Versteck, aber auch ihre Hoffnung, 'dass dieser
Judenhass vorübergehender Hass ist' anvertraute. Diese Hoffnung sollte sich
nicht erfüllen. Ungefähr 1.200 Synagogen und jüdische Gebetshäuser wurden in
diesen Novembertagen 1938 geschändet und niedergebrannt, jüdische Geschäfte
zerstört, Privatwohnungen verwüstet, jüdische Bürger durch die Straßen
getrieben. Mehr als 30.000 Menschen wurden deportiert, andere ermordet oder
in den Selbstmord getrieben. Diese Pogrome markierten den Übergang von der
Diskriminierung der deutschen Juden seit 1933 zur systematischen Verfolgung
und Ermordung in ganz Europa – mit mehr als 6 Millionen Opfern. 'Wie anders
wäre unser Land, wenn sie noch da wären, die Goldschmidts, die Rothschilds,
die Levis. Wir sind ärmer geworden ohne sie', beklagt Werner Schnitzlein,
Vorsitzender der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Bad
Hersfeld-Rotenburg, beim anschließenden Gedenken an der Gedenkstätte für die
jüdischen Opfer am Schillerplatz. Schnitzlein weiß aus Erfahrung: 'Ihre
Nachfahren leiden noch heute unter Albträumen, fühlen sich heimatlos, klein
gemacht und leben in Angst vor neuer Verfolgung'. Diese Sorgen sind
berechtigt. 'Wir hofften, es wäre vorbei', wendet sich Pröpstin Sabine
Kropf-Brandau an die Anwesenden und bedauert: 'Antisemitismus und Rassismus
sind nicht überwunden. 'Wir müssen die Stimme erheben' denn: 'die Zeitzeugen
verstummen allmählich'. Damals sind die Bürgerinnen und Bürger stumm
geblieben, haben weggeschaut, sich taub gestellt. Auch oder besonders in Bad
Hersfeld, das von jüdischen Mitbürgern als 'Hochburg des Antisemitismus'
beschrieben wurde. Selbst die Kirchen haben geschwiegen. 'Weder von der
katholischen noch von der evangelischen Kirche gab es damals eine eindeutige
Stellungnahme', beklagt Pröpstin Sabine Kropf-Brandau. Zivilcourage wäre
eine christliche Tugend gewesen. Die Erste Kreisbeigeordnete Elke Künholz
mahnt an, auch denen zu gedenken, die heutzutage verfolgt werden und denen,
die bei uns Schutz suchen. Sie bedauert, dass viel zu wenige an solchen
Gedenkveranstaltungen teilnehmen. Statt einer Rede las sie Passagen aus dem
Briefwechsel zwischen dem inhaftierten Theologen Dietrich Bonhoeffer und
seiner Verlobten Maria von Wedemeyer vor. Von Bonhoeffer stammt das Diktum:
'Nur wer für die Juden schreit, darf auch gregorianisch singen'. Der Erste
Stadtrat Dr. Rolf Göbel gesteht, dass es schmerzhaft ist, sich solchen
Gedenken zu stellen. In seiner Rede erinnerte er an den evangelischen
Pfarrer Julius von Jan, der nicht weggesehen, sondern seine Stimme gegen den
Nazi-Terror erhoben hat. Konstantin Weckers Lied 'Sag nein' ist dagegen ein
Bekenntnis gegen Antisemitismus der heutigen Zeit. Dr. Rolf Göbel zitiert
die erste Strophe: 'Wenn sie jetzt ganz unverhohlen, wieder Nazi-Lieder
johlen, über Juden Witze machen, über Menschenrechte lachen, wenn sie dann
in lauten Tönen, saufend ihrer Dummheit frönen, denn am Deutschen hinterm
Tresen, muss nun mal die Welt genesen, dann steh auf und misch dich ein:
Sage nein!"
