Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia
Judaica
Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und
bestehende) Synagogen
Übersicht:
Jüdische Kulturdenkmale in der Region
Bestehende
jüdische Gemeinden in der Region
Jüdische
Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur
und Presseartikel
Adressliste
Digitale
Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zurück zur Übersicht "Synagogen in Thüringen"
Heinrichs (Stadt
Suhl, kreisfreie Stadt)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Heinrichs bestand eine jüdische
Gemeinde im 18./19. Jahrhundert. Zunächst gehörten die am Ort lebenden
jüdischen Familien zur jüdischen Gemeinde in Schleusingen.
1811 lebten in zehn Häusern, die
Juden gehörten, zusammen 17 jüdische Familien. Ein weiteres Haus gehörte der jüdischen
Gemeinde. Dieses wurde als Synagoge und Schule mit Lehrerwohnung genutzt.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1859 19 jüdische Familien.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde außer der schon genannten
Synagoge und Schule vermutlich auch ein jüdisches Bad (Mikwe) und einen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl.
Ausschreibungen der Stelle unten von 1844/1847).
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der jüdischen
Einwohner durch Auswanderung und Abwanderung (Suhl!)
stark zurück (zur Auswanderung vgl. Bericht unten von 1843 über die
Auswanderung von Julius Mayer nach New York und vgl. Foto des Grabsteines in New
Orleans unten).
Im April 1859 beschlossen die in Heinrichs und Suhl lebenden jüdischen
Einwohner, sich künftig "Synagogengemeinde Heinrichs mit Suhl" zu
nennen. 12 Jahre später nannte sich die Gemeinde "Synagogengemeinde
Suhl mit Heinrichs".
Mitte der 1920er-Jahre lebten in Heinrichs noch etwa 10 jüdische
Personen.
Von den in Heinrichs geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Minna Ruben geb.
Meyerstein (1864), Else Stern (1902), Eva (Eveline, Evelina) Stern (1904), Hugo
Stern (1889).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der
jüdischen Geschichte Mitte des 19. Jahrhunderts
Jüdische Personen aus Heinrichs bemühen sich um Zuzug
nach Suhl (1843)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Mai 1843:
"Aus dem Hennebergischen, 26. März (D.A.Z.). Es ist wenig bekannt
und scheint selbst die Aufmerksamkeit der preußischen Regierung noch
nicht auf sich gezogen zu haben, dass die Juden in der Grafschaft
Henneberg sich in einer ungleich ungünstigeren Rechtslage befinden als
die des ganzen übrigen Staates. Es ist dort noch die alte
Partikulargesetzgebung beibehalten worden, und in Folge davon dürfen die
dortigen Juden keine Grundstücke erwerben, sich nicht als Handwerker
etablieren, sich ohne eingeholte Erlaubnis nicht verheiraten. Namentlich
sind ihnen die Suhler Stadtrechte feindselig. Gleichwohl ist dieser kleine
Teil Landes verhältnismäßig stark von Juden bewohnt, und namentlich
halten sich i n den Flecken Heinrichs und Schwarza sehr viele auf. Nach Suhl
darf keiner ziehen. Ein junger Mann in Suhl, namens Nathan Mayer, der
früher den Kleinhandel (Schacherhandel?) betrieben, aber das Handwerk
eines Leinwebers erlernt hatte und nun dem Handel entsagen und sich seiner
Profession widmen wollte, konnte, trotz aller Bemühungen, die Erlaubnis
nicht erhalten und musste so zu seinem früheren Geschäfte zurückkehren.
Ein angesehener und wohlhabender Jude in Heinrichs, namens Julius Mayer,
wollte nach Suhl ziehen und wendete sich, da der dortige Magistrat
widersprach, an die Regierung, endlich ans Ministerium, musste aber, mit
Rücksicht auf das bestehende Recht, abgewiesen werden. Er verkaufte nun
Hab und Gut und zog mit seiner Familie nach New York, wo es ihm wohl gehen
soll, und viele junge Leute aus der Grafschaft schlossen sich ihm an.
Gleichwohl treiben die Juden dieser Flecken viele Geschäfte mit Suhl und
leben mit den dortigen Bürgern auf dem freundschaftlichsten
Fuße." |
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1844 /
1847
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. September
1844: "Anzeige.
Durch das plötzliche Dahinscheiden, und zu einem besseren Leben
übergegangenen unseres vielgeliebten Lehrer Herrn Hauchenberg, ist die
hiesige Stelle unbesetzt. Einem hierzu sich qualifizierenden Subjekte,
welches seine Prüfung abgelegt, gründlichen Elementar- und
Religionsunterricht erteilen, als Schächter und nötigenfalls als
Vorbeter (letzteres wird zwar weniger beachtet), fungieren kann, sichern
wir neben freier Wohnung einen Gehalt von 150 Thalern zu. Hierauf
Reflektierende wollen sich gefälligst melden.
Heinrichs bei Suhl im September 1844.
Moritz Meyer, Vorsteher der hiesigen
Judengemeinde." |
|
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. April 1847:
"Gesuche.
Die unterzeichnete israelitische Gemeinde sucht einen unverheirateten
Lehrer, Schächte rund Vorsänger. Der jährliche Gehalt beträgt 100
Thaler, sowie Wohnung und Heizung. Hierauf Reflektierende können diese
Stelle sofort antreten, und haben sich zu melden bei dem Vorstand der
israelitischen Gemeinde zu Heinrichs bei Suhl.
Heinrichs, den 14. April 1847." |
Zu einzelnen Personen
Erinnerungen an die Auswanderungsbewegung im 19.
Jahrhundert -
Grabstein für Gustav Aron aus Heinrichs in New Orleans
(1852-1890)
Anmerkung: das Foto wurde von Rolf Hofmann (Stuttgart) im April 1994 im 1860
eröffneten Hebrew Rest Cemetery in New Orleans, 2100 Pelopidas at Frenchman
Street, near Elysian Fields and Gentilly Blvd.,
aufgenommen.
Grabstein im "Hebrew Rest Cemetery" in New Orleans:
"Hier ruht
Gustave Aron
Born in Heinrichs Germany Nov. 13 1852 Died Dec. 8
1890".
Auf der Seite Grabinschrift für die Tochter Gustave's. |
Grabstein für Herrmann Raphael aus Heinrichs in New York (1827-1901)
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn.
|
Grabstein
für
"My beloved husband
Herrmann Raphael
Born in Heinrich(s), Saxony Dec. 1827
Died Feb. 5. 1901
Aged 73 years." |
Zur Geschichte der Synagoge
Die bereits oben genannte Synagoge wurde um 1870 geschlossen,
das Gebäude 1872 verkauft. 1960 wurde es abgebrochen, das Grundstück blieb
unbebaut.
Adresse/Standort der Synagoge: Im
heutigen Hinterhof der Bäckerei Striebe, Meininger Straße 114
Fotos
Außer zum jüdischen
Friedhof und zum Grabstein in New Orleans (s.o.) sind noch keine
Fotos zur jüdischen Geschichte im Heinrichs vorhanden. |
|
|
|
|
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Israel Schwierz: Zeugnisse jüdischer Vergangenheit
in Thüringen. Eine Dokumentation - erstellt unter Mitarbeit von Johannes
Mötsch. Hg. von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen ( www.lzt.thueringen.de)
2007. Zum Download
der Dokumentation (interner Link) S. 152-156. |
| Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des
Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Band 8 Thüringen. Frankfurt 2003. S.. |
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|