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Friedhöfe in der Region"
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Kempten (Kreisstadt,
Bayern)
Jüdischer Friedhof
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Kempten
(interner Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Der jüdische Friedhof in Kempten
wurde nach Gründung der dortigen Gemeinde in den 1870er-Jahren angelegt (vor 1876). Er umfasst eine Fläche von 15,50
ar. Der Friedhof ist mit
Thujahecken und einem Drahtzaun eingefriedet. Zwei Gedenksteine sind auf dem
Friedhof vorhanden: eine Gedenkplatte von 1960, die an die in der NS-Zeit
ermordeten 16 jüdischen Kemptener erinnert und ein Gedenkstein, der an sechs
jüdische KZ-Opfer aus Polen, Litauen und Ungarn erinnert, die hier bestattet
wurden. Im hinteren Teil des Friedhofes befindet sich ein Gedenkstein für
(nichtjüdische) Kriegsgefangene/Fremdarbeiter, die in der NS-Zeit auf Befehl
der Gestapo hier beerdigt wurden.
Der Friedhof ist seit 1981 geschlossen, doch konnte im April 2008 eine
Beisetzung mit Ausnahmegenehmigung vorgenommen werden (siehe Bericht unten).
Namen der 16 ermordeten jüdischen Kemptener auf dem Gedenkstein von 1960: "Oskar
und Hedwig Hauser, Mathilde Kohn, Hedwig Kohn, Julius Kohn, Edith Landauer, Else
Liebenthal, Gertrud Liebenthal, Bella Kleeblatt, Martha Kleeblatt, Rosa Loew,
Elvira Stein, Sigmund Ullmann, Louis Viktor, Samuel und Julie Walter. Sie
alle lebten in Kempten".
Lage des Friedhofes
Der Friedhof liegt beim katholischen Friedhof an der
Memminger Straße/Ecke Adenauerring und ist vom katholischen Friedhof aus
zugänglich.
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Lage des jüdischen Friedhofes
in Kempten auf dem dortigen Stadtplan:
links anklicken: der Link zeigt die Lage des jüdischen Friedhofes an
oder über das Verzeichnis der "Einrichtungen" zu
"Friedhof, jüd.". |
Fotos
(Fotos: Katharina Hahne, Aufnahmen Mai/Juni 2008)
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Blick auf den jüdischen
Friedhof vom
kath. Friedhof Eingang Adenauerring |
Eingangstor mit
Hinweistafel |
Teilansicht |
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Grabstein für das Kind
Siegfried Ullmann
(1883-1883) |
Teilansichten |
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Teilansicht |
Grabstein für Leopold
Löw
(1877-1935) |
Grab- und Gedenksteine für
Mitglieder
der Familie Löw |
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Grabstein für Selma
Weikersheimer
aus Gaukönigshofen (1889-1908) |
Grab- und Gedenkstein für
Mitglieder
der Familie Liebenthal |
Grabstein für Rosa
Wolff
(1869-1915) |
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Grab- und Gedenkstein für
Mitglieder
der Familie Kohn |
Grabstein für Emma .lalom
(1873-1895) |
Grabstein für Ignaz Felner,
Kaufmann
aus Ungarn (1848-1913) |
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Grabstein für die Kinder
Paula
und Bertha Schwabacher
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Teilansicht mit (rechts) Grab-
und Gedenkstein für Angehörige
der Familie Zentner |
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Grabstein für Bernhard Guttmann
(1880-1964) |
Grabstein für Mitglieder
der
Familie Löw |
Grabplatte für Margit
Bergmann
(gest. 1978) |
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Grabstein für Familie
Ullmann:
Liebmann Ullmann (1812-1890) und
Karolina Ullmann (1820-1899) |
Grabstein für Sophie Ullmann
geb.
