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Cochem (Kreisstadt,
Kreis
Cochem-Zell)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Cochem bestand eine jüdische
Gemeinde zunächst im Mittelalter. Die Juden der Stadt waren zuerst königliche,
dann trierische Kammerknechte. Erstmals werden Juden in der Stadt 1242
genannt. Namentlich werden damals Helemannus (Heilmann) und Heckelin erwähnt.
Die jüdischen Familien lebten vor allem vom Geldhandel. 1339 hatten
beispielsweise die Grafen Ruprecht und Philipp von Virneburg bei Jud Salomon in
Cochem hohe Schulden; dieser war Verwalter der Zollstation in Cochem. Bei der Judenverfolgung
1287 in Folge der den Juden zu Oberwesel
zur Last gelegten Ermordung des "guten Werner" wird auch Cochem
genannt: im Frühjahr 1287 wurden in der Stadt 17 jüdische Personen erschlagen.
Auch bei der sogenannten "Armleder"-Verfolgung 1337 und der
grausamen Verfolgung
während der Pestzeit 1348/49 wurden Juden in der Stadt ermordet. Nach der
Katastrophe von 1348/49 wurde der jüdische Besitz durch den Erzbischof
veräußert.
Nach der Verfolgung in der Pestzeit wird 1355 und 1359 wieder ein
jüdischer Einwohner namens Carpil genannt. Ab 1378 wird ein weiterer
Jude, Abraham von Cochem in der Stadt bezeugt. Beide wohnten - möglicherweise
nacheinander - in einem Haus am Markt, das das große Judenhus genannt
wurde. Auch Carpil und Abraham lebten von Geldhandel. Der Judenschutz lag beim Erzbischof von Trier. Daher betraf die Vertreibung der Juden aus
dem Erzstift Trier 1418 auch die Cochemer Juden.
Vom 15. bis zum 17. Jahrhundert werden nur vereinzelt Juden in der Stadt
genannt. So erlaubte der Trierer Erzbischof 1554 einem Juden das
Niederlassungsrecht in der Stadt (es handelte sich - nach der Familientradition
der Familie Hein - um einen Ahnen dieser Familie, dessen Vorfahren 1492 aus Spanien vertrieben worden waren).
Eine jüdische Gemeinde bestand in Cochem erst wieder im 19./20. Jahrhundert. Ihre Entstehung
geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück, als offenbar einige
Familien zuziehen konnten.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1808 42 jüdische Einwohner, 1817 46, 1822 45 (2,1 % von insgesamt 2.104
Einwohnern), 1858 69 (2,7 % von 2.520), 1895 114 (3,3 % von 3.454).
Die jüdischen Einwohner waren im Leben der Stadt weitestgehend integriert. Sie
engagierten sich auch im allgemeinen Vereinsleben. So gehörten zu den
Gründungsmitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr 1882 auch Jacques
Hein, Isaak Hein II, Isaak Hein III und Gottschalk Hein. Das Engagement im
Vereinsleben und das problemlose Miteinander kommt u.a. im unten stehenden
Bericht zur Feier der Goldenen Hochzeit von Salomon Hein 1901 zum Ausdruck.
Zur jüdischen Gemeinde Cochem gehörten auch die in Cond, Sehl und nach Auflösung der
dortigen jüdischen Gemeinde die in Bruttig lebenden jüdischen Einwohner. In Sehl
lebten 1895 12 jüdische Einwohner, 1925 6.
1932
gehörten zur Gemeinde die in folgenden Orten lebenden jüdischen Personen: in
Sehl 6 Personen (insbesondere Weinhändler Siegmund Hirsch mit Frau Hedwig Bach
und zwei Söhnen), in Cond 9, in Büchel 4, in Alflen 4, in Bruttig
7.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische
Schule (zeitweise Israelitische Elementarschule, vgl. die Anzeigen unten
1859/76, mit denen ein Elementarlehrer gesucht wird; 1924 noch ein
Religionslehrer), ein rituelles Bad (möglicherweise im Synagogengebäude) und ein Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der
zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. 1901 wird Lehrer Mannheimer
genannt, von 1924 bis 1939 Lehrer Paul (Pinkas) Goetzoff.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde der
Feldhilfsveterinär Hugo Hein (geb. 10.8.1891 in Cochem, gef. 19.8.1918) und
Leutnant Heinrich Hirsch (geb. 26.10.1897 in Cochem, gef.
2.10.1918). Außerdem sind gefallen: Lothar Kahn (geb. 7.10.1893 in Cochem, vor
1914 in Köln wohnhaft, gef. 16.6.1915) und Artur Kaufmann (geb. 2.4.1895 in
Cochem, vor 1914 in Wanne wohnhaft, gef. 11.5.1916; siehe Foto des
Grabsteines in Verdun unten).
