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Bad Orb (Main-Kinzig-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In (Bad) Orb lebten Juden bereits im Mittelalter. Nach einem Verzeichnis
aus dem 14. Jahrhundert fielen die Juden in Orb einer Judenverfolgung zum Opfer,
womit vermutlich die Judenverfolgung in der Pestzeit 1348/49 gemeint ist.
1387 wird ein aus Mainz zugezogener Jude in Orb genannt, der vom Mainzer
Erzbischof Adolf I. von Nassau einen auf drei Jahre befristeten Aufnahmebrief
erhalten hatte. Im 15. Jahrhundert lebten unter dem damaligen Schutz der
Grafen von Hanau gleichfalls jüdische Personen beziehungsweise Familien am Ort,
zwischen 1457 und 1493 vermutlich kontinuierlich. Sie lebten zumindest
teilweise vom Handel mit Geld (1465 wird ein Orber jüdischer Geldhändler
genannt). Von einer Vertreibung ist nichts bekannt. 1525 wird ein jüdischer
Einwohner in Orb genannt.
Die neuzeitliche Gemeinde dürfte im 17./18. Jahrhundert entstanden
sein. 1801 werden acht jüdische Familien genannt, 1817 waren es
bereits 14 Familien (zusammen 75 Personen). Die jüdischen Familien lebten bis
ins 19. Jahrhundert hinein überwiegend vom Textil- und Eisenhandel. Im Laufe
des 19. Jahrhunderts blieb die Zahl der jüdischen Einwohner auf relativ
gleichbleibendem Stand: 1830 87 jüdische Einwohner, 1871 73 (2 % von insgesamt
3.589 Einwohnern), 1885 76 (2,3 %), 1895 75 /2,2 %), 1905 86 (2,2 % von
insgesamt 3.925 Einwohnern).
An Einrichtungen hatte die Gemeinde außer der Synagoge (s.u.) eine
Religionsschule, ein rituelles Bad und seit 1932 einen Friedhof.
Der für die religiöse Betreuung der Gemeinde angestellte Religionslehrer, der
zugleich Vorbeter und Schächter war, war Ende des 19. Jahrhunderts auch für
die in Wächtersbach
lebenden jüdischen Einwohner zuständig. Die Stelle war bei anstehenden
Neubesetzungen immer wieder neu auszuschreiben (siehe Ausschreibungen unten).
Die Gemeinde unterstand auf Grund der Zugehörigkeit der Stadt zu Bayern im
19./20. Jahrhundert dem Bezirksrabbinat in Aschaffenburg
(siehe Anzeige vom 7. Dezember 1885 rechts unten).
Anfang des 20. Jahrhunderts war das Verhältnis zwischen den jüdischen
und den nichtjüdischen Einwohnern der Stadt sehr gut, wofür spricht, dass 1904
aus den damals nur 16 jüdischen Familien drei jüdische Männer in den Stadtrat
gewählt wurden (siehe Bericht unten).
Seit etwa 1900 war in Bad Orb der vor allem in der ärmeren Bevölkerung hoch
angesehene Arzt Dr. Rudolf Weinberg tätig (1873 in Schenklengsfeld -
1941 in Frankfurt am Main; musste nach 1938 Bad Orb verlassen; nach ihm ist
[nach 1945] die "Dr.-Weinberg-Anlage" in Bad Orb benannt worden).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Julius Stein (geb.
21.7.1890 in Bad Orb, gef. 22.8.1914; war der erste gefallene Orber im Ersten
Weltkrieg), Sally Mainz (geb.
27.1.1990 in Friedberg, gef. 25.9.1915), Leutnant Adolf Max Schottländer (geb.
8.1.1883 in Frankfurt am Main, gef. 15.8.1916), Siegfried Wolfeiler (geb.
23.11.1898 in Bad Orb, gef. 28.6.1917).
Jüdischen Familien gehörten bis nach 1933 eine Pension, ein Restaurant, ein
Hotel (Adler in der Würzburger Str. 19), Metzgereien, Viehhandlungen und
Einzelhandelsgeschäfte.
1925 wurden 79 jüdische Einwohner gezählt. Damals waren die Vorsteher
der Gemeinde Siegmund Seliger und Michel Silberthau. Den Religionsunterricht der
damals fünf schulpflichtigen jüdischen Kindern erteilte Lehrer Marx aus
Gelnhausen. An jüdischen Vereinen bestand der Wohltätigkeitsverein (Chewra)
unter Leitung von Carl Wolfeiler.
Nach 1933 ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder (1933: 70 bis 80 Personen) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Bereits im Sommer 1933 war
in den Werbeprospeklten der Kurstadt "Juden sind unerwünscht" zu
lesen. Mehrere der jüdischen Einwohner wanderten in die
USA aus, andere nach Australien (u.a. die Familie Silberthau mit vier Personen).
Nach Frankfurt verzogen mindesten 14 der jüdischen Einwohner (hier starb 1941
der Arzt Dr. Rudolf Weinberg). 1938 waren nur noch 20
jüdische Personen am Ort. Die letzten Vorsteher der Gemeinde waren die
Kaufleute Josef Goldschmidt und Moritz Lichtenstädter (beide in die USA
emigriert).
Von den in Bad Orb geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Else Cohn geb. Eisenmann (1895), Fanny Coopmann geb.
