Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia Judaica
Die Mitglieder der
Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und bestehende) Synagogen
Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale
in der Region
Bestehende jüdische Gemeinden
in der Region
Jüdische Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur und Presseartikel
Adressliste
Digitale Postkarten
Links
| |
Zurück zur Seite über die Jüdische Geschichte/Synagoge
in Freudental
Freudental (Kreis Ludwigsburg)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte des Ortes
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Freudental wurden in jüdischen Periodika
gefunden.
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt. Es sind unten nicht alle Text
abgeschrieben; sie können durch Anklicken der Bilddatei gelesen werden.
Übersicht:
Allgemeine Artikel
Über die Gründungszeit der jüdischen Gemeinde in Freudental (Beitrag von
Rabbiner Dr. Tänzer,
1934)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. November 1934: |
Über den Huldigungseid der Juden in den neuwürttembergischen Orten im Jahre
1807 (Artikel von Rabbiner Dr. Tänzer von
1926)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. September 1926: |
Aus einem
Reisebericht von 1851
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. Oktober 1851:
"Aus
der Reisetasche eines fahrenden Schülers aus Schwaben. Noch weitere
historische Erinnerungen knüpfen sich der israelitischen Gemeinde
Freudental an die Regierung des Herzogs Eberhard Ludwig, Vorgängers des
Karl Alexander, der von 1677 – 1733 über Württemberg regierte. Ein
mecklenburgisches Fräulein von Gräveniz, zum Schein einem Grafen von
Würben angetraut, wusste der Herzog seit dem Jahre 1707 durch buhlerische
Künste zu bezaubern und verbotene Liebe in ihm zu wecken. Sie wurde des
Herzogs allmächtige Favoritin, sodass selbst die Herzogin, sich vor ihr
fürchtend, vorzog, das Land zu verlassen. Die Gräveniz erhielt unter
anderen reichen Gütern auch die Domäne Freudental vom Herzog zum
Geschenk. Die Tochter des Bankiers der Gräfin, eines reichen Israeliten
zu Amsterdam, vermählte sich mit dem damaligen Parnas zu Freudental,
Ullmann, und die Gräfin verlieh dem Bräutigam zum Hochzeitsstrauß |
das
Recht, Juden in Freudental aufzunehmen und wegzujagen. Dieses Recht erbte
sich in dieser Familie auf mehrere Geschlechter fort und die Herren
Parnasim machten von diesem Rechte oft umfassenden, absoluten Gebrauch,
bis die jüdische Gemeinde, des passiven Widerstands müde, durch
energische Repressalien von dieser aufgedrungenen Herrschaft sich
emanzipierte. Ich werde, so Gott will, diese historischen Begebenheiten,
immerhin für die Israeliten Württembergs interessant, in einer
Monographie darzustellen versuchen. – Frommer Sitte gemäß besuchte ich
die Gräber meiner Lieben auf dem stillen Friedhof, der idyllisch an einem
Waldsaume gelegen, hinausschaut in das stille Tal; der Horizont ist von
der Schwäbischen Alb begrenzt. Der alte Kaiserberg, das Monument des
schwäbischen Kaiserhauses, der Hohenstaufen, lugt herüber zu den
Gräbern der Entschlafenen Israels. Es drängten sich mir Reflexionen vom
erloschenen Kaiserstamm und von der Fortdauer des gehetzten Häufleins
Israel auf, die ich nicht weiter spinnen will, sondern dem Gedankenspiel
des geneigten Lesers überlasse. – Die Grabsteine der Familie Benedikt
sind schöne, einfach Monumente, die der fromme Sinn der Überlebenden den
teueren Hingeschiedenen gesetzt hat. Schönere Monumente aber sind die
reichen wohltätigen Stiftungen, die diese Familie in ihrem edeln Streben
nach rettender Menschenliebe den lebenden und kommenden Geschlechtern
aufbewahrt hat. Der Schwiegersohn des edeln Seniors dieser Familie, des
Mäzen Moses Benedikt in Stuttgart, ist der Stifter und Vorsteher unseres
Waisenvereins und Waisenhauses Wilhelmspflege Dr. Dreifuß. Es bedarf
nicht der granitenen Mausoleen, um die Namen solcher Menschenfreunde den
Nachkommen zu überliefern.
Des andern Morgens verließ ich Freudental, setzte mich in Besigheim unter
den alten Römertürmen, aus deren Schießluken die Geister der alten
Weltbezwinger staunend dem hinbrausenden Dampfrosse (sc. Eisenbahn),
eingestehend, dass die Wissenschaft eine größere Macht sei, als die
brutale Gewalt des Schwertes, in einen Waggon des Eisenbahnzuges und sah
wieder lauter orientalisch geschnittene Profile, die zur Tuchmesse nach
Stuttgart zogen. Hatte ich aber beim Beginn meiner Reise meine der
westlichen Hemisphäre zuziehenden jüdischen Weggefährten ihres
ärmlichen Aufzuges wegen zu bemitleiden, so sah ich jetzt an meinen
Stammesgenossen wohl auch einen Druck, aber nur den, den ihre strotzenden
Geldkatzen auf ihre Lenden übte…. |
Bericht
über die jüdische Gemeinde (1863)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. März 1863:
"Karlsruhe. In erfreulichem Gegensatze zu den von Ihnen kürzlich
geschilderten Verhältnissen israelitischer Gemeinden Württembergs kann
ich Ihnen eine solche bezeichnen, die vermöge des dort herrschenden echt
religiösen Lebens wohl genannt zu werden verdient. Es ist dies die
Gemeinde Freudenthal.
Einsender dieser Zeilen hatte kürzlich Veranlassung, einige Tage sich
dort aufzuhalten und muss gestehen, dass ihn der dort herrschende und fast
alle Schichten der israelitischen Bevölkerung durchdringende Geist echter
Religiosität sehr wohltuend angeweht hat. Dort findet man den Morgen- und
Abendgottesdienst täglich sehr zahlreich besucht. Der Religionsunterricht
ist zuverlässigen Händen anvertraut, wobei wohl bemerkt werden darf,
dass der durch lockende auswärtige Anerbieten befürchtete Abgang des
würdigen Lehrer Herrn Stern durch ansehnliche Opfer von
Gemeindemitgliedern abgewendet und dieser Mann der Gemeinde erhalten
werden konnte. Endlich wird dort die Wohltätigkeit reichlich und im Sinne
unserer frommen Väter geübt, wofür als einzelner Beleg statt vieler der
Umstand dienen kann, dass diese Gemeinde kürzlich die bedeutende Summe
von 150 Gulden als Spenden für unsere armen Glaubensbrüder im Heiligen
Lande, denen noch außerdem 30 Gilden für Pilgerwohnungen beigefügt
waren, dem Generalagenten Palästinas für Baden und Württemberg Herr B.
H. Wormser in Karlsruhe übermacht worden sind. Ehre dieser Gemeinde, die
in so erhebender Weise ihren Wohltätigkeits- wie zugleich echt
religiösen Sinn zu betätigen versteht. Raphael Wormser". |
Orthodoxe Stuttgarter Juden kommen zu den Hohen Feiertagen
nach Freudental (1863)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Oktober 1863: "Freudental
(Württemberg), 11. Tischri. Auch dieses Jahr hatte sich wieder eine
ansehnliche Anzahl Stuttgarter bei uns eingestellt, um die hohen Feste mit
uns nach der frommen Vätersitte zu feiern, und um dem Ärger zu entgehen,
den jeder, in dem noch ein Rest des jüdischen Gefühles verblieben ist,
empfindet, wenn er mit ansehen muss, wie Dutzende der andächtigen
Tempelbesucher sich entfernen, um im Gasthofe die bei Strafe der
Ausrottung gebotene Kasteiung zu üben. Unsere Gäste sind zwar meistens
hier Geborene, welchen ihre fromme Erziehung und Gewöhnung noch Halt
genug verleiht, um in der Flut des Stuttgarter religiösen Lebens nicht
unterzugehen. Diesmal haben sie aber auch Herrn H., einen Urstuttgarter,
welcher die neue Synagoge dort noch nie betreten hat, mitgebracht. Er
ließ sind am Neujahrstag und an Jom Kippur zur Tora rufen und
spendete bei dieser Gelegenheit außer dem hier sehr hohen
Steigerungspreis der Alija 32 Gulden für wohltätige Zwecke, worunter 16
Gulden für die Armen des Heiligen Landes. Für diesen frommen
Zweck dürften auch dieses Jahr mindestens 60 Gulden Spenden während der
guten Tage eingegangen sein, der Betrag der Spenden überhaupt aber
wenigstens auf 180 Gulden sich belaufen. Da auch die Wohltätigkeit gegen
fremde und einheimische Arme hier einen sehr anerkennenswerten Graf
erreicht hat, es werden hier von circa 50 bemittelten Familien jährlich
mindestens 400 Gulden und 1.000 Kostanweisungen an fremde Arme gegeben, so
kann man von der hiesigen Orthodoxie nicht sagen, dass sie bloß bis zum
Geldbeutel reiche. Es steckt bei uns – Gott sei Dank – in mancher
Gemeinde noch ein guter Keim, der sich zu edler Blüte entfalten würde,
wenn die Gemeinden wieder mündig wären, und nicht das Kirchenregiment in
Alles sich einmischte, selbst in die freiwilligen Chawerot (Wohltätigkeitsvereine)
und Stiftungen. Wir hoffen aber, dass – wenn Gott will – das bald
anders werden wird, der Ruf wird endlich zu den Ohren der besseren Jehudim
Württembergs dringen und sie zum Kampfe für ihre Religionsfreiheit
aufrütteln... Z. Segal." |
Zur
Geschichte des Rabbinates Freudental
Rabbiner Josef Maier Schnaittach und seine Bibliothek (Artikel von
1929)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Oktober
1929: |
Besuch bei Rabbiner Grünwald in Freudental (1851) und
weitere Notizen
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. Oktober 1851: "In
Freudental besuchte ich den Rabbiner Grünwald, der sich emsig literarisch
beschäftigt; er bewacht aber sein literarisches Geheimnis, wie der Riese
den Nibelungenhort und ich hätte bestimmt kein Plagiat an ihm begangen,
denn ich wurde erst vor Kurzem durch einen Hofdramaturgen um einige Verse
bestohlen und es tat mir so wehe, dass ein so reicher Herr einem armen
Judenjungen etwas wegstipitzt, dass Herr Grünwald Nichts von mir zu
befürchten gehabt hätte. – Herr Grünwald wäre fast auch als eifriger
Demokrat von der königlichen israelitischen Oberkirchenbehörde
gemaßregelt worden; er hat jedoch beizeiten noch eingelenkt. – In der
Gemeinde Freudental herrscht große Bestürzung, weil der Viehhandel, fast
der einzige Nahrungszweig der dortigen Juden so arg eingeschränkt ist und
die königliche Regierung ihn ganz unmöglich machen will, dennoch wenden
sich Wenige ordentlichen Gewerben zu. Manche wandern nach Amerika aus, um
dort unbeschränkt Handel leben zu können.
In Freudental haben sich auch Sagen aus der Geschichte des Juden Süß
Oppenheimer erhalten. Vom Jahre 1733-1737 regierte Herzog Karl Alexander
über Württemberg, Jud Süß Oppenheimer wurde sein Premierminister. Das
Schicksal dieses Fürstengünstlings ist bekannt, er wurde nach Karl
Alexanders Tod gegen alles Recht dem Nachrichter übergeben. Ein
schwäbischer Geschichtsschreiber, *Zimmermann’, sagt: 'in deren
Händen er war, waren mehr seine leidenschaftlichen Feinde, als Gerechte
Richter.’ Ich will nicht den Apologeten 'Süßens’ machen, allein
das liegt klar am Tage, dass gegen ihn, weil er ein Jude war, ein
Justizmord verübt worden war. Man Peinigte den armen Sünder mit
Bekehrungsversuchen und versprach ihm Gnade, wenn er übertreten würde.
