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Berkach (Gemeinde
Grabfeld, Kreis
Schmalkalden-Meiningen)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Berkach bestand eine jüdische Gemeinde bis in die 1930er-Jahre. Ihre
Entstehung geht in die Zeit um 1700 (möglicherweise bis um 1600)
zurück. Um 1700 waren die im benachbarten Nordheim unter dem Patronat der
Reichsritter von Stein lebenden Juden ausgewiesen und auf den Stein'schen
Lehnhöfen in Berkach angesiedelt worden. 1762 werden erstmals jüdische
Händler aus Berkach bei der Leipziger Messe genannt.
Nach einer von Elisabeth Böhrer in einem Akt im Staatsarchiv Würzburg
gefundenen Aufstellung von "im Hochstift wohnenden, zur Hochfürstl.
Hofkammer zahlbaren Schutz Juden" wird für das Jahr 1763 namentlich ein
jüdischer Familienvater (Meyer) in Berkach genannt.
Die jüdischen Familien
lebten zunächst gemeinsam in einem jüdischen Ortsteil (im Bereich des
Zehnhofes und des Hinterdorfes). Sie konnten jedoch die Ortseinrichtungen wie
Brunnen, Wege, Backhaus gemeinsam mit den Christen benutzen. 1808 wurden
19 jüdische Familien am Ort gezählt. Sie standen unter dem Schutz von drei
verschiedenen Ortsherrschaften (14 Familien bei den Reichsrittern von Stein,
drei unter Altwürzburgischer Herrschaft und eine Familie unter der Adelsfamilie
von Kalb). Ein eigener Friedhof konnte
nach 1820 angelegt werden.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
jüdische Schule (im 1853 neu erbauten Schulhaus mit Lehrerwohnung neben der Synagoge), ein rituelles Bad
(im Hinterdorf) und einen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der
zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. 1843 wird als Lehrer Salomon
Megler genannt. Bekanntester Lehrer war in der Folgezeit Hermann
Ehrlich (1815-1879), der ab 1845 in Berkach als Kantor, Lehrer und
Zeitungsherausgeber wirkte (siehe Bericht unten). Weitere Lehrer waren: um
1896 G. Holländer.
Die jüdischen Familien lebten zunächst
ausschließlich vom Handel mit Vieh und Waren (insbesondere Schnittwaren,
Textilwaren, Wolle). 1833 wurden 152 jüdische Gemeindeglieder (ein Drittel von
460 Einwohnern) gezählt, 1841 153, 1851 waren es 170 in 36 Familien. Seit den
1870er-Jahren ging die Zahl durch Aus- und Abwanderung zurück.
Um 1900
gehörten jüdischen Gewerbetreibenden mehrere Handlungen im Dorf (neben Viehhandlungen
auch eine Schnitt- und Kurzwarenhandlung), auch gab es inzwischen jüdische
Handwerker. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts ging die Zahl der
jüdischen Einwohner weiter zurück.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Hermann Adler
(geb. 9.12.1876 in Berkach, vor 1914 in Meiningen wohnhaft, gef.
18.9.1916), Alfred Levi (geb. 21.7.1888 in Berkach, vor 1914 in
Aschersleben wohnhaft. gef. 12.2.1917), Sigmund Rosenbaum (geb. 5.12.1889 in
Berkach, vor 1914 in Schöppenstedt wohnhaft, gef. 21.1.1915).
Mitte der 1920er-Jahre (1924/25) gehörten
dem Synagogenvorstand S. Heßberg, S. Gutmann und G. Friedmann an. Damals wurden
noch 28 jüdische Einwohner gezählt (von insgesamt etwa 500 Einwohnern). Anfang
der 1930er-Jahre war erster Synagogenvorsitzender Rudolf Goldschmidt, 2.
Vorsitzender Selig Gutmann (für 1932 noch 20 jüdische Gemeindeglieder).
Nach
1933 trafen die Berkacher Juden wie auch sonst im Deutschen Reich die
zunehmenden Restriktionen und die Verluste der bürgerlichen Rechte. Im
Zusammenhang mit dem Novemberpogrom 1938 wurden neun Berkacher Juden in
das KZ Buchenwald verschleppt. Guthmann (Götz) Friedmann hat den
Lageraufenthalt nicht überlebt.
1942 wurden die letzten Berkacher Juden deportiert: Moritz Buxbaum, Ida
Buxbaum geb. Sachs (1894), Dina Buxbaum (1927), Hans Kaufmann (1903), Helene
(Lene) Kaufmann, Salomon Stein, Else Stein. Auf der 1995 im
Eingangsbereich der Synagoge angebrachten Gedenktafel wird außerdem an die
Schicksale von Rosalie Friedmann, Rudolf und Rosa Goldschmidt mit Sohn Hermann,
Klara Gutmann, Hulda Hoffmann, Guthmann Friedmann und Tochter Resie Friedmann
erinnert.
Von den in Berkach geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Jenny Selma Appel
geb. Schwab (1888), Herschine Bachrach geb. Sachs (1862), Dina (Lina) Buxbaum
(1927), Ida Buxbaum geb. Sachs (1894), Bertha Einstein geb. Mayer (1870),
Selma (Elma) Falkenstein geb. Popper (1874), Albert Friedmann (1874), Frieda
(Friederike) Friedmann geb. Wormser (1855), Götz Friedmann (1855), Max
Friedmann (1887), Rosalie Friedmann geb. Freudental (1862), Selma Gassenheimer
geb. Schwab (1880), Rosalie Goldschmidt geb. Hessberg (1884), Klara Gutmann geb.
Stern (1863), Martha Harf geb. Hecht (1889), Bernhard Hofmann (1895), Hulda
Hofmann geb. Lichtenstein (1870), Arno Holländer (1883), Käthe Katz geb.
Friedmann (1908), Hans Kaufmann (1903), Helene Kaufmann geb. Friedmann (1899),
Klara Klebe geb. Friedmann (1890), Paula Lebenstein geb. Friedmann (1894), Max
Levi (1882), Berta May geb. Friedmann (1875), Meta Moses geb. Friedmann (1901),
Max Oppenheimer (1886), Rika Popper geb. Mey (1849), Siegfried Popper (1884),
Hermann Sachs (1890), Rosa Sachs (1892), Hulda Schickler geb. Levi (1869),
Julius Schwab (1890), Else Stein geb. Hecht (1882), Salomon Stein (1885), Rosa
Tannenbaum geb. Sachs (1870), Franz Wolff (1922), Ida Wolfromm
(1875).