Eisenmann (1862), Clara Eisenmann geb. Adler (1858), Hermann Eisenmann (1929),
Irma Eisenmann (1935), Max Eisenmann (1906), Michael Eisenmann (1894), Robert
Eisenmann (1932), Selma Eisenmann (1925), Simon Eisenmann (1899), Blanka
Frank geb. Wolfeiler (1894), Meta Goldmann geb. Seliger (1883), Auguste Goldschmidt geb. Seliger (1881), Eleonore
Goldschmidt geb. Seliger (1875), Leo Goldschmidt (1889), Moritz Goldschmidt
(1879), Johanna Hamburger geb. Silberthau (1895), Karl Lichtenstädter (1894),
Bella Mainz (1907), Ida Mainz
geb. Seliger (1878), Alfred Mannheimer (1935), Friedrich (Frederich) Mannheimer (1931),
Irene Klara Mannheimer (1926), Max Mannheimer (1892), Leo Seliger (1876), Siegmund Seliger
(1879), Nelly Silberthau (1909), Rosa Strauss geb. Seliger (1874), Elsbeth
Weinberg (1919).
Ende Februar 2012 beschlossen die Bad Orber Stadtverordneten geschlossen die
Verlegung von "Stolpersteinen" in Bad Orb.
Für den in der Liste genannten Leo Seliger (geb. 1876 in Bad Orb, 1942
ermordet in Sobibor bei Lublin) wurde in Halle vor dem Grundstück Großer
Berlin 8 (ehemaliges Altenheim der jüdischen Gemeinde Halle) bereits ein
"Stolperstein" verlegt. Link zu einer Übersicht
über die Stolpersteine Großer Berlin 8 in Halle.
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Lehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle
1868 / 1871 / 1878 / 1882 / 1885 / 1903 / 1909 / 1920 / 1921 /
1924 / 1930
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Dezember 1868:
"Die israelitische Kultusgemeinde Orb sucht einen Religionslehrer,
welcher auch als Vorsänger und Schächter zu fungieren hat. Der Gehalt
beträgt:
a. Fixum 180 Gulden, b. Nebenverdienste 40 Gulden, c. Einkommen an
Schechitah-Gebühren 175 Gilden Summa 395 Gulden oder ca. 225 Thaler
nebst freier Wohnung und Holz zur Beheizung des Schul-Lokals.
Bewerber wollen sich wenden an den israelitischen Kultusvorstand Abraham
Seliger." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. März 1871:
"Durch Versetzung des seitherigen Lehrers A. Weil ist die Stelle
eines Religionslehrers, Vorsängers und Schächters in Erledigung
gekommen. Qualifizierte Bewerber wollen ihre Gesuche binnen 3 Wochen an
den Unterzeichneten einreichen.
Fixer Gehalt mit freier Wohnung 180 Gulden, garantierte Nebenverdienste 50
Gulden, Schächterfunktion circa 150 Gulden.
Orb, den 1. März 1871. Der Kultusvorsteher Lippmann Wolfeiler." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. November 1871:
"Gut qualifizierte Bewerber um die hiesige Religions-, Vorsänger und
Schächterstelle werden aufgefordert, ihre Gesuche innerhalb 14 Tagen beim
Unterzeichneten einzureichen.
Ertrag der Stelle 400 Gulden nebst freier Wohnung. Orb, im Oktober (1871).
Lippmann Wolfeiler, Vorstand." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. März 1878:
"Vakanz. Qualifizierte Bewerber um die hiesige israelitische
Lehrer- und Vorsängerstelle, womit ein fixer Gehalt von Mark 900 neben
freier Wohnung verbunden ist, wollen ihre deshalbige frankierte Gesuche an
den Unterzeichneten richten. Bewerber, welche die Schächterfunktion
übernehmen können, erhalten den Vorzug. Letztere Funktion erträgt ca. Mark
300.
Orb, im März 1878. Der Kultusvorstand Seligmann Seliger." |
Auf die Ausschreibung 1878 wird sich
erfolgreich Lehrer Herrmann beworben haben, der 1879 Torarollen
anbietet (siehe Anzeigen unten) |
Artikel in der Zeitschrift
"Der Israelit" vom 2. August 1882: "Die hiesige Lehrer-,
Vorsänger- und Schächterstelle mit einem jährlichen Einkommen von ca.
M. 900 nebst freier Wohnung und Heizung ist vom 1. September (1882) an
erledigt und wollen sich Bewerber um dieselbe an den unterzeichneten
Kultusvorstand wenden.
Israelitische Kultusverwaltung in Orb.
Löb Seliger, Kultusvorstand. |
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Anzeige in der Zeitschrift
"Der Israelit" vom 7. Dezember 1885: "Die hiesige
Religionslehrer-, Vorbeter und Schächterstelle, verbunden mit der Filiale
Wächtersbach (Religionslehrer- und Schächterfunktion) ist vakant und
wollen sich geeignete, seminaristisch geprüfte Bewerber melden.
Jährliches Einkommen 1.400 Mark.
Israelitische Kultusgemeinde Orb, (Rabbinatsbezirk Aschaffenburg), Lichtenstädter, Kultus-Vorstand. |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Dezember 1903:
"Die hiesige Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle
mit einem Gehalte von 1350 Mark nebst freier Wohnung und eventuellen
Nebenverdiensten während der Kurzeit, ist sofort zu besetzen- Geeignete,
seminaristisch gebildete Bewerber, welche Kabbala (Autorisation) von
streng orthodoxen Rabbinen besitzen, wollen ihre Meldungen nebst
Zeugnissen und ausführliche Personalangaben an den unterzeichneten
Vorstand baldmöglichst senden. Israelitische Kultusgemeinde Bad Orb
(Hessen-Nassau): Der Vorstand: Max Lichtenstädter." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. März 1909: "Bad
Orb. In unserer Gemeinde ist die Stelle eines Religionslehrers, Vorbeters
und Schächters vom 15. April 1909 ab zu besetzen. Das Jahresgehalt
beträgt 1.350 Mark bei freier Dienstwohnung und guten Nebeneinnahmen.
