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Mainstockheim (Kreis
Kitzingen)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Mainstockheim bestand
eine jüdische Gemeinde bis 1940. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16.
Jahrhunderts zurück. Nach einem ansbachischen Schutzbrief (Staatsarchiv Nürnberg)
konnten sich Juden erstmals 1535 in Mainstockheim niederlassen. 1543
erlaubte der Würzburger Bischof dem Juden Moses aus Mainstockheim, sich in Würzburg
niederzulassen. 1594 und 1614 (Juden Kueßel und Mayer) sowie 1621/22
(Juden Mayer von Wiesentheid, Schmoll von Eibelstadt,
Beritz von Unsleben,
Schmuel von Reichenberg
und Salomon von Schwarzenau) nahmen die Markgrafen von Ansbach weitere Juden in
Mainstockheim auf. Im weiteren Verlauf des Dreißigjährigen Krieges (1631)
lebten Juden u.a. aus Mainstockheim für einige Zeit in Ansbach,
vermutlich auf Grund der Bedrohung in den Landgemeinden. In der zweiten Hälfte
des 17. Jahrhunderts nahm die Zahl der jüdischen Einwohner am Ort wieder zu: 1695
waren 15 jüdische Familien am Ort, davon zehn Familien unter ansbachischem
Schutz und fünf unter dem Schutz der Familie von Bechtolsheim.
In der Mitte des 18. Jahrhunderts wuchs die Zahl der jüdischen Familien
auf 28 Familien. Sie erfuhr u.a. Zuzug aus dem benachbarten Mainsondheim,
woher 1753 die damals letzten dort lebenden drei jüdischen Familien zugezogen
sind.
1771 flohen einige jüdische Familien aus Kitzingen
nach Mainstockheim. Auf Grund einer schweren Teuerung waren die jüdischen Wohnhäuser
dort geplündert und der Hausrat gestohlen wurden (1789 wurden auch die letzten
Juden Kitzingens ausgewiesen; die ersten Juden, die sich im 19. Jahrhundert
wieder dort niederlassen konnten, waren u.a. Kaufmann Joseph Silber aus
Mainstockheim, der 1831 ein Schnittwarengeschäft in Kitzingen eröffnen konnte;
1847 eröffnete Hirsch Stern aus Mainstockheim die mehrere Generationen
bestehende Eisenhandlung in Kitzingen).
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
in Mainstockheim wie folgt: 1816 169 jüdische Einwohner (13,5 % von
insgesamt 1.250), 1837 212 (15,4 % von insgesamt 1.374), 1867 203 (14,9 % von
insgesamt 1.359), 1880 155 (12,0 % von 1.291), 1900 123 (9,9 % von 1.245), 1910
82 (7,4 % von 1.100).
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Mainstockheim auf
insgesamt 39 Matrikelstellen die folgenden jüdischen Familienvorstände
genannt (mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Simson Samuel Witthan
(Mehlhandel), Meier Löb Ullmann (Handel), Löb Mendel (Weinhandel), Meier
Raphael Rosenthal (Schlachten), Raphael Mendel (Weinhandel), Raphael Loew
Ettenheim (Altkleiderhandel), Maier Joseph Stern (Schlechten), Zerla Raphael
Feldhan (Wildprets- und Rauchwarenhandel), Samuel Löw/Levi Müller (Kgl.
Lotto-Collecteur), Veist Kühn (Viehschlachten und Schlachten), Moses Kühn
(Warenhandel), Baruch Kühn (Schmusen), Herz Selig Rothstein (Schnitthandel), Löw
Abraham Neu (Schnitthandel), Seligmann Wolf Stern (Getreide-, Mehl- und
Krempelhandel), Reitz Abraham Sichel (Schnittwarenhandel), Herz Löw Fisch
(Schmusen und Altkleiderhandel), Löw Schmul Fisch (Schmusen und
Altkleiderhandel), Löw Schmul Fisch (Schmusen), Loeb Salomon Ziegel
(Altkleiderhandel, Handel im Kleinen), Simon Loeb Ziegel (Schnitthandel), Joseph
Mendel (Kapitalist, Judenvorgänger), Süßlein Samuel Friedmann
(Schnitthandel), Moses Ischa Freymann (Viehhandel), Ischa Moses Freymann
(Viehhandel), Jonas Loeser Scheid (Schnitthandel und Schmusen), Abraham Loeser
Scheid (Schnitthandel und Schmusen), Sara, vermutlich Witwe von Raphael Dulp
(wird durch ihren Sohn ernährt), Samuel Meier Bichmann (Schmusen), Benjamin
Schmul Sander (Vieh- und Schnitthandel), Hirsch David Hoech (Schmusen), Moses
Loeb Hahn (Schnitthandel und Kremplerei), Isaac Schmul Feigenbaum
(Schnitthandel), Selig Salomon Silber (Schnittwarenhandel, dann mit Zucker,
Kaffee und Salz), Salomon Selig Silber (Schnitthandel und Schmusen), Scholum
Baer Stübel (Wein-, Häuser-, Güter- und Geldmäkler), Joseph Wolf Stern
(Krempel- und Schnitthandel), Wolf Joseph Stern (lebt von Alimenten seines
[vorgenannten] Sohnes Joseph Wolf Stern), Löb Eissig Eisenbach (Schnitthandel),
Nachum Selig Silber (Schnitthandel).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
Israelitische Elementarschule, ein Gemeindehaus und ein rituelles Bad (auf
Grundstück des "Schlosses Ebracher Hof" erhalten). Zeitweise (bis zur
Verlegung nach Miltenberg)
bestand am Ort auch eine "Kleine Jeschiwa", eine Vorbereitungsanstalt
zur Talmud-Schule. Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof von Rödelsee
beigesetzt. Nach 1866 bestand für einige Jahre am Ort das private Handels-
und Erziehungsinstitut von Abraham Hirsch (s.u.). Es war von Miltenberg
hierher verlegt wurden und wurde einige Jahre danach nach Burgpreppach
verlegt (als Präparandenschule).
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt
(zur Zeit des Bestehens der Elementarschule ein Volksschullehrer), der zugleich
als Vorbeter tätig war. Folgende jüdische Lehrer waren im 19./20. Jahrhundert
am Ort: Samuel Heinemann aus Fuchsstadt
(zuvor Hayum, um 1820), danach Samuel Cohn aus Reckendorf,
1828 bis 1837 Michael Adler aus Geroldshausen,
1838 bis 1843 Abraham Dessauer (gest. 1866) und Hermann Stern, 1843 bis 1870
Samuel Weil aus Acholshausen,
1870 bis 1883 Jakob Sonn aus Schweinshaupten
(siehe unten Bericht zu seinem Tod 1932),
1883 Juda Freudenberger, 1883 bis 1925 Moritz Wurzmann aus Demmelsdorf
(siehe unten), 1925 bis 1940 Siegbert Friedmann.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Isack (Isi) Klein
(geb. 18.3.1894 in Mainstockheim, gef. 13.11.1914), Salomon Ernst Nußbaum (geb.
5.3.1885 in Weimarschmieden, gef. 12.3.1915) und Justin Sonder (geb. 23.8.1897
in Mainstockheim, gef. 21.8.1918). Ihre Namen stehen auf dem Kriegerdenkmal in
der Ortsmitte an der Kreuzung Hauptstraße/Mühlweg. Außerdem sind gefallen:
Leutnant Emil Höchster (geb. 27.10.1894 in Mainstockheim, vor 1914 in Fürth
wohnhaft, gef. 12.10.1917), Berthold Klein (geb. 8.8.1889 in Mainstockheim, vor
1914 in Veitshöchheim wohnhaft, gef. 25.5.1915), Fritz Rothstein (geb.
23.10.1895 in Mainstockheim, vor 1914 in Würzburg wohnhaft, gef. 15.12.1914). Zu
nennen ist auch Simon Höchster (geb. 8.10.1890 in Mainstockheim), der im Ersten
Weltkrieg diente und am 8.5.1922 an den Folgen von Kriegsverletzungen in Fürth
verstarb (s.u. Erinnerungstafel in Fürth).
Um 1924, als noch 75 jüdische Einwohner gezählt wurden (6,52 % von
insgesamt 1.150 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Josef
Lomnitz und Siegmund Stern. Als Religionslehrer und Kultusbeamter war Moritz
Wurzmann tätig (bereits seit etwa 40 Jahren in der Gemeinde, siehe Berichte
zu seinem Tod unten). Er unterrichtete an der Religionsschule der Gemeinde
damals ein Kind. An jüdischen Vereinen bestanden die Chewra Bachurim
(gegründet 1840; Jünglingsverein, 1924/32 unter Leitung von Samuel Stern,
20/18 Mitglieder; Ziel: Unterstützung ortsansässiger Hilfsbedürftiger), die Chewra
Kadischa (Beerdigungs- und Sozialverein; 1924 unter Leitung von Elias Simon,
3 Mitglieder), der Wohltätigkeitsverein Gemillus Chassodim (Wohltätigkeitsverein,
1924 unter Leitung von Julius Klein, 3 Mitglieder) und der Jüdische
Frauenverein (gegründet 1905; 1924/32 unter Leitung von Bertha Sonder,
15/23 Mitglieder; Ziel: Unterstützung Hilfsbedürftiger). Die Gemeinde war dem
Distriktsrabbinat in Würzburg zugeteilt. 1932 waren die Vorsteher Theo
Stern, Julius Simon und Siegfried Rindsberg (letzterer in der Funktion des
Schatzmeisters). Als Lehrer wird 1932 Siegbert Friedmann genannt. Er war
seit 1925 Nachfolger von Lehrer Wurzmann (siehe Bericht unten).
1933 lebten 74 jüdische Personen in Mainstockheim. Die Ortsverwaltung
und die christliche Einwohnerschaft taten sich alsbald durch antijüdische
Initiativen hervor. Im Oktober 1933 untersagte der Bürgermeister ortsfremden
Juden, Mainstockheim ohne Sondergenehmigung zu betreten. Im Oktober 1934
erschienen Plakate am Ort, auf denen der Auszug der Juden gefordert wurde. Das jüdische
Gemeindeleben bestand bis 1938 fort. An der jüdische Volksschule wurden 1937
noch elf Schüler unterrichtet. Bis 1938 konnten mit Unterstützung der jüdischen
Gemeinde Würzburg mehrere kulturelle Veranstaltungen und Ausbildungskurse
durchgeführt werden. Beim Novemberpogrom 1938 kam es offenbar auf Grund
des Einschreitens des Bürgermeisters zu keinen Übergriffen gegen jüdische
Privathäuser. 1939 lebten noch etwa 40 jüdische Personen am Ort. Am 21. März
1942 wurden 27 von ihnen nach Izbica bei Lublin deportiert. Im September 1942
wurden vier weitere Juden in das Ghetto Theresienstadt verschleppt.
Von den in Mainstockheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Alfred Adler (1922),
Max Adler (1882), Meta Pauline Adler geb. Liebenstein (1885), Ernestine
Bamberger geb. Stern (1883), Ernestine Bauer geb. Stern (1882), Hedwig Blättner
(1889), Inge Bravmann (1924), Sara Cohn geb. Sonn (1870), Jenni Droller geb.
Sonn (1877), Klara Eichenbronner geb. Rothstein (1878), Alfred Feldhahn (1880),
Fritz Feldhahn (1892), Ida Friedmann geb. Kissinger (1888), Lilli (Lily)
Friedmann (1920), Siegbert Friedmann (1880), Henny Klara Gottlieb geb. Silber
(1884), Gustav Höchster (1892), Julius Höchster (geb. ?), Klara Kahn geb.
Stern (1885), Thekla Kraus (1899), Karoline Lärmer geb. Liebenstein (1884),
Lippmann Lärmer (1883), Dina Lehmann geb. Wurzmann (1890), Joseph Lessinger
(1882), Katharina Liebenstein (1888), Selma Liebmann geb. Rothstein (1878), Lina
Loeb geb. Schwab (1856), Josef Lomnitz (1874), Sofie Lomnitz geb. Kahn (1875),
Ilse Luber geb. Zimmermann (1906), Rudolf Luber (1899), Hedwig Metzger geb.
