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zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Bad Mingolsheim mit
Bad Langenbrücken (Gemeinde Bad Schönborn, Landkreis Karlsruhe)
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
(erstellt unter Mitarbeit von
Hans-Georg Schmitz)
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zum Hochstift
Speyer gehörenden Mingolsheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Ihre
Entstehung geht zurück in die Zeit nach dem 30-jährigen Krieg. Doch bereits im
14. Jahrhundert oder früher scheint es jüdische Einwohner am Ort gegeben zu
haben; auch eine Liste von 1530 verzeichnet jüdische Namen. 1720 waren fünf
jüdische Familien mit 26 Personen am Ort, 1740 vier, 1785 sechs jüdische
Familien.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1825 43 jüdische Einwohner (2,6 % von 1.677 Einwohnern), 1832 40,
1836 54, 1830 52, 1864 67, 1871 69, 1875 höchste Zahl mit 77
Personen (3,9 % von insgesamt 1.972), 1880 70 (in 18 Familien), 1885 65, 1890 60,
1894 59 (in 15 Familien), 1895 51 (in 14 Familien), 1897 45 (in 14 Familien; von
insgesamt 2064 Einwohnern), 1900 53 (2,5 %
von 2.128), 1901 51 (in 14 Haushaltungen), 1910 32 (1,4 % von 2.251).
An Einrichtungen hatte die Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische
Schule (Religionsschule) mit Lehrerwohnung (beide erhalten im Gebäude
Friedrichstraße 25) und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden
zunächst in Obergrombach, seit 1878 auf
einem eigenen Friedhof beigesetzt. Zur
Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der
zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (siehe Ausschreibungen der Stelle
unten). Von den Lehrern werden genannt: Reimund Isaac (um 1850; stammte aus
Wollenberg), S. Lehmann (um 1867). Um 1887
erteilte Lehrer Herz aus Oestringen den
jüdischen Religionsunterricht in Mingolsheim. 1889 war mit Lehrer S. Bloch
wieder ein eigener Lehrer in Mingolsheim, um 1892 war M. Moch Lehrer, Kantor und
Schochet, um 1893/1894 J. Kahn. Um 1894/1895 waren an der Religionsschule neun
Kinder zu unterrichten, um 1903 acht Kinder. Um 1894/95 war Lehrer, Kantor und
Schochet O. Dreifuß (Dreyfuß), um 1895/1898 Heinrich (Heimann) Rieck, um 1903 J.
Gundersheimer.
1827 wurde die Gemeinde dem Rabbinatsbezirk Bruchsal
zugeteilt.
Als Gemeindevorsteher werden genannt: um 1892/93 F. Maier, um 1894/1897
zusammen mit F. Maier auch A. Moses und F. Neumann, um 1901/1903 H. Oestreicher
.
Zur jüdischen Gemeinde Mingolsheim gehörten die in Bad Langenbrücken
lebenden jüdischen Personen. Hier hatten sich 1876/77 eine jüdische Familie niedergelassen. 1880 lebten sechs jüdische Personen am Ort,
1889 9, 1895 wurde die Höchstzahl von 26 jüdischen Einwohnern am Ort erreicht;
1905 17, 1910 11.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Wilhelm Moses (geb.
6.1.1891 in Mingolsheim, gef. 3.9.1914). Sein
Name steht auf dem Gefallenendenkmal neben der Trauerhalle des Ortsfriedhofes.
Theodor Neumann wurde dreimal verwundet, mehrfach ausgezeichnet und zum
Unteroffizier befördert.
Um 1925, als noch 24 Personen zur jüdischen Gemeinde gehörten (dazu die
in Langenbrücken lebenden 11 jüdischen Personen), war Ferdinand Neumann Vorsteher der Gemeinde
(bis zu seinem Tod 1934). Die beiden schulpflichtigen jüdischen Kinder der Gemeinde erhielten
ihren Religionsunterricht durch Lehrer Jakob Lewin aus Malsch.
Gustav Stein war bis zur Auflösung der Gemeinde und seiner Emigration 1938
letzter Vorsteher.