Link zum Artikel
Juni 2016:Dritte Verlegung von "Stolpersteinen"
in Bad Hersfeld Anmerkung: es wurden insgesamt 18 Stolpersteine verlegt vor dem
Haus Badstube 4 für Siegfried Oppenheim (Metzgerei Oppenheim), in der
Badestube 8, der Breitenstraße 3a für Johanna Plaut geb. Levi und Rosa
Heilbrunn; in der Bahnhofstraße 2, 4 und 11 sowie in der Johannesstraße
7.
Artikel in der "Bad Hersfelder
Zeitung" vom 21. Juni 2016: "Neue Stolpersteine in Bad Hersfeld
erinnern an Holocaust-Opfer..." Link
zum Artikel
Artikel in den osthessen-news vom 22.6.2016: "Feierstunde mit Assaf
Naveh aus Israel. 18 weitere Stolpersteine geben Holocaust-Opfern Namen
und Identität zurück..." Link
zum Artikel bzw. weiterer
Link zu dem Artikel
Artikel in lokalo24.de vom 24. Juni 2016: "Dritte Stolpersteinverlegung
in Bad Hersfeld. Weitere 18 Stolpersteine erinnern an Opfer des
Nationalsozialismus. Bad Hersfeld. Auf Einladung der Solperstein-Initiative fand in dieser
Woche die dritte Verlegung von Stolpersteinen in Bad Hersfeld statt. Nach
der Verlegung von 18 weiteren Steinen erinnern nun insgesamt 60 dieser
Denkmäler an Hersfelder Bürger, die durch die Herrschaft der
Nationalsozialisten vertrieben, verschleppt und ermordet wurden. Der erste
Stein wurde in der Badestube 4 verlegt, wo sich früher die koschere
Fleischerei von Siegfried Oppenheim befand. Der Familie Oppenheim gelang
zwar die Flucht nach Israel, doch die Perspektivlosigkeit der neuen
Lebenssituation trieben Vater Siegfried Oppenheim zum Selbstmord. Als
besonderer Gast wohnte Assaf Naveh, der Enkel von Siegfried Oppenheim,
zusammen mit seiner Frau Yasmine der Zeremonie bei. Er zeigte sich von der
Zeremonie sehr bewegt und dankte den Anwesenden für die Ehrung des Andenkens
seiner Familie. Auch an vier weiteren Orten in der Badestube, der
Breitenstraße, der Bahnhofstraße und der Johannesstraße wurden Stolpersteine
verlegt – dies zeige laut Dr. Heinrich Nuhn von der Initiative, dass die
Juden in Bad Hersfeld keine homogene Gruppe waren, sondern über die ganze
Stadt verteilt in unmittelbarer Nachbarschaft zu den nichtjüdischen Bürgern
lebten. Als Vertreterin des Magistrats mahnte Stadträtin Antje Fey-Spengler
zur Wachsamkeit gegenüber demokratiefeindlichen Kräften. Schüler der KDS,
die sich mit den Lebensläufen der NS-Opfer beschäftigt hatten, legten Rosen
an den Stolpersteinen nieder."
Link zum Artikel
März 2017:
Vierte Verlegung von "Stolpersteinen" in Bad Hersfeld Anmerkung: es wurden 14 Stolpersteine verlegt, u.a. zwei vor dem Haus
Vogelgesang 7 für Rini Landsberg und Sohn Jakob Landsberg (Frau/Sohn des
jüdischen Lehrers Isidor Landsberg), in der Löhrgasse 6, an der Obergeis
19 und am Brink für die Mitglieder der Familien Heilbrunn, Ohmsberg und
Cohn.
