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Friedhöfe in der Region"
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Zu den jüdischen Friedhöfen im Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Bad Hersfeld (Kreisstadt,
Kreis Hersfeld-Rotenburg)
Die jüdischen Friedhöfe
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Bad
Hersfeld (interner
Link)
Zur Geschichte der Friedhöfe
Bereits in spätmittelalterlichen
Zeiten gab es eine jüdische Begräbnisstätte in Bad Hersfeld, da 1463 ein
"Judenkirchhof" genannt wird.
Von dem um 1875 angelegten alten jüdischen Friedhof sind nur nach den
Zerstörungen in der NS-Zeit noch Reste der Anlage
übrig geblieben. Von ursprünglich etwa 100 Grabsteinen sind noch vier vorhanden.
Viele Grabsteine wurden in der NS-Zeit und vermutlich auch noch danach zum Bau
von Flutgräben und Kläranlagen verwendet. Ein Gedenkstein trägt die Inschrift: "Auf diesem Friedhof
ruhen Angehörige der Israelitischen Gemeinde Bad Hersfeld".
Auf dem 1920 angelegten neuen
jüdischen Friedhof sind noch 34 Grabsteine erhalten. Die Friedhofsfläche umfasst 20,78 ar.
Das
Friedhofsgrundstück erwarb die Stadt Bad Hersfeld im August 1944. Nach 1945
zeigte sich der Friedhof lange Zeit in einem verwildertem Zustand. Inzwischen
wurde er wieder - soweit möglich - instandgesetzt.
Am 22. Juli 1968 wurde im neuen jüdischen Friedhof noch der Schauspieler Max
Strassberg beigesetzt. Es war das erste und bis jetzt das einzige jüdische
Begräbnis nach dem Zweiten Weltkrieg.
Zu Max Strassberg
https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Strassberg
Dazu Artikel https://osthessen-news.de/n11593129/festspiel-schauspieler-max-strassberg-starb-wahrend-der-spielzeit-1968.html:
Max Strassberg starb in Bad Hersfeld während der Festspielzeit. Am Abend vor
seinem Tod stand er noch in der Rolle des Bauern im Salzburger Großen
Welttheater auf der Festspielbühne in der Stiftsruine. Bad Hersfeld war ihm zur
zweiten Heimat geworden, daher wollte er auch auf dem jüdischen Friedhof
beigesetzt werden. Die Traueransprache hielt - vor zahlreichen Freunden
Strassbergs aus dem In- und Ausland und vor nahezu allen Mitgliedern des
Festspiel-Ensembles - Landesrabbiner Professor Dr. Roth; Bundespräsident Lübke
würdigte den Verstorbenen mit einem Kranz, den Bürgermeister Werner Hessemer
niederlegte.
Aus der Geschichte des jüdischen Friedhofes
"Tafel der Schmach" - von 1923 bis 1927
wurden 39 jüdische Friedhöfe geschändet, darunter im November 1924 der
Friedhof in Bad Hersfeld (1927)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 8. Juli 1927:
"Tafel der Schmach - 39 jüdische Friedhöfe in Deutschland geschändet.
Berlin. (J.T.A.) 'Der Schild', Zeitschrift des Reichsbundes jüdischer
Frontsoldaten, bringt unter der Überschrift 'Tafel der Schmach' ein
Verzeichnis von 39 Friedhofschändungen, die sich von November 1923 bis
Mai 1927 in Deutschland ereignet haben. Hier die Namen der Orte und die
Daten:
1. Sandersleben
(November 1923), 2. Schneidemühl (Januar 1924), 3. Sandersleben
(März 1924), 4. Rhoden, 5. Wolfhagen
- Hessen (April 1924), 6. Ribnitz
/ Mecklenburg (Mai 1924), 7. Villing (Juli 1924), 8. Regensburg
(August 1924), 9. Hemer (November 1924), 10. Hersfeld
(November 1924, 11. Kleinbardorf bei
Königshofen, 12. Binswangen Bez.
Augsburg (Juni 1924), 13. Hagen i.W. (Juni 1924), 14. Göttingen
(August 1924), 15. Beverungen (Dezember 1924), 16. Köthen
(Mai 1925), 17. Plauen i.V.
(Juni 1924), 18. Alsbach a.d. Bergstraße,
19. Hockenheim / Baden (Januar
1925), 20. Löwenberg (Februar 1926), 21. Pflaumloch
(März 1926), 22. Erfurt (März 1926),
23. Callies (April 1926), 24. Memmelsdorf
/ Oberfranken (Main 1926), 25. Altdamm/Pommern (Oktober 1926), 26.
Breslau (Dezember 1926), 27. Bingen
(Dezember 1926), 28. Ermetzhofen /
Mittelfranken (Dezember 1926), 29. Kuppenheim
/ Baden (Januar 1927), 30. Kerpen / Rheinland (März 1927), 31.
