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im Kreis Offenbach"
Offenbach
am Main (Kreisstadt, Hessen)
Jüdische Geschichte / Synagoge
nach 1945
Hinweis: Zur jüdischen Geschichte in Offenbach im 19./20.
Jahrhundert (bis 1938/45) bestehen
weitere Seiten:
Übersicht über diese Seite:
Zur Geschichte der jüdischen
Gemeinde nach 1945 - Jüdische Gemeinde Offenbach K.d.ö.R.
Nach 1945 konnte eine - zunächst nur kleine
- jüdische Gemeinde wiederbegründet werden. Ende Mai 1945 war als erster der
früheren jüdischen Einwohner Chaim Tyson zurückgekehrt. Er war ursprünglich
polnischer Staatsbürger, lebte aber bereits seit 1920 in Offenbach. Eine Liste jüdischer
Einwohner nennt einige Wochen später 23 Personen, von denen nur zwei bereits
früher in Offenbach ansässig waren. Die anderen Personen kamen aus dem Kreis der sogenannte
jüdischen
"Displaced Persons".
Die Jüdische DP-Gemeinde / Jewish DP Community war 1945 eröffnet
worden und wurde schon im Folgejahr 1946 in die deutsche Jüdische Gemeinde
Offenbach integriert. Zu ihr gehörten im November 1945 35 Personen, im März 1946
50, im September 1946 50, im Mai 1947 60, im August 1947 51, im Januar 1948 149.
im Oktober 1948 80, im März 1950 51 Personen. Vorsitzender der DP-Gemeinde wie
auch der deutschen jüdischen Gemeinde war Max Willner. Das Gemeindezentrum der
DP-Gemeinde war in der Kaiserstraße 106 / Goethestraße 1-5.
Informationen zur DP-Gemeinde Offenbach:
https://www.after-the-shoah.org/offenbach-juedische-dp-gemeinde-jewish-dp-community/
Der obrn genannte Chaim Tyson erhielt mit Unterstützung des jüdischen US-Soldaten
Sergeant Sally Landau die Genehmigung zur Gründung einer neuen jüdischen
Gemeinde und zur Einrichtung eines Betraumes (s.u.). Ende 1945 gehörten (noch
ohne die "Displaced Persons") etwas
mehr als 30 Personen zur jüdischen Gemeinde, darunter auch Max Willner, der
erster Gemeindevorsitzender wurde. Davon lebten elf außerhalb
Offenbachs, in Weiskirchen,
Seligenstadt,
Langen und
Mühlheim. Am 2. Oktober
1945 fand eine erste jüdische Gemeindesitzung statt. Zwei Tage zuvor war am 30.
September 1945 in einer Feier Sergeant Sally Landau verabschiedet
worden. Bei dieser Veranstaltung nahmen sämtliche Gemeindemitglieder sowie
etwa 200 jüdischen Damen und Herren von der Militärregierung wie auch der
damalige Frankfurter Rabbiner Dr. Neuhaus teil.
In den 1950er-Jahren ging die Zahl der Gemeindeglieder der jüdischen
Gemeinde Offenbach langsam zurück, sodass man bereits an eine bevorstehende
Auflösung der Gemeinde dachte: von 1949 ca. 175 auf 1958 ca. 90 Gemeindeglieder.
In den 1960er-Jahren war Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Offenbach
weiterhin Max Willner, seine Stellvertreter Ignaz Jakubowitz und Chaim Tyson.
Die Zahl der Gemeindeglieder stieg wieder an: 1966 zählte die Gemeinde insgesamt
277 Mitglieder, zehn Kinder erhielten Religionsunterricht. Ende 1969 war die
zahlenmäßige Stärke der jüdischen Gemeinde Offenbach 499. 1970 662, 1971 690.
In den 1990er-Jahren erfolgte ein Zuwachs von neuen Gemeindegliedern aus den GUS-Staaten. Der Gemeinde gehörten
2011 etwa 830 Personen an, 2016 etwa 800. Sitz der Gemeindeverwaltung ist bei
der Synagoge in der Kaiserstraße 109. Neben der
Synagoge bestehen an Einrichtungen: ein Kindergarten, eine Gemeindebibliothek,
eine koschere Küche im Gemeindehaus, ein Jugendzentrum "Darkejnu" sowie ein
Seniorenclub, ein Frauenclub, ein Schachclub und Schach für Kinder, eine
Tanzgruppe, eine WIZO-Gruppe und ein Chor. Religionsunterricht wird Kindern und
Jugendlichen erteilt.