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Allgemeine Berichte
Zahl der jüdischen Einwohner im Herzogtum Meiningen (1841)
Mitteilung in "Allgemeine Zeitung des Judentums" vom 16. Oktober 1841: "Die
Zahl der jüdischen Einwohner des Herzogtums Meiningen beläuft sich dermalen
auf 1494, und es wohnen hiervon 19 in der Stadt
Meiningen, 548 in
Walldorf, 63 in
Dreißigacker, 121 in
Bauerbach, 114 in
Bibra, 100 in der Stadt
Hildburghausen, 51 in
Simmershausen, 153 in Berkach,
185 in Gleicherwiesen, 131 in
Marisfeld, 9 in
Liebenstein, 17 verstreut in
verschiedenen Ortschaften, 23 haben bereits das Staatsbürgerrecht, und zwar
nur im Hildburghausischen, 105 haben sich bürgerlichen Gewerben zugewendet." |
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Beiträge von Lehrer Hermann Ehrlich über
Synagogengesang und Chorbildung (1849)
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Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 21. Mai 1849 |
Artikel in der
"Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 30. Juli 1849: |
Die Beiträge werden nicht
abgeschrieben - bei Interesse zum Lesen bitte die Textabbildungen
anklicken. |
Werbung für die Synagogen- und Chorgesänge von Hermann
Ehrlich, Kantor und Lehrer in Berkach (1850 / 1861 / 1873 / 1876)
Anmerkung: die hebräisch abgekürzten Bezeichnungen sind
möglicherweise nicht präzise wiedergegeben; Korrekturen bitte an den
Webmaster, Adresse siehe Eingangsseite.
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. Oktober 1850:
"Literarische Anzeige.
Im Verlage von W. Blum, Keißnersche Hofbuchhandlung in Meiningen
erscheint und ist in allen Buchhandlungen und Postämtern zu
bestellen:
Liturgische Zeitschrift zur Veredelung des Synagogengesanges mit
Berücksichtigung des ganzen Synagogenwesens herausgegeben in Gemeinschaft
mit vielen israelitischen Gelehrten, Kantoren und Schullehrern von H.
Ehrlich in Berkach bei Meiningen. Diese Zeitschrift, die sowohl den
logischen als praktischen Teil der jüdischen Liturgie enthalten soll,
erscheint in fortgesetzten Heften, wovon das Heft nur 7 1/2 Ngr. für
baldige Subskriptionen kostet.
Durch dieses Organ soll sowohl eine Gleichzeit und Einförmigkeit des
überall so sehr verschiedenen Gottesdienstes durch Gesang und Gebet
erstrebt, als zugleich der Mangel an zeitgemäßen passenden und billigen
Synagogengesängen abgeholfen werden. An allgemeinem Interesse dafür wird
es gewiss nicht fehlen, besonders da alle dahin einschlagenden Artikel und
Gesänge ganz kostenfrei aufgenommen, und ein solcher Preis für
Notendruck nur billig zu nennen ist." |
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Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. April 1861:
"Den Verlag der weit verbreiteten Liturgischen Zeitschrift von H.
Ehrlich zu Berkach hat gegenwärtig der Herausgeber selbst zu Gunsten der
geehrten Abonnenten übernommen, um von jetzt ab alle Chorgesänge für
die Tage von Hoschana Rabba (?), und die Schalosch Regalim
Schabbat (Preis auf je 8-10 Hefte bloß 1 Taler, pr.) franko und
prompt besorgen zu könne. Desgleichen wird auch die erst kürzlich die
Presse verlassende Chorgesangschule von demselben gegen den
geringen Pränumerations-Preis von 15 Sgr. franko besorgt." |
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Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. Februar 1873:
"In diesem Winter werden zu leichten Einübungen von schönen Synagogengesängen
verbunden mit allen Rezitativen die in 3 vollständigen Bänden
erschienenen Gesänge von H. Ehrlich in Berkach noch zu dem
äußerst billigen Preis von 2 Thalern abgelassen und 10 leichte Lecha
Dodi zu 10 Sgr." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. August 1876: "Die
sehr reichhaltigen Synagogen- und Chorgesänge von H. Ehrlich in Berkach
bei Meiningen sind in 3 starken Bänden für Schalosch Regalim Schabbat
und Jom Noraim zusammen zu dem äußerst billigen Preise von 6 Mark
bis jetzt noch zu beziehen. Zehn leichte Lecha Dodi und eine
praktische Chorgesangschule, jedes von diesen beiden nur 1 Mark.
Diejenigen, welche sich dem Vorsängerberuf widmen und darin unterrichtet
sein wollen, mögen sich melden bei Theodor Singer, Kantor, Mainz,
Ballplatz 5." |
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Grabstein von Hermann Ehrlich auf dem jüdischen Friedhof in Plaue |
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Grabstein von Hermann Ehrlich auf dem jüdischen
Friedhof in Plaue mit Symbolik: Hand mit aufgeschlagenem Notenbuch
(Fotos und Hinweis von Jörg Kaps,
Arnstadt;
Foto Mitte in hoher Auflösung) |
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben
50jähriges Bestehen des Vereins Chewra Chasuk Emuna
(1892)
Artikel
aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Oktober 1892: "Berkach
bei Meiningen. Am Schabbat Bereschit (Schabbat mit der Toralesung Bereschit
= 1. Mose 1,1 - 6,8, dies war am 15. Oktober 1892) waren es fünfzig
Jahre, seitdem sich hier der Verein Chewra Chasuk Emuna gebildet.
