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Kleinheubach mit
Großheubach (Marktgemeinden im Kreis
Miltenberg)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Kleinheubach bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1942. Bereits im 14. Jahrhundert lebten jüdische Personen am
Ort. Die erste urkundliche Erwähnung ist aus dem Jahr 1326 (genannt wird als
jüdischer Bewohner Elieser Sisle). Bei der
Judenverfolgung in der Pestzeit 1349 soll ein Kleinheubacher Jude ermordet
worden sein.
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in die 2. Hälfte des 17.
Jahrhunderts zurück. Im 16. Jahrhundert (Einwohnerliste von 1561)
lebten noch keine Juden am Ort. 1677 wird der Jude Baerle in Kleinheubach
genannt. Ein Jahr später werden die "Schutzjuden" Moses und Nathan
erwähnt. 1716 gab es elf jüdische Familien am Ort: Feist (Uri Schraga)
Witwe, Lämmlein (Ascher) Witwe, Benedikt (Baruch), Isaak (Yitzchak), Schimme
(Shimon), Mortge (Mordechai), Gerson, Hirschle (Zeev), Wölfle (Zvi), Salomon
(Schlomo), Afrom (Abraham). 1721 waren es sieben Familien (des Benedikt,
Simon, Mordge, Hirsch, Salomon, Affron und Isaak).
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1837 145 jüdische Einwohner (9,2 % von insgesamt 1.570
Einwohnern), 1867 128 (9,4 % von 1.364), 1871 142 (10,2 % von 1.390),
1880 124 (8,2 % von 1.509), 1890 94 (7,1 % von 1.321), 1900 108 (7,4 % von
1.461), 1910 92 (6,0 % von 1.536). Durch die starke Auswanderung nach
Nordamerika (40 Personen allein zwischen 1844 und 1854) und die Abwanderung in
die Städte seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der
jüdischen Einwohner zurück
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge
(s.u.), ein jüdisches Schulhaus (noch 1911 eingeweiht) mit Schulzimmer und
Lehrerwohnung, ein rituelles Bad sowie einen Friedhof. Die jüdische Schule
wurde 1922 geschlossen. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein
Lehrer angestellt,
der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibung der Stelle
von 1869 unten). Im 19. Jahrhundert prägten
das jüdische Gemeindeleben die Lehrer Salomon Abraham Westheimer
(1813-1817), Wolf Goldenblum (1818-1821), Moses Ries (1821-1831),
Wolf Strauß (1831- 1865, u.a. engagiert beim Bau des neuen "Judenbades" 1837 s.u.),
Jakob Wildberg (1865-1868), Emanuel Schonunger, der 1899 sein 30jähriges Jubiläum als Lehrer in der
Gemeinde feiern konnte (1868-1905 Lehrer in Kleinheubach; 1870 und 1872 bei Hochzeiten
genannt, Quelle).
Die letzten Lehrer bis zur Schließung der jüdischen Elementarschule 1915 waren
zwischen 1903 und 1908 Meier Zucker, Robert Einstädter und Heinemann
Translateur, zuletzt von 1908 bis zu seinem Wechsel nach
Bad Brückenau 1922 Samuel Gundersheimer. Die Gemeinde gehörte zum Distriktsrabbinat Aschaffenburg.
Im Ersten Weltkrieg gab es nach den Listen
des Hauses der Bayerischen Geschichte keine jüdischen Gefallenen aus
Kleinheubach.
Um 1924 wurden noch 45 jüdische Gemeindeglieder gezählt (3,0 % von
insgesamt 1.494 Einwohner). Damals war Gemeindevorsteher Samuel Wetzler. Zur
jüdischen Gemeinde in Kleinheubach gehörten auch die damals in Großheubach
lebenden jüdischen Personen (Familie Ullmann, siehe weiter unten).
1933 lebten noch 36 jüdische Personen in Kleinheubach (2,4 % von insgesamt 1.497
Einwohnern), dazu elf Personen in Großheubach. Auf Grund der zunehmenden
Repressalien und der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts verließen bis 1938 14
der jüdischen Einwohner Kleinheubach: sechs emigrierten in die USA, drei nach
Palästina/Erez Israel sowie zwei nach Argentinien; drei Personen verzogen in andere
deutsche Orte. Von 1933 bis 1939 war als Religionslehrer und Vorbeter Moses
Lustig in der Gemeinde (danach mit Frau und Sohn nach Erez Jisrael
emigriert). Im November 1938 lebten noch 14 jüdische Personen in
Kleinheubach. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der
Synagoge zerstört. Zwischen 1939 und 1941 konnten noch elf jüdische Einwohner
Kleinheubach verlassen: drei emigrierten (zwei nach Venezuela, einer in die
USA), acht verzogen in andere deutsche Orte. Von den letzten drei jüdischen
Einwohner wurden zwei (Frieda Freudenstein und Regine Sichel) im April 1942 über Würzburg nach
Krasniczyn bei
Lublin deportiert, der letzte im September 1942 über Würzburg in das Ghetto
Theresienstadt verbracht.
