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Leiwen (VG
Schweich, Kreis
Trier-Saarburg)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Leiwen bestand eine kleine jüdische Gemeinde bis 1938.
Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück.
Erstmals werden 1592 Juden am Ort genannt. Genaue Zahlen liegen aus dem
19. Jahrhundert vor: 1808 sind es 24 jüdische Einwohner, darunter fünf
erwachsene Männer. 1843 werden 57 jüdische Gemeindeglieder gezählt, 1895 42.
Nach der Jahrhundertwende nahm die Zahl wieder zu, bis um 1930 ein
Höchststand von 61 jüdischen Gemeindegliedern erreicht wurde.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
Religionsschule, ein rituelles Bad und einen Friedhof.
Die Gemeinde in Leiwen gehörte zum Rabbinatsbezirk in Trier.
Um 1925, als 55 Personen der jüdischen Gemeinde in
Leiwen angehörten, waren die Vorsteher der Gemeinde Adolf Isaac, Hermann Levy
und Otto Isaac. Auch die in Lösnich lebenden jüdischen Personen (1925: 29)
gehörten inzwischen zur Gemeinde in Leiwen, nachdem die dortige Gemeinde
aufgelöst worden war. 1932 war 1. Vorsitzender der Synagogengemeinde
Leiwen Otto Isaac, 2. Vorsitzender Moses Schloss. Als Schriftführer war Leopold
Levy tätig. Inzwischen gehörten auch die in Klüsserath
lebenden jüdischen Einwohner (1932 9 Personen) zur Gemeinde. Hier sowie in Lösnich
hatten zuvor selbständige Gemeinden bestanden, die auf Grund zurückgegangener
Gemeindegliederzahlen aufgelöst worden waren.
1933 lebten 45 jüdische Personen am Ort. Auf Grund der zunehmenden
Repressalien, der Entrechtung und des wirtschaftlichen Boykotts verzogen bis
1938 die meisten von ihnen in andere Orte oder wanderten aus. Nach dem
Novemberpogrom 1938, bei dem es im Zusammenhang mit der Verwüstung
jüdischer Wohnungen und der Synagoge zu brutalen Szenen kam (s.u.), verließen auch die letzten
der damals noch elf jüdischen Einwohner
den Ort.
Von den in Leiwen geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Babette Bermann (1859),
Rosa Ermann geb. Levy (1881), Clara Krieger geb. Lewy (1900), Rosa Leons geb. Levy (1902),
Babette (Babetta) Levy (1904), Eva Levy geb. Levi (1877), Helene (Lenchen) Levy geb. Klee (1861),
Hermann Levy (1870), Hilde Levy geb. Schloss (1910), Julie
Levy (1892), Leopold Levy (1888), Salomon Levy (1876), Regine Lobbenberg geb. Jacobs (geb. ?),
Babett Lorig geb. Levy (1872), Berta Lorig geb. Levy (1864), Mathilde Lorig geb.
Sender (1893), Babette Luss geb. Schloss
(1904), Josef Abraham Maas (1862), Sara Mendel geb. Schloss (1870), Berna Nathans geb. Schloss (1909), Mathilde Nathan geb. Schloss (1905),
Adele Samuel geb. Maas (1866), Melanie Samuel geb. Levy (1897), Rosa Samuel (1898), Johanna Schächter geb. Jacobs (1895),
Julius Schloss (1910), Klothilde Schloss (1905), Rosalie Schloss geb. Levy
(1888), Meier Schloss (1886), Theodor Schloss (1902), Emma Simon geb. Levy
(1886), Klara Süsskind geb. Samuel (1904).
Aus der
Geschichte der jüdischen Gemeinde
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
Zum Tod von Max Maas (geboren in Leiwen, gestorben 1931 in Frankenthal)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. April 1931:
"Frankenthal (Pfalz),
20. März (1931). In der Frühe des 15. Adar (4. März) hat nach kurzer,
aber schwerer Krankheit im Alter von nur 56 Jahren Max Maas seine reine
Seele ausgehaucht. Einem schlichten gottesfürchtigen Hause (Leiwen bei
Trier) entstammend, hat er seine Emuno (Wahrheit), sein
unerschütterliches Gottesvertrauen, seine Liebe zu Gott und seinem
Gesetz als ein heiliges Ideal im Busen getragen und im Leben betätigt.
