Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia
Judaica
Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und
bestehende) Synagogen
Übersicht:
Jüdische Kulturdenkmale in der Region
Bestehende
jüdische Gemeinden in der Region
Jüdische
Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur
und Presseartikel
Adressliste
Digitale
Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zurück zur Übersicht "Synagogen in Hessen"
Zu den "Synagogen
im Kreis Offenbach"
Offenbach
am Main (Kreisstadt, Hessen)
Jüdische Geschichte / Synagoge (bis zur NS-Zeit)
Übersicht:
Seite zur jüdischen Gemeinde nach 1945
(interner Link)
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Offenbach lebten jüdische Bewohner
möglicherweise bereits im 14. Jahrhundert. Nach dem "Deutzer
Memorbuch" fand während der Pestzeit 1348/49 hier eine Judenverfolgung
statt. Erste sichere Erwähnungen von Juden in der Stadt liegen jedoch erst aus
dem 16./17. Jahrhundert vor. 1567 werden zwei jüdische Händler in
Offenbach genannt. Im Sommer 1614 flohen viele Frankfurter Juden nach den
Ausschreitungen beim Fettmilch-Aufstand nach Offenbach. Seit 1615 werden die
meisten Flüchtlinge wieder nach Frankfurt zurückgekehrt sein.
Die Entstehung einer jüdischen Gemeinde in
Offenbach geht in die Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg zurück. Ab
1665, verstärkt ab 1693 (Vertreibung von jüdischen Familien aus Osthofen)
konnten sich jüdische Familien unter dem Schutz des Grafen von Ysenburg in der
Stadt niederlassen. Um 1700 wurden 120 jüdische Einwohner gezählt. Die
Familien wohnten in der Schäfergasse, die seitdem auch "Judengasse" hieß. Zur
Bildung einer selbständigen Gemeinde kam es um 1707. Als Geburtsurkunde
der israelitischen Gemeinde Offenbach gelten gewöhnlich die Statuten von 1707. Nach dem Brand der
Frankfurter Judengasse 1711 zogen weitere Familien zu. Im Laufe des 18.
Jahrhunderts entwickelte sich Offenbach durch die Aktivitäten der jüdischen
Familien zu einer bedeutenden Handelsstadt. 1791 wurde Wolf Breidenbach
zum Hoffaktor ("Fürstlich Ysenburgischer Rat") des Fürsten von Ysenburg
ernannt. 1797 lebten bereits über 100 jüdische Familien in der Stadt.
Seit dem
18. Jahrhundert war Offenbach Sitz eines Rabbiners, der zunächst noch
dem Oberrabbinat Friedberg unterstellt war.
Rabbiner Aron Schloss wird erstmals 1784 als "Oberrabbiner" in
Offenbach genannt. Eine Übersicht über wichtige Rabbiner in Offenbach und
einige Text zur Geschichte des Rabbinates auf der Seite
zum Rabbinat in Offenbach.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl
der jüdischen Einwohner der Stadt wie folgt: 1828 848 jüdische Einwohner
(11,4 % von insgesamt 7.166 Einwohnern), 1847 1.089 jüdische
Personen in etwa 250 Familien, 1861 1.078 (6,4 % von insgesamt 16.703), 1871
1.003 (4,4 % von 22.699), 1890 936 (2,7 % von 35.034), 1900 1.213 (2,4 % von
etwa 54.000), 1910 2.361 (3,1 % von 75,583).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, eine
jüdische Schule (Elementar- und Religionsschule), ein rituelles Bad und ein Friedhof.
Neben der Synagoge war um 1751 ein Hospitalgebäude erstellt worden und um 1770
ein Gemeindehaus mit dem rituellen Bad. Ein neues Gemeindehaus - an der
Hintergasse - wurde um 1900 in Benutzung genommen. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde waren (neben dem Rabbiner) noch
weitere Lehrer und Kultusbeamten angestellt.
Von überregionaler Bedeutung waren die in
Offenbach bestehenden jüdischen/hebräischen Druckereien. Der Frankfurter
Verleger Seligmann ben Hirz Reis ließ von 1714 bis 1721 in Offenbach drucken;
erste hebräische Druckwerke entstanden in den 1720er-Jahren durch den Drucker
Israel ben Jakob Belin (Sefer Evronot u.a.m.). Von großer Bedeutung war die
1767 entstandene hebräische Druckerei des R. Hirsch Segal Spitz aus Pressburg.
Bis zum 20. Jahrhundert reicht die Tradition großer Druckwerke aus
Offenbach: 1927 erschien die "Offenbacher Haggadah" von Dr. Siegfried
Guggenheim. Im Besitz der Stadt Offenbach (Stadtarchiv) befinden sich heute eine
große Anzahl der in Offenbach gedruckten jüdischen/hebräischen Werke.
Jüdische Gewerbebetreibe und Industrielle
spielten im Wirtschaftsleben der Stadt eine hervorragende Rolle, u.a. im Bereich der Leder- und
Lederwarenindustrie.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Otto Abraham
(geb. 10.9.1890 in Hillesheim, gef. 26.5.1915), Julius Collin (geb. 11.6.1893 in
Offenbach, gef. 11.10.1914), Offz.St. Dr. Maximilian Dreyfuß (geb. 29.9.1886 in
Mainz, gef. 17.11.1914, Bericht),
Gefreiter Salomon (Sally) Goldschmidt (geb. 13.3.1886 in Langenselbold, gef.
18.8.1918), Bernhard Kahn (geb. 1.10.1885 in Offenbach, gef. 29.2.1916),
Gefreiter Dagobert (David) Klang (geb. 7.2.1894 in Offenbach, gef. 18.5.1915),
Julius Lehmann (geb. 3.10.1884 in Hall, gef. 18.5.1915), Edmund Levy (geb.
10.8.1895 in Rhaunen, gef. 22.5.1916), Otto Liebrecht (geb. 21.9.1890 in
Offenbach, gef. 11.10.1918), Siegfried Löb (geb. 27.1.1889 in Offenbach, gef.
22.10.1914), Gefreiter Hermann Mendel (geb. 6.1.1882 in Arnstadt, gef.
17.1.1915), Ludwig Alfred Meyer (geb. 4.4.1894 in Offenbach, gef. 28.3.1915),
Gefreiter Josef Oppenheimer (geb. 18.6.1888 in Frankfurt, gef. 7.4.1917),
Gefreiter Karl Saalberg (geb. 2.1.1893 in Frankfurt, gef. 22.8.1914), Paul
Heinrich Schloß (geb. 8.4.1888 in Offenbach, gef. 4.11.1915), Willi Schmidt
(geb. 5.11.1891 in Bieber, gef. 20.9.1914), Louis Stein (geb. 27.7.1881 in
Offenbach, gef. 29.7.1915), Albert Strauß (geb. 15.4.1890 in Langenselbold,
gef. 2.5.1915), Wilhelm (Willi) Strauß (geb. 4.9.1891 in Offenbach, gef.
24.8.1914, Bericht),
Bernhard Weisstock (geb. 15.10.1896 in Frankfurt, gef. 13.11.1916), Eugen
Wertheim (geb. 2.5.1886 in Offenbach, gef.
21.3.1918).
Um 1925, als zur jüdischen Gemeinde 1.682 Personen gehörten (2,1 % von
insgesamt 79.362 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Justizrat
Dr. Max Goldschmidt (Bahnhofstraße 20), Lehrer Jacob Strauß, Theodor Fürth,
Rechtsanwalt Dr. Guggenheim, Sally Gumb, Nathan Grünewald, Max Kamberg, Sali
Lorch, Siegfried Stark und Friedrich Stein. Als Rabbiner war weiterhin
Max Dienemann tätig (wohnt Straße der Republik 58), als Kantor Marcus
Gottlieb, als Lehrer, Sekretär und Rechner der Gemeinde Jacob Strauß,
als Synagogendiener Jos. Schmidt, als Schochet F. Wildmann. An der
Religionsschule der Gemeinde unterrichtete Dr. Dienemann und Kantor Gottlieb.
Der Religionsunterricht an den Volksschulen der Stadt wurde durch Lehrer A.
Weinberg, A. Morgenroth, Jacob Strauß und M. Strauß erteilt. An den höheren
Schulen der Stadt erteilte den Religionsunterricht Rabbiner Dr. Dienemann,
Kantor Gottlieb und Lehrer J. Strauß. Insgesamt erhielten etwa 200 Kinder
Religionsunterricht.