Auch fünf Mitglieder der in Großheubach lebenden jüdischen Familie Ullmann (nach
Geburt des Sohnes Theodor am 16. September 1933 bestand die Familie aus zusammen sieben Personen) wurden im April 1942 nach
Krasniczyn bei Lublin deportiert und dort ermordet. Die Kinder Inge (1926), Margot
(1930) und
Theodor (1933) waren zum Schulbesuch 1939 noch im Israelitischen Waisenhaus
"Wilhelmspflege" in Esslingen
untergebracht, bis dieses Anfang September 1939 zwangsweise geschlossen wurde
(vgl. J. Hahn: Jüdisches Leben in Esslingen S. 508) und sie nach Großheubach
zurückgekehrt sind. Die zwei überlebenden Mädchen Irmelinde (1923) und Klara
(1924) waren schon vorher in Frankfurt untergebracht und im April 1942 nicht von
der Deportation betroffen.
Der Lebensbericht von Klara (Clara, Clarissa, Clarisse) Ullmann verheiratete
Heumann, ist abgedruckt in: Kriegsende in Großheubach - Die Geschehnisse
in der Karwoche 1945, erschienen 2015 (Hrsg.: Heimatkundlicher Treff
Großheubach, ISBN: 978-3-937996-44-8) S. 104; dabei wird auch auf die
Geschichte der gleichfalls überlebenden Schwester Irmelinde eingegangen.
Von den in Kleinheubach geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und dem Gedenkbuch
für die Opfer der NS-Judenverfolgung): Frieda Freudenstein (1884),
Gerson Freudenstein (1889), Pauline Nebel geb. Hiller (1859), Moses Oppenheimer
(1875), Sofie Oppenheimer (1881), Emma Schuster (1886), Jakob Sichel (1902),
Josef Sichel (1896), Regina Sichel (1893), Sara Sichel (1866), Therese Sichel
(1874), Berta Wetzler geb. Nabel (1883), Samuel Wetzler (1876, langjähriger
Gemeindevorsteher), Berta (Bertl) Wolf geb. Oppenheimer (1879); nach Angaben im Gedenkbuch
für die Opfer der NS-Judenverfolgung sind in Kleinheubach außerdem
geboren: Josefine Korn (1875), Julie Lublinski geb. Halle (1870).
Von den in Großheubach geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach Gedenkbuch
für die Opfer der NS-Judenverfolgung, ergänzt durch Angaben von E.
Böhrer): Alfred Freudenstein (1887), Frieda Freudenstein (1884), Gerson
Freudenstein (1889), Arthur Fried (1904), Meier Fried (1873), Therese Gertrude
Fried (1937), Emanuel Oppenheimer (1876), Hermann Oppenheimer (1908), Emma
Schuster (1886), Inge
Ullmann (1926), Jenny Ullmann geb. Fried (1899), Margot Ullmann (1930), Max
Ullmann (1900, geb. in Kirch-Brombach), Theo(dor) Ullmann (1933).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer / Vorbeter
Ausschreibung der Stelle des Lehrers / Vorbeters
(1869)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Februar 1869:
"Die erledigte Stelle eines Elementar- und Religionslehrers und
Vorbeters mit einem fassionsmäßigen Gehalte von 394 Gulden 31 Kreuzer
einschließlich Schulheizung, soll demnächst wieder besetzt
werden.
Einem befähigten Lehrer, welcher außer dem Elementarfache auch in
französischer oder englischer Sprache Privatunterricht erteilen könnte,
wäre Gelegenheit zu Erwerb geboten, dessen Ertrag der Höhe des Gehaltes
gleichkommen wird. Bewerber wollen sich mit Beifügung ihrer Zeugnisse und
Angabe bisherigen Wirkens bis zum 15. dieses Monats an den Unterzeichneten
wenden.
Kleinheubach am Main, 1. Februar 1869. Der Vorstand der israelitischen
Kultusgemeinde: Emanuel Sichel." |
Anmerkung: Auf die Ausschreibung der
Stelle bewarb sich erfolgreich Lehrer Schonunger. |
Zum Lebenslauf des Lehrers Wolf Strauß (Lehrer in
Kleinheubach von ca. 1825 bis 1865)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Dezember 1865:
"Nekrolog. Tauberbischofsheim, im November (1865). Am 26. Oktober
wurden die irdischen Reste des, auch in weiteren Kreisen bekannten,
Lehrers Strauß aus Kleinheubach bei Aschaffenburg zu Grabe bestattet.
