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im Elsass"
Dettwiller (Dettweiler,
Dep. Bas-Rhin /Alsace / Unterelsass)
Jüdische Geschichte / Synagogue / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Dettwiller bestand eine jüdische Gemeinde bis zur Deportation der
jüdischen Einwohner nach Südfrankreich 1940. Ihre Entstehung geht in die Zeit
des 17./18. Jahrhunderts zurück. Bei der Volkszählung am 29. Dezember 1784
wurden 18 jüdische Familien mit zusammen 96 Personen gezählt.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1807 117 jüdische Einwohner, 1846 158, 1861 152, 1866 163, 1889 80,
1892 124 (in 19 Familien), 1910
97.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, eine
jüdische Schule und ein rituelles Bad (im Keller der Synagoge). Zur Besorgung religiöser Aufgaben der
Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und
Schochet tätig war (so in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26.6.1843
S. 384 mit dem Hinweis, dass der Lehrer 430 Fr. Jahresgehalt bekommt; damals hat
er 26 Schüler zu unterrichten). Um 1887/1889 wird als Kantor in der Gemeinde ein
J. Mayer genannt. 1892/98 als Lehrer und Kantor M. Mayer (er unterrichtete in
dieser Zeit zehn Kinder aus der jüdischen Gemeinde). Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Saverne.
1889 war Gemeindevorsteher S. Blum, 1892 ein Herr Cahn, 1893/98 ein Herr
Bär.
An jüdischen Vereinen gab es eine Chewra Kadischa
(Beerdigungsverein und zur Armenunterstützung).
1936 wurden noch 39 jüdische Einwohner gezählt. Unter der deutschen
Besatzung wurden 1940 die bis dahin am Ort verbliebenen jüdischen Personen nach
Südfrankreich deportiert.
Von den in Dettwiller geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem): Alice Blum (1914), Jaques Blum (1869), Caroline
Blum geb. Metzger (1876), Leon Blum (1876), Jeanne Gugenheim (1929), Helga Hitzkowitz (1916), Bertrand
Kahn (1915), Marcel Kahn (1914), Celine Lazar geb. Levy (1887), Henri Lazar
(1882), Jean Lazar (1924), Yvonne Lazar (1923), Arthur Levy (1876), Muriel Levy
(1922), Robert Levy (1894), Suzanne May (1902), Aline Reinmann (1880), Hugues
Reinmann (1882), Denise Sichel geb. Blum
(1913), Guillaume Weill (1898), Joseph Weiss (1910).
Nach 1945 kehrten wenige jüdische Personen nach Dettwiller zurück. 1953
wurden 24 jüdische Einwohner gezählt.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
"Skandalgeschichte" aus der jüdischen Gemeinde (1900)
Vorbemerkung: bislang fanden sich aus den überregionalen jüdischen Periodika
der Zeit des 19./20. Jahrhunderts noch keine Berichte aus der Gemeinde
Dettweiler. Nur in einem wird eine "Skandalgeschichte" über die nicht
ganz klaren persönlichen Verhältnisse des damaligen Synagogendieners
berichtet. Die Probleme führten zu seiner sofortigen Entlassung aus dem Dienst.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Februar 1900: "Dettweiler
(Elsaß). Der hiesige Synagogendiener, den seine Frau seit einigen Jahren
freiwillig verlassen hatte, um ihren Lastern besser fröhnen zu können,
erhielt die dieserhalb im Armenwege und -Rechte eingeleitete Ehescheidung.
Kurz darauf ließ er sich wieder standesamtlich trauen und kam auch bald
darauf mit seiner Neuerkorenen hier an, mit der festen Behauptung, in
einem kleinen Städtchen des Unter-Elsass vom dortigen Rabbiner die
entsprechende Erlaubnis (frei wiedergegeben; ohne die hierzu
erforderlichen get = Scheidungsdokument) erhalten zu haben. Si
unglaublich und unwahrscheinlich dies auch klang, strebte man doch dieser
zweifelhaften Tatsache auf den Grund zu kommen, und erfuhr man, dass die
Trauung von keinem Rabbiner, ebenso wenig von einer hierzu autorisierten
Person, sondern bloß von einem Privatmanne, der zwar im Rufe eines Baal
Tora (Toragelehrten) stehen soll (ohne get =
Scheidungsdokument) vorgenommen worden sei. Auf diesem Grunde sah sich
daher die hiesige Gemeinde veranlasst, den Synagogendiener sofort seines
Amtes zu entheben". |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
David Levy wird bei den Gemeinderatswahlen als Gemeinderat gewählt (1908)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 10. Juli 1908:
"Straßburg. Die Gemeinderatswahlen haben auch eine stattliche
Anzahl Juden in die Stadtparlamente gebracht. Wir verzeichneten in der
vorwöchentlichen Nummer bereits eine Anzahl Namen. Es wurden ferner
gewählt:
Marc Blum, Max Frank und Fritz Meyer in Straßburg;
Gilbert Meyer, Abraham Bloch und Joseph Weil in Ingweiler;
David Levy in Dettweiler;
Nathan Heller in Brumath; Leo Ginsburger
in Uffheim; Dr. Leon Weill und
Arthur Moch in Hagenau;
Bernhard Baer und Leopold Klotz in Sulz
u.W.; Achille gen. Elie Weil in Bollweiler;
Jakob Schwab und Leon Bloch in Winzenheim;
Adrian Bloch und Ferdinand Dreyfus in Mülhausen;
Emil Weill in St. Ludwig;
Salomon Heimerdinger und Emile Picard in Grussenheim;
Silvani Beer und August Levy in Saarburg; Tuteur und Leiser
in Metz; Leopold Blum und Julien Levy in Umlingen, Felix Barth
in Forbach; Marcel Cahen und
Levy Aron in
Püttlingen." |
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge
Eine erste Synagoge wurde im 17. Jahrhundert erbaut.
Wegen Baufälligkeit drohte sie um 1840 einzustürzen. 1851 konnte die Gemeinde
eine neue Synagoge auf dem bisherigen Synagogengrundstück erbauen. Die
jüdische Gemeinde erhielt finanzielle Unterstützung durch die politische
Gemeinde. Die Baupläne zeichnete Baumeister Maestlé aus Saverne.
Charakteristisch ist der Rundbogenstil, der Okulus und die beiden
Zwillingsfenster am Giebel. Das Gebäude ist 13 m mal 9 m groß.
Während der Zeit der deutschen Besatzung im Zweiten
Weltkrieg wurde die Synagoge schwer beschädigt, unter anderem wurde die
Frauenempore zerstört. Nach dem Krieg wurde sie wieder
instandgesetzt und als Synagoge bis 1960 verwendet.
Adresse/Standort der Synagoge: Rue de l'écolé / Rue de
Général Leclerc, 67490 Dettwiller
Fotos
(obere Fotos: Rothé / Warschawski s. Lit.; untere Fotos Hahn, Aufnahmedatum 26.7.2004)
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Außenaufnahme |
Innenansicht mit Blick zum
Toraschrein |
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Das Gebäude der
ehemaligen Synagoge in Dettwiller |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
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Michel
Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire.
Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992. S. 33.67.
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