An jüdischen Vereinen bestanden
unter anderem: ein Chanukka-Verein (gegründet 1905, Ziel: Beschenkung armer
Kinder zu Chanukka; 1924/32 unter Leitung von Dr. Dienemann mit 1932 200
Mitgliedern), die Chewra Kadischa (Beerdigungsbrüderschaft; gegründet vor 1725; Unterstützung
Hilfsbedürftiger und Bestattungswesen; 1924 unter Leitung von Siegfried Stark,
1932 unter Leitung von Nathan Grünewald mit 36 Mitgliedern, Herrenstraße 3), die
Erholungsfürsorge für Kinder
(gegründet 1920; 1932 unter Leitung von Rabbiner Dr. Dienemann), die Israelitische
Frauen-Krankenkasse (gegründet 1872,
jedoch schon 1822 erwähnt; 1924 unter Leitung der Frau von Jos. Schmidt), das Israelitische Frauenstift e.V. (gegründet
1868, Ziel: Allgemeine Wohlfahrtspflege, 1924 unter Leitung der von Frau Kamberg
mit 300 Mitgliedern, 1932 unter Leitung von Mally Dienemann mit 200 Mitgliedern), die
Israelitische Hilfskasse (Rabbinatsstift, gegründet 1900, Ziel:
Unterstützung hiesiger und durchreisender Israeliten; 1924/32 unter Leitung von
Rabbiner Dr. Dienemann mit 180 beziehungsweise 163 Mitgliedern), die Israelitische Männer-Krankenkasse
(gegründet um 1740, Zweck: Krankenfürsorge; 1924/32 unter Leitung von Saly
Gumb mit 70 beziehungsweise 53 Mitgliedern), eine Ortsgruppe des
Central-Vereins (1932 unter Vorsitz von Dr. Guggenheim, Tulpenhofstraße 54, ein
Chorverein (1932 unter Vorsitz von M. Grünewald, Herrenstraße 3), eine
Ortsgruppe des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten (nach dem Ersten
Weltkrieg; 1932 unter Vorsitz von Rektor Gabriel, Rathenaustraße)
und ein Verein für jüdische Geschichte und Literatur (1924 unter
Leitung von Dr. Guggenheim).
1932 waren die Gemeindevorsteher Justizrat Dr. Goldschmidt (1. Vors.,
Bahnhofstraße 20), Dr. Guggenheim (2. Vors., Tulpenhofstraße 54), Theodor
Fürth (3. Vors, Frankfurter Straße 97). Weiterhin waren Rabbiner Dr. M.
Dienemann, Lehrer Jakob Strauß (Rathenaustraße 23), Dr. M. Strauß
(Ludwigstraße 64) und H. Lichtenstein (Hernaustraße 35) sowie Kantor M.
Gottlieb (Aliceplatz) in der Gemeinde tätig. Im Schuljahr 1931/32 erhielten
insgesamt 184 Kinder der Gemeinde Religionsunterricht.
1933 wurden 1.435 jüdische Einwohner gezählt (1,8 % von insgesamt
81.329 Einwohnern). In den folgenden Jahren ist ein Teil von ihnen auf Grund der
Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien ausgewandert beziehungsweise weggezogen. Doch sind aus anderen
Gemeinden auch jüdische Personen nach Offenbach zugezogen, sodass 1938 noch 950
jüdische Einwohner gezählt wurden. Erst durch die Ereignisse beim
Novemberpogrom 1938 erfolgte eine verstärkte Emigration, sodass bis Mai 1939
die Zahl der jüdischen Einwohner auf 554 zurückging (0,7 % von insgesamt
85.128 Einwohnern).
Beim Novemberpogrom 1938 ist die Synagoge im Inneren durch Brandstiftung
völlig ausgebrannt (siehe unten). Jüdische Gemeindeglieder teilweise brutal
wurden misshandelt; in der ganzen Stadt wurden jüdische Häuser und Wohnungen überfallen.
Unter anderem wurde die Wohnung der Familie Maiberg (Im kleinen Biergrund 31)
überfallen; die Möbel wurden mit Äxten und Hämmern zertrümmert, Geschirr,
Betten und andere Einrichtungsgegenstände wurden auf die Straße geworfen. Die
Schaufenster jüdischer Läden wurden eingeschlagen, die Läden selbst wurden
geplündert. 92 jüdische Männer wurden verhaftet und unter weiteren
Misshandlungen in das KZ Buchenwald verschleppt.
Im August 1941 wurden noch 330 jüdische Einwohner gezählt. Im August/September
1942 begannen die Deportationen. Sammelplatz für die aus ihren Wohnungen
getriebenen Menschen war der Platz hinter der ehemaligen Synagoge (Kaiserstraße
110, heute Bereich der Messehallen). Noch im Februar 1945 wurden sogenannte
jüdische "Mischlinge" von Offenbach in das Ghetto Theresienstadt
deportiert.
Von den in Offenbach geborenen beziehungsweise längere Zeit dort lebenden
Menschen sind vermutlich mehr als 400 in den Ghettos oder Vernichtungslagern des
Ostens umgekommen.
Im jüdischen Teil des Alten Friedhofes (Große Hasenbachstraße /
Bismarckstraße) befinden sich insgesamt 34 Urnengräber von in
Konzentrationslager Ermordeten; die Urnen kamen aus den Lagern Auschwitz,
Buchenwald, Dachau, Majdanek, Mauthausen, Ravensbrück und Sachsenhausen. 20
dieser Personen sind namentlich bekannt: Jekel Boksenbaum, Karl Boxbaum, Ariel
Brenninger, Josef Constantin, Elsa Eysen, Simon Graf, Sarah Horn, Friedrich
Kalbfleisch, Pinkus Kranemann, .. Kurfanek, Josef Lamel, Feibel Obrizki, Anna
Pretsch, Walter Schirokauer, Wilhelmine Schminko, Salomon Schwarwald, Adolf
Thüringer, Jakob Waldmann, Emil Weinberger, Johanna
Wolf.
Zur jüdischen Gemeinde und der Synagoge
nach 1945 siehe weitere
Seite (interner Link)
Aus der Geschichte der jüdischen
Gemeinde
Gemeindebeschreibung (1937!)
Artikel
im "Gemeindeblatt der israelitischen Gemeinde Frankfurt"
vom Juni 1937 S. 21: "Offenbach am Main. 95.000
Einwohner. - Besteht als Dorf schon zur Zeit des deutschen Königs Otto
II., gehört seit 1419 teilweise, seit 1486 ganz den Herren von
Isenburg-Büdingen, wird 1685 Residenz der Fürsten von Isenburg-Offenbach
(-Birstein). Graf Joh. Philipp ruft um 1699 wie die Hugenotten und
Waldenser auch die Juden ins Land, besonders nach Offenbach selbst.
Aber Industrie und Handel werden durch Zollschranken und durch Kriege
gehemmt. Seit Übergang Offenbachs an Hessen 1816 und Anschluss Hessens an
den Zollverein wächst Offenbach zur drittgrößten Stadt und zur
bedeutendsten Industriestadt Hessens heran. Es ist der Vorort der
deutschen Leder- und Lederwarenindustrie, auch graphische Gewerbe und
Fabriken aller Art sowie chemische Fabriken kennzeichnen
es.
Die Judengemeinde Offenbach ist jung. Noch 1614 (Fettmilch!) wird ein
Schiff, das flüchtige Juden mainaufwärts trägt von Offenbach aus beschlossen.
Aus der Zeit des 30-jährigen Krieges kennen wir den Rosskam Lazarus. Bals
nach dem Krieg aber gibt es in Offenbach schon einige Juden, die von den
Isenburgern gegen die Konkurrenz neu zuziehender Juden geschützt werden,
in der Schäfergasse, nun 'Judengasse', wohnen und dem Oberrabbinat
Friedberg angehören. 1707 erfolgt die Gründung einer Gemeinde. Deren
erster Rabbiner Michel Oppenheim wohnt einstweilen in Frankfurt, hat nur
am Sabbat vor Jom Kippur und am Sabbat vor Pessach zu predigen, darf auch
in anderen Gemeinden amtieren und ist anfangs dem Oberrabbiner von
Friedberg nachgeordnet. Wohl nach dem großen Brand der Frankfurter
Judengasse 1711 zieht R. Oppenheim nach Offenbach, mit ihm noch andere
Frankfurter Juden. Auch das günstige Judenprivileg zieht Auswärtige an.
Bald entsteht eine neue 'Große' Judengasse. 1719 ergeht ein neues
Privileg, worin bestätigt wird, dass 'gemeldete Judenschaft zur Aufnahme
des Fleckens Offenbach ein ziemliches beitragen'. Schule und Friedhof
dürfen erweitert und neu angelegt werden, Rabbiner, Schulkläpper und
Vorsänger sowie der 'Schulessezer', der den Gemeinde-Backofen bedient,
sind von allen Judensteuern frei. 1725 ist R. Oppenheimer Oberrabbiner,
also ständiger Rabbiner in Offenbach. Von 1729 an wird der Gottesdienst,
der bis dahin wahrscheinlich in einem Betsaal stattfand, in der neu
erbauten Synagoge an der Großen Marktstraße |
und
Hintergasse abgehalten. Die Gemeinde wächst stark; sie bestimmt ein 1751
erworbenes Haus neben der Synagoge zum Hospital (Hekdesch), das heißt
für Unterkunft von Alten, Kranken und durchreisenden Armen, und 1770
kommt ein Gemeindehaus hinzu.