Derzeitige Gemeindevorsteher (2020) sind Prof. Alfred Jacoby
(Vorsitzender seit 1994) und Mark Dainow (stellvertretender Vorsitzender).
2020 umfasst die Gemeinde je nach Zählung zwischen 800 und 1000
Mitglieder, von denen die Hälfte seit den 1990er-Jahren aus den ehemaligen
GUS-Staaten eingewandert ist.
Rabbiner der Gemeinde ist seit 1998 Menachem Mendel Gurewitz (vgl. Website www.chabadoffenbach.de/).
Kontakt zur
Gemeinde über E-Mail: info[et]jgof.de (Ansprechpartner Henryk Fridman).
Aktuelle Informationen zur jüdischen Gemeinde Offenbach in der Website des
Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Hessen:
https://lvjgh.de/gemeinden/offenbach/aktuelles/
Persönlichkeiten
Max
Willner (geb. 1906 in Gelsenkirchen, lebte später in Berlin und war von
1939 bis 1945 in verschiedenen Lagern inhaftiert (Sachsenhausen, Auschwitz,
Flossenbürg und Dachau). Nach seiner Rückkehr war Max Willner von 1946 bis
1952 als Stadtamtmann in Offenbach (Stadtkrankenhaus) tätig. Von 1954 bis
1957 war er Direktor des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Hessen
und von 1959 bis 1979 Direktor der Zentralwohlfahrtsstelle sowie seit 1964
Geschäftsführer des jüdischen Gemeinde-Fonds Hessen, Württemberg, Baden
usw.. Max Willner, der Zeit seines Lebens Vorsitzender der neuen jüdischen
Gemeinde Offenbachs blieb, starb 1994 in Offenbach. 1993 wurde ihm die
Ehrenbürgerwürde Offenbachs verliehen. In Offenbach ist ein Platz nach ihm
benannt.
(Foto aus Arnsberg Bilder S. 174) |
|
Prof.
Dr. Herbert Lewin (geb. 1899 in Schwarzenau/Ostpreußen): als Arzt 1923
bis 1937 in Berlin tätig, von 1937 bis 1941 Chefarzt des Jüdischen
Krankenhauses in Köln. Von 1941 bis 1945 im Konzentrationslager. Ab 1946
zunächst tätig an der Universitäts-Frankenklinik in Köln. Seit 1950 war er
als Frauenarzt und Direktor der Städtischen Frauenklinik in Offenbach tätig,
gleichzeit als Professor an der Universität Frankfurt. Seit 1957 war er
Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Hessen. In den
1960er-Jahren Mitglied des Direktoriums des Zentralrates der Juden in
Deutschland (Vorsitzender); auch Mitglied des Bundesgesundheitsrates,
Vorsitzender beim Keren Hayessod und ab 1955 Präsident der Jugend-Alijah in
der Bundesrepublik. Er lebte in
Heusenstamm.
(Foto aus Arnsberg Bilder S. 175) |
|
Prof. Alfred Jacoby (geb. 1950 in
Offenbach als Kind polnischer Holocaust-Überlebender): aufgewachsen in
Offenbach, dann Frankfurt, Schulbesuch in England, Studium an der Cambridge
University und der ETH Zürich; Architekt, zunächst in Österreich, seit 1980
eigenes Architekturbüro in Frankfurt am Main; langjähriger Prof. für
Architektur an der Hochschule Anhalt, Gründer und Leiter der "Dessau
International Architecture Graduate School". Jacoby baute insbesondere
zahlreiche Synagogen im In- und Ausland: 1988
Darmstadt, 1994
Heidelberg, 1995 Aachen, 1997
Offenbach am Main, 2000 Kassel, 2002
Chemnitz, 2009 Park City, Utah / USA, 2008-10 Osnabrück, 2011
Speyer, 2013 Trauerhalle Jüdischer
Friedhof Bremen; geplant: Dessau und Baden-Baden. Seit 1998 ist Jacoby
Vorsteher der jüdischen Gemeinde Offenbach.
Vgl. Artikel von Neli Mihaylova in Echo-online.de vom 13. Januar 2018: "Der
Frankfurter Architekt Alfred Jacoby hat zahlreiche Synagogen in Deutschland
entworfen, darunter die in Darmstadt..."
Link zum Artikel
Vgl. Artikel in der Website von offenbach.de: "Prof. Alfred Jacoby: 'In
Offenbach gibt es einfach ein Verständnis für jüdisches Leben'..."