Gestatten Sie mir, geehrtester Herr Redakteur, als ehemaliger Schüler des
nun Verstorbenen, in Ihrem geschätzten Blatte einige Mitteilungen über dessen
Lebensverhältnisse zu geben. Lehrer Strauß war im Jahre 1800 in Wonfurt
bei Bamberg geboren. In der frühesten Jugend schon wurde er von seinem
Vater zum Studium der Tora angehalten.
Noch als junger Knabe übergab ihn zu diesem Ende sein Vater der Jeschiwa
zu Burgpreppach, wo er seine Zeit nur dem Studium des Talmuds widmete.
Hier verweilte er einige Jahre. Um jedoch auch in den pädagogischen
Fächern einige Kenntnisse zu erlangen, verließ er die dortige Anstalt
und siedelte nach Würzburg über. Bei dem weitberühmten Rabbi Abraham
Bing seligen Angedenkens setzte er sein Torastudium fort, besuchte jedoch
zugleich das dortige christliche Schullehrer-Seminar. Seine gediegenen
Kenntnisse im Talmud erleichterten ihm das Studium der
Profanwissenschaften, sodass er sich bald im Seminar vor allen Andern
auszeichnete. Seine erste Stelle nach dem Austritte aus dem Seminar, an
der er auch bis an sein Ende verblieb, war Kleinheubach. Seine Kenntnisse,
aber vorzüglich sein religiöses Leben, erwarben ihm bald in der ganzen
Umgegend einen guten Ruf, sodass man ihm die Erziehung vieler Zöglinge
aus Bayern, Baden und Hessen anvertraute.
Wenn auch seine Stelle zu den besser dotierten zählte, so blieb er
dennoch von Nahrungssorgen nicht verschont. Eine schwere Krankheit, zu
deren Heilung er ein Bad in Hessen gebrauchen musste, verschlimmerte seine
materielle Lage, ein Umstand, der ihm seiner Familie wegen unsägliche
Kümmernisse bereitete. Wurde er aber auch von des Lebens Schicksalen noch
so sehr heimgesucht, so nahm er dennoch Alles ohne Murren an. Stets
tröstete er sich mit den Worten Hiobs: 'Der Name des Herrn sei
gepriesen'.
Kaum wieder genesen, traf ihn ein anderer Schlage; seine ihm teure Gattin
starb und hinterließ ihm 7 unmündige Kinder. Schwer lasteten auf ihm die
Nahrungssorgen, noch viel schwerer die Sorge, seine 6 Söhne einem
ordentlichen Berufe zu widmen; es gelang ihm jedoch mit Gottes Hilfe, 5
Söhne in angemessenen Ämtern fungieren zu sehen.
Später vermählte er sich zum zweiten Male, es wurden ihm aus dieser Ehe
noch 2 Kinder geboren. Wenn er auch während dieser Ehe seine pekuniären
Verhältnisse sehr erbesserte, so war doch seine Freude mit Leid gemischt.
Mehrere Male erkrankte seine Frau, wodurch seine Kräfte nicht wenig in
Anspruch genommen wurden. Kaum war aber durch ärztliche Mittel auch
diesem Übel abgeholfen, als er oft geprüfte Mann schwer erkrankte. Groß
waren seine Leiden und lange lag er auf dem Schmerzenslager, bis er am 26.
Oktober seinen Geist aushauchte. Allgemein bedauert und betrauert von
seiner Gemeinde, wie von Allen, die ihn kannten, insbesondere von seinen
Zöglingen, die einen so teuren Lehrer an ihm verloren haben. Er
hinterlässt eine Frau und vier noch unversorgte Kinder. Seine Seele
sei eingebunden in den Bund des Lebens. Rothschild." |
|
Hinweis: über den Lebenslaufes
des in Kleinheubach 1834 geborenen Sohnes Feist Strauß, der
später lange Jahre Lehrer in Oettingen
war, siehe eine Bericht
auf der Seite "Texte zur jüdischen Geschichte in Oettingen". |
25-jähriges Amtsjubiläum von Lehrer Schonunger (1894)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Juli 1894:
"Kleinheubach am Main. Dieser Tage beging die hiesige israelitische
Kultusgemeinde ein schönes und würdiges Fest. Es galt dem 25jährigen
unermüdlichen und erfolgreichen Wirken ihres allverehrten Herrn Lehrer
Schonunger einen Denkstein zu errichten. Die Teilnahme war eine
allgemeine. Nicht allein die israelitische Kultusgemeinde war vollzählig
in dem schön dekorierten Saale des Gasthauses zum Löwen zum Kommers
erschienen, sondern auch die politische Gemeinde war durch ihren
Bürgermeister mit dem Gemeinderate und noch vielen angesehenen Bürgern
vertreten. Ferner Kollegen von hier und Umgegend und noch zahlreiche
Freunde und Bekannte des Gefeierten von nah und fern. - Während des Kommerses
wechselten Reden und Toaste, die größtenteils dem Jubilare, dann dem
Landesherrn, den Schülern, der Gemeinde und dem Lehrerstande gewidmet
waren, in bunter Reihe miteinander. Dazwischen streute eine treffliche
Musikkapelle ihre schöne Weisen ein. - Unterdessen liegen
zahlreiche Glückwunschtelegramme ein. Hiervon sei nur das des Herrn Bezirksamtmann
Hübscher, Miltenberg erwähnt. Aber auch schöne Geschenke wurden dem Jubilare
überreicht, und ist besonders das seiner dankbaren Schüler
hervorzuheben: eine goldene Uhr mit Kette in passendem Etui. So verlief
ein Fest, das dem Jubilare zum Ruhme und der Gemeinde selbst zur Ehre
gereichte." |
Die jüdische Gemeinde hat nach dem Weggang von Lehrer Samuel Gundersheimer für einen Vorbeter und Schochet eine Wohnung frei
(1922)
Anmerkung: Lehrer Samuel Gundersheimer ist am 10. Juli 1883 in
Mittelsinn geboren. Er war von 1903 bis
1907 Lehrer in Zeitlofs, von wo er 1907 nach
Hammelburg wechselte, dort allerdings nur
einige Monate blieb; anschließend (ab 1908) war er bis 1922 in Kleinheubach; 1922
wurde er Lehrer (Hauptlehrer) in Bad Brückenau.