Klopfer (1859-1895) und
Nathan Ullmann (1849-1917) |
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Grabstein für Elfriede
Straub
(1909-1954) |
Grabstein für Eduard Bergler
(1893-1930) |
Grabstein für Louise
Landauer
geb. Schmal (1858-1930) |
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Grabstein für Hans Gross
(1890-1962) |
Grabplatte für Dr. Rico Margoliner
(1904-1981) |
Die "letzte"
Beisetzung von Else Dobias
im April 2008 (siehe Bericht unten) |
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Grabstein für Luzie Löw
(1887-1909)
und Gedenkstein für die 1943 in Polen
umgekommene Rosa Löw,
geb. 1879. |
Einzelgrabstein
für die Kaufmannsgattin Meta Reis (1868-1918)
und den Landsturmmann 2.
Infanterie-Regiment Siegfried Reis (1893-1918,
gest. im Krankenhaus links
der Isar in München). |
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Grabstein für Leopold Kohn
(1853-1928)
und Gedenkstein für die im KZ
Umgekommenen: Mathilde Kohn
geb.
Laudenbacher (1858-1942), Julius Kohn
(1880-1942), Hedwig Kohn
(1885-1942) |
Gedenkstein für
nichtjüdische
Zwangsarbeiter im hinteren Teil des
Friedhofes, die hier
auf Befehl der
Gestapo beerdigt wurden.
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Steinerne Grabplatte,
entworfen vom
Kemptener Baurat Bürgle (1960) zur
Erinnerung an 16
jüdische Kemptener,
die 1942-1945 ermordet wurden und
kein Grab bekamen. |
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Gedenkstein für
ausländische Juden, die im KZ umkamen und hier bestattet wurden: Berich
Bornstein, Lola Eisner, Leon Essig, Salomon Feder (diese 4 aus Polen).
Boris Drujan (aus Litauen), Imre Grüngut (aus Ungarn); alle 1945
umgekommen. |
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Einzelne Presseberichte zum jüdischen Friedhof
April 2008:
Über die "letzte" Beisetzung im jüdischen Friedhof in Kempten |
Artikel
in der "Allgäuer Zeitung" vom 12. April 2008: Eine letzte Beerdigung auf dem jüdischen Friedhof
KZ-Überlebende Israelitische Kultusgemeinde erteilt Sondergenehmigung
Kempten. Eigentlich ist der jüdische Friedhof in Kempten seit 1981 geschlossen. Doch jetzt wurde der kleine Gottesacker am Rande des katholischen Friedhofes ein letztes Mal geöffnet. Die Vorsitzende der jüdischen Kultusgemeinde München, Charlotte Knobloch, erteilte eine Sondergenehmigung und erfüllte damit Else
"Esther" Dobias ihren letzten Wunsch. Die 97-Jährige war kürzlich in Kempten gestorben und liegt nun nahe ihrer Schwester Adele begraben.
Der jüdische Friedhof wurde 1876 von der jüdischen Filialgemeinde Kempten angelegt. Damals lebten über 50 Juden in der Allgäu-Metropole, die Zahl stieg bis zur Jahrhundertwende auf fast 100 an.
Um die Gräber vor NS-Umtrieben zu schützen, übernahm die Stadt am 20. Mai 1939 den Friedhof. Oberbürgermeister Dr. Otto Merkt ließ damals eine hohe Hecke pflanzen und sperrte den Platz mit einem Eisentor ab. Nach dem Krieg wurden dort Denkmäler für die im KZ ermordeten Kemptener Juden und für jüdische Kriegsgefangene, die in Kempten starben, errichtet.