Link zum Artikel |
Zur Geschichte der Synagoge
Vgl. hierzu der Beitrag: Ein
fast uferloser Optimismus - Offenbachs Synagogen nach 1945
(in der Website der Max Dienemann / Salomon Formstecher Gesellschaft Offenbach
e.V. und in der
Website der Stadt Offenbach)
Nach 1945 richtete die neu entstandene jüdische Gemeinde im ehemaligen
Schulraum im früheren Synagogengebäude an der Goethestraße einen Betsaal
ein. Dieser wurde am 20. Juli 1945 eingeweiht; am Gottesdienst nahmen jüdische
US-Soldaten und Vertreter der Behörden wie der christlichen Kirchen teil. Die
Stadt Offenbach bot der Gemeinde bereits 1946 an, eine neue Synagoge zu bauen.
In der Annahme, dass auch die wenigen Juden Offenbachs alsbald Deutschland
verlassen würden, lehnte der damalige Gemeindevorstand das Angebot ab. Zwei
Jahre später wiederholte die Stadt ihr Angebot, was schließlich zum Bau der
neuen Synagoge führte:
1955 bis 1956 konnte unter dem Gemeindevorsitzenden Max Willner eine neue Synagoge
auf einem Gartengrundstück gegenüber der alten Synagoge erbaut werden. Sie wurde
am 2. September 1956 eingeweiht, zwei Wochen vor Rosch HaSchana, dem
Neujahrsfest. Architekt dieser Synagoge war Hermann Zvi Guttmann, einer
der wichtigsten Synagogenbauern nach 1945. Es war die erste neu eingeweihte Synagoge in Hessen nach der Shoa.
Es handelte sich um ein relativ kleines Bethaus mit 90 Plätzen. Mitte der
1990er-Jahre wurde die Synagoge unter Denkmalschutz gestellt, nachdem im Blick
auf Neubaupläne zunächst auch ein Abriss der Synagoge überlegt wurde.
Nach der starken Zuwanderung in den 1990er-Jahren reichte die Synagoge nicht
mehr aus. 1997 bis 1998 wurde sie nach Plänen des Gemeindevorsitzenden
und Architekten Prof. Alfred Jacoby umgestaltet und erweitert. Der
Synagogenraum wurde auf 160 Plätze erweitert.
Weitere Informationen zur Architektur siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Neue_Synagoge_(Offenbach_am_Main)
Adresse/Standort der Synagoge: Kaiserstraße
109
Fotos
Einzelne Presseberichte
Juni 2018:
Der jüdische Kindergarten steht
unter Polizeischutz |
Artikel von Fabian Scheuermann in der
"Frankfurter Rundschau" vom 16. Mai 2018: "Kinder in Offenbach.
Kindergarten steht unter Polizeischutz
Auch Eltern anderer Religionen schätzen die jüdische Kindertagesstätte in
Offenbach, auch wenn sie mit ihren Kindern eine Sicherheitsschleuse mit
Wachdienst passieren müssen.
In Israel wird dieser Tage der erste Weizen geerntet. Zeit also, Schawuot zu
feiern – eine Art jüdisches Erntedankfest. Auch in Offenbach ist das so. In
der Kita der jüdischen Gemeinde in der Kaiserstraße haben die Kinder aus
diesem Grund mediterrane Früchte wie Oliven, Datteln, Feigen und Granatäpfel
gemalt und mitsamt ihrer hebräischen Bezeichnungen an die Wand des hellen
Flures im Kindergarten geklebt. Am Freitag wird dann Schawuot gefeiert – mit
Gesang, Bastelei und Käsekuchen für alle. Und natürlich mit jüdischen
Geschichten. 'Wir sind offen für alle Familien, die unsere Abläufe
akzeptieren', sagt Rimma Jumaschev, die in dem Kindergarten seit seiner
Eröffnung vor zwanzig Jahren arbeitet und ihn seit zehn Jahren leitet.