Der Juden sagte dem bekehrungswütigen Priester: 'Religion ändern ist
eine Sache für einen freien Menschen und steht gar übel an einem
Gefangenen.’
So schlecht kann Süß Oppenheimer nicht gewesen sein, wie ihn der
Judenhass in der Geschichte schildert; Wilhelm Zimmermann macht eine
rühmliche Ausnahme. Süß starb gewissermaßen als Märtyrer seines
Glaubens, denn der Religionswechsel hätte ihm leben und Freiheit bewirkt.
Der unverständige Hass ließ noch dem Juden zum Hohn an den Galgen einen
neu gefertigten eisernen Käfig in Form eines orientalischen Pavillons
anbringen, in dem er gehängt wurde. Als die Geistlichen ihm noch auf dem
armen Sünderkarren das Evangelium predigten, rief er 'Adonai Elohim’
und das Volk machte aus dem 'Adonai’ als hätte er gerufen: 'net
do nei!’ (= schwäbisch für: nicht da hinein), ins Käfig nämlich.
Juden aus Freudental saßen als Bauern verkleidet auf Bäumen und riefen
ihm das 'Schma’ nach. Die frommen Geistlichen aber, statt christlich
mit ihm zu beten, riefen ihm, als er die Leiter hinaufgezogen wurde, den
Fluch nach: 'So fahre denn hin, du verruchte Seele, zur Hölle!"
Von diesem Akt sagt Zimmermann: 'Sprechender als in langen Abhandlungen
malt sich in dieser Szene die Rechtspflege und die Geistlichkeit jener
Zeit." |
Zum Tod von Rabbiner Seligmann Grünwald (1856)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. Juni 1856: "Aus
Württemberg, im Mai (1856). (Nekrolog). Die ohnehin so kleine Schar
unserer Rabbinen, 12 an der Zahl, hat sich um ein Glied vermindert. Am 12.
dieses Monats verschied Rabbiner Seligmann Grünwald dahier im Alter von
56 Jahren nach nur kurzer Krankheit an einem nervösen Schleimfieber, das
vom zweiten Pessachtag an ihn befiel. Sowohl seine Familie wie auch seine Gemeinde,
die besonders in den letzten Jahren seines Wirkens mit Liebe und Zuneigung
an ihm hing, sind durch seinen Tod in tiefe Trauer versetzt. Bei der
Beerdigung, die Dienstag, den 13. dieses Monats statt hatte, sprachen Herr
Kirchenrat Dr. Maier aus Stuttgart, der seinem langjährigen Kollegen im
Rabbinatsamt beredte Worte der Anerkennung über Berufstreue nachsprach,
Rabbiner Wälder aus Laupheim, Schwager des Verstorbenen, und Herr Lehrer
Levi dortselbst, langjähriger Freund und Stellvertreter im Amte. Auch
viele christliche Geistliche vom Ort und der Umgebung, die mit dem
Verstorbenen sehr gut befreundet waren, nahmen an der allgemeinen
Trauerfeier Anteil, und bewiesen dem Verfasser des Werkes 'Glaubens- und
Sittenlehren des Talmuds’, ihre Achtung noch am Grabe.
Rabbiner Seligmann Grünwald ist geboren in Mühringen anno 1800. Schon
als kleiner Knabe zeigte er hervorragende Talente, sodass seine Eltern,
die hinreichende Mittel und den Willen hierzu besaßen, ihm stets
Privat-Talmud-Lehrer hielten. Nachdem er den vieljährigen talmudischen
Unterricht des |
würdigen
Rabbinen Gabriel Adler, damals noch in Mühringen, jetzt in Oberdorf, mit
vielem Erfolg genossen hatte, bezog er die damals in höchster Blüte
gestandene jüdische Hochschule in Fürth, so er drei Jahre lang die
verschiedenen Fächer der jüdisch-talmudischen Wissenschaften mit
angestrengtestem Fleiß und lohnendstem Eifer betrieb. Von hier aus
absolviert, bezog er die Universitäten Würzburg und Tübingen, wo er mit
gleich-günstigem Erfolg, nachdem er sich schon früher ziemlich darauf
vorbereitet hatte, die philosophischen und sprachlichen Studien
frequentierte. Scharfsinnig, in der speziell jüdischen und der
allgemeinen Literatur bewandert, ließ er schon damals die Erwartung
hegen, dass er auch in der praktischen Seelsorge ein tüchtiger
Mitarbeiter werden würde. Bald sollte er Proben davon ablegen, bald
sollte der Kampf für ihn beginnen. Im 25. Lebensjahr wurde er von den
Gemeinden des Rabbinatsbezirks Braunsbach zu ihrem Rabbiner gewählt. Es
war dies der Vorabend der Kirchenorganisation unseres Landes, wo er bald
wegen verschiedener Kultusfragen Kämpfe zu bestehen hatte. Was Wunder,
die Gemeinden wurzelten noch in den alten hergebrachten Erinnerungen, der
junge strebsame Geistliche, der auf dem strengen talmudischen gebiete der
Orthodoxie während seines ganzen Lebens stand, einer nur bessern, das
Alte veredelnderen Form sich hinneigend, und so gab es manchen
Zusammenstoß, manchen Kampf, der oft umso heftiger war, als Grünwald
nicht der Mann war, der sich von einer fest gefassten bessern Überzeugung
abbringen ließ. Geradeaus auf das Ziel lossteuernd, weder rechts noch
links schauend, ohne Ansehen der Person, suchte er seiner Meinung Geltung
zu verschaffen. Das war es, was ihm von vielen Seiten Abneigung und
Anfeindung zuzog. Nach erfolgter Organisation des Kirchenwesens kam er auf
das Bezirksrabbinat Lehrensteinsfeld, wo gleich Kämpfe seiner harrten.
Doch fand er bei denen, die den Ernst seines Wollens und die Wohltat
seines Wirkens begriffen, Beweise von Anerkennung und Zustimmung. Inmitten
seines Sprengels gründete er damals den ersten schönen Leseverein,
welcher weithin Verbreitung fand und über mehrere Bezirke sich
erstreckte. Seit 1842 nach Freudental als Rabbiner berufen, wirkte er mit
vielem Segen. Mehrere wohltätige Anstalten, wie der neu gegründete
Brautausstattungsverein, verdanken |
Ihm
ihr Dasein. Das Gemeindewohl lag ihm als eine heilige Angelegenheit am
Herzen, nicht bloß das religiös moralische, sondern auch das materielle,
ein Streben, das ihm die Liebe seiner Gemeindegenossen erwarb. Aber eben
diese vielseitigen Gemeindegeschäfte, die in Württemberg zumeist dem
Rabbiner obliegen, hielten ihn von literarischen Arbeiten, wozu er
Befähigung und Lust in sich trug, zurück. Doch sind mehrere Predigten
von ihm im Druck erschienen. Endlich sein Werk: Glaubens- und Sittenlehre
des Talmuds, eine Sammlung von Kernsprüchen des jüdischen Altertums,.
Für welche Arbeit ihm von vielen Seiten beweise der Anerkennung, selbst
von hoher Seite zuteil wurden. Schon dachte er an ein neues Werk, das ihn
in der jüngsten Zeit beschäftigte. Aber der Tod unterbrach ihn mitten in
dieser Arbeit. Keine Frage der Gegenwart ließ ihn ohne Teilnahme finden.
Seine Ansichten über die heutigen Erscheinungen sprach er unverhohlen aus
und ohne Scheu. Er war der einzige Rabbine unseres Landes, der mit
freudigem Eifer für den im Wachstum begriffenen Literaturverein
Propaganda machte und ihm Mitglieder zu werben suchte. Er hinterlässt
eine betrübte Witwe und zwei Kinder aus erster Ehe. Als der Verstorbene
im verflossenen Jahr eine beredte Leichenrede am Grabe seines hoch
bejahrten Schwiegervaters in Bretten hielt, dachte er wohl nicht daran,
dass ihm schon nach sechzehn Monden die gleich Liebespflicht von
Amtsbrüdern werde erwiesen werden müssen. Wälder." |
Bücher aus dem Nachlass von Rabbiner Grünwald werden zum
Verkauf angeboten (1856)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. Juni 1856: "Freudental
und Laupheim. Aus dem Nachlass des
verstorbenen Rabbinen Grünwald sind ausgezeichnet schöne hebräische
Werke zum Verkauf ausgesetzt. Darunter sind besonders eine sehr schöne Talmud-Ausgabe
(Schass), die Rambams, Rifs (Werke von Isaak ben Jakob Alfassi),
Turim (Werke von Jakob ben Ascher), Schulchan Aruch, Mikraot
Gedolot Scheolot uTeschuwot und noch andere Bücher als Baal
akeda (Homiletischer Kommentar über die Tora von Isaak ben Moses
Arama), Alscheich ((Mose ben Chajim Alscheich, Homiletiker des 16.
Jahrhunderts). Auch mehrere Bände Bikkurei Haettim (Sammelwerke ,
erschienen in Wien) und deutsche Klassiker, darunter auch das
allerneueste, schön gebundene Konversations-Lexikon. Diese Anzeige widmen
wir insbesondere den jüdischen Lehranstalten in Breslau, Metz, Colmar,
Padua und den jüdischen Antiquaren. Man beliebe sich in portofreien
Büchern an die Unterzeichneten deshalb zu wenden. Diese Bücher werden
billig unter dem Preis abgegeben. Lehrer Levi in Freudenthal, Rabbiner
Wälder in Laupheim." |
Ausschreibung des Rabbinates Freudental (1857)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. Mai 1857: "(Diensterledigung).
Die Bewerber um das Bezirksrabbinat Freudental, welches aus den
Kirchengemeinden Freudental (Sitz des Rabbinen), Oberamt Besigheim, - mit
den Israeliten daselbst und in Zaberfeld
und Aldingen, Oberamts Ludwigsburg,
und Hochberg, Oberamt Waiblingen
besteht, und womit neben freier Wohnung und außer den Stolgebühren und
Emolumenten der aus der israelitischen Zentral-Kirchenkasse zu beziehende
Normalgehalt von 500 Gulden verbunden ist, welcher je nach Umständen –
auch sofort – durch eine gleichfalls aus der israelitischen
Zentral-Kirchenkasse zu beziehende Personalzulage auf 550 Gulden
(fünfhundert und fünfzig Gulden) erhöht werden kann, werden
aufgefordert, unter Angabe ihrer persönlichen und Familienverhältnisse,
sowie ihrer Bildungslaufbahn binnen sechs Wochen bei der Königlichen
württembergischen israelitischen Oberkirchenbehörde sich zu melden.
Ausländische Bewerber können auf frankierte Zuschriften von der Kanzlei
der Königlichen israelitischen Oberkirchenbehörde in Stuttgart jede
wünschenswerte nähere Auskunft erhalten.