Artikel in den osthessen-news.de vom
17.3.2017: "Bad Hersfeld. Stolpersteine gegen das Vergessen. 19
Landsberg-Nachfahren reisten extra aus Israel an..." Link
zum Artikel
Artikel von Ute Janßen in der "Hersfelder Zeitung" vom 17. März 2017: "Erinnerung
an ehemals in Bad Hersfeld lebende Juden. Stolpersteine sollen Hoffnung auf
bessere Zukunft machen
Bad Hersfeld. 'Wir hatten keine Möglichkeit, Großmutter Rini und Onkel
Ya’akov kennen zu lernen, aber sie waren immer ein Teil von uns und unserer
Familie' – mit diesem Satz gedachte Yair Landsberg, Enkel von Hinderine 'Rini'
Landsberg, seiner Großmutter und seines Onkels, an die nun vor dem Haus
Vogelgesang 7 ein Stolperstein erinnert. Die Steine für Rini und Jakob
Landsberg sind zwei von insgesamt 14 Stolpersteinen, die nun, in einer
vierten Verlegeaktion durch den Künstler Gunter Demnig neu hinzukamen. 19
Enkel und Urenkel von Rini Landsberg waren eigens aus Israel angereist, um
an der Ehrung teilzunehmen. Fünf der sechs Kinder Rini Landsbergs konnten
rechtzeitig nach Israel flüchten, ihr Sohn Jakob wurde auf dem Weg nach
Israel in Jugoslawien interniert und 1942 zusammen mit 805 weiteren
Internierten von einem Exekutionskommando der Wehrmacht ermordet. Das letzte
Lebenszeichen Rini Landsbergs vor ihrer Deportation aus Frankfurt war ein
Telegramm an ihre in Israel lebenden Kinder. Den Menschen ihre Namen
zurückgeben, so der Initiator der Stolpersteinverlegung Dr. Heinrich Nuhn,
das sei das wichtigste Anliegen der Stolpersteine. Die Menschen seien durch
die nationalsozialistische Vernichtungspolitik aus der Erinnerung ihrer
Nachbarn und Mitbürger sowie aus der Geschichte gelöscht. Die Auslöschung
sei eines der wesentlichen Ziele der Nationalsozialisten gewesen. Wider das Vergessen. Ähnlich äußerte sich auch Dekan Dr. Frank
Hofmann: Das Vergessen wäre genau im Sinne der Vernichtungspolitik und dem
müsse man bewusst etwas entgegensetzen. Ein Name bedeute Identität, das
Gedenken an die ermordeten Menschen sei lebendig und solle es bleiben. Das
Schicksal der Ermordeten, so Hofmann, sei Mahnung, das Leben jedes einzelnen
Menschen zu respektieren und zu bewahren. Yair Landsberg appellierte in
seinem Grußwort besonders an die nachgeborenen Generationen, die an diesem
Tag vor allem durch die Mitglieder der Theater-AG der Konrad-Duden-Schule
repräsentiert wurden, die die Personen hinter den Stolpersteinen in
Kurzbiographien vorstellten. Erinnerung, so betonte Yair Landsberg, dürfe
nicht zum Ritual erstarren, sie müsse sich weiterentwickeln können, um junge
Menschen für Zeichen von Unmenschlichkeit in der Gegenwart zu
sensibilisieren. Die Erinnerungssteine, die sein Cousin Israel Ramot als
Kompass- und Bewusstseins-Steine bezeichnete, stünden für die Hoffnung auf
eine bessere Zukunft. Musikalische Gestaltung. Gerade die Teilnahme der Mitglieder der
Familie Landsberg machte diese Verlegeaktion, die musikalisch durch den
Posaunenchor der Evangelischen Kirche und des CVJM unter Leitung von Gesa
Hild gestaltet wurde, zu einer besonderen und berührenden Veranstaltung. Der
Kontakt zur Familie Landsberg, wie auch zu vielen anderen Familien
ehemaliger Hersfelder, ist vor allem der Initiative des Rotenburgers Dr.