In dieser zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist Offenbach eine viel
genannte Gemeinde. Der berühmte Frankfurter Rabbiner Jakob Josua Falk,
der 'Pne Jehauschua', ist den unendlichen Streitigkeiten in der
Frankfurter Kehilla ausgewichen, hält sich zeitweise in Offenbach auf und
kämpft von hier aus erbittert gegen offene und heimliche Anhänger des
damals schon lange verstorbenen falschen Messias Sabbathai Zwi, gegen
deren Amulettenunwesen und Mystizismus, vor allem gegen den gelehrten
Kabbalisten Jonathan Eybenschütz, Rabbiner von Altona, Hamburg und
Wandsbek. Während die Frankfurter Gemeinde beschließt, ihn
zurückzurufen, stirbt R. Falk in Offenbach. Die großen Ehren, die der
Verstorbene erfährt, gelten auch seiner Sache. - Aber zur gleichen Zeit
ist dem Sabbathai Zwi ein neuer Jünger entstanden, der Wolhynier Jakob
Leibowicz Frank, einer der phantastischsten Abenteurer der Geschichte,
der als angeblich wieder auferstandener Sabbathai Zwi neben seinem
Übertritt zur katholischen Kirche noch das Ritualmordmärchen für seine
Glaubhaftigkeit ins Treffen führt, 13 Jahre im Kerker zu Czenstochau
sitzt, dann in Brünn eine Leibgarde von Ulanan, Kosaken und Husaren
bildet, von seinen Gläubigen auch so unterstützt wird, dass er 1788 vom
Fürsten zu Isenburg das Schloss zu Offenbach mieten und dort als 'Baron
von Offenbach' mit einem zivilen und militärischen Hofstaat von etwa 1000
Menschen residieren kann. Offenbach wird regelrechter Wallfahrtsort der
'Frankisten' aus Polen, Mähren, Böhmen und Deutschland. Frank stirbt
zwar 1791 und wird auf dem katholischen Friedhof - aber ohne Mitwirkung
der katholischen Geistlichkeit - beerdigt: aber seine schöne Tochter Eva
'die heilige Herrin', residiert und empfängt im Schloss, wird hier sogar
einmal von Kaiser Alexander I. besucht, stirbt aber 1816 nach
vollständigem Vermögensverfall. Die letzten Anhänger Franks sind dann
häufig an dem Namen Schäps von Schabsai = Sab(a)tai, also etwa
Sabbataist oder Schöps oder Schapsky erkennbar. - Zugleich mit Frank lebt
Wolf Breidenbach, der Hoffaktor des Kurfürsten von Hessen-Kassel,
Hof- und Kammeragent der Fürsten von Isenburg-Birstein. All seinen
Einfluss bietet er für die Verbesserung der Lage der Juden in Deutschland
auf. Isenburg-Birstein war das erste deutsche Land, das den Leibzoll
der Juden abschaffte (1803); sofort folgten Kurhessen und zahlreiche
kleinere Länder, im Verlauf weniger Jahre alle anderen deutschen Staaten.
Breidenbach aber wird jetzt aus einem Politiker zu einem Mäzen für Juden
und Nichtjuden, der auch seine Gemeinde Offenbach großzügig bedenkt, bis
er 1829 hochbetagt stirbt. Schon 1767 hat R. Hirsch Segal Spitz aus
Pressburg eine hebräische Buchdruckerei in Offenbach begründet,
die u.a. recht schöne Machsaurim herstellt und dessen Firma bis in 19.
Jahrhundert bleibt. Vielleicht im Zusammenhang damit erlernt der 1791 als
Kind armer Eltern in Offenbach geborene Isaac Erberscht die
Buchbinderei. Nebenher aber lernt er Flöte, Geige, Gesang, rückt eines
Tages aus, wird in Deutz Mitglied einer wandernden Musikergruppe und nach
einigen Jahren - Vorbeter in Köln, wo er übrigens einige schöne noch
heute gebräuchliche Pessachmelodien aufschreibt. Sein siebentes
Kind ist - Jacques Offenbach! - In enger Beziehung zum graphischen
Gewerbe steht augenscheinlich auch der Vater des bedeutenden Offenbacher
Rabbiners Dr. Salomo Formstecker. (Die 'Formstecher' stachen die Formen
für den Druck von Tapeten, in späterer Zeit auch Linoleum, in die
hölzernen Druckwalzen.) Mit der kulturellen Bedeutung der Gemeinde
wächst ihre bürgerliche Geltung. 1810 werden einige
Natural-Judenabgaben: der Sortengulden, die Weinzapf-Akzise, das Musikgeld
(eine Vergnügungssteuer!) und das Federlappengeld abgelöst; später erst
fallen die Hundverpflegungsabgaben und die an die reformierte Pfarrstelle
zu zahlenden Neujahrsgelder. Die Gemeindeeinrichtungen: Synagoge,
Hospital, Frauenbad werden erneuert, 1821 die deutsche Predigt, an
Schewuaus 1833 durch den einstweiligen Prediger und Religionslehrer,
späteren Rabbiner Dr. Salomo Formstecher die Knaben und
Mädchenkonfirmation eingeführt. Offenbach ist seitdem eine entschieden
liberale Gemeinde geblieben. Sie zählte 1834: 241 Familien, 1843: 150
schulpflichtige Kinder, 1900: 1200 Seelen. 1905 wohnen von 164 jüdischen
Fabrikanten des Großherzogtums Hessen 75 in Offenbach, 19813: 2360
jüdische Seelen mit etwa 300 schulpflichtigen Kindern. Zu Pessach 1916
wird ein großartiger Synagogenbau unter der Ägide des Rabbiners Dr. I.
Goldschmidt und des Vorstehers Dr. M. Goldschmidt eingeweiht. Krieg und Inflation
schwächen die Gemeinde; 1924: 1700, 1937 kaum 1200 Seelen. Noch einmal
erscheint 1927 in Offenbach ein Gottesdienstlicher Druck: die 'Offenbacher
Haggada' von Dr. Guggenheim, dem jetzigen Vorsteher der Gemeinde; Ausdruck
geschichtsbewussten Liberalismus, edles Erzeugnis auch des Offenbacher
graphischen Gewerbes, Musikalischer Mitarbeiter ist der 1. Kantor der
Gemeinde, Markus Gottlieb. 1935 ersteht die jüdische Volksschule, Leiter
Dr. Strauß. - Kreisrabbiner ist seit 1919 Dr. Max Dienemann (seine
populärste Schrift: Judentum und Christentum). Sehenswert: die Synagoge
an der Goethe- und Kaiserstraße, von Schwarz und Wagner erbaut, 30 m
hoher, runder Kuppelbau mit etwa 800 Sitzplätzen. Er ist von einem
Ostflügel mit Wochentagssynagoge, Verwaltungs- und Schulräume und von
einem Westflügel mit dem großen Festsaal (für 300 Personen) nebst
Gesellschaftsraum und einem kleinen Saal im Dachgeschoss eingerahmt. Unter
den zahlreichen Schreinvorhängen ein besonders schöner vom Krankenpflege
und Beerdigungsverein von 1725 und eine alte Sabbathängelampe, ein
kunstgewerblicher Meisterstück mit reicher figürlicher, durch die Bibel
angeregter Verzierung. Auskunft Herr H. Schaul, Goethestraße 1. Der
alte Friedhof, an der Bismarckstraße, unmittelbar neben der
Christuskirche." |
Zur Geschichte der Synagoge
Bis 1707 besuchten die jüdischen Familien
Offenbachs den Gottesdienst in dem nordöstlich von Offenbach liegenden Vorort Bürgel.
Seitdem bestand ein eigener Betsaal im Bereich der Offenbacher "Judengasse"
in einem Gebäude Ecke Große Marktstraße/Hintergasse. Bei einem großen Brand der
Judengasse 1721 wurde dieser Betraum zerstört. Am selben Platz wurde wenige
Jahre später eine Synagoge erbaut. Die Einweihung war 1729. Neben
dieser Synagoge entstand 1751 ein Hospitalgebäude und um 1770 ein jüdisches
Gemeindehaus mit einem rituellen Bad. 1821 wurde das Synagogengebäude auf
Veranlassung von Wolf Breidenbach innen renoviert. 1832 wurden offenbar auch
außen Veränderungen durchgeführt.
1902 wurde diese Synagoge noch einmal renoviert und vergrößert. Sie
hatte zuletzt für die Männer 254 Sitzplätze (dazu Sitzplätze auch den
Frauenemporen). Über
die Wiedereinweihung liegt der folgende Bericht vor:
Wiedereinweihung der (alten) Synagoge nach der
Renovierung und Vergrößerung (1902)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 31. Oktober 1902: "Offenbach am
Main, am 21. Oktober (1902). Am Rüsttage des
Neujahrsfestes wurde hier die renovierte und vergrößerte Synagoge
eingeweiht. Die gottesdienstliche Feier begann mit dem Einzug sämtlicher
Torarollen, indem der Chor Boruch-haboh anstimmte. Unter Wechselgesang
zwischen Chor und Kantor wurden nun die Torarollen in die heilige Lage
verbracht, worauf Rabbiner Dr. Goldschmidt die Weiherede heilt. Er
betonte, dass das soeben vollendete Werk der Gemeinde nur zum Segen
gereichen könnte, indem ursprünglich ein herrlicher Neubau geplant war,
welcher einen für die hiesige Gemeinde zu großen Kostenaufwand gefordert
hätte. Mit besonderem Dank sei auf die ernste und rege Tätigkeit des
Vorstandes hinzuweisen, der das Wohl der Gemeinde damit gefördert habe.
