Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia
Judaica
Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und
bestehende) Synagogen
Übersicht:
Jüdische Kulturdenkmale in der Region
Bestehende
jüdische Gemeinden in der Region
Jüdische
Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur
und Presseartikel
Adressliste
Digitale
Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Baden-Baden
Betsaal/Synagoge der nach 1945 bestehenden Gemeinde
(aktuelle Informationen siehe
auf der Website der Israelitischen Kultusgemeinde www.ikg-bad-bad.de)
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Zur Geschichte der Gemeinde und ihrer Synagoge vor 1938/40: hier
anklicken
1946 konnte eine kleine jüdische Gemeinde in Baden-Baden
wiederbegründet werden, die mit einer Unterbrechung um 1980/90 bis zur
Gegenwart besteht und seit den 1990er-Jahren vor allem durch Zuzug aus den
GUS-Staaten Jahren stark gewachsen ist (1992 25 Mitglieder,
2010: 668 Mitglieder, 2017 739 Mitglieder). Zum Gebiet der Israelitischen
Kultusgemeinde Baden-Baden gehören neben dem Stadtkreis Baden-Baden der
Landkreis Rastatt und die Stadt Achern.
An Einrichtungen bestehen eine Synagoge (s.u.), ein jüdisches
Gemeindezentrum in gemieteten Räumen in der Sophienstraße 2 und ein Friedhof.
2017 sind die Anlage eines neuen Friedhofes
im Stadtteil Baden-Oos und der Bau einer Synagoge und eines Gemeindezentrums
geplant (siehe unten).
Seit 2016 ist 1. Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde
Baden-Baden Olexandr Odnopozov, 2. Vorsitzender Wladimir Baschmet (beide
bestätigt bei den Gemeindewahlen 2018); als Rabbiner
ist in der Gemeinde seit 1. April 2017 Daniel Naftoli Surovtsev tätig. In der
jüdischen Gemeinden finden religiöse Fortbildungsveranstaltungen und viele
andere Veranstaltungen statt. Es gibt unter anderem ein Jugendzentrum mit
verschiedenen Jugendgruppen, eine Tagesmutter-Gruppe, ein Seniorenclub und
zahlreiche andere Gruppen (2017 u.a. Jüdischer Frauenclub, Kinoclub,
Computerkurse, Kunstkurs, Deutschunterricht, Dameclub, Jüdische Tanzgruppe,
Hebräischkurs, Literaturclub)
Vgl. Artikel in den "Goodnews4.de Baden-Baden" vom 29. Februar
2016: "Vorstandswahlen.
Gemeinde-Rabbiner Rubins: 'Ein neuer Anfang der Jüdischen Gemeinde Baden-Baden'
- Fünfköpfiger Vorstand gewählt..."
Zur Geschichte des Betsaals/der Synagoge
Im Herbst 1946 beging man gemeinsam mit den jüdischen
Angehörigen des französischen Militärs die hohen Feiertage. Der Vorsitzende
der Gemeinde Ferdinand Odenheimer hatte dies mit dem französischen Militärrabbiner
Zerbib arrangiert. Im Haus Zerbibs fand der Rosch Haschana-Gottesdienst statt.
Am Nachmittag des Tages versammelte Odenheimer alle Gemeindeglieder und die
französischen Juden im Haus Rubens, dem ehemaligen jüdischen
Frauen-Erholungsheim Badens, das damals als Erholungsheim für ehemalige KZ-Häftlinge
verwendet wurde. Der Jom-Kippur-Gottesdienst fand im Kongresssaal des Kurhauses
statt und vereinigte etwa 60 französische und deutsche Juden. Auch an diesem
Tag traf man sich nachmittags im Haus Rubens.
Bericht
vom Herbst 1946 über die Anfänge jüdischen Gemeindelebens nach 1945
"Baden-Baden. Die kleine jüdische Gemeinde Baden-Baden konnte in diesem
Jahre die Rausch ha schana- und Jom-Kippur-Feiertage wieder festlich begehen.