Die jüdischen Familien in Mingolsheim lebten hauptsächlich vom Handel mit
landwirtschaftlichen Produkten und Vieh. Der Ort war ein regionales Zentrum des
Viehhandels; der Ratsschreiber protokollierte die Kaufhandlungen, an denen
zumeist Juden beteiligt waren. Ab 1857 entstanden am Ort mehrere jüdische
Zigarrenfabriken, von denen eine 1933 noch betrieben wurde. An ehemaligen, teilweise bis nach 1933 bestehenden
Handels- und Gewerbebetrieben im Besitz jüdischer Familien / Personen sind bekannt: Zigarrenfabrik Eschelmann
(Friedrichstraße 48), Handel mit Vieh und Landesprodukten Julius Falk
(Leopoldstraße 11), Hopfenhandlung Nathan Mayer
(Leopoldstraße 9), Viehhandlung Abraham Moses (Bruchsaler Straße 11), Zigarrenfabrik
I. Oestreicher jr. OHG, Teilh. Theodor Neumann und Albert Oestreicher
(Friedrichstraße 29, beschäftigte etwa 30 Personen), Handel mit Vieh- und
Landesprodukten Moritz Oestreicher mit Sohn Max Oestreicher
(Leopoldstraße 3), Zigarrenfabrik Max Oppenheimer (Leopoldstraße 7), Zigarrenfabrik Reiß-Mayer
(Friedrichstraße 27). stand seit 1929 leer), Zigarrenfabrik J.H. Stein Söhne (Friedrichstraße 58,
beschäftigte etwa 30 Personen).
In Bad Langenbrücken bestanden bis nach 1933 an jüdischen
Gewerbebetrieben: "Badische Möbelwerke AG", Inhaber Gustav Basnizki (Trechterweg)
sowie Tabak- und Hopfenhandlung Theodor Isaac (Dammstraße 2).
1933 lebten noch 13 jüdische Personen am Ort (0,5 % von 2.354
Einwohnern; weitere acht Personen in Langenbrücken). In Folge des wirtschaftlichen Boykotts, der
Hetze und der zunehmenden
Entrechtung sind die meisten von ihnen in der Folgezeit vom
Ort verzogen beziehungsweise ausgewandert. Zwischen 1935 und 1938 mussten alle
jüdischen Unternehmen geschlossen werden. Auswanderungen der jüdischen
Einwohner gab es nach Argentinien, Palästina, Frankreich und in die USA. Beim Novemberpogrom
1938 war die Synagoge bereits verkauft und blieb so erhalten (s.u.). Max Oestreicher
und Julius Falk wurden verhaftet
und in das KZ Dachau eingewiesen, ihre Wohnungen wurden demoliert. Die letzten vier jüdischen Einwohner wurden
am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert.
Von den in Mingolsheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Elsa Falk (1893),
Emma Falk geb. Spiegel (1899), Julius Falk (1898), Rosa Löwe geb. Oestreicher
(1859), Martha Mayer geb. Reiss (1882), Franziska Moses geb. Reiss (1878), Hugo
Moses (1888), Sofie Oppenheimer geb. Stein (1874), Alice Stein (1901), Heinrich
(Heinz) Stein (1907), Julius Stein (1897), Lena (Lina) Stein (1876).
Von den in Langenbrücken geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Siegfried Basnizki (1889),
Josef Falk (1892), Selma Isaac (1888).
Im Juli 2017 wurden die ersten "Stolpersteine" in Bad Schönborn
verlegt, davon fünf in Mingolsheim und einer im Ortsteil
Langenbrücken (siehe Presseartikel unten).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1841 /
1844 / 1852 / 1853 / 1872 /
1878 / 1882 / 1887 / 1891 / 1892 / 1901 / 1903
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" von 1841 S. 114 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Bruchsal (Bekanntmachung). Bei der israelitischen Gemeinde
Mingolsheim ist die Lehrstelle für den Religionsunterricht
der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 50 Gulden nebst freier Kost und
Wohnung sowie der Vorsänger und Schächterdienst samt den davon abhängigen,
nicht unbedeutenden Gefällen,
verbunden ist, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter
höherer Genehmigung zu besetzen.
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert,
unter Vorlage der Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren
sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen sich bei der
Bezirks-Synagoge Bruchsal zu melden.
Ferner wird bemerkt, dass die Gemeinde Mingolsheim eine größere
Besoldung auswirft, wenn das sich anmeldende Subjekt ihr und der
Bezirkssynagoge konveniert.
Sollten sich weder Schulkandidaten noch
Rabbinatskandidaten melden, so werden auch andere inländische Subjekte, nach
erstandener Prüfung bei dem Bezirks-Rabbiner Präger, zur Bewerbung zugelassen
werden.
Bruchsal, den 25. Januar 1841. Großherzogliche Bezirks-Synagoge Bruchsal.
C. Präger - Elias Nöther." |
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Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 8. Januar 1844 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Die mit einem festen Gehalte von 135
fl. und bei einer Schule von 13 Schulkindern 48 kr. Schulgeld von jedem
Schulkinde, und dem Vorsängerdienste samt den davon abhängigen
Gefällen verbundene Religionsschulstelle bei der israelitischen Gemeinde
Mingolsheim, Synagogenbezirks Bruchsal, ist bis Ostern zu besetzen.