Mit einem schönen poetischen gebet aus der Übersetzung des Herrn Dr.
Goldschmidt schloss die wahrhaft ergreifende und eindrucksvolle Weiherede.
Ein Chorgesang beendete die Feier, worauf Kantor Kahn das Maariv-gebet mit
seiner klangvollen und schönen Stimme vortrug. Möge das Gotteshaus, das
im Innern einen einfachen, aber freundlichen Eindruck macht, dazu
beitragen, dass die Mitglieder der Gemeinde es recht oft zur Andacht
besuchen!" |
Die Wiedereinweihung der (alten) Synagoge in der ehemaligen Judengasse (heute
Große Marktstraße) war nur eine Zwischenlösung, da die Gemeinde alsbald den
Bau einer neuen Synagoge plante. Diese wurde 1913 bis 1916 im
monumentalen Stil nach Plänen des Offenbacher Architekten Fritz Schwarz erbaut.
In diesem Bau zeigte sich das damalige Selbstverständnis und das reiche
kulturelle Leben der Jüdischen Gemeinde in Offenbach. Über die Verwirklichung
des Planes zum Bau der neuen Synagoge berichten die nachfolgenden
Presseartikel:
Beschluss zum Bau einer neuen Synagoge (1908)
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Dezember 1908: "Die
israelitische Religionsgemeinde in Offenbach am Main hat den Bau einer
neuen Synagoge beschlossen." |
Stiftung von Fabrikant Louis Feistmann für den Neubau
der Synagoge (1911)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. November 1911: "Der israelitischen Gemeinde in
Offenbach stiftete der Fabrikant Louis
Feistmann für den Neubau einer Synagoge 50.000 Mark unter der Bedingung,
dass eine freie Konkurrenz unter den Offenbacher Architekten
stattfinde." |
|
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. Dezember 1911: "Offenbach am Main, 1. Dezember (1911). Die israelitische Gemeinde
Offenbach beabsichtigt, eine neue Synagoge zu erbauen. Der 2.600 qm
umfassende Bauplatz, der für den Preis von 135.000 Mark bereits in den
Besitz der Gemeinde übergegangen ist, liegt an der Ecke der Kaiser- und
Goethestraße. Zugunsten dieses Projektes hat Fabrikant Louis Feistmann,
wie bereits gemeldet, 50.000 Mark gestiftet, wovon 10.000 Mark zur
sofortigen Auszahlung bereitgestellt worden sind, während restliche
40.000 Mark erst nach dem Ableben der Eheleute Feistmann zur Auszahlung
gelangen sollen. Falls die Gemeinde das Geld benötigt, kann ihr auch die
ganze Summe unter gewissen Bedingungen zur Verfügung gestellt werden. Die
Feistmannsche Stiftung stellt die Bedingung, dass für den Bau ein freier
Wettbewerb sämtlicher Offenbacher Architekten ausgeschrieben wird." |
Für die neue Synagoge wird ein Bauplatz gekauft - es
gehen 94 Architektenentwürfe ein (1912)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 3. Mai
1912: "Offenbach am Main. Unsere Gemeinde hat einen sehr
schön gelegenen Bauplatz - Ecke Kaiser- und Goethestraße - für einen Synagogenbau
erworben. Zu dem für den Neubau ausgeschriebenen Wettbewerk waren 94
Entwürfe eingelaufen. Das Preisgericht, bei dem u.a. auch Prof. Dr.
Hülfen - Frankfurt am Main als Preisrichter fungierte, hat am 24. April
getagt und den ersten Preis dem Architekten Fritz Schwarz, hier, den
zweiten dem Hauptlehrer H. Stumpf in Darmstadt und den dritten dem Prof.
Meißner in Darmstadt zuerkannt. Außerdem sind die Entwürfe der
Architekten Hch. Beck aus Bremen und Karl Wagner hier durch die Gemeinde
erworben worden. Zu dem Wettbewerb waren nur hessische und in Hessen
geborene Architekten zugelassen. Mit dem Bau wird nun in allernächster
Zeit begonnen werden." |
Bestimmung der Architekten der neuen Synagoge (1912)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28. Juni
1912: "Offenbach am Main. Die Leitung des Neubaus
unserer Synagoge wurde den hiesigen Architekten Schwarz und Wagner
übertragen. Schwarz war bei dem Skizzen-Wettbewerb der Träger des ersten
Preises, während Wagners Skizze vom Preisgericht angekauft
wurde." |
Grundsteinlegung der Synagoge am 5. Oktober 1913
Artikel im "Frankfurter Israelitischen
Familienblatt" vom 10.
Oktober 1913: "Offenbach. Die Grundsteinlegung zum
Synagogenneubau wurde in feierlicher Weise vorgenommen. Rechtsanwalt
Dr. Goldschmidt, der erste Vorsteher, gab einen geschichtlichen Rückblick
über die Entwicklung der Gemeinde. Rabbiner Dr. Goldschmidt hielt die
Festrede. Die Kosten des Neubaus belaufen sich auf eine halbe Million
Mark. Erbauer sind Friedrich Schwarz und Wagner - Offenbach." |
|
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. Oktober 1913: "Offenbach am Main, 10. Oktober (1913). Am 5. dieses Monats wurde hier
die Grundsteinlegung der neuen Synagoge vorgenommen. Der Vorsitzende des
Vorstandes, Herr Notar Rechtsanwalt Dr. M. Goldschmidt, eröffnete die
Feier mit einer Ansprache, in der er die Erschienenen begrüßte, verlas
alsdann die Urkunde und schloss mit dem Wunsche, dass das wohl begonnene
Werk zum guten Ende geführt werde. Darauf trat Rabbiner Dr. Goldschmidt
an den Grundstein und hielt die Weiherede, in der er unter anderem ausführte:
'Jeder Grundstein hat symbolische Bedeutung. Das gilt in erhöhtem Maße
vom Grundstein einer Synagoge, welche im ganzen nur das äußere Symbol für
den geistigen Aufbau des Judentums darstellt. Der Grundstein einer
Synagoge ist Symbol der Grundideen des Judentums. Der geistige Bau des
Judentums beruht auf drei 'Grundsteinen', auf drei Grundideen. Die
erste Grundidee des Judentums ist die Einheit Gottes, die Einheit des
Unendlichen. Mit dieser Idee hat das Judentum die Bühne der Geschichte
betreten und dem heidnischen Altertum den Krieg erklärt. Der zweite
Grundstein des Judentums ist die Idee der geschichtlichen Sendung Israels.
Mit der Idee der Einheit des Unendlichen hatte Israel den Partikularismus,
die nationalen Schranken der heidnischen Religionen durchbrochen, und weil
es zuerst die Einheit des Unendlichen in seinem Geiste erfasst hatte, übernahm
es den schwersten Lehrerberuf, den Prophetenberuf, die Idee der Einheit
des Unendlichen zum Gemeingut aller Völker zu machen. Der dritte
Grundstein des Judentums ist die Idee der Einheit des Menschengeschlechts,
die Idee der Menschheit. Für diese drei Grundideen des Judentums ist der
Grundstein einer jeden Synagoge der symbolische Träger. Das soll auch der
Geist unserer neuen Synagoge sein, und für die Grundideen dieses Geistes
soll auch der Grundstein, dessen Legung wir eben feierlich begehen, der
symbolische Träger sein: die Einheit des Unendlichen, die geschichtliche
Sendung Israels, die Einheit und Verbrüderung der Menschheit.' Der
Grundstein wurde nun über die metallene Kapsel eingefügt und der
Rabbiner fuhr fort: 'So vollziehe ich denn die üblichen drei Hammerschläge
als symbolische Weihe dieses Grundsteins im Geiste der drei Grundideen des
Judentums. Ich vollziehe den ersten Hammerschlag im Namen des
Einig-Einzigen Gottes, der Einheit des Unendlichen mit dem Spruche: 'Der
Ewige allein ist Gott' (1. Könige 18.39). Ich vollziehe den zweiten
Hammerschlag im Namen der geschichtlichen Sendung Israels mit dem Verse: 'Von Zion ging aus die Lehre und das Wort des Ewigen von Jerusalem'
(Jesaja 2,3). Ich vollziehe den dritten Hammerschlag im Namen der
Menschheit mit dem Verse: 'Du sollst lieben deinen Nebenmenschen wie
dich selbst' (3. Mose 19,18). Darauf vollzogen die Hammerschläge die
Mitglieder des Vorstandes: Notar Dr. M. Goldschmidt mit dem Spruch: 'Du
Bau, welchen wir ausführen, gereiche den Besuchern zu Freude, der
Gemeinde zum Stolz und der Stadt zur Zierde. Von ihm aus geht der
Friede'. Rechtsanwalt Dr. Guggenheim* mit dem Vers: 'Das ist der Spruch
des Herrn Zebaoth: Nicht durch Macht und nicht durch Gewalt, sondern durch
meinen Geist' (Zecharja = Sacharja 4,6); Herr M. Kamberg mit dem Vers: 'Werde zum Segen' (1. Mose 12,2); Herr
Ludwig Rothschild mit dem
Spruch: 'Erhebe Israel zum kräftigen Selbstbewusstsein und zu seiner
wahren Bedeutung'; Herr Friedrich Stein mit dem Vers: 'Wo Liebe und
Wahrheit sich begegnen, Gerechtigkeit und Frieden sich küssen, da kommt
das Heil vom Himmel' (Psalm 85,11-12); Herr Bauunternehmer Hasen- |
bach mit
dem Spruch: 'Tue Recht und scheue niemand'; die Kantoren: Herr Vogel
mit der Ansprache: Der Prophet Maleachi (2,10) ruft uns zu: 'Haben wir
nicht alle einen Vater? Schuf uns nicht ein Gott? Warum soll Bruder gegen
Bruder treulos sein?' Auch der Prophet Jesaja (56,7) spricht: 'Mein
Haus soll ein Bethaus sein für alle Völker'; Herr Kantor Gottlieb mit
dem Vers aus dem Schlussgebet des täglichen Gottesdienstes: 'Dir, o
Gott, beuge sich jeder Stein, schwöre jede Zunge!'. Die Mitglieder der
Synagogenbau-Kommission: Herr Louis Feistmann mit dem Spruch: 'Gott und
der Gemeinde zur Ehre, unserer Vaterstadt zur Zierde!'; Herr Theodor Fürth
mit dem Spruch: 'Eine feste Burg ist unser Herr, dorthin flüchtet sich
der Fromme, und geschützt ist er (Sprüche Salomons 18,19); Herr Bernhard
Merzbach mit dem Vers (Sprüche Salomos 24,21): 'Fürchte Gott und den König';
Herr Siegfried Stark mit dem Spruch (Tosefta Sanhedrin 13,2): 'Die
Rechtschaffenen aller Völker haben Anteil and er zukünftigen Welt';
Herr Alfred Strauß mit dem Spruch: 'Mit Gott! Für Gott! Durch Gott!'
