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Darmstadt
(Hessen)
Jüdische Geschichte / Betsäle/Synagoge nach 1945
Hinweis: Zur jüdischen Geschichte in Darmstadt im 19./20.
Jahrhundert (bis nach 1933) bestehen
weitere Seiten:
Übersicht über diese Seite:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde nach 1945
1946
(links erste Namensliste von "Juden in Darmstadt und Umgebung" [ohne
DPs] aus der Zeitschrift "Aufbau" vom 23. August 1946) wurde von etwa 200 jüdischen Personen (zumeist
sogenannte Displaced Persons, Überlebende von Konzentrationslagern/Flüchtlinge
aus Osteuropa) die "Jüdische Gemeinde Darmstadt" gegründet.
Zum ersten Vorstand wurden Max Zwirn und Alexander Haas gewählt. Letzterer
entstammte einer alten Darmstädter Familie, war ab 1943 im KZ Buchenwald und
konnte erst im August 1945 nach Darmstadt zurückkehren. Die Gemeindemitglieder
lebten nach 1945 zunächst in DP-Lagern in der Nähe Darmstadts. Die meisten von
ihnen wanderten nach Gründung des Staates Israel 1948 dorthin aus; einige
ließen sich in den USA nieder. So ging die Gemeindegliederzahl in den 1950er-Jahren
auf etwa 70
Personen in Darmstadt zurück. Dazu kamen etwa 30 Personen, die in Orten der
Umgebung von Darmstadt lebten.
Seit 1948 war 1. Vorsitzender der Gemeinde Max Wolf (aus Pfungstadt,
vgl. Hinweis unten in der Literaturübersicht); unter seinem Vorsitz wurde
das Haus Osannstraße 11 als jüdisches Gemeindehaus wieder aufgebaut. Weitere
Gemeindevorsteher waren nach Max Wolf die Herren Hornung, dann Josef Fränkel
(mit Frau Hanka). 2.
Vorsteher und geschäftsführendes Vorstandsmitglied blieb über viele Jahre
Alexander Haas. Die Gemeinde setzte sich zusammen aus einer größeren Zahl
älterer Personen, einigen jüdischen Studierenden der Hochschulen (auch aus
Israel), einigen Geschäftsleuten sowie (gastweise) jüdischen Soldaten der
US-Army. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen war bis Ende der 1980er-Jahre
gering, kaum mehr als 10 bis 12 Kinder. 1968 war die Zahl auf 6 Kinder
zurückgegangen, die damals jüdischen Religionsunterricht durch einen
israelischen Studenten der Technischen Hochschule erhielten.
In den 1960er-Jahren
gehörten zur jüdischen Gemeinde in Darmstadt jeweils wenige jüdische
Familien/Personen in Lampertheim, Bischofsheim, Groß-Gerau, Groß-Umstadt und
Michelstadt. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte in Darmstadt der Maler,
Graphiker und Dichter Ludwig Meidner (1884-1966, Informationen
auf einer Seite des Deutschen Historischen Museums).
Bis Ende der 1980er-Jahre blieb die Zahl der jüdischen Gemeindeglieder konstant
gering. Bei der Einweihung der neuen Synagoge im November 1988 waren 130
Personen als Mitglieder der Gemeinde eingeschrieben.
Der Zuzug von jüdischen Emigranten aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion
hat in den 1990er-Jahren auch in Darmstadt die Zahl der jüdischen
Gemeindeglieder stark ansteigen lassen. 2006 gehören knapp 700 Personen zur
jüdischen Gemeinde in Darmstadt.
Vorstandsmitglied und ehrenamtlicher Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde
Darmstadt ist seit 1980 Moritz Neumann. Er ist Mitglied im Magistrat der
Stadt Darmstadt, Mitglied im Direktorium des Zentralrates der Juden in
Deutschland, seit 1985 Vorsitzender des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden
in Hessen, Rundfunkrat beim Hessischen Rundfunk.
Zur Geschichte der Betsäle / Synagogen
Nach der Wiederbegründung der jüdischen Gemeinde 1946 wurde
zunächst ein Betraum im Haus Wendelstadtstraße 5 (erster Stock
eingerichtet). Dieses Haus gehörte bis zur NS-Zeit dem Arzt Dr. Stern.