In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg gab es in Cochem vor allem die folgenden
jüdischen Familien: Familie Isaak Hein III (Bernstraße 541) mit den
Söhnen Siegfried, Ludwig und Julius, die gemeinsam ein Pferde- und
Rindviehgeschäft führten (Endertstraße 557, an der Tunnelbrücke):
Viehhändler Siegfried Hein mit Frau Rose geb. Salomon und zwei Kindern,
Viehhändler Ludwig Hein mit Frau Sophia geb. Faber und zwei Töchtern,
Viehhändler Julius Hein (Bernstraße 541), Josef Horn und Frau Jenny geb. Hein
mit Sohn (Bernstraße 541), Leopold Hein (Häutehändler, Endertstraße 548) mit
Frau Johanna geb. Haas und zwei Töchtern, Erwin Haimann (Händler,
Endertstraße 548) mit Frau Gertrude geb. Hein, Adelheid Heinz (Inhaberin eines
Lebensmittel- und Porzellangeschäftes, Bernstraße 538), Viehhändler Siegmund
Hein, Leo Hein mit Frau Agatha geb. Schoemann (Lebensmittelgeschäft
Oberbachstraße 29), Viehhändler Leo Hein mit Frau Paula geb. Mayer und Tochter
(Oberbachstraße 292 oder 311),Louis Hein mit Frau Selma geb. Abraham (Metzger,
Herrenstraße 221), Wilhelm Mayer mit Frau Else geb. Nonem und Sohn (Weinhandel,
Ravenéstraße 41), Moritz Mayer mit Frau Ida geb. Herz und Tochter (Kaufmann,
Ravenéstraße 47), Wilhelm Hirsch mit Frau Clara geb. Hahn (Weinhandlung
Ravenéstraße 25 oder 35), Eugen Hirsch (Weinkommissär, Endertstraße 565),
Isaak Dahl mit Frau Emma geb. Fernich und sechs Kindern (Viehhändler, Fuhrweg
379 oder Kelberger Straße 401), Valentine Simon geb. Kaufmann mit Tochter Änne.
Um 1924, als zur Gemeinde etwa 60 Personen (in 21 Familien) gehörten,
waren die Gemeindevorsteher H. Dahl, Moritz Meyer und Siegmund Hirsch.
Zur Repräsentanz gehörten Markus Hirsch, J. Hirsch, Eugen Hirsch, S. Hein, Wilhelm Mayer,
Leo Hein und Louis Heinz. Als Kantor, Lehrer und Schochet war Paul (Pinkas) Götzoff
angestellt (geb. 1897 in Minsk). Er erteilte in der Religionsschule der Gemeinde 12 Kindern der
Religionsunterricht. An jüdischen Vereinen gab es die Jüdische Armenkasse
(1924/32 unter Leitung von Moritz Mayer mit zwölf Mitgliedern; Zwecke und
Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger, Wanderfürsorge) und den Israelitischen
Frauenverein (1870 gegründet, 1924/32 unter Leitung von Frau Ida Mayer mit
15 beziehungsweise 26 Mitgliedern; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung
Hilfsbedürftiger). 1932 waren die Gemeindevorsteher: Isaak Dahl (1. Vors.),
Moritz Mayer (2. Vors.) und Marcus Hirsch (3. Vors.). Die beiden Vorsteher der
Repräsentanz waren Siegmund Hirsch (1. Vors.) und Wilhelm Mayer (2. Vors.).
Weiterhin war Paul (Pinkas) Götzoff als Lehrer, Kantor und Schochet tätig. Im
Schuljahr 1931/32 hatte er acht Kindern den Religionsunterricht zu
erteilen.
1933 lebten noch etwa 45 jüdische Personen in Cochem. In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom
1938 wurde die Synagoge geschändet, jüdische Wohnungen überfallen, die
jüdischen Männer verhaftet, teilweise misshandelt (Ludwig Hein wurde nach der
Verhaftung ins Wittlicher Gefängnis eingeliefert und mehrfach verprügelt) und
in das Konzentrationslager nach Dachau verschleppt. Letztes
"Judenhaus" in der Stadt war das Haus der Familie Hein in der
Bernstraße. Im Juni 1942 wurden aus diesem die letzten drei jüdischen
Einwohner der Stadt abgeholt und deportiert (Isaak Dahl mit Frau Emma geb.
Fernich sowie ihr Bruder Jakob Fernich aus Ulmen).