Herr Zahnarzt Wolpe mit dem Verse (5. Mose 6,4): 'Höre Israel, der
Ewige ist unser Gott! Der Ewige ist einzig.' Darauf beteiligten sich die
Architekten Schwarz und
Wagner und mehrere Mitglieder der Gemeinde an den Hammerschlägen. Den
Beschluss machte Frau Betty Stein mit den Schillerschen Versen: Zur
Eintracht, zum herzinnigen Vereine versammle sie die betende Gemeinde!'
– Mit einem Rundgang in den bereits fertig gestellten Teilen der
Synagoge unter Führung der Architekten schloss die ebenso einfache, als würdige
und eindrucksvolle Feier."
|
*Anmerkung:
Über die Verdienste des Kunstmäzen Dr. Siegfried Guggenheim erschien ein
Artikel von Ulrike Schäfer in der "Wormser Zeitung" vom 22.
November 2011: "Das Vermächtnis eines Wormser Kunstmäzens:
Siegfried Guggenheims Wirken in Offenbach..."
Link
zum Artikel - auch eingestellt
als pdf-Datei. |
Über den Brunnen im Vorhof der neuen Synagoge
(1914)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen
Familienblatt" vom 20.
April 1914: "Offenbach am Main. Den Vorhof unserer neuen
Synagoge wird ein Brunnen zieren, der dem Andenken Wolf Breidenbachs
geweiht werden soll. Wolf Breidenbach, bekanntlich Hoffaktor der Fürsten
von Isenburg, erwirkte zu Anfang des vorigen Jahrhunderts die Aufhebung
des entwürdigenden Juden-Leibzolls in den meisten Staaten Mittel- und
Westdeutschlands. Der erste deutsche Fürst, welcher der Bitte
Breidenbachs Gehör schenkte, war der auch sonst als tolerant bekannte
Fürst Karl zu Isenburg, welcher in Offenbach residierte und im September
1803 den Leibzoll im Fürstentum Isenburg-Birstein abschaffte. Andere
deutsche Fürsten folgten auf Breidenbachs Bemühungen bald nach.
Die Idee, den Namen des wackeren und verdienstvollen Vorkämpfers der
Juden durch ein sichtbares Denkmal der Vergessenheit zu entreißen,
verdient daher Anerkennung und die Unterstützung weitester
Kreise." |
Die Arbeiten an der Innenausstattung der Synagoge beginnen
(1914)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 23.
Januar 1914: "Offenbach am Main. Der Neubau der Synagoge ist
jetzt so weit gediehen, dass an die Innenausstattung gedacht werden kann.
Der Opfersinn unserer Gemeinde gibt sich dabei in schönster Weise kund.
Eine Liste zur Stiftung von Gegenständen für die Innenausstattung, die
zur Zeit zirkuliert, weist bereits namhafte Beträge
auf." |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 30. Januar 1914: wie oben |
Die Einweihung der Synagoge (1916)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. Mai
1916: "Offenbach am Main, 28. April (1916). Am Sonntag, den
16. dieses Monats, vormittags 11 Uhr versammelte sich in der neuerbauten
Synagoge die israelitische Gemeinde zu einer eindrucksvollen
Einweihungsfeier, zu der zahlreiche Ehrengäste usw. sich eingefunden
hatten. Als Vertreter der Großherzoglichen Regierung nahm Staatsminister Dr.
von Hombergk an der Feier teil; ferner bemerkten wir u.a. Kreisrat Gennes,
die Vertreter des Bataillons, der städtischen Verwaltung und der
Stadtverordnetenversammlung, der übrigen Behörden, der Geistlichkeit,
der Schulen usw. Mit einem feierlichen Präludium eröffnete Organist
Fritz den weihevollen Festakt. Brausend hallten die vollen Akkorde durch
den weiten Kuppelraum, dessen Schallwirkung, die Sorge jedes Baumeisters,
geradezu hervorragend ist. Nach dem Chorgesange 'Wie schön sind deine
Zelte, Jakob!' wurde vom Rabbiner das ewige Licht, das Symbol der ewigen
Wahrheit und Treue und der Unvergänglichkeit des geheiligten Gotteswortes
entzündet, das seine milden, roten Strahlen aus seiner silbernen Hülle
hernieder sandte und mit dem Licht zusammenfloss, das aus dem gewaltigen
Kronleuchter sich über den Tempel ergoss. Hierauf ergriff Justizrat
Dr. Goldschmidt das Wort: 'Gott zur Ehre, der Gemeinde zur Freude und
Erbauung und der Stadt Offenbach zur Zierde ist dieses Haus errichtet
worden.' Der Redner entbot der Gemeinde und allen Ehrengästen seinen
Gruß und dankte allen, die an dem Werk mitgewirkt haben, allen Künstlern
und Handwerkern und vor allen den Architekten Schwarz und Wagner. 'Im
Jahre 1729 hat die Gemeinde sich die erste Synagoge erbaut, in demselben
Jahre, als Gotthold Ephraim Lessing geboren wurde, der Mann, der der deutschen
Kulturentwicklung neue Bahnen zeigte und der seinen israelitischen
Mitmenschen den Platz anwies, der ihnen gebührte. Damals war die
israelitische Gemeinde arm, und das Gotteshaus was deshalb schlicht und
schmucklos. Die Schatten des Mittelalters lagen damals noch schwer auf dem
Judentum, wenn auch die Isenbergische Regierung sich durchaus wohlwollend
und die Bevölkerung tolerant verhielt. Und als vor hundert Jahren das
Land zu Hessen kam, setzte die hessische Regierung dieses Wohlwollen fort,
und die Offenbacher Bevölkerung bewies durch Brüderlichkeit und Freundschaft
ihre Toleranz. Die Synagoge in der Marktstraße genügte trotz mancherlei
Um- und Erweiterungsbauten den Ansprüchen der Gemeinde nicht mehr. Vor 18
Jahren beschloss daher der Vorstand der Gemeinde, einen Neubau zu
errichten. Der Plan fiel zunächst wieder, wurde aber vor fünf Jahren
abermals aufgenommen und ist nun zum guten Ende geführt. Aber auch der geistige
und kulturelle Forschritt drängte hinaus aus der alten Synagoge. Uns
Heutigen ist das Leben zur Religion gemacht, alles, was gut und sittlich
ist, ist heute in die Religion aufgenommen. In diesem Sinne wird heute der
Gottesdienst durch die Werke der Kunst verschönt. Und dann waren die
Juden vor 200 Jahren noch gedrückte Menschen, heute genießen sie die
Segnungen der Kultur und wollen sich den schwer errungenen Platz an der
Sonne bewahren. Gotteslehre, Jugendunterweisung und Geselligkeit sollen
unter diesem Dache wohnen. Wohl hatte die alte Synagoge einen reichen Schatz
von Erinnerungen aufzuweisen. Aber dieser neue Tempel wird einen Nimbus
dadurch erhalten, dass er im Frieden begonnen und mitten im Kriege zu Ende
geführt wurde. Unseren tapferen Truppen gebührt der Dank. Unter ihrem
Schutze konnte das Werk vollendet werden. Menschen werden immer ihre
Anschauungen ändern, was aber bleibt, das ist die Glaubenslehre, die
Lehre des Sittlichen und des Guten, die Pflicht gegen Mitmenschen und
Vaterland. Und diese Gotteslehre soll hier eine neue Heimstatt finden.'