Die berechtigten Bewerber um dieselbe werden daher aufgefordert, mit ihren
Gesuchen unter Vorlage ihrer Aufnahmeurkunden und der Zeugnisse über
ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen mittelst des
betreffenden Bezirksrabbinats sich zu melden.
Bei dem Abgange von Meldungen von Schul- und Rabbinatskandidaten können
auch andere inländische befähigte Subjekte, nach erstandener Prüfung
bei dem Bezirksrabbiner zur Bewerbung zugelassen werden." |
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Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 24. Juli 1844 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Bruchsal. [Dienstantrag.]. Bei der israelitischen Gemeinde zu
Mingolsheim ist die Religionslehrer- und Vorsängerstelle in Mingolsheim,
diesseitigen Rabbinatsbezirks, mit welcher ein fixer Jahresgehalt von 66 fl., nebst freier Kost und
Wohnung verbunden ist,
erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer
Genehmigung zu besetzen.
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert,
unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren
sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen sich bei der
Bezirkssynagoge allhier zu melden. Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch
Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach
erstandener Prüfung bei dem Bezirksrabbiner, zur Bewerbung zugelassen
werden.
Bruchsal, den 14. Juli 1844. Großherzogliche Bezirkssynagoge."
" |
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Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 28. August 1852 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Die Religionslehrer- und Vorbeterstelle bei der israelitischen
Gemeinde Mingolsheim, ist mit einem jährlichen Gehalte von 135
fl., freier Wohnung, 48 kr. Schulgeld und den übrigen üblichen
Akzidenzien, sogleich oder längstens bis zum 1. November
dieses Jahres zu besetzen.
Die berechtigten Bewerber um dieselbe werden daher aufgefordert, mit ihren
Gesuchen, unter Vorlage ihrer Aufnahmeurkunden und der Zeugnisse über
ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen mittelst
des betreffenden Bezirksrabbinats bei der Bezirks-Synagoge Bruchsal sich
zu melden. Bei dem Abgange von Meldungen von Schul- oder
Rabbinatskandidaten können auch andere inländische befähigte Subjekte
nach erstandener Prüfung bei dem Bezirksrabbiner zur Bewerbung zugelassen
werden." |
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Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 22. Januar 1853 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Vakante
Schulstellen. Die mit einem festen Gehalte von 135 fl. und einem
jährlichen Schulgelde von 48 kr. für jedes die Religionsschule
besuchende Kind und dem Vorsängerdienste samt den davon abhängigen
Gefällen verbundene Religionsschulstelle bei der israelitischen Gemeinde
Mingolsheim, Synagogenbezirks Bruchsal, ist zugleich oder bis Ostern zu besetzen.
Die berechtigten Bewerber um dieselbe werden daher aufgefordert, mit ihren
Gesuchen unter Vorlage ihrer Aufnahmeurkunden und der Zeugnisse über
ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen mittelst des
betreffenden Bezirksrabbinats bei der Bezirkssynagoge Bruchsal sich zu melden.
Bei dem Abgange von Meldungen von Schul- und Rabbinatskandidaten können
auch andere inländische befähigte Subjekte, nach erstandener Prüfung
bei dem Bezirksrabbiner zur Bewerbung zugelassen werden."
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Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 29. März 1853 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Vakante Schulstellen. Die mit einem festen Gehalte von 135
fl. und einem jährlichen Schulgelde von 48 kr. für jedes die
Religionsschule besuchende Kind und dem Vorsängerdienste samt den davon abhängigen
Gefällen verbundene Religionsschulstelle bei der israelitischen Gemeinde Mingolsheim
ist zu besetzen.
Die berechtigten Bewerber um dieselbe werden daher aufgefordert, mit ihren
Gesuchen unter Vorlage ihrer Aufnahmeurkunden und der Zeugnisse über
ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen mittelst des
betreffenden Bezirksrabbinats bei der Bezirkssynagoge sich zu melden.
Bei dem Abgange von Meldungen von Schul- und Rabbinatskandidaten können
auch andere inländische befähigte Subjekte, nach erstandener Prüfung
bei dem Bezirksrabbiner zur Bewerbung zugelassen werden." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Mai 1872:
"Bruchsal. Die Religionslehrer-, Kantor-, Schächterstelle zu Mingolsheim
diesseitigen Rabbinatsbezirks, wird mit einem Fixum von 350 Gulden, einer
schönen freien Wohnung für einen Ledigen oder Verheirateten nebst dem
gesetzlichen Schulgeld und den auf 200 Gulden sich belaufenden Gefällen,
andurch zur Bewerbung ausgeschrieben. Reflektierende haben innerhalb 14
Tagen ihre Anmeldungen mit den notwendigen, beglaubigten Zeugnisabschriften
belegt, franko anher einzusenden.