Zehn bis zwölf hiesige Gemeindemitglieder riefen denselben ins Dasein;
jetzt zählt derselbe zwar nur noch 7 Mitglieder, darunter 2, die ihn
begründen halfen. So gering die Beiträge auch sind, so hat derselbe doch
im Laufe der Jahre an Vermögen zugenommen, denn trotz beträchtlicher
Unterstützungen, die er an Bedürftige hier und auswärts geleistet,
besitzt der Verein ca. 1.200 Mark an zinstragenden Geldern. Der Würde des
Tages wurde durch eine diesbezügliche Ansprache des Lehrers G. Holländer
in der Synagoge Rechnung getragen. H." |
Berichte zu einzelnen Gemeindemitgliedern
Mord an Louis Heßberg (1877)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April 1877: "Berkach
bei Meiningen. Am 10. dieses Monats hat sich folgender traurige Fall
ereignet. Der Sohn des hiesigen Schuhmachers Jakob Heßberg, Louis
Heßberg, ein braver, intelligenter, junger Mann, 20 Jahre alt, der 6
Jahre in einem Hause in Suhl konditioniert und sich nicht nur das volle
ertrauen seines Prinzipals, sondern auch die Achtung und Liebe der
Umgegend erworben hatte, wurde am genannten Tage, abends gegen 8 Uhr,
zwischen Zella und Suhl, 1/4 Stunde von letzterem Orte, ermordet und
seiner Barschaft, etwa 600 Mark, beraubt; die Mörder, die ihn mit seinem
eigenen Sacktuche erdrosselten, sind noch nicht entdeckt. Die
tiefbetrübten Angehörigen finden allgemeine Teilnahme." |
Zum Tod des langjährigen ehrenamtlichen Vorbeters Löw Friedmann (1893)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Oktober 1893: "Berkach,
17. Oktober (1893). Heute bestattete man dahier unter zahlreicher
Beteiligung einen Ehrenmann, dessen guter Name als dauerndes Erbteil
seinen Hinterbliebenen zur Zierde und zum schönsten Andenken verbleiben
wird. Herr Löw Friedmann segnete das Zeitliche am Dienstag, dem 7.
Marcheschwan (= 17. Oktober 1893) in einem Alter von 75 Jahren,
nachdem es ihm im Juni dieses Jahres noch beschieden war, die goldene
Hochzeit mit seiner jetzt so tief betrübten Gattin noch ziemlich rüstig
zu begehen. Behabt mit edlem Herzen und mit frommem Sinn, streng redlich
in Handel und Wandel, für das Wohl der Gemeinde in uneigennützigster
Weise wirkend, als gewissenhafter Hausvater auf die geistige und leibliche
Wohlfahrt seiner Kinder stets bedacht, hat er viele, viele gute Freunde,
schwerlich einen Feind hinterlassen.
Nahezu 30 Jahre fungierte er als Hilfsvorbeter an den hohen Feiertagen und
als Vertreter des Vorbeters in selbstlosester Weise und erfüllt von
wahrer Andacht. Nicht nur die Angehörigen, sondern auch die hiesigen
Gemeindemitglieder haben an ihm viel verloren.
Das Andenken an den Gerechten ist zum Segen. Möge auch hier das
Wort der Schrift sich bewähren, dass das Gedenken des Frommen schon zum
Segen gereicht! Möge die Erinnerung an den Seligen Andere anspornen, es
ihm gleich zu tun, ihm gleich zu leben und zu streben. (hebräisch und
deutsch:) Und das werde unser Trost!" |
80.
Geburtstag von Julius Mai (geb. 1854 in Berkach, Artikel von 1934)
Artikel vom 15. Mai 1934: "Coburg. Am 13. Mai feierte
der um die Stadt, das Wirtschaftleben und die Kultusgemeinde hochverdiente
Herr Kommerzienrat Julius Mai seinen 80. Geburtstag in erfreulicher
Rüstigkeit und reger Anteilnahme an den Geschehnissen unserer Zeit. In
Berkach ('Sachsen-Meiningen) in kinderreichem Elternhaus und bescheidenen
Lebensverhältnissen geboren, kam er in jungen Jahren nach Ableistung
seiner Militärpflicht als Einjährig-Freiwilliger nach Coburg, das ihm
zur dauernden Heimat wurde. Er war viele Jahre Stadtverordneter, dann (bis
zur Einführung der bayerischen Gemeindeverordnung in Coburg )
Magistratsrat, ferner Mitglied der Handelskammer (bis 1933) und deren
Kassier und Finanzverwalter. Als Mitglied und Vorsitzender von
Aufsichtsräten widmete er Bank- und Industrieunternehmungen des Bezirks
seine anerkennten und geschätzten kaufmännischen Kenntnisse und
vielfachen Erfahrungen. Sein Wirken wurde unter den herzoglichen
Regierungen durch mehrfache Auszeichnungen anerkannt. Mit seiner vor
einigen Jahren verstorbenen Gattin stand er vielen Wohlfahrtseinrichtungen
helfend und fördernd nahe, die Israelitische Kultusgemeinde verdankte
seinem frommen Sinn und seiner Begeisterung für das Judentum manche
Stiftung; in allen Kreisen wird er als stiller Wohltäter geschätzt. Sein
Leben kann als Vorbild für das eines guten deutschen Juden gelten, als
der er sich auch in nichtjüdischen Kreisen hoher Achtung und großen
Ansehens erfreut. Mögen die herzlichen und aufrichtigen Wünsche, die ihm
zu seinem Ehrentag gewidmet werden, Erfüllung
finden!" |
Sonstiges
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19.
Jahrhundert:
Grabstein in New York für Babette Ehrlich (1827-1892)
Anmerkungen: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in
NY-Brooklyn. Der Geburtsname von Babette Ehrlich wird nicht angegeben. Es
könnte sich nach http://www.thueringen.de/imperia/md/content/staatsarchive/meiningen/texte/auswanderungen_aus_dem_herzogtum_sachsen-meiningen.pdf
um Babette geb. Schwab handeln, die im Alter von 22 Jahren 1850 aus Berkach nach
Amerika ausgewandert ist.
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Grabstein für
"...our beloved mother Babette Ehrlich.
Born in Berkach Sachsen-Meiningen August 5th 1827
Died Sept. 16th 1892
Aged 65 Years, 1 Month & 11 Days..." |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war vermutlich ein Betsaal vorhanden. 1852 werden eine
"alte Synagoge" und eine Schule erwähnt. Sie befanden sich im
unmittelbaren Umfeld des alten jüdischen Wohngebietes (beim Zehnthof). 1854
wurde eine neue Synagoge mit einem daneben stehenden Schulhaus erbaut und
noch im selben Jahr feierlich eingeweiht. Die jüdische Gemeinde musste für den
repräsentativen Bau etwa 7.000 Gulden aufbringen. In der jüdischen Schule
wurden um 1860 45 Kinder unterrichtet. In der Synagoge stand ein Toraschrein mit
sechs Torarollen.