Nach dem Terzett 'Gott, deine Güte reicht so weit...' hielt Rabbiner Dr.
Goldschmidt eine eindrucksvolle Festpredigt: 'Nach mehr als zwanzig
Kriegsmonaten führen unsere Heere den Krieg im Land des Feindes; sie
haben es ermöglicht, dass diese denkwürdige Feier jetzt, mitten im
Kriege, stattfinden konnte. Erinnerungen von Jahrhunderten, Hoffnungen und
der gewaltige Eindruck dieser Zeit vereinigen sich heute unter dem Dache
des neuen Tempels, der in jedem Herzen eine tiefe Ehrfurcht hervorruft.
Die Kant'sche Gottesidee von dem |
hochgewölbten
Himmel als dem Zeichen der Unendlichkeit und dem moralischen Gesetz in
jedem Menschen hat auch in diesem Bau seinen Ausdruck gefunden. Die
gewaltige Kuppel ist das Symbol des Himmels über uns, und die Lehre ist
der Inbegriff des moralischen Gesetzes in uns. Im Mittelalter riss sich
die Lehre von der Erde los und strebte ins Wesenlose. Aber wir von heute
sind andere Menschen. Die Leiter, die zum Himmel führt, muss auch der
Erde stehen. Das Unendliche soll in das Endliche, ins Räumlich-Begrenzte
hineingezogen werden. So soll denn auch der neue Kuppelbau den Himmel auf Erde
darstellen in feierlicher Stimmung. Aber Stimmung ist doch nur das
seelische Gefäß, das nach Inhalt verlangt. Und diesen Inhalt soll die
Bestimmung des Gotteshauses vermitteln. Es soll eine Pforte des Himmels
sein. Hier sollen wir das Unendliche in uns erleben. Der bewiesene Gott
der Wissenschaft ist nicht der Gott der Religion; der will und muss erlebt
sein in tiefstem Herzen, und das ist die Aufgabe der Religion. Die Welt
ist voll von Wundern und Mysterien, wer sie erlebt, der erlebt seinen Gott
in sich. Und aus dem Erlebnis wird man die Verheißung vernehmen, wie
einst der Patriarch Jakob in seinem Traum von der Himmelsleiter, als Gott
sich zu ihm wandte: 'Siehe, das Land will ich dir geben... alle
Geschlechter der Welt sollen gesegnet werden durch dich...' Wir erleben
heute das deutsche Wunder, die Widerstandskraft eines von allen Seiten
bedrängten Volkes auf wirtschaftlichem, auf militärischem und
moralischem Gebiet, und wir vernehmen heute die göttliche Verheißung
schon: '...es soll am deutschen Wesen noch einmal die Welt genesen!' Eine
Pforte des Himmels soll der neue Tempel sein, erheben soll er über alles
Kleinliche, über Berechnungen und Zahlen, erheben zu den heiligen
Regionen des Ewigen, des Unendlichen, des Göttlichen'. Und dieser
heiligen Bestimmung übergab der Prediger den neuen, weihevollen Tempel.
Wieder hallten Orgelklänge durch den weiten Raum und feierlich erklang
das Gebet für Landesfürst, für Kaiser, Volk und Vaterland zur Höhe.
Nah dem Segen sang der Chor den 150. Psalm, mund die Feier hatte ihr Ende
erreicht. Im Kriege ist das Kulturwerk gewachsen. Möge es unter der Sonne
eines baldigen Friedens blühen und seinen hohen Zweck erfüllen als eine
Quelle des Guten und Sittlichem, der Stützen, die unserem Volk in dieser
schweren Zeit die Kraft gegeben." |
Bei der Synagoge handelte es sich um einen monumentalen Massivbau mit
Steinverkleidung, dessen langgestreckter rechteckiger Baukörper mit flachem
Walmdach durch einen überdimensionalen Rundbau mit Kuppel halbiert wird. Der
Anschluss der rechteckigen Seitenteile an den Rundbau wird von Türmen mit
geschweiften Hauben überbrückt. Die Türme haben unter der Haube ein breites
Relief, das in Fortsetzung der Traufe der Walmdaches beginnt, wodurch der
Einruck eines stufenlosen Überganges zum 30 m hohen Kuppelbau entsteht.
Die Synagoge hatte im Bereich der Hauptsynagoge 800 Sitzplätze. In der
Wochentagssynagoge gab es 40 Plätze. Im Baukomplex befanden sich auch die
Verwaltungsräume der Gemeinde sowie Schulräume und einen Festsaal für etwa
300 Personen. Hier fanden in der Folgezeit zahlreiche Veranstaltungen wie
Konzerte, Theateraufführungen und Vorträge - nicht nur für die Mitglieder der
Jüdischen Gemeinde - statt.
Einweihung der Gefallenen-Gedenktafel in der Synagoge
(1921)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 18. März
1921: "Offenbach am Main. Am 13. dieses Monats wurde die an
unserer Synagoge angebrachte Gedenktafel für die 25 Gefallenen unserer
Gemeinde durch einen feierlichen Gottesdienst geweiht. Rabbiner Dr.
Dienemann hielt die Gedenkrede. Die vier Vorsteher des etwa 100 Mitglieder
zählenden Bundes jüdischer Frontsoldaten traten vor die geöffnete Lade
und sagten in überaus ergreifender Weise für ihre gefallenen Kameraden
das Kaddisch". |
|
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. April 1921:
"Offenbach am Main. Am 13. dieses Monats wurde die an unserer
Synagoge angebrachte Gedenktafel für die 25 Gefallenen unserer Gemeinde
durch einen feierlichen Gottesdienst geweiht. Rabbiner Dr. Dienemann
gedachte in vollendeter Rede der Helden, die ihr jugendliches Leben
geopfert für das gemeinsame, heißgeliebte deusche Vaterland. Die vier
Vorsteher des etwa 100 Mitglieder zählenden Bundes jüdischer
Frontsoldaten traten an die geöffnete Lade und sagten in überaus
ergreifender Weise für ihre gefallenen Kameraden das Kaddisch. Zwei
Familien unserer Gemeinde haben je zwei Söhne verloren." |
Der Erew-Schabbat-(Freitagabend-)Gottesdienst wird in
den Wintermonaten etwas später durchgeführt (1929)
Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung"
vom 11. Januar 1929: "Offenbach am Main. (Späterer Beginn des
Freitag-Abend-Gottesdienstes). Da in den Wintermonaten der Besuch des
Freitag-Abend-Gottesdienstes stark zurückging, und die Ursache nicht in
einer grundsätzlichen Abneigung gegen den Gottesdienst zu suchen war,
sondern in der Tatsache, dass die meisten der regelmäßigen Besucher in
ihren Büros zurückgehalten waren, wurde der Versuch gemacht, den
Gottesdienst in den Wintermonate einheitlich auf 6 1/2 Uhr anzusetzen.
Schon bei den ersten Malen zeigte es sich, dass man damit einem wirklichen
Bedürfnis entgegengekommen war, die Zahl der am Gottesdienst
Teilnehmenden erhöhte sich sichtlich." |
Hinweis auf den orthodoxen Betsaal
Ab 1717 gab es in Offenbach die sogenannte "Beer'sche Klause", also
eine kleine Privatsynagoge. Diese "Klause" war spätestens seit 1842
Betraum der orthodoxen Gruppe. Nach Einführung zahlreicher Reformen in der
jüdischen Gemeinde - bereits in den 1820er-Jahren - hielten die traditionell
eingestellten Juden der Gemeinde hier ihren separaten Gottesdienst ab. Der
Betraum befand sich im Hintergebäude eines Hauses am Großen Biergrund. 1862
wurden die Befugnisse der Orthodoxen Israeliten der Stadt erweitert: das Halten
eigener Gottesdienste wurde bestätigt, dazu konnten sie nun auch eigene
Kultusbeamte anstellen. Von 1862 bis 1869 bestand die Israelitische
Religionsgesellschaft aus etwa 25 Familien mit mehr als 100 Seelen.
Die orthodoxen Gemeindeglieder dürfen eigene Gottesdienste
abhalten (1862)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. November
1862: "Offenbach am Main. Durch Beschluss Großherzoglichen
Ministeriums des Innern haben die hiesigen gesetzestreuen Israeliten die
Befugnis erhalten, einen besonderen Gottesdienst einzurichten, eigene
Kultusbeamte anzustellen etc. - Von den 7 Rabbinaten des Großherzogtums
sind jetzt vier in sich getrennt, nämlich Mainz, Darmstadt, Alzey und
Offenbach am Main." |
Beim Novemberpogrom 1938 drangen in den frühen Morgenstunden des 10.
November 1938 Mitglieder der SA-Standarte 168 in die Synagoge an der
Goethestraße ein und legten Feuer, das zunächst kaum Schaden anrichtete. Gegen
sieben Uhr, als im Betsaal der Gottesdienst begann, stürmten erneut sechs bis
acht Männer den Raum und schlugen mit Knüppel auf die Betenden ein. Ungefähr
zur selben Zeit legte ein weiterer Trupp erneut Feuer, andere zogen plündernd
und verwüstend durch den gesamten Gebäudekomplex. Da sich die Löscharbeiten
der Feuerwehr darauf beschränkten, die anliegenden Gebäude zu schützen,
brannte die Synagoge im Innern völlig aus. Beim Brand wurden auch alle in der
Synagoge gelagerten rituellen Gegenstände aus jüdischen Landgemeinden
vernichtet. Unter Misshandlungen musste Rabbiner Dr. Max Dienemann mit ansehen, die
die Kultgegenstände, wertvolle Bücher, das gesamte Archiv verbrannten
beziehungsweise auf die Straße geworfen wurden.