Rothstein (1898), Moses Oppenheimer (geb. ?), Betty Ottensoser geb. Rothstein
(1852), Norbert Rau (1922), Herbert Rindsberg (1926), Kurt Rindsberg (1928),
Rika Rindsberg geb. Rindsberg (1893), Siegfried Rindsberg (1891), Dinchen
Rosenstein geb. Sonder (1873), Antonie Rothstein (1900), Heinrich Rothstein
(1872), Jette Rothstein geb. Stern (1872), Rudolf Rothstein (1869), Siegfried
Rothstein (1908), Sigmund Rothstein (1867), Babette Schornstein (1926), Emilie
Schornstein geb. Silber (1886), Hermann Schornstein (1894), Justin Schornstein
(1923), Max Schornstein (1924), Otto Schneider (1870), Frieda Simon geb.
Oppenheimer (1892), Paula M. Simon (1927), Julius Simon (1887), Siegbert Simon
(1930), Eduard Sonder (1868), Salomon Sonder (1876), Simon Sonder (1867), Cäcilie
Sonder geb. Stern (1900), Raphael Abraham Sonn (1873), Sanni Sonn geb. Droler
(1875), Sofie Steinheimer geb. Stern (1881), Max Stern (1876), Sara Clara Stern
(1885), Else Stiefel geb. Kahn (1910), Judith Stiefel (1937), Maier Strauss
(1875), Babette Wahlhaus geb. Sonder (1900), Erna Anna Elli Wilmersdörfer geb.
Eichenbronner (1902), Bertl Wolf geb. Oppenheimer (1880), Paula Wolfromm geb.
Adler (1881).
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Ausschreibung der Stelle des jüdischen
Lehrers (1842)
Anzeige
im "Intelligenzblatt von Unterfranken und Aschaffenburg des Königreichs
Bayern vom 1. September 1842: "28. August 1842.
Die israelitische deutsche Schulstelle zu Mainstockheim, Landgerichts
Dettelbach, ist in Erledigung gekommen. Dieselbe zählt gegenwärtig 31 Werk-
und 18 Sonntags-Schüler und hat nach der Fassion von 1833 ein reines
Einkommen von 300 fl. 25 1/4 kr., worunter 50 fl. für den
Religions-Unterricht und 15 fl. Wohnungs- Anschlag inbegriffen sind.
Bewerber um diese Stelle haben ihre Bittgesuche innerhalb 4 Wochen bei der
unterzeichneten Behörde einzureichen.
Markt Kleinlangheim, den 24. August 1842. Königlich protestantische
Distrikts-Schulen-Inspektion. A.G. Sittig, Distrikts-Inspektor.." |
Zum Tod des Lehrers Jakob Sonn (1932 in Würzburg, war bis
1883 Lehrer in Mainstockheim)
Anmerkung (nach Strätz, Biographisches Handbuch Würzburger Juden II,569):
Jakob Sonn ist am 10. April 1840 in Schweinshaupten
geboren als Sohn des Bauern Moses Sonn und der Sara geb. Schloss. Er war 1867
unter den ersten Absolventen der Israelitischen
Lehrerbildungsanstalt in Würzburg, die 1864 gegründet worden war. Er war
Lehrer in Mainstockheim (bis 1883) und Theilheim
(bis 1905). Ende 1905 zog er nach der Pensionierung mit seiner Ehefrau nach
Würzburg. Verheiratet war er seit 1868 in Mainstockheim mit Fanny geb.
Heinemann (geb. 8. August 1844 in Fuchsstadt
bei Ochsenfurt als Tochter des Kaufmanns David Heinemann und der Jenny geb.
Schlenker).
Kinder von Jakob und Fanny Sonn: Sara (1870) verh. mit Jakob Cohn (Kohn,
Würzburg), David Sonn (1871, Kultusbeamter/Lehrer in
Würzburg), Abraham Sonn
(1873, Lehrer in Fulda), Jenny verh. Droller (1887), Moses Sonn (Lehrer in
Buttenwiesen).
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 11. Februar 1932: "Würzburg, 8. Februar 1932 Ein imposantes Trauergefolge
bewegte sich jüngst von hieraus nach dem altjüdischen Friedhof des
nahegelegenen Höchberg. Galt es doch die irdischen Überreste des allbeliebten
Lehrers Jakob Sonn zur letzten Ruhe zu bestatten. Der Verblichene erreichte ein
Alter von 92 Jahren, und dürfte somit der Nestor aller bayerischen und wohl
auch deutschen Lehrer gewesen sein. Ein wahrer Zaddik (Gerechter) ist mit ihm
zur Ruhe gegangen. Geboren war derselbe in dem kleinen unterfränkischen Dorfe Schweinshaupten, als Sohn des weitbekannten
Rabbi Mosche Sonn –
das Gedenken
an den Gerechten ist zum Segen -. Letzterer, seines Zeichens ein Ökonom, war
vor mehr als 100 Jahren zu Fuß nach Frankfurt gewandert – Bahnen gab es
damals noch nicht – um die Jeschiwo zu besuchen. Von bedeutenden Rabbinen
Unterfrankens mit dem Morenu-Titel ausgezeichnet, wurde dieser Ökonom später
sogar Vertreter des Rabbinatsbezirkes Burgpreppach. Vier Söhne führte er dem
Lehrberufe beziehungsweise Kultusamte zu, und auch die einzige Tochter heiratete
einen Lehrer. In solchem Milieu wuchs der Verblichene heran, absolvierte 1867
das Israelitische Lehrerseminar des unvergesslichen großen Seligmann Baer
Bamberger – das Gedenken des Gerechten und Heiligen ist zum Segen –
in Würzburg, lernte auch in Zell am Main bei
Reb Elijo Refoel – seligen
Angedenkens – und Reb Jone Rosenbaum – seligen Angedenkens -. Von
Rabbiner Seligmann Baer Bamberger bekam er schon in jungen Jahren den
Chower-Titel verliehen. Er wirkte segensreich bis 1883 in Mainstockheim und dann
bis 1905 in Theilheim. Ein schweres Augenleiden zwang ihn leider, seinen Dienst
aufzugeben, und schon in Theilheim nahm er seinen Sohn Abraham Sonn, zur Zeit
Lehrer in Fulda, als Assistent zu sich. Sein Wirken als Lehrer, Chason und
Schochet ist in den Gemeinden bis heute noch nicht vergessen. Seinem sinnvollen
Vortrag der Gebete lauschte man voll Ergriffenheit und Andacht, zumal ihn eine
klangvolle Stimme dabei unterstützte. Seit 1905 lebte er in Würzburg bei
seinem Schwiegersohn Jakob Kohn, der im Vereine mit seiner Frau, der Tochter des
Hinterbliebenen, in wirklich aufopfernder Weise ihm den Lebensabend so angenehm
als nur möglich gestaltete. So ertrug er das schwere Schicksal des Verlustes
seines Augenlichtes in jüdisch-heroischer Art. Er lebte in der lichten Welt der
Tora und der Mizwaus (Gebote), lernte mit Kindern und Enkeln täglich und stündlich,
ließ sich bis in die letzten Jahre noch täglich zur Synagoge führen, sich
Tehillim vorsagen, und gab gerne aus dem Schatze seines großen Wissens anderen,
die ihn besuchten. Sein freundliches Wesen zog stets einen großen Kreis von
Bekannten in seine Nähe. So ist es nicht zu verwundern, dass die Beerdigung
sich zu einer ungewöhnlichen Trauerkundgebung gestaltete. Im Sterbehause
sprachen zunächst die beiden Söhne, David Sonn, Lehrer, Würzburg, Abraham
Sonn, Lehrer in Fulda, tiefempfundene Worte des Schmerzes. Auf dem Friedhof in Höchberg
nahm zunächst Herr Rabbiner Dr. Hannover, Würzburg das Wort, um im Anschluss
an einen Midrasch das Leben und Wirken dieses frommen Lehrers zu schildern.
Hierauf nahm der dritte Sohn des Heimgegangenen, Hauptlehrer Moses Sonn,
Buttenwiesen, Abschied vom teuren Vater.
Studiendirektor Stoll, Würzburg,
widmete dem Heimgegangenen einen Nachruf als Vertreter des jüdischen
Lehrervereins in Bayern. Rührende Worte der Trauer und des Schmerzes fand auch
der Enkel des Verblichenen, Herr Krankenhausverwalter Moses Sonn, Würzburg. Im
Namen eines engeren und weiteren Verwandtenkreises widmete Hauptlehrer
Mannheimer, Dettelbach, dem Unvergesslichen einen Gruß. Durch alle Reden
zitterte des Schmerz um den Heimgang des seltenen Menschen und Jehudi.
– sein Verdienst möge uns schützen -." |
Zum Tod des Lehrer Moritz Wurzmann (1931) - 41 Jahre Lehrer in
Mainstockheim
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Mai
1931: "Moritz Wurzmann - er ruhe in Frieden. Wiederum
ist einer unserer 'guten Alten' von uns weggegangen. Moritz Wurzmann, der
41 Jahre in Mainstockheim wirkte, segnete im Alter von 70 Jahren,
als Oberlehrer im Ruhestand, in Schlüchtern
das Zeitliche. Dort verbrachte er die letzten Jahre seines Lebens bei
seinen Kindern und dort ging ihm auch vor wenigen Monaten seine treue
Gattin - sie ruhe in Frieden - im Tode voran. 'Die sich geliebt und
hold gewesen bei ihrem Leben, sie sollten auch im Tode nicht getrennt
sein.' Früh verwaist, kam er von seinem Geburtsort Demmelsdorf
in Oberfranken in die Waisenanstalt nach Fürth, absolvierte dann die
Präparandenschule Burgpreppach und das Lehrerseminar zu
Würzburg, beides
mit sehr gutem Erfolge. Nur kurze Zeit wirkte er in Wiesenfeld bei
Würzburg, dann übernahm er die jüdische Volksschule in Mainstockheim.