Beim Novemberpogrom 1938 blieb die Synagoge unzerstört. Sie wurde von
der jüdischen Gemeinde 1939 unter dem Druck der Verhältnisse an die politische
Gemeinde verkauft. Eine Torarolle konnte von dem jüdischen Gemeindeglied
Goldschmidt gerettet werden und steht heute im Toraschrein einer jüdischen
Gemeinde in New Jersey/USA. 1942 verkaufte die politische Gemeinde die
ehemalige Synagoge an den Sparkassen- und Darlehensverein.
1949 wurde die
ehemalige Synagoge zunächst von der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB),
später von der LPG als Lagerraum und Schmiede genutzt.
1989/90 begannen auf
Initiative der Denkmalbehörde und in Zusammenarbeit mit der Jüdischen Landesgemeinde
Thüringens die Überlegungen zur Restaurierung der jüdischen Kulturstätten in
Berkach. Unter Leitung der Denkmalpflege Meiningen wurde die Synagoge von Grund
auf erneuert. Am 3. November 1991 wurde das Gebäude von Landesrabbiner Chaim
Litschitz (Hessen) wieder als Synagoge eingeweiht. Geplant war, dass mehrmals
jährlich wieder Gottesdienste stattfinden, etwa bei Treffen jüdischer
Jugendlicher. Anwesend waren bei der Einweihung der Vorsitzende der jüdischen
Landesgemeinde Thüringens, Raphael Scharf-Katz aus Erfurt, der Berliner Kantor
Estrongo Nachama, der evangelische Landesbischof von Thüringen Dr. Werner
Leich, Bischof Dr. Wanke, Bundespräsidentin Prof. Rita Süßmuth,
Landtagspräsident Dr. Gottfried Müller, der israelische Vizekonsul Tibor
Schlosser, Vertreter der israelitischen Kultusgemeinden Kassel, Nürnberg,
Frankfurt am Main, Bad Naumann sowie ehemalige jüdische Bewohner Berkachs.
Bei der Restaurierung 1999 wurde im Bereich des Toraschreines ein Fenster
eingebaut, das nicht historisch war. Es wurde bei einer weiteren Restaurierung
2005 zugemauert.
Adresse/Standort der Synagoge:
Mühlfelder Straße 7
Fotos
(Fotos Hahn, Aufnahmedatum 14.8.2005)
Die ehemalige Synagoge nach
der ersten
Restaurierung (1999) |
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An Stelle des
Toraschreines wurde ein Fenster eingebracht, das nicht historisch ist.
Dieses Fenster wurde bei der zweiten Restaurierung (2004/05) zugemauert.
Als gleichfalls unhistorisch erwies sich das Sichtfachwerk, das bei der
zweiten Restaurierung wieder verdeckt wurde. |
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Die ehemalige Synagoge
im Sommer 2005 |
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Die ehemalige Synagoge |
Links neben der Synagoge:
das 1853
erbaute Gebäude der jüdischen Schule
mit Lehrerwohnung |
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Der Eingang zum Betsaal |
Mesusa am Eingang zum Betsaal |
Gedenktafel |
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Blicke von der
Frauenempore zum Bereich des früheren Toraschreines - frisch vermauert
ist das
Fenster im Bereich des ehemaligen Toraschreines, das 1999
hergestellt wurde. |
Blick zur Decke
des Betsaales |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Oktober 2009:
Eine Gedenktafel für den Lehrer und Chasan
Hermann Ehrlich wurde angebracht |
Foto
und Bericht - erhalten von Israel Schwierz:
"GEDENKTAFEL FÜR LEHRER UND CHASAN HERMANN EHRLICH s.A. AN DER EHEMALIGEN JÜDISCHEN SCHULE IN BERKACH/THÜRINGEN.
Zum Abschluss der jüdisch-christlichen Begegnungstage am 9.Oktober 2009 traf sich nochmals eine stattliche Anzahl von Besuchern in der Synagoge
BERKACH, wo ein festliches Konzert unter dem Motto "Christliche Chormusik und jüdische Liturgie in der Begegnung" stattfand.
Vor Beginn der Veranstaltung jedoch versammelten sich die Festgäste vor dem ehemaligen jüdischen Schulgebäude direkt neben der Synagoge, wo der Vorsitzende der HERMANN-EHRLICH-STIFTUNG der Grabfelder Bildungs- und Begegnungsstätte Berkach, GURSANGAT SINGH KHALSA, unter Beifall der Anwesenden eine Gedenktafel zu Ehren von HERMANN EHRLICH, einem bedeutenden jüdischen Kantor und Lehrer sowie einem der wenigen Pioniere der Begegnung zwischen Juden und Christen, mit der folgenden Inschrift enthüllte: "Hier wohnte und unterrichtete Hermann Ehrlich (1815-1879) Kantor, Komponist, Lehrer und Herausgeber der europaweit bedeutenden "Liturgischen Zeitschrift" von November 1853 bis Mai 1876" (darunter befinden sich Noten und in Deutsch und Hebräisch
"Schma Israel").
Ihn würdigte dann auch während des Konzerts der Archivdirektor des Staatsarchivs Meiningen, Dr. JOHANNES MOTSCH, in einem Vortrag mit dem Titel "Der Berkacher Kantor Hermann Ehrlich als Brückenbauer zwischen Juden und Christen".
HERMANN EHRLICH wurde 1815 in GLEICHERWIESEN geboren. Da er "ein ganz schwaches und krankes Kind" war kam er zu seinen Großeltern in das benachbarte SIMMERSHAUSEN, wo er bis zu seiner Bar Mizwa blieb. Er besuchte die jüdische Schule am Ort, daneben wurde er vom christlichen Dorfschulmeister in Musik unterrichtet: hier wurde der Grundstock für seine lebenslange Liebe zur Musik gelegt. Im Alter von 13 Jahren beschlossen die Eltern und Großeltern, dass der Junge Lehrer werden sollte; auf Anraten seines letzten Lehrers in SIMMERSHAUSEN wurde er nach
OBERWALDBEHRUNGEN zum dortigen Lehrer JACOB EPSTEIN , einem hervorragenden Pädagogen "in die Lehre" geschickt. Nach bestandener Prüfung trat er am 1. Mai 1832 in das vom Superintendenten CARL LUDWIG NONNE geleitete Lehrerseminar in
HILDBURGHAUSEN ein – als einer der beiden ersten Juden, die diese damals nach modernsten Maßstäben arbeitende Institution besuchten.
