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im Kreis Offenbach"
Mühlheim am Main (Kreis
Offenbach)
Jüdische Geschichte / Synagoge
(die Seite wurde erstellt unter Mitarbeit von Jörg
Neumeister-Jung, Mühlheim am Main)
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Mühlheim
am Main bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die
Zeit des 19. Jahrhunderts zurück.
Zunächst gehörten die in Mühlheim und Dietesheim lebenden jüdischen Personen
zur Gemeinde in Bürgel
beziehungsweise bildeten eine Filialgemeinde (genannt bereits in den Statuten
der Gemeinde Bürgel 1821). Später gehörten Mühlheim und Dietesheim möglicherweise
zur jüdischen Gemeinde in Steinheim,
wo auch bis 1893 die jüdischen Toten dieser Orte beigesetzt wurden (nach
unten stehendem Artikel aus der Zeitschrift "Der Israelit" von 1887
bestand eine Zugehörigkeit zu Bürgel allerdings bis 1887). 1887
erfolgte die Gründung einer eigenen jüdischen Gemeinde in Mühlheim;
Dietesheim blieb bei Steinheim.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: in Mühlheim 1815 zwei jüdische Familien, 1828 18 jüdische
Einwohner (1,4 % von insgesamt 1.233 Einwohnern), 1861 25 (1,4 % von 1.714),
1871 23, 1880 28 (1,1 % von 2.450), 1890 60 (1,4 % von 4.378), 1905 64, 1910 62
(1,0 % von 6.516). In Dietesheim wurden gezählt: 1828-30 17 jüdische
Einwohner, 1871 15, 1900-1905 21, 1925 23.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule und
seit 1893 ein Friedhof.
Ein rituelles Bad ist in Mühlheim nicht nachzuweisen. Die Gemeinde gehörte zum
Rabbinatsbezirk Offenbach. Die jüdischen Haushaltsvorstände erwarben ihren
Lebensunterhalt als Viehhändler, Metzger und Textilwarenhändler. Bekannte jüdische
Familiennamen waren Isaak, Rollmann, Stern, Stiefel und Strauß. In Dietesheim
gab es drei Familien mit Namen Appel und eine Familie Wolf.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Hermann Rollmann
(geb. 3.9.1897 in Mühlheim, gef. 8.10.1918) und Sally Stiefel (geb. 27.4.1883
in Mühlheim, gef. 27.12.1917). Für die beiden wurde im Februar 1933 in der
Synagoge eine Gedenktafel angebracht (siehe unten: Bericht zur Goldenen Hochzeit
des Ehepaares Strauß 1933).
Um 1924, als 60 Personen der jüdischen Gemeinde angehörten (0,9 %
von insgesamt 6.516 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Leopold
Isaak, Hermann Stiefel und Adolf Rollmann. Als Rechner war ein Herr Schäfer tätig.
Religionslehrer der damals drei schulpflichtigen jüdischen Kindern war Lehrer
Leopold Oppenheimer aus Groß-Steinheim.
1932 waren die Gemeindevorsteher Leopold Isaak (1. Vors., Trachstraße
24), Samuel Stern (2. Vors., Marktstraße 12) und Aron Stiefel (3. Vors.,
Pfarrgasse 23). Weiterhin war Leopold Oppenheimer aus Groß-Steinheim
Lehrer der im Schuljahr 1931/32 noch elf schulpflichtigen jüdischen Kindern.
1933 wurden 71 jüdische Einwohner gezählt (1,0 % von 6.757 Einwohnern).
In den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom
1938 wurde die Inneneinrichtung des Synagoge völlig zerstört (s.u.); die
jüdische Männer wurden in das Wachthäuschen an der katholischen Kirche
eingesperrt und von SA-Leuten misshandelt. Einige wurden am Tag darauf in das KZ
Buchenwald verbracht. 1939 waren noch 36 jüdische Personen am Ort (0,3 %
von 10.473; zum 31. Dezember 1939 noch 28, zum 5. Februar 1942 noch 16. Am 19.
September 1942 mussten die letzten jüdischen Einwohner zum Alten Rathaus
kommen, von wo - bis auf vier - unter Gestapo-Bewachung nach Offenbach gebracht
wurden. Von Darmstadt erfolgte die Deportation in die Vernichtungslager. Die letzten
vier jüdischen Einwohner lebten in sogenannter "Mischehe"; drei von
ihnen wurden im Frühjahr 1943 verhaftet und verschleppt.