Genealogische Informationen
https://www.geni.com/people/Samuel-Gundersheimer/6000000004988240003).
Gundersheimer starb am 26. September 1966 in Philadelphia, PA/USA.
Als Gundersheimer 1922 nach Bad Brückenau wechselte, wurde die Lehrerwohnung
frei.
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Dezember 1922: "Wer
sucht Wohnung? Die israelitische Kultusgemeinde Kleinheubach am Main
besitzt eine schöne, moderne Wohnung mit Garten und würde diese und ein
zu vereinbarendes Gehalt einem Herrn zur Verfügung stellen, gegen
Übernahme des Vorbeteramtes und der Schechita. Für pensionierte
Herren sehr geeignet. Nur Herren streng orthodoxer Richtung wollen
sich melden!
Samuel Wetzler, Kultusvorstand." |
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Zur Goldenen Hochzeit von Isaac und Johanna Halle (1876)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. März 1876:
"Kleinheubach am Main. Am 10. Februar, am 15. Schewat,
feierte das würdige Ehepaar Isaac und Johanna Halle das seltene Fest der
goldenen Hochzeit. Der Jubilar ist 80, die Jubilarin 75 Jahre alt, beide
sind gesund und kräftig; von ihren 17 Kindern leben noch 7. An der Feier,
die großartig war, beteiligten sich nicht bloß seine Kinder, Enkel und
übrigen Verwandten, sondern auch die jüdische Gemeinde und ein großer
Teil der Einwohner der Stadt. Das Jubelpaar wurde mit vielen Geschenken
überrascht und mit Gratulationen wahrhaft überschüttet." |
Zum Tod von Fanni Sichel (1907)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. März 1907:
"Kleinheubach, 12. März (1907). Am Schuschan Purim (= 1.
März 1907) starb hier Frau Fanni Sichel, die es verdient, dass
ihrer auch im 'Israelit' gedacht werde. Sie war eine wackere Frau
im wahrsten Sinne des Wortes, eine Freundin der Armen, ein Muster an Güte
und Gastfreundschaft. Das Leichenbegängnis fand unter äußerst zahlreicher
Beteiligung statt. Am Sterbehause sprachen die Herren Lehrer Zucker und
Schonunger über die trefflichen Eigenschaften der Heimgegangenen. Ihre
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum 80. Geburtstag eines langjährigen Kultusvorstandes (1930)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Januar 1930: "Kleinheubach
am Main, 13. Januar (1930). Das älteste Mitglied der hiesigen
israelitischen Kultusgemeinde begeht am Donnerstag, den 16. Januar, in
seltener körperlicher und geistiger Rüstigkeit seinen 80. Geburtstag.