'Unsere Abläufe', das heißt: Hier werden keine christlichen Feste wie
Weihnachten gefeiert, sondern jüdische wie Purim oder Pessach. Auch die
jüdische Geschichte lernen die Kinder zwischen drei und sechs Jahren
spielerisch kennen und es werden Lieder auf Hebräisch gesungen. Doch nur
etwa ein ein Viertel der 40 Kinder kommt aus jüdischen Familien. Der Rest
ist christlich, atheistisch oder muslimisch. Muslimische Eltern schätzten an
dem Kindergarten unter anderem, dass es dort kein Schweinefleisch gibt,
erzählt der geschäftsführende Vorstand der jüdischen Gemeinde in Offenbach,
Henryk Fridman. Wenn man ein solch friedliches Miteinander der Religionen
bereits in der Kita mitbekommen hat, präge das die Art und Weise, wie man
später mit anderen Weltanschauungen umgehe, sagte am Dienstag Hessens
Integrationsminister Stefan Grüttner bei einem Besuch der jüdischen Kita
zusammen mit Kultusminister Alexander Lorz (beide CDU). Jüdische Gemeinden
setzten sich hessenweit für das friedliche Miteinander der Religionen ein,
sagte der Kultusminister. Zwanzig Jahre nach seiner Gründung ist der kleine
jüdische Kindergarten auf dem Gelände der Synagoge in der Offenbacher
Kaiserstraße nicht mehr aus der Kita-Landschaft in der Stadt wegzudenken.
Doch zur Normalität gehören hier nicht nur Kinder 'aus aller Herren Länder',
wie die aus Moldawien stammende Rimma Jumaschev es ausdrückt – sondern auch,
dass vor dem Gebäude stets ein Polizeiwagen steht. Und morgens müssen die
Kinder mit ihren Eltern eine Sicherheitsschleuse mit Wachdienst passieren.
Von außen ist der Kindergarten kaum als solcher zu erkennen. 'Wir wollen die
Kita nicht abschotten, aber wir müssen uns einfach schützen', sagt Fridman.
Er sagt aber auch, dass es seinem Eindruck nach in Offenbach weniger offen
zur Schau gebrachten Antisemitismus gebe als in anderen Städten. Das sagt
er, obwohl Offenbachs Rabbiner Mendel Gurewitz – der mit seinem langen Bart
und dem großen schwarzen Hut eine auffällige Erscheinung ist – schon
mehrfach auf der Straße angepöbelt wurde. Schlagzeilen machte ein Vorfall
vor fünf Jahren im Komm-Einkaufszentrum, wo Gurewitz von Jugendlichen
beleidigt, verfolgt und körperlich bedrängt wurde. Auf Vermittlung der
Polizei lud die jüdische Gemeinde die geständigen Täter später ins
Gemeindezentrum ein. 'Das war ein Aha-Erlebnis', sagt der Vorsitzende der
jüdischen Gemeinde in Offenbach, Alfred Jacoby – und ergänzt: 'Das war
wirklich gut.' In der Kita selbst merkt man nichts von den
Sicherheitsvorkehrungen. Doch der verfügbare Platz auf dem Gelände der
Gemeinde ist beschränkt: So reicht der kleine Spielbereich mit Sandkasten
und Spielgerät bis zur Synagoge heran. 'Wir würden hier gerne eine
Krabbelstube einrichten, aber dafür fehlt uns einfach der Platz', sagt
Henryk Fridman. Und eine Erweiterung außerhalb des Geländes sei wegen der
nötigen Sicherheitsmaßnahmen nicht möglich. Was aber geht, ist eine
Erneuerung von innen: Aus Anlass des zwanzigjährigen Bestehens der Kita hat
der Gemeindevorstand Anfang des Jahres in neue Tische, Stühle und in große
neue Spielmöbel aus Holz investiert."
Link zum Artikel |
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September 2018:
Eine neue Torarolle wurde für die
Synagoge geschrieben
|
Artikel
von Jan Schuba in der "Offenbacher Post" (op-online.de) vom 4.
September 2018:
"500 Buchstaben fürs 'volle Herz'. Vollendung der Thora-Rolle im
Rathaus
Offenbach - Ein ganz besonderes Geschenk haben Mitglieder der jüdischen
Gemeinde anlässlich des Dienstjubiläums von Mendel Gurewitz gemacht: Über
eine neue Thora-Rolle darf sich der Rabbiner freuen, der die Offenbacher
Gemeinde seit nunmehr 20 Jahren leitet.