Stuttgart, den 8. Mai 1857." |
Zur schwierigen Besetzung der Rabbinate in Württemberg um
1860
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. November 1860: "Aus
Württemberg. Wenngleich die Rabbiner in unserem Lande ordentliche Gehalte
beziehen, und die Königliche Israelitische Oberkirchenbehörde immer auf
Besserstellung derselben bedacht ist, wenngleich die Stellung eine freie,
der Wirkungskreis ein weiterer ist, als in manchen anderen Staaten, so
mangelt es doch an inländischen Kandidaten. Das Rabbinat Freudental und
das in Buttenhausen wurden durch
Ausländer (d.h. Nichtwürttemberger) besetzt. Das Rabbinat Oberdorf
hat zwar einen Inländer, Herrn J. Berlinger, zum Verweser dieser Stelle
erhalten und war dadurch vollkommen befriedigt, weil derselbe durch seine
tüchtigen rabbinischen und wissenschaftlichen Studien, wie durch sein
freundliches Benehmen Aller Herzen sich gewann; nun wurde dieser aber
durch Dekret der Königlichen Oberkirchenbehörde zum Verweser auf das
Rabbinat Braunsbach versetzt, weil
der dortige Rabbiner Dr. Hirsch, vor wenigen Wochen gestorben, und dieser
ausgedehnte Bezirk eines Rabbinen weniger entbehren kann. Das Rabbinat
Oberdorf wurde bis zur definitiven Besetzung dem Rabbiner Wälder in Laupheim
übergeben, der zu solchen Verrichtungen, die nur der Rabbiner zu besorgen
hat, jedes Mal herzureisen hat. Laupheim ist etwa 25 Stunden entfernt, ist
aber durch die Eisenbahnverbindung doch der nächste Rabbinatssitz, dem
der erledigte Bezirk hätte einverleibt werden können. – Auch an
israelitischen Lehrern ist Mangel und sind teils Ausländer angestellt,
teils aber sind Stellen unbesetzt. Mehrere Lehrer sind von ihren Stellen
gegangen und sind ganz aus dem Schuldienst getreten, weil die Gemeinden
durch Wegzug Vieler nach Städten sich so vermindert haben, dass kaum mehr
Schulkinder da sind. –
Die von Herrn Rechtskonsulenten Ellinger in Mergentheim
erschienene Schrift über 'den Judeneid’ hat bereits bei mehreren
Beamten Einfluss geübt. – Wir haben in Württemberg etliche 30
israelitische Rechtskonsulenten, wovon sehr viele eine ausgezeichnete
große Praxis haben." |
Zum Tod von Rabbiner Joseph Maier Schnaittacher (1861)
Anmerkung: sehr ausführlich der Bericht in der
konservativ-orthodoxen Zeitschrift "Der Israelit" - wesentlich kürzer
der nachfolgende Bericht in der liberalen "Allgemeinen Zeitung des
Judentums".
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juli 1861 (der Artikel wird
leicht gekürzt wiedergegeben): "Freudental (Württemberg). Mit betrübtem
Herzen teile ich Ihnen die Nachricht mit, dass unser greiser Rabbiner
Joseph Maier, unser Lehrer, der Herr, Herr Josef Schnaittach – das
Gedenken an den Gerechten ist zum Segen – zu den Gerechten, die
sitzen mit ihren Kronen auf ihren Häuptern – vom Herrn des Lebens
abberufen worden ist. Er war einer der Veteranen unserer deutschen
orthodoxen Rabbinen und gab unter Gottes gnädigem Beistande der hiesigen
Gemeinde 40 Jahre lang ein Vorbild ab für Führung eines frommjüdischen
Lebens durch unermüdliches Torastudium und sorgfältigste Beobachtung der
heiligen Lehren.
Am Erew Schabbat Kodesch Paraschat Schelach Lecha, kurz vor Beginn
des Schabbats (also am Schabbat mit der Toralesung Schelach Lecha =
4. Mose 13,1 - 15,41, dies war Samstag, 1. Juni 1861), … ist er zur
ewigen Sabbatruhe eingekehrt. Sie vergönnen gewiss dieser Mitteilung
einen Raum in Ihrem geschätzten Blatte, da in dem verehrlichen
Leserkreise desselben zweifelsohne eine große Zahl Verehrer des
entschlafenen Frommen, wohl auch manche Schüler desselben sich befinden
werden. Für diese füge ich noch bei, dass der Dahingegangene ein Alter
von 88 Jahren erreicht und über ein halbes Jahrhundert im hiesigen Lande
als Rabbiner hoch geachtet war.
Im Jahre 1835, zur Zeit der neuen gesetzlichen Organisation wurde er von
der Königlichen Regierung in den Ruhestand versetzt, hat aber dennoch,
was die Entscheidung der rituellen Fragen betraf, bis etwa vor 4 Jahren,
zur Zeit der Anstellung des hiesigen Rabbinen, Herrn Haas, diese
Funktionen aufs sorgfältigste versehen. Er genoss und verdiente den Ruf
eines gründlichen Gelehrten im talmudischen Fache, er genoss diesen Ruf
in weiteren Kreisen, und hat umfassende Arbeiten in Manuskripten
hinterlassen. Noch in den letzten Wochen sprach er den Wunsch aus, es
möchte der geeignetste Teil aus denselben nach seinem Ableben zum Drucke
befördert werden. Möchte ein Freund dieser Literatur den Wunsch des
Verstorbenen verwirklichen helfen! Es sind ja diese Resultate seines
emsigen Toralebens |
nebst
seinen guten Taten, der frommen Führung seines Lebens, die
alleinigen unvergesslichen Nachkommen des Entschlafenen.
Er wurde nach seinen in einer geschriebenen Verfügung getroffenen
Bestimmungen, worin auf Kol Bochim und Ha-Schilo (Schne Luchot
ha-Berit des Jesaja ben Abraham Halevi Horowitz) verwiesen, auch auf die
gleichen Anordnungen seines seligen Lehrers, Rabbi Salomon Cohen in
Fürth, seiner Geburtsstadt, Bezug genommen war, am 24. Siwan (2. Juni
1861) zur Erde bestattet. Es hat die hiesige Gemeinde allen Wünschen und
Anordnungen ihres geliebten frommen Führers hierbei, wie sie es einem
Lehrer und Vater glaubten schuldig zu sein, Folge geleistet. – Am Grabe
sprachen 4 Redner, zuerst der Rabbiner der Gemeinde, dann Dr. Salem,
früher Rabbiner in Lehren, jetzt Privatgelehrter in Stuttgart, nach
demselben noch der pensionierte Lehrer und Vorsänger Levy von hier, und
zuletzt der an dessen Stelle neu ernannte Lehrer Stern. Die Genannten
hatten eine, auch in Betreff der Trauerrede in der Verfügung enthalten
gewesene Bestimmung zu beobachten, wonach sie ohne Übertreibung der
Wahrheit, verbunden mit Ermahnungen für die Umstehenden, reden durften,
was von ihnen in würdiger und angemessener Weise geschah. Bei dem
Leichenbegängnis hatten sich aus der Nähe und Ferne Freunde und Verehrer
des Frommen eingefunden, um ihn zu seiner letzten Ruhestätte zu
begleiten." |
Zum Tod von Rabbiner Joseph Maier (1861)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. September 1861: "Vor
kurzer Zeit starb in Freudental der greise Rabbine Joseph Maier im Alter
von 85 Jahren. Derselbe kam im Jahre 1816 nach dem Tode des Rabbinen
Alexander Elsässer dorthin als Rabbiner, wurde aber im Jahre 1835 in den
Ruhestand versetzt. Er war tüchtiger Talmudist und auch in den externen
Wissenschaften nicht unerfahren." |
Jüdisch-deutsche Selichoth-Ausgabe aus der Bibliothek des
Rabbiners Joseph Maier Schnaittach - Artikel von 1930
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. September
1930: "Eine jüdisch-deutsche Selichoth-Ausgabe. Die Mitteilungen aus der
folgenden Abhandlung über den Rabbiner Joseph Maier und seine Bibliothek
stammen von Herrn Julius Wissmann, Obersekretär des Württembergischen
Oberrates in Stuttgart. Die bibliographischen Angaben und die genaue
Datierung in der Umschrift sowie ihre sorgfältige Überprüfung verdanken
wir Herrn Dr. Haim Borodianski, dem ausgezeichneten Herausgeber der
hebräischen Briefe von Moses Mendelssohn (in Band 16 der großen
Jubiläumsausgabe). Für weitere Angaben sind wir Herrn Professor Lieben
in Prag und Herrn Religionslehrer Warscher in Freudental verpflichtet. Wir
sind auf diese Weise in der Lage, der erste Mal von einem bisher nicht
näher beschriebenen kultusgeschichtlich bedeutsamen jüdisch-deutschen
Druckwerk Nachricht zu geben.
Unter der Bibliothek des Rabbiners Joseph Maier Schnaittach, welche vom
israelitischen Oberrat Württembergs vor kurzer Zeit von der Gemeinde
Freudental übernommen wurde, befindet sich eine äußerst seltene
jüdisch-deutsche Übersetzung der Selichoth (der Bußgebete namentlich
vor und während der hohen Feiertage). Das Titelblatt mit dem Vorwort ist
hier photographisch und in Umschrift wiedergegeben. Über den früheren
Besitzer des Werkes, Rabbiner Joseph Maier Schnaittach, der bis zu seinem
Tode am 31. Mai 1861 jahrzehntelang in Freudental wohnte, sind nur wenige
Einzelheiten bekannt: Joseph Maier, der sich auch noch Schnaittach oder
Schnattacher nannte, wurde am 13. September 1884 als Sohn des Maier Joseph
in Fürth geboren. Seine Mutter war Eva, Nathan Schnattachers Tochter, aus
Schnaittach. Daher wird sich Maier
auch Schnaittacher oder Schnattacher genannt haben. Schnaittach liegt bei
Nürnberg und war im achtzehnten Jahrhundert eine bedeutende jüdische
Gemeinde (Anmerkung: Schnaittach – nordöstlich von Nürnberg –
gehörte früher zum Pflegamt Rottenberg und war im kurfürstlichen Bayern
mit den umliegenden Orten zusammen der einzige Bezirk, in dem Juden
ständig ansässig waren; in seinen berühmten Anmerkungen zum Bayerischen
Landrecht behandelt Kreittmayr besonders das Recht der Schnaittacher Juden).
Zu dem Rabbinat Schnaittach gehörten
die Gemeinden: Ottensoos, Schnaittach,
Forth und Hüttenbach. Forth ist nicht mit Fürth identisch. Die Rabbiner
in Fürth waren oft auch Oberrabbiner von Schnaittach und Umgebung. Maier
war zweimal kinderlos verheiratet. Seine erste Frau stammte aus
Mergentheim und war eine Tochter des Juda Levi, seine zweite Frau eine
Tochter des Abraham Hirsch Levi aus Freudental. Maier war zuerst Rabbiner
in Braunsbach und vom Jahre 1821 an
Rabbiner in Freudental. Als im Jahre 1828 'das Gesetz über die
öffentlichen Verhältnisse der israelitischen Glaubensgenossen’ in
Württemberg erschien, wurde Joseph Maier Schnaittach auf Grund des
Artikels 52 seines |
Amtes
als Rabbiner enthoben, weil er nicht 'die allgemeinen
Vorbereitungswissenschaften auf einer Universität nach erstandener
Vorprüfung studiert’ hatte. Maier war einer der größten gelehrten
seiner Zeit; es wurden ihm aus allen Gegenden Deutschlands Fragen
vorgelegt, die er auf Grund des rabbinischen Gesetzes entscheiden sollte.
Die Gutachten sind gesammelt worden und nach seinem Tode von Samuel
Berlfein in Radomsyl in Druck gegeben worden (Schaalaus iteschuwaus Reb
Mejir Schnaittach [Fragen und Antworten des Reb Meier Schnaittach],
Drohobycz 1891). Seine Bibliothek muss sehr wertvoll gewesen sein. Leider
ist ein großer Teil verloren gegangen und dadurch, dass sie nicht richtig
aufbewahrt worden war, der Vernichtung anheim gefallen. Sie enthält sehr
viele kabbalistische Werke. Noch heute erzählen die alten Freudentaler
Juden von dem 'Wunderrabbiner’, der es verstanden habe, kranke zu
heilen und Feuer zu löschen. Seine Gutachten sind für die
Geschichtsforschung der Juden in Franken und Württemberg sehr
aufschlussreich.
Das Rabbinat Freudental ist, nachdem die Gemeinde immer kleiner geworden
war, schon seit Jahrzehnten aufgelöst. Der letzte Rabbiner, welcher als
Rabbiner von Freudental angestellt war, aber seinen Sitz gar nicht dort
hatte, ist der jetzige Rabbiner von Mergentheim,
Herr Rabbiner Dr. Moritz Kahn.
