Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia
Judaica
Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und
bestehende) Synagogen
Übersicht:
Jüdische Kulturdenkmale in der Region
Bestehende
jüdische Gemeinden in der Region
Jüdische
Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur
und Presseartikel
Adressliste
Digitale
Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zurück zur Übersicht "Synagogen in Unterfranken"
Mönchberg (VG
Mönchberg, Kreis Miltenberg)
Jüdische Geschichte
Übersicht:
Zur jüdischen Geschichte
in Mönchberg
In Mönchberg (hatte seit 1367 Stadtrecht über mehrere
Jahrhunderte, heute noch Marktrecht) bestand zeitweise im 18./19. Jahrhundert
eine kleine jüdische Gemeinde. Wann die ersten jüdischen Personen am Ort
aufgenommen wurden, ist nicht bekannt.
Am Ort gibt es noch an besonderen Erinnerungen an die jüdische Geschichte den
"Judenpfad", ein Gehweg im alten Ortskern sowie den Flurnamen
"Judengrube" als Flurname der Gemarkung Mönchsbergs. Das Alter
dieser Bezeichnungen ist nicht bekannt.
Im Staatsarchiv Würzburg findet sich von 1807 die "Bitte der
angesessenen Juden zu Mönchberg um die Erlaubnis, von den dortigen Nachbarn
Losholz kaufen zu dürfen" (StA Wü, MRA LG 6105, Quelle).
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden auf insgesamt
drei Matrikelstellen folgende jüdischen Familienvorstände genannt (mit neuem
Familiennamen und Erwerbstätigkeit): Eisik Gerson Mannheimer (Viehhandel),
Jacob Bonum Mannheimer (Warenhandel, Schutzbrief von 1810) und Maier Gerson
Mannheimer (Viehhandlung, "seit 39 Jahren in Schutz, ohne Urkunde").
An Einrichtungen war vermutlich ein Betsaal vorhanden. Die Toten der jüdischen
Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof
in Reistenhausen beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde
war - gemeinsam für die in Eschau, Sommerau,
Hobbach und Mönchberg lebenden
jüdischen Personen - ein Lehrer angestellt, der auch als Vorbeter und
Schochet tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle unten). Von 1884 bis zu
seiner Auswanderung 1937, d.h. 53 Jahre lang wirkte in den genannten Orten (mit
Sitz in Eschau) als Lehrer, Vorbeter und Schochet Leopold Lehmann. Im Frühjahr
1937 ist er in seinem 75. Lebensjahr noch nach Palästina ausgewandert.
Die Gemeinde war dem Distriktsrabbinat Aschaffenburg
zugeteilt.
1924 gehörten die vier in Mönchberg
lebenden jüdischen Personen zur Israelitischen Kultusgemeinde
Eschau-Sommerau.
Von den in Mönchberg geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): im
"Gedenkbuch" wird ein 1905 in Mönchberg geborener Max Fromm genannt,
der 1942 ab Frankfurt deportiert wurde und 1944 ermordet wurde.
Berichte aus der
jüdischen Geschichte in Mönchberg
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers, Vorbeters
und Schächters (1876 / 1882)
Anzeigen
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. und 21. September 1876:
"Für die Gemeinden Eschau, Sommerau und
Mönchberg ein
Religionslehrer gesucht. Gehalt 350 Mark mit freier Wohnung. Bewerber
wollen sich wenden an Löb Strauß, Vorstand in Eschau, Bayern." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. November 1882:
"Die israelitischen Gemeinden Eschau, Sommerau und
Mönchberg mit
Hobbach suchen sofort einen Religionslehrer, Vorbeter und Schächter.
Fester Gehalt 500 Mark nebst freier Wohnung und Holz, und beläuft sich
die Schächterfunktion beiläufig auf 200 Mark. Bewerber wollen sich
sofort an den Unterzeichneten wenden.
Eschau im Oktober 1882. J.L.
Mosbacher, Kultusvorstand." |
Dokumente
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Postkarte von Emanuel Mannheimer aus Mönchberg (1900)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim /
Ries)
|
|
|
Anmerkungen zu
der Postkarte (von Peter Karl Müller): Der Empfänger der Karte ist Samuel Held in
Külsheim.
Er war ein ein Cousin (Vetter) des Absenders Emanuel Mannheimer in
Mönchberg. Da ein Jacob Mannheimer aus Mönchberg* am 18.1.1870 eine Carolina Held aus
Külsheim heiratet (Quelle), war diese vermutlich eine
Schwester des Vaters von Samuel Held und der Absender ein Sohn von Jacob Mannheimer und Carolina
Held.
Zum Text der Karte: "Mönchberg, den 13.4.1900 (sc. = Sederabend,
Beginn des Pessachfestes im Monat Nissan 5660).
Meine Lieben. Soeben kam ich nach Hause und vernehme mit großer Freude, daß Du uns lieber Emil die Halbfeiertage besuchen
willst und bin ich wirklich froh, daß wir zusammen wieder einmal eine vergnügte Stunde feiern können. Bestimme mir wann Du kommst,
nämlich genau den Tag. Hoffentlich kommt auch Adolf Stern und David Scheuer mit. Ich lade dieselben noch einmal dringend ein. (sc.
die Namen Stern und Scheuer finden sich in der obigen Auflistung der um 1933 noch im Besitz jüdischer Personen befindlichen Gewerbe- und Handelsbetriebe
in Külsheim). In der Hoffnung, daß Ihr alle wohl seid, was bei uns Gott sei Dank (abgekürzt G.s.D.) auch der Fall
ist, verbleiben Euer treuer und unvergeßlicher Vetter und Cousin Emanuel Mannheimer.
Text seitlich links stehend - Haltet die Feiertage.
Text oben linke Ecke auf dem Kopf stehend - Hoffentlich kann liebe Mina und Albert nach Hause kommen, werden uns dieselben auch besuchen ...". |
|
Ein Jakob
Mannheimer (evtl. identisch mit dem oben genannten Jacob Mannheimer) wird
auch genannt in dem Beitrag von Eduard Schmitt s.Lit.; zitiert im Beitrag
von Frank Stauder: Das Dienstbotenbuch der Anna Stauder, S. 4 - Online im
Internet bei spessart-online.de): dieser Jakob Mannheimer ist am 28.
April 1829 in Mönchberg geboren und war von Beruf Zeugweber und Händler.
Er heiratete am 1. Juli 1862 in Miltenberg die am 13. September 1835 in
Dertingen geborene Rica Fleischmann. Laut Todesanzeige seiner Nicht Ricka
Löb starb er am 15. Dezember 1903 in Miltenberg. |
Fotos / Abbildungen
Der "Judenpfad"
in Mönchberg
(der grüne Pfeil zeigt auf den "Judenpfad";
eine
Hinweistafel ist im Ort vorhanden) |
Größere Kartenansicht |
|
|
|
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 93. |
| Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen
Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche
Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13.
Würzburg 2008. S. 183.
|
| Eduard Schmitt: Juden in Mönchberg. Beilage zum
Mitteilungsblatt. o.O. o.J. |
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|