Mit pädagogischem Blick und Geschickt wirkte er mehr als 40 Jahre an
derselben und griff dabei oft über das amtlich abgesteckte Lehrziel
hinaus. Es war bekannt, dass Wurzmanns Schüler, wenn sie in die
Mittelschule übertraten, dort stets zu den besten zählten. Dabei hatte
seine Methode etwas durchaus Ruhiges an sich, den Tod einer gemütlichen
Unterhaltung. Alle seine Funktionen versah er in alter schlichter Yiroh
(Gottesfurcht) in in vorbildlicher Gewissenhaftigkeit. Auf unseren
Versammlungen (gemeint: des Lehrervereins) war er ein gern gesehener
Freund und Kollege, wenn die Beschwerlichkeiten allzu anstrengender Reisen
es nur immer zuließen. So hat er sich in seinem Leben die schönste Krone
gesichert, die Krone des guten Namens (auch hebräisch: die Krone des
guten Namens), ein dankbares, ehrendes Gedenken bei seiner Gemeinde,
seinen zahlreichen Schülern, seiner Kollegen im jüdischen Lehrerverein
Bayerns. Bei seiner Bestattung einige Tage vor Pessach musste mit
Rücksicht auf den Nissanmonat jedes laute Worte der Klage verstummen. Man
konnte aber die innere Ergriffenheit der stattlichen Trauerschar von den
Gesichtern ablesen. Von weiter Ferne waren Freunde und Bekannte
herbeigeeilt, dem Geliebten den letzten Ehrenzoll zu weihen. Seine
ehemalige Gemeinde Mainstockheim hatte eine würdige Vertretung
entsandt. Wir sichern dem entschlafenen Amtsbruder in unseren Reihen und
unserem Brudervereine Bayern das beste Gedenken. Er ruhe im Frieden! Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens. M.D." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. April 1931: "Schlüchtern,
12. April (1931). Nur 2 1/2 Monate nach dem Heimgang seiner treuen Gattin
und Weggenossin hat auch Moritz Wurzmann, Oberlehrer a.D. in Schlüchtern
des Zeitliche gesegnet. Er hat das biblische Alter im November vorigen
Jahres erreicht. Seine Wiege stand in Demmelsdorf
in Oberfranken. Frühzeitig verlor er, der Jüngste von fünf
Geschwistern, den Vater. Das Waisenhaus in
Fürth
wurde ihm alsdann zur zweiten Heimat. Seine ausgezeichnete Begabung und
seine großen Fähigkeiten wiesen bald auf den Weg seiner ferneren
Ausbildung. Er kam auf die Präparandenschule Burgpreppach und nach deren
Absolvierung in das Lehrerseminar nach
Würzburg. Nach Abschluss seiner
Studien erhielt er seine erste Stelle in Wiesenfeld
bei Karlstadt a.M. Hier war er nur zwei Jahre. Er folgte einem Rufe
der Regierung zur Übernahme der Volksschullehrerstelle in Mainstockheim
bei Würzburg. Was er hier in vollen 41 Jahren auf dem Gebiete der Schule,
in der Gemeinde und deren Wohlfahrtseinrichtungen Hervorragendes und
Segensreiches geleistet hat, war für ihn und seine Gemeinde von solch
erfolgreicher Tragweite, dass ihm des öfteren Lob und Anerkennung seitens
der Regierung zuteil wurde. Er war nicht nur der weithin bekannte und
berühmte Schulmann und Erzieher, dessen Schule den allerbesten Ruf hatte,
sondern auch ein Führer seiner Gemeinde, erfüllt von Toroh (Tora) und
Jiroh (Gottesfurcht), die er in Einlang zu bringen verstand mit Derech
Erez (respektvollem Umgang), wie man es sich nicht schöner und besser
wünschen konnte. Dem entsprach auch sein ganzes Wesen und Auftreten in
seiner dienstlichen wie privaten Betätigung, die durchdrungen war von
einer Ruhe und Gelassenheit und gekrönt von einer Bescheidenheit, die in
Familie und Wirkungskreis geradezu sprichwörtlich geworden war. Einer
solchen Persönlichkeit ergeben zu sein und ihr sein ganzes Herz zu
erschließen, galt in jüdischen und insbesondere auch in nichtjüdischen
Kreisen als selbstverständlich. Verehrung und Hochachtung wurden ihm
allerseits entgegengebracht.
Nach seiner Pensionierung verlegte er seinen Wohnsitz nach Schlüchtern,
um den Ruhestand in der Nähe seiner Angehörigen verbringen zu können.
Nur sechs Jahre waren ihm noch beschieden. Familie, Freunde und
Berufsgenossen werden dem Verstorbenen ein dankbares und ehrendes Gedenken
bewahren. Das Andenken an den Gerechten ist zum Segen." |
Siegbert Friedmann wird Nachfolger von Lehrer Wurzmann
(1925)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Dezember 1925:
"Mainstockheim, 7. Dezember (1925). Der gestrige Schabbat
Paraschat Wajischlach (Schabbat mit der Toralesung Wajischlach
= 1. Mose 32,4 - 36,43, das war am 5. Dezember 1925) brachte ein für
unsere Gemeinde seltenes und schon lange ersehntes Ereignis. Ist es doch
nach einem mehrjährigen Interregnum unserem stets um das Gemeindewohl
bemühten rührigen 1. Vorstand Herr J. Lomnitz und dank der
Opferwilligkeit der Gemeinde gelungen, in der Person des Herrn S.
Friedmann, bisher Volksschullehrer in Schwanfeld,
einen Nachfolger des 40 Jahre hier wirkenden Oberlehrers a.D. Herrn
Wurzmann zu finden. Die Freude der Gemeinde über die Neubesetzung der
Stelle brachte der Vorstand am Schlusse des Freitag-Abend-Gottesdienstes
in der festlich geschmückten Synagoge in zu Herzen gehenden Worten zum
Ausdruck. Verherrlicht wurde die Einführungsfeier durch die Anwesenheit
unseres allverehrten Herrn Distriktsrabbiner Dr. Hanover, der in gewohnter
Meisterschaft die Wichtigkeit und Bedeutung des Lehrerberufs, zumal in
gegenwärtiger Zeit, in der das Judentum zum Kampfe gerüstet sein muss,
der Gemeinde darlegte. Herr Hauptlehrer Friedmann entwickelte dann unter
Zugrundelegung der symbolischen Bedeutung des Chanukka-Leuchters die
Aufgaben und Pflichten des Lehrers und versprach, nach besten Kräften
stets zum Wohle der Schule und Gemeinde zu wirken. Möge er erfolgreich
sein!" |
|
Links:
Lehrer Siegbert Friedmann (links) zusammen mit Isidor Friedmann und Arno
Friedmann (1867-1934, Lehrer, später Schuhhändler in Ingolstadt
und Heimatforscher). |
Zum Tod der Frau von Lehrer Wurzmann, Bertha
Wurzmann geb. Lichtenstädter (gest. 1931 in Schlüchtern)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Januar 1931:
"Schlüchtern, 25. Januar (1931). Kurz vor Eintritt in ihr 74.
Lebensjahr ist Frau Bertha Wurzmann geb. Lichtenstädter, Gattin des in
Schlüchtern im Ruhestand lebenden Oberlehrers M. Wurzmann, früher in Mainstockheim,
aus dem Leben geschieden. Mit ihr ist eine wackere Frau im wahrsten
Sinne des Wortes von uns gegangen. Sie war in Wiesenfeld
bei Karlstadt am Main geboren und konnte sich nahezu 45 Jahre eines
glücklichen und gesegneten Ehelebens erfreuen. Die tief überzeugte
Frömmigkeit, das unerschütterliche Gottesvertrauen, der ausgeprägte
Wohltätigkeitssinn der Heimgegangenen, gepaart mit ungewöhnlicher
Energie und großer Tüchtigkeit für jegliche Betätigung im Hause, in
der Familie und nicht zuletzt für die Allgemeinheit, lassen die edlen
Charaktereigenschaften der Entschlafenen im hellsten Lichte erstrahlen.
Ihr schlichtes, von aufrichtiger Güte erfülltes offenes, gerades Wesen,
das mit hohen Geistesgaben noch besonders ausgezeichnet war, ließ Viele
ihren wohlmeinenden Rat und ihre reiche Erfahrung in Anspruch nehmen. Bis
zur Ruhesetzung ihres Gatten war sie ihm in langen 41 Jahren die treueste
und bescheidenste Gefährtin und Mitarbeiterin in seinem hohen und
verantwortungsvollen Beruf als Volksschullehrer in Mainstockheim.
Auch während ihrer schweren Krankheit, die ihr die jüngste Tochter durch
eine geradezu übermenschliche Hingabe und Pflege in allem zu erleichtern
suchte, nahm sie noch bis zuletzt regen Anteil an den Geschehnissen der
Familie wie auch der Umwelt. An ihrem Leichenbegängnis kam dies erst
recht zum Ausdruck, wie über alles Erwarten groß der Kreis derer von
Fern und Nah war, die der Heimgegangenen Dank und Verehrung bis über das
Grab hinaus zollten. Mit dem leidenden, tief gebeugten Gatten trauern acht
Kinder um die stets zärtliche, liebevolle Gattin und bis an ihr
Lebensende fürsorgende Mutter. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund
des Lebens." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Januar 1931: "Am
11. Januar 1931 wurde meine teure Frau, unsere innigst geliebte Mutter und
Großmutter
Frau Bertha Wurzmann geb. Lichtenstädter im 74.
Lebensjahr von uns genommen.
Schlüchtern,
Saarbrücken,
Ulm, Halberstadt, Mailand, Januar 1931.
Im Namen der Hinterbliebenen M. Wurzmann, Oberlehrer
a.D." |
Aus der Geschichte des Handels- und
Erziehungsinstitutes (bzw. Erziehungs- und Unterrichtsanstalt) von Abraham
Hirsch nach 1866
Die Verlegung des Institutes von Miltenberg nach Mainstockheim
(1866)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. November 1866:
"Aus Unterfranken. Es ist gewiss für jeden gesetzestreuen Israeliten
höchst erfreulich, einer Pflanzstätte des Wissens zu begegnen, in
welcher unserer heiligen Lehre verbunden mit respektvollem Umgang) gewissenhaft Rechnung getragen wird.
Eine solche ist die von Miltenberg nach
Mainstockheim am Main verlegte
Erziehungs- und Unterrichts-Anstalt für Knaben des Instituts-Direktors
Abraham Hirsch. Dieser, ein sehr gelehrter Mann von edlem Charakter, hat
mehrere tüchtige Lehrkräfte für seine Anstalt gewonnen, sodass in
derselben Bibel, Mischna und Gemara, die neueren Sprachen und die
gemeinnützigen Lehrgegenstände mit aller Gründlichkeit unterrichtet
werden. Der Distrikts-Rabbiner Herr Abraham Adler in Aschaffenburg hatte
bereits, wie er sich darüber aussprach, mehrmals Gelegenheit, sich genau
zu überzeigen, welch ein vortrefflicher Geist des religiösen Lebens, der
Ordnung und des Fleißes in dieser Anstalt herrscht.
Es ist mit derselben ein Pensionat verbunden und Alle, welche ihre Kinder
diesem Institute anvertrauen, können sicher sein, dass die Zöglinge die
beste Behandlung und Beaufsichtigung genießen." |
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Berichte über die Arbeit des Institutes
anlässlich von Prüfungen 1869 / 1870 / 1871 |
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. September 1869:
"Aus Unterfranken. Es ist heutzutage nicht selten der Fall, dass man
jüdische Institute antrifft, in welchen der Religionsunterricht mit einer
solchen Nonchalance und so kompendiös erteilt wird, dass die Kinder, wenn
sie die Schule verlassen, kaum das Nötigste wissen. Ein umso
erfreulicheres Bewusstsein gewährt es dem religiös-denkenden Israeliten,
wenn er Gelegenheit findet, Schulen zu besuchen, in welchen die
verschiedenen Zweige der Religionslehre mit Gewissenhaftigkeit und mit
wahrhaft regem Eifer gepflegt werden. Solche Schulanstalten verdienen
alles Lob und jede Anerkennung und können in unserer Zeit nicht laut
genug gepriesen werden. - Ich kann es daher nicht unterlassen, die
erfreulichen Resultate, die die jüngste Religionsprüfung an dem Handelslehrinstitute
des Herrn Direktors Hirsch zu Mainstockheim geliefert hat, in Ihrem
viel gelesenen Blatte zu registrieren und den Beweis zu liefern, wie es
möglich ist, neben gründlichem Elementar- und Realunterrichte auch einen
vollständig genügenden Religionsunterricht zu erteilen.
Es war am 22. August dieses Jahres, als Herr Distriktsrabbiner S. B.
Bamberger zu Würzburg die Prüfung in den Religionsfächern an dem
genannten Institute vornahm. - Kinder, die dieses Institut erst kurze Zeit
besuchen, können bereits den ganzen Pentateuch übersehen und
größtenteils die darin vorkommenden Gebote nach dem Buche Mizwot
Haschem erklären. Im Übersetzen der Propheten und in der biblischen
Geschichte wurde Ausgezeichnetes geleistet. Viele der Schüler konnten die
Dijim (sc. Rechte, Gesetze), die sie im Chaje Adam (sc.
populäre Schrift des Abraham Danzig, 1748-1820) gelernt hatten,
auswendig. Ich konnte mich eines freudigen Staunens nicht enthalten, als
ich auch die Prüfung in Mischnajot und Gemara ein
günstiges Resultat liefern sah. Die Leistungen des Herrn Direktors
Direktors Hirsch auf dem Gebiete der übrigen Wissenschaften sind
hinlänglich bekannt und ich behalte mir den Bericht über die Prüfung in
den Elementar- und Handelsfächern auf später vor, da dieselbe in Folge
einer Anordnung der Schulinspektion auf das Frühjahr verlegt wurde. Ich
halte es für ein verdienstliches Werk, diejenigen Eltern, denen es neben
gediegener Bildung um gründlichen Religionsunterricht zu tun ist, auf das
Handelslehrinstitut des Herrn Hirsch zu Mainstockheim aufmerksam zu machen
und kann hier den Wunsch nicht unterdrücken: möge mehrerwähntes
Institut sich immer wie bisher einer zahlreichen Frequenz erfreuen.