Die Großherzogliche Badische Bezirkssynagoge zu Bruchsal: L.
Schlessinger." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Oktober 1878:
"In der Gemeinde Mingolsheim (Baden) ist die Stelle eines
Religionslehrers, Vorsängers und Schächters bald zu besetzen. Das
Einkommen beträgt neben freier Wohnung 1.000 Mark jährlich.
Unverheiratete Bewerber wollen ihre Gesuche und Zeugnisse an den
Unterzeichneten einsenden.
Bruchsal, den 8. Oktober 1878. Dr. J. Eschelbacher,
Bezirksrabbiner." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Januar 1882:
"Die mit einem Gehalt von 600 Mark, Nebeneinnahmen von ca. 400 Mark
und freier Wohnung verbundene Stelle eines Religionslehrers, Vorsängers
und Schächters in der Gemeinde Mingolsheim soll baldigst, und zwar
womöglich mit einem seminaristisch gebildeten Lehrer wieder besetzt
werden. Unverheiratete Bewerber wollen ihre Zeugnisse in beglaubigter
Abschrift an den Unterzeichneten senden.
Bruchsal, 19. Januar 1882. Dr. J. Eschelbacher,
Bezirksrabbiner." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. September 1887:
"Die mit freier Wohnung, festem Gehalt von 600 Mark und Akzidenzien
im Betrage von ca. 400 Mark verbundene Stelle eines Religionslehrers,
Kantors und Schächters in Mingolsheim soll baldigst mit einem
unverheirateten Lehrer, möglichst einem badischen Schulkandidaten,
besetzt werden. Meldungen mit Zeugnissen in beglaubigter Abschrift sind an
die unterzeichnete Stelle zu senden. Die Bewerber um die jetzt bereits zur
Besetzung gelangte Religionsschulstelle in Malsch,
welche ihre Stellung auch für diejenige in Mingolsheim aufrecht zu
erhalten wünschen, wollen ihre diesbezügliche Absicht baldigst hierher
mitteilen.
Bruchsal, 29. August 1887. Die
Bezirkssynagoge." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juni 1891:
"Die mit freier Wohnung, einem festen Gehalt von 600 Mark und
Nebeneinnahmen von ungefähr gleichem Betrage verbundene Stelle eines Religionslehrers,
Kantors und Schächters in Mingolsheim soll baldigst mit einem
ledigen, seminaristische gebildeten Inländer wieder besetzt werden. Meldungen
mit Zeugnissen in beglaubigter Abschrift, die nicht zurückgesandt zu
werden brauchen, sind zu richten an
Die Bezirkssynagoge. Bruchsal, den 31. Mai
1891." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. November 1892:
"Die mit freier Wohnung, einem festen Gehalte von 600 Mark und
Nebeneinnahmen in ungefähr gleichem Betrage verbundene Stelle eines
Lehrers, Vorsängers und Schächters in Mingolsheim soll baldigst wieder
besetzt werden. Seminaristisch gebildete, ledige Bewerber werden
bevorzugt. Den Meldungen sind nur solche Zeugnisse beizulegen, die nicht
zurückgeschickt zu werden brauchen. Dieselben sind zu richten
an
Die Bezirkssynagoge. Bruchsal, 11. November 1892." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 19. Dezember 1901: "Die mit dem Vorbeter- und Schächterdienst
verbundenen Religionsschulstellen zu Mingolsheim mit einem
Fixum von 800 Mark und zu Odenheim mit
700 Mark Fixum, jede mit ca. 2-300 Mark Nebeneinnahmen, sind bei Aussicht
auf Gehaltserhöhung und Pensionsberichtigung baldigst zu besetzen.
Unverheiratete, seminaristisch gebildete Bewerber bevorzugt. Bewerbungen
an die Bezirkssynagoge Bruchsal: Dr. Doctor."
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Ausschreibung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 24. April 1903:
"Religionslehrer, Schächter und Vorbeter per bald in
Mingolsheim, Gehalt 850 Mark, freie Wohnung und ca. 400 Mark
Nebeneinnahmen. Meldungen seminaristisch gebildeter Bewerber zu richten an
die Bezirkssynagoge in Bruchsal." |
Zum Tod des Kantors Reimund Isaac
(1891; um 1850 Lehrer in Mingolsheim)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 2. März 1891: "Worms. Am vergangenen Sonntage bewegte sich ein unendlich großer Leichenzug
nach dem jüdischen Friedhofe, um hier die sterblichen Überreste des nach
mehrmonatigem schweren Leiden verstorbene Kantor Reimund Isaac dem Schoße
der Erde zu übergeben. Der ungemein großen Leichenkondukt, sowie der tiefe
Ernst, der sich auf allen Gesichtern lagerte, waren beredtes Zeugnis, das
man einem Manne die letzte Ehre erweise, der im Leben durch sein Wirken die
Linie des Alltäglichen um Bedeutendes überschritten haben müsse.