1940 kam das Gebäude in den Besitz der Stadt, die es an einen
Kinobesitzer verpachtete.
1945 wurde das Gebäude der neuen Synagoge (von 1916) durch die amerikanische Militärregierung
beschlagnahmt. Nach Klärung des Restitutionsverfahrens kam es wiederum in den
Besitz der Stadt und wurde von dieser seit 1954 mit Zustimmung der jüdischen
Gemeinde als städtisches Theater
und Konzerthaus verwendet. Seit 1979 befindet sich eine Gedenktafel an der
ehemaligen Synagoge mit der Inschrift "Dieses Haus diente von 1916 bis 1938
als Synagoge dem Gebet und der Erfüllung der Gebote. Es wurde geschändet in
der Nacht vom 9. zum 10. November 1938. Nach Wiederherstellung sittlicher Wertordnungen
überließ die jüdische Gemeinde der Stadt Offenbach dieses Haus
zur kulturellen
Nutzung". In den 1990er-Jahren wurde die ehemalige Synagoge zum
Musicaltheater umgebaut und dabei teilweise rekonstruiert. Inzwischen firmiert
die ehemalige Synagoge als "Capitol Entertainment Center".
Von der alten Synagoge in der Hintergasse ist die Ostwand erhalten, die
unter Denkmalschutz steht und als Gedenkstätte erhalten wird. Die Ostwand wurde
2012 bei Bauarbeiten wiederentdeckt und mit finanzieller Unterstützung der
Dienemann-Gesellschaft und der Stadt freigelegt. Die Hausfront wurde freigelegt
und restauriert. Anschließend wurden dort eine "Stele der Erinnerung"
aufgestellt und zwei Tafeln mit Informationen über das jüdische Leben in
Offenbach angebracht.
Adressen/Standorte der Synagogen:
Alte Synagoge in der Großen Marktstraße / Hintergasse (ehemalige
Judengasse; Synagoge wurde bis 1915 genutzt) - die denkmalgeschützte
Ostwand ist erhalten
Neue Synagoge Goethestraße 5 /Ecke Kaiserstraße
Fotos
Die alte Synagoge
in der früheren Judengasse
(heute Große Marktstraße/Hintergasse
Quelle: Arnsberg Bilder S. 170) |
|
|
|
Außenansicht |
Innenansicht |
|
|
|
Standort der alten
Synagoge
im Sommer 2009
(Foto: Frank-E. Skrotzki,
www.synagogen.info) |
|
|
|
|
|
|
|
|
Der Bau der neuen Synagoge
(Quelle: Altaras 1994 S. 144 bzw.
Archiv Dipl.-Biol. Georg
Wittenberger,
Babenhausen) |
|
|
|
Die Kuppel der
Synagoge während der Bauzeit |
|
|
|
Außenansichten der Synagoge
(Quellen: Historische Karte: Sammlung Hahn;
Foto mit *: Stadtarchiv Offenbach;
rechts aus Arnsberg Bilder S. 176) |
* |
|
|
Die 1913 bis 1916
erbaute Synagoge war am 16. April 1916 eingeweiht worden |
|
|
|
Innenaufnahme der
Synagoge
(Quelle: links Arnsberg Bilder S. 176;
rechts Stadtarchiv Offenbach) |
|
|
|
Blick zum Toraschrein
der
festlich geschmückten Synagoge |
|
|
|
|
Die ehemalige Synagoge
im September 1985
(Quelle: links Altaras 1988 S. 177; rechts:
Frank-E. Skrotzki, www.synagogen.info) |
|
|
|
|
|
Gedenk- und
Hinweistafel am
Theatergebäude |
|
|
|
|
|
|
Fotos der
ehemaligen Synagoge (Quelle: wikimedia commons unter "Capitol
Offenbach) |
|
|
|
Die ehemalige Synagoge als
modernes Theater- Konzert- und
Veranstaltungshaus
(aus der Website des
"Capitol") |
|
|
|
Außenansichten -
Nachtaufnahmen |
|
|
|
|
|
|
Der zentrale
Veranstaltungsraum im ehemaligen Betsaal der Synagoge |
|
|
|
|
|
|
Das jüdische Gemeindehaus
(Quelle: Arnsberg Bilder S. 170) |
|
|
|
Das ehemalige jüdische
Gemeindehaus
in der Hintergasse wurde um 1900
in Benutzung genommen |
|
|
|
|
Erinnerungsarbeit
vor Ort -einzelne Berichte
Juni 2011: Jugendliche
erforschen Kinder-Schicksale |
Artikel in der "Frankfurter Rundschau" vom 15. Juni 2011 (Artikel): "Stolpersteine
Jugendliche erforschen Kinder-Schicksale
Evangelische Gruppe sammelt Geld für Stolpersteine: Damit soll an das Schicksal zweier Familien aus Offenbachs südlicher Innenstadt während des Dritten Reichs erinnert werden..." |
|
November 2011:
Weitere "Stolpersteine"-Verlegung in
Offenbach |
Artikel in der "Frankfurter
Rundschau" vom 16. November 2011: "Auf der Suche nach
Spuren.
Offenbach. Schüler beteiligen sich an Stolperstein-Aktion der
Geschichtswerkstatt..."
Link
zum Artikel - auch eingestellt als
pdf-Datei. |
|
Juni 2012:
Dokumente und Gegenstände aus der Synagoge
kommen ins Haus der Stadtgeschichte |
Artikel von Christina Franzisket in der
"Frankfurter Rundschau" vom 23. Juni 2012: "Archiv der
letzten Zeugin. Haus der Stadtgeschichte bekommt Gegenstände, Dokumente und Briefe aus NS-Zeit
Als Hausmeister August Weber mit seiner Frau Änni und Tochter Marianne aus der Offenbacher Synagoge flieht, brennt sie schon. Es ist der 9. November 1938, Reichspogromnacht. Die Habseligkeiten der Webers werden mit Hilfe von Nachbarn in den Innenhof des Gebäudes geschleppt. Jeder nimmt mit, was er tragen kann. Ein wütender Mob stürmt den Innenhof, will auch die Sachen der Webers anzünden. Doch ein Nachbar in
SA-Uniform stellt sich davor. Die Webers sind keine Juden, sondern Christen.
In dieser Nacht gerieten Objekte der jüdischen Gemeinde in den Besitz der Hausmeisterfamilie Weber und konnten nur deshalb erhalten werden...".
Link
zum Artikel |
|
September 2015:
Ein Leuchtstreifen setzt die Wand der einstigen
Synagoge in Szene |
Artikel von Riva Kibel in der
"Jüdischen Allgemeinen" vom 10. September 2015: "Licht
der Erinnerung. Ein Leuchtstreifen setzt die Wand der einstigen
Synagoge in Szene..."
Link
zum Artikel |
|
April 2016: 100
Jahre Offenbacher Synagoge |
Gedenkveranstaltungen im April 2016:
Artikel
von Madeleine Reckmann in der "Frankfurter Rundschau" vom 15.
März 2016: "Offenbach. 100 Jahre Synagoge..."
Link
zum Artikel
Artikel von Fedor Besseler in OP-online.de vom 11. April 2016: "Vor 100
Jahren eingeweiht. Synagoge an der Goethestraße: Ein zwiespältiges Symbol
Offenbach - Vor 100 Jahren, am 16. April 1916, wurde die Synagoge an der
Goethestraße eingeweiht. Zum Auftakt der Jubiläumsfeierlichkeiten lud die
Dienemann/Formstecher-Gesellschaft zum Rundgang durch das monumentale
Gebäude, das heute als Capitol bekannt ist.
Jakob Anton Weinberger, Vorsitzender der Max Dienemann/Salomon
Formstecher-Gesellschaft, begrüßte gestern Vormittag rund 50 Interessierte
zu einer Führung durch den neoklassizistischen Kuppelbau. Weinberger
bezeichnete die Synagoge als ein Baudenkmal der Neuzeit, welches
repräsentativ für die Geschichte des deutschen Judentums steht. Der
ehemalige Stadtarchivar Hans-Georg Ruppel führte anschließend durch das
Gebäude und dessen wechselvolle Geschichte. Ruppel rückte zunächst die
griechisch-römische Antike als dominierenden architektonischen Stil in den
Mittelpunkt seiner Ausführungen. Beispielhaft für diese Bauart sind die
dorischen Säulen am Eingang und im Innenhof des Gebäudes ebenso wie die an
das Pantheon erinnernde Hauptkuppel.
Die Synagoge knüpfte mit den antiken Stilelementen durchaus an einen
vorherrschenden nationalen Stil an, so Ruppel. Die Offenbacher jüdische
Gemeinde wollte dadurch ihrer gelungenen Emanzipation Ausdruck verleihen.