Helios." |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. April 1870.
"Aus Unterfranken, im April. In unserem Berichte vom Herbste des
vergangenen Jahres über das günstige Resultat der durch den Herrn Distriktsrabbinen
Bamberger abgehaltenen jüdischen Prüfung an dem Handels- und
Erziehungs-Institute des Herrn Direktor A. Hirsch in Mainstockheim am Main
haben wir die Überzeugung ausgesprochen, dass gewiss das Resultat des
Examens in den wissenschaftlichen Fächern ein ebenso günstiges sein
werde.
Wir freuen uns daher, den geschätzten Lesern des 'Israelit' berichten zu
können, dass dieser unserer Erwartung durch die Tat entsprochen worden
und glauben wir vielen wahren Israeliten, die oft in Verlegenheit sind,
eine Anstalt zu finden, in der gründlicher jüdischer Unterricht, gepaart
mit einem wissenschaftlichen, der allen Anforderungen der Zeit entspricht,
und vereinigt mit wahrer jüdischer Erziehung zu finden, einen Dienst zu
erweisen, indem wir ihnen folgende Mitteilung über die am Montag, den 4.
April stattgefundene Prüfung berichten.
Der von der königlichen Regierung bestimmte Kommissär hielt ein in alle
Unterrichtsfächer eingehendes und ausschließlich von ihm selbst
geleitetes Examen ab. An Schlusse desselben, nachdem er seine volle
Zufriedenheit über das glänzende Ergebnis der Prüfung trotz eines so
harten Winters, in welchem so oft Zöglinge durch Krankheit längere Zeit
an der Teilnahme am Unterricht verhindert waren, aussprach, führte er
noch hinzu, dass er von der königlichen Regierung beauftragt sei, der
Anstalt für das so sehr günstige Resultat der vorjährigen Prüfung die
öffentliche Anerkennung auszusprechen, und dass er nicht zweifle, dass
diese Belobung auch für das heute abgehaltene Examen erfolgen werde.
" |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. September 1871:
"Mainstockheim, 3. September (1871). Am verflossenen Mittwoch wurde
in der Erziehungs- und Unterrichts-Anstalt des Herrn A. Hirsch dahier die
Prüfung in den Religionslehrgegenständen durch Herrn Rabbiner Simon
Bamberger aus Fischach, im Auftrage des Herrn Distrikt-Rabbiners S.B.
Bamberger zu Würzburg, welcher selbst daran verhindert war, abgehalten.
Das Resultat dieser Prüfung war ein sehr glänzendes und für jeden
aufrichtigen Jehudi hererhebendes. Der Unterricht umfasste: Bibel,
Mischna, Gemara, Raschi zur Tora u.a.m., hebräische Sprachlehre und
wurde in allen diesen Gegenständen eingehend geprüft, wobei die von den
Schülern erworbenen Kenntnisse als sehr bedeutende erkannt und die
höchste erfreuliche Wahrnehmung gemacht werden konnte, dass alle diese
Disziplinen mit größter Lust und Liebe gelehrt und gelernt wurden.
Besonders lobend äußerte sich der Herr Examinator über die erzielten Erfolge
im Unterrichte der späteren Propheten (sc. Prophetenbücher ab
Jesaja), wobei die Zöglinge nebst exakter Übersetzung die herrlichen
Malbim'schen Erklärungen sehr gut wiedergaben. Bei allen Zöglingen, ohne
Ausnahme, trat eine ganz merkwürdige Liebe zur Tora zu Tage, die
deutlich zeigte, von welch' echt jüdischem Geiste diese Anstalt getragen
wird. Außer dem rühmlichst bekannten Herrn Direktor ist an der Anstalt
ein junger Mann, Herr Schwab tätig, welcher aus dem israelitischen
Lehrerseminare zu Würzburg hervorgegangen, und bei gediegener
pädagogischer Bildung von bestem Eifer beseelt ist.
Bei dem großem Mangel an Anstalten, in welchen nebst gründlichem
Unterrichte in den profanen Wissenschaften die Zöglinge auch eine echt
jüdische Erziehung genießen und schöne Kenntnisse in unserer
heiligen Tora erlangen, ist in der Tat jeder aufrichtig Religiöse dem
Herrn Hirsch für dessen edles Wirken vielen Dank schuldig, welchem wir
unsererseits durch diese Zeilen einen schwachen Ausdruck verleihen
wollten." |
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Das Erziehungsinstitut wurde einige Jahre
später nach Burgpreppach verlegt und als Präparandenschule
weitergeführt. |
Anzeigen zum Beginn des Sommersemesters (1868 / 1872)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. April 1868: "In
meiner Handels- und Erziehungsanstalt zu Mainstockheim am Main beginnt das
Sommer-Semester am 21. April dieses Jahres. Vorbereitung für den
einjährigen Freiwilligendienst. Näheres Prospekte. A. Hirsch,
Direktor." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. April 1872: "In
meiner Handels- und Erziehungs-Anstalt beginnt das Sommersemester am 6.
Mai. Näheres Prospekt.
Mainstockheim, im April 1872. A. Hirsch,
Direktor." |
Aus dem jüdischen
Gemeinde- und Vereinsleben
Besuch von Rabbiner Dr. Salomon Stiebel aus Schrimm in seinem Heimatort Mainstockheim (1868)
Zur Person: Rabbiner Dr. Salomon Stiebel (geb. 1840 in Mainstockheim):
studierte nach 1861 in Würzburg, Berlin und Leipzig; 1866 bis 1875 Rabbiner in
Schrimm (Srem), Posen, 1875 bis 1878 Rabbiner in Filehne (Wielen), Posen), 1881
bis um 1893 Rabbiner in Strasburg (Brodnica), Westpreußen, Religionslehrer am
Gymnasium und an der höheren Töchterschule.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. September 1868: "Mainstockheim.
Es sei uns gestattet, dem Leserkreis dieses geschätzten Blattes, dessen
Blüte wir mit größter Befriedigung sich immer reicher entfalten sehen,
die Korrespondenz in der Beilage zu Nr. 19 des 'Israelit' - Schrimm,
Provinz Posen - hiermit zu bestätigen.
Dr. S. Stiebel aus Schrimm besuchte mit seiner jungen Gemahlin seine hier
wohnenden Eltern und Geschwister. Von dem hiesigen Kultus-Vorstande
aufgefordert, erfreute uns Dr. Stiebel am vergangenen Schabbat Paraschat
Schofetim (d.i. Schabbat mit der Toralesung Schofetim = 5. Mose
16,18 - 21,9, das war am 22. August 1868) in der hiesigen Synagoge mit
einer Rede, welche auf die Herzen aller Zuhörer einen überwältigenden
Eindruck hervorbrachte.
Nachdem der verehrte Redner im Eingange mit tief gefühlten Worten das
Glück und die hohe Seligkeit zu schildern versuchte, die ihm der heutige
Tag durch die Verkündigung des göttlichen Wortes an dieser geheiligten
Stätte verschaffte, ging derselbe zur eigentlichen in allen ihren Teilen
wohl durchdachten und von echt jüdischem Geiste durchwehten Rede
über.
Der Text 'Und all deine Kinder sind Lehrlinge des Herrn, und groß ist
der Friede deiner Kinder' (Jesaja 54,13), welcher vom Redner auf sehr
sinnige Weise erklärt wurde, gab ihm Gelegenheit, über Erziehung und
Unterricht in so erhebender Weise zu sprechen, dass alle Zuhörer tief
ergriffen waren, und den begeisternden und hinreißenden Worten in tiefer
Stille und Andacht lauschten. Gewiss werden diese anregenden Worte noch
lange in den Gemütern der Gemeindeglieder nachhallen!
Möge diese Anerkennung des Verdienstes dem hoch verehrten Redner ein
Zeichen unseres Dankes und eine Ermunterung sein, seine Bahn mutig zu
verfolgen und fort und fort zum Heile Israels zu wirken." |
Über Dr. Salomon Stiebel und seine erfolgreiche Wirksamkeit
in Schrimm (1868)
Artikel
in der Zeitschrift "Israelit" vom 6. Mai 1868: "Schrimm
(Provinz Posen). Es ist wohltuend auch aus hiesiger, wenig gekannter
Gemeinde einen erfreulichen Fortschritt auf dem Gebiete des jüdischen
Religionsunterrichtes zu melden. Vor 1 1/2 Jahren verbanden sich mehrere
wohlhabende Mitglieder hiesiger Gemeinde zu einem Vereine, der es sich zur
Aufgabe machte, der Jugend einen guten hebräischen Unterricht, den sie
bis dahin entbehrt, auf eigene Kosten zu verschaffen. - Da der größere
Teil der hiesigen Juden erwähnter Vereinsmitglieder das Gymnasium
besucht, musste auf eine Lehrkraft Bedacht genommen werden, die es vermag,
dieser imponierend bei ihr den religiösen Geist zu wecken und zu
erhalten. Und Gott sei Dank! In der Person des Dr. Stiebel aus Bayern hat
der genannte Verein einen Mann gefunden, der durch eisernen Fleiß,
seltene Ausdauer, herablassende Güte, und durch sein großes Wissen sich
die Liebe seiner Schüler und Schülerinnen in dem Maße erworben hat, wie
sie sonst nur eine öffentliche Lehranstalt aufzuweisen pflegt. - Mit
seltener Hingebung widmen sie sich dem früher fast gar nicht gekannten
Unterricht und lernen namentlich die dieser Schule auch angehörenden
Primaner des Gymnasium den Wert des Ersteren kennen. - Mein Zweck ist nun
heute über eine Feier zu berichten, die auf die Freunde des jüdischen
Unterrichts einen bleiben Eindruck übte...". |
ich meine die Prüfungsfeier. die am 2. Tag von Pessach stattfand. Nachdem
Herr Dr. Stiebel über die Aufgabe der Religionsschule und der
Hindernisse, die eine solche zu bestehen hat, besonders hier, wo sie von
mancher Seite noch angefeindet wird, in ergreifenden Worten gesprochen,
überraschten die Mädchen durch ihr so vielseitiges Wissen in allen Fächern
des jüdischen Unterrichts ganz besonders. Man sah ihnen an, dass sie mit
wahrer Hingebung demselben gefolgt sie; sie kannten nicht nur de
Geschichte, sondern waren im Übersetzen der meisten Gebetstücke, eines
Teiles der 'Sprüche der Väter', in den Glaubenslehren vollständig zu
Hause. - Die Knaben, die noch einen zweiten Lehrer beschäftigen, zeigten
nicht minder für die kurze Zeit des Bestehens der Schule bedeutende
Fortschritte. Der größte Teil des Pentateuch wird von ihnen geläufig
übersetzt, grammatisch analysiert und zum Teil auch Raschikommentar in
ansprechender Weise vorgetragen. Außer der ganzen biblischen Geschichte,
hatten sie auch die Pflichtenlehre gut inne. Nachdem nun alle Klasse die
Befriedigung aller Anwesenden erreichten, wurden von den drei Schülern
der ersten Klasse, [Primaner und Sekundaner], freie Vorträge über
Psalmen, Geschichte und Propheten gehalten, die gleichfalls das Zeugnis
ablegten, mit welcher Lust sich diese Jünger der Wissenschaft dem
jüdischen Religionsunterricht hingeben. -
Es bleibt nur zu wünschen, dass diese Schule, die jetzt von 65 Schülern
besucht wird, eine allgemeine werde, und auch der Wissensdurst der Kinder,
deren Eltern dem Vereine ohne Grund fern stehen, gesättigt werde.