Während langjähriger Tätigkeit als Kultusvorstand sowie auch später
hat sich der Jubilar das Wohl der Gemeinde sehr angelegen sein lassen und
sich große Verdienste hierdurch erworben, die ihm Gott dadurch lohnen
möge, dass er ihn auch weiter gesund und rüstig erhalte bis 120
Jahre." |
Zum 70. Geburtstag von Emanuel Sichel (1933)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. April 1933:
"Kleinheubach am Main, 5. April (1933). Am 13. April, dem 1. Tag
der Halbfeiertage von Pessach, feiert das verehrte Mitglied unserer
Gemeinde, Moses Emanuel Sichel seinen 70. Geburtstag. Ausgezeichnet
mit seltener Frömmigkeit und inniger Hingabe an die Güter unserer
heiligen Tauroh (Tora) ist er stets bestrebt, in unserer Gemeinde die alte
jüdische Tradition in unverfälschter Weise aufrecht zu erhalten. Gott
(wörtlich: der Heilige, gepriesen sei er") möge ihm einen
gesunden und sorgenfreien Lebensabend gewähren. (Alles Gute) bis 120." |
Zum Tod von Simon Sichel (1935)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Mai 1935:
"Kleinheubach am Main, 27. Mai (1935). Vom Schicksal schwer betroffen
wurde die allseits geachtete und angesehene Familie Amalie Sichel
Witwe. Noch im Trauerjahr um ihren treu besorgten Gatten Moses Sichel - das
Andenken an den Gerechten ist zum Segen -, der unserem ganzen Kreise
ein musterhaftes Beispiel von Gottesfurcht und Gottvertrauen
gewesen ist, folgt nun dem Vater auch der jüngste Sohn Simon, fern
von der Heimat in Wien, im kaum vollendeten 32. Lebensjahre nach.
Ausgestattet mit den besten Charaktereigenschaften, vereint mit klugem
Wissen, folgte er der Tradition seines Elternhauses. Durch seine
Herzensgüte, seine Aufgeschlossenheit und Empfänglichkeit für alles
Jüdische und Gute hat er sich die Wertschätzung der weitesten Kreise
erobert. In Wien, woselbst er mehrere Jahre seinen Beruf in treuester
Pflichterfüllung ausgeübt hatte, fand er auch seine letzte Ruhestätte.
Im Trauerhause Kleinheubach gab Lehrer Heß, Miltenberg, während
der Schiwat (Trauerwoche) den schmerzlichen Gefühlen um den
Heimgang dieses hoffnungsvollen Sohnes und geliebten Bruders in einer Trauerrede
Ausdruck. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Anzeigen jüdischer Personen / Gewerbebetriebe
Anzeigen des Manufakturwaren- und
Schuhmacherartikelgeschäftes (später Manufakturwaren- und Damen-Konfektion) von Emanuel Sichel
(1890/ 1891 / 1903 / 1915)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. April
1890:
"Für mein Geschäft in Manufakturwaren und Schuhmacher-Artikel,
welches Samstag und jüdische Feiertage streng geschlossen ist, suche per
Ende April einen Lehrling mit guter Schulbildung. Kost und Logis im Hause.
Emanuel Sichel, Kleinheubach." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. März 1891: "Für
mein Geschäft in Manufakturwaren und Schuhmacher-Artikel, welches
Samstags und jüdische Feiertage streng geschlossen ist, suche per sofort
einen Lehrling mit guter Schulbildung. Kost und Logis im Hause.
Emanuel
Sichel, Kleinheubach." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juni 1903: "Suche
für mein Manufaktur- und Modewaren-Geschäft, welches Samstags und
israelitische Feiertage streng geschlossen, per 15. Juli dieses Jahres
einen
Lehrling,
mit guter Schulbildung und per 1. oder auch 15. Juli dieses Jahres einen Volontair
oder angehenden Commis, beide bei freier Station.
Emanuel Sichel, Kleinheubach am
Main." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. März 1915:
"Suche per 1. Juni dieses Jahres einen
Lehrling
mit guter
Schulbildung aus achtbarer Familie. Samstag und Feiertage streng
geschlossen.
Emanuel Sichel Manufakturwaren- und Damen-Konfektion. Kleinheubach am
Main." |
Anzeige von Sigmund Freudenstein (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Oktober 1901:
"Junges Mädchen sucht Stelle als Stütze der Hausfrau, in feinem
religiösen Hause. Kann bürgerlich kochen und Kindern
Nachhilfe-Unterricht erteilen in Französisch und Klavier. Ginge auch in
ein Geschäft. Näheres bei
Sigmund Freudenstein,
Kleinheubach am
Main." |
Anzeige des Eisenwarengeschäftes von L. Wetzler (1908)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Januar 1908:
"Für (mein) an Schabbat und Feiertag geschlossenes
Eisengeschäft wird per sofort ordentlicher
Lehrjunge
gesucht. Kost und
Logis im Hause.
Kleinheubach. L. Wetzler." |
Verlobungsanzeige von Gertrud Sichel und Theo Weil
(1930)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juni
1930: "Statt Karten!
Gertrud Sichel - Theo Weil. Verlobte.
Kleinheubach - Main - Lichtenau
in Baden". |
Sonstiges
Pfarrer Gottlieb Wagner schreibt über die Geschichte der
jüdischen Gemeinde (1934/35!)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Januar 1935:
"Kleinheubach, 2. Januar (1935). Eine Geschichte der Jüdischen
Gemeinde zu Kleinheubach wurde vom hiesigen Pfarrer i.R. Gottlieb
Wagner zusammengestellt und in hübscher Ausstattung herausgegeben.