Von den in Cochem geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", teilweise unter "Kochem"
eingegeben): Edith Baer (1902), Edith Dahl (1936), Felix Dahl (1900),
Hedwig Dahl geb. Herz (1908), Isaak Dahl (1861), Johanna Dahl (1890), Lena Dahl
(),Siegmund Dahl (1891), Rosa Goetzoff geb. Gurfinkel (1891), Senta Goetzoff
(1929), Irma Hanau (1897), Fernand Hayum (1924), Adelheid Hein (1860), Elfriede
Hein (1924), Erwin Hein (), Fanny Hein (1858), Johanna Hein geb. Haas (1866),
Julius Hein (1882), Leo Hein (1881), Leopold Hein (1867), Paula Hein geb. Mayer
(1892), Rosa Hein geb. Salomon (), Siegfried Hein (1880), Siegmund Hein (1871),
Sophie Hein (1865), Hedwig Hirsch geb. Bach (1869), Selma Hirsch geb. Bender
(1875), Siegmund Hirsch (), Bernhard Horn (1926), Jenny Horn geb. Hein (1894),
Josef Horn (1887), Josephine de Leeuw geb. Hein (1875), Albert Liffmann (1880),
Frida May geb. Hahn (1873), Benno Simon (1878), Hilde Stern geb. Simon (1903),
Alex Wolff (1880), Julia Wolff geb. Hein (1886),
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1859 /
1865 / 1876 /
1924
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 18. April 1859: "In unserem Kreisstädtchen ist die Stelle
eines geprüften Lehrers vakant; derselbe soll die Fähigkeit besitzen,
den deutschen Elementar- und hebräischen Unterricht zu erteilen, muss
zugleich Vorbeter und Schächter sein. Fixierter Gehalt 125 Thaler nebst
freier Wohnung, sowie ca. 40 bis 50 Thaler Nebeneinkommen von der
Schechita. Reflektanten wollen sich unter Beifügung ihrer Zeugnisse
baldigst an Herrn Albert Hirsch in Cochem wenden, oder sich
demselben persönlich vorstellen.
Cochem an der Mosel, den 1. April 1859.
Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde." |
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Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 4. April 1865: "Bei der israelitischen Gemeinde in
der Kreisstadt Cochem an der Mosel ist die Stelle eines Lehrers,
Kantors und Schochet vakant. Das Einkommen beträgt mindestens 200
Thaler. Außerdem ist Aussicht auf Nebenverdienst vorhanden. Bewerber
wollen sich wenden an den Vorsteher W. Meyer."
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. März 1876:
"Die Gemeinde Cochem an der Mosel sucht zum sofortigen
Eintritt einen seminaristisch gebildeten Lehrer, welcher zugleich Kantor
und Schochet sein muss. Fixes Gehalt bei freier Wohnung 600
Mark.
Schechita circa 150 Mark. Zu bedeutendem Nebenverdienst beste
Gelegenheit, Offerten beliebe man an den Unterzeichneten zu richten. Isidor
Isay." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Dezember 1876:
"Die Gemeinde Cochem a.d. Mosel sucht einen staatlich geprüften
Elementarlehrer, der zugleich Chasan und Schochet sein muss.
Fixes Gehalt bei freier Wohnung Mark 600; dies kann jedoch nach den
Leistungen erhöht werden. Die Schechita bringt ca. Mark 150 ein. -
Außerdem bietet sich hier Gelegenheit zu bedeutendem Nebenverdienst. Der
Antritt kann sofort erfolgen. Reflektanten wollen sich baldigst an den
Unterzeichneten wenden. Isidor Isay." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Juli 1924:
"Die Synagogen-Gemeinde Cochem an der Mosel sucht einen
seminaristisch gebildeten Kantor, Religionslehrer und Schauchet.
Bewerbungen erbeten an den Vorstand
J. Dahl". |
Über die Familie des Lehrers und Kantors Paul
Goetzoff
Paul (Pinkas) Goetzoff war
Lehrer und Kantor der jüdischen Gemeinde Cochem von 1924 bis 1939. Er
hatte sich auf die obige Ausschreibung der Stelle vom Juli 1924
erfolgreich beworben.
Paul Götzoff ist am 15. Januar 1897 in Minsk geboren. Seine Eltern wurden
bei einem Pogrom ermordet. Paul kam als Waisenkind 1901 in das
Israelitische Kinderheim nach Köln. Er erhielt seine Ausbildung zum
Lehrer an der Präparandenschule
in Höchberg und am Israelitischen Lehrerseminar in Köln. Seine
ersten Stellen waren in Sohrau (Oberschlesien; bis 1921) und am Jüdischen
Gymnasium in Köln, von wo aus er sich in Cochem bewarb. Hier hatte er -
neben seinem Amt als Kantor und Prediger der jüdischen Gemeinde - in den
folgenden Jahren nur noch wenige Schüler in Religion zu unterrichten
(1924 zwölf, 1932 noch acht Schüler).
Paul Götzoff war verheiratet mit Rosa (Roza) geb. Gurfinkel (geb.