1949 wurde unter dem Gemeindevorsitzenden Max Wolf im Paulusviertel im Haus Osannstraße
11 ein jüdisches Gemeindehaus mit Betsaal eingerichtet. Dieses Haus
war 1929 erbaut worden und gehörte bis zur NS-Zeit dem Rechtsanwalt Dr. Friedrich Mainzer. Das Gebäude war
teilweise kriegszerstört worden. Dr. Mainzer, der in der NS-Zeit mit seiner
Familie nach England hatte fliehen könnte, stellte nach 1945 das Gebäude der neu
entstandenen Jüdischen Gemeinde zur Verfügung. Die Gottesdienste fanden zunächst noch
wöchentlich statt. Für ein Zustandekommen des Minjan sorgten in der Regel auch
jüdische Soldaten der US Army, die zu den Gottesdiensten kamen. Seit Ende der
1960er-Jahre konnte kein regelmäßiger Schabbatgottesdienst mehr gefeiert
werden, sondern nur noch zu den hohen Feiertagen, zu Jahrzeiten u.ä.. Bis zum Herbst 1988 war
in der Osannstraße das Zentrum der
jüdischen Gemeinde in Darmstadt. Das Gebäude und das Grundstück kamen 1988 in
das Eigentum der Stadt Darmstadt, die es an einen Immobilieninvestor verkaufte.
Bis zur Gegenwart (zuletzt 2004) gab es mehrere Besitzerwechsel.
Zur Erinnerung an diese erste Synagoge Darmstadts nach 1945 wurde am 19. Juni
2023 eine Gedenktafel durch Oberbürgermeister Jochen Partsch und Daniel
Neumann (Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Darmstadt) angebracht. Die Tafel
trägt die Inschrift: "Das Haus Osannstraße 11 diente der Jüdischen Gemeinde
Darmstadt von 1949 bis 1988 als Gemeindehaus und als Betsaal. Es erfüllte eine
wichtige Funktion als erster Anlaufpunkt und als neue Heimat für die Opfer der
NS-Konzentrationslager und für in Darmstadt gestrandete Menschen jüdischen
Glaubens. Das Haus war Ort des Gebets und der täglichen Begegnung, Ort des
Vertrauens und der Bewältigung des schwierigen Alltags nach den grauenvollen
Erlebnissen der NS-Zeit."
Zum 50. Jahrestag des Novemberpogroms 1938 konnte am 9. November 1988 eine
neue Synagoge unter großer Anteilnahme der Bevölkerung Darmstadts eingeweiht werden.
Sie war durch den jüdischen Architekten Alfred Jacoby (Frankfurt) geplant
worden. Die Glasfenster sind ein Werk des englischen Glaskünstlers Brian
Clarke. In der Synagoge befinden sich im Erdgeschoss 110 Sitzplätze für
Männer, auf der Empore 90 Sitzplätze für Frauen. Seit der Einweihung der Synagoge finden wieder regelmäßige
Schabbatgottesdienste statt. Seitdem die Zahl der jüdischen Gemeindeglieder in
den 1990er-Jahren stark zugenommen hat, ist auch der Minjan nicht mehr
gefährdet. Im Jahr 2008 konnte die jüdische Gemeinde das
zwanzigjährige Bestehen der Synagoge feiern, in 2013 das 25-jährige
Bestehen.
Das Museum der Jüdischen Gemeinde Darmstadt
In den Räumen des Gemeindezentrums befindet sich ein
Museumsraum, in dem Ritualgegenstände für Gottesdienste, häusliche Feiern,
Gebet und andere Anlässe gesammelt sind. Anhand großformatiger Fotos und
zahlreicher Dokumente lässt sich die Geschichte der Juden in Darmstadt und
Umgebung nachvollziehen. Führungen durch das Museum sowie Rundgänge auf den
Spuren der jüdischen Geschichte in Darmstadt können über die Jüdische
Gemeinde Darmstadt vereinbart werden.
Adresse der Jüdischen Gemeinde / Standort der Synagoge und des
Museums:
| Jüdische Gemeinde Darmstadt, Wilhelm-Glässing-Straße
26, 64283 Darmstadt, Telefon: 0-6151-28897 |
Fotos
(Historische Aufnahmen bei Arnsberg: Bilder - Dokumente s.
Lit. S. 44; Pläne der Synagoge aus: Schwarz: Architektur s. Lit. S. 318-319;
neue Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 15.8.2006)
Einzelne Berichte
November 2008:
Einweihung der neuen Synagoge |
Artikel von Judith Schön in der
"Allgemeinen jüdischen Wochenzeitung" vom 4. November 1988 S.