Heinrich Nuhn zu verdanken. Nuhn ist auch derjenige, der den Anstoß für die
Stolpersteinverlegungen in beiden Städten gegeben hat. Die Dankbarkeit ihm
gegenüber wurde sowohl in den Äußerungen der Mitglieder der Familie
Landsberg als auch im Grußwort des Vorsitzenden der Gesellschaft für
Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, Werner Schnitzlein, deutlich. Bevor die
restlichen zwölf Steine in der Löhrgasse, An der Obergeis und am Brink
verlegt und die Gäste aus Israel im Buchcafé von Vertretern der Stadt und
des Landkreises empfangen wurden, besuchte die Gruppe die Gedenktafel am
Klaustor, auf der die Namen aller ermordeten jüdischen Stadt-Mitbürger
verzeichnet sind."
Link zum Artikel
Oktober/November 2019:Ausstellung zu den jüdischen
Friedhöfen in Bad Hersfeld
links Flyer zur Ausstellung "Hersfelds 'gute Orte' - Die jüdischen Friedhöfe
am Tageberg" vom 25. Oktober bis 30. November in der Wandelhalle im Kurpark
Bad Hersfeld, täglich von 9 bis 19 Uhr. Weitere Informationen: Abbildung des Flyers anklicken.
Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 357-360.
Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 52-53.
Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 382-384.
Karl Honikel: Vor 50 Jahren. Synagogenbrand in
Hersfeld. Die Ereignisse während des Novemberpogroms 1938. In: Mein
Heimatland. Nr. 11. November 1988 und Nr. 11b November 1988.
Otto
Abbes: Hersfelds jüdische Geschichte 1330 bis 1970. Die über 600-jährige Geschichte der Ausgrenzung, Duldung und Verfolgung der Juden
in Hersfeld. Eine Dokumentation, Bad Hersfeld 2002.
Reihe: Veröffentlichungen des Hersfelder Geschichtsvereins. Bd. 5.
Aus dem Vorwort:
Das Buch ist in vier Teile unterteilt, die in sich chronologisch gegliedert sind. Ausführlich wird unter anderem auf die Einbürgerung der Juden im 19. Jhdt. und die Gründung der jüdischen Gemeinde eingegangen. Machtmissbrauch und Unmenschlichkeit während der Zeit des Nationalsozialismus werden ebenso dargestellt wie die Schicksale einzelner jüdischer Personen oder Familien.
Erste Verlegung in Bad Hersfeld am 6. September 2010.
STOLPERSTEINE für Rosa Hahn und 14 weitere Hersfelder Opfer des Holocaust.
Hrsg. von der Initiative/Arbeitsgruppe "Stolpersteine für Bad Hersfeld" in
der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Hersfeld-Rotenburg
e.V.". Publikation
eingestellt als pdf-Datei.
Zweite Stolperstein-Verlegung in Bad Hersfeld am 29. März
2011. In Memoriam 28 Hersfelder Opfer des Holocaust. Hrsg.
Initiative/Arbeitsgruppe "Stolpersteine für Bad Hersfeld" in der
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Hersfeld-Rotenburg e.V."
Publikation
eingestellt als pdf-Datei.
Stolpern mit Herz und Verstand. Hrsg. von der
Stolperstein-Initiative Bad Hersfeld. Im Gedenken an 32 Hersfelder Opfer des
Holocaust. Verlegungen Juni 2016 und März 2017.
Publikation
eingestellt als pdf-Datei.
Bad Hersfeld
Hesse-Nassau. After the Black Death massacres (1348-49), Jews lived there until
the 17th century. The modern community, numbering 76 (1 % of the total) in 1871,
maintained an elementary school (1878-1938), opened a new synagogue (1900), and
was affiliated with the rabbinate of Fulda. Branches of Agudat Israel, the
German Zionist Organization, and the Jewish War Veterans Association were
established, and by 1925 the community had grown to 325 (3 %). As a result of
the Nazi boycott, however, it dwindled to 90 by Kristallnacht (9-10
November 1938), when the synagogue was burned down and townspeople looted or
destroyed Jewish property. Of the 273 Jewish residents in 1933, 166 emigrated
(54 to the United States and 17 to Palestine); 140 moved to Frankfurt and other
German cities before Worldwar II; and at least 23 are known to have perished in
the Holocaust.
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