17. Dezember 1891 in Kolbiel). Paul und Rosa Goetzoff hatten zwei Kinder: Arko
(geb. 29. Dezember 1923 in Saarbrücken, gest. November 2011) und Senta (Jenta; geb. 18. Mai 1929 in
Cochem). Die Familie lebte in Cochem in der Oberbachstraße 362 (alte
Zählung). Im Zusammenhang mit dem Novemberpogrom 1938 wurde die
Bibliothek von Paul Goetzoff verwüstet; er selbst wurde von der SA
verhaftet, in das KZ Dachau eingeliefert und wurde dort wochenlang
festgehalten. Am 20. Januar 1939 konnte er unter der Bedingung, innerhalb
von 24 Stunden nach Übersee auszureisen, das Lager verlassen. Mit einem
britischen Touristenvisum emigrierte er hierauf nach Palästina, wo er
1960 in Ramat Gan bei Tel Aviv verstarb.
Rosa und Senta Goetzoff lebten zuletzt in Köln, von wo aus sie am 22.
Oktober 1941 in das Ghetto Litzmannstadt (Lodz) deportiert wurden. Sie
wurden im Juni 1944 in Chelmno ermordet. |
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Fotos aus der Familie
Goetzoff
(erhalten von Varda Getzow,
Enkelin von Paul Goetzoff) |
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Paul Goetzoff
(1897 - 1960
Israel) |
Rosa Goetzoff
(1891 - 1944,
ermordet) |
Senta Goetzoff
(1929 - 1944,
ermordet) |
Arko Goetzoff
(geb. 1923 -
Israel) |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Die israelitische Gemeinde in Cochem erhält die Rechte
einer Synagogengemeinde (1890)
Mitteilung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. September
1890: "Der israelitischen Gemeinde zu Cochem sind die Rechte
einer Synagogen-Gemeinde erteilt worden." |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der Gemeinde
Goldene Hochzeit des Ehepaares Salomon Hein
(1901)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juni 1901: "Cochem,
19. Juni (1901). Gestern feierte unter allgemeiner Teilnahme der ganzen
Stadt das Ehepaar Salomon Hein dahier das Fest der goldenen
Hochzeit. Abends zuvor brachte der katholische Männergesangverein ein
Ständchen, und der Landwehrverein, dessen Mitbegründer der Jubilar ist,
ehrte das Paar durch einen Fackelzug. Der Vorstand des Vereins
überreichte dem Jubelpaare nach schwungvoll gehaltener Rede einen
großartigen silbernen Pokal. Ein feierlicher Gottesdienst, bei welcher
Gelegenheit auch die Ehejubiläums-Medaille überreicht wurde, fand in der
Synagoge am anderen Morgen durch Lehrer Mannheimer statt. Die
jüdische Gemeinde ehrte das Paar durch Übergabe eines silbernen Bechers
mit entsprechender Widmung." |
Sonstiges
Grabstein für den in Cochem geborenen und bei Verdun
im Ersten Weltkrieg gefallenen Arthur Kaufmann
Das Grab und der Grabstein befinden sich im deutschen Soldatenfriedhof von
Verdun.
Inschrift: "Hier ruht
Arthur Kaufmann
Kanonier
gef. 11.5.1916.
Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.
4/90." |
Kennkarte
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarte
des in Cochem
geborenen Benno Simon |
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Kennkarte (Mainz) von
Benno Simon, geb. 20. September 1878 in Cochem, tätig als Kaufmann in
Mainz,
wurde am 25. März 1942 ab Mainz - Darmstadt in das Ghetto Piaski
deportiert und ist umgekommen. |
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Zur Geschichte der Synagoge
Über eine mittelalterliche
Betstube oder Synagoge liegen keine Informationen vor.
1853 war eine Betstube im Haus des Isaac Haas eingerichtet. Damals
hatte die Gemeinde schon einen Bauplatz für eine neue Synagoge erworben.
1860 konnte sie fertiggestellt werden. Bei der Synagoge handelte es sich
um einen traufständigen Bruchsteinbau im Rundbogenstil. Charakteristisch waren
die in große Blendbogennischen eingelassenen Fenster. Neben der Synagoge wurde
1897 ein jüdisches Schulhaus mit einer Lehrerwohnung eingerichtet.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge
verwüstet, gleichfalls das jüdische Schulhaus und die Wohnung von Lehrer
Goetzoff. Anfang 1945 wurde das Synagogengebäude durch einen Bombentreffen
beschädigt und später abgebrochen. Das Grundstück ist neu bebaut.