I. war im Jahre 1827 in Wollenberg
(Großherzogtum Baden) geboren. Nachdem er sich für das Lehrfach
vorbereitet, besuchte er das Seminar zu Karlsruhe. Seine erste Anstellung
war zu Mingolsheim bei Bruchsal. Von hier aus übernahm er eine
Religionslehrerstelle im hiesigen Kreise und übersiedelte dann im Jahre 1857
hierher, um seinen späteren Schwiegervater im Amte zu unterstützen. Nach
dessen Tod wurde ihm die Stelle eines Kantors und Schochet (ritueller
Schächter) übertragen, welche er bis zum vorigen Jahre bekleidete, wo
alsdann der Vorstand die Schechita (rituelles Schächten) seinem
Schwiegersohne übertrug, während er das Amt eines Kantors noch selbst
verwaltete. Wie sehr freute man sich, dass dem gewissenhaften Mann jetzt der
schwere Beruf der Schechitah abgenommen und er jetzt mit Ruhe den Abend
seines Lebens verbringen könne, aber die Worte der heiligen Schrift:
'und er sah die Ruhstatt, dass sie gut' (1. Mose 49,15) hatte für ihn keine Bedeutung. Der Keim der Krankheit war schon
zu stark in ihm entwickelt. Trotzdem sehen wir ihn morgens und abends am
Vorlesepulte, um hier seines Amtes zu walten, bis ihn die Krankheit so
heftig ergriff, dass er 2 Monate lang das Zimmer und Bett hüten musste, bis
ihn am vergangenen Freitag ein sanfter Tod von seinen Leiden erlöste.
Dem Schmerz über den Verlust eines solchen gewissenhaften Beamten gab dann
auch Herr Rabbiner Dr. Stein in bewegten Worten Ausdruck, indem er den
Verstorbenen in seiner Gewissenhaftigkeit, Aufrichtigkeit und Bescheidenheit
schilderte. Ergreifend war, was der Redner über seine Leistungen als Kantor
sprach. Wie er durch die uralten traditionellen Melodien an den Hohen
Feiertagen die Gottesdienstbesucher zur Andacht stimmte und wie er
selbst bei seinen Funktionen an den Werktagen ... auf ihm lag. Wer in solcher Weise
seine Pflicht erfüllt hat, der stirbt nicht; er lebt fort nicht nur in den
Herzen der Seinen, sonder auch in denen der ganzen Gemeinde. (Rdsch.)" |
Berichte zu einzelnen
Personen und Kurgästen
Zum Tod von Rabbiner Naphtali Levy aus Altkirch (1908
in der Kur in Bad Langenbrücken)
Meldung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28. August
1908: "Altkirch im Ober-Elsass. Unser verehrter Rabbiner, Herr
Naphtali Levy, ist in Langenbrücken, wo er zur Kur weilte, einem
Schlaganfall erlegen." |
|
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. August 1908:
"Altkirch, 20. August. Unter reger Beteiligung seiner Amtsbrüder, eines großen
Freundeskreises und der gesamten Einwohnerschaft Altkirchs wurde heute
Rabbiner N. Levy zur letzten Ruhe bestattet. Während seiner 24jährigen
hiesigen Amtsdauer verstand er es, die Sympathien aller Kreise sich zu
erwerben. Sein jäher Tod - er starb unvermutet zu Langenbrücken in
Baden, wo er zur Kur weilte - hat daher überall lebhaftes Mitgefühl
erweckt. In der Synagoge entwarf Oberrabbiner Weil -
Kolmar ein treffendes
Lebensbild des Dahingegangenen. Auf dem Friedhofe rief Rabbiner Dr. Meyer
- Thann als Schüler und Kollege dem Verblichenen einen warmen
Abschiedsgruß nach. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens." |
Zur Geschichte des Betsaals / der Synagoge
Zunächst war ein Betsaal vorhanden, der sich 1837 im Haus der verstorbenen Witwe von Herz Sichel befand. Da die Zahl der jüdischen Einwohner in diesem Jahr gerade 50 Personen in elf Familien überschritten hatte und eine weitere Zunahme zu erwarten war, begann man den Bau einer Synagoge vorzubereiten. Am 1. August 1837 bat die jüdische Gemeinde bei den zuständigen Behörden um die Erlaubnis zur Durchführung einer Kollekte für den geplanten Synagogenbau. Das Oberamt Bruchsal wollte auf Grund der noch zu kleinen Seelenzahl das Vorhaben zunächst nicht unterstützen.