1954 verfolgten zahlreiche Schaulustige die erste jüdische Beerdigung nach dem Zweiten Weltkrieg. Eine Tochter der verstorbenen Elfriede Straub erinnerte sich später:
"Wir fanden keinen passenden Sarg, der nach jüdischem Ritus aus sechs ungehobelten Brettern ohne Metall besteht. Also zimmerte mein Vater einen Sarg für seine
Frau." Dieser wurde ins Grab gelassen und anschließend schaufelten die Angehörigen soviel Erde ins Grab, bis vom Sarg nichts mehr sichtbar war. 1955 übernahm der Landesverband der Israeliten den Friedhof. Es folgten noch zwei Beerdigungen: 1970 wurde Dobias Schwester Adele Sieratzki begraben, im Dezember 1981 Dr. Rico Margolinger. Dann wurde der Friedhof geschlossen. Die langjährige Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in Kempten, Uta Hoffmann, setzte sich nun für die Sondergenehmigung ein. Zwei Mitarbeiter eines jüdischen Bestattungsunternehmens schaufelten von Hand das Grab:
"Der Friedhof ist so eng, dass der Einsatz eines Baggers unmöglich ist." Rabbiner Dr. Henry Brandt aus Augsburg nahm die Beisetzung vor, zu der auch Dobias Neffe Henry aus Paris kam." |
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September 2009:
Führung über den Friedhof zum
"Europäischen Tag der jüdischen Kultur" am 6. September
2009 |
Artikel in der "Allgäuer Zeitung" vom 7. September 2009: "Eine Steinplatte zeugt vom Terror der Nazis
Jüdischer Friedhof - Führung in Kempten.
Vor der Zeit des Nationalsozialismus gab es in Kempten ein bescheidenes jüdisches Leben - heute zeugen davon nur noch wenige Spuren. Der jüdische Friedhof am westlichen Rand des katholischen Friedhofs ist darum ein besonderes Denkmal. Anlässlich des Europäischen Tags der jüdischen Kultur veranstaltete die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) eine Führung mit Dr. Peter Schindler.
Dabei erfuhren die Teilnehmer beispielsweise, dass die jüdische Gemeinde 1877 das Grundstück erwarb, auf dem im Laufe der Zeit in 33 Gräbern 43 Menschen ihre letzte Ruhestätte fanden. Nach jüdischer Sitte ist der Friedhof eine Einrichtung für die Ewigkeit. Die Gemeinschaft fühlt sich dafür verantwortlich, dass die Gräber erhalten bleiben.
Der Freundschaft des Oberbürgermeisters Dr. Otto Merkt mit dem jüdischen Bürger Sigmund Ullmann ist es laut Dr. Schindler zu verdanken, dass der Friedhof in der Nazizeit weder geschändet noch zerstört wurde. Merkt verwirklichte die Idee, dass die jüdische Gemeinde das Grundstück der Stadt zum Geschenk machte, und schützte dieses nunmehr städtische Eigentum durch eine Hecke. Erst im Jahre 1955 wurde der Friedhof zurückgegeben.
Beispielhaft berichtete Schindler über das Schicksal einiger Familien, die ihre Grabstätten auf dem Friedhof haben. Auf einer großen Steinplatte sind die Namen der jüdischen Bürger eingemeißelt, die Opfer des Naziterrors wurden. Im April 2008 fand durch eine Ausnahmegenehmigung auf dem Friedhof die letzte Beerdigung statt.
Der Besuch des Friedhofs ist zu den Öffnungszeiten des katholischen Friedhofs möglich." |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Michael Trüger: Der jüdische Friedhof in Kempten.
In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern. 15. Jh. Nr. 82
vom April 2000 S. 15. |
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Anton
Zanker (Hrsg.): Die Juden im Illertal. Darin auch: Julius Miedel:
Die Juden in Memmingen. Hermann Rose: Geschichtliches der
Israelitischen Kultusgemeinde Altenstadt. Frühe Texte u.a./ Edierte Fassung
Memmingen, Altenstadt, Fellheim, Osterberg. Hardcover 688 S.
Verlag BoD - Books on Demand. Norderstedt 2021. ISBN 978-3-7534-2473-6.
Informationsseite des Verlages mit Leseprobe
Anmerkung: Neben zwei frühen Texten, die vor dem Drama der Intoleranz
entstanden, nämlich von Julius Miedel und Hermann Rose, werfen auch heutige
Autoren auf die Geschichte vor der Geschichte der Juden im Illertal, in der
Region zwischen Kempten und Altenstadt / Iller. |
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