Adresse/Standort der Synagoge: Oberbachstraße 361
Fotos
(Quelle: neuere Fotos: Hahn, Aufnahmedatum:
27.08.2009)
Die Synagoge in Cochem |
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Blick in die Oberbachstraße
in Cochem;
rechts ist die Synagoge erkennbar
(Foto um 1925) |
Synagoge und Schule mit
Lehrerwohnung
in der Oberbachstraße in Cochem
(Zeichnung aus der
Erinnerung von M. Day) |
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Gedenktafeln am Durchgang
der Pfarrkirche St. Martin |
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Blick auf die
Pfarrkirche St. Martin und den dortigen Durchgang, an dem
die Gedenktafeln
angebracht sind |
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Gedenktafeln am
Durchgang
der Pfarrkirche St. Martin
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Gedenktafel mit
Inschrift: "Die jüdische
Gemeinde in Cochem verlor am 9. November
1938 - Reichskristallnacht - durch
Verwüstung Synagoge und Schulhaus in
der
Oberbachstraße Nr. 361. Zur Erinnerung und
Mahnung gegeben am 9.
November 1988". |
Gedenkinschrift
mit Text:
"Jahrhunderte lebten Juden in Cochem.
Die Familie Mayer, Goetzoff, Hirsch, Dahl,
Haimann, Hein, Simon wurden Opfer der
Schoah 1933
- 1945. Zur Erinnerung und
Mahnung November 1998". |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
November 2013:
Ausstellung zum Schicksal jüdischer Familien -
Stolpersteine für den letzten jüdischen Lehrer der Stadt? |
Artikel von Thomas Brost in der
"Rhein-Zeitung" Cochem vom 11. November 2013: "Stolpersteine sollen Juden dem Vergessen entreißen
Cochem - In der Kreisstadt läuft derzeit eine Ausstellung, die das Schicksal jüdischer Familien zur Zeit des NS-Regimes in Erinnerung rufen soll. Dieser Intention folgend, sind weitere Denkanstöße geplant.
Ein Stolperstein soll künftig in der Cochemer Oberbachstraße auf das Schicksal der letzten jüdischen Lehrerfamilie aufmerksam machen. Das ist während des Schweigewegs zum Gedenken an die Reichspogromnacht bekannt geworden. Gut 60 Menschen machten sich mit Kerzen in der Hand vom Rathaus auf den Weg und kamen dabei an der Stelle vorbei, wo die Cochemer Synagoge gestanden hat. Varda Getzow, die Enkelin des letzten jüdischen Kantors in Cochem, Paul Goetzoff, las aus einem Psalm.
Die Aktion "Stolpersteine" hat der Kölner Künstler Gunter Demnig ins Leben gerufen. "Wenn man über einen Stein zu stolpern droht, soll man achtsam sein und sich damit auseinandersetzen", sagte Landrat Manfred Schnur. Und Stadtbürgermeister Wolfgang Lambertz ergänzte, dass man die Vergessenen mithilfe eines Stolpersteins in die kollektive Erinnerung zurückholen wolle. "Es ist doch unfassbar, dass ehrbare Cochemer wie der Kantor Goetzoff an einem Tag unbehelligt hier gewohnt und gearbeitet haben, am nächsten Tag ins Konzentrationslager Dachau deportiert wurden", sagte er. Man werde "unseren Cochemer Bürgern ein Gesicht geben".
Varda Getzow, in Tel Aviv geborene und in Berlin lebende Künstlerin, berichtete, dass ihre Großmutter Rosa und ihre Tante Senta ins Getto nach Lodz (Polen) gebracht wurden, wo sie in der Nähe unter ungeklärten Umständen
starben*. Als die Enkelin vor drei Jahren auf den Spuren ihrer Familie nach Lodz kam, nahm sie dies zum Anlass, einen Videofilm zu drehen. "Es ist eine Art Fantasiefotoalbum", sagt sie. Sie selbst spielt die verschiedenen Figuren, deren Gesichter flüchtig und nie ganz zu erkennen sind. Schnelle Schnitte unterstützen den Eindruck, sie wolle damit die Frage stellen: "Alles ist so schnell, wo kann ich ein Gesicht sehen?"
Die Ausstellung im Cochemer Rathaus zeigt ihre Familie, besonders beeindruckend ist ein Klassenfoto mit ihrer Tante Senta, aufgenommen in den 30er-Jahren vor dem Cochemer Bahnhof.
Wolfgang Lambertz appellierte an Zeitzeugen, ihr Wissen der Stadt mitzuteilen. An die Reichspogromnacht kann sich Hildegard Kirfel (83) erinnern: "Ich habe gefragt, warum haben die das den Juden angetan?" Eine Frau, die im Obergäßchen wohnte, entgegnete ihr damals: "Weil die Jesus ans Kreuz geschlagen haben." Ihre Mutter habe schließlich die zu der Zeit achtjährige Hildegard über die Hintergründe aufgeklärt.