Offerten mit Zeugnissen sind bei unterzeichnetem Vorstande einzureichen.
Bad Orb, den 8. März 1909. Der Vorstand der Israelitischen Gemeinde Karl
Wolfeiler." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Dezember 1920:
"In unserer Gemeinde ist die Stelle eines Vorbeters, Religionslehrers
und Schochets neu zu besetzen. Fester Jahresgehalt 6.000 Mark nebst 2.000
Mark garantiertem Nebenverdienst bei freier Dienstwohnung. Angebote von
seminaristisch gebildeten Bewerbern - Reichsdeutscher - erbittet der
Vorstand der Israelitischen Gemeinde Bad Orb. Karl Wolfeiler." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. September 1921:
"In unserer Gemeinde ist die Stelle eines seminaristisch gebildeten
Religionslehrers, Vorbeters und Schauchets baldigst zu besetzen. Festes
Jahresgehalt 10.000 Mark, freie Wohnung, Nebeneinkommen ca. 3 bis 4.000
Mark.
Bad Orb (Hessen-Nassau). Der Kultusvorstand Isidor Seliger." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Juli 1924:
"Israelitische Kultusgemeinde, Bad Orb. Die Stelle eines Religionslehrers,
Vorbeters und Schochets in hiesiger Gemeinde ist neu zu besetzen.
Freie Dienstwohnung. Gehalt nach Übereinkunft. Bewerbungen sind zu
richten an den unterzeichneten Vorstand Isidor
Seliger." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. April 1925:
"Die Vorbeter-, Schochet- und Religionslehrer-Stelle ist zu
besetzen. Gehalt nach preußischen Beamten-Besoldungsordnung.
Seminaristisch gebildete, streng religiöse, reichsdeutsche Reflektanten
wollen sich an unterzeichneten Vorstand wenden.
Israelitische Kultusgemeinde Bad Orb (Hessen-Nassen). Max Lichtenstädter,
Vorstand." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. März 1930: "Die
Bezirksstelle Wächtersbach - Bad Orb soll tunlichst zum 15. Mai besetzt
werden. - Gesucht wird ein tüchtiger Lehrer, stimmbegabter Chasan
(Kantor) und ein in Theorie und Praxis gut durchgebildeter Schochet,
der zur Ausübung der Schechita von gesetzestreuen Rabbinern
autorisiert ist. Der Anzustellende (Inländer) soll während der
Sommermonate in Bad Orb, während der Wintermonate in Wächtersbach
wohnen. Die Orte liegen 6 km voneinander entfernt und haben
Bahnverbindung. An beiden Plätzen sind Beamtenwohnungen. Gehaltszahlung
in Höhe der früheren Gruppe VII der preußischen Staatsbeamten.
Bewerbungen mit beglaubigten Zeugnisabschriften sind alsbald einzureichen
beim Vorsteheramt der Israeliten zu Hanau." |
Lehrer Herrmann bietet Torarollen zum Verkauf an (1879)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Mai 1879: "Eine
neue Sefer Tora (Torarolle) ist billig zu verkaufen durch Lehrer Herrmann,
Orb, Kreis Gelnhausen" |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. November 1879:
"Sifrei Tora (Torarollen) - eine ganz neue sowie eine gebrauchte,
sind billig zu verkaufen bei Lehrer Herrmann in Bad Orb, Kreis
Gelnhausen". |
Lehrer Kahn aus Orb wechselt nach Groß-Umstadt (1913)
Artikel im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 5. September 1913: "Aus
Hessen. Jüngst verschied in Wenings der sehr beliebte Lehrer Baruch
Stern, 70 Jahre alt. - In Groß-Umstadt ist als Nachfolger des
verstorbenen Lehrers Stein, der in der Synagoge plötzlich verschied,
Lehrer Kahn aus Orb gewählt worden." |
Hinweis auf Lehrer Seelig in Bad Orb (1920)
Lehrer Seelig redet zur Beerdigung seiner Mutter Klara Seelig (Artikel
auf einer Seite zu Bad Kissingen)
Gustav Rosemann wechselt als Kantor nach Bremen
(1933)
Artikel
im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Bremen" vom 15.
Dezember 1933: "Bremen. Neuer Lehrer und Kantor. Zum
Nachfolger des seligen Oberkantors Mehrgut ist Herr Gustav Rosemann,
ein gebürtiger Hamburger, berufen worden. Bis Mitte November in den
Spessartgemeinden Orb und Wächtersbach
tätig, hat Herr Rosemann sein Amt am 1. Dezember angetreten und den
Unterricht in der Religionsschule begonnen. Die schulentlassene Jugend
wird in Kantor Rosemann einen eifrigen Förderer finden. Wir wünschen dem
neuen Beamten ein zufriedenes und segensreiches
Wirken." |
Gustav Rosemann war seit 1934 verlobt mit
Minni geb. Strauss aus Weiden: |
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. August 1934:
"Statt Karten Minni Strauss - Gustav Rosemann.
Verlobte.
Weiden (Oberpfalz) / Fürth in Bayern, Mathildenstraße 40 -
Hamburg Rappstraße 20 / Bremen, Kleine Allee 19." |
Lehrer Siegfried Wechsler aus Wächtersbach unterrichtet auch die Kinder in Bad
Orb (1934)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Januar 1934: "Wächtersbach,
15. Januar (1934). Als Nachfolger des nach Bremen berufenen Religionslehrers
Rosemann ist zur Erteilung des jüdischen Unterrichts in den Gemeinden
Wächtersbach, Bad Orb, Salmünster
und Romstal Herr Lehrer Siegfried
Wechsler aus Hamburg bestellt
worden." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Eine Erinnerung an den Provinzial-Rabbiner Dr. Bamberger
(Hanau) zu Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 im Kriegsgefangenenlager bei Bad
Orb
Bericht in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Dezember 1920:
"Nicht 'taitsch', sondern 'harzig'. Eine Erinnerung an
Provinzial-Rabbiner Dr. Bamberger - das Andenken an den Gerechten ist
zum Segen - in Hanau.