Sechs Jahre später zeichnete sich offenbar eine Genehmigung zum Bau ab: Am 30. Mai
1844 kaufte die Israelitische Gemeinde ein Grundstück von gut 400 m² in der damaligen Ludwigstraße zum Preis von 1.300 Gulden; darauf stand ein Wohnhaus mit gewölbtem Keller samt Scheune und Stallung. Im Wohnhaus wurde bald ein Schulraum eingerichtet, darüber die Lehrerwohnung. Im Februar
1845 schrieb man die Gewerke zum Bau der Synagoge im Hof sowie eines Frauenbades öffentlich aus. Im Türsturz auf der Südseite der Synagoge (zum Innenhof hin) ist in hebräischer Schrift Psalm 118 Vers 20 eingemeißelt:
"Dies ist das Tor zu [IH]M, Gerechte treten durch es ein." Daneben ist das Jahr 1845/46 genannt –
in dieser Zeit wurde der Bau offenbar fertiggestellt. Traditionsgemäß ist das steinerne Gebäude nach Osten gerichtet; dort befand sich in der Wand die Nische für den
Toraschrein. Eine gesonderte Eingangstür (ca. 1960 zugemauert) führte auf die Treppe zur hölzernen Frauenempore, die leider nicht mehr erhalten ist. Unterhalb der hohen Decke läuft (nur noch schwach erkennbar) ein Fries mit stilisiertem Blütenmuster um. Erhellt wurde der Raum durch je drei Rundbogenfenster in den Längsseiten; die nördlichen sind heute zugemauert.
Zugleich mit der Synagoge wurde eine Mikwe gebaut: das rituelle Bad unterirdisch, darüber ein Reinigungsbad wohl direkt neben dem Wohnhaus.
1853 unterzeichneten in Gegenwart des Bürgermeisters zwölf Familien eine Verpflichtung zu wöchentlichen Beiträgen für den Schuldendienstes und die Bauunterhaltung.
1882 wurde eine Synagogenordnung genehmigt. Im Hof des Anwesens war auch der Leichenwagen untergestellt; er ist noch erhalten, weil er 1927 an die politische Gemeinde verkauft wurde.
Schon vor dem Ersten Weltkrieg konnte sich die Gemeinde keinen Lehrer mehr leisten. Auf Grund der zurückgegangenen Mitgliederzahl dürfte es bald kaum noch wöchentliche Gottesdienste gegeben haben; wohl nur zu Festtagen und bei besonderen Anlässen erreichte man die vorgeschriebene Zahl von 10 Männern. Als Laienkantor diente häufig Theodor Isaac aus Langenbrücken.
Am 1. April 1938 wurde das Anwesen der Synagoge von der israelitischen Gemeinde verkauft; der neue Besitzer nutzte das rückwärtige Synagogengebäude nun als Scheune und Lagerraum, das vordere Haus zu Wohnzwecken. Beim
Novemberpogrom 1938 erschienen am 10. November vier Männer der Mingolsheimer SA-Reserve mit Benzinkanistern und wollten das Gebäude anzünden. Als ein Nachbar darauf hinwies, dass das Gebäude inzwischen in nichtjüdischem Privatbesitz sei, zogen die SA-Leute weiter zu Privathäusern.
Das Synagogengebäude blieb bis zur Gegenwart erhalten; die Nordseite zeigt sich, wenn man den Weg neben dem Haus Friedrichstraße 25 benutzt. Die Südseite mit dem Eingangstor ist nach einer Neubebauung auf dem Grundstück jedoch nicht mehr von außen sichtbar. Das Denkmalamt ließ um 2000 schwerwiegende Eingriffe in die Westwand weitgehend zurückbauen.
Fotos
Historische Fotos:
Historische Fotos sind nicht bekannt, eventuelle
Hinweise bitte an
den Webmaster, E-Mail-Adresse siehe Eingangsseite |
Fotos nach 1945/Gegenwart:
Foto um 1965:
(Quelle: Hundsnurscher/Taddey s. Lit. Abb. 13) |
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Baufälliger Zustand |
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Fotos um 1985:
(Foto: SW von Hahn 1983; Farbfotos
bei W. Messmer s.Lit.