Drei Prügelstraßen im KZ Dachau. Auf 16 Schreibmaschinenseiten hat Paul Goetzoff die Gräuel von Dachau niedergeschrieben. 1940 durfte er nach Israel ausreisen. Seine Enkelin las drei Passagen, darunter folgende:
"In Dachau waren in der Hauptsache drei Strafen gebräuchlich. Bunker, Baumhängen, Prügelstrafe. Der Bunker ist ein unterirdisch angelegtes Verlies, eine Art Kellergefängnis, in dem die Zellen so eng angeordnet und gebaut waren, dass ein erwachsener Mensch in einer solchen Zell gerade noch stehen konnte. Die ,stehenden Särge' nannten sie die Gefangenen. Das Baumhängen wurde dergestalt gehandhabt, dass man dem Häftling unterhalb der Achseln einen dicken Strick anlegt und ihn so an einen Baumstamm hängt, an dem er je nach der Schwere seine Vergehens zwei, drei oder mehr Stunden hängen blieb. Die brutalste und darum gefürchtetste aller Strafen war aber die Prügelstrafe, die in der Verabreichung von 25 Stockhieben aufs entblößte Gesäß in Anwesenheit aller Häftlinge bestand. Die Prügelstrafe wird in Dachau mit einem Ochsenziemer durchgeführt." (...) red." |
* Anmerkung des Webmasters (nach Hinweis
von Varda Getzow): Rosa Goetzoff und Senta Goetzoff wurden in Chelmno
im Juni 1944 ermordet. |
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Juni 2016:
In Cochem werden erstmals "Stolpersteine" verlegt
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Artikel von Katja Hommes im "Wochenspiegellive.de"
vom 23Juni 2016: "Cochem erhält erste Stolpersteine. Stadt gedenkt
ermordeter und vertriebener Juden
Cochem. In Cochem sind am Donnerstagmorgen acht Stolpersteine verlegt
werden. Die Gedenksteine des Künstlers Gunter Demnig erinnern nun erstmals
auch in der Kreisstadt an ermordete Juden. Die Verlegung war in vielerlei
Hinsicht Auftakt für Erinnerungsarbeit.
Es waren Momente der Erinnerung und Begegnung, die Cochem am
Donnerstagmorgen erlebt hat. Viertklässler der Cochemer Grundschule
gedachten beispielsweise der Familie Leopold Hein. Im Vorfeld hatten sie
sich mit dem Thema und der Familiengeschichte beschäftigt. Rührend trugen
sie einzelne Gedanken zu den Verbrechen der Nazis vor.
WochenSpiegel-Redaktionsleiter Mario Zender erinnerte in seiner Rede an die
Geschäftsfrau Adelheid Hein. Sie entschloss sich mit 72 Jahren ihre Heimat
zu verlassen. 'Adelheid Hein hat die „Zeichen der Zeit“ damals offenbar
schnell erkannt. Sie ahnte wohl, was auf sie und viele andere zukommen
würde. Dem Naziterror konnte sie dennoch nicht entkommen. Der Stolperstein
soll an sie erinnern und hoffentlich für manchen Betrachter Stein des
Anstoßes sein - für einen Blick in die Vergangenheit und auf die Gegenwart.'
Besonders bewegend waren jedoch die Schilderungen von Varda Getzow, der
Enkelin von Paul Götzhoff, dem letzten jüdischen Kantors von Cochem. Sie
verlas dessen Erinnerungen an jene Nacht, als die Gestapo ihn abholte und er
seiner Familie auf unbestimmte Zeit auf Wiedersehen sahen musste. Nicht nur
bei seiner Enkelin sorgte der Bericht für Emotionen. Auch Zeitzeugen, die
die Familie noch kannte, nahm Anteil an der Geschichte, an die nun mit
Stolpersteinen erinnernt wird.
Die Geschichten hinter den Cochemer Stolpersteinen:
Leopold Hein (Stolperstein in der Endertstraße, *1867): Leopold Hein
war ein Cochemer Händler, der mit seiner Frau Johanna und seinen beiden
Töchtern in der Endertstraße lebte. Er floh im Juni 1939 vor dem Naziterror
aus Cochem Richtung Amsterdam. Nazis griffen sie dort jedoch auf und
deportierten sie nach Auschwitz. Dort wurden sie 1944 ermordet.
Johanna Hein, geb. Haas (Stolperstein in der Endertstraße, Cochem,
*1866). Johanna Hein war die Frau des Cochemer Häutehändlers Leopold
Hein. Genau wie er wurde sie in Ausschwitz ermordet. Das Ehepaar hatte zwei
Töchter, Gertrude und Anni. Tochter Gertrude heiratete den Cochemer Erwin
Haimann. Dem Ehepaar gelang mit ihrem damals fünfjährigen Sohn Kurt die
Flucht in die USA. Tochter Anni Hein, später verheiratete Hart, überlebte
Auschwitz, obwohl sie in die grausamen Hände von Dr. Josef Mengele kam, der
sie zu medizinischen Versuchen missbrauchte.