Die vorliegende Selichoth-Ausgabe in jüdisch-deutscher Übersetzung
stammt aus der Druckerei des Moses ben Bezalel Kohen aus Prag. Prag
spielte in der Zeit von 1500 bis 1700 im hebräischen Buchdruck eine
bedeutende Rolle. Leopold Zunz hat in Geigers Wissenschaftlicher
Zeitschrift 1844 in einem Aufsatz 'Die Gersoniten’ Näheres über die
bedeutende Druckerfamilie veröffentlicht. Der Gründer war Gerson ben
Salomo Kohen, der im Jahre 1512 die ersten Drucke in Prag herausgab. Er
betrieb aber sein Geschäft nicht allein. Im Jahre 1526 übernahmen seine
Söhne die Druckerei und blieben von da an bis zum Jahre 1600 die
alleinigen Druckherren. Eines der bedeutendsten Erzeugnisse der Gersoniten
war die illustrierte Haggada. Es sind ziemlich viele Bücher aus diesen
Prager Druckereien noch aufzufinden. Dagegen befindet sich von der
Selichoth-Ausgabe außer in der Bibliothek des Oberrats wahrscheinlich
kein Exemplar mehr in Deutschland. In der Preußischen Staatsbibliothek in
Berlin ist nur ein Exemplar der zweiten von der ersten in manchen Punkten
abweichenden Auflage (Prag 1650) unter der Nummer R. Eu. 3320; auch die
Gemeindebibliothek in Berlin besitzt nur ein Stück dieser zweiten Auflage
(Nr. 39 220). Nach Mitteilungen des besten Kenners des böhmischen
hebräischen Buchdruckes, Professor Dr. H. S. Lieben in Prag, ist die
Ausgabe 1602 noch auf dem flachen Land in der Tschechoslowakei in zwei
Exemplaren bis jetzt aufgefunden; die Ausgabe ist jedoch überhaupt noch
nicht bibliographisch erforscht und beschrieben. Bei Ben Jacob, Ozar
hasfarim (Buchstabe samech, unter Selichoth Nr. 389) fehlen nähere
Angaben. Das neuere Werk des Direktors der Prager Nationalbibliothek Dr.
Joseph Volk, Geschichte des Buchdrucks in Böhmen und Mähren bis 1848
(Weimar 1929) hat für den hebräischen Buchdruck fast keine Bedeutung.
Wir geben hier eine genau überprüfte Umschrift des gereimten Vorwortes.
Die beste und zuverlässigste Einführung in das große, erst in den
Anfängen der wissenschaftlichen Durchforschung befindliche Gebiet der
jüdisch-deutschen Sprache und Literatur ist jetzt das Werk von Staerk und
Leitzmann: 'Die Jüdisch-Deutschen Bibelübersetzungen von den Anfängen
bis zum Ausgang des achtzehnten Jahrhunderts’ (Frankfurt a.M. 1923). Ein
evangelischer Theologie (der Vertreter des Alten Testaments an der
Universität Jena) und der dortige Germanist haben hier eine grundlegende
Arbeit über dieses Stoffgebiet vorgelegt, das namentlich für die
richtige sprachwissenschaftliche Methode sehr wichtig ist. Das Buch ist
Moritz Steinschneider gewidmet, 'ohne dessen monumentum aere perennius,
den Katalog der hebräischen Bücherei der Bodleiana, es nicht hätte
geschrieben werden können’. Heinrich Loewes Arbeiten, besonders 'Die
Sprachen der Juden’ (Köln 1911) dürfen als liebevollste und
eindringlichste Behandlung des Stoffes nicht vergessen werden.
Das hier Wiedergegebene zeigt, dass das Hebräisch der Selichoth auch
damals von der Allgemeinheit nicht verstanden wurde, aber dass das
Bedürfnis bestand, das, was man betete, zu verstehen (Anmerkung: Bei
der ersten Betrachtung scheint es sich um eine Ausgabe für Frauen
ähnlich der 'Weiberbibel’ der Zeit zu handeln. Aber die erste
Verszeile im Vorwort des Prager Schammes 'kummt her ich frumi Weiber’
beginnt offensichtlich nur um des Reimes willen so, wie der folgende
Wortlaut des Reimspruches deutlich zeigt.’). Rabbi Jakob bar Eljahu
halevi von Teplitz hat sich deshalb entschlossen, die Bußgebete, die
gerade in diesen Tagen vor Rosch-ha-schono schon zu früher Morgenstunde
in den Gotteshäusern des alten Ritus gesagt werden, in jüdisch-detuscher
Sprache herauszugeben. Nur die Anfänge der einzelnen Gebete sind
hebräisch. Sonst ist das ganze Buch jüdisch-deutsch geschrieben. Von den
Gersoniten wurde von dem Vater des Druckers unseres Werkes im Jahre
1589 die Rede des Hohen Rabbi Löw für den großen Sabbat herausgegeben.
Einige Werke des Rabbi Löw aus den Prager Druckereien befinden sich
ebenfalls in der Bibliothek des Württembergischen Oberrats. Auch eine
hebräisch-deutsche Gebetsammlung Techinoth erschien bei ihnen. Moses, der
Drucker der Selichoth-Ausgabe war als Schriftsteller bekannt. Die Familie
der Gersoniten war 'groß an Ansehen und Reichtum’, sodass schon von
ihrem Ahnherrn Salomo Kohen sagt wird: 'ein vornehmer Priester von den
Söhnen der Reichen’. Die Familie errichtete auch außerhalb Prags
Druckereien. So gehörte der bekannte Drucker Isak ben Löb und Jüdels
Kohen in Wilhermsdorf bei
Nürnberg zu dieser Familie.
F." |
Bericht von der Beisetzung des Rabbiners Haas (1887)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juli 1887: "Stuttgart.
Soeben komme ich von Freudental, woselbst gestern am 7. Tammus (=
29. Juni 1887) die Beisetzung des nach längerem Krankenlager im
76. Lebensjahre entschlafenen Rabbiner Haas stattfand. Am Grabe, zu
welchem nicht nur die ganze jüdische Gemeinde, sondern auch die Vertreter
der politischen und anderen Behörden mit dem protestantischen
Ortsgeistlichen und mehreren Stuttgartern dem Verblichenen die letzte Ehre
erwiesen, sprachen der Neffe des Entschlafenen, Herrn Rabbiner Dr.
Silberstein aus Wiesbaden, ferner Herr Rabbiner Dr. Engelbert aus
Heilbronn und der amtsverwesende Lehrer Herr Rosenfeld in beredten und
herzergreifenden Worten über das Wirken des Heimgegangenen, der über ein
Menschenalter den Rabbinatssitz innehatte. Der Stuttgarter Rabbiner
glänzte – durch seine Abwesenheit! – Anlässlich dieses Trauerfalles
erlaubt sich Einsender seinen Landsleuten den wohlgemeinten Rat zu
erteilen, sie mögen fernerhin Friede und Eintracht zu erhalten sich
bemühen, Zwietracht, Hass und Verfolgungssucht, unter welchen der selige
Rabbiner sowohl, als auch die Gemeinde selbst viel gelitten, jedoch aus
ihrer Mitte entfernen, damit durch wahre Frömmigkeit seiner Mitglieder,
Freudental wieder etwas von dem Glanze früherer Zeiten zurückerobere,
von welchem es durch Jahrhunderte als eine der ersten und besten Gemeinden
Württembergs umstrahlt war. Waren doch auch von jeher große und
bedeutende Rabbinen an der Spitze der Gemeinde, welche durch frommes,
edles und uneigennütziges Streben sich unsterbliche Verdienst um die
Gemeinde sowohl, als um unsere heilige Religion erworben, ich nenne nur
die noch einem großen Teil der jetzt lebenden Generation bekannten Namen
wie Rabbi Samuel Elsässer, Rabbi Alexander Elsässer, Rabbi Josef
Schnaittach – das Andenken an die Gerechten ist zum Segen.
Es wäre zu wünschen, dass der zukünftige Rabbiner, ebenso wie die
Obengenannten vom wahren Geiste unserer heiligen Lehre beseelt wirken
möge! Ploni". |
Aus
der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Die jüdische Gemeinde erhöht den Lehrergehalt und wird
dafür gelobt (1861)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Oktober 1861: "Vom
württembergischen Neckar, 25. September (1861). Einen schönen Zug
können wir von der Gemeinde Freudental berichten. Die israelitische
Gemeinde, den Wert der Volksschule und eines tüchtigen Lehrers kennend
und schätzend, hat aus freiem Antriebe beschlossen, da ein Lehrer nur
dann mit Freude in der Schule wirken könne, wenn er von Nahrungssorgen
nicht gedrückt werde, ihrem Lehrer seinen Gehalt von 300 Gulden auf
mindestens 500 Gulden neben freier Wohnung zu erhöhen. Möchte dieses
schöne Beispiel von recht vielen Gemeinden nachgeahmt werden!" |
Lehrer Ludwig Stern
- 1860 bis 1864 Lehrer in Freudental - wird 1. Lehrer / Direktor an der
Lehrerbildungsanstalt in Würzburg an (1864)
Anmerkung: Ludwig Stern ist am 9. März 1824 in
Bieringen als (unehelicher) Sohn der Jentle
Hirsch Stern (Tochter des Handelsmannes Hirsch Baruch Stern) geboren (http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-440598-2).
Nach Abschluss seiner Ausbildung zum Lehrer dürfte
Unterdeufstetten seine erste Stelle
gewesen sein (um 1842/1850?). Nach dem Beitrag unten war Stern nach
Unterdeufstetten Lehrer in Markelsheim,
wo er 1854 Bärbel/Babette geb. Adler aus Markelsheim
heiratete (geb. 28. Juli 1831). Von 1853 bis 1860 war er Lehrer in
Creglingen (http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-442332-96),
danach in Freudental und ab 1864 Direktor
an der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt in
Würzburg. Er starb am 15. August 1890 in Würzburg, seine Frau Babette am 31.
Januar 1902 ebd.
Von den zehn Kindern des Ehepaares sind die ersten vier in
Creglingen geboren (Abraham Hartwig 1855,
Jacob 1856, Gustav Gedalja 1858, Ida 1860), die nächsten zwei in
Freudental (Josua 1863, gest. 1863, Mirjam
1864), die übrigen vier in Würzburg (Baruch 1866, Nathan 1868, Julia 1873 und
Lina 1875).
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. November 1864: "Aus
Württemberg. Dem inneren Berufe folgend, hat am Anfang dieses Monats ein
Mann das Schwabenland verlassen, dessen Verlust nicht nur die Gemeinden,
in deren Mitte er als Lehrer und Vorsänger gewirkt hat, sondern nahezu
das ganze Württemberg empfinden dürfte, für das er besonders in
jüngster Zeit in edelster Weise, ersprießlich und wacker gewirkt und
gekämpft hat. Ludwig Stern, bisher in Freudental angestellt, hat die
Lehrer- und Hausmeister-Stelle an der Lehrerbildungsanstalt in Würzburg
angenommen, welche von den dortigen hochherzigen Rabbinen unter Protektion
der bayerischen Regierung ins Leben gerufen worden ist. Wie unser
Stammvater folgte auch er der inneren Himmelsstimme und zog weg aus seinem
Land und aus seiner Heimat wie aus dem Haus seines Vaters, verließ
Vaterland, Heimat, Verwandte und Freunde, um zu wirken für das Ideal, das
er auch bei uns zu erstreben bemüht gewesen, um vereint zu sein mit den
Verwandten des Geistes, die seinem Edelmute mehr gelten als irdische
Beziehungen. Rastlos wie seine pflichttreue Tätigkeit stieg auch er in
seiner äußeren Stellung von Stufe zu Stufe und bewährte sich an ihm
jeder göttliche Segen, der solchen Männern verheißen ist 'und ich
will groß machen deinen Namen und er wird ein Segen sein’. Von der
kleinen Filialgemeinde Unterdeufstetten
aus, für die er ein Faktotum war, wie von Markelsheim
und Creglingen, wo die Gemeinden zu
jedem Opfer bereit waren, um ihn länger besitzen zu dürfen, wie durch
die größere Kehilla (Gemeinde) Freudental, wo sein hervorragendes
Wissen und Wirken, obschon neben einem Rabbinen, doch in der ehrenvollsten
Weise Anerkennung gefunden hat, verbreitete sich sein Name immer weiter in
den Gauen Württembergs. Sein rednerisches Talent und seine theologischen
und pädagogischen Kenntnissee fanden ihren besten Lobredner in seinen
Predigten, seinen Vorträgen und seinen schriftstellerischen und publizistischen Werken und Aufsätzen, welche auf der Kanzel vernommen
worden, oder durch die Presse in Büchern, Zeitschriften und Broschüren
an das Licht der Öffentlichkeit getreten sind. An der Spitze steht hierin
das von ihm erschienene 'Deutsche Lesbuch für israelitische Schulen in
5 Abteilungen’ (Stuttgart 1862), das im Auslande fleißig gebraucht
wird, obgleich unsere israelitische Oberkirchenbehörde, deren meisten
Mitglieder nicht wohl die wahren Freunde eines solchen Strebens sein
können, es nicht offiziell in den württembergischen Schule eingeführt
hat. Mit einem wahren Eliasmute aber ist er als wackerer Kämpe in die
Schranken getreten, um eine Revision des israelitischen Kirchenwesens in
Württemberg zu erstreben, um die jetzt das ganze Land in allen seinen
Parteien einstimmig und sehnlich petitioniert. So hat sich sein Verdienst
über das Weichbild der Gemeinden hinaus durchs ganze Land nicht nur
ausgebreitet und unvergesslich gemacht, sondern auch – gestützt auf 1.