Neviges / Regierungsbezirk Düsseldorf (März 1927), 32.
Hillesheim / Rheinhessen (April 1927), 33. Moers (April 1927), 34.
Krefeld (April 1927), 35. Richelsdorf /
Bezirk Kassel (April 1927), 36. Ansbach
(April 1927), 37. Regensburg (Mai
1927), 38. Aufhausen bei Bopfingen
(Mai 1927), 39. Rülzheim / Rheinpfalz
(Mai 1927)." |
Lage der Friedhöfe
Der alte jüdische Friedhof befindet sich in der
Michael-Schnabrich-Straße, der jüngere Friedhof etwa 300 Meter westlich davon an der
Heinrich-Heine-Straße/Ecke Michael-Schnabrich-Straße.
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Lage des jüdischen Friedhofes
in Bad Hersfeld auf dem dortigen Stadtplan: links anklicken
und unter
"Behörden und öffentliche Einrichtungen" weiterklicken zu
"Friedhof, jüd." |
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 7.4.2009)
Der alte Friedhof |
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Das Eingangstor |
Hinweistafeln |
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Blick über den zerstörten
Friedhof |
Reste von
Grabsteinen; auf der liegenden Platte ist "J. Oppenheim" lesbar |
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Ansichten aus
unterschiedlichen Perspektiven |
Die Grabsteinreste |
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Der neue Friedhof |
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Weg zum Friedhof |
Das Eingangstor |
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Die Hinweistafel |
Blick über den Friedhof
vom Eingangstor |
Teilansicht; Grabstein am
rechten
Bildrand für Karoline Rosenblatt |
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Grabsteine von links für
Karoline
Rosenblatt, Felix Nussbaum, David
Goldschmidt, (dahinter Isak
Tannenbaum)
Samuel Levi, N.N.; kleiner Stein rechts
für Emma Bacharach
geb. Oppenheimer |
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Hoher Grabstein links für Lewettchen
und Jeisel Goldschmidt; hohe Grabsteine
rechts der Mitte für
Betti Goldschmidt
und Gisela Tannenbaum geb. Rosenbach
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Hoher Grabstein links des
Baumes in
der Mitte für Julius Simon und
Minna Simon geb. Baer |
Grabstein für
Julius
Oppenheim |
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Weitere Fotos
(erhalten von Heinrich Nuhn,
Rotenburg an der Fulda) |
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Teilansichten des
Friedhofes |
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Grabstein für
Simon HaLevi Rosenberg |
Grabstein für Julius Simon
(1870-1924)
und Minna Simon (1872-1912) |
Grabstein für Lewettchen
und
Jeisel Goldschmidt |
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Grabstein für
Betti
Goldschmidt |
Grabstein für Gisela
Tannenbaum
geb. Rosenbach |
Grabstein für
Adolf Levi |
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Grabstein für
Julius
Oppenheim |
Grabstein für
Johanna
Goldschmidt |
Grabstein für Hermann
Klebe
(1882-1937) |
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Grabstein für
Isaak
Tannenbaum |
Grabstein für "Mosche Aharon ben
Jehuda Hahn" (1877-1939) |
Grabstein für
Felix Nussbaum |
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Grabsteinplatte für Lehrer
Isidor Landsberg (gest. 1923) |
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Berichte zu den Friedhöfen
Oktober/November 2019:
Ausstellung zu den jüdischen
Friedhöfen in Bad Hersfeld |
Links Flyer zur Ausstellung "Hersfelds 'gute Orte' - Die jüdischen Friedhöfe
am Tageberg" vom 25. Oktober bis 30. November 2019
in der Wandelhalle im Kurpark
Bad Hersfeld, täglich von 9 bis 19 Uhr.
Weitere Informationen: Abbildung des Flyers anklicken.
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Dazu Artikel von Vera
Hettenhausen in der "Hersfelder Zeitung" vom 27. Oktober 2019: ""Gute
Orte". Jüdische Friedhöfe auf dem Tageberg in Erinnerung bringen
Bad Hersfeld – Eine am Freitag in der Wandelhalle eröffnete Ausstellung
dokumentiert Hersfelds jüdische Friedhöfe auf dem Tageberg.
'Gute Orte' nennt man sie aufgrund ihres lebensbejahenden Charakters und der
Messias-Erwartung.