S. 87-88) |
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Das Dach ist zur Sicherung
wiederhergestellt |
Die Außenanlage
verändert sich |
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Portalinschrift aus Psalm 118,20
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Wohnhaus |
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Fotos 2003/04:
(Foto Mitte: Hahn, Aufnahmedatum 14.10.2003; die beiden
anderen Fotos
Sommer 2004 von J. Krüger, Karlsruhe; Fotos untere Zeile von Eike
Schmidt-Lange) |
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Das Gebäude ist verputzt;
Blick von der Nordwestecke |
Blick von der Südseite, der Blick
auf die ehemalige Synagoge
ist nicht mehr möglich |
Links: Wohnhaus vor der Synagoge,
in dem sich die ehemalige
jüdische
Religionsschule befand |
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Portalinschrift
aus Psalm 118,20, rechts die Zadikim = Gerechte |
Im Inneren Reste der
Schablonenmalerei |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Januar bis Februar
2013: Ausstellung und Veranstaltungen
zur jüdischen Geschichte am Ort |
"ZEICHEN SETZEN - Jüdisches Leben in Bad
Schönborn"
27. Januar - 6. Februar 2013. Ausstellung und Veranstaltungen.
Rathaus - Edith-Stein-Haus - Evangelische Kirche.
Zu den einzelnen Veranstaltungen - ZEICHEN SETZEN - AUSSTELLUNG - KONZERT
- VORTRÄGE - ORTSRUNDGANG - GEDENKSTÄTTE NECKARZIMMERN - ZEICHEN SETZEN
II -
siehe den Flyer links (zum Anklicken) oder die eingestellte
pdf-Datei. |
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Oktober 2013:
Hinweis zu einer Veranstaltung in Karlsruhe über
den Physiker Leon Grünbaum
(geb. 1923 in Forbach, Lothringen, gest. 2004 in Bad Schönborn, beigesetzt im Friedhof Bad Mingolsheim) |
Die Veranstaltung des Forums
Ludwig Marum e.V. Karlsruhe findet am 18. und 19. Oktober 2013 in
Karlsruhe statt.
Informationen über einen eingestellten Flyer
Zu Leon Grünbaum vgl. Artikel
im Stadtwiki Karlsruhe |
Hinweis: Leon Grünbaum verbrachte seine letzten Lebensjahre aufgrund einer psychischen
Erkrankung in einer Pflegeklinik in Bad Schönborn, . Er hatte nur noch wenige Freunde, die sich um ihn gekümmert haben. Er starb in Bad Schönborn und
wurde aus diesem Grund auf dem kommunalen Friedhof in einem sehr schlichten Grab beigesetzt.
Weiteres zu seiner vita: www.forum-ludwig-marum.de/veranstaltungen/symposium-gruenbaum/. |
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Oktober 2015:
Der Posthum-Whistleblower Preis 2015 wird unter
anderem an Dr. Leon Grünbaum verliehen
Hinweis: Die öffentliche Verleihung der Preise findet statt am 16.
Oktober 2015, 19.30 Uhr im Bürgersaal des Rathauses Karlsruhe am
Marktplatz |
Informationsblatt
Chronologisches über Léon Gruenbaum (eingestellt als
pdf-Datei)
Unterstützungserklärung
und Einladung zur Verleihung des Whistleblower-Preises 2015
(eingestellt als pdf-Datei)
Informationen
zur Whistleblower Preisverleihung 2015 - Pressemitteilung, Dokumentation
der bisherigen Preisverleihungen (eingestellt als
pdf-Datei) |
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Oktober 2015:
Initiative Stolpersteine Bad Schönborn
gegründet |
Eine Initiative zur Verlegung von "Stolpersteinen" in Bad
Schönborn wurde gegründet, siehe www.stolpersteine-badschoenborn.de
Das Informationsblatt
Info 01 als pdf-Datei. |
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März 2016:
Gedenktafel wird auf dem Friedhof in Mingolsheim
für Dr. Léon Gruenbaum enthüllt |
Artikel in der Bad Schönborner Woche vom 7.
April 2016 S. 6: "Enthüllung der Gedenktafel für Dr. Léon
Gruenbaum auf dem Friedhof in Mingolsheim. 'Léon ist unter uns, seine
Arbeit ist nicht verloren'."
Artikel
eingestellt als pdf-Datei. |
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April 2017:
Die Verlegung von Stolpersteinen ist
geplant |
Im April 2017 sollen vier Stolpersteine in Mingolsheim verlegt werden,
einer im Ortsteil Langenbrücken. |
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Juli 2017:
Sechs "Stolpersteine" werden
verlegt.