Aber der Verein hat auch in dem erwähnten Dr. Stiebel als Prediger
eine gute Akquisition gemacht. So wie er durch angeführte Eigenschaften
die Herzen der Kinder gewinnt, so übt seine feurige begeisterte Rede
einen überwältigenden Eindruck auf die Zuhörer, und namentlich wenn es
gilt, gegen ein altes vorherrschendes Übel das Wort zu ergreifen, da wird
er so hinreißend, dass seine Worte noch lange nachhallen. -
Wolle Gott der Schule auch ferner seinen Beistand verleihen!" |
Die jüdische Gemeinde möchte ihr Archiv
aufarbeiten (1913)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7.
November 1913: "Dettelbach,
Bayern. Einen interessanten Vortrag hielt unser Lehrer Mannheimer. Er
hatte in mühevoller Arbeit die alten Akten der Gemeinde gesammelt
und eine Art Chronik dazu geschrieben. Acht Foliobände mit 2213 Belegen,
mit Sachregister und Nummern versehen, bilden nun den Grundstock eines
Archivs der Gemeinde. In einem einstündigen Vortrag referierte er
darüber und erntete reichen Beifall für seine interessanten
Ausführungen. -
Auch war die Nachbargemeinde Mainstockheim durch ihren Vorstand und
mehrere Gemeindemitglieder vertreten, da sie ebenfalls ihr altes
Aktenmaterial sichten und binden lassen will. Das sollte und könnte
in noch vielen Gemeinden geschehen! Heimatliebe und jüdische Pietät
sollten dahin führen. In dieser Beziehung hat sich Lehrer Mannheimer um
die hiesige Kultusgemeinde ein bleibendes Verdienst erworben. S." |
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
Probleme der Ehescheidung von David Reichard Mendel und
Fanny geb. Feldheim (1859)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 23. Mai 1859: "Aus Bayern, Mai (1859). Die in
Nummer 20 dieser Zeitung auf Grund mündlicher Mitteilung gegebene Notiz,
Erlass des Rabbiners Bamberger betreffen, bedarf insofern einer
Berichtigung, als nicht eine Trauung, sondern die von Herrn Rabbiner Dr.
Werner unter Assistenz der Herren Rabbinen Dr. Löwi in Fürth
und Lebrecht in Niederwerrn
vorgenommene Ehescheidung für nicht gültig erklärt wird. Wir glauben im
Interesse der verehrlichen Leser zu handeln, wenn wir das merkwürdige
Elaborat hier wörtlich folgen lassen. Es lautet: 'Es hat sich die Kunde
verbreitet, David Reichard Mendel, Weinhändler von Mainstockheim
(diesseitigen Rabbinats), welcher sich nach Amerika entfernte, habe für
seine Ehefrau Fanny Mendel geb. Feldheim von Dettelbach,
von Amerika aus einen Scheidebrief geschickt, und sei dieser auch bereits
derselben unter Leitung des Dr. Werner, Rabbiners zu Adelsdorf,
behändigt worden. Damit sich nun die Meinung nicht geltend mache, als
wäre dieser Scheidebrief meiner religiösen Überzeugung entsprechend,
und folglich auch für mich als maßgebend zu erachten: erkläre ich hiermit,
dass dies der Fall durchaus nicht sei, ich vielmehr in vorliegender
Ehescheidungssache eine Erklärung dahin abgegeben habe, dass ich bereit
sei, die Leitung fraglichen Ehescheidungsaktes unter den Bedingungen
vorzunehmen, dass entweder David Reinhard Mendel persönlich dahier
erscheine, um seiner Ehefrau den Scheidebrief zu behändigen, oder vor dem
Herrn Oberrabbiner Dr. Adler zu London und dessen Rabbinatskollegium und
unter dessen Leitung einen Abgeordneten zur Überreichung des Scheidebriefs
beordre; dass in Amerika mir aber kein Rabbinatskollegium sowohl in
orthodox-religiöser Beziehung, als bezüglich der rituellen Kenntnisse in
der Art bekannt sei, dass ich, ohne Verletzung meines Gewissens, dasselbe
mit obiger Scheidungsangelegenheit betrauen könnte. - Eingangsgenannter
wird Vorstehendes den dortigen Kultusmitgliedern geeignet bekannt gegeben.
Würzburg, im Dezember 17858. Der Distriktsrabbiner Seligmann Bär
Bamberger.' - Es hat dieses Plakat unterdessen die gebührende
Würdigung von Seite der beteiligten Herren Rabbinen gefunden. - Es ist
mir übrigens ein Fall bekannt, wo derselbe würdige Herr schon vor
mehreren Jahren auf weit mehr verletzende Art in einer Ehescheidungssache
intriguierte, die seinen Rabbinatsdistrikt gar nicht berührte, und bei
welcher die amerikanischen Rabbinatskollegien auch nicht ins Spiel kamen,
da beide Eheleute anwesend waren. Der schönen jüdischen Sitte folgend,
nicht mit Bösem zu schließen, wollen wir mitteilen, dass die Königliche
Regierung der Oberpfalz die jüngst beregte Anordnung des Magistrats
Amberg in erfreulicher Weise wieder aufgehoben hat.
R." |
Zum Tod von Jakob Stiebel, Vater von Rabbiner Dr. Salomon
Stiebel (1879)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Februar 1879:
"Mainstockheim. Durch den unerforschlichen unabänderlichen
Ratschluss der obwaltenden Vorsehung hat unsere Gemeinde einen
bedauernswerten Verlust erlitten. Unser allbeliebtes Gemeindemitglied,
Herr Jakob Stiebel seligen Angedenkens, hat das Zeitliche gesegnet, er ist
heimgegangen zu seinen Vätern, um von dem Allvater im Himmel den Lohn
für sein gottgefälliges Leben zu empfangen. Der Verewigte lebte zwar in
bescheidenen Verhältnissen, dies hinderte ihn jedoch nicht, seine Kinder
zu Gottesfurcht und Tugend zu erziehen. Sein einziges Streben war stets,
seinen Kindern regen Sinn für die Tora einzuflößen und er hat
auch ein günstiges Resultat hierin erzielt. Herr Dr. S. Stiebel, Rabbiner
zu Strasburg in Westpreußen, dessen Name in orthodoxen Kreisen von gutem
Klang ist, ist sein ältester Sohn. Der zweite der Vorstand unserer
Gemeinde, erfreut sich ebenfalls ob seines echt jüdischen Charakters und
seiner allbekannten Wohltätigkeit des besten Rufes in hiesiger Gegend.
Der Verewigte befleißigte sich stets der strengsten Rechtlichkeit in
Handel und Wandel, er versäumte nie, wenn nicht durch besondere Umstände
gehindert, das Gebet in der Synagoge, er war überhaupt in echtem Sinne
ein Jehudi von altem Schlage, dessen Reihen heute leider so sehr gelichtet
sind. Herr Rabbiner Adler aus Kitzingen sprach auch am Sarge des
Verewigten in diesem Sinne, indem er besonders die Tatsache hervorhob,
dass der Verblichene, zwar nicht selbst ein Sohn der Tora (sc. er
hat nicht Tora studiert), doch sehr große Liebe zur Tora zeigte,
wovon die Erziehung seiner Kinder zur Tora am besten zeugt. Möge
der Verblichene in den lichten Sphären die ewige Ruhe finden nach einem
dornenvollen, von manchen Schicksalsschlägen heimgesuchten irdischen
Dasein. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod des langjährigen Kultusvorstandes
in Mainstockheim, später in Kitzingen Hirsch Stern (1892)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. November 1892:
"Kitzingen. Eine angesehene Familie und mit ihr die hiesige Gemeinde
und das orthodoxe Judentum hat einen tief schmerzlichen Verlust erlitten.
Am 1. November schied nämlich im Alter von 70 Jahren und 10 Monaten Herr
Kaufmann Hirsch Stern, früher langjähriger Kultusvorstand in dem nahen
Mainstockheim und später hier, aus dem Leben. Die äußerst zahlreiche
Beteiligung aus allen Schichten der hiesigen Bevölkerung bei dem
Leichenbegängnisse bewies, dass der Verlebte, der seit Jahren auch das
Amt eines Gemeindebevollmächtigten in hiesiger Stadt bekleidete, in hohem
Ansehen stand. In der Leichenrede betonte Herr Distrikts-Rabbiner Adler,
dass der Verstorbene bei liebevollstem Wesen gegen jeden Menschen, ohne
Unterschied des Bekenntnisses, treu am Judentums hing und die Vorschriften
desselben aufs Strengste befolgte, und hob von den vielen Tugenden, die
ihn zierten, die Redlichkeit, Wohltätigkeit und Bescheidenheit
hervor.
Der gute Name, der gute Ruf, den der teuere Verblichene in ganz
seltener Weise hinterlassen hat, wird Manchen zur Nacheiferung anspornen,
sodass er noch nach seinem Tode Gutes stiften und sein Andenken zum Segen
gereichen wird. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Benjamin S. Sonder (1903)
Anmerkung: Benjamin S. Sonder wird genannt bei R. Strätz,
Biographisches Handbuch Würzburger Juden S. 567 als Mehlhändler in Mainsondheim (statt:
Mainstockheim), verheiratet mit Babette geb. Simon.
Sein Sohn Nathan Sonder (geb. 1863 in Mainstockheim, gest. 1934 in
Würzburg) war später als Weinhändler in Mainstockheim tätig, ab 1910 als
Versicherungs-, Warenagent in Würzburg. Nathans Frau Betti Sonder geb. Stern
(geb. 1865 in Mainstockheim als Tochter des Viehhändlers Maier Stern und der
Regina geb. Hanauer) verzog 1935 zur Tochter Else verh. Pohly nach
Saarbrücken.
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 4. Juni 1903: "Mainstockheim (Unterfranken). In einer
kleinen Gemeinde ist der Verlust eines jeden Mitgliedes sehr schmerzlich.
Umso empfindlicher ist aber der bei uns dieser Tage betroffene
Schicksalsschlag; denn seit kaum einem Jahre ist es das dritte
Gemeindemitglied, das Gott abberief, und außerdem war es auch eine der
Zierden unserer Gemeinde, die uns der unerforschliche Ratschluss des
Allmächtigen entriss.
Am 22. Ijjar verschied hier nämlich im Alter von 68 Jahren Herr
B. S. Sonder, dessen Vorzüge es wohl verdienen, auch in Ihrem
geschätzten Blatte gewürdigt zu werden. Da in unserer materiellen
Zeitströmung die Glaubensstarken leider immer seltener werden, so hat mit
seinem Hingange nicht nur die hiesige Gemeinde, sondern das ganze
orthodoxe Judentum einen herben Verlust erlitten. Pflegte der Entschlafene
doch nach Kräften die Säulen des Judentums: Tora, Gottesdienst und
Wohltätigkeit. Obwohl er nur die hiesige israelitische Volksschule
besucht hatte, eignete er sich viele profane Kenntnisse und jüdisches
Wissen in solch hohem Maße an, dass ihm von Rabbi Seligmann Br Bamberger
seligen Andenkens der Ehrentitel Chower (Ehrenrabbiner) verliehen
wurde. Die Aneignung eines solch hohen Schatzes von Tora ermöglichte ihm
seine vorzügliche Begabung im Vereine mit aufrichtiger Liebe zur Tora.
Was Awoda, den Gottesdienst, anlangt, werden wir alltäglich an
seinen allzu frühen Verlust erinnert, denn er gehörte zu den
regelmäßigen und eifrigsten Besuchern der Synagoge. Wie sehr
vermissen wir seine Person und können uns nicht sobald daran gewöhnen,
seinen Platz leer zu sehen. Wohltätigkeit und Gerechtigkeit übte
er nicht nur als Gabbai für die Chewra Kadischa und für
das Heilige Land, sondern auch aus eigenem Vermögen mit vollen
Händen aus. Auch unerschütterliches Gottvertrauen zierte den
Entschlafenen. Prüfungen blieben auch ihm nicht erspart; denn er musste
gelebte Kinder im Knaben- und im Jünglingsalter ins Grab sinken sehen.