Nach seiner erfolgreichen Abschlussprüfung blieb EHRLICH zunächst in HILDBURGHAUSEN, bis er im April 1836 vor einer besonderen Kommission eine Zusatzprüfung für jüdische Lehrer bestand. Am 1. Mai 1836 konnte er dann seine erste Stelle in der jüdischen Schule von BIBRA antreten. 1844 heiratete er in GLEICHERWIESEN KAROLINE ROMBERG aus
POPPENLAUER in Unterfranken. Aus dieser Ehe gingen zehn Kinder hervor, von denen leider einige bereits im Kindesalter starben.
Am 27.Dezember 1845 trat HERMANN EHRLICH die Lehrerstelle an der jüdischen Schule in BERKACH an. Eingeführt wurde er von dem evangelischen Pfarrer MICHAEL RÖHRIG, zu dem er ein freundschaftliches Verhältnis entwickelte.
Im Mai 1851 begann EHRLICH mit der Herausgabe der "Liturgischen Zeitschrift" mit dem Ziel, zur Verbesserung des Gesanges während der Gottesdienste in der Synagoge beizutragen. Ein Schwerpunkt war die Chorausbildung. Dazu erhielt er Manuskripte u.a. aus MÜNCHEN, FRANKFURT und POSEN. Nach schlechten Erfahrungen mit einer Buchhandlung übernahm er die Zeitschrift, die über 100 Abonnenten hatte, im Selbstverlag; dazu mietete er Räume in RÖMHILD an. Von RÖMHILD und BERKACH sind demnach sehr wichtige Impulse für die Reformen bei der musikalischen Gestaltung der Gottesdienste ausgegangen.
Im Frühjahr 1850 plante die jüdische Gemeinde einen Neubau von Synagoge und Schule, im November 1853 konnte EHRLICH die Wohnung im neuen Schulhaus beziehen. Am 1. Juni 1854 wurde die neue, heute noch existierende Synagoge eingeweiht. Für die musikalische Umrahmung der Feierlichkeiten zeichnete CHASAN EHRLICH verantwortlich.
Da ihn im Alter zunehmend Krankheiten plagten wurde er 1864 vom Dienst als Kantor suspendiert. Im Mai 1876 wurde er bei vollem Gehalt pensioniert: so würdigte der Staat damals seine Leistungen. Am 24. Dezember 1879 starb er in ARNSTADT. Er wurde auf dem
Friedhof von PLAUE, wo eine seiner Töchter verheiratet war, begraben.
EHRLICH liebte sein ganzes Leben lang nicht nur die Musik und den Chorgesang, er war auch seit dem Beginn seiner Lehrtätigkeit mit dem evangelischen Pfarrer von BERKACH MICHAEL RÖHRIG eng befreundet. Beide waren immer auf der Suche nach dem Gemeinsamen zwischen den beiden Religionen und nicht auf Betonung des Trennenden bedacht. So kam es hier bereits im 19. Jahrhundert zum Beginn einer, wenn auch sehr zarten christlich-jüdischen Zusammenarbeit zum Wohle aller Bewohner des Ortes.
Vor und nach dem Vortrag trugen über einhundert Sängerinnen und Sänger aus mehreren Chören der Region GRABFELD ihr eindrucksvolles Konzert vor. Sie taten das anlässlich der Schlussfeier der Woche der jüdisch-christlichen Begegnung, aber auch im Gedenken an HERMANN
EHRLICH s.A., jenem jüdischen Kantor aus BERKACH, der als Brückenbauer zwischen Juden und Christen gilt." |
Programm der "Christlich-jüdischen
Begegnungstage" in Berkach im Oktober 2009
(pdf-Datei) |
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September 2013:
Programm zum "Europäischen Tag der
Jüdischen Kultur" am 29. September 2013 -
Pläne für die künftige Erinnerungsarbeit vor Ort: Projekt
Franco-Judaicum |
Artikel im "Meininger Tageblatt" (insuedthueringen.de,
Link
zum Artikel) vom 21. September 2013: "Jüdische Kultur in Berkach
Grabfeld-Berkach - Der Grabfeld-Ortsteil Berkach verfügt über ein in Thüringen einmaliges jüdisches Ensemble aus Synagoge, Schule, Mikwe und Friedhof.
Am 29. September findet ein Tag der Jüdischen Kultur statt. Anlässlich des Tages des Europäischen Tages der Jüdischen Kultur, der seit 1999 jährlich am ersten Wochenende im September begangen wird, findet im Grabfeld-Ortsteil Berkach am Sonntag, 29. September, ein Festprogramm rund um die Synagoge statt.
Die Hermann Ehrlich Stiftung der 'Grabfelder Bildungs- und Begegnungsstätte
Berkach' (GBBB), unter Vorsitz von Singh Khalsa und der Franco-Judaicum-Projektbeirat sind in Zusammenarbeit mit der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen die Träger der Veranstaltung, die um 11 Uhr beginnt. Nach der Vorstellung des Projektes Franco-Judaicum im Grünen Band wird eine Ausstellungstafel, die Bauhistoriker Torsten Lieberenz aus Weimar zu dem in Thüringen einmaligen fränkisch-jüdischen Ensemble (Franco-Judaicum Projekt) im Grabfeld-Ortsteil Berkach erstellt hat, enthüllt. Bernd Gaspar präsentiert in einer Ausstellung Fotos unter dem Thema
'Wild und Natur im Grabfeld'. Gegen 12 Uhr lädt Thomas Meier, stellvertretender Vorsitzender des Vereins, zu einem Rundgang durch das Dorf mit Stationen an der Mikwe (Badeanstalt), Synagoge, Friedhof und der ehemaligen jüdischen Schule. Um 14 Uhr wird Prof. Reinhard Schramm, Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, alle Gäste offiziell begrüßen. Im Anschluss referiert Dr. Johannes Mötsch, Direktor des Thüringer Staatsarchivs in Meiningen, über die zeitgeschichtliche Bedeutung von Hermann Naftali Ehrlich. Als Kantor verfasste Ehrlich zur feierlichen Einweihung der jüdischen Schule und der Synagoge am 1. Juni 1854 eine musikalische Einweihungsordnung zur Umrahmung. Seit 1845 war Ehrlich von der jüdischen Gemeinde in Berkach als Lehrer, Vorbeter und Kantor angestellt. Hermann Ehrlich gab von Berkach aus die
'Liturgische Zeitschrift' heraus. Gegen 14.45 Uhr hält Singh Khalsa, GBBB-Vorsitzender, einen kurzen Vortrag über die heutige Bedeutung des Liturgischen Zeitschrift Ehrlichs.