Unvergesslich bleibt mit ein Erlebnis im Herbst 1914, da ich Rabbiner
Bamberger ins Gefangenenlager bei Bad Orb begleiten durfte, wo er zum
ersten Mal die Seelsorge auszuüben hatte. Die Sache war damals noch ganz
neue. Gefangene hatte man auf der Straße noch nicht gesehen und von jüdischen
Gefangenen sprach man noch im Tone eines Märchens. In Hanau stieg
Rabbiner Dr. Bamberger zu mir in das Abteil 3. Klasse, obwohl er im
Heeresauftrage Anspruch auf 2. und 1. Klasse hatte, und in anregender
Unterhaltung waren die Stunden der Fahrt rasch verflossen.
Nach einstündiger, nicht gerade angenehmer Wagenfahrt von Bad Orb aus,
waren wir im Lager. Wir wandelten durch die aufgeweichten Zeltstraßen und
sahen uns das bunte Leben der fremden Soldaten an. Zum größten Teil
Russen, zum kleineren auch Franzosen. Die Wachtmannschaft verwies uns auf
eine große Baracke. Dort waren alle jüdischen Gefangenen untergebracht
und harrten unser. Zum ersten Male sahen wir unsere Brüder, die 'in Not
und Gefangenschaft' geraten waren, von Angesicht zu Angesicht. Es waren
etwa 100 an der Zahl, halb Kinder noch, aber auch ergraute Köpfe, in
allen möglichen Monturen, aus allen Schlachtfeldern des östlichen
Kampfgebietes und aus allen Gegenden des weiten Zarenreiches. Zumeist
Überlebende von Tannenberg, denen die ganzen Schrecken des
schaurigen Abgrundes in Masurien noch deutlich in den Augen saß. Wie eine
aufgeschreckt Herde drückten sich die Leute aneinander und misstrauisch
schauten sie auch zu dem großen stämmigen Mann hinauf, in dem sie etwas
wie einen preußischen Hauptmann in Zivil vermuteten. Ich sprach zu ihnen
so gut es ging, in den Sprachen ihrer Heimat und klärte sie auf, und ich
sehe noch, wie sie sich um die mitgebrachte Torarolle scharten und sie mit
Küssen bedeckten, als gelten diese Küsse der Heimat und all dem, was
dort lieb und teuer und heilig ist.
Und nun sprach Rabbiner Bamberger von einer ad hoc zusammengestellten
Kanzel zu den Gefangenen in der einfachsten, schlichtesten Weise, nach den
leichtesten, verständlichsten Ausdrücken gerade angelnd. Er sprach von
der Heimat und von der Pflicht, und ich musste bewundern, mit welchem Mut
und welch feinem Takte - die deutsche Wachtmannschaft mit mit dabei - er
auch von ihrer für ihr Vaterland treu erfüllten Pflicht sprach
und von ihren Rechten im Feindeslande und dann von ihrer Zugehörigkeit
zum jüdischen Ganzen. Tröstend sprach er von Frieden und von froher
Heimkehr. Und viele, viele ehrliche Tränen sah ich in dieser aus Juden
Kaukasiens, Sibiriens, Polens und Litauens zusammengewürfelten, durch
eine Laune des Krieges eigenartig geschaffenen neuen Gemeinde des Hanauer
Rabbinatsbezirks fließen.
Ich frage nach der Predigt einen jungen Litauer, ob er die Rede verstanden
hätte. 'Barwoß nit?' (warum nicht), gab er mit einer Gegenfrage zurück.
'Aber er sprach doch deutsch'? bezweifelte ich. 'Taitsch? harzig
hat er geredet' (sc. harzig im Sinne von herzlich, von und zu Herzen
gehend).
Das Wort blieb mir in Erinnerung. Und wenn ich heute den Menschen
Bamberger - abgesehen von seiner Bedeutung als Rabbiner und Lehrer, als
Mehrer der jüdischen Wissenschaft - gerecht werden will, so denke ich nur
an jenes Wort des litauischen Gefangenen. Es war das Geheimnis seines
großen Menschentums, dass alles, was er sprach, was er unternahm und war
er tat, mit dem Herzen tat." |
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Weiterer Bericht - nicht ausgeschrieben
- in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. April 1915:
"Bei den jüdischen Kriegsgefangenen in Bad Orb". |
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Ein Bericht über Bad Orb aus jüdischer Sicht (1933)
Bericht
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Mai 1933: "Bad
Orb, die Perle des Spessart. Es rückt die Zeit heran, da der eine oder
der andere, der es leider haben muss, sich vor die Frage gestellt sieht:
wohin dieses Jahr? Die Verhältnisse zwingen, weite Reisen, allzu große
Kosten, Grenzüberschreitungen mit den damit verbundenen Formalitäten
usw. zu vermeiden. Da taucht u.a. aus den Wäldern zwischen den Bergzügen
des Spessart Bad Orb lockend und einladend hervor.