Samuel 12,23 – die Hoffnung erzeigt, dass die politische Grenze, die ihn
nun von uns trennt, keine Scheidewand zwischen uns sein werde in den
religiösen Bestrebungen, die wir bis jetzt gemeinschaftlich unternommen
haben, und bald zum segensreichen Ziele führen werden.
Möge er in Würzburg die Liebe und Achtung finden, die er unter uns
besitzt, seine Aufnahme dort so herzlich sein, wie sein Abschied von hier
und sein Wirken immer allgemeiner und segensreicher sich enthalten! Im
Namen der Freunde im Neckartale, im Taubergrunde und am Donaustrome. S.
Levy in Stuttgart." |
Wiederbesetzung
der Lehrerstelle durch Lehrer Emanuel Rothschild (1868)
Anmerkung: Lehrer Emanuel Rothschild ist am 13. Juli
1841 in Nordstetten geboren. Nach der Seminarzeit im Lehrerseminar Esslingen war
er Lehrer in Mühlen (1860), danach in Ernsbach (bis 1868) und Freudental (bis
1878). Seit 1885 war er Gemeindepfleger der israelitischen Gemeinde Stuttgart,
1887 ebenda Kanzleibeamter und Verwalter der israelitischen Zentralkirchenkasse.
Er starb am 14. September 1903 in Stuttgart und wurde im israelitischen Teil des
Pragfriedhofes beigesetzt.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Juni 1868: "Freudenthal
(Württemberg). Die hiesige Schul- und Vorsängerstelle, einst von dem
jetzigen Seminarlehrer Stern in Würzburg bekleidet, ist nach
Pensionierung des Lehrers Weil nun wieder besetzt. Die Gemeinde hat kein
Opfer gescheut, um einen jüngeren tüchtigen Lehrer zur Bewerbung um das
doppelte Amt zu ermuntern, indem sie den bisher in Ernsbach
angestellten Lehrer und Vorsänger zur Annahme des Dienstes veranlasste.
Derselbe wurde denn auch von vielen Gemeindemitgliedern und Vorstehern,
namentlich dem Gemeindevorsteher L. Maier, auf der nächsten
Eisenbahnstation auf eine ehrenvolle und freundliche Weise empfangen. Am
folgenden Sabbat beschränkte sich der sehr ehrenwerte Rabbiner auf die
Vorlesung des deutschen HaNoten Teschua, während die Gemeinde
erwartet hatte, er werde als Geistlicher und Religionsschulinspektor in
seiner bekannten beredten Weise die Investitur benützen, um den Lehrer
der Jugend und Vorbeter der Gemeinde vorzustellen und seinen
priesterlichen Segen dem Wirken des jungen Mannes zu erteilen. Doch hat
Herr Rothschild dessen ungeachtet in seiner auf das Königsgebet folgenden
Antrittsrede meisterhaft gezeigt, dass er ach des freien Wortes mächtig
und entschlossen ist, im Geiste unserer heiligen Religion in Schule und
Synagoge, auf dem Katheder und der Kanzel, die er in Abwesenheit des
Rabbinen zu betreten hat, im Privatleben wie im Gemeindehaushalt seiner
Pflicht, die er kennt, nachzukommen. Ein einträchtiges Zusammenwirken des
Religionsbeamten wird unserer Gemeinde zum Heile gereichen. Schalom al
Jisrael (Friede über Israel!)." |
Abschied von Lehrer Kahn (1891)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Mai 1891: "Aus
Württemberg. In unserer von antisemitischem Geiste durchwehten Zeit,
ist jede Demonstration entgegengesetzter Richtung doppelt beachtenswert.
Eine solche ersehen wir aus einem Berichte des württembergischen
'Lehrerheims', Organ für Lehrerfreunde, den wir wörtlich folgen lassen,
unsere besten Wünsche für den pensionierten Kollegen mit
verbindend.
'Bezirk Besigheim. Am 1. Oktober fand in dem benachbarten Freudental eine
schöne Feier statt, zu welcher sich 20 Lehrer von Besigheim, Bietigheim,
Bönnigheim und den umliegenden Orten eingefunden hatten; galt es doch,
unserem Freund und Amtsbruder, dem israelitischen Lehrer Kahn, einen
kleinen Abschied zu bereiten. Obgleich derselbe erst 56 Jahre alt ist, so
sah er sich leider doch genötigt, andauernder Kränklichkeit halber ein
Gesuch um seine Pensionierung einzureichen, welchem auch voraussichtlich
entsprochen werden wird, worauf Kahn mit seiner Familie nach Heilbronn
überzusiedeln gedenkt. Seine Freunde nahmen deshalb Veranlassung, bei
dieser Gelegenheit die Aufrichtigkeit, Herzlichkeit und Biederkeit zu
erwähnen, die Kahn von jeher seinen Kollegen entgegengebracht hat und ihm
zu danken für das Interesse, mit welchem er stets für unsere
Bestrebungen und Standesehre eingetreten ist. Schöne Gesänge,
humoristische Vorträge und Musikpiecen verschönten den Abend, von dem
der Gefeierte rühmte, dass er zu den schönsten seines beruflichen
Lebensabends gehöre. Ganz besondere Anerkennung gebührt hierbei den
jüngeren Gliedern unseres Standes, die sich so zahlreich dabei einfanden
und bemüht waren, ohne Ansehung der Unterschiede des Alters und der
Religion einen Akt der Pietät zu üben, durch den sich jeder
Mitbeteiligte nur selber ehrt.'
Anschließend an vorstehenden Bericht haben wir noch beizufügen, dass die
meisten Teilnehmer christliche Kollegen waren, (jüdische Lehrer gibt es
in diesem Bezirke außer Freudental keine), was dem liebevollen
Einvernehmen zwischen den verschiedenen Konfessionen erhöhte Bedeutung
beimisst. Überhaupt ist von Antisemitismus in Württemberg - Gott sei
Dank - keine Rede, und die Lehrerschaft dieses Landes ist, wie viele
Vorkommnisse zeigen, gegen diese moderne Pest unempfindlich; und ein
friedliches Einvernehmen zwischen Kollegen der verschiedensten
Konfessionen herrscht überall. O." |
Zum Tod von Oberlehrer Alexander Elsässer (1893)
Mitteilung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Februar 1893: "Im
Alter von 75 Jahren verstarb am 29. Januar der emeritierte Oberlehrer Herr
Alexander Elsässer in Crailsheim,
einer der ältesten Mitarbeiter unseres Blattes." |
Wiedereröffnung der Israelitischen Privatschule
(1935)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juni 1935: |
Aus dem jüdischen
Gemeinde- und Vereinsleben
Gründung eines Wohltätigkeitsvereines (1856)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. Januar 1856:
"Aus
Württemberg, im Dezember. So sehr es immer mehr den Anschein gewinnt, als
wolle in unserem großen deutschen Vaterlande und den vielen kleinen
Vaterländern die politische Reaktion wieder Front gegen die Juden machen
und die abgelebte Ghetto-Zeit und Herrschaft wieder herbeiführen, so
erfreulich ist es von der anderen Seite wahrzunehmen, wie die Juden sich
immer mehr nach innen konsolidieren, immer kräftigere und herrlichere
Früchte echt jüdischen Geistes hervortreiben, und für den Druck, den
sie von außer her erfahren, desto mehr von innen heraus erstarken, und es
immer mehr beweisen, dass ein unverwüstlicher Fonds von
religiös-moralischer Stärke in ihnen walte, der trotz alles Hohns und
aller Zurücksetzung nicht abgeschwächt wird. Folgendes mag als Beleg
für diese allgemeine Bemerkung dienen. In den kleinen Gemeinde Freudental
– sie zählt nicht mehr als 67 Familien, unter welchen viele Arme sich
befinden – hat sich kürzlich auf Anregung des dortigen Rabbinen
Grünwald ein Verein unter dem Namen Chawerat Hachnassat Kala
gebildet. Dadurch, dass ein geringer Jahresbeitrag zum Vereine festgesetzt
wurde, ist die Zahl der Mitglieder desselben umso größer und es beträgt
deren Zahl bereits 48. Außer den regelmäßigen jährlichen Beiträgen
ist unter anderem der Zehnte vom Zehnten bei Hochzeiten als Einnahmequelle
bezeichnet. Vorläufig ist das Minimum des einem Mädchen abzureichenden
Beitrags auf 200 Gulden und das Maximum auf 300 Gulden festgesetzt. Wer da
weiß, wie groß die Sorge so vieler Familienhäupter wegen der Versorgung
ihrer Töchter ist, der wird das Wohltätige eines solchen Zwecks zu
würdigen wissen. In derselben Gemeinde besteht schon seit längerer Zeit
ebenfalls auf Anregung des genannten Rabbinen ins Leben gerufen, ein
anderer Verein, durchreisende israelitische Arme aus einer
gemeinschaftlichen Kasse zu unterstützen. Dieser Verein zählt fast
sämtliche Gemeindegenossen zu Mitgliedern, von denen zwei aufgestellt
sind, der Eine zur Abgabe der Marken, und der Andere zur Ausbezahlung des
bezeichneten Wertes an die Armen. Es soll hierdurch erstens der
berufsmäßige Bettel allmählich abgeschafft |
werden;
zweitens sind von den herumziehenden Armen die Minderbemittelten und Armen
ebenso in Anspruch genommen worden, als die Wohlhabenden und so haben die
einheimischen Armen, um die herumziehenden, von Haus zu Haus wandernden
Armen nicht leer weggehen zu lassen, denselben eine Gabe gereicht, die sie
für ihre und der Ihrigen Erhaltung vielleicht viel notwendiger brauchen
konnten. Drittens wird hauptsächlich durch einen solchen Verein das
erzielt, dass durch die Ordnung und die durch dieselbe herbeizuführende
Ersparnis in den Ausgaben für herumziehende Arme ein Namhaftes erübrigt
wird, das zu besserer Unterstützung der bekannten würdigen Armen im Orte
und in der Umgegend verwendet werden kann. Von den weiteren in der
genannten Gemeinde bestehenden wohltätigen Vereinen soll nur noch der
eine genannt werden, der unter dem Namen Chässäd weEmet den Zweck
hat, die bei Sterbefällen entstehenden Unkosten, als für Wächter,
Beerdigung usw. durch freiwillige Beiträge aus einer gemeinschaftlichen
Kasse zu decken, und, um das Zartgefühl der Armen zu schonen, diese
Kosten auch bei den Bemittelten übernimmt, die aber ihrerseits die vom
Vereine für sie gemachten Auslagen demselben durch freiwillige Spenden
beim Aufrufen zur Tora wieder ersetzen". Das Nachfolgende bezieht
sich auf die Geschichte des Israelitischen Waisenhauses Esslingen. |
Der
Rabbiner und der Lehrer werden von den religiösen Vereinen unterstützt (1859)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 23. Mai 1859: "In Freudental zahlen die
Brüderschaften Talmud Tora etc. 100 Gulden jährlich an den
Rabbinen zu gleichem Zwecke. In beiden Gemeinden (sc. voraus ging ein
Bericht aus Oberdorf) aber sind die
Lehrer noch besonders für die 'Erteilung des hebräischen Unterrichts an
der Volksschule bezahlte und dürfen sich diese Opferbereitwilligkeit
unsere schwäbischen und andere deutsche Gemeinden wohl zum Muster
nehmen." |
Konfirmationsfeier
(Nachfeier für zwei Kinder) in der Synagoge durch Rabbiner Haas (1869)
Hinweis: die unwürdige Nachfeier für zwei Kinder wird in der Zeitschrift
"Der Israelit" kritisiert.