(Verlag Dr. S. Sichel, Kleinheubach). Interessenten, besonders Familien,
die aus Kleinheubach abstammen, können die Broschüre vom genannten
Verlage zum Preise von Mark 2.- beziehen." |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war vermutlich ein Betraum in einem der jüdischen
Häuser vorhanden. 1728 soll eine erste Synagoge erbaut worden sein.
Nach dem nachstehenden Bericht von 1898 wurde eine neue Synagoge 1808
erstellt; die Portalinschrift (siehe unten bei den Fotos) bestätigt dieses
Jahr. Vermutlich wurde sie an derselben Stelle wie der Vorgängerbau
erstellt, da das darunter befindliche rituelle Bad 1837 in einem so schlechten
Zustand war, dass dieses nicht 1808 neu erbaut worden sein kann und wohl schon unter der
alten Synagoge lag. Mitte der 1890-Jahre stand eine umfassende Renovierung der
Synagoge an. 1896 wurde ein "Verein zur Verschönerung der Synagoge"
gegründet. Innerhalb von zwei Jahren schaffte man es, die Synagoge grundlegend
zu erneuern. Einige neue Ritualien wurden besorgt beziehungsweise gespendet, wie
aus dem nachstehenden Bericht zur Wiedereinweihung der Synagoge am 10.
September 1898 hervorgeht:
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. September 1898:
"Kleinheubach am Main. 19. September (1898). Schon seit Jahren war es
unser sehnlichster Wunsch, unserer Synagoge, vor 90 Jahren erbaut, ein
besseres und schönes Gewand zu geben. Um die Mittel hierzu zu erlangen,
haben einige Gemeindemitglieder vor 2 Jahren einen Verein zur
Verschönerung der Synagoge gegründet. Durch Spenden von edelgesinnten
Mitgliedern und Nichtmitgliedern wurden wir in den Stand gesetzt, das
Gotteshaus schön und zweckmäßig herstellen zu lassen. Am Schabbat
Paraschat Nizawim wajelech (= Schabbat mit den Toralesungen Nizawim
5. Mose 29,9 - 30,20 und Wajelech 5. Mose 31,1-30, das war
Schabbat, 10. September 1898) konnten wir wieder den Gottesdienst in der
neu hergerichteten Synagoge abhalten. Unser Lehrer, Herr Schonunger,
welcher bereits 30 Jahre zur größten Zufriedenheit hier fungiert, hielt
bei dieser Feier einen gediegenen Vortrag, welcher allgemeinen Beifall
fand. Derselbe sprach zuerst Gott Dank aus, unter Zugrundelegung
der Worte der Haftara ('Prophetenabschnitt' zu dieser Woche aus
Jesaja 61,10 - 63,9): 'Die Huld des Ewigen will ich preisen, den Ruhm
des Ewigen je nach allem, was unser der Ewige erwiesen hat...' (Jesaja
63,7), dann sagte er Dank den edlen Spendern der Geldgaben und denen,
welche zur Ausstattung der Synagoge beigetragen. Der Frauenverein
spendete ein prachtvolles Parochet (Toraschreinvorgang), andere
Frauen spendete schöne Decken und Verzierungen; auch denjenigen, welche
sich der Mühe unterzogen, dies alles zu veranlassen - alle, die um die
Allgemeinheit bemüht sind - wurde Dank gezollt. Dann ermahnte der
Vortragende die Gemeinde, dass in der Synagoge Eintracht und
Friede, Ruhe, Ordnung und Andacht herrsche und machte aufmerksam auf die
Heiligkeit des Gotteshauses und die Wichtigkeit des Gebetes. Hierbei
wurden folgen Fragen erörtert: Wann sollen wir im Gotteshaus
erscheinen und wie sollen wir erscheinen, warum sollen wir ins
Gotteshaus kommen, wie sollen wir beten, und zu welchen Zwecke
sollen wir die Kinder mitbringen. Letzterwähnte Frage wurde unter
Hinweise auf den Vers: 'Und die Kinder, die (noch) keine Einsicht
haben, sollen hören und lernen, zu fürchten den Ewigen euren Gott...'
(5. Mose 31,13, d.h. wiederum Zitat aus dem Wochenabschnitt Wajelech)." |
Nach der Renovierung der Synagoge 1898 war sie noch 40 Jahre
Zentrum des jüdischen Gemeindelebens in Kleinheubach.
Wie lange nach 1933 auf Grund der schnell zurückgehenden Zahlen der
jüdischen Gemeindeglieder noch Gottesdienste abgehalten werden konnten, ist
nicht bekannt. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der
Synagoge einschließlich der Ritualien zerstört. Das Gebäude kam in
Privatbesitz, blieb auch nach 1945 bestehen und wird seitdem als Lagerraum
verwendet. Eine Hinweistafel ist rechts des Tores angebracht und
erinnert an die
frühere Geschichte des Gebäudes: 'Hier stand die Synagoge der Jüdischen
Gemeinde Kleinheubach'.