Um 15 Uhr dürfen sich alle Gäste auf den Höhepunkt des Europäischen Tages der Jüdischen Kultur in Berkach freuen. Amnon Seelig und das Jüdische Ensemble Berlin geben ein Konzert in der Berkacher Synagoge. Nach Auszügen aus der Einweihungsfeier von Synagoge und Schulhauses in Berkach 1854 erklingt Synagogenmusik von Hermann Ehrlich sowie Kantoren des 19. Jahrhunderts. Männliche Besucher werden gebeten in der Synagoge eine Kopfbedeckung zu tragen. Mit dem Konzert in der Synagoge endet das Festprogramm in Berkach.
Zur jüngsten Ratssitzung der Gemeinde Grabfeld in Berkach stellte Thomas Meier, stellvertretender Vorsitzender der Hermann Ehrlich Stiftung in der Grabfelder Bildungs- und Begegnungsstätte Berkach die Machbarkeitsstudie zu dem Projekt Franco-Judaicum im Grünen Band vor. Großes Ziel der GBBB ist es, die Einzigartigkeit des Jüdischen Ensembles in Berkach weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt zu machen und auch zu beleben.
'Wir möchten das Augenmerk darauf legen, dass in Berkach jahrhundertelang Franken und Juden friedlich zusammen lebten. Zwei marode Bauerngehöfte (Vierseithöfe) und die einstige jüdische Schule hat der Verein erworben und möchte diese historischen Gebäudeensemble restaurieren und einer öffentlichen Nutzung zuführen. Die Synagoge sollte man für ein größeres Publikum erschließen. Das könnten regelmäßige Veranstaltungen sein. Dank Fördermitteln ist eine Internetseite über das Projekt Franco-Judaicum im Aufbau, die in verschiedenen Sprachen weltweit auf Berkach aufmerksam machen
wird', erläuterte Thomas Meier, der beruflich als Architekt im Weimarer Land tätig ist.
In einem der Bauernhöfe wurde inzwischen das Antragshaus saniert. Doch auch die anderen Gebäude weisen große Schäden auf. Langfristig plant daher der Verein die Sanierung der beiden Gehöfte. Laut der Ausführungen von Meier wären Mitstreiter vor Ort ebenso wichtig wie finanzielle Zuschüsse für die weiteren Arbeiten.
'Die Rente von Singh Khalsa reicht für das anspruchsvolle Vorhaben nicht aus. Wir hoffen auf einen Kredit der Thüringer Aufbaubank, von dem wir 70 Prozent nicht zurückzahlen müssen. Weiter sind zinsgünstige KfW-Kredite im Gespräch - ohne öffentliche Förderung geht es nicht. Eine Kostenschätzung für die Sanierung aller Gebäude einschließlich Außengestaltung geht von 1,5 Millionen Euro
aus', informierte Meier weiter. In der einstigen jüdischen Schule möchte man nach erfolgtem Ausbau Studenten als Gäste beherbergen. Ein kleines Bistro ist im Erdgeschoss angedacht. Öffentliche Toiletten sollen im Bereich der Synagoge für Besucher entstehen. Sind die Bauerngehöfte saniert will man diese einer Nutzung und Vermietung zuführen. Aus den Einnahmen sollen dann Kredite abgezahlt werden.
'In den wieder hergestellten Stallanlagen könnten für Veranstaltungen stattfinden. In der Scheune haben wir ein Heuhotel für Leute mit kleinem Budget angedacht. Die Beheizung der Gebäude wird künftig über Erdwärmesonden realisiert. Laut Machbarkeitsstudie könnte die Umsetzung des Projekts, natürlich nur bei der Bereitstellung von Fördermitteln, im Jahr 2018 abgeschlossen sein", so Thomas Meier. db'"
Informationen
zum Projekt Franco-Judaicum am grünen Band bei
juden-in-thueringen.de |
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Juni 2014:
160-jähriges Jubiläum der Berkacher
Synagoge |
Artikel von Karsten Tischer in "inSüdthüringen.de"
vom 5. Juni 2014: "Wiederbelebung eines Schatzes
Berkach - Das jüdische Ensemble in Berkach ist einmalig in Thüringen. Am Sonntag feierte die Gemeinde gemeinsam mit der evangelischen Kirche und zahlreichen Gästen aus aller Welt das 160-jährige Jubiläum der Berkacher Synagoge.
Grabfeld-Berkach - Wenn Schüler von heute eine Episode aus der längst vergangenen jüdischen Geschichte ihrer Heimat nacherzählen, wenn eine Sopranistin in einer Kirche mit den Gemeindemitgliedern jüdische Lieder singt und dabei Zeile für Zeile immer wieder mit ihnen durchgeht, fast so, als müsse man diese Sprache wieder neu kennen- und schätzen lernen und wenn eine jüdische Familie extra aus Halle an der Saale anreist, um das Grab des Urgroßvaters zu sehen, obwohl ihr Lebensmittelpunkt seit geraumer Zeit ganz woanders liegt, dann wurde am vergangenen Sonntag tatsächlich ein Kreis, der vor Jahrzehnten so rabiat aufgebrochen wurde, wieder geschlossen. Dem Fest zum Jubiläum der Einweihung der Berkacher Synagoge ist genau dies gelungen..."
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Artikel in der "Thüringischen Landeszeitung"
vom 7. Juli 2014: "Zu Besuch in Berkach: Ein Dorf mit reichem jüdischen Erbe.