Von den in Mühlheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Arno
Chmielnicki (1931), Dora Chmielnicki geb. Pinkus (1901), Sonja Chmielnicki
(1927), Jeanette Distelburger geb. Isaak (1881), Pauline Fleischer geb. Isaak
(1884), Johanna Fried (1880), Laura Fried (1879), Julia Fritz geb. Gimsberg (1895),
Paul Fritz (1898), Leopold Fritz
(1921), Rosa Hirsch geb. Fried (1883), Paula Hofmann geb. Schönfeld (1898), Leopold Isaak (1894), Berta Lehmann geb. Isaak (1882), Moritz Lehmann
(1884), Sophie Spahn geb. Berkowitz (1907), Helmut Stern (1921), Samuel Sally
Stern (1891), Thekla Stern geb. Marum (1893), Bertha Stiefel (1878), Mathilde
Stiefel (1889) Albert Strauß
(1883), Mathilde Strauß geb. Strauß (1886), Siegfried van Cleeff (1906), Anna
Tauba Teesch geb. Fritz (1922).
Im Januar 1980 wurde am Wachthäuschen an der katholischen Kirche eine
Gedenktafel angebracht: "Im Gedenken an unsere verfolgten jüdischen
Mitbürger während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in
Mühlheim/Main und in Erinnerung an die Synagoge in der Friedrichstraße".
Auf Initiative der NaturFreunde Mühlheim am Main wurden
im Oktober 2009 mehrere "Stolpersteine" am Ort
verlegt (siehe Presseberichte unten; dazu
Website der NaturFreunde
Mühlheim am Main mit Seite
zur Verlegung der "Stolpersteine").
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Allgemeine Berichte
Die jüdischen Einwohner in Mühlheim bilden eine eigene
Gemeinde (1887)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Dezember 1887:
"Mühlheim, 19. Dezember (1887): Die hiesigen israelitischen
Einwohner, die von jeher eine Filialgemeinde zu Bürgel bildeten, haben,
da dieselben eben zahlreich genug sind, sich von Bürgel getrennt und eine
eigene Gemeinde gebildet. Von der Regierung haben sie die Genehmigung
hierzu erhalten, und wurden in Folge dessen die Herren: M. Rollmann, Fried
und R. Stiefel als Vorsteher gewählt und als solche vom Großherzoglichen
Kreisamt Offenbach verpflichtet." |
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Zum Tod des Kriegsteilnehmers Hermann Rollmann (1918)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. Oktober
1918: "In Mühlheim am Main verstarb dieser Tage der Gefreite
Hermann Rollmann (nicht: Rolsmann), Sohn des Vorstehers A.
Rollmann, Inhaber der hessischen Tapferkeits-Medaille und des Eisernen
Kreuzes." |
Zum Tod von Regina Rollmann (1920)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Februar 1920:
"Mühlheim am Main, 23. Februar (1920). Am Rausch-Chaudesch Adar
(= 1. Adar 5680 = 20. Februar 1920) entschlief in Offenbach bei ihrer
Schwiegertochter Frau Regina Rollmann Witwe, im Alter von 93 Jahren. Mit
ihr zog eine Frau von dannen, die noch von echt jüdischem Geiste beseelt
war und bis in die letzten Jahre regen Anteil nahm am religiösen Leben in
unserer Gemeinde. Ein zahlreiches Gefolge gab ihr das letzte Geleit und am
Grabe würdigte Herr Rabbiner Dr. Dienermann nochmals ihre Verdienste
während ihres arbeitsreichen Lebens. Ihre Seele sei eingebunden in den
Bund des Lebens." |
Zum 80. Geburtstag von Rosa Stiefel geb. Strauß (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Mai 1928: "Mühlheim
am Main, 20. Mai (1928). Im Kreise ihrer Lieben feierte heute Frau
Rosa Stiefel Witwe geb. Strauß ihren 80. Geburtstag. Körperlich und
geistig selten frisch, gehört Frau Stiefel noch zu den regelmäßigen
Besuchern unseres Gotteshauses und wünschen wir ihr einen gesegneten
Lebensabend." |
70. Geburtstag des Metzgermeisters Adolf Stern (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. November 1928: "Mühlheim
am Main, 27. Oktober (1928). Am 10. November, dem Schabbat Chaje
Sara (Schabbat mit der Toralesung Chaje Sara, d.i. 1. Mose 23,1
- 15,18) feiert der frühere Metzgermeister Herr Adolf Stern in
körperlicher und geistiger Frische seinen 70. Geburtstag. Er ist noch ein
Jehudi vom alten Schlage, wie solche heute in Landgemeinden leider immer
weniger werden. Einen Beweis seiner Treue zu unserer Heiligen Tora
erbrachte er, als während des Krieges am dortigen Platze durch
Ortsvorschrift die Fleischverteilung auf Schabbat angesetzt wurde und er,
als der einzige unter den jüdischen Metzgern, es vorzog, seine seit 30
Jahren bestehende Existenz aufzugeben, um den Schabbat nicht zu entweihen.