Es erübrigt sich, die vielen Naturschönheiten des lieblichen Orbtales,
denen sich die badetechnischen Einrichtungen so zweckmäßig und unter
Vermeidung von großem Komfort harmonisch anpassen zu schildern. Ob man
auf der Kurhausterrasse im Schatten der uralten Bäume ausruht, oder sich
in der Platanenallee im Kurpark ergeht, ob man sinnend vor der Blumeninsel
am Weiher steht, oder dem Rausche des Wasserfalles im Parke lauscht, ob
man tief atmend über die Holzgestelle der Saline holpert oder sich gar
mit Kennerblick die niedlichen Bürgerhäuschen aus dem 16. Jahrhundert
ansieht, überall die gleiche Tendenz, überall die gleiche geruhige
innere Geschlossenheit und wohltuende Harmonie eines Badeplatzes, der
nicht den Ehrgeiz hat, mondän zu sein, sondern in stiller Bescheidenheit
Dienst an der Menschheit leistet. Alles, Natur und Kunst, streben dem
einen gemeinsamen Ziele zu, dem Menschen in der Bedrängnis seines
Körpers und seiner Seele, der sich hierher flüchtet, die Ruhe, die Kraft
und die Nerven wiederzugeben, die er für den schweren Kampf in elf
Monaten des Jahres braucht.
Was für den jüdischen Kurgast als Plus hinzukommt, das ist die
Tatsache, dass sich in Bad und Stadt Orb eine wohlorganisierte jüdische
Gemeinde befindet, die mit ihrer schönen Synagoge, in der täglich
Gottesdienst in alter frommer Weise abgehalten wird, wie mit all ihren
anderen jüdischen Einrichtungen ihm alle von Haus aus gewohnten
jüdischen Lebensmöglichkeiten bietet. Sodann aber findet er im Hotel
Adler ein wahrhaft gastliches Heim, in dem ihm alles in höchstem
Maße geboten wird, was er zu seiner Erholung braucht: Ruhe, vortreffliche
Verpflegung, aufmerksame Bedienung, bei Preisen, die sich der Zeit
möglichst anpassen.
Das Orbtal und das Bad insbesondere bilden eine wahre Ruheinsel jenseits
allen politischen Getriebes. man atmet die würdige Luft in Gemeinschaft
mit angenehmen, lieben Menschen, die auch ihrerseits Ruhe und Erholung
suchen und sie anderen gönnen. Unter den einheimischen Bädern, die man erst
recht dieses Jahr berücksichtigen soll, müsste auch Bad Orb
in erster Reihe genannt werden." |
Anmerkung: Im Sommer 1933 war in den
offiziellen Werbeprospekten der Kurstadt zu lesen: "Juden sind
unerwünscht". |
Zynischer Artikel in der NS-Zeit gegen Werbung für
jüdische Hotels usw. in allgemeinen Zeitungen - am Beispiel von Bad Orb -
und Stellungnahme des "Israelit" (1935)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Mai 1935: "Rituelle
Häuser in Kurorten. Die 'Rheinische Landeszeitung Volksparole' in
Düsseldorf schreibt: 'Es hat sich allmählich
herumgesprochen, dass sich Nichtarier in Deutschland mindestens ebenso
wohl fühlen können, wie in anderen Kulturlängern - wahrscheinlich sogar
noch sicherer, seitdem Deutschland das Land des inneren Friedens, das Land
ohne Tumulte, ohne Aufruhr und ohne Klassenkampf geworden ist. Man weiß
auch, dass viele ausgewanderte Juden lieber heute als morgen zurückkehren
würden, wenn nicht ihr großes Sündenregister und eine ansehnliche
Fluchtsteuerschuld ihnen im Wege ständen. Mit der grundsätzlichen
Einstellung der staatstragenden Bewegung gegenüber dem Judentum hat das
alles gar nichts zu tun, und wirklich unterrichtete Ausländer haben
selbst in den Monaten der schlimmsten Emigrantenhetze loyal zugegeben, wie
korrekt gerade im neuen Deutschland die Behörden die Bevölkerung und
damit auch die jüdische Minderheit behandelten. Takt im Umgang mit
Menschen sit jedoch eine auf Gegenseitigkeit beruhende Angelegenheit und
leider mehren sich die Zeichen, die es erforderliche erscheinen lassen,
dass an diese Gegenseitigkeit erinnert wird. So sollte man meinen, dass
die Zeiten endlich vorüber sind, da in den Werbeschriften der deutschen
Kurorte für die 'rituellen Häuser' aufdringliche Reklame gemacht wird.
Niemand wendet sich gegen die rituelle Lebensweise eines Angehörigen der
jüdischen Rasse. Wenn aber ein Bad den Schriftleitungen der deutschen
Zeitungen zur Saison von 1935 Listen sendet, in denen sogar mehrere
Häuser ausdrücklich als 'rituell' bezeichnet sind, so darf man eine
solche Werbung doch wohl als instinktlos zurückweisen. Wenn man in Bad
Orb im Spessart noch nichts davon wahrgenommen hat, dass für die
Anpreisungen 'ritueller Häuser' in den allgemeinen Werbeschriften eines
deutschen Kurortes kein Verständnis mehr vorhanden ist, so ist das mehr
als ein persönliches Pech eines sehr rückständigen Werbechefs. Ganz
besonders dann, wenn dieser Werbechef es zulässt, dass beispielsweise das
Hotel Adler in Bad Orb sein rituelles Aushängeschild auch noch mit
einem vielsagenden Ausrufungszeichen schmückt.'
Wir können die Angaben des Blattes über die absolute Sicherheit und
störungslose Kurmöglichkeit auch für Nichtarier in deutschen Bädern
und Erholungsorten, sofern diese nicht durch Schilder und andere
Bekanntmachungen ausdrücklich die Anwesenheit von Juden als unerwünscht
erklärten, nur bestätigen. Im übrigen erscheint es nicht recht
verständlich, was die Zeitung an der Nennung der rituell geführten
jüdischen Häuser in denjenigen Kurorten, denen der Besuch jüdischer
Badegäste erwünscht ist, auszusetzen hat. Unerwünscht ist doch auf alle
Fälle - vom Standpunkte der 'Volksparole' aus wie von dem unsrigen - dass
die jüdischen Besucher solcher Orte nichtjüdische Hotels aufsuchen, wenn
ein jüdisches am Platze ist, in dem die Juden unter sich sein können.