Als Gundula Bach 1982 heiratet, darf sie nicht gleich in die Heimat ihres Mann ziehen. Die Frau aus Lübbenau im Spreewald wird erst einer "strenge Prüfung" unterzogen, ehe sie 1983 Bürgerin von Berkach wird, einem kleinen Dorf im Südwesten der DDR..."
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Artikel von Blanka Weber in der
"Jüdischen Allgemeinen" vom 17. Juli 2014: "Es war
einmal in Berkach. Tage der Synagogenmusik erinnerten an die jüdische
Geschichte des Landes..."
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Juni 2014:
Die Berkacher Synagoge besteht 160
Jahre |
Spenden erbeten. Der Verein "Grabfelder Bildungs- und Begegnungsstätte Berkach" freut sich über jede Spende, um das jüdische Erbe des Ortes bewahren zu können. Spendenwillige können der gemeinnützigen Organisation über die Kontonummer
17 06 168 205 bei der Rhön-Rennsteig-Sparkasse, BLZ 840 50 000, finanzielle Unterstützung zukommen lassen.
www.franco-judaicum.org. |
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Februar 2015:
Erinnerung an den 200. Geburtstag von Hermann
Ehrlich |
Artikel von Wolfgang Swietek in
inSüdthüringen.de vom 18. Februar 2015: "Musikalischer Geburtstagsgruß in Synagoge von Berkach
Dem 200. Geburtstag von Hermann Ehrlich, einem jüdischen Lehrer und Kantor, wurde am Sonntag in der Synagoge Berkach im Rahmen einer kleinen Festveranstaltung gedacht.
Grabfeld-Berkach - 200 Jahre alt wäre er in diesem Monat geworden, der jüdische Lehrer und Kantor Hermann Ehrlich, der viele Jahre in Berkach gelebt und gewirkt hat. Anlass für die Hermann-Ehrlich-Stiftung und die Max-Reger-Musikschule Meiningen, mit einer Veranstaltung in der Synagoge und der ehemaligen jüdischen Schule in Berkach an den bedeutenden Kirchenmusiker seiner Zeit zu erinnern..."
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September 2018:
19. Tag der Europäischen Jüdischen
Kultur in Berkach |
Artikel von Israel Schwierz in haGalil.com
vom 17. September 2018: "19. Europäischer Tag der Jüdischen Kultur in
Berkach/Thüringen. Am 2. September 2018 war der 19. Europäische Tag der
Jüdischen Kultur. Aus diesem Grunde hatte das Vorstandsmitglied des
Jüdischen Ensembles Berkach e.V., Dipl. Ing. Architekt Thomas Meier aus
Tonndorf im Weimarer Land, Mitglieder des Vereins und Interessierte zu einem
gemeinsamen Nachmittag nach Berkach/Thüringen eingeladen. Sowohl Menschen
aus dem Dorf als auch aus der Region folgten der Einladung
Bereits vor der Veranstaltung wurden einige für das jüdische Ensemble in
Berkach engagierte Vertreter aus Religion, Kultur und Politik vom Fotografen
und Filmproduzent Anton Lysakovski in kurzen Filmaufnahmen interviewt und
porträtiert und sahen sich im Anschluss gemeinsam seine neueste Produktion
an – den Film 'Jüdische Gemeinde Berkach – Gestern, Heute und Morgen …' –
einen einmaligen, ganz hervorragenden Film. Zu sehen waren darin nicht zum
einen die steinernen Zeugen des jüdischen Ensembles in Berkach, welches
direkt an der einstigen DDR-Grenze liegt: die 1991 renovierte Synagoge, die
bis zur Wiedervereinigung als landwirtschaftliches Gebäude genutzt worden
war, die einstige jüdische Schule direkt daneben, in der Herrmann Ehrlich
als jüdischer Lehrer und Kantor gewirkt hatte, die restaurierte Mikwe,
ehemalige jüdische Wohnhäuser des Ritterguts der Freiherren von Stein und
der jüdische Friedhof, der früher direkt an der Grenze lag und daher für
viele Jahre unzugänglich war. Außerdem wurde das Grab von Hermann Ehrlich
auf dem jüdischen Friedhof in Plaue gezeigt sowie Szenen von
Gedenkveranstaltungen in der KZ-Außenstelle Jonastal und der heutigen
KZ-Gedenkstätte Buchenwald. Anton Lysakovski gelingt es hervorragend, den
Betrachtern nicht nur die Einzigartigkeit des Gebäudeensembles in Berkach
nahezubringen und Wissenswertes über die Geschichte der jüdischen Gemeinde
vom 17. Jahrhundert bis heute aufzuzeigen, er beleuchtet in dem Film auch
sehr anschaulich Aspekte des über Jahrhunderte respektvollen Zusammenlebens
von Juden und Christen im Dorf und berichtet über die Entwicklung des
jüdischen Erbes in Berkach bis heute. Dadurch soll der Bekanntheitsgrad
dieser ganz besonderen Gemeinde erhöht und ein unterstützendes Moment für
eine Bildungs- und Begegnungsstätte in Berkach geschaffen werden, wie sie
der Verein gemeinsam mit der Jüdischen Landesgemeinde plant. Durch den Film
sollen die nachfolgenden Generationen zudem mit einem soliden
geschichtlichen Wissen ausgestattet werden, das sie in die Lage versetzt,
selbständig die Vorgänge in der NS-Zeit zu beurteilen. Der Film zeigt nicht
nur sehr anschaulich verschiedene Veranstaltungen jüdischen Inhalts in
Berkach auf – beispielsweise die Rückkehr der Thora-Rolle aus den USA
anlässlich des 160. Jubiläums der Synagoge – er enthält auch sehr
eindrucksvolle Interviews mit mehreren Vereinsmitgliedern, Historikern und
Politikern, zeigt Bilder aus der Gemeinde und dem Meininger Staatsarchiv ,
Fotografien aus privaten Archiven und führt Kompositionen von Hermann
Ehrlich vor. Einen ganz wesentlichen Beitrag beinhalten Interviews mit
Zeitzeugen, die gezwungen waren, Berkach zu verlassen und mit denen, die
hier und in den angrenzenden Orten geblieben sind. Der Film von Anton
Lysakovski ist eine ganz besondere, herausragende und einzigartige Arbeit,
die es verdient, nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen jüdischen
und nichtjüdischen Welt gezeigt zu werden. Um 14.00 Uhr begrüßte dann Dipl.