Möge ihm ein heiterer Lebensabend beschieden sein. (Alles Gute) bis
100 Jahre." |
78. Geburtstag von Therese Isaak geb. Adler
(1930)
Anmerkung: Ein Foto von Therese Isaak geb. Adler an ihrem 80.
Geburtstag findet sich auf der Website http://www.vor-dem-holocaust.de/
(unter Mühlheim am Main)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. Juli 1930:
"Mühlheim am Main, 15. Juli (1930). Frau Therese Isaak geb.
Adler in Mühlheim am Main begeht am 3. August in geistiger und
körperlicher Frische ihren 78.
Geburtstag." |
Zum Tod von Lina Rollmann geb. Rosenbusch (1931)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Februar 1931: "Mühlheim
am Main, 9. Februar (1931). Hier verstarb nach längerem Krankenlager
Frau Lina Rollermann geb. Rosenbusch im Alter von 65 Jahren. Allseits
beliebt, hinterlässt ihr Heimgang in der Gemeinde, wie auch im Haus eine
große Lücke. Möge Gott den trauernden Hinterbliebenen seinen Trost
spenden. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum 80. Geburtstag von David Stiefel (1931)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. April 1931: "Mühlheim
am Main. In selten geistiger und körperlicher Frische begeht am 1.
Mai Herr David Stiefel dahier seinen 80. Geburtstag. Mit eine der
festesten Stützen unserer kleinen Gemeinde, besucht er noch regelmäßig
den Gottesdienst. Möge er sich noch recht lange der besten Gesundheit
erfreuen. (Alles Gute) bis 100 Jahre". |
Zum Tod von Rosa Stiefel geb. Strauß (1932)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Januar 1933: "Mühlheim
am Main, 1. Januar (1933). Am 27. Kislev (= 26. Dezember 1932)
entschlief hier sanft Frau Reeis Stiefel Witwe geb. Strauß im Alter von
84 Jahren. Mit ihr ist unser ältestes Gemeindemitglied von uns gegangen.
Trotz vielen Kummers, den sie im Leben erlitten, war ihr Gemüt ungebeugt
und aufrecht, ihre Emunoh half ihr über vieles Schwere und Bittere
hinweg. Solange sie konnte, gehörte sie zu den rührigsten und
pünktlichsten Besuchern unseres Gotteshauses. Sie hatte noch die
Gelegenheit, vor 14 Tagen in der Schule der Barmizwoh ihres jüngsten
Enkels beiwohnen zu können. Auf dem Friedhofe schilderte Herr Lehrer
Oppenheimer nochmals ihr Leben und Wirken. Ihre Seele sei eingebunden in
den Bund des Lebens." |
Goldene Hochzeit von Gerson Strauß und Rebekka geb. Rollmann sowie Anbringung
einer Gefallenengedenktafel in der Synagoge (1933)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Februar 1933: "Mühlheim
am Main, 14. Februar (1933). Am Sonntag, den 12. Februar (1933),
feierten Herr Gerson Strauß und seine Frau Rebekka geb. Rollmann das
seltene Fest der Goldenen Hochzeit. Aus diesem Anlass versammelte sich die
ganze Gemeinde in der Synagoge, wo Herr Lehrer Oppenheimer,
Groß-Steinheim das Jubelpaar in gebührender Weise feierte und
ehrte.
Allen Anwesenden wurde eine große Überraschung zuteil. Herr Adolf
Rollmann, der selbst im Krieg einen Sohn verloren hat, ließ in hochherziger
Weise in der Synagoge eine schöne Gedenktafel für die im
Weltkrieg aus hiesiger Gemeinde Gefallenen anbringen. Auf besonderen
Wunsch war von einer größeren Feier Abstand genommen worden. Herr Dr.
Manfred Strauß, Offenbach, überbrachte beste Wünsche für den
Frontbund, als auch für den Kultusausschuss der
Loge." |
Zum 85. Geburtstag von Therese Isaak geb. Adler (1937)
Anmerkung: Ein Foto von Therese Isaak geb. Adler an ihrem 80.