Der Vorsteher der Gemeinde, Herr Ferdinand Odenheimer, setzte sich vor den
Feiertagen mit dem französischen Aumonier Rabbi Zerbib, der die französischen
Juden der französischen Besatzungsbehörden betreut, in Verbindung und
erreichte, dass ein Gemeinschaftsgottesdienst der deutschen und französischen
Glaubensgenossen stattfinden konnte. Rausch ha schana fand im Hause des Rabbi
der überaus feierliche Gottesdienst statt. Nach vielen Jahren schwerster
Verfolgungen konnten unsere Brüder und Schwester wieder in würdiger Andacht
beten und der Toravorlesung beiwohnen. Am Nachmittag des ersten Rausch ha
schana-Tages versammelte Herr Odenheimer alle Gemeindeglieder zu einem
geselligen Beisammensein im Haus Rubens, dem ehemaligen jüdischen
Frauen-Erholungsheim Badens, zu dem auch Herr Rabbi Zerbib und seine
Angehörigen geladen waren.
Der Jom-Kippur-Gottesdienst fand im Kongresssaal des Kurhauses statt und
vereinigte zu einem erhebenden Gottesdienst etwa 60 französische und deutsche
Juden. Anlässlich der Totenfeier hielt Herr Odenheimer, der zuerst die Namen
der verstorbenen Badener und anderer Juden aufrief und dann der 6 Millionen
jüdischer Naziopfer gedachte, eine sehr zu Herzen gehende Rede, die alle
Teilnehmer tief bewegte. Herr Stargardter aus Hagen-Westfalen, zur Zeit Fast im
KZ-Erholungsheim Haus Rubens, Baden-Baden, sprach dann schließend das
traditionelle Kaddischgebet. Im Anschluss an den Gottesdienst fanden sich etwa
50 deutsche und französische Glaubensgenossen, einer Einladung des Rabbi Zerbib
folgend, im Haus Rubens zu einem gemeinsamen "Anbeißen" ein. Die
französischen Glaubensbrüder bereiteten den deutschen Juden einen herzlichen
Empfang. Da für auserlesene Weine und sonstige Getränke reichlich gesorgt war,
entwickelte sich schnell eine gehobene Stimmung, die nach Ansprachen der Herren
Odenheimer und Stargardter, in denen u.a. der Dank an die französischen Brüder
zum Ausdruck kam, zu einer herzlichen und brüderlichen Vereinigung führte.
Die Baden-Badener Gemeinde wird ihren französischen Brüdern, besonders aber
Herrn Rabbi Zerbib für die Beweise ihrer Brüderlichkeit und Nächstenliebe
stets zu danken wissen und den harmonisch verlaufenen Abend nicht vergessen." |
Im folgenden Jahr 1947 wurde auf
Anordnung des französischen Militärs ein Betsaal in der Werderstrasse
2/Ecke Bühnenstrasse im ehemaligen Atelier des Bildhauer Joseph von Kopf
eingerichtet. Dieser Betsaal stand nun den Besatzungsangehörigen und den jüdischen
Einwohnern der Stadt zur Verfügung.
Die Geschichte des Gebäudes
Werderstraße 2 geht ins 19.
Jahrhundert zurück. 1874 ließ Großherzog Friedrich I. dem im Kaiserreich
hochgeschätzten und bekannten Bildhauer Joseph von Kopf ein Atelier bauen, ein
eingeschossiger, spätklassizistischer Bau. Er schenkte es ihm mit der
Verpflichtung, einmal im Jahr dort zu arbeiten. Bildhauer von Kopf wurde ein
Anziehungspunkt des Kurortes und seiner finanzkräftigen Gäste. Der 1827
geborene von Kopf ist 1903 verstorben.
Der Betsaal in der Werderstrasse wurde lange Zeit (um
1980/90) nicht mehr benutzt, da kein Minjan zustande kam. Am 21. Mai 1992 wurde er
jedoch neu eingeweiht und wird bis zur Gegenwart als Betsaal der jüdischen Gemeinde
Baden-Baden (Israelitische Kultusgemeinde Baden-Baden) genützt. Ein
eigenes Gemeindezentrum ist nicht vorhanden, es werden für die Zwecke des
Gemeindelebens angemietete Räume in der Innenstadt verwendet. Die Räume sind
jedoch für die Gemeinde inzwischen viel zu klein, es fehlen Räumlichkeiten
für kulturelle und religiöse Veranstaltungen. So musste das Entzünden der
Chanukka-Lichter am sechsten Chanukka-Tag im Dezember 2017 (17. Dezember) in die
Turn- und Festhalle Balg verlegt werden.