Anmerkung: vor dem Haus Dammstraße 2 wurde der erste "Stolperstein" in
Langenbrücken für Selma Isaac verlegt. In Mingolsheim wurden in der
Leopoldstraße 11 vier Stolpersteine für die Familie Falk verlegt (Elsa Falk,
Julius Falk, Emma Falk und Herbert Falk; dazu ein Stolperstein für Franziska
Moses in der Bruchsaler Straße 11). |
Artikel in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom
Juli 2017: "Bad Schönborn. Stolpersteine gegen das Vergessen.
Initiative Bad Schönborn gedenkt jüdischer Opfer des Nationalsozialismus -
Sechs Stolpersteine wurden verlegt
Bad Schönborn. (sl) In beiden Ortsteilen von Bad Schönborn sind sechs
'Stolpersteine' verlegt worden. Der Künstler Gunter Demnig aus Köln, der
europaweit solche Gedenksteine für misshandelte und getötete Juden verlegt,
hob in der Langenbrückener Dammstraße Pflastersteine heraus, zersägte
hinderliche Knochensteine in der Mingolsheimer Leopoldstraße - und dabei war
es gelegentlich laut und staubig. Aber Ruhestandspfarrer Hans Georg Schmitz
aus Malsch und Frauenweiler, jetzt Bad Schönborn, erläuterte währenddessen
in aller Ruhe, wie es zu der Initiative 'Stolpersteine Bad Schönborn' kam.
Immer wieder würden ihn Menschen ansprechen, die das schreiende Unrecht
damals vor Ort miterlebt hätten. Das dürfe nicht vergessen werden. Die
Jugendlichen Sofie, Regina, Laura und Nora berichteten aus dem Leben der
Betroffenen, zum Beispiel von Selma Isaac. Die 1888 geborene ledige
Frau sei im Haushalt der Langenbrückener Nachbarn gern als gelegentliche
Helferin beschäftigt gewesen - auch wenn die Küche des Schweinezüchters
nicht gerade koscher war. Ebenso nach Gurs in Südfrankreich deportiert
wurden im Jahr 1940 die Eheleute Julius und Emma Falk, ermordet 1942
in Auschwitz. Julius' Schwester Elsa starb nach der Deportation im
südfranzösischen Lager Récébédou im Jahr 1942. Einen Stein in derselben
Leopoldstraße in Mingolsheim erhielt auch Julius' Sohn Herbert Falk,
geboren 1931. Seine Großmutter und er konnten sich rechtzeitig in die USA
retten, wo er heute im Staat Illinois lebt. Er konnte nicht anreisen und hat
inzwischen voller Freude gemeldet, dass er begeistert und voller Dank das
Video über die Steinverlegung gesehen hat. Viele Bürger waren dabei, als
Franziska Moses aus der Bruchsaler Straße 11, gestorben 1943 im Lager
Noé, durch einen Stein mit Messingplatte gewürdigt wurde. An den Stationen
und beim Abschluss im Rathaus erklangen jüdische Melodien und Lieder mit
Klarinetten sowie mit Flöte und Geige. Angelika Meßmer, Tochter von Willy
Meßmer, dem bekannten Autor zum Thema Juden der Region, begründete die
Aktion und wandte den Blick in die Zukunft. 'Mit Stolz und Dank, besonders
an die vielen Ehrenamtlichen und Spender' schloss Bürgermeister Klaus Detlev
Huge die würdige Zeremonie ab."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen
Gemeinden in Baden.
1968. S. 40. |
| Willy Messmer: Juden unserer Heimat. Die Geschichte
der Juden aus den Orten Mingolsheim, Langenbrücken und Malsch. Bad
Schönborn 1986.
Das Buch ist als book-on-demand weiterhin erhältlich: http://www.epubli.de/shop/autor/Willy-Messmer/3501 |
| Jürgen Stude: Geschichte der Juden im Landkreis Karlsruhe. 1990. |
| Joseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern -
Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from
their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem
1986. S. 253-254. |
| Joachim
Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als
Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte
und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial,
Jerusalem. Stuttgart 2007. |
| Hans-Georg Schmitz: Ich mache eure Feste mit. Die
jüdischen Einwohner von Mingolsheim und Langenbrücken. Zunächst in: Klaus Gaßner
(Hrsg.) Bad Schönborner Geschichte Band 2 2014.
Dieser
Beitrag ist auch als pdf-Datei eingestellt (bitte
anklicken, aktueller Stand: März 2016). |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Bad Mingolsheim
Baden. Jews first settled in the 18th century. Their population reached 77 in
1875 (total 1,972). In the early 20th century they opened eight cigarette
factories and continued to be active as cattle traders, brokers, and shopkeepers.
The exodus of the young reduced the Jews population to 11 in 1933. All but four
Jews left in 1938. The latter were deported to the Gurs concentration camp on 22
October 1940.
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