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Reichmannsdorf (Stadt
Schlüsselfeld, Kreis Bamberg)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
(english
version)
In Reichmannsdorf bestand eine jüdische Gemeinde bis
1907. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück.
Erstmals werden 1779 Juden am Ort genannt, doch waren schon einige Jahrzehnte zuvor
jüdische Familien am Ort, da die Synagoge 1824 auf ein Alter von 100 bis 150
Jahren geschätzt wurde. Die jüdischen Familien standen unter dem Schutz der
Freiherren von Schrottenberg, die Reichmannsdorf 1689/92 erworben
hatten.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Zahl der jüdischen
Einwohner wie folgt (1813/24 wurden 13 Matrikelstellen festgeschrieben):
1809 39 jüdische Einwohner (10,4 % von insgesamt 376 Einwohnern), 1824 67 (14,3
% von 467), 1840 63 (10,1 % von 625), 1852 59 (10,0 % von 589), 1875 53 (7,8 %
von 679), 1890 24 (4,5 % von 529), 1900 19 (3,6 % von 531), 1910 9 (1,6 % von
560).
Die jüdischen Familien lebten zunächst überwiegend vom Vieh- und
Schnittwarenhandel. Mitte des 19. Jahrhunderts gab es auch je einen jüdischen
Metzger, Maurer, Schneider, Seifensieder, Schuhmacher. Die Familien lebten
überwiegend in wirtschaftlich einfachen Verhältnissen. Seit Mitte des 19.
Jahrhunderts gab es in Reichmannsdorf ein für den Ort wichtiges Kaufhaus von
Simon Hirnheimer, später Sigmund Hirnheimer.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule (im
Synagogengebäude), ein rituelles Bad (war vermutlich bei der Synagoge, nach
1952 abgebrochen) und seit 1840 ein eigener Friedhof.
Seit 1780 gehörte die Gemeinde einige Jahre zum Landesrabbinat Bamberg, seit 1827 zum neugeschaffenen Bezirksrabbinat in
Burgebrach (bis 1906, danach wieder
Bamberg). Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der meist
zugleich als Schächter und Vorsänger fungierte. Es werden als Lehrer genannt:
1813 Asur Löw, 1824 Eisig Wohl, 1859-1879 Samuel Maas (unterrichtete 1869 12
Schüler, vgl. unten die Gedichte von ihm), 1881/82 Samuel Elias Braude, 1882-1885 Mayer Beer Blumenthal, danach
Joseph Fleischmann, 1887-1894 Vertretung durch die Burgebracher Lehrer,
1894-1905 Jacob Haas aus Mühlhausen, 1906-1907 Philipp Grünbaum aus
Burgebrach.
Als
Vorsteher der jüdischen Gemeinde sind bekannt: bis 1843 Mantel
Wortsmann, von 1843 bis nach 1898 Salomon Wortsmann.
Nachdem die Zahl der jüdischen Gemeindeglieder 1907 auf nur noch etwa 10
Personen zurückgegangen und die Gemeinde Reichmannsdorf aufgelöst worden war, wurden
die letzten jüdischen Einwohner der Gemeinde Burgebrach
zugeteilt. 1924 gehörten drei jüdische Personen aus Reichmannsdorf zur
Gemeinde Burgebrach.
Im Ort lebte bis Oktober 1939 nur noch das Ehepaar Sigmund und Hannchen
Hirnheimer. Sigmund Hirnheimer war Inhaber des oben bereits genannten Kaufhauses
Hirnheimer. Auf Grund seiner 30jährigen Mitarbeit bei der Feuerwehr als Kassier
und/oder Schriftführer wurde er noch 1934 zum Ehrenmitglied bei der Feuerwehr
Reichmannsdorf ernannt.
Von den in Reichmannsdorf geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Ferdinand Blum
(1889), Louis Blum (1887), Rosa Blum (1894), Hanna Hirnheimer (1865), Sara
Kahlenberg geb. Wortsmann (1873), Meta Katz geb. Schwed (1881), Hugo Schwed
(1898), Isabella (Bella) Schwed (1884), Julia Stein geb. Schwed (1890), Paula
Stern geb. Schwed (1897).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1879 /
1885 / 1886
Die Ausschreibungen von 1879 (nach dem Weggang von Lehrer
Samuel Maas) und
1885 (nach dem Weggang von Lehrer Blumenthal) waren wie folgt formuliert:
Anzeige in der Zeitschrift
"Der Israelit" vom 31.12.1879: "Lehrer gesucht. Durch
Übersiedelung des Herrn Lehrer Maas (statt Haas) von hier nach
Mellrichstadt, welcher
bereits 20 Jahr hier die Lehrer- und Vorsängerstelle mit großem Fleiß
versah, wird diese Stelle bis 1. Februar 1880 vakant. Bewerber um die
Stelle, welche nebenbei den Schächterdienst zu versehen haben, empfangen
nebst schöner Wohnung und Garten am Hause sowie Vergütung für Holz
einen festen Gehalt von jährlich M. 384 sowie einen Nebenverdienst von
ca. M. 150 und ist Gelegenheit geboten, Privatinstruktion zu geben. Nur
geprüfte Kandidaten wollen sich melden.