Und es war der einzige Wunsch dieses edlen Mannes, den gleichen Geist der
Gottesfurcht auch auf seine Kinder übertragen zu können. Ein
bescheidener, wahrhaft religiöser Jude ist mit ihm dahingegangen, eine
Zierde unserer Gemeinde, deren Tora-, Awoda- (Gottesdienst-) und Gemillus-Chesed-
(Wohltätigkeits-)Leben er mit allen Fasern seiner Seele unterstützte. Am
Grabe verliehen Lehrer Schottland, Frankenthal und Professor Darmstädter,
Mannheim (für den Verein zur Wahrung der Interessen des gesetzestreuen
Judentums Baden) dem Schmerze über den großen allzu früh gekommenen
Verlust ergreifenden Ausdruck. Seine Seele sei eingebunden in den Bund
des Lebens." |
Zur Geschichte der Synagoge
Ein älterer Betsaal befand sich bis 1913 in einem Haus Ecke
Euchariusstraße/Laurentiusstraße (früher Ecke Bahnhofstraße/Hannagass). In
diesem Gebäude wohnte auch der Vorbeter/Lehrer. 1910 kaufte die jüdische
Gemeinde zum Bau einer neuen Synagoge ein Grundstück am damaligen Ende der
Römerstraße. 1912 wurde der Trierer Architekt Jacob Reiter mit dem Bau
beauftragt. Die Bauausführung übernehmen die Trittenheimer Maurermeister
Matthias Hoffmann und Josef Roller. Zur Finanzierung trugen jüdische wie
christliche Leiwener durch Spenden bei. Die feierliche Einweihung der
Synagoge war mit Gottesdiensten und einem großen Fest für den ganzen Ort
am 11. und 12. Juli 1913. Bei der Synagoge handelte es sich um einen
rechteckigen Bruchsteinbau. Die Eingangsfassade prägten Ecklisenen und ein
abgetreppter Fries mit einem Davidstern an der Spitze sowie einem Rundfenster.
Auch an den Längsseiten gab es markante Rundfenster (Kreisfenster) im oberen
Teil sowie Zwillings-Rundbogenfenster im unteren Bereich. An der nördlichen
Längsseite war ein Treppenhaus angebaut mit dem Zugang zur Frauenempore.
In der NS-Zeit kam es Anfang 1937 zu einem ersten Anschlag auf
die Synagoge. Zwei Zierbäume wurden abgebrochen sowie das Fenster an der
Westseite eingeworfen. Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Gebäude durch
SA-Leute und Leiwener Parteigenossen verwüstet. Fenster, Bänke und
Ritualien wurden zerschlagen. Die Juden des Ortes wurden im Laufschritt an das
Moselufer getrieben, wo sie gezwungen wurden, Torarollen, Gewänder, Bücher,
Leuchter und Kerzen zu verbrennen. Das Gebäude kam in den Besitz der
politischen Gemeinde und wurde bis Juli 1940 als Kindergarten verwendet, danach
als Gefangenlager für französische Kriegsgefangene zweckentfremdet. Nach 1945
wurde das Synagogengebäude an die Firma Carl Reh (heute Weinkellerei
Reh-Kendermann) verkauft, die es zunächst als Lagerhalle verwendete und
einige Jahre später zur Erweiterung der Firmenanlage abbrechen ließ. Eine
Hinweis- oder Gedenktafel ist nicht vorhanden.
Adresse/Standort der Synagoge: Synagoge ab 1913:
Römerstraße (neben der Villa Schmitt, auf dem Gelände der Firma
Reh-Kendermann.
Fotos
(Quelle: Landesamt s. Lit. S. 234-235)
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Luftaufnahme von
Leiwen aus den 1930er-Jahren mit Ausschnitt:
Das Synagogengebäude |
Zeichnung des Architekten
Jacob Reiter, Trier 1913) |
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Februar 2011:
In der ehemaligen
Synagoge in Schweich erinnert eine Schautafel an "Jüdisches
Leben in Leiwen" |
Artikel im "Trierischen
Volksfreund" vom 3. Februar 2011 (Artikel):
"Mehr Ausstellungsstücke in der Synagoge
Schweich. (red) Eine Ausstellung in der ehemaligen Synagoge Schweich, die das jüdische Leben in den Orten der heutigen Verbandsgemeinde dokumentiert, wird erweitert. Eröffnet wird die Schautafel zum
"Jüdischen Leben in Leiwen" am Montag, 7. Februar, um 20 Uhr..."
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Artikel von Sandra Blass-Naisar im "Trierischen Volksfreund" vom
8. Februar 2011 (Artikel):
"Synagoge zeigt jüdisches Leben in Leiwen
Mit einem Festakt in der Schweicher Synagoge ist die seit einem Jahr bestehende Ausstellung "Jüdisches Leben in und um Schweich" erweitert worden. Eine Tafel mit der Geschichte der Juden aus der Moselgemeinde Leiwen und weiteren Interviews mit Zeitzeugen ergänzt die Schau..."
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Robert Reichard / Thomas Heidenblut:
Synagogen im Landkreis Trier-Saarburg. Trier 2000. |
| Hermann Erschens: Geschichte der ehemaligen
Judengemeinde in Leiwen. Druckerei Nilles. Trittenheim 1993. 144
S. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 234-235 (mit weiteren Literaturangaben).
|
| Willi Körtels: Die jüdische Schule in der Region
Trier. Hrsg. Förderverein Synagoge Könen e.V. 2011. Online
zugänglich (pdf-Datei). |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Leiwen. Jews apparently lived in
Leiwen before 1592, at which time they were among those expelled from the
principality of Trier. The modern community began to develop in the 17th
century, growing to 29 individuals in 1808 and 61 at its peak in 1930. In 1852,
a small synagogue was opened and in 1913 a new one was consecrated. In June
1933, 45 Jews were present (total population 1.230). Most Jews left before
November 1938, either to German cities or to other countries (including Holland,
the United States, and Argentina). On Kristallnacht (9-10 November 1938),
the synagogue was wrecked and subsequently the last 11 Jews left for Trier. It
may be assumed that most perished in the Holocaust along with those, who did not
emigrate to safety.
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