Aktuell (2017/20): Die Israelitische
Kultusgemeinde Baden-Baden plant in naher Zukunft den Neubau einer Synagoge,
eines Gemeindezentrums und von etwa 20 Sozialwohnungen auf einem Grundstück
in der Fürstenbergallee 18 unmittelbar an der B 500. Bauherr des
Gemeindezentrums wird der Oberrat der Israelitischen Religionsgemeinschaft
Badens sein. Die Investitionssumme wird auf vier bis fünf Millionen Euro
geschätzt.
Vgl. Presseartikel von Michael Rudolphi in den "Badischen Neuesten
Nachrichten" vom 17. Dezember 2017: "Jüdische
Gemeinde Baden-Baden. Neubau einer Synagoge ist geplant..."
Fotos
Fotos nach 1945/Gegenwart:
Fotos um 1985
(Foto: Hahn) |
|
|
|
Das Gebäude des Betsaales in der
Werderstraße 2 |
|
|
|
|
Wiedereinweihung des
Betsaales 1992 |
|
|
Wiedereinweihung des renovierten Betsaales in der Werderstraße am 21. Mai
1992
(Quelle: Schindler s. Lit. S. 196) |
|
|
Fotos 2004
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 5.8.2004) |
|
|
|
|
|
Das Gebäude des
Betsaales / Synagoge |
Eingangsbereich |
|
|
|
Fotos im Herbst
2011
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 4.10.2011) |
|
|
|
|
|
Das Gebäude des
Betsaales / Synagoge |
Inschrift
aus Psalm 55,15: "...die wir
zusammen zum Gotteshaus ziehen
inmitten der Menge" |
Das
Foto oben in hoher Auflösung |
Das
Foto oben in hoher Auflösung |
|
|
|
|
|
|
|
Links
über dem Eingang Zitat aus Haggai
2,9: "(In diesem Jahr) und an diesem Ort
werde ich Frieden geben" mit Markierung
des Jahres der Einweihung (5)708 = 1947/48;
rechts Mesusa am Eingang |
"Davidstern" über
dem
Leuchter in der Mitte
des Betsaales |
Toraschrein mit Buchstaben
K"T
für "Keter Tora"
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Blick zum
Toraschrein
mit Vorlesepult |
Blick in den Betraum von der
Frauenempore |
Blick über die
Frauenempore |
Das
Foto oben in hoher Auflösung |
Das
Foto oben in hoher Auflösung |
|
|
|
|
|
|
|
Der Gemeinderaum
in der Sophienstraße |
Erinnerung an
Raoul Wallenberg, Retter
vieler ungarischer Juden in der Shoa |
Das
Foto oben in hoher Auflösung |
Das
Foto oben in hoher Auflösung |
|
|
|
Berichte zum
Bau einer neuen Synagoge 2017-2020
Dezember 2017:
Ein Kaufvertrag für das Grundstück einer neuen
Synagoge wird unterzeichnet |
Artikel in den "Badischen Neuesten
Nachrichten" (Lokalausgabe Karlsruhe) vom 23. Dezember 2017: "Neue
Synagoge gewinnt an Gestalt
Baden-Baden (mr). Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) Baden-Baden ist bei ihrem Vorhaben, eine neue Synagoge zu bauen, einen Schritt weiter. Inzwischen ist der Kaufvertrag für das Grundstück in der Fürstenbergallee unterzeichnet, teilt die jüdische Gemeinde mit.