11: "Zur Einweihung der neuen Synagoge in Darmstadt -
Beispielhafte Bürgerinitiative. Die Hektik der letzten Vorbereitungen ist verständlicherweise groß, doch alle
Beteiligten sind jetzt schon zuversichtlich: Am 9. November 1988, am 50.
Jahrestag der Pogromnacht, in der in ganz Deutschland die Synagogen in Flammen
aufgingen, wird in Darmstadt eine neue Synagoge eingeweiht und feierlich ihrer
Bestimmung übergeben. Damit findet ein Projekt seinen krönenden Abschluss, das
- wie nur wenige vergleichbare - über Jahre von einem ungeheuer starken
Bürgerinteresse, von Sympathie gar, getragen wurde. Denn das Besondere an er
Einweihung der Darmstädter Synagoge ist dies: Das Projekt ist ein Geschenk des
Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Darmstadt an die
Jüdische Gemeinde Darmstadt und ihre rund 130 Mitglieder.
Natürlich es hat Fragen gegeben, Fragen, ob bei einer Mitgliederzahl von 130
ein Projekt wie dieses, dessen Kosten sich auf mehr als 10 Millionen Mark
belaufen, gerechtfertigt seien. Es gab Fragen von jüdischer und von nichtjüdischer
Seite. Anregungen von jüdischer Seite lauteten ziemlich unverbrämt, das Geld
soll israelischen Zwecken zugeführt werden, denn jüdische Existenz in
Deutschland sei sowieso ohne Chancen. Die Fragen von nichtjüdischer Seite waren
weniger drastisch, doch auch nicht frei von Skepsis: Würde eine jüdische
Gemeinde on der Größe der Darmstädter Gemeinde überhaupt in der Lage sein,
eine Synagoge und ein Gemeindezentrum dieses Ausmaßes auf Dauer zu
unterhalten.
Magistrat und Stadtverordnetenversammlung der Stadt Darmstadt haben in diesem
Zusammenhang eindeutige Positionen eingenommen, denn schon zu Baubeginn war
allen Beteiligten klar, dass auch nach Fertigstellung des beachtlichen
Projektes, das im lokalen "Darmstädter Echo" längst und wiederholt
als "Schmuckstück" für die Stadt Darmstadt gelobt wurde, städtische
Unterstützung zur Instandhaltung und zum Betrieb von Gemeindezentrum und
Synagoge unabdingbar sein würde.
Allen Unkenrufen zum Trotz - und derer gab es in den zurückliegenden Jahren einige
- hat allein die Tatsache des Baus von Synagoge und Gemeindezentrum sich auf die
Jüdische Gemeinde Darmstadt in eindrucksvoller Weise ausgewirkt. Regelmäßige
G'ttesdienste am Freitagabend wurden eingeführt, ein noch engerer Zusammenhalt
der ohnehin als familiär bekannten Jüdischen Gemeinde Darmstadt war
unübersehbar, und schließlich ging auch der Wunsch in Erfüllung, den im
Zusammenhang mit dem Baubeginn einige große Utopisten geäußert hatten: Die
Jüdische Gemeinde Darmstadt hat seit einigen Monaten ihren eigenen
Gemeinderabbiner.
Das Projekt ist auch eine Herausforderung für die ganze Gemeinde und bringt ein
hohes Maß an Verantwortung auch für den rührigen und überaus aktiven
Gemeindevorstand.
Erstmals nach einer mehr als 40 Jahre dauernden Nachkriegsexistenz ist die
Jüdische Gemeinde Darmstadt bereit und willens, nicht nur nach innen ihre
Arbeit konzentriert weiterzuführen, sondern sich zu öffnen, Kontakt zu
nichtjüdischen Gruppen, die sich in den zurückliegenden Monaten angebahnt
hatten, weiterhin zu pflegen, um die neue Synagoge und das Gemeindezentrum zu einer
Stätte der Begegnung zu machen, die das realisieren soll, was in Feiertagsreden
so oft beschworen wird, nämlich die Hoffnung auf einer bessere Zukunft.