Also liegt die Aufführung dieser rituellen Hotels im allseitigen
Interesse.
Auf alle Fälle dürfte es heute keinen Juden mehr geben, der würdelos
genug ist, in nichtjüdischen Restaurants zu speisen, auch wenn es ihm
sein religiöses Gewissen nicht verbieten sollte. Das Verzeichnis des
Hamburger Speisevereins bietet dafür einen untrüglich Wegweiser für
jedermann." |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Über die Lebensgeschichte des 1805 in Orb geborenen und 1888 in Steinbach bei
Lohr verstorbenen Lehrers Lazarus Eisemann
siehe auf der Seite Lohr am Main mit
Steinbach
Weiteres öffentliches Amt für den Kultusvorstand Max
Lichtenstädter (1903)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. März 1903: "Bad
Orb, 22. März (1903). Unser Kultusvorstand, Herr Max Lichtenstädter,
wurde zum Schiedsrichter des ersten Bezirks hiesiger Stadt gewählt. Es
ist dies ein neuer Beweis, welches friedliche Einvernehmen unter den
verschiedenen Konfessionen unseres Ortes besteht, und welcher allgemeinen
Beliebtheit sich unser Vorstand erfreut, der bereits seit Jahren auch das
Amt eines Stadtverordneten begleitet." |
Wahl von drei jüdischen Gemeindegliedern als
Stadtverordnete (1905)
Das "Frankfurter Israelitische Familienblatt" berichtete am 13.
Januar 1905: "Bad Orb (Hessen-Nassau). Aus der Kommune. In unserem
bekannten Badestädtchen, das unter seinen 4.000 Einwohnern nur 16 jüdische
Familien zählt, haben wir seit den letzten städtischen Wahlen unter den 18
Stadtverordneten drei jüdischen Glaubens und zwar die Herren Emanuel
Goldschmidt, Max Lichtenstädter und Carl Wolfeiler, welch' letzterer erst
dieser Tage einstimmig gewählt wurde. Herr Lichtenstädter verwaltet nebenbei
auch das Amt als Schiedsrichter."
Neben den genannten Ämtern war Max Lichtenstädter auch Aufsichtsratsmitglied
der Kurverwaltung in Bad Orb. |
Zum Tod von Max Lichtenstädter und Michel Silberthau (1933)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juli 1933: "Bad
Orb, 24. Juli (1933). Die Wochen der nationalen Trauer werden in diesem
Jahre hier doppelt schwer empfunden, da wir am Sonntag Max Lichtenstädter
und Michel Silberthau zur letzten Ruhe betteten. Zu den Beisetzungen, die
kurz nacheinander stattfanden, waren viele auswärtige Freunde und
nichtjüdische Mitbürger erschienen, um ihre Verehrung für die
Heimgegangenen auszudrücken. In den verschiedenen Grabreden wurden die
allseits anerkannten Leistungen der Verstorbenen, ihre Verdienste für
unsere Gemeinde, deren Vorstand sie viele Jahre angehörten, und ihr
Wirken für die Allgemeinheit rühmlichst hervorgehoben. Mögen sie in
dieser schweren Zeit für ihre Hinterbliebenen und uns alle Melize-Jauscher
sein und ihr Andenken uns Trost und Segen spenden. Ihre Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Rechts - Gräber auf dem jüdischen
Friedhof von Bad Orb: Links Grab für Max Lichtenstädter (1857-1933),
Mitte für Feist Michael Cohn Silberthau (1862-1933). |
|
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Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige des
Manufakturwarengeschäftes Max Lichtenstädter (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Mai 1901: "Für
meinen Sohn suche eine Stelle als
Lehrling in einem Schabbat und Feiertag geschlossenen
Manufakturwaren-Geschäfte.
Max Lichtenstädter, Bad Orb." |
Verlobungsanzeige von Sara Kulp und Dr. med. Rudolf
Weinberg (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Oktober 1901:
"Statt jeder besonderen Anzeige!
Sara Kulp - Dr. med. Rudolf Weinberg. Verlobte.
Frankfurt am Main - Bad Orb. 13. Oktober
1901." |
Anzeigen des rituell geführten Hotels Adler (1901 / 1903)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Juli 1901: "Bad
Orb, Sol- und Sprudelbäder. Zweigbahn Wächtersbach (Frankfurt -
Bebra) nach Orb 10 Minuten. Koscheres Hôtel Adler, neu erbaut
vis-à-vis dem Kurhaus, eigene Molkerei, streng rituelle Küche, beste
Referenzen. Telephon im Hause.
Die Besitzer: Goldschmidt & Adler." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
4. Mai 1903: "Bad Orb. Koscheres Hotel Adler.
Neuerbaut vix-à-vis dem Kurhaus. Großer schattiger Garten am Hotel
Sool- und Sprudelbäder. - Eigene Molkerei. - Streng rituelle Küche. - Ia
Referenzen. - 30 elegant eingerichtete Fremdenzimmer.
Besitzer: Goldschmidt und Adler. Telefon Nr. 10." |
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Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. Juli
1903: "Hotel Adler, Bad Orb.
Inhaber Goldschmidt & Adler.
Neuerbaut vis-a-vis dem Kurhaus. - 30 elegant neu eingerichtete
Fremdenzimmer.
Eigene Molkerei. - Streng rituelle Küche.
Ia Referenzen. - Telefon No. 10. - Hausdiener zu jedem Zuge am Bahnhof." |
Anzeigen der rituell geführten Pension mit
Restaurant Reis (1901 / 1902 / 1903 / 1906)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Mai 1901: "Solbad
& Luftkurort Orb im Spessart (Bahnstation).