Die am Eingang der Synagoge angebrachte Tafel zur Erinnerung an die
ehemalige Synagoge zitiert in diesem Sinne die Worte des damaligen
Gemeindevorsitzenden Max Goldschmidt von der gelungenen Eroberung eines
Platzes an der Sonne. Goldschmidt knüpfte damit zugleich sowohl an die
Äußerung des Staatssekretärs Bernhard von Bülow zum kolonialen
Expansionsdrang des Kaiserreiches, als auch an das Grundgefühl einer
florierenden jüdische Gemeinde in Offenbach an, deren Mitgliederzahl bis
1910 auf über 2300 Gläubige angewachsen war. Goldschmidt wollte mit einem
Neubau die räumliche Enge der Alten Synagoge an der heutigen Großen
Marktstraße überwinden und ein Zeichen setzen für das gewachsene
Selbstbewusstsein des deutsch-jüdischen Bürgertums zu Beginn des 20.
Jahrhundert. In diesem Kontext erinnerte Weinberger an den janusköpfigen
Charakter der Emanzipation des deutschen Judentums. So wurde noch im
Kriegsjahr 1916, als Max Goldschmidt die Eroberung der Sonnenseite
konstatierte, die sogenannte 'Judenstatistik' angefertigt. Dabei handelte es
sich um eine Erhebung die 'jüdische Drückeberger' ausfindig machen sollte.
Diese Erhebung ging einher mit gewalttätigen antisemitischen Aktionen. Im
Folgenden führte Stadtarchivar Ruppel durch das Schmuckstück der ehemaligen
Synagoge: Der eindrucksvolle Innenraum des Kuppelbaus bot einst über 800
Gläubigen Platz und habe bis heute 'keine entscheidenden Veränderungen'
erfahren. Wo heute Stars und Sternchen auf den Bühnen des Capitol ihre
Performances darbieten, befand sich ursprünglich der nach Jerusalem
ausgerichtete Thoraschrein und die gigantische Orgel. Das Inventar der
Synagoge wurde im Zuge der Novemberpogrome 1938 zerstört. Gemeindemitglieder
wurden 1942 in Konzentrationslager deportiert. Laut Hans-Georg Ruppel ist
die Synagoge an der Goethestraße daher nicht nur das Symbol der Emanzipation
der Offenbacher Juden, sondern zugleich das Zeugnis von deren Vernichtung."
Link zum Artikel |
|
Januar 2020:
Rundgang auf jüdischen Spuren in
Offenbach |
Artikel in der Website
familien-blickpunkt.de vom 12. Januar 2020: "Leerstellen mahnen zur
Wachsamkeit: Rundgang zu jüdischen Stätten in Offenbach..."
Link zum Artikel Auch
eingestellt als pdf-Datei |
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Hinweis
auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Offenbach |
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs
(innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus
hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar:
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41
Zu Offenbach sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur
Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):
HHStAW 365,675 Geburtsregister der Juden von Offenbach am
Main 1806 - 1820 https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2924725
HHStAW 365,726 Geburts-, Trau- und Sterbebescheinigungen für Juden aus der Gemeinde Offenbach am Main 1827 - 1846:
Nachweise über Geburten, Trauungen und Sterbefällen in der jüdischen
Gemeinde mit Angaben zum Betragen und/oder zum Gewerbe - mit
alphabetischem Namensregister https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3500086
HHStAW 365,676 Geburts-, Trau- und Sterberegister der Juden von Offenbach am Main 1835 - 1839
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v825443
HHStAW 365,677 Geburts-, Trau- und Sterberegister der Juden von Offenbach am Main 1840 - 1843
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3031401
HHStAW 365,724 Abschrift des Trauregisters der Juden von Offenbach am Main 1842 - 1876
- mit alphabetischem Namensverzeichnis https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v825444
HHStAW 365,678 Geburts-, Trau- und Sterberegister der Juden von Offenbach am Main 1844 - 1877
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v290019
HHStAW 365,679 Geburts-, Trau- und Sterberegister der Juden von Offenbach am Main 1849 - 1852
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1245118
HHStAW 365,727 Verzeichnis jüdischer Familien in Offenbach am Main 1850 - 1850:
enthält ein Verzeichnis jüdischer Einwohner nach Familien geordnet und
mit Angaben zu Trauungen, Sterbefällen und Gewerbe
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1510962
HHStAW 365,683 Geburts-, Trau- und Sterberegister der Juden von Offenbach am Main (4 Teile) 1853 - 1863:
Teil 1-3 (S. 1-321) Jüdisches Geburtsregister, Teil 3 (S. 323-440)
Jüdisches Trauregister, Teil 3-4 (S. 441-675) Jüdisches
Sterberegister https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v5135975
HHStAW 365,725 Abschrift des Sterberegisters der Juden von Offenbach am Main 1861 - 1941:
mit Anmerkungen auf Hebräisch https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v290020
HHStAW 365,684 Geburts-, Trau- und Sterberegister der Juden von Offenbach am Main (2 Teile) 1864 - 1867:
Teil 1 1864 - 1866, Teil 2 1866 - 1867 https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4782885
HHStAW 365,723 Geburts-, Trau- und Sterberegister der Juden von Offenbach am Main (2 Teile) 1868 - 1875:
Teil 1 1868 - 1871, Teil 2 1871 - 1875 https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v5135976 |
Literatur:
| Germania Judaica II,2 S. 625. |
| Charles Duschinsky: Gedenkbücher (Memorbücher) von
Offenbach am Main und anderen deutschen Gemeinden. Frankfurt am Main 1924. |
| A. Eckstein: Aus der Vergangenheit der
israelitischen Gemeinde zu Offenbach am Main. Offenbach 1916. |
| S. Guggenheim: Die Entwicklung des
Krankenkassenwesens in der israelitischen Gemeinde zu Offenbach am Main.
Offenbach 1910. |
| ders. (Hrsg.): Aus der Vergangenheit der israelitischen
Gemeinde zu Offenbach am Main. 1916. |
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II. |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 158-176. |
| Karl Schild & Walter Will: Judenpogrom in Offenbach.
Frankfurt am Main 1978. |
| Ernst Roth: Die Juden im 1000-jährigen Offenbach am
Main. In: UDIM VII-VIII. 1977/78. Frankfurt am Main S. 159-174. |
| K. Werner: Zur Geschichte der Juden in Offenbach am Main.
Offenbach 1988. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 176-177. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 144. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 257-269. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 49-57. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Offenbach am
Main Hesse. After the Jews living there fell victim to the Black
Death persecutions of 1348-49, no independent community was established until
1706, when it numbered about 100 families. During the 18th century, Hebrew
printing flourished and among the well-known Jews residing in Offenbach were
Rabbi Yaakov Yehoshua Falk (died 1756), a great halakhic authority, and the
notorious Shabbatean pseudo-messiah Jakob Frank, whose luxurious court was
visited by thousands of "Frankists" (1788-91) and maintained by his
daughter Eva after he died (1791-1817). Wolf Breidenbach, the wealthiest and
most influential German Jew of his time, succeeded in having the shameful "body
tax" (Leibzoll) abolished in 1805. Numbering 1,078 (over 6 % of the
total) by 1861, the community maintained its ties with Frankfurt Jewry and
members promoted the growth of local industries (textiles and footwear). While
the noted Jewish thinker Salomon Formstecher was rabbi (1842-1889), Liberal
Judaism became predominant and 25 local families established an Orthodox
congregation in 1862 without seceding from the community. A modern synagogue
center was built in 1913-16. Prior to Worldwar I, the number of East European
Jews (Ostjuden) rose to 1,131 (48 % of the Jewish population). Efforts
were made to westernize the newcomers and provide their children with vocational
training. Branches of the Alliance Israelite Universelle, Central Union (C.V.),
German Zionist Organization, Jewish War Veterans Association, and other national
bodies were founded during the Weimar Republic. Jews also made important
contributions to civic and cultural life, journalism and politics. Max Dienemann,
a leading figure in the World Union for Progressive Judaism, served as the
community's rabbi (1919-38). In 1927 a beautifully illustrated Offenbach
Haggadah was published by Siegfried Guggenheim. Most Orthodox Jews and many
active Zionists were Ostjuden. In March 1933, the Jewish population still
numbered 1,435. Immediately after Hitler's rise to power in 1933, Jews and
anti-Nazis were dismissed from public employment. Boycott measures grew more
severe and the community was forced to open its own day school in 1934. Having
lost their German citizenship, "foreign" Jews were driven across the
Polish border and most Jewish businesses firms were "Aryanized" by May
1938. During the Kristallnacht pogrom (9-10 November 1938), stormtroopers
made a bonfire of Torah scrolls and prayer books. They then set fire to the main
synagogue (causing only minor structural damage) and vandalized Jewish property.
Over 140 Jews were imprisoned for a time in the Buchenwald and Dachau
concentration camps. By 22 April 1941, 807 Jews had emigrated to the United
States, England, Palestine, and other countries. The 344 who still remained in
February 1942 were mostly deported to the Theresienstadt ghetto and Auschwitz.
Altogether, 400 Jews are known to have perished in the Holocaust. Revived after
Worldwar II, the community numbered 662 in 1970.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|