Wie berichtet, soll auf einem Areal in der Weststadt unmittelbar an der B 500 ein Gemeindezentrum entstehen, das neben der Synagoge mehrere
Sozialwohnungen umfasst. Bauherr ist die Israelitische Religionsgemeinschaft (IRG) Baden, der Dachverband der zehn badischen jüdischen Gemeinden. Laut dem IRG-Vorsitzenden Rami Suliman ist eine Investition von vier bis fünf Millionen Euro geplant. Der Frankfurter Architekt
Alfred Jacoby hat mittlerweile einen Entwurf für das jüdische Gemeindezentrum vorgelegt. Das Innere des Grundstücks beherbergt die Synagoge mit etwa 140 Plätzen und einen gleichgroßen Saal um einen halbkreisförmigen Innenhof. Eine Krone aus Glaselementen, die den Davidstern als geometrische Grundlage nutzt, überragt Jacoby zufolge als
'ausdrucksstarkes Zeichen' die neue Synagoge. Der Neubau soll der IKG zufolge 2020 fertig sein."
|
|
November 2019:
Die Sicherheit in der Synagoge
wird erhöht - Neubau weiter in der Planung |
Artikel in vom 8. November 2019:
"Baden-Badener Synagoge erhöht Sicherheit
Unter den Eindrücken des Anschlags auf die Synagoge in Halle hat auch im
jüdischen Gotteshaus in Baden-Baden das Thema Sicherheit einen neuen
Stellenwert bekommen. Der Rastatter SPD-Landtagsabgeordnete Jonas Weber
besuchte jetzt zu einem informellen Gespräch die Synagoge, um sich über die
Situation zu informieren.
Die rund 600 Mitglieder zählende Gemeinde in der Kurstadt ist die einzige in
Baden, die noch über keine eigene Synagoge verfügt und sich in gemieteten
Räumlichkeiten eingerichtet hat. 'Wir haben einen sehr entgegenkommenden
Vermieter, der versucht, auch unter Denkmalschutzauflagen die Situation in
Sicherheitsfragen in der Synagoge zu verbessern', so Irina Grinberg,
Büroleiterin der israelitischen Kultusgemeinde. Das gleiche gelte für die
Räume des Gemeindezentrums, die für viele Aktivitäten genutzt würden.
Eigene Synagoge in der Planung. Dem Neubau eines eigenen Gotteshauses
strebe man verstärkt entgegen, erläuterte Rami Suliman, Vorsitzender des
Oberrats der Israelitischen Religionsgemeinschaft in Baden. Ein Grundstück
ist bereits gefunden, nun gelte es interne Sicherheitsbedingungen und
Bauauflagen unter einen Hut zu bekommen. Er sehe der Sache positiv entgegen,
habe bereits Gesprächstermine vereinbart, die den Baubeginn bald ermöglichen
sollen.
Jüdisches Leben in die Öffentlichkeit zu rücken. Vor dem Hintergrund
des wieder stärker aufkomenden Antisemitismus, will sich die israelitische
Kultusgemeinde weiter öffenen und in der Kurstadt Präsenz zeigen. Jonas
Weber und Rami Suliman sind überzeugt, dass Kontakt zwischen den Menschen
viele Vorurteile abbauen kann. 'Die Gemeinde tut bereits einiges, um in
Baden-Baden öffentlich zu werden. Wir haben uns beispielsweise an den
interkulturellen Wochen beteiligt, oder machen öffentliche Veranstaltungen.
Das soll aber noch mehr werden', so Irina Grinberg. 'Wichtig sind dazu
Begegnungen auf Augenhöhe, beispielsweise durch das Likrat-Programm, das den
Dialog von jüdischen und nichtjüdischen Schülern ermöglicht', schildert Rami
Suliman. Damit könne man mehr über jüdisches Leben erfahren und
Schwellenängste bereits bei Jugendlichen und Kindern abbauen."
Link zum Artikel |
Links und
Literatur
Links:
Literatur:
| vgl. Literatur bei Baden-Baden
Synagoge bis 1940 |
| S. Rahner: Jüdische Gemeinde: Keine Gottesdienste, in: Badisches
Tagblatt Baden-Baden 2. Oktober 1987. |
| Angelika Schindler: Der verbrannte Traum. Jüdische Bürger und
Gäste in Baden-Baden. Bühl 1992. |
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|