Pension Reis, streng koscher Restaurant.
Altbewährte gute Küche, billige Preise. Telephon im
Hause." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juli 1902: "Koscher
- Bad Orb - Koscher.
Pension und Restaurant Reis, altrenommierte, gute Küche, billige
Preise.
Telephonruf 16. - Bertha Reis, Besitzerin." |
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Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. Juli 1903:
"Bad Orb. Pension, Restaurant Reis.
Das ganze Jahr geöffnet. Streng koscher, altbewährte gute Küche.
Telefonruf 16.
= Billige Preise. = Besitzerin: Frau Bertha Reis.
Referenzen streng orthodoxer Rabbiner." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juni 1906: "Solbad
Orb.
Pension Reis. - Telephon 6. -
Koscher Restaurant.
Altbewährte, gute Küche, Referenzen von orthodoxen Rabbinern.
Inhab.: Berta Reis." |
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Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 28. Juni 1907: "Solbad Orb.
Pension Reis. - Telephon 6. -
Koscher Restaurant.
Altbewährte, gute Küche, Referenzen von Orthodoxen Rabbinern.
Inhab.: Berta Reis." |
Anzeige des Manufakturwaren- und Konfektionsgeschäftes S. Lichtenstädter
(1928)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. September 1928:
"Jüngerer Commis oder Volontär zum sofortigen
Eintritt gesucht, Samstag geschlossen. Kost und Logis im Hause. Offerten
mit Lichtbild erbeten.
S. Lichtenstädter Bad Orb Manufakturwaren und
Konfektion." |
Verlobungsanzeige von Helene Adler und
Walter Nussbaum (1931)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Oktober 1931:
"Statt Karten - Gott sei gepriesen -
Helene Adler - Walter
Nussbaum. Verlobte.
Bad Orb Hotel Adler - Brüssel, Rue de la Commune 18. Simchat
Tora 5692 |
Hochzeitsanzeige von Walter Nussbaum und Helene geb. Adler
(1931)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Dezember 1931:
Gott sei gepriesen. Walter Nussbaum - Helene Nussbaum geb.
Adler. Vermählte.
Brussel, Rue Belliard 145 / Mainstockheim
- Bad Orb, Hotel Adler.
Trauung: Sonntag, den 6. Dezember, 2. Tag von Chanukka, 2 Uhr. Hotel
Ulmann, Frankfurt am Main." |
Zur Geschichte der Synagoge
Spätestens Ende des 18. Jahrhunderts dürfte ein Betsaal oder eine erste
Synagoge eingerichtet worden sein. Um 1850 plante die jüdische Gemeinde den
Neubau einer Synagoge. Da die Gemeinde keine ausreichenden Eigenmittel zur
Verfügung hatte, wurde von der Bayerischen Regierung die Durchführung einer
Kollekte in anderen Gemeinden genehmigt. Am Solplatz konnte für 400 Gulden ein
Grundstück gekauft werden. 1869/70 wurde die neue Synagoge erbaut und
vermutlich im Juni 1870 (nach anderen Angaben erst 1871) eingeweiht.
Am 25./26. Juni 1920 stand das 50-jährige
Synagogenjubiläum an. Dazu wurde die Synagoge renoviert. Über die Feier
berichtete die Zeitschrift "Der Israelit" am 8. Juli 1920:
Bad
Orb, 27. Juni (1920). Am vergangenen Schabbat feierte die hiesige
jüdische Gemeinde das 50jährige Jubiläum der Synagoge. Aus diesem Anlass fand
ein besonderer Festgottesdienst statt. Nachdem die Torarollen, getragen von den
Ältesten der Gemeinde in die neu hergerichtete Synagoge unter Chorgesang
gebracht wurden, sang der Kantor das Mah Towu ("Wie
lieblich..."). Hierauf folgte die Festpredigt des Herrn Lehrer Seelig. Im
Anschluss an die Worte "weasu li mikdasch weschachanti betocham"
("und ihr sollt mir machen ein Heiligtum und ich werde wohnen in eurer
Mitte") betonte der Redner, dass es nicht allein auf die Schönheit des
Gotteshauses ankäme, sondern auf den Geist der darin Betenden und ermahnt zu
"jirat haelohim" (Gottesfurcht)." |
Beim Synagogengebäude handelte es sich um einen zweigeschossigen Massivbau mit
dem Haupteingang vom Solplatz. Vom Eingangsflur führte eine Treppe zur Empore
und der Lehrerwohnung im Obergeschoss sowie zu einem rituellen Bad im Keller. Im
Erdgeschoss war links vom Eingang die Schulstube, rechts befand sich der
Betsaal.
In der NS-Zeit wurde die Synagoge im August 1938 für 6.000 RM
im Zusammenhang mit
der Auflösung der Gemeinde an eine nichtjüdische Familie verkauft und blieb
dadurch von einer Zerstörung beim Novemberpogrom 1938 verschont. Die
Kultgegenstände sollen gemäß der jüdischen Tradition bereits 1937 im
Friedhof der Gemeinde beigesetzt worden sein. Das Synagogengebäude wurde zu
einem Wohn- und Geschäftshaus umgebaut und ist als solches bis heute
erhalten.
Gegenüber der Synagoge wurde auf dem Solplatz im November 2002 ein Gedenkstein
aufgestellt (siehe Fotos unten).