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 1. September 1869: "Aus Württemberg, 11. August
(1869). Die Unsterblichkeit der Konfirmation ist konstatiert; den
Beweis dafür hat Herr Rabbiner Haas in Freudental erbracht, indem
er am vorigen Sabbat Paraschat 'denn bisher seid ihr noch nicht zu der
Ruhe gelangt...' (5. Mose 12,9) eine Nachfeier der am normalen
ersten Wochenfesttage von zwei Kindern versäumten Konfirmation in der Art
--- wir wissen nicht ob aus eigenem Erfindungsgeist oder nach höherer
Weisung - veranstaltete, dass die beiden noch ungeweihten Kinder - ein
Mädchen aus dem Filial Zaberfeld und
ein Knabe der Muttergemeinde selbst nach dem Mincha-Gottesdienst in
der Synagoge zurückgehalten wurden, um das heilige Sakrament der
Konfirmation nachträglich zu empfangen und in den Schoß der mosaischen
Religion aufgenommen zu werden, der sie bis dahin bloß durch Geburt und
Erziehung angehört hatten. Bekanntlich muss in Württemberg ein Rabbiner
die Leiche nur dann begleiten, 'wenn sie eine konfirmierte Person war.'
(Syn. Ord. Kap. X § 7). Die Gemeinde war zur Teilnahme an dem seltenen
noch alleinstehenden Akt eingeladen worden, allein als das Kapitel zu Ende
war, das mit den Worten schließt..., verließen doch alle
Synagogenbesucher das Gotteshaus bis auf 4 oder 5 Zuhörer; selbst die
sonst so gefügigen Herren Vorsteher zogen ihre dritte Mahlzeit der
Prozession vor, die sie ordentlicherweise am Schawuot bei verschlossener
Türe vornehmen lassen, um das Fortlaufen zu verhüten; nicht einmal die
Eltern der einzusegnenden Kinder verherrlichten das Fest der
Konfirmationsnachlese durch ihre Gegenwart; bloß der gefällige Lehrer
und Vorsänger ließ sich trotz seiner Heiserkeit erbitten durch einen
Choralgesang der Schüler vor und nach der Haupt-Szene das Weihefest zu
verschönern. Und doch wäre das Zeitopfer von Seiten der Zuhörer nur
klein gewesen, da es der memorierten Antworten nur 3, sage mit Worten drei
statt der vorgeschriebenen 48 (!!) waren. Diese Vorstellung war also
gewiss sehr kurz. Die Kinder hatten sich natürlich dagegen
gesträubt, alles auswendig zu lernen und so kam man im Wege des
Vergleichs auf 1/16 des Ganzen und auf die Sabbatvesperzeit überein, nur
um die Kontinuität des einträglichen Konfirmierens nicht zu unterbrechen,
kein böses Exempel zu geben für künftige Jahre und den Leuten es
plausibel zu machen, als ob die Konfirmation trotz des Ministerialerlasses
noch eine Zwangsanstalt wäre, die jeder besuchen müsse. Die
Pastoralklugheit des Rabbinen ist wirklich zu bewundern und die Art, wie
er diesen Lebensbaum zu pflegen versteht. ... Nur ein Baum, von
dem du weißt, dass er kein Fruchtbaum ist, den magst du vernichten und
umhauen (5. Mose 20,20). Wir hoffen, dass in Zukunft oft Gelegenheit
sein wird, das gegebene Beispiel nachzuahmen und dass die Ausnahme zur
Regel werde!" |
Predigt und Vortrag von Bezirksrabbiner Dr. Beermann aus Heilbronn
(1926)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Mai 1926: |
Festsetzung der Rabbinatsbeiträge
(1926)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1926: |
Vortrag von Bezirksrabbiner Dr. Beermann aus Heilbronn
(1927)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Februar 1927: |
Gemeindeabend mit Ansprache, Theaterstück u.a.m.
(1929)
Artikel
in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Mai 1929 |
Vortrag von Lehrer Warscher im Saal der evangelischen Volksschule
(1929)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. August 1929: |
Purimfeier der jüdischen Jugend mit der Gemeinde
(1930)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 15. April 1930: |
Eine zunächst geplante 200-Jahrfeier zur Freudentaler Judenordnung wird
vorläufig verschoben
(1931)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Juli 1931: |
|
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1.Oktober 1931: |
Gemeindebesuch von Bezirksrabbiner Dr. Tänzer aus Göppingen
(1933)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. März 1933: |
Wechsel im Vorsitz des Israelitischen Frauenvereins von Klara Jordan zu Sidonie
Herrmann
(1935)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juni 1935: |
Vortrag von Heinz Koch (Heilbronn)
(1935)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juli 1935: |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Löb Rosenstein vermacht der Gemeinde einen Betrag zur
Armenunterstützung (1867)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Juli 1867: "Freudental, im
Juni (1867). Durch letztwillige Verfügung über seinen Nachlass hat der
verstorbene Kaufmann, Herr Moses Löb Rosenstein in Frankfurt am Main, die
hiesige israelitische Gemeinde mit dem ansehnlichen Vermächtnisse von
5.000 Gulden als Stiftung zur Armenunterstützung bedacht." |
Spende von Vorsteher Moses Löwe für die Armen im
Heiligen Land (1865)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Februar 1865: "Karlsruhe.
Die israelitische Gemeinde Freudental im Königreich Württemberg hat zu
den vielen Beweisen des dort herrschenden echt religiösen Sinnes, gepaart
mit hingebender Opferfreudigkeit, einen neuen hinzugefügt, indem der
dortige Vorsteher, Herr Moses Löwe, vor einigen Tagen mit die Summe von
150 Gulden zum besten unserer bedrängten Brüder im heiligen Lande im
Namen der Gemeinde zugestellt hat.
Ehre dieser hochherzigen Gemeinde und Ehre ihren Vertreter. – Ich hoffe,
demnächst Ihnen auch von einer ansehnlichen Stiftung eines in hiesiger
Stadt vor mehreren Jahren verstorbenen würdigen Mannes, gleichfalls zum
Behufe der Unterstützung der Armen in Jerusalem, Näheres berichten zu
können. Der Generaleinnehmer für die Armen im heiligen Lande für das
Großherzogtum Baden und das Königreich Württemberg. B.H. Wormser". |
Zum Tod von Lehmann Maier
(1869)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. April 1869: "Freudental
(Württemberg). Unsere Gemeinde hat einen großen Verlust erlitten durch
den nach langwieriger, hoffnungsloser Krankheit am 23. vorigen Monats
erfolgten Tod unseres Mitbruders Lehmann Maier, Mitgliedes des hiesigen
Vorsteheramts und Förderers der orthodoxen Bestrebungen in unserem Lande.
Ans einem Grabe sprach nur sein Jugendfreund, der pensionierte Lehrer S.
Levy von Stuttgart, etliche Worte des Nachrufs. Von Würzburg her aber war
auf telegraphischen Ruf Herr Seminarlehrer Stern, früher hier angestellt,
hierher geeilt, um dem Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen. Dieser
hatte nämlich in seinem Testamente angeordnet: 'Mein lieber treuer Freund
Stern soll mir die Leichenrede halten, nötigenfalls in meinem Hause. Ich
grüße ihn!' Herr Stern sprach deshalb im Trauerhause um die Worte des
Toten gültig zu machen in meisterhafter Weise die Wahrheit von dem
Entschlafenen, den er so genau kennengerlernt hatte. Lehmann Maier war
nicht nur der reichste Mann seiner Gemeinde, sondern er ließ auch keinen
Armen ohne Hilfe, keine gute Sache ohne Unterstützung. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Lob der Opferfreudigkeit der Gemeinde und Tod des Kusiel
Uhlmann (1877)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. August 1877: "Freudental
(Württemberg). Die hiesige Gemeinde zählt zu denjenigen, welche im
Besitze aller erforderlichen religiösen Institutionen, es an der Pflege
derselben nicht fehlen lassen. Sowie sie bei Sammlungen für mildtätige
und edle Zwecke, selten anders als in den vordersten Reihen zu treffen
ist, ebenso tritt eine anerkennungswerte Opferfähigkeit in ihrer Mitte
hervor, überall wo es die Erhaltung der religiösen Institute in gutem
Zustande, insbesondere auch die Förderung der vielen hier bestehenden Chawerot
(Vereine), als für Chässad weEmet, Hachnassat Kala
(Brautaussteuer), Talmud und Tora, Wohltätigkeit etc. gilt. Es
wird so reichlich, in diese nützlichen und wohltätige Vereine,
insbesondere an den heiligen Festen gespendet, dass dieselben ihre Zwecke
stets ungeschmälert erfüllen können. Es lässt sich nicht leugnen, dass
auch die jüngere Generation sich von den religiösen Pflichten nicht
lossagt, die ihre Eltern in so vollem Maße erfüllen. Das ist wohl in
unserem Tagen nicht so häufig, dass es der Erwähnung in Ihrem
geschätzten Blatte nicht wert wäre. Wenn ich auch nicht liebe, da wo es
sich um Zustände handelt, von Persönlichkeiten zu reden, so ist es mir
doch nicht möglich, diesen Bericht zu schließen, ohne eines ehrwürdigen
74 Jahre alt gewordenen Greises zu erwähnen, dem am vergangenen Sonntag
alle Gemeindeangehörige, jung und alt, das Geleite zu seiner letzten
Ruhestätte gaben. Er gehörte nicht zu den reichsten, aber gewiss zu den
wohltätigsten der Gemeinde, der Chawer Herr Jekutiel (Kusiel) Uhlmann,
dies der Name des Verewigten war, wie vom Rabbiner in der Trauerrede an
dessen Grabe mit Recht betont wurde, ein Mann, voll friedlicher Gesinnung,
ein Mann der Gerechtigkeit und ein Mann der Wohltätigkeit
im rechten Sinn des Wortes, der allwöchentlich am Freitag die Armen
des Ortes bedachte, aber auch bei Sammlungen für Not leidende Brüder
in der Ferne sich am reichlichsten – es wird hiermit nicht zuviel gesagt
– beteiligte.
