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zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Calw (Kreisstadt)
Jüdische Geschichte
Übersicht:
Zur Geschichte jüdischer
Einwohner
In Calw lebten im Mittelalter einzelne jüdische
Personen, ohne dass es zur Bildung einer jüdischen Gemeinde kam. 1281 bis 1284
werden Calwer Juden als Gläubiger des Klosters Hirsau genannt. 1434 bis 1438 wird
Jud Kalmann von Calw genannt.
Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ließen sich wenige
jüdische Personen / Familien wieder in Calw nieder. Ihre Zahl blieb gering:
1871 vier jüdische Einwohner, 1895 drei, 1900 drei, 1905 elf, 1910 zehn, 1925
12 jüdische Einwohner.
Bis nach 1933 bestanden an Gewerbebetrieben in jüdischem Besitz:
das Manufakturwarengeschäft Otto Michelson (Marktplatz 24), der Gasthof zur
"Linde", Inh. Georg, später Rosa Creuzberger (Lange Steige 2) und die
Viehhandlungen Max und Rubin Löwengart aus Rexingen
(Burgsteige 6).
1933 wurden noch sechs jüdische Einwohner in der Stadt
gezählt. Das Ehepaar Otto und Setty Michelson verzog, nachdem es sein Manufakturwarengeschäft
aufgeben musste (bereits am 1. Oktober 1936, danach noch Hausierhandel), 1939 nach Pforzheim. Von dort wurden beide am 22. Oktober 1940
- bei der Deportation der badischen und pfälzischen Juden - in das Lager Gurs
nach Südfrankreich verschleppt. Otto Michelson starb am 7. Dezember 1941 in einem
in Aix-en-Provence errichteten Lager. Setty Michelson wurde im August 1942
nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. In Auschwitz ist auch Helmar Spier
umgekommen, der nach Berlin verzogen war. Gleichfalls in Auschwitz ist Rosa
Creuzberger umgekommen. Sie wurde im September 1943 nach dem Tod ihres
nichtjüdischen Ehemannes deportiert.
Spuren der Verfolgungszeit 1933 bis 1945. In Calw bestand von Januar bis
April 1945 ein Außenkommando des Konzentrationslagers Natzweiler/Elsass,
in dem 199 jüdische Frauen (die jüngsten waren 13 Jahre alt), die aus anderen
Lagern überstellt wurden, zur Zwangsarbeit der der Fa. LUFAG eingesetzt waren
(Flugzeugbau). Die Frauen kamen in Calw bereits unterernährt an und wurden bei
strenger Kälte - ohne Winterkleidung - auf dem Dachboden des LUFAG-Gebäudes
untergebracht. Mindestens eine Frau verstarb an Typhus. Das Fabrikgelände war
mit Stacheldraht umgeben und wurde von SS-Männern und -Frauen überwacht. Ende
März oder Anfang April wurde das Lager vor den heranrückenden französischen
Truppen geräumt. Eine Gruppe kranker Frauen wurde mit Lastwagen in das
KZ-Außenkommando in Geislingen verbracht, andere wurden zu Fuß in Richtung
Dachau losgeschickt. Das Gebäude der Fa. LUFAG, in dem die Frauen lebten und
arbeiteten, blieb nach 1945 erhalten (später Hauptgebäude der Fa. Bauknecht,
In der Eiselstätte 7).
Ergänzender Hinweis: 1944 wurde vom damaligen evangelischen Dekan der
Stadt Alfred Brecht das jüdische Ehepaar Max und
Ines Krakauer etwa 3 1/2 Wochen in seinem Haus versteckt.
Berichte aus der Geschichte
jüdischer Einwohner
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige des Manufakturwarengeschäftes Geschwister Kleemann (1924)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Juli 1924: "Detail-Reisender.
Wir suchen per sofort einen tüchtigen Herrn für gut eingeführte Tour.
Derselbe muss die Manufakturbranche gut verstehen.
Geschwister Kleemann, Calw (Württemberg)." |
Fotos
Fotos zur
jüdischen Geschichte in Calw sind noch nicht vorhanden. |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica II,1 S. 146-147. |
| Ludwig Müller: Aus fünf Jahrhunderten. In:
Zeitschrift des historischen Vereins für Schwaben und Neuburg. 26. 1899 S.
166. |
| Heimatgeschichtliche Wegweiser zu Stätten des
Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Baden-Württemberg I.
Regierungsbezirke Karlsruhe und Stuttgart. 1991. S. 11-14. |
| Josef Seubert: Von Auschwitz nach Calw. Jüdische
Frauen im Dienst der totalen Kriegsführung. Edition Isele. Eggingen 1989. |
| Erinnerungen von Elisabeth Isaac. In: Untergang und
Neubeginn. Jüdische Gemeinden nach 1945 in Südwestdeutschland. Hrsg. vom
Haus der Geschichte Baden-Württemberg. Heidelberg 2009 S. 131-138. |
| Christoph Bittel: Calw - Geschichte einer
Stadt. Politisches Leben 1803-1945. Archiv der Stadt Calw - Sparkasse
Pforzheim Calw. 2007. S. 164-167 mit Anmerkungen S. 274. ISBN
978-3-939148-10-4. |
| Gabriel Stängle mit Sebastian Röhrle, Jeremias
Viehweg, Fabian Gote, Pascal Grimm und Kevin Schmidt (Hrsg.
Christiane-Herzog-Realschule Nagold): "Wir waren froh, als es vorbei war":
die Ausgrenzung und Verfolgung von Juden im Kreis Calw zwischen 1933-1945.
Horb am Neckar: Geigerdruck GmbH 2017 143 S. Ill. Karten ISBN
978-3865956491. |
n.e.
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