Die Übergabe gestaltete sich als besonderer Akt. Die Gesetzesrolle mit 55
Abschnitten und mehr als 600.000 handgeschriebenen Buchstaben wurde erst
kurz vor der Überführung in die Synagoge gemäß jüdischer Tradition mit Feder
und Tinte zu Ende geschrieben. Dieses ebenso feierliche wie fröhliche und
gesellige Ereignis fand im Foyer des Rathauses statt, bevor die Rolle in die
Neue Synagoge an der Kaiserstraße gebracht wurde. Natürlich sind zahlreiche
Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Offenbach und weitere Mitglieder und
Vorsitzende von Gemeinden in ganz Hessen in Offenbach zugegen, um das
Jubiläum von Rabbi Gurewitz samt Thora-Fertigstellung zu feiern. Neben
Offenbacher Stadtprominenz aus dem Rathaus ist Hessens Sozialminister Stefan
Grüttner zu Gast. Aber auch Rabbiner und Thora-Gelehrte aus ganz Deutschland
sind zum Mitfeiern gekommen. 'Wir sind alle daran beteiligt, denn es ist uns
wichtig, dass das jüdische Leben hier in Offenbach wieder präsent ist', sagt
Avichai Apel, Rabbiner der jüdischen Gemeinde in Frankfurt. Mendel Gurewitz
ist täglich aktiv in der Stadt, nicht nur, um sich um seine Gemeinde zu
kümmern und sie zu stärken, sondern auch, um das Verständnis zwischen den
Religionen und Kulturen zu fördern. Die Thora-Rolle ist der heiligste und
somit wichtigste Gegenstand, der in einer Synagoge zu finden ist: 'Die Thora
entspricht den fünf Büchern Moses im Alten Testament', erläutert Avichai
Apel, 'es ist das Buch, das die Juden von Gott am Berg Sinai erhalten haben
und das das Judentum als Eckstein genommen hat.' Seitdem habe sich die
Schrift bis heute nicht verändert. Den Juden bedeutet die Thora Lehre und
Tradition: 'Dort sammeln sich die Gebote und die Geschichte über unsere
Geschichte.' Mit der Hand werden die Abschnitte der Thora auf eine
Pergamentrolle geschrieben. Kurz vor dem Ende wird zunächst auf etwa 500
Zeichen verzichtet. Dann gibt man Menschen bei einer Zeremonie die Ehre, das
Dokument zusammen zu vollenden. Nur durch das gemeinsame Beenden der Schrift
gewinne die Thora sozusagen ihr volles Herz: 'Wir haben eine ganz wichtige
Regel', erzählt Apel, 'eine Thora-Rolle, in der auch nur ein Buchstabe
fehlt, ist nicht koscher.' Die Verse, die an diesem Sonntag vervollständigt
werden, erzählen von der letzten Lebenssituation Mose und der Lage nach
seinem Tod: Das Volk verabschiedet sich von seinem Anführer, dessen Stärke
nicht nur für seine gegenwärtigen Anhänger von Bedeutung ist, sondern auch
für die vielen nachkommenden Generationen. Ein professioneller Schreiber
trägt die Schriftzeichen mit dem Federkiel auf das Pergament auf: Jeder
Besucher, der möchte, darf den Schreiber beauftragen, in seinem Namen
Buchstaben zur Vollendung der Thora-Rolle hinzuzufügen. Nachdem das
Schriftstück vollendet ist, wird es in die Synagoge gebracht, wo es sein
endgültiges Zuhause findet. Dreimal in der Woche wird die Thora
hervorgeholt, um daraus zu lesen: montags, donnerstags und, am wichtigsten,
am Sabbath – das ist im Judentum der siebte Wochentag, an dem keinerlei
Arbeit verrichtet werden darf. 'Dann interpretiert man, man lernt daraus und
lässt sich davon inspirieren', erzählt Avichai Apel über die Lesungen am
Sabbath, der am Abend eines Freitags beginnt und bis zum Sonnenuntergang des
Samstags dauert. Die neue Thora ist jetzt ein besonderer Schatz in der Neuen
Offenbacher Synagoge an der Kaiserstraße. Sie war die erste Synagoge, die
nach dem zweiten Weltkrieg in Hessen entstand. Erbaut wurde sie 1956,
nachdem die alte Synagoge, das heutige Capitol-Theater, 1938 von den Nazis
geschändet wurde und nach Rückübergabe an die jüdische Gemeinde nicht mehr
zu ihrem ursprünglichen Zweck zu nutzen war."
Link zum Artikel |
|
Vgl. Aktuelle Berichte in der Website des
Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in Hessen:
https://lvjgh.de/gemeinden/offenbach/aktuelles/
|
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II. S. 176-180. |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 158-176. |
| Ernst Roth: Die Juden im 1000-jährigen Offenbach am
Main. In: UDIM VII-VIII. 1977/78. Frankfurt am Main S. 159-174. |
| K. Werner: Zur Geschichte der Juden in Offenbach am Main.
Offenbach 1988. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 49-57. |
| Moritz Neumann (Hrsg.): Max Willner - Würdigung
eines verdienten Mannes. Frankfurt am Main / Albsach 1991.
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Offenbach am
Main Hesse. Revived after
Worldwar II, the community numbered 662 in 1970.
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