Doch das Gottvertrauen erhielt ihn aufrecht. Ferner verdient seine
Friedensliebe Erwähnung; nicht nur seinen Verwandten, sondern allen
Nebenmenschen gegenüber bewies er dieselbe, sodass er, ohne einen Feind
zu hinterlassen, von dannen scheiden konnte. Gewiss findet er für alle
erworbenen Verdienste in jener besseren Welt den Lohn, der ihm gebührt.
Und
er lasse verschwinden den Tod auf ewig ...". |
|
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 8. Juni 1903: "Mainstockheim. Zu Ihrem Berichte über
das Hinscheiden des Herrn Benjamin Sonder sei zu dessen Ehre noch
Folgendes bemerkt: Es wurde von der Familie Sonder der zuständige Herr Distrikts-Rabbiner
Bamberger aus Würzburg berufen, um eine Grabrede zu halten, welchem
Wunsche auch dahier, bevor die Leiche nach dem Friedhof
Rödelsee abging, entsprochen wurde. Der Herr Rabbiner leitete seine
Rede mit der Bibelstelle ein... |
Zum Tod des langjährigen Kultusvorstehers und
ehemaligen Lehrers am Lehrinstitut Mainstockheim Gerson Kahn (1910)
Anmerkung: Gerson Kahn wird genannt bei Strätz, Biographisches
Handbuch Würzburger Juden S. 289 als Weinhändler in Mainstockheim, verheiratet
mit Babette geb. Adler. Sein Sohn Raphael Kahn (geb. 1878 in Mainstockheim,
gest. 1937 ? in Würzburg) war als Kaufmann in Mainstockheim und Kitzingen
tätig. Seit 1934 lebte Raphael Kahn mit seiner Frau Hedwig geb. Stern (geb.
1882, gest. 1937 in Würzburg) im jüdischen Altersheim in
Würzburg.
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28. Oktober
1910: "Mainstockheim (Unterfranken). Hier verschied der langjährige
Kultusvorstand der israelitischen Gemeinde, Gerson Kahn. Er ragte an
Bildung und Wissen weit über den sogenannten 'Durchschnitt' hinaus. Hatte
er doch Gymnasium und Universität besucht, um Rabbiner zu werden! In
seiner Jugend wirkte er als Lehrer im Rheinland und dann am hiesigen
Lehrinstitut, das später nach Burgpreppach übersiedelte und die jetzige
Präparandenschule bildet. Erst dann widmete er sich dem Geschäfte, dem
Weinhandel. Das Vertrauen seiner Mitbürger rief ihn in die politische
Gemeindeverwaltung. Mehr als 20 Jahre war er Kultusvorstand dahier.
Bei der Beerdigung sprachen Rabbiner Bamberger - Würzburg, Rabbiner Adler
- Kitzingen, der Schwager des Heimgegangenen, Dr. chem. Schulhöfer -
Würzburg als Mitlogenbruder und Stern - Mainstockheim für die jüdische
Gemeinde daselbst. M." |
Zum Tod der Rabbinerwitwe (Burgpreppach) Frau Hirsch (1915)
Anmerkung: Eine besondere Beziehung von Frau Hirsch zu
Mainstockheim war dadurch gegeben, dass ihr Mann, Rabbiner Dr. Abraham Hirsch
nach 1866 ein Handels- und Erziehungsinstitut in Mainstockheim leitete (siehe
oben), das dann als Präparandenanstalt nach Burgpreppach verlegt wurde.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. April 1915: "Mainstockheim,
16. April (1915). Am 7. Tag des Pessachfestes (= 5. April 1915)
starb hier nach kurzem Leiden unerwartet im Alter von 73 Jahren eine
unserer besten und edelsten Frauen, die Rabbinerwitwe Frau Hirsch - sie
ruhe in Frieden. Ein vorbildliches Leben hat mit dem Heimgange dieser
edlen, für Tora, Gottesdienst und Wohltätigkeit begeisterten
Frauengestalt einen würdigen Abschluss gefunden. Als Tochter des Rabbiner
J.G. Adler - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - in
Burgpreppach hatte sie in einem Hause, in dem alte echtjüdische
Frömmigkeit ihren Sitz hatte und an der Seite ihres früh heimgegangenen
Gatten, Rabbiner Abraham Hirsch - seligen Andenkens - des
Begründers der Israelitischen Präparandenschule, Burgpreppach, das Leben
einer wackeren Frau in des Wortes schönster Bedeutung geführt,
welche Tugenden sie auch in ihrem Witwendasein treulich hütete. Da ihr
der Kindersegen versagt war, so fand sie ihr schönstes Glück darin, wenn
sie an den Feiertagen in ihrer stillen Häuslichkeit in Mainstockheim,
wohin sie nach dem Tode ihres Mannes übersiedelte, ihre auswärtigen
jugendlichen Anverwandten, denen sie mit mütterlicher Liebe und Fürsorge
zugetan war, als Gäste bewirten konnte.
Auf Wunsch der Verstorbenen fand die Beisetzung in Burgpreppach,
der Ruhestätte ihres seligen Mannes, statt, wohin eine große Trauerschar
aus allen Kreisen der Bevölkerung gefolgt war. Herr Distriktsrabbiner Dr.
Cohn schilderte in kurzen, aber beredten und ergreifenden Worten die
reichen Tugenden der Dahingeschiedenen. Insbesondere hob er im Auftrage
des Kuratoriums der 'Talmud-Tora-Schule' deren reges Interesse für die
Förderung der Schule hervor, das sie insbesondere durch eifrige
Sammlungen zu Gunsten der Schulklasse zum Ausdruck brachte.
Ihre Seele
sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod des Nathan Nußbaum (1921)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Mai 1921:
"Mainstockheim, 27. April (1921). Unsere Gemeinde hat einen
schweren Verlust durch den schon am 6. Adar II (= 16. März 1921)
erfolgten Heimgang des Nathan Nußbaum erlitten. Allüberall, wo es galt,
einem beizustehen oder positiv für das Judentum einzutreten, war der
Verblichene, der ein Alter von nur 58 Jahren erreicht hat, in erster Linie
auf dem Plan. Herr Rabbiner Dr. Hanover aus Würzburg schilderte den
Dahingeschiedenen in markanten Worten und gab dem Schmerze der betroffenen
Familie beredten Ausdruck. Möge Gott der schwer geprüften Gattin in
ihren Kindern wahren Trost erblühen lassen. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Fanny Stern (1921)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juni 1921: "Mainstockheim,
23. Mai (1921). Unsere Kultusgemeinde hat heute wiederum einen schweren
Verlust zu beklagen. Am Donnerstag, den 19. Mai wurde Frau Fanny Stern,
unter großer Beteiligung Angehöriger aller Konfessionen zur letzten Ruhe
geleitet. Der Verlust dieser edlen Frau ist umso schmerzlicher, als gerade
in kleineren Gemeinden solche wahrhaft und echtjüdische Frauengestalten
immer seltener werden. Aus streng frommem Haus stammend, hatte sie die
Traditionen, die sie ererbt, auch im eigenen Hause weiter gepflegt und auf
ihre Kinder übertagen, die sie als fromme und brave Juden zu erziehen
verstand. Liebenswürdig, gefällig und stets hilfsbereit gegen Jedermann
ohne Unterschied des Standes und der Religionsangehörigkeit hatte sie nur
Freunde sich erworben. Diese stete Hilfsbereitschaft übertrug sie auch
auf ihre Söhne, die sich besonders während des langjährigen Krieges auf
das Beste bewährte. Möge das allgemeine Mitgefühl über den Verlust ein
Trost für die traurig Hinterbliebenen sein. Ihre Seele sei eingebunden
in den Bund des Lebens." |
Zum Tod der Frau Stern geb. Schloss (1922)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. September 1922:
"Kitzingen. 28. August (1922). Einen schweren Verlust erlitt unsere
Nachbargemeinde Mainstockheim durch den Heimgang der Frau Josef
Stern geb. Schloss. Die allzu früh Dahingeschiedene war eine jüdische
Frau im wahrsten Sinne des Wortes. Ihre Freundlichkeit, Liebenswürdigkeit
und Menschenliebe waren mustergültig. Keine Gelegenheit bei Tag oder
Nacht versäumt sie, ihren leidenden Mitmenschen Trost und Hilfe zu
spenden. An ihrer Bahre schilderte Herr Rabbiner Dr. Feinberg, Würzburg
in Vertretung des beurlaubten Herrn Dr. Hannover in einem warm empfundenen
Nachruf die Verdienste der Verstorbenen und Herr Pfarrer Luttenberger hob
ganz besonders hervor, dass sie Wohltätigkeit gegen jeden ohne
Unterschied des Standes und Konfession übte und bezeichnete ihren
religiösen Sinn sowie regelmäßigen Besuch der Synagoge als
nachahmungswert für alle. Möge die allgemeine Teilnahme aller, die sie
kannten, ein Trost für die Hinterbliebenen sein.
Ihre Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Raphael Kahn - Mainstockheim - Kitzingen (1937)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Februar 1937: "Mainstockheim
(Unterfranken), 20. Februar. Im Altersheim zu Würzburg starb am Sonntag,
den 14. Februar, der hierorts geborene Raphael Kahn im Alter von 60
Jahren. Ein Sohn des einstigen, hiesigen Kultusvorstandes Gerson Kahn -
seligen Andenkens - setzte er die frommen Traditionen des Elternhauses im
ganzen Leben in die Tat um. Auf seinen weiten Reisen als Weinhändler war
er als frommer Jehudi in allen Großstädten, die er berührte, hoch
geschätzt. Ständig Worte der Tora auf den Lippen, mahnend und anregend,
lehrte er noch mehr durch sein Beispiel und Opfer. In Kitzingen,
wo er sich niedergelassen hatte, gehörte er zu den ersten und eifrigsten
Förderern des Toralernens unter der Jugend durch Gründung des Chinuch
Neorim dortselbst. Bei der im altehrwürdigen Friedhof zu Rödelsee
stattgehabten Beerdigung schilderte Lehrer Bamberger, Kitzingen, in
sinniger Anlehnung an die laufende Sidrot (Wochenabschnitt der Tora) die
guten Taten des Heimgegangenen und Herr Lehrer Lomnitz, Mainz, dankte im
Namen der Familie. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige der Weinhandlung von Rafael Kahn (1924)
Anmerkung: siehe Bericht zum Tod von Rafael (Raphael) Kahn von 1937
oben.
Haupterwerbszweig
mehrerer jüdischer Familien war der Handel mit Wein, links eine Anzeige
der Weinhandlung von Rafael Kahn in Mainstockheim (aus der Zeitschrift
"Der Israelit" vom 20. März 1924). Die hebräischen Begriffe
bedeuten rechts und links: "Koscher al Pessach", d.h.
auch zum Genuss am Passah-Fest mit seinen strengeren Kaschrut-Vorschriften
geeignete Waren. |
Anzeige der Fellenwarenfabrik H. Höchster (1897)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Oktober 1897:
"Solider, fleißiger Reisender findet per sofort Stellung in
meinem Hause. (Samstags geschlossen). Offerten bei freier Station erbittet
sofort
K. Höchster, Fellenwarenfabrik, Mainstockheim am
Main." |
Dokument zu Wolf Rothstein in Mainstockheim
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller,
Kirchheim/Ries)
Umschlag eines zwischen
1862
und 1867 versandten Briefes |
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Der Brief wurde von Hassfurt
an Wolf Rothstein in Mainstockheim zwischen 1862 und 1867 verschickt. Der
Adressat Wolf Rothstein ist um 1806 geboren. Er starb am 25. Oktober 1895 in
Mainstockheim. Er war seit 15. August 1835 mit Doelz geb. Stern (geb. 31.
Juli 1815) verheiratet. |
Anzeige des Metzgermeisters Simon Sonder (1902)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 4. Dezember 1902: "Zum sofortigen Eintritt suche ich
für meine am Samstag und Feiertagen streng geschlossene Metzgerei und
Wurstlerei einen kräftigen
Lehrling
oder angehenden Gesellen.
Simon Sonder, Metzer, Mainstockheim am Main." |
Hochzeitsanzeige von Kurt Reichenbach und Meta geb. Wurzmann (1921)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Mai 1921: "Gott
sei gepriesen. Kurt Reichenbach - Meta Reichenbach geb. Wurzmann.