Um 1875 wurde 'An den Alpen' (jetzt Michael-Schnabrich-Straße) ein Friedhof
angelegt, seit 1920 gibt es einen neuen jüdischen Friedhof in der
Heinrich-Heine-Straße. 'Auf dem alten Friedhof müssen über 100 Gräber
gewesen sein, jetzt sind es nur noch vier, denn viele Grabsteine wurden zum
Bau von Flutgräben und von Kläranlagen verwendet', erzählte Dr. Heinrich
Nuhn. Diese vier und 34 Grabsteine vom neuen Friedhof sind in der
Ausstellung auf großen Tafeln zu sehen. Initiiert wurde die Ausstellung von
der 'Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Hersfeld-Rotenburg'
sowie von der Projektgruppe 'Zeitsprünge Hersfeld-Rotenburg'. Für die
Dokumentation und Gestaltung war Dr. Heinrich Nuhn verantwortlich. Die
Ausstellung ist eine Ergänzung zur letzten Ausstellung des Kurators mit dem
Titel 'Sie waren unsere Nachbarn – Hersfelds jüdische Familien', worüber
demnächst ein Buch erscheinen wird. 'Hier liegt eine bedeutende und liebe
Frau. Ihr Handeln war vollkommen und makellos, Anmut und tätige
Nächstenliebe waren ihr ins Antlitz geschrieben, kurz und voll Leid waren
ihre Lebensjahre.' Diese Zeilen stehen zum Beispiel auf dem Grabstein von
Gisela Tannenbaum.
Jüdische Grabsteine erzählen Geschichten, sie sind wie kleine Kunstwerke.
Nach einer Einleitungsformel folgt der Name des oder der Verstorbenen, die
Namen der Eltern, Titel, Wohnort, Sterbedaten und eben auch löbliche Worte
zur Lebensführung. Mit einem Segenswunsch schließt die Inschrift ab. Die
hebräischen Texte sind auf den Schau-Tafeln ins Englische und Deutsche
übersetzt worden. Dr. Nuhn hat zu den Verstorbenen noch detaillierte
Lebensläufe, Bilder aus Familienalben sowie Zeugnisse der Stadtgeschichte
zusammengestellt. 'Hier liegt verborgen ein rechtschaffener, guter und
ehrlicher Mann. Er ging stets den richtigen Weg', steht auf dem Grabstein
von Aron Oppenheim. Seine Ururenkel Matthew und Marc Steinhart waren mit
ihren Ehefrauen Janelle und Erica extra zur Vernissage aus
Baltimore/Maryland gekommen. Matthew arbeitet im United States Holocaust
Memorial Museum in Washington D.C. Natürlich stand der Besuch des
Elternhauses ihrer Großmutter Ruth in der Dudenstraße 16 auf dem Programm.
'Ich fühle eine besondere Nähe zu diesem Ort', sagte Matthew. In seiner Rede
kamen seine bewegenden Eindrücke zum Ausdruck. Am Kühlschrank seiner Eltern
habe ein Foto mit seiner lächelnden Großmutter Ruth gehangen, als sie 1977
vor diesem Haus stand. Nach fast 40 Jahren war sie zurückgekehrt, nachdem
man sie 1940 in die Vereinigten Staaten geschickt hatte und sie somit als
einziges Mitglied der Hersfelder Familie überlebte. 1968 wurde auf dem
Friedhof der Schauspieler Max Strassberg beigesetzt. Es war das erste und
bis jetzt das einzige jüdische Begräbnis nach dem Krieg. Mit Bedacht
gewählte Worte sprachen zur Eröffnung Stadträtin Antje Fey-Spengler und
Susanne Hofmann, Schulleiterin der Konrad-Duden-Schule. Beide kamen auf
aktuelle, rechtsextreme Vorfälle zu sprechen. 'Es gilt, Erinnerungen an
unsere jüdischen Mitbürger wachzuhalten und genau aufzupassen', sagte
Fey-Spengler. (het)"
Link zum Artikel . |
Fotos unten von J. Hahn,
Aufnahmen vom 25.10.2019. |
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Ansichten
der Ausstellung in der Wandelhalle des Kurhauses Bad Hersfeld |
Eröffnungsansprache
von Dr. Heinrich Nuhn |
Rechts: Marc, Janelle
und Matthew Steinhart |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica II,1 S. 357; III,1 S. 547-550. |
| Arnsberg
I,357-360. |
| Otto
Abbes: Hersfelds jüdische Geschichte 1330 bis 1970. Die über 600-jährige Geschichte der Ausgrenzung, Duldung und Verfolgung der Juden
in Hersfeld. Eine Dokumentation, Bad Hersfeld 2002.
Reihe: Veröffentlichungen des Hersfelder Geschichtsvereins. Bd. 5.
S. 230-232 findet sich eine Zusammenstellung zur Belegung der jüdischen
Friedhöfe mit einer Übersicht über die erhaltenen und lesbaren Grabsteine
im alten und neuen jüdischen Friedhof.
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vorheriger Friedhof zum ersten
Friedhof nächster Friedhof
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