Was die Gemeinde noch sonst an diesem Manne verloren, wird ihr namentlich
an den bevorstehenden ernsten Tagen tief ins Herz dringen; denn er hat an
diesen Tagen ca. 50 Jahre lang als Schofarbläser und ehrenamtlicher
Vorbeter auch insbesondere durch seine vorzügliche Stimmbegabung
innige Andacht in den Gemütern der Betenden entzündet und fromme
Gefühle in ihrem Inneren wachgerufen. Sein Ruf als guter Jehudi
und trefflicher Vorbeter ging über das Weichbild Freudentals
hinaus. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Wiederwahl der jüdischen Gemeinderäte Hermann und Löwe
(1887)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. Dezember 1887:
"Aus
Württemberg, 18. Dezember. Im laufenden Monat wurden im Lande die
Gemeinderats-(Magistrats-)wahlen vorgenommen. Während in der Hauptstadt
der einzige jüdische Kandidat bei der überwiegend konservativen
Bevölkerung in der Minderheit blieb, haben in mehreren Landorten die
Israeliten einige Siege zu verzeichnen. In Freudental wurden die beiden
austretenden Gemeinderäte Hermann und Löwe, mit großer Majorität
wieder gewählt. Ersterer ist schon 42 Jahre in Gemeinderat und war schön
öfters Verweser des Ortsvorstandes, wurde auch wegen seiner Verdienste
als langjähriger Gemeindepfleger mit der silbernen Zivilverdienstmedaille
ausgezeichnet. Auch in Laupheim wurden die beiden jüdischen Kandidaten
wieder gewählt." |
50-jähriges Jubiläum von Israel Herrmann als Rechner und
Stiftungspfleger der Gemeinde (1889)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Dezember 1889: "Freudental,
11. Dezember (1889). Nächsten Montag feiert die hiesige israelitische
Gemeinde ein seltenes Fest. Es ist das 50jährige Jubiläum des Rechners
und Stiftungspflegers der jüdischen Gemeinde. Der Jubilar, der seit 40
Jahren auch dem Gemeinderat angehört, erhielt dieser Tage durch die Gnade
unseres erlauchten Königs die goldene Zivilverdienstmedaille, nachdem er
vor 10 Jahren bereits die silberne empfangen hat. Der Jubilar Israel
Herrmann, ist 81 Jahre alt und erfreut sich noch seltener Rüstigkeit.
Lehrer Rosenberger in Freudenthal." |
Jubiläumsfeier für Israel Herrmann (1889)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Dezember 1889: "Freudental.,
17. Dezember (1889). Über die Jubiläumsfeierlichkeit des hiesigen
Kirchen- und Stiftungspflegers, Israel Herrmann, ist folgendes zu
berichten: Am Sonntagabend brachte der Liederkranz dem Jubilar ein
Ständchen. Am Montag früh begab sich das Kirchenvorsteheramt in die
Wohnung des Jubilars und überreichte unter den herzlichsten
Glückwünschen einen silbernen Pokal. Nun folgte der Ortsvorsteher mit
einer Deputation der bürgerlichen Kollegien. Abends vereinigten sich die
bürgerlichen Kollegien, das Kirchenvorsteheramt und eine Anzahl Bürger
zu einem Festmahl im Gasthaus zum Lamm. Während des Essens wurden
verschiedene Toaste ausgebracht. Der Ortsvorstand gedachte Seiner
Majestät unseres geliebten Königs Karl. Alsdann folgten Lehrer
Rosenberger dahier und Herr Rothschild, Sekretär der Königlichen
israelitischen Oberkirchenbehörde in freier Rede auf den Jubilar,
während Lehrer Spatz von Affaltrach, ein Großneffe des Jubilars, die in
gebundener Rede tat. Nach dem Essen erschien der Gesangverein und bei
dessen fröhlichen Weisen ging die Zeit rasch dahin." |
Auszeichnung für Israel Hermann (1889)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Dezember 1889: "Vom Oberamt
Besigheim. Dem israelitischen Gemeinde- und Stiftungspfleger Hermann in
Freudental ist von Seiner Majestät dem König von Württemberg die
goldene Zivilverdienstmedaille verliehen worden." |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 26. Dezember 1889: "Seine Königliche Majestät haben dem
israelitischen Kirchen- und Stiftungspfleger Herrmann in Freudental
die goldene Zivilverdienstmedaille verliehen." |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 25. April 1890: "Durch Seine Majestät den König Karl wurde
dem Gemeinderat, israelitischen Gemeinde- und Stiftungspfleger I. (statt:
F) Hermann in Freudental bei Stuttgart zu seinem
50-jährigen Dienstjubiläum die goldene Zivildienstmedaille
verliehen." |
Zum Tod von Hirsch Loewe (1900)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. November 1900: "Freudenthal
(Württemberg), 26. Cheschwan (= 18. November 1900). Ein auch in weiteren
kreisen rühmlichst bekannter Mann wurde heute zu Grabe getragen. Hirsch
Loewe, der das hohe Alter von nahezu 80 Jahren erreichte, ist nach kurzem
Krankenlager von uns geschieden und hat, wie Herr Lehrer Friedmann in
trefflicher Schilderung seiner Verdienste mit Recht beklagte, eine
merkbare Lücke in unserer Gemeinde hinterlassen. Geben nicht schon das
bis zu seinem Tode innegehabte Amt eines Gemeinderates, wie auch die
langjährige Tätigkeit als Kirchenvorsteher, beredtes Zeugnis für das
Vertrauen, das der Verblichene allseitig genoss, so war sein Denken und
Fühlen, seine Hingebung im Dienste unserer heiligen Religion der Ausfluss
lauterer, wahrhaft gottesfürchtiger Gesinnung. In uneigennütziger Weise
hatte der Verstorbene als Mohel fungiert und als ehrenamtlicher
Vorbeter stets durch seinen innigen Vortrag die Hörer erquickt.
Körperliche Beschwerden, mit denen der Heimgegangene in letzter Zeit mehr
wie sonst zu kämpfen hatte, bildeten für denselben kein Hindernis, wenn
er beim Gottesdienste mitwirken konnte, und so hat er sich an Sabbat Noach
(Schabbat mit der Toralesung Noach = 1. Mose 6,1 - 11,32, das war am 27.
Oktober 1900) noch dazu aufgerafft, vertretungsweise zu 'lainen'
(vorbeten).
In der auf Wunsch des Dahingeschiedenen von dessen Neffen, Herr Rabbiner
Dr. J. Levi - Alzey - gehaltenen
Trauerrede wurden die Tugenden des Heimgegangenen dem zahlreichen Publikum
in begeisterten Worten vor Augen geführt, seine Friedensliebe,
Gastfreundschaft, sein stets hilfsbereites und wohltätiges Wirken
verdientermaßen als leuchtende Beispiele hingestellt. -
Mit dem edlen Manne wetteiferte in frommen Werken seine Gattin; mögen sie
und die Kinder Trost und Stärkung schöpfen aus der Erkenntnis, dass Gott
der Annehmer der Witwen und der Sachverwalter der Waisen ist. Psalm
68,6: Vater der Wasen und Richter der Witwen (ist Gott in seiner
heiligen Wohnung. |
Wahl von Dr. Levi zum Oberrabbiner in Krefeld (1904)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 5. August 1904:
"Krefeld.
Der Vorstand und die größere Vertretung der hiesigen israelitischen Gemeinde
hat anstelle des auf seinen Wunsch zum Herbste dieses Jahres in den Ruhestand
tretenden Herrn Oberrabbiner Dr. Horowitz den jetzigen Bezirksrabbiner in
Alzey (Rheinhessen), Herrn Dr. Levi, einstimmig zum Oberrabbiner gewählt.
Diese Wahl wird von der ganzen israelitischen Gemeinde mit lebhafter
Freude begrüßt, da die von Herrn Dr. Levi in seiner Probepredigt
dargelegten Anschauungen und Grundsätze allseitigen Anklang fanden. Herr
Dr. Levi ist am 13. Februar 1865 in Freudental, Königreich Württemberg
geboren. Nach Absolvierung des Königlichen Karlsgymnasiums in Heilbronn,
wurde er zu Beginn des Wintersemesters 1884 als ordentlicher Hörer des
jüdisch-theologischen Seminars in Breslau aufgenommen, hörte von
derselben Zeit an die Vorlesungen der philosophischen Fakultät der
dortigen Universität und promovierte Januar 1888 in Tübingen. Von
Oktober 1890/1891 genügt er in München seiner Militärpflicht. Nach
bestandener Abhangsprüfung am Seminar in Breslau übernahm er die Stelle
eines großherzoglichen Bezirksrabbiners in Alzey". |
Zur Goldenen Hochzeit von Abraham L. Wertheimer und
Pauline geb. Stern (1909)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Oktober 1909: "Freudental
(Württemberg), 10. Oktober (1909). Am 3. Oktober dieses Jahres feierte
das Ehepaar Abraham L. Wertheimer und Pauline geb. Stern das Fest der
Goldenen Hochzeit. Von der stattlichen Schar seiner Söhne, Töchter und
deren Gatten, sowie Enkeln und Enkelinnen begleitet, zog das Jubelpaar in
die festlich erleuchtete Synagoge, wo die ganze Einwohnerschaft des
hübschen Dörfchens, Juden und Christen, seiner harrte. Nachdem Herr
Lehrer Rödelsheimer einen Psalm gesungen hatte, feierte Herr Rabbiner Dr.
Kahn aus Esslingen das seltene Ereignis fünfzigjährigen in Liebe und
Treue unter Freuden und Leiden, unter Arbeit und Mühe gemeinsam
verbrachten ehelichen Lebens und Sorgens füreinander, indem er an der
Hand von Kohelet 9.9 ausführte, dass in diesem Leben der Vergänglichkeit
und der Mühsal das einzige Glück eine gesegnete Ehe bilde. Am Schlusse
seiner Ansprache teilte er mit, dass der König von Württemberg die Gnade
hatte, dem Jubelpaar Glück- und Segenswünsche auszusprechen und eine
Plakette mit des Königs Bildnis und mit eingravierter Widmung zur
Erinnerung an die Feier überreichen zu lassen. Möge das Jubelpaar in
Gesundheit und Rüstigkeit auch das fest der Diamantenen Hochzeit begehen
dürfen." |
80. Geburtstag von Max B. Marx (1926)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juni 1926: |
Zum Tod von Wolf Blum, langjähriger ehrenamtlicher Vorbeter und Schochet
(1926)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juli 1926: |
Goldene
Hochzeit von Jakob Levi und Lina geb. Marx (1926 in Cannstatt)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1926: "Cannstatt.
Am 19. Dezember dürfen Jakob Levi und seine Ehefrau Lina geb.
Marx im Kreise ihrer Kinder, Enkel und Urenkel das seltene Fest der
goldenen Hochzeit feiern. Der Jubilar war fast zwanzig Jahre Mitglied des
Vorsteheramtes seiner Heimatgemeinde Freudental und gehörte dort
zu den tätigsten Mitgliedern im Ausschuss des Wohltätigkeitsvereins und
des Israelitischen Militärunterstützungsvereins. Auch in Cannstatt ist
er seit Jahren ein eifriges Vorstandsmitglied des Israelitischen
Wohltätigkeitsvereins. Möge dem würdigen Ehepaare ein glücklicher
heiterer Lebensabend beschieden
sein."