Josefine de Leeuw geb. Hein (Stolperstein in der Endertstraße, *1875).
Josefine de Leeuw war die jüngere Schwester von Leopold und Adelheid
Hein. Sie wurde, genauso wie ihre Geschwister, in Auschwitz ermordet.
Adelheid Hein (Stolperstein in der Luisenstraße, *1860). Adelheid
Hein war wohl das, was man heute eine moderne Geschäftsfrau nennen würde.
Sie betrieb in Cochem ein Lebensmittel- und Porzellangeschäft. Als das
Naziregime auch in ihrer Heimatstadt die Herrschaft übernahm, war ihr die
Tragweite der Ereignisse offenbar bewusst. Adelheid Hein, Jahrgang 1860,
entschloss sich mit 72 Jahren ihre Heimat zu verlassen. Die Cochemerin hätte
alles Recht gehabt, ihren Lebensabend an der Mosel zu genießen. Stattdessen
wurde sie zu einer Vertriebenen. Die Nazis ließen ihr keine andere Wahl. Sie
starb mit 82 Jahren, nicht friedlich und zufrieden in ihrer Heimat. Sie
wurde am 1. Februar 1944 von Rotterdam nach Auschwitz deportiert und dort
ermordet.
Paul Götzoff (Stolperstein in der Oberbachstraße, *1897). Paul
Götzoff war der letzte Lehrer und Kantor der jüdischen Gemeinde Cochem.
Seine Eltern wurden 1901 bei einem Pogrom ermordet. Mit vier Jahren wird
Paul Götzoff zum Waisenkind. Seit 1923 war er, neben seiner Anstellung als
Oberstudienrat am jüdischen Gymnasium in Köln, Kantor, Prediger und
Religionslehrer in Cochem. Direkt neben der Synagoge stand das Haus der
Familie Götzoff. Pinkas Götzoff lebte dort mit seiner Frau Rosa und den
Kindern Senta und Arko. In der Reichspogromnacht zerstörten Nazis die
Cochemer Synagoge und auch die Bibliothek des Kantors, nahmen den
Familienvater fest und brachten ihn nach Dachau. Er konnte das Lager
verlassen unter der Maßgabe, binnen 24 Stunden auszureisen. Im Januar 1940
reist der Cochemer nach Haifa ein – ohne seine Familie. Seine Frau und seine
Tochter sterben in Lodz, seinem Sohn gelingt die Flucht. Der Cochemer Lehrer
stirb 1960 verarmt und gebrochen in Israel.
Rosa Götzoff (Stolperstein in der Oberbachstraße, *1891). Rosa
Götzoff war die Frau von Paul Götzoff und die Mutter von Arko und Senta.
Ohne Vater Paul muss sich die Familie nach der Pogromnacht 1938
durchkämpfen. Nazis haben den Kantor der jüdischen Gemeinde nach Dachau
deportiert und zur Ausreise gezwungen. Rosa Götzoff gelingt die Flucht nicht
mehr. Sie wird 1941 mit ihrer Tochter Senta nach Lodz deportiert und dort
ermordet.
Arko Götzoff (Stolperstein in der Oberbachstraße, Cochem, *1923).
Arko Götzoff gelingt mit 15 Jahren die Flucht aus Nazi-Deutschland. Er
kämpft sich 1939 alleine durch, muss jedoch seine Familie, Mutter und
Schwester, sowie seine Freunde und Heimat zurücklassen. Er lebte später in
Israel, war verheiratet und hat zwei Töchter.
Senta Götzoff (Stolperstein in der Oberbachstraße, Cochem, *1929).
Senta Götzoff ist vier Jahre alt, als sich ihre Kindheit unwiderruflich
ändert. Mit der Machtergreifung der Nazis marschieren auch in ihrem
Heimatort Cochem Ausgrenzung, Rassismus und Intoleranz ein. Die Tochter des
Kantors der jüdischen Gemeinde und ihre Familie leben ab diesem Zeitpunkt in
Angst. 1938 verwüsten Nazis die Cochemer Synagoge direkt neben ihrem
Elternhaus. 1941 wird die junge Cochemerin mit ihrer Mutter nach Lodz
deportiert und dort ermordet. Senta Götzoff stirbt mit zwölf Jahren."
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Dezember 2019:
Im neuen Heimatjahrbuch
Cochem-Zell 2020 finden sich Beiträge zur jüdischen Geschichte des
Landkreises |
Artikel in "Blick aktuell" (Cochem) vom 19.
November 2019: "Im Kreishaus wurde das neue Heimatjahrbuch 2020
vorgestellt - Jüdisches Leben - durch Erinnerung unvergessen
Cochem. 'Das neue Heimatjahrbuch ist ein Spiegelbild der Geschichte,
das auch zum Nachdenken anregen soll', ist die resümierende Aussage von
Landrat Manfred Schnur, die er im Rahmen seiner Begrüßungsansprache zur
offiziellen Vorstellung des Cochem-Zeller Heimatjahrbuches 2020 tätigte.