Vermählte. Halberstadt - Mainstockheim (Unterfranken).
Trauung: Hotel
Goldschmidt, Würzburg. Montag, 9. Mai, Rosch Chodesch Ijjar." |
Verlobungsanzeige von Rosel Abraham und Louis Wurzmann
(1922)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. August 1922:
"Statt Karten!
Rosel Abraham - Louis Wurzmann. Verlobte. Köln am
Rhein, Ehrenstraße 80/82 - Mainstockheim / Mailand.
Am Heiligen Schabbat Ekew (Schabbat mit der Toralesung Ekew = 5.
Mose 7,12 - 11,25, d.i. Schabbat, 12. August
1922". |
Verlobungsanzeige von Recha Nußbaum und Josef Levi (1922)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. September 1922:
"Recha Nußbaum - Josef Levi. Verlobte.
Mainstockheim - Fulda. September 1922." |
Verlobungsanzeige von Meta Sonder und Theo Stern (1924)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Mai 1924: "Statt
Karten!
Meta Sonder - Theo Stern - Zita Stern - Leo
Sonder
grüßen als Verlobte.
Mainstockheim - Chemnitz - Mai 1924." |
Hinweis: für die in der NS-Zeit
ermordete Zita Sonder geb. Stern wurde in Chemnitz in der Zschopauer
Straße 74 im Juli 2007 ein "Stolperstein" verlegt. Ihr Mann Leo
Sonder (gest. 1949 an den Folgen der Haftzeit) und der Sohn Justin Sonder
(geb. 1925 in Chemnitz) waren Überlebende der Lager; über Justin
Sonder vgl. Wikipedia-Artikel
"Justin Sonder" und zahlreiche Presseartikel und Fotos, die
über die Suchmaschinen leicht gefunden werden können; eingestellt ist
als pdf-Datei ein Artikel
aus der Main-Post von Torsten Schleicher vom 18. Mai 2011 mit einem
Interview mit Justin Sonder "In Auschwitz hat mich Gott
verlassen".
Das Foto von Justin Sonder aus der Website des Julius-Echter-Gymnasiums
Elsenfeld: Seite
zu Justin Sonder. |
Weiterer Artikel in der
"Main-Post" am 30.5.2011: "Echo aus Chicago auf
Main-Post-Artikel. Reaktion auf Bericht zu Justin Sonder. Ehemaliger
Mainstockheimer meldet sich": eingestellt
als pdf-Datei (Bericht über Walter Reed, aus der Familie Sonder in
Mainstockheim). |
Verlobungsanzeige von Berta Nussbaum und J. E.
Neumann (1925)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. April 1925:
"Berta
Nussbaum - J.E. Neumann. Verlobte.
Mainstockheim - Heilbronn a.N. Pessach
5685." |
Trauungsanzeige von J.E. Neumann und Berta geb. Nussbaum (1925)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Mai 1925: "Statt
Karten - Gott sei gepriesen -.
Zu unserer am Montag, den 1. Juni 1925,
mittags 1/2 12 Uhr im Hotel Goldschmidt, Würzburg, stattfindenden Trauung
laden wir alle Freunde und Bekannte herzlichst ein:
J.E. Neumann -
Berta Neumann geb. Nussbaum. Heilbronn a.N., Allee 52 -
Mainstockheim." |
Heiratsanzeige von Walter Nussbaum und Helene geb.
Adler (1931)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Dezember 1931:
Gott sei gepriesen. Walter Nussbaum - Helene Nussbaum geb.
Adler. Vermählte.
Brüssel, Rue Belliard 145 / Mainstockheim - Bad
Orb, Hotel Adler.
Trauung: Sonntag, den 6. Dezember, 2. Tag von Chanukka, 2 Uhr. Hotel
Ulmann, Frankfurt am Main." |
Heiratsanzeige von Julius Wallach und Bella geb.
Friedmann (1934)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 15. November 1934:
"Julius Wallach - Bella Wallach
geb. Friedmann. Vermählte.
Trauung: Sonntag, 18.11.1934 in Fulda, Rhabanusstraße 32.
Fulda - Mainstockheim." |
Verlobungs- und Hochzeitsanzeigen von Melanie Nussbaum und Erich Knurr
(1934)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. September 1934: "Gott
sei gepriesen.
Melanie Nussbaum - Erich Knurr. Verlobte.
Heilbronn a. N. /Achtungsstraße 19 - Mainstockheim
- Aurich /Ostfriesland.
Empfang: In Heilbronn: Simchat Tora 5695 und Schmini Azeret /
1. und 2. Oktober 1934.
In Aurich: am Heiligen Schabbat mit der Toralesung Bereschit / 6.
Oktober 1934". |
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Anzeige in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. März 1935:
"Erich Knurr - Melanie Nussbaum zeigen ihre Vermählung
an.
Aurich -
Ostfriesland - Heilbronn a.N. / Mainstockheim.
Trauung: Dienstag, 5. März, in Hannover, Restaurant de Vries,
Herschelstraße 35." |
Anzeige der Metzgerei und Wurstlerei Simon Sonder (1902)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 4. Dezember 1902:
"Zum sofortigen Entritt suche ich für
meine am Samstag und Feiertagen streng geschlossene Metzgerei und
Wurstlerei einen kräftigen
Lehrling
oder angehenden Gesellen.
Simon
Sonder, Metzger, Mainstockheim. |
Sonstiges
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert: Grabstein in New York für Mina
Dingfelder geb. Ullmann aus Mainstockheim (1843-1916)
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn.
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"Ruhestätte unserer geliebten Mutter
Mina Dingfelder Geborne Ullmann
Geb. in Mainstockheim, Bayern
14. August 1843 Gest. 11. Mai 1916.
Mit Weisheit öffnete sie ihren Mund
und immer war die Lehre der Liebe auf ihrer Zunge". |
Postkarte
an Benno Stern,
Weinhandlung in Mainstockheim (1922)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller,
Kirchheim / Ries) |
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Die Postkarte an Herrn Benno Stern,
Weinhandlung in Mainstockheim, wurde versandt von Gastwirt Johann Synderhauf aus Döbra am 30. Oktober 1922.
Die Geschichte der Familie Stern ist eng und über lange Zeit verbunden mit Mainstockheim.
Bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts (1704) lassen sich die Spuren der Vorfahren zurück verfolgen.
Benno (Benjamin) Stern ist einer der zahlreichen Nachkommen dieser Familie.
Benno (Benjamin) Stern (geb. 4. September 1880 als Sohn von Moses Stern
und Fanny Stern geb. Kraemer) war verheiratet mit Rosi
Stern geb. Wolf (geboren am 26. Oktober 1891). Benno Stern war Inhaber oder Teilhaber einer Weinhandlung in Mainstockheim.
Rosi Stern starb am 18. Dezember 1948. Ihre Todesanzeige in der
amerikanisch-jüdischen Zeitung "Aufbau" vom 24.12.1948 (siehe unten) legt nahe, dass Benno (Benjamin) Stern und Rosi Stern noch in die USA emigrieren konnten.
Benno (Benjamin) verstarb ebenfalls in New York.
Quellen: http://freepages.genealogy.rootsweb.ancestry.com/~alcalz/aufbau/1948/1948pdf/j14a52s18280032.pdf
http://www.rijo.homepage.t-online.de/pdf/en_de_ju_sky10401.pdf
http://www.geni.com/people/Benjamin-Stern/6000000005616378927?through=6000000005617319056
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Todesanzeige
für Rosi Stern geb. Wolf
(früher Mainstockheim; 1948)
(erschien im "Aufbau" vom
24.12.1948) |
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Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst bestand eine Synagoge nicht bekannten Baujahres.
Eine neue Synagoge wurde in Mainstockheim 1836 erbaut. Dabei wurde das
Inventar aus der alten in die neue Synagoge übernommen. Die Fenster der neuen
Synagoge zeigen einen charakteristischem Rundbogenstil aus der Zeit der
1830er-Jahren. Im Gebäude der Synagoge befand sich auch das Gemeindehaus der
jüdischen Gemeinde, das rituelle Bad und die Israelitische Elementarschule.
1936 konnte in der Gemeinde noch das 100jährige Bestehen der Synagoge
gefeiert werden.
Bericht über die Feier des 100jährigen Bestehens der Synagoge im Dezember
1936
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Dezember 1936:
"Mainstockheim, 15. Dezember (1936). Die hiesige Gemeinde
feierte jüngst das Fest des 100jährigen Bestehens ihrer Synagoge, wozu
sich zahlreiche Gäste eingefunden hatten. Hauptlehrer Friedmann sang das Ma
tauwu, worauf das Minchagebet folgte. Der Kultusvorstand begrüßte dann in herzlicher Art die Erschienenen und sprach das sche'hechejanu-Gebet
(sc. Dankgebet/Dankbracha für den Feiertag: 'der uns erleben ließ und
uns erhalten hat und uns erreichen ließ diese Zeit'). Nach Gesang des
Psalms 100 durch Hauptlehrer Friedmann bestieg Rabbiner Dr.
Hanover,
Würzburg die Kanzel, um in meisterhafter Form Sinn und Zweck einer
solchen Feier gerade heutzutage darzulegen. Die Rede machte einen tiefen
Eindruck. Hauptlehrer Friedmann sprach unter Anlehnung an Psalm 122 den
Wunsch aus, die Synagoge möge auch fernerhin für die Gemeinde der Ort
und Hort des Friedens, der Eintracht und der Stärke sein. Für die
Kultusgemeinde Kitzingen brachte
deren Vorstand, Oskar Hahn, freundnachbarliche Grüße und Glückwünsche,
desgleichen Hauptlehrer A. Mannheimer für die Gemeinde Dettelbach.
Letzterer gab auch einige Striche historischer Art für die Zeit, da die
Synagoge gebaut wurde. Es waren bewegte Tage für Bayerns Juden. Mit dem
heiligen Inventar und der Inneneinrichtung, die man von der alten Synagoge
übernahm, sei auch der alte Geist mit eingezogen vor 100 Jahren. Lehrer
Bamberger, Kitzingen, betonte die schönen familiären Beziehungen
zwischen Mainstockheim und Kitzingen und erinnerte an das ideale Wirken
der früheren Lehrer und Vorstände, die den konservativen Gemeindegeist
pflegten und kräftigen. Interessante waren die Ausführungen von
Hauptlehrer Kissinger*, Würzburg, der vor 66 Jahren die Schule in
Mainstockheim besuchte. Er ließ das Bild alter Tage erstehen,
insbesondere durch die Zeichnung mehrerer alter Vorsteher der Gemeinde.
Lehrer Lomnitz**, Mainz, selbst ein Mainstockheimer Kind, entzückte alle
durch seinen prachtvollen Gesang einiger Bibelverse. Mit dem Psalm 128,
durch Hauptlehrer Friedmann vorgetragen, schloss die eindrucksvolle Feier.
A.M." |
* Anmerkung: Lehrer David Kissinger (geb.
13. Juni 1860 in Rödelsee als Sohn des Kaufmanns Abraham Kissinger und
der Fanny geb. Stern), war Lehrer u.a. in Ermershausen; 1925 zog er nach
seiner Pensionierung nach Würzburg.
**Anmerkung: Julius Lomnitz (geb. 20. März 1909 in Mainstockheim als Sohn
des Weinhändler Josef Lomnitz und der Sofie geb. Kahn) studierte 1925 bis
1928 an der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt in Würzburg. Er war seit
1933 Lehrer in Mainz. |
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung des
Synagogengebäudes einschließlich der Ritualien durch SA-Leute und Ortsbewohner
zerstört. 15 Torarollen und die Silbergeräte wurden gestohlen, teilweise bei
der Überführung nach Kitzingen vernichtet. Das Gebäude blieb jedoch erhalten,
auch auf Grund des Einschreitens des Bürgermeister, der die Synagogentüren
versiegeln ließ.