Geburtstag findet sich auf der Website http://www.vor-dem-holocaust.de/
(unter Mühlheim am Main)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit". vom 15. Juli 1937:
"Mühlheim am Main, 8. Juli (1937). Frau Therese Isaak geb. Adler in
Mühlheim bei Offenbach am Main begeht am Tischohbeaw (9. Aw = 18. Juli
1937) in körperlicher und geistiger Frische ihren 85jährigen Geburtstag.
(Alles Gute) bis 120 Jahre." |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst besuchten die jüdischen Einwohner Mühlheims
die Synagoge in Bürgel. Spätestens mit Gründung des Gemeinde 1887 wurde ein
Betsaal eingerichtet. Da im oben genannten Artikel von 1887 Mühlheim als
Filialgemeinde bezeichnet wird, dürfte der Betsaal jedoch bereits längere Zeit
vorhanden gewesen sein. Der Betsaal befand sich in zwei Räumen des Hauses von
Gerson Strauß in der Sackgasse.
1914 wurde eine Synagoge erbaut. Ein Grundstück der Erben von Kaspar
Kreis konnte dazu von der jüdischen Gemeinde erworben werden. Bei dem durch den
Architekten Wendelin Spahn konzipierten Synagogengebäude handelte es sich um ein würfelförmiges
Gebäude mit Walmdach und Schiefereindeckung. Äußerlich wurde die Besonderheit
des Gebäude durch Lisenen und Rundbogenfenster hervorgehoben. Charakteristisch
war ein Dachreiter mit einer leicht geschweiften Haube und Ständer, auf dem
vermutlich ein Davidstern aufgesetzt war. Die Synagoge wurde am 8. August
1914 eingeweiht. Bei der Einweihungsfeier sang ein aus 25 Mädchen und
Jungen bestehender Synagogenchor, den Lehrer Oppenheimer aus Groß-Steinheim
für die Einweihungsfeier vorbereitet hatte.
Acht Jahre nach dem Bau der Synagoge wird
1922 von
der Stiftung eines Ofens für den Betsaal berichtet:
Stiftung eines Ofens für die Synagoge (1922)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. April 1922:
"Herr Joseph Windecker aus Offenbach am Main stiftete jetzt für die
1914 neu erbaute Synagoge in Mühlheim am Main einen schönen Ofen, wofür
ihm die ganze Gemeinde herzlich dankbar ist." |
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Meldung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. März 1922:
"Mühlheim am Main, 20. März (1922). Herr Joseph Windecker aus
Offenbach am Main stiftete jetzt für unsere 1914 neuerbaute Synagoge
einen schönen Ofen, wofür ihm die ganze Gemeinde herzlich dankbar
ist." |
Eine weitere Stiftung ist aus dem Jahr
1933 zu berichten: anlässlich der Feier der Goldenen Hochzeit des Ehepaares
Strauß stiftete Adolf Rollmann eine Gedenktafel für die im Ersten Weltkrieg
gefallenen jüdischen Soldaten aus Mühlheim (siehe oben: Bericht zur
Goldenen Hochzeit des Ehepaares Strauß 1933).
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die
Inneneinrichtung der Synagoge durch SA-Leute zerstört (Sturm 3 der Standarte
168 der SA-Brigade 50 im Bezirk Starkenburg). Anfang 1939 (nach
Arnsberg im Januar oder Februar) fand ein letzter Gottesdienst in dem Gebäude
statt. Dann verkaufte die jüdische Gemeinde das Gebäude an einen
Privatmann. Nach 1945 wurde das Gebäude als Lagerhalle verwendet. Bis Anfang
der 1970er-Jahre blieb es bestehen. 1971 wurde es vom
damaligen Besitzer abgebrochen, um auf dem Grundstück eine Reihe von Garagen
erstellen zu können.
1988 wurde am ehemaligen Synagogenstandort eine Gedenktafel
angebracht.
Adresse/Standort der Synagoge: Friedrichstraße (frühere
"Spinatgasse")
Fotos
(Quelle: Arnsberg Bilder S. 152 und Altaras 1988 S. 174;
farbige Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 3.8.2008)
Historische Aufnahme
(nach
1945) |
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Die ehemalige Synagoge in den 1960er-Jahren
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Das
Synagogengrundstück
und der Gedenkstein
im Sommer 2008 |
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Dieselbe Perspektive wie
oben. |
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Der Gedenkstein |
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Oktober 2009:
"Stolpersteine" wurden in Mühlheim
verlegt |
Artikel von Christina Schäfer in der
"Offenbacher Post" vom 24. September 2009 (Artikel
in op-online.de):
"Hier haben die Opfer gewohnt.