Dazu hatten sich im großen Sitzungssaal des Kreishauses unter anderem die
Autorinnen und Autoren eingefunden, die dieser Zusammenkunft natürlich gerne
beiwohnten. So behandelt das Schwerpunktthema, übernommen und bearbeitet von
Redaktionsmitglied Petra Lambertz (Cochem), das 'Jüdische Leben im Kreis
Cochem-Zell'. In diesem Zusammenhang erinnert sich die Autorin daran,
wie Vorfahren ihrer Familie als 'Judenfreunde' angeprangert wurden. Überdies
gewährt sie einen historischen Einblick in die Gründungszeit des
Musikvereins und der Freiwilligen Feuerwehr, die zu dieser Zeit aus
zahlreichen jüdischen Mitgliedern bestand und wo zwischen jüdischen und
nichtjüdischen Bürgern ein harmonisches Miteinander im Landkreis noch an der
Tagesordnung war. Dagegen erinnern heutzutage nur noch ehemalige Synagogen
und Stolpersteine an die Vergangenheit. Gerd Schommers (St. Aldegund)
beschäftigt sich im neuen Jahrbuch mit Begriffen, die zwar im
Moselfränkischen beheimatet sind, allerdings wie bspw. 'schäkern',
'malochen', 'mauscheln', 'Reibach machen' usw., ihren Ursprung in der
Jiddischen Sprache haben. Günther Bretz (Cochem) berührt in seinen
schriftlichen Ausführungen die frühe jüdische Geschichte an der Mosel bis zu
ihren Ursprüngen im Mittelalter, während Heinz Schmitt einen historischen
Almanach unter dem Titel 'Die Cochemer Juden' verfasst hat. Mit
regionalen jüdischen Kultstätten in Cochem,
Bruttig und
Ediger, befassen sich in der Ausgabe 2020 einmal mehr Günther Bretz,
Manfred Ostermann und Wolfgang Wolpert, während Rainer Vitz für
Beilstein, Heinz Kugel für
Binningen, und Alfred Lenz für
Düngenheim das jüdische Leben beschreiben. Werner Lutz berichtet über
dramatische Szenen in Kaisersesch und
Alfons Friderichs rückt das Schicksal der Juden aus
Klotten in den Fokus. Ein Beitrag über
die Änderung jüdischer Familiennamen stammt aus dem Nachlass von Reinold
Schommers und Daniel Kugel begibt sich auf die Spuren jüdischen Lebens in
Lütz. Klaus Layendecker beschreibt die
zentrale Bedeutung der früheren jüdischen Gemeinde in
Treis in seinen detaillierten Recherchen,
während über einzelne jüdische Familien Dr. Gerrit Fischer, Friedrich
Fischer, Franz Josef Blümling, Franz Piacenza, Stefan Tournay und Werner
Schönhofen ihr Wissen vermitteln. Über die 21 Stolpersteine und deren
Verlegung in Bruttig berichtet zudem
Franziska Bartels. Der Redaktionsleiter des Heimatjahrbuches, Heinz Kugel,
lobte in seiner Ansprache sein engagiertes Mitarbeiter-Team, das auch heuer
das Erscheinen des 224 Seiten starken Jahrbuchs ermöglichte und hier
Ereignisse in der Heimat Hunsrück, der Eifel und an der Mosel dokumentiert.
Es ist wie seine bisherigen Vorgänger einmal mehr ein Stück Zeitgeschichte,
das in jedem Fall lesenswert erscheint. Das neue Heimatjahrbuch 2020 ist für
7,50 Euro im Handel und an bekannten Verkaufsstellen erhältlich. "
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica II,1 S. 151-153; III,1 S.
215.
|
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. (mit weiteren Literaturangaben).
|
| Angelika
Schleindl: Spuren der Vergangenheit. Jüdisches Leben im Landkreis
Cochem-Zell. Hg. vom Landkreis Cochem-Zell. Briedel 1996. Das Buch ist auch online
zugänglich! |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Cochem a.d. Mosel
Rhineland. A Jewish community existed in the 13th century. Seventeen Jes were
murdered in the Oberwesel blood libel of 1287. Jews were also victimized in the
Armleder massacres of 1336-39 and the community was destroyed in the Black Death
persecutions of 1348-49. A permanent Jewish settlement existed in the early 19th
century, reaching a population of 42 in 1808 and a peak of 114 in 1895 before
dropping to 49 in 1932. A synagogue was built in 1861. Most Jews left in the
Nazi era. The last three were deported to the Theresienstadt ghetto in June
1942. At least nine Jews perished in the Holocaust.
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