Zum rituellen Bad im "Fischergässchen" (Mikwe, Quelle
für die Angaben): Das rituelle Bad im Untergeschoss der Synagoge war 1837
in einem aus Sicht der Behörden sehr schlechten Zustand. Nach einem Bericht vom
27. Dezember 1837 war der Zugang schlecht, der Raum hatte kein Licht und keine
Heizungsmöglichkeit; die 16 Stufen, die hinabführten, waren dem Verfall
preisgegeben. Der damalige jüdische Gemeindevorsteher Lazarus Straßburger und
der jüdische Lehrer Wolf Strauß hatten bei der Begutachtung des Bades
mitgewirkt. Auf Grund dieses schlechten Zustandes wurde die Mikwe auf Anordnung
der Behörde sofort geschlossen und der Zugang zugemauert. Die jüdische
Gemeinde (vertreten durch 17 Haushaltsvorstände) erklärte sich im März 1838
bereit, eine neue Mikwe zu bauen. Der Bauausschuss bestand aus Lazarus
Straßburger, Max Wetzler, Simon Sichel, Jesajas Mannheimer und Isaak Sichel.
Man erwarb zum Bau ein Grundstück. Nach Klärung diverser Schwierigkeiten
konnte die neue Mikwe durch Maurermeister Georg Philipp Wörther erstellt
werden. Die neue Mikwe kostete insgesamt 350 Gulden. Das rituelle Bad wurde
bis 1926 benutzt. Am 24. Juli 1935 wurde es an einen nichtjüdischen Privatmann
verkauft, der es als Abstellraum und Gartenhaus verwendete. In den 1980er-Jahren
erfolgte ein Besitzerwechsel. 1991 und 1992 wurde das
"Judenbad" mit Unterstützung des Landesamtes für Denkmalpflege, des
Landratsamtes Miltenberg, des Landes Bayern und der Marktgemeinde Kleinheubach
renoviert und am 9. November 1992 der neuen Bestimmung als Erinnerungsmal
an die jüdische Geschichte des Ortes eingeweiht. Auf einer daneben befindlichen
Freifläche befindet sich ein Gedenkstein für die Opfer des
Nationalsozialismus (vgl. Presseartikel von 2001 unten).
Adresse/Standort der Synagoge: Gartenstraße 7-8
(frühere Judengasse)
Fotos / Abbildungen:
Historische Zeichnung
der
"Judengasse" |
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Die "Judengasse"
Anfang der 1930er-Jahre (aus Wagner s.Lit.), heute Gartenstraße;
das
Synagogengebäude steht am Ende der Straße rechts (aus dieser Perspektive
nicht sichtbar) |
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Die ehemalige Synagoge Anfang der
1980er-Jahre
(Quelle: Schwierz s.Lit. S. 78) |
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Die ehemalige Synagoge im
März 2008
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 16.3.2008) |
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Blick auf die
ehemalige Synagoge |
Hinweistafel - hinter dem
Fenster im Erdgeschoss |
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Eingangsportal mit
Inschrift "Die ist das Tor zum Herrn, Gerechte ziehen
durch es
hinein" (Psalm 118,20) |
Schlussstein über
Eingangsportal
mit Jahreszahl (5)568 = 1807/08 |
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Information über das
ehemalige
rituelle Bad (Presseartikel
zum "Tag des offenen
Denkmals" 2001 -
zugesandt von Joachim Braun, Würzburg) |
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Untertext: In
Kleinheubach am Rüdenauer Bach (Im Fischergässchen) steht eine 'Mikwe',
ein jüdisches Ritualbad. Das Gebäude war im frühen 19. Jahrhundert
errichtet worden und nach der Pogromnacht 1938 jahrzehntelang dem Verfall
preisgegeben. Rund 80.000 Mark ließen sich Gemeinde, Denkmalamt und
Landkreis die Renovierung kosten. Der Gedenkstein im Vordergrund erinnert
an die Opfer des Nationalsozialismus. Hinweis: die angegebenen
Öffnungszeiten beziehen sich nur auf den "Tag des offenen
Denkmals" |
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Oben: Artikel aus dem
"Main-Echo"
(Ausgabe Aschaffenburg) vom 4.9.2001 |
Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
Oktober 2019:
Kleinheubach beteiligt sich am Projekt "Denkort Deportationen 1941-1944" |
Artikel im "Main-Echo"
vom 11. Oktober 2019: "Deckenrolle soll in Kleinheubach an jüdische
NS-Opfer erinnern
Teilnahme am unterfrankenweiten Projekt 'Denkort Deportationen 1941-1944'
beschlossen
Kleinheubach. Mit einem Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus
hat sich der Kleinheubacher Marktgemeinderat am Donnerstag in seiner Sitzung
befasst. Einstimmig beschloss das Gremium, sich am Würzburger Projekt des
Vereins 'Denkort Deportationen 1941-1944 - Wir erinnern an die jüdischen
NS-Opfer Unterfrankens' mit einer Deckenrole aus Sandstein zu beteiligen und
hierzu Kontakt mit der jüdischen Gemeinde aufzunehmen.