Nach 1945 waren in der ehemaligen Synagoge zeitweise Wohnungen für
Flüchtlingsfamilien untergebracht. Später kam das Gebäude in den Besitz der
auf Grund des Zuzuges von Flüchtlingen aus mittel- und ostdeutschen Gebieten
entstandenen katholischen Kirchengemeinde und wird seit 1956 als katholisches Gemeindezentrum
verwendet (Kirchweihe als katholische Kirche St. Gumbert). Eine Gedenktafel
vom Bezirk Unterfranken wurde mit dem folgenden Text am Gebäude angebracht:
"Dieses Gebäude, erbaut 1836, diente der Jüdischen Kultusgemeinde als
Synagoge. Die Gemeinde gedenkt ihrer ehemaligen jüdischen Mitbürger. Zur
Erinnerung und Mahnung". Von außen erkennbar ist noch das runde Fenster
über dem ehemaligen Aron HaKodesch (Toraschrein). Vor dem Platz des
Toraschreines befindet sich heute der Altar der katholischen
Kirche.
2007 wurden umfangreiche Renovierungsarbeiten durchgeführt. Im Dezember
2016 wurde das 60. Kirchweihjubiläum der katholischen Kirche St. Gumbert in
der ehemaligen Synagoge gefeiert. Dabei wurde eine neue jüdisch-christliche
Gedenktafel "Von der Synagoge zur Kirche" eingeweiht. Die Tafel
hat den Text: "Also gehören alle, die glauben, zu dem glaubenden Abraham
und werde, wie er, gesegnet". Die Tafel wurde von P. Meinrad Dufner aus
Münsterschwarzach gestaltet und neben dem Eingang der Kirche angebracht.
Adresse/Standort der Synagoge: An der Synagoge 9
(kleine Seitengasse an der Hauptstraße ortsauswärts, Nähe Gasthof 'Goldener
Löwe', Richtung Dettelbach; die alte Anschrift war: Hauptstraße 213)
Fotos
Die ehemalige
Synagoge |
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Kommentar zu dem
Foto der ehemaligen Synagoge aus der Friedmann-Website (siehe bei den
Links): "The home of
my grandmother Bella in her youth was the synagogue in Mainstockheim. Her
father, Siegbert Friedmann, was the Rabbi. Today the synagogue is a
church. The synagogue building was saved from being burned during the war
due to its closeness to the home of a Nazi neighbor" |
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Fotos von 2007
(Fotos Außenaufnahmen: Hahn, Aufnahmedatum 28.5.2007) |
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Die ehemalige
Synagoge, jetzt Kirche; rechts am Gebäude die Gedenktafel mit Inschrift:
"Dieses Gebäude, erbaut 1836, diente der Jüdischen Kultusgemeinde
als Synagoge. Die
Gemeinde gedenkt ihrer ehemaligen jüdischen Mitbürger.
Zur Erinnerung und Mahnung." |
Straßenbezeichnung
und
Hinweisschild |
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Eingangsbereich (mit Bautüre
auf
Grund des Umbaus 2007) |
Informationstafel der
Katholischen
Gemeinde St. Gumbertus |
Fassade der
ehemaligen
Synagoge |
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Innenaufnahmen
der ehemaligen Synagoge, jetzt Kirche mit (rechts) zugemauertem
Misrachfenster über dem Bereich des früheren Toraschreines (Fotos von
2005: Hans-Werner Büscher, Bad Oeynhausen und Bünde, Quelle: www.synagogen.info) |
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Erinnerung
an die Ermordeten einer
jüdischen Familie in Fürth, Maxstraße 5
(Foto: Wolf-Dieter Gutsch) |
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Text der Tafel: "Im Gedenken an Bewohner der Maxstraße 5. Simon Höchster
(*8.10.1890, Mainstockheim), der im Ersten Weltkrieg diente und am
8.5.1922 an den Folgen von Kriegsverletzungen in Fürth verstarb.
Martha Höchster geb. Seeberger (*11.2.1893
Gunzenhausen), Witwe von Simon
Höchster (*6.2.1892, Mainstockheim) und Babette Paula Höchster geb.
Ichenhäuser (*28.2.1897 Fürth). Sie wurden am 24.3.1942 nach Izbica (Polen)
deportiert und ermordet." |
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
November 2009:
In Mainstockheim sollen vier
"Stolpersteine" verleht werden |
Artikel von Ralf Weiskopf in der "Main-Post" vom 13. November 2009: "Mainstockheim
- Vier neue Stolpersteine".
Zugestimmt hat der Gemeinderat Mainstockheim bei einer Gegenstimme
einem Antrag von Dagmar Vosskühler vom Förderverein Alte Synagoge in
Kitzingen. Sie hatte im Auftrag einer Familie aus Kitzingen angefragt, ob
die Gemeinde bereit sei, vier 'Stolpersteine' zu genehmigen, de vor dem
Haus der jüdischen Familie Rindsberg ins Pflaster eingelassen
werden..."
Artikel eingestellt
als pdf-Datei |
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November 2011:
In Mainstockheim werden die ersten "Stolpersteine" verlegt |
Artikel von Ralf Weiskopf in der "Main-Post" vom 20. November 2011: "Zerstörte
Leben kann man nicht ersetzen.
Vier so genannte Stolpersteine erinnern vor dem Anwesen Nummer 9 am
Mühlberg in Mainstockheim an das Ehepaar Rika und Siegfried sowie ihre
Söhne Kurt und Herbert Rindsberg. Es sind die ersten Stolpersteine in
Mainstockheim..."
Link
zum Artikel - auch eingestellt
als pdf-Datei |
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Oktober 2015:
"Stolpersteine" für die Familie
Schornstein werden verlegt |
Artikel von Gerhard Bauer in "Die Kitzinger"
vom 16. Oktober 2015: "Stolpersteine für die Familie Schornstein
An alle Opfer des Dritten Reiches sollen Stolpersteine in Städten und
Gemeinden erinnern. Am Donnerstag wurden vier in den Bürgersteig in
Mainstockheim eingelassen.
An alle Opfer des Dritten Reiches sollen Stolpersteine in Städten und
Gemeinden erinnern. Am Donnerstag wurden vier in den Bürgersteig vor dem
Anwesen Hauptstraße 25 in Mainstockheim eingelassen: zur Erinnerung
an die Familie Schornstein, die in diesem Haus lebte. Als Vorsitzende des
Kitzinger Fördervereins Alte Synagoge las Margret Löther aus der
Familiengeschichte der Schornsteins, die bis zu ihrer Deportation nach
Izbica (Polen) in Mainstockheim lebten. Gekommen waren am Donnerstag Charles
und Avi Hexter, Ayelet Tsumi und Sara Kandler als Nachfahren der Familie.
Lang ansässig in Mainstockheim. Hermann Schornstein wurde 1894 in
Bamberg geboren, die Eltern stammten aus
Polen. 1920 heiratete der Kaufmann und Handlungsreisende in Mainstockheim
Emilie Silber aus einer dort lang ansässigen und tief verwurzelten Familie.
Er wurde nach der Pogromnacht vom 10. November 1938 verhaftet, kam nach
Kitzingen ins Gefängnis und von dort in das Konzentrationslager nach Dachau.
Am 20. Dezember 1938 wurde er wieder frei gelassen. Seine Frau Emilie wurde
1886 in Mainstockheim geboren. Das Ehepaar hatte drei Kinder. Einzig die
1922 geborene Martha Schornstein konnte dem Nazi-Terror im Alter von 17
Jahren entkommen und in die USA emigrieren, wo sie Leo Hexter heiratete und
mit ihm vier Kinder bekam: Charles, Herbert, Pauline und Judy Hexter. Martha
Schornstein-Hexter lebt heute in New York und ist mittlerweile 93 Jahre alt.
Emilie Schornstein wurde wie ihr Mann Hermann ins Konzentrationslager Izbica
deportiert. Sie kamen ebenso wenig zurück wie der 1923 geborene Sohn Justin
und dessen 1926 geborene Schwester Babette. Sie war 1939 von den Eltern
vorsorglich zu Verwandten nach Antwerpen geschickt worden. Als deutsche
Truppen Belgien 1940 besetzten, musste sie wieder zurück nach Mainstockheim.
Familie Hexter war bereits im vergangenen November auf der Rundreise zu den
Wohnorten der Vorfahren, dazu gehören neben Mainstockheim auch
Kleinlangheim, und zum
jüdischen Friedhof Rödelsee. Auf ihre
Initiative hin wurden die vier Stolpersteine gesetzt. Mit der Geschichte der
Familie hat sich Elisabeth Böhrer aus Schweinfurt als Mitglied im Kitzinger
Förderverein eingehend beschäftigt. In ihrem Vortrag merkte sie an, dass die
Aufenthaltsorte der Familie und ihrer Mitglieder nicht eindeutig mehr
feststellbar seien. Es sei ihr aber gelungen im Staatsarchiv in Würzburg
Schriftstücke ausfindig zu machen, in der Justin Schornstein zuletzt als
Schreinerlehrling bezeichnet und für den Wehrdienst wegen seiner jüdischen
Herkunft als ungeeignet eingestuft wurde."
Link zum Artikel |
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September 2016:
Auf den Spuren der Vorfahren
|
Artikel von Josef Gerspitzer in der
"Main-Post vom 26. September 2016: "MAINSTOCKHEIM. Auf den Spuren der
Großmutter.
Kurzfristig kam aus den USA Marlene Smith-Ringler mit ihrer Tochter Elena
Ringler-Tagoa nach Mainstockheim. Die beiden jüdischen Frauen besuchten die
ehemalige Synagoge, heute katholische Kirche St. Gumbert, und das
Geburtshaus der Großmutter Ruth Stern-Smith. Die Gäste zeigten sich sehr
berührt, in welch positiver Weise in Mainstockheim gerade in der
katholischen Kirche und auch in der Form der Stolpersteine im Mühlweg das
Gedenken an die früheren jüdischen Bewohner und auch der Respekt vor der
jüdischen Religion gelebt wird. Die Großmutter konnte 1939 noch rechtzeitig
vor dem Vernichtungslager nach Amerika ausreisen. Sie lebt heute noch in den
USA. Margret Löther vom Förderverein der ehemaligen Synagoge Kitzingen
übernahm die Begleitung der jüdischen Besucher. Auf dem Programm stand auch
ein Besuch auf dem jüdischen Friedhof in
Rödelsee, wo es noch ein Grab der Familie Stern gibt."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 353-354. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 86. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 518-520.
|
| Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen
Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche
Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13.
Würzburg 2008. S. 102-103 (auch die versehentlich unter "Mainsondheim"
stehenden Namen gehören zur Liste Mainstockheim; in Mainsondheim gab
es damals keine jüdische Gemeinde mehr). |
| Michael Schneeberger: "Da ham mer nix".
Die Geschichte der Juden von Mainstockheim. Serie: Jüdische Landgemeinden
in Bayern (28). In: Jüdisches Leben in Bayern. Mitteilungsblatt des
Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern. 26. Jg. Nr.
115 April 2011 S. 36-43. |
| Hans-Peter
Süss: Jüdische Archäologie im nördlichen Bayern. Franken und
Oberfranken. Verlag Dr. Faustus Büchenbach 2010 (Reihe: Arbeiten zur
Archäologie Süddeutschlands Band 25). Zu Mainstockheim S. 85-87.
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Mainstockheim Lower
Franconia. Jews are first mentioned in 1594. In 1771 refugees from Kitzingen
settled there. The Jewish population reached a peak of 212 in 1837 (total 1.374)
with a synagogue built in 1836. Jews engaged mainly in the wine trade. From the
late 19th century the Jewish population declined steadily, dropping to 74 in
1933. A local ordinance in 1933 banned nonresident Jews from entering the
village and in 1934 local agitators called for the expulsion of resident Jews.
On Kristallnacht (9-10 November 1938), SA troops and local residents
vandalized the synagogue. During 1938, 13 Jews left the village, 12 for the
United States; another 13 left in 1939. Of those remaining, 27 were deported to
Izbica in the Lublin district (Poland) via Wuerzburg on 24 March 1942 an another
four to the Theresienstadt ghetto.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|