Dass diese Hoffnung gerade an dem Tag ihren Ausdruck findet, an dem der
brennenden Synagogen und damit des Beginns der schlimmsten
nationalsozialistischen Mordtaten gedacht wird, ist in der Tat symbolträchtig,
und das Symbol wird getragen von der überwältigenden Mehrheit der Mitglieder
der Jüdischen Gemeinde Darmstadt, die sich bewusst ist, dass es ein Leben in
Deutschland als Juden nur geben kann, wenn die Synagoge im Mittelpunkt dieses
Lebens steht. Ein Gemeindeglied hat dies bei einer Versammlung kürzlich so
formuliert: "Wer gegen den Synagogenbau in Deutschland ist, der muss die
Konsequenz ziehen und darf als Jude nicht in Deutschland leben."
Synagoge und Gemeindezentrum, in denen in den Tagen vor der feierlichen Einweihung
in fieberhafter Eile letzte Vorbereitungen getroffen werden, sind ein Werk des
jüdischen Architekten Alfred Jacoby aus Frankfurt, der als Sieger aus einem
Wettbewerb der Stadt Darmstadt hervorgegangen war, zu dem die Stadt fünf
jüdische Architekten eingeladen hatte. Das Bauwerk, das mittlerweile weithin
Interesse im In- und Ausland gefunden hat, wird allseits als eine hervorragend
gelungene Kombination aus Tradition und Moderne gelobt, und nicht zuletzt die künstlerisch
gestalteten Bleiglasfenster der Synagoge sind es, die die Aufmerksamkeit der
internationalen Kunstwelt auf Darmstadt lenken.
Die zwölf über sechs Meter hohen Buntglasfenster nämlich stammen aus dem
Atelier des englischen Glaskünstlers Brian Clarke, der als einer der
bedeutendsten Künstler auf seinem Gebiet gilt. In einem in der Londoner
"Times" dieser Tage erschienenen Beitrag wird die Arbeit Brian Clarkes
als sein bislang bestes Werk gewürdigt, dessen Symbolik auf der einen Seite
Schmerz und brennende Synagogen, auf der anderen Seite Hoffnung, Licht und
Zukunft spiegelt.
Das Besondere an der Entscheidung, Brian Clarkes Glasfenster in die Synagoge
einzubauen, ist sicher auch der Umstand, dass diese Glasfenster von einer
Bürgerinitiative finanziert wurden, die sich einzig zu dem Zweck gegründet
hatte, für die künstlerische Ausstattung der Synagoge in Darmstadt Geld zu
sammeln. Durch eine Vielzahl von Veranstaltungen - auch ein Benefiz-Konzert von
Yehudi Menuhin zugunsten der Synagoge zählte dazu - sind rund
dreihunderttausend Mark zusammengekommen, mit denen die Fenster finanziert
werden konnten. Rüdiger Breuer, der Sprecher der Initiative "Synagoge
'88", begründete das starke Engagement der Bürgergruppe so: "Da es
in die Nacht des 9. auf den 10. November als erstes die Fenster der Synagogen
waren, die zu Bruch gingen, wollten wir, die nichtjüdischen Darmstädter Bürger,
ganz gezielt und ganz bewusst Fenster zum Geschenk machen, von denen wir hoffen,
dass die die nächsten Jahrhunderte unbeschadet überstehen". |
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November 2008:
Gedenken zum 70. Jahrestag des Novemberpogroms
1938: |
Artikel
im "Darmstädter Echo" vom 10. November 2008: "Wer ein
Haus baut, der will bleiben.
Reichspogromnacht - Feier- und Gedenkstunde in der Neuen Synagoge -
Stolz, Freude und Schmerz - Gäste aus aller Welt".
Zum Lesen des Berichtes (in zwei Teilen) bitte Textabbildungen
anklicken. |
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Dezember 2011:
Chanukka-Fest in der jüdischen Gemeinde |
Artikel von Christian Chur in Echo online.de
vom 24. Dezember 2011: "Jeden Tag eine Kerze mehr. Lichterfest
- Parallel zum christlichen Weihnachtsgeschehen feiert zurzeit die
jüdische Gemeinde das Chanukka-Fest..."
Link
zum Artikel |
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2013: Das
Museum wird in neuer Gestaltung wieder geöffnet |
Aus der Seite
der Alexander-Haas-Bibliothek": "Museum der Jüdischen Gemeinde Darmstadt
Das Museum der Jüdischen Gemeinde wurde 2013 in neuer Gestaltung wieder geöffnet. Es gibt auf knappstem Raum einen Überblick über fast 600 Jahre jüdischer Geschichte in Darmstadt. Beginnend mit vergrößerten Abbildungen aus der spätmittelalterlichen Darmstädter Pessah Haggadah von 1430, liegt der Schwerpunkt auf dem jüdischen Leben im 19. und 20. Jahrhundert. Viele Exponate stammen von Bürgern, die rechtzeitig aus Darmstadt fliehen konnten und diese Erinnerungsstücke später der Gemeinde schenkten. Digitale Fotoprojektionen zeigen Integration und Ausgrenzung in der Vorgeschichte des Holocaust. Ritualgegenstände für Gottesdienste, häusliche Feiern, Gebete und andere Anlässe führen mit ihren Erläuterungen in die jüdische Religion ein.