Neben weiteren verschiedenen wetterfesten Materialien wie Metall, Beton,
Keramik und Kunststoff standen noch die Koffer- oder Rucksackform zur
Auswahl. Insgesamt zwei Gepäckstücke müssen zur Verfügung gestellt werden.
Eine der beiden Deckenrollen soll dann mit dem Namen der Gemeinde versehen
in der Gemeinde selbst und die andere mit weiteren Gepäckstücken an einem
prominenten Platz zwischen Ringpark und Hauptbahnhof in Würzburg aufgestellt
werden.
Standort am alten Rathaus? Für Kleinheubach stand ein Platz in der
Nähe des alten Rathauses, in das auch der Heimat- und Geschichtsverein nach
Beendigung der Sanierung einziehen wird, während der Sitzung zur Diskussion.
'Aber das ist noch nicht endgültig geklärt', so Bürgermeister Stefan
Danninger auf Nachfragen unseres Medienhauses. Für das Vorhaben hätten sich
laut Danninger auch Arno Bauer, Vorsitzender des Kleinheubacher Heimat- und
Geschichtsvereins, und Gemeindearchivarin Gabriele Enders ausgesprochen.
Mit den Gepäckstücken soll an die über den Würzburger Güterbahnhof Aumühle
in den Jahren 1941 bis 1944 deportierten jüdischen Bürger Unterfrankens
gedacht werden. Das Denkmal soll ein zeitgenössisches Foto des damaligen mit
Gepäckstücken voll liegenden Bahnsteiges nachempfinden. Hierzu hat der 2018
gegründete Verein 109 unterfränkische Kommunen, in denen es 1932/33 noch
jüdische Gemeinden gab, angesprochen. Darunter sind neben Kleinheubach auch
Miltenberg und Collenberg, die beide ebenfalls laut dem Verein teilnehmen.
Bereits zuvor hatte sich die Marktgemeinde mit einem Denkmal für die Opfer
des Nationalsozialismus auseinandergesetzt. Eine Gruppe engagierter Bürger
hatte im Mai dieses Jahres den Gemeinderat um die Zustimmung für die
Verlegung von neun Stolpersteinen in Form kleiner in den Boden verlegter
Messinggedenktafeln beantragt. Das seit 1992 laufende Projekt des Künstlers
Günter Demnig sei mit über 70000 Steinen in 23 weiteren europäischen Ländern
das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Der hinzugerufene Heimat- und
Geschichtsverein habe zunächst alternativ ein Sandsteindenkmal mit
Davidstern vorgeschlagen, sich schließlich aber doch für die Stolpersteine
ausgesprochen. jel"
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Gottlieb Wagner: Geschichte der Jüdischen Gemeinde
zu Kleinheubach am Main. Kleinheubach 1934. |
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 337-338. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 78-79. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 554-555.
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| Angabe zum Aufenthalt der Kinder der Familie Ullmann aus
Großheubach in Esslingen: Joachim Hahn: Jüdisches Leben in
Esslingen. 1994. S. 508.
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| Hans-Peter
Süss: Jüdische Archäologie im nördlichen Bayern. Franken und
Oberfranken. Verlag Dr. Faustus Büchenbach 2010 (Reihe: Arbeiten zur
Archäologie Süddeutschlands Band 25). Zu Kleinheubach S. 76-78.
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| Michael Schneeberger: "...unter welchen 139
Juden und eine Synagoge sind...". Die Geschichte der Juden von
Kleinheubach. Reihe: Jüdische Landgemeinden in Bayern (34). In: Jüdisches
Leben in Bayern. Mitteilungsblatt des Landesverbandes der Israelitischen
Kultusgemeinden in Bayern. Nr. 122 September 2013 S. 26-31. |
| Kriegsende in Großheubach - Die Geschehnisse
in der Karwoche 1945. Plexus-Verlag 2014. Hrsg.: Heimatkundlicher Treff
Großheubach. 180 S. 19 €. ISBN: 978-3-937996-44-8. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Kleinheubach, Lower Franconia.
Jews are first known from 1349, when one was killed in the Black Death
persecutions. An organized community existed in the second half of the 17th
century. A synagogue was built in 1728 and a cemetery was consecrated in 1730.
The Jewish population stood at 145 (total 1.570) in 1837, with 40 emigrating to
the United States in 1844-54. In 1933, 36 Jews remained. Fourteen emigrated and
11 left for other German cities in 1933-41. The last three Jews were deported to
Izbica in the Lublin district (Poland) and the Theresienstadt ghetto in 1942.
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