|
87. Geburtstag von Fanni Levi (1926)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1926: |
70. Geburtstag von Sophie Levi
(1929)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Oktober 1929: |
Zum 90. Geburtstag von Fanny
Levi (1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. November 1929:
"Freudental bei Besigheim, 25. November (1929). Frau Fanny Levi
feiert am 27. November ihren 90. Geburtstag. Die greise Jubilarin wird an
diesem Tage die Glückwünsche sowohl der israelitischen als auch der
politischen Gemeinde empfangen. Frau Fanny Levi erfreut sich noch guter
Gesundheit und einer erstaunlichen geistigen Frische. Leider wird ihr
Lebensabend durch das jahrelange Siechtum und den vor kurzem erfolgten Tod
ihrer Tochter Jette Neu verdüstert. Wir wünschen Frau Levi einen frohen
Lebensabend." |
|
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. November 1929: |
|
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1929: |
Zum Tod von Fanny Levi (1930)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 15. November 1930: |
Als Nachfolger des verstorbenen Salomon Stein wird Kaufmann Isak Stein
(Mühlacker) in das Vorsteheramt gewählt
(1930)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Oktober 1930: |
Zum
Tod von Rosa Adler geb. Marx (aus Freudental, gest. in München 1931)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Februar 1931:
"München, 16. Februar (1931). Am Rüsttage des Neumondes Adar ist
eine der markantesten jüdischen Frauen Deutschlands in ein besseres
Jenseits abberufen worden. Frau Rosa Adler geb. Marx ist nach längerer
Krankheit im 77. Jahre ihres der Tora und den Geboten gewidmeten
Lebens ihrem vor 9 Jahren dahingegangenen Manne Adolf Adler gefolgt. Ihr
Leben war buchstäblich der Tora und den Geboten gewidmet (noch in
den letzten Tagen ihrer schweren Krankheit lehrte sie ihre Enkelkinder
Chumesch; als Tochter des o seiner großen Frömmigkeit und einer hohen
sozialen Stellen allgemein geachteten Leb Marx aus Freudenthal (später
Stuttgart) hat sie den unbeugsamen Sinn ihres Vaters geerbt und betätigt,
wo es sich um Aufrechterhaltung der Jüdischkeit handelte. Sie hat im
Leben auch schwere Zeiten mitgemacht, aber mit seltenem Willen und
Opfermut es durchgesetzt, dass alle ihre 11 Kinder ein jüdisches Leben in
ihrem und ihres Mannes Sinne leben, und auch, dass keines von ihnen trotz
größter Versuchung durch ihre ausgedehnten geschäftlichen
Unternehmungen z.B. auch nur daran gedacht hat, den ... auch nur zu
verkürzen. Von der ungeheuren Willenskraft und Energie zeugt am besten
der Umstand, dass Frau Rosa Adler den ganzen Tanach (Bibel) so
beherrschte, dass sie wohl - als Frau eine ganz vereinzelte Erscheinung -
jeden Bibelvers auswendig mit Kapitel und Verszahl zitierte, von ihrer
Intelligenz, dass sie ... vor die Größten hintrat und sie aufklärte,
vor Erzbischöfe so gut wie vor weltliche Machthaber. Dass diese seltene
Frau alle anderen jüdischen Frauentugenden übte, dass sie wohltätig war
usw., braucht nicht erst hervorgehoben zu werden.
Möge ihr Verdienst uns allen und besonders ihren Kindern beistehen
und ihnen Kraft geben, in ihrem Sinne weiter zu leben und zu wirken. Ihre
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Jakob Stein
(1931)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. April 1931: |
Zum Tod von Jette Manasse
(1931)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 15. Oktober
1931: |
Zum Tod von Auguste Marx
(1931)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1931: |
Zum Tod von Gemeindevorstand und Gemeinderat Josef Jordan
(1932)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Januar 1932: |
Sigmund Lasar feiert sein 25-jähriges Dienstjubiläum als Synagogenverwalter
(1934)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. April 1934: |
Anzeigen in
jüdischen Periodika aus/zu Freudental
Stellengesuch für einen Lohgerbergesellen (1862)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Juli 1862: "Stelle-Gesuch.
Ein Lohgerbergeselle israelitischer Konfession sucht Beschäftigung, am
liebsten in einer größeren Gerberei, welche ihm Gelegenheit böte, sich
in seiner Profession noch tüchtig zu vervollkommnen. An Sabbat- und
jüdischen Festtagen jedoch müsste er vom Arbeiten dispensiert werden.
– Nähere Auskunft erteilt auf frankierte Anfragen Rabbiner Haas in
Freudental (Württemberg)." |
Werbung für eine Mazzen-Maschine (1863)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. November 1863: "Freudental
in Württemberg.
Eine Mazos-Maschine, fast noch neu, welche von einem
einzigen Mann leicht getrieben werden kann, nebst allem Zubehör verkauft
wegen Aufgabe dieses Geschäftszweiges um annehmbaren Preis
M.H. Marx,
Bäckermeister." |
Spendensammlung für "abgebrannte Familie"
(1866)
Anmerkung: Der aus Freudental stammende, seit 1864 in Würzburg
tätige Seminarlehrer Ludwig Stern (siehe Artikel oben) sammelte auch von
Würzburg auch für seine Heimatgemeinde.
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juni 1866: "Für die
abgebrannte Familie in Freudental habe ich infolge meiner in diesen
Blättern ausgesprochenen Bitte erhalten: a. Aus Würzburg: von Madame H.
Frank gesammelt 12 fl., Madame Fleischmann 1 fl. 45 kr., Madame Rosenthal,
Witwe 1 fl., Madame Levi, Witwe 1 fl., Herrn S.E. Oppenheimer 3 fl. 30
kr., L.E. Oppenheimer 2 fl., Kramer 2 fl., Rosenthal sen. 10 fl.,
Rosenthal, Kfm. 12 fl., A. Schwabacher 2 fl., Lehrer Blum 3 fl. 30 kr.,
Heimann 30 kr., D.H. Oppenheimer 3 fl. 42 kr., Herzfelder und Kohn 6 fl.,
Hommel 1 fl., Lehrer Lindner 30 kr., Dr. Braunschweig 30 kr.,
Rabbinatskandidat Unna 1 fl., Seminarlehrer Schlenker 1 fl. 45 kr.,
Seminarlehrer Weisbart 30 kr., Sopher Maier 30 kr., Sopher Weisbart 30
kr., Henneberg 1 fl. 45 kr., Dr. Fränkel 35 kr., Kaufmann Schlenker 1
fl., Ungenannte zusammen 6 fl. 30 kr.
b. Von Auswärtigen: E. R. Rosenbaum in Zell 2 fl., M. Rosenbaum das. 1
fl., Ungenannter in Höchberg 2 fl., Julius Hoff in Köln 4 fl. 15 kr.,
Ungenannter das. 3 fl. 51 kr., Ahron Uhlmann in Oberdorf 2 fl. 30 kr.,
Goldschmidt in Heidingsfeld 30 kr., Lehrer Levi in Euerbach 1 fl. 45 kr.,
S. Jonas in Mergentheim 1 fl. 45 kr., Eisenmann in Marktbreit 5 fl., Adler
in Markelsheim 24 kr., Juda Weinberger in Gersfeld 1 fl., Wolfgang
Niederhofheim in Frankfurt a.M. 2 fl., Wolf Sauer in Tauberbischhofsheim 5
fl. 15 kr., aus Oberthulba 1 fl. 16 kr., Emanuel Kleemann in Werneck 2
fl., Sternberger in Ulm 1 fl. 45 kr., aus Ederheim 1 fl. 30 kr. W.R.
Hellmann in Ebelsbach 1 fl. 45 kr., Zusammen 120 fl. 57 kr.
Indem ich den Empfang obiger Beiträge hiermit dankend bescheinige,
erflehe ich den Segen des Himmels für die edeln Spender. Würzburg, 25
Sivan 5626. L. Stern, Seminarlehrer." |
Koschere Zichorien
(1867 / 1869)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juli 1867: "Koscher-Zichorien-Niederlage
zu Freudental in Württemberg. In der bestrenommierten Zichorien-Fabrik
des Herrn Heinrich Franck in Vaihingen an der Enz wird Koscher-Zichorien
von vorzüglichster Qualität unter streng-jüdischer Aufsicht fabriziert,
von welcher Ware Unterzeichnete an hiesigem Orte eine Niederlage hält.
Reellste Bedienung nebst Fabrikpreisen wird den verehrlichen Kunden
zugesichert. Hayum Stern.
Bei der Fabrikation obiger Zichorien wird der streng-religiösen
Anforderung genügt; auch verdient Herr Stern in dieser Rücksicht als
glaubwürdiger Mann das unbedingteste Vertrauen. Dieses bezeugt der
Wahrheit gemäß der Bezirksrabbiner M. Haas. Freudental, im Juli
5627." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Dezember 1869: "Freudental
(Württemberg).
Empfehlung. Den unter der Aufsicht des königlichen württembergischen
Rabbinats Freudental von der berühmten Cichorien-Fabrik von Heinrich
Frank Söhne in Ludwigsburg gefertigten Löwenkaffee in Rosapapier mit
Koscher-Briefchen, empfehle ich dem verehrlichen jüdischen
Publikum und besonders den Herren Wiederverkäufern als das Beste, was in
dieser Art fabrikziert werden kann, zu den billigsten Preisen en gros
& en detail. H. Stern.
Bezüglich der Koscher-Fabrikation obiger Cichorien bezeuge ich,
dass dieselbe streng überwacht und beaufsichtigt wird. Freudental, 1.
Dezember 1869. Rabbiner Haas." |
Warnung vor nicht koscherer Zichorie (1870)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Dezember 1870: "Warnung.
Die echt weit bekannte Koscher-Zichorie von Herrn Heinrich Frank Söhne in
Ludwigsburg wird unter Aufsicht der unterzeichneten Stelle in
Stellvertretung eines glaubwürdigen Mannes gefertigt und mit
Koscher-Attest in versiegelten Kosten versandt. Es hat nun ein uns
gänzlich unbekannter Fabrikant, namens J.A. Röhrig, sich nicht gescheit,
unsere Koscher-Etikette buchstäblich nachdrucken zu lassen und seine
Pakete damit zu umgeben. Man kann nicht umhin, diesem Beginnen mindestens
mit einer Warnung vor dem Gebrauche dieser angeblichen Koscher-Ware
entgegen zu treten und zugleich darauf aufmerksam zu machen, dass die
echte Koscher-Zichorie von H. Frank Söhne nicht nur auf der
Etikette, sondern auch auf dem Umschlag den Namen Heinrich Frank Söhne,
Ludwigsburg, tragen muss, was bei der unechten, nachgemachten nicht der
Fall ist. Freudental, Königlich Württembergisches Rabbinat W.
Haas." |
Anzeige - Suche eines Hilfsvorbeters (1877)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. August 1877: "Unterzeichnete
Gemeinde sucht einen Hilfsvorbeter für Rosch Haschana und Jom
Kippur.
Bewerber wollen sich wenden an das Israelitische
Kirchenvorsteheramt, Freudental, Württemberg." |
Hilferuf für bedrängte Familie (1889)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Januar 1889: "Hilferuf!
(hebräisch und deutsch):
'Heil dem, der sich des Armen erbarmt, am Tage
des Unglücks rettet ihn der Herr.’ Freudental bei Stuttgart, 17. Januar
1889. Für eine sehr bedrängte israelitische Familie auf dem Lande, deren
Ernährer leider schon seit Jahren in einer Irrenanstalt sich befindet,
während die Mutter jüngst aus dieser Welt angerufen wurde, werden edle
Menschen um gütige Unterstützung gebeten, da das vorhandene kleine
Vermögen durch die an die Anstalt zu zahlenden Kosten aufgezehrt wurde
und die drei unversorgten Kinder im Alter von 3-6 Jahren aller Mittel
entblößt wären. Zur Empfangnahme von Gaben ist gerne bereit Hirsch
Löwe, Freudental. F.M. Kahn, Stuttgart. Auch die Expedition dieses
Blattes ist gern bereit, Gaben in Empfang zu nehmen und
weiterzubefördern." |
Lehrstellengesuche (1892)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. April 1892: "Freudental in
Württemberg.
Für einen 19jährigen kräftigen Burschen, der das
Metzgerhandwerk erlernt hat, suche Stelle bei einem Viehhändler; für
einen Knaben, der das Schneiderhandwerk erlernen will, suche Lehrstelle.
Schullehrer Friedmann." |
Anzeige von Frau Blum
(1927)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juli 1927: |
Sonstiges
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert:
Grabstein in New York für Louis Ohlmann (= Ullmann) (gest. 1886)
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn.
Wahrscheinlich handelt es sich (Auskunft von Steffen Pross, Ludwigsburg vom
25.9.2013) um Löb Ulmann, geb. 15. Juli 1833 in Freudental als Sohn von
Kusiel Löb Ulmann (1804-1877) und der Brendel geb. Levi (1805-1879). Löb
Ulmann war wie seine Geschwister Hanna und Immanuel nach Nordamerika
ausgewandert.
|
Grabstein
für "A beloved husband and father.
In memory of Louis Ohlmann
A native of Freudenthal Württemberg
Died April 19th 1886 (4th nisan 5646)
aged 52 years.
May his soul rest in peace." |
|