Führungen durch das Museum – auch für Schülergruppen - sowie über den jüdischen Friedhof können über die Jüdische Gemeinde Darmstadt ebenso vereinbart werden wie Rundgänge zu Spuren jüdischer Geschichte in Darmstadt." |
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November 2018:
Feier zum 30-jährigen Bestehen der
Synagoge |
Artikel von Eugen El in der "Jüdischen
Allgemeinen" vom 12. November 2018: "Darmstadt. 80 Jahre später
Die Gemeinde feiert 30. Jubiläum der Synagoge – und gedenkt des 9. November
Das Wochenende stand in Darmstadt im Zeichen des Gedenkens an das
Novemberpogrom 1938. Vor 80 Jahren wurden auch in der südhessischen Stadt
die jüdischen Gotteshäuser angezündet und zerstört. Zugleich feierte die
Darmstädter Gemeinde das 30. Jubiläum der Neuen Synagoge, die symbolträchtig
am 9. November 1988 eingeweiht wurde. Der Gedenktag zum Novemberpogrom
begann mit Zeitzeugengesprächen. Jüdische ehemalige Darmstädter aus Israel
und den USA sprachen vor Schülern. Die anschließende Gedenkfeier wurde von
der Cellistin Susan Salm und der Pianistin Lynn Stodola musikalisch
begleitet. Am Sonntag besuchten nach Angaben der Gemeinde etwa 300 Menschen
den Festakt zum 30. Jahrestag der Neuen Synagoge. Unter den Gästen waren
Mark Dainow, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Alfred
Jacoby, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Offenbach und Architekt der
Darmstädter Synagoge, sowie Lucia Puttrich, Hessische Ministerin für Bundes-
und Europaangelegenheiten. Untermalt wurde der Festakt von der israelischen
Klarinettistin Dana Barak und dem Gitarristen Flavio Virzi: Das Duo Barazik
spielte spirituelle Niggunim und jiddische Melodien. Kantor Benjamin Maroko
und Gemeinderabbiner Jehoschua Ahrens absolvierten den liturgischen Teil der
Feier.
Skepsis Von 'der wohl schönsten Synagoge Deutschlands' sprach Daniel
Neumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Darmstadt, zur Begrüßung. Er
erinnerte an die Skepsis, die in den 80er-Jahren unter Darmstädter Juden
herrschte. Niemand habe damit gerechnet, dass die Gemeinde jemals in ein
solches Haus würde einziehen dürfen. Neumann würdigte das Engagement des
damaligen SPD-Stadtverordneten Rüdiger Breuer, von dem die Idee zur
Errichtung einer neuen Synagoge stammte. Er stellte zudem das Engagement der
Darmstädter Bürgerschaft heraus, das die markanten Synagogenfenster des
Künstlers Brian Clarke ermöglichte. 'Die Synagoge war für uns ein
wunderbares Geschenk', erinnert sich Neumann. Er ging auf die Hoffnungen
ein, die mit der Einweihung der Neuen Synagoge verbunden waren. Es sollte
ein offenes, stets zugängliches Haus werden. Dieser Aspekt konnte, weiß
Neumann, nicht verwirklicht werden: 'Die Realität und die Gefährdungslage
machen uns einen Strich durch die Rechnung.' Zur Begründung sagte er:
'Jüdisches Leben ist in Deutschland nämlich nicht normal.' Das sei es nie
gewesen. 'Und ich fürchte auch, dass es das nie sein wird', so Neumanns
Prognose. In seinem Grußwort rief Darmstadts Oberbürgermeister Jochen
Partsch eine unangenehme Tatsache in Erinnerung. In den 30er-Jahren sei
Darmstadt eine Hochburg der Nazis gewesen. 50 Prozent der Darmstädter hätten
im März 1933 die NSDAP gewählt. Partsch betonte: 'Mit den brennenden
Synagogen gingen alle in diesem Land über Jahrhunderte erworbenen Werte in
Flammen auf.' Er sprach anschließend über Bedrohungen, denen die Demokratie
gegenwärtig ausgesetzt ist: Fremdenhass, Rassismus und Antisemitismus.