Adresse/Standort der Synagoge: Solplatz 1
Fotos
(Quelle: Arnsberg Bilder s. Lit. S. 177; neuere Fotos:
Hahn, Aufnahmedatum 22.3.2009)
Die ehemalige Synagoge in
den 1970er-Jahren |
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Das Gebäude der ehemaligen
Synagoge nach
1945 (Aufnahme aus den 1970er-Jahren) |
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Die ehemalige Synagoge 2009 |
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Blicke auf das am
Solplatz stehende ehemalige Synagogengebäude, an dem selbst
keine
Hinweistafel angebracht ist |
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Das Denkmal gegenüber der
ehemaligen
Synagoge auf dem Solplatz |
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Gedenkstein mit
Text: "Wir gedenken der Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens,
die in unserer Heimatstadt Bad Orb gelebt haben und der
nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zwischen 1933 und 1945 zum Opfer
gefallen sind.
Viele der ehemaligen Nachbarn und Freunde mussten in Vernichtungslager ihr
Leben lassen.
Durch Vertreibung und Deportation fand die Geschichte der hiesigen
Jüdischen Gemeinde 1938 ein grausames Ende.
Stadt Bad Orb im November 2002." |
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Februar 2012:
In Bad Orb sollen
"Stolpersteine" verlegt werden |
Mitteilung im "Gelnhäuser
Tageblatt" vom Februar 2012: "Gestern Abend: Stolpersteine für Bad Orb.
BAD ORB. (ez). Geschlossen stimmten die Bad Orber Stadtverordneten gestern Abend dem Beschlussvorschlag zur Verlegung von sogenannten
'Stolpersteinen' zur Erinnerung an Verfolgte des NS-Regimes auf dem Gebiet der Stadt Bad Orb zu. Stadtverordnetenvorsteher Heinz Grüll trug die Begründung des
'gemeinsamen Antrages von Dr. Jürgen Blumenthal und den Fraktionen' vor. Mit dem Buch von Helga Koch und Pfarrer Jochen Löber stehe eine hervorragende Grundlage für die Bad Orber Recherchen für die
'Stolpersteine', wie sie der Künstler Gunter Demnig entworfen hat, zur Verfügung. Das Projekt soll nicht nur den Leidensweg der ehemaligen jüdischen Gemeinde dokumentieren, sondern aller Opfer, die während der Diktatur des Nationalsozialismus verfolgt, deportiert oder ermordet wurden. Der Stadt Bad Orb entstehen durch das Projekt keine Kosten, da die Steine über Paten und Sponsoren finanziert werden." |
Link zum Artikel: Gestern Abend: Stolpersteine für Bad Orb (Gelnhäuser Tageblatt, 29.02.2012) |
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April 2012:
Das Projekt "Stolpersteine" kommt voran |
Artikel im "Gelnhäuser Tageblatt"
vom 26. April 2012: "Bald auch 'Stolpersteine' für die
Kurstadt.
Bad Orb. Arbeitsgruppe bereitet erste Verlegungen für Anfang 2012
vor. Erinnerung an während der Nazi-Zeit verfolgte
Bürger..."
Link zum Artikel: Bald auch „Stolpersteine“ für die Kurstadt (Gelnhäuser Tageblatt, 26.04.2012) . |
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November
2012: Erste Verlegung von
"Stolpersteinen in Bad Orb" |
Rechts: Flyer zur ersten
Verlegung
von "Stolpersteinen" in Bad Orb am
11. November 2012 in der
Hauptstraße 46 und 27
(zum Lesen bitte Textabbildungen anklicken) |
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Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Germania Judaica II,2 S. 632; III,2 S. 1077-1078. |
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 187-188. |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 177. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 147. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 134. |
| dies: Neubearbeitung der beiden Bände. 2007² S.
326-327. |
| Jürgen Ackermann: Von der jüdischen Gemeinde Bad
Orb. In: Mitteilungsblatt. Beiträge zur Heimatgeschichte. 13. Jg. Heft
5/1988 S. 170-185. |
| ders.: Von der jüdischen Gemeinde Bad Orb. In: Bad Orber
Anzeiger 8,9,11,13 1988. |
| ders.: Die jüdische Gemeinde Orb. Mitteilungsblatt. MKK
Gelnhausen 1/1997. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 197. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 375-376. |
| Helga
Koch / Jochen Löber: Jüdisches Leben in Bad Orb. Auf
Spurensuche. Kommissionsverlag Orbensien 2009.
Das Buch, das ein bisher wenig bearbeitetes Thema der Bad Orber Geschichte aufzeigt, wurde in mehrjähriger Arbeit von Pfr. Jochen Löber und Helga Koch mit vielfältiger Unterstützung erstellt und sollte noch im Jubiläumsjahr "950 Jahre Bad Orb" erscheinen. Es enthält Beiträge zur einst lebendigen jüdischen Gemeinde in Bad Orb, zurückgehend bis etwa 1850, sowie die Familiengeschichten der jüdischen Orber und ihrer Nachkommen. Dabei wurde auch versucht, die von Leid und Tod geprägten Schicksale nach der bis 1938 erfolgten Flucht der Juden aus der Badestadt zu klären und festzuhalten.
1. Auflage 2009, XII und 189 Seiten, Hardcover, mit zahlr. sw Fotos und Abbildungen.
ISBN13: 978-3-927176-26-3 29,80 € www.orbensien.de.
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Bad Orb. Hesse-Nassau. Jews living
there fell victim to the Black Death persecutions of 1348-49. Affiliated with
the rabbinate of Aschaffenburg (Bavaria), the modern community numbered 70-80 (2
% of the total) in the 19th century. Members built a synagogue 1870 and opened
guest houses for Jews visiting the local spa. Nazi persecution forced the
community to disband before Kristallnacht (9-10 November 1938), when all
the remaining Jews were expelled. Twelve emigrated after 1933; at least 22 who
moved elsewhere in Germany perished in the Holocaust.
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|