Mühlheim - Manche Projekte dauern ihre Zeit: Vor mehr als einem Jahr hat sich die Interessengemeinschaft (IG)
"Stolpersteine" in Mühlheim unter dem Dach der Naturfreunde zusammengefunden.
Ihr Ziel: Die Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig auch in die Mühlenstadt zu holen, ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen, eine Erinnerung an die Opfer der Nationalsozialisten zu schaffen. Am Samstag, 17. Oktober, ist es soweit: Der Kölner Künstler verlegt dann insgesamt sieben Stolpersteine.
Anfang August vergangenen Jahres hatte der Vorstand der Mühlheimer Naturfreunde grünes Licht gegeben. Von da an machte sich die IG um Jörg Neumeister-Jung und Gerd Katzmann ans Werk. Mit Hans C. Schneider fanden sie einen Mitstreiter für die gute Sache. Schneider hatte bereits im Jahr 1984 die Schrift
"Mühlheim unter den Nazis" veröffentlicht..." |
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Artikel von Michael Prochnow in der
"Offenbacher Post" vom 20. Oktober 2009: "Goldene Quadrate
der Erinnerung
Mühlheim - 'Jetzt weiß ich, wo sie sind.' In ergreifender Weise reagierte Herbert Isaak auf das Einsetzen der Stolpersteine in der Apfelbaumgasse, wo einst das Haus seines Onkels und seiner Tante stand.
Der Sohn des einstigen Vorstehers der jüdischen Gemeinde in Mühlheim kniete nieder, küsste beide Steine, bat um eine Minute der Stille und verneigte sich tief. Gemeinsam mit seinem Bruder Lothar sprach er ein Gebet an den beiden goldglänzenden Quadraten im Straßenbett.
Isaak legte eine Rose für jeden Ermordeten nieder...".
Link
zum Artikel |
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August 2014: Erinnerung
an die Synagogeneinweihung vor 100 Jahren |
Artikel in op-online.de vom 9. August 2014: "Umzug bei Nacht.
Mühlheim - Vor 100 Jahren, am 8. August 1914, wurde die Mühlheimer Synagoge in der Friedrichstraße, der früheren
'Spinatgasse', eingeweiht. Heute sind davon leider nur noch ein Gedenkstein und in Köpfe und Publikationen überlieferte Erinnerungen geblieben..."
Link
zum Artikel |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 96-97. |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 152) |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 174-175. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 191. |
| dies.: Neubearbeitung der beiden Bücher. 2007. S.
363. |
| Adolf Mirkes / Karl Schild / Hans C. Schneider: Mühlheim unter den Nazis 1933-1945.
Frankfurt 1983. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 142. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 280-281. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 255-256. |
| Hans
C. Schneider: Die Gemeinde braucht mich. Leopold Isaak und die
Seinen. Der letzte Vorsteher der jüdischen Gemeinde Mühlheims.
CoCon Verlag Hanau. 1998. ISBN
978-3-928100-78-6 112 S. 9,90 €
1998: Fünfzig Jahre nach der Flucht besuchen die fünf Brüder Isaac
ihren Geburtsort Mühlheim am Main. Ihr Vater Leopold Isaac war der letzte
Vorsteher der jüdischen Gemeinde Mühlheims gewesen. Er wurde 1942
deportiert und später ermordet. |
| Jörg Neumeister-Jung: Der jüdische Friedhof in
Mühlheim am Main - die Schicksale der Mühlheimer Juden. Hrsg. vom
Magistrat der Stadt Mühlheim 2002. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Muehlheim am
Main Hesse. Jews settled there in 1815, but a community was not
established until 1887, when they numbered around 60 (1 % of the total). Jews in
nearby Dietesheim formed part of the congregation. As late as March 1933, the
Social Democrat vote in Muehlheim exceeded the Nazi vote. When the Nazis came to
power, they imposed a rigorous anti-Jewish boycott. On Kristallnacht
(9-10 November 1938) they vandalized the synagogue. Altogether, 50 Jews
emigrated from Muehlheim and Dietesheim (mainly to the United States); 19 of
those who moved to other parts of Germany died in the Holocaust.
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