Demokratisch und selbstbewusst Widerstand zu leisten, sei erste
Bürgerpflicht, sagte der Grünen-Politiker. Er würdigte Darmstadts 'wachsame
und entschlossene Zivilgesellschaft'.
FACEBOOK Eine ausgesprochen ernste und kämpferische Festrede hielt
der Frankfurter Publizist Michel Friedman. Eine Videoaufnahme seiner
Ansprache fand große Verbreitung auf Facebook. Ausführlich ging Friedman auf
die heutige politische Situation ein. Von 'Wehret den Anfängen' zu sprechen,
sei problematisch, denn: 'Wir sind mittendrin.' Er machte darauf aufmerksam,
dass die AfD mittlerweile nicht nur im Bundestag, sondern auch in allen
Landtagen vertreten ist. Sie sei keine demokratische Partei, betonte
Friedman. Die AfD habe keine Kompetenzen in den relevanten Politikfeldern,
sondern nur in 'Hass, Gewalt und Ausgrenzung'. Eine Ursache für die Krise
der Demokratie vermutet Michel Friedman im fehlenden Gespür für ihre
Fundamente. Er beklagte, dass kaum jemand für Freiheit, Gleichheit,
Demokratie auf die Straße gehe. Friedman beobachtet ein duckmäuserisches
Verhalten: 'Was bedeutet Freiheit, wenn, obwohl man frei ist, der
Opportunismus größer ist als die Sehnsucht nach Freiheit?' Auch über seine
Familiengeschichte sprach Michel Friedman, über seine Eltern, die die Schoa
überlebten und als Flüchtlinge weder in Paris noch in Deutschland erwünscht
waren. Er habe sich seinerzeit bewusst für die deutsche Staatsbürgerschaft
entschieden, erinnerte sich Friedman. Er betonte: 'Es ist meine
Gesellschaft, über die ich hier spreche.' Die Festrede schloss Friedman mit
einem Zukunftsausblick hinsichtlich der Europawahl 2019. Seine Sorge um die
europäische Demokratie und Rechtsstaatlichkeit wurde dabei deutlich."
Link zum Artikel
Vgl. Artikel von Joachim Nieswandt in echo-online.de vom 12. November 2018:
"30 Jahre Neue Synagoge in Darmstadt. Erinnern zwischen Hoffen und
Bangen: Michel Friedman spricht von 'Judenhass' in Deutschland und ruft beim
Festakt zum 30. Jahrestag der Neuen Synagoge zum Kampf gegen Antisemitismus
auf..."
Link zum Artikel
|
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 129-132. |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 44. |
| Hans-Peter Schwarz (Hrsg.): Die Architektur der
Synagoge. 1988 S. 318-319. |
| Moritz Neumann / Eva Reinhold-Postina: Das
Darmstädter Synagogenbuch. Eine Dokumentation zur Synagogeneinweihung am 9.
November 1988. Im Auftrag des Magistrats der Stadt Darmstadt und der
Jüdischen Gemeinde Darmstadt. Darmstadt 1988. |
| Thomas Lange / Moritz Neumann: Jüdisches
Leben in Geschichte, Glaube, Brauch. Das Buch zum Museum der Jüdischen
Gemeinde Darmstadt. Darmstadt 1999. |
| Thomas Lange u.a.: 'L'chajim'. Die Geschichte der
Juden im Landkreis Darmstadt-Dieburg. Hrsg. vom Landkreis Darmstadt-Dieburg.
Reinheim 1997. |
| Moritz Neumann: Im Zweifel nach Deutschland.
Geschichte einer Flucht und Rückkehr. Als Buch und als CD (5 Audio-CDs,
HR audio) 2005 erschienen. |
| Stephanie Goethals: "...ich habe alles getan,
was mich retten konnte...". In: Abschied ohne Wiederkehr. Jüdisches
Leben in Pfungstadt 1933-1945. Pfungstadt 2007. S. 222-232. Es handelt sich
um einen Beitrag über Max Wolf aus Pfungstadt, 1948 bis 1949 1.
Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Darmstadt.
Vgl. den Artikel von Silke Rummel in der "Frankfurter Rundschau"
vom 4. November 2008:
"Ein
Jude in der Wehrmacht.." |
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