Ing. Architekt Thomas alle Anwesenden zu einem gemeinsamen Rundgang im Dorf.
Gemeinsam mit Frau Gundela Bach – Fremdenführerin in Berkach – führte er die
Versammlung an wichtige Stätten jüdischen Lebens und Sterbens in Berkach:
von der Synagoge und der Jüdischen Schule ging es zu den ehemaligen
jüdischen Wohnhäusern des Ritterguts der Freiherrn von Stein im Hinterdorf
zur Mikwe und von dort zum jüdischen Friedhof, wobei alle Punkte sehr gut
und einprägsam erklärt wurden. Anschließend gingen alle Teilnehmer der
Veranstaltung zurück zur Synagoge, wo sie bei Tee, Kaffee und Kuchen Zeit
für angeregte Gespräche fanden. Es folgte ein exzellenter Vortrag von Dr.
Johannes Mötsch, dem ehemaligen Leiter des Thüringer Staatsarchivs in
Meiningen mit dem Titel: 'Chasan Hermann Ehrlich' zur Rolle des ehemaligen
jüdischen Kantors, der alle stark beeindruckte. Es folgte eine Auswahl an
Liedern und Geschichten zum Lachen und Weinen aus dem reichen Schatz
Jüdischer Musik- und Erzählkultur – vorgetragen von Frau Trillhaase und
Herrn Meier – teilweise auch mit gemeinsamem Gesang aller Besucher. Die
Teilnehmer des 19. Europäischen Tages der Jüdischen Kultur im einzigartigen
jüdischen Ensemble in Berkach haben diesen Tag nicht nur genossen –
körperlich wie geistig – er war für sie mit größter Sicherheit auch ein ganz
besonderes Erlebnis, an das sie noch lange zurückdenken werden. Den
Veranstalten – Herrn Thomas Meier und Frau Linda Trillhaase, Anton
Lysakovski, Herrn Dr. Mötsch und Frau Gundela Bach gebührt für ihre großes
Engagement und für ihre Mühe größter Dank und tiefste Anerkennung aller,
denen die Beschäftigung mit der untergegangenen jüdischen Kultur ein
Herzensanliegen ist. Es ist zu hoffen, dass auch im kommenden Jahr eine
ähnliche Veranstaltung stattfinden möge."
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Oktober 2020:
Die neue Torarolle für die
Synagoge in Erfurt wird teilweise in der Berkacher Synagoge geschrieben
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Artikel in der "Jüdischen Allgemeinen" vom
26. Oktober 2020: "Thüringen. Tora auf Reisen. Die öffentliche
Vorstellung der feierlichen Abschrift wird durch Vorträge und Workshops
ergänzt
Die neue Tora für die Jüdische Landesgemeinde Thüringen geht auf Reisen. Am
4. November kann der Sofer Reuven Yaacobov in der Synagoge im
südthüringischen Berkach bei seiner Arbeit beobachtet werden, sagte
die Projektleiterin der Arbeitsgemeinschaft 'Tora ist Leben', Alexandra
Husemeyer, am Montag in Erfurt. Sie koordiniert im Auftrag der Evangelischen
Kirche in Mitteldeutschland (EKM) und des Bistums Erfurt die Abschrift einer
hebräischen Bibel als Geschenk der Christen an die Juden des Landes.
Auftritte Zu dem Termin in Berkach werden neben dem
Landesvorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, Reinhard Schramm, auch der
Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster,
erwartet. Danach seien neun weitere öffentliche Auftritte Yaacobovs unter
anderem in Erfurt, Nordhausen und Eisenach geplant. Parallel dazu solle es
ein Vortragsprogramm und Workshops mit etwa 700 Schülern der siebten bis
zehnten Klasse geben, kündigte Husemeyer an. Dabei gehe es um die
Vermittlung grundlegender Aspekte des jüdischen Glaubens und jüdischer
Kultur. So würden die jungen Leute lernen, wie man das Wort 'Schalom' für
Frieden oder den eigenen Namen auf Hebräisch schreibt.
Abschrift Wie weit der Sofer, der vor einem Jahr mit der Abschrift
der exakt 304.805 Buchstaben begonnen hatte, bereits ist, konnte
Landesrabbiner Alexander Nachama nicht genau sagen. Er gehe davon aus, dass
die Gemeinde am 30. September 2021, dem jüdischen Festtag zu ihren Ehren,
die neue Tora in Gebrauch nehmen kann. Zuvor soll sie 'voller Freude' durch
die Erfurter Innenstadt getragen werden, blickte Nachama voraus."
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Hans Nothnagel / Otto Neubert /Gundela Bach
/ Simone Ziegler: Berkach - ein einmaliger Hort jüdischen
Kulturerbes im Freistaat Thüringen. In: Hans Nothnagel (Hg.): Juden
in Südthüringen - geschützt und gejagt. Bd. 3: Juden in der ehemaligen
Residenzstadt Meiningen und deren Umfeld. Suhl 1999 S. 93-133. |
| Gundela Bach: Ein Ensemble jüdischer
Geschichte in Berkach. Broschüre 1996. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Berkach Thuringia. Jews first
settled there in the 18th century and by 1833 the community grew to 152 (33 % of
the total). The community had a synagogue (1854), its own cemetery (1846), and a
school. The Jewish population was 98 in 1895 and 38 in 1920. The 20 to 30 Jews
who still lived in Berkach at the time of the Nazi takeover in 1933 were
persecuted and harassed. In spring 1938, the Jewish community was forced to hand
over the synagogue for domilition to the local authorities. The demolition was
never carried out and the synagogue, now owned by the municipality, was spared
on Kristallnacht (9-10 November 1938). In the night of the pogrom, nine
Jews were arrested and deported to the Buchenwald concentration camp, where one
died. Ten community members made ot to safe havens (U.S., Australia, Palestine)
before the outbreak of the war. At least 14 Jews from Berkach perished in
concentration camps to which they were deported in 1942.
After 1989 the old synagogue was restored.
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