Reichmannsdorf bei Bamberg, 23. Dezember 1879. Salomon Wortsmann, Kultusvorstand". |
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Anzeige in der Zeitschrift
"Der Israelit" vom 1. Juni 1885: "Die hiesige
Religionslehrer-, Vorsänger und Schächterstelle, welche einen Gehalt von
ca. M. 500 trägt, ist vom 1. Aug. dieses Jahres an wieder zu besetzen.
Unverheiratete Bewerber um dieselbe (Ausländer ausgeschlossen) wollen
ihre diesbezüglichen Zeugnisse an den Unterzeichneten franco
einsenden.
Reichmannsdorf, 27. Mai 1885. Salomon Wortsmann, Kultusvorstand". |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. September 1886:
"Die hiesige Religionslehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle ist
sofort zu besetzen. Fixer Gehalt 400 Mark, Nebeneinkünfte an 75 Mark
nebst freier Wohnung und schönem Garten. Berücksichtigt werden nur
solche, die von einem orthodoxen Rabbiner Kabbala haben oder erlangen
können. Reisespesen werden nur dem Gewählten vergütet.
Reichmannsdorf bei Bamberg. Der Vorstand der Gemeinde Salomon
Wortsmann." |
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Wechsel im Vorsteheramt (1898)
Beide werden in einem
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Januar 1898 genannt:
"Reichmannsdorf, 20. Januar (1898). Jüngst lief durch die Zeitungen die
Meldung von einem seltenen Synagogenvorsteher-Jubiläum. Jenes Jubiläum hat
hier seinen Rekord gefunden. Unter dem 17. August 1843 hat das damalige
Freiherrlich von Schrottenberg'sche Patrominalgericht bekannt gegeben, dass nach
dem Ableben des Mantel Wortsmann, dessen Sohn Salomon Wortsmann dahier zum
Synagogen-Vorsteher erwählt worden ist. Herr Salomon Wortsmann waltet dieses
Amtes heute noch, trotz seiner 86 Jahre rüstig und frisch". Unterbrochen
war die
Vorsteherzeit von Salomon Wortsmann nur vorübergehend um 1851 durch Joseph Ehrlich. 1904 bis 1907 war
letzter Gemeindevorsteher Elias Hirsch.
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Zum
Tod von Sara Hirnheimer geb. Zeiller im Oktober 1897 (Frau des Kaufmanns Simon
Hirnheimer, Mutter des Kaufmanns Sigmund Hirnheimer s.o.):
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. November 1897:
"Reichmannsdorf bei bei Bamberg, 31. Oktober 1897. Der unerbittliche Tod
hat in die kleine Schar der hiesigen Glaubensgenossen eine schmerzlich
empfundene Lücke gerissen. Die in weiteren Kreisen bestens bekannte und wegen
ihres sprichwörtlich gewordenen mildtätigen Sinnes allgemein verehrte Witwe
Sara Hirnheimer - sie ruhe in Frieden - ist am vergangenen Freitag Abend
einem Schlaganfall erlegen. Mit der gewohnten, längst liebgewordenen Lektüre
des 'Israelit' beschäftigt, fühlte sie plötzlich ein Unwohlsein und nach
wenigen Minuten hauchte die selig Entschlafene ihre reine Seele aus. Von
frühester Jugend von tiefer Frömmigkeit und dem eifrigen Streben nach
pflichtgetreuem Wandel beseelt, bildete die Erziehung ihrer Kinder im Verein mit
ihrem teueren Gatten seligen Angedenkens zu prinzipientreuen Jehudim ihre
vorzüglichste Lebensaufgabe. Ein Beispiel seltener Willensstärke in der
Betätigung religiöser Pflicht, bekundete die von unerschütterlichem
Gottvertrauen erfüllte Heimgegangene dadurch, dass dieselbe am verflossenen Jom
Kippurim (Versöhnungstag), ungeachtet eines hochgradigen Herzleidens,
welche ihr das Gehen äußerst beschwerlich machte, den beträchtlichen Weg zum Beit
HaKnesset (Synagoge) zurücklegte und daselbst vom frühen Morgen bis zum
Ausgange des heiligen Festtages in innigster Andacht verharrte. Mit sichtlicher
Befriedigung genügte die Verlebte der Mizwa HaKenesset Orachim (Gebot
der Gastfreundschaft). Von der hohen Achtung und Beliebtheit, welche die
Verblichene namentlich in den Kreisen der nichtjüdischen Bevölkerung ihres
Wohnortes genoss, legte die außerordentlich zahlreiche Beteiligung von Seiten
der letzteren bei der Beerdigung beredtes Zeugnis ab, wobei vielfach
Ausdrücke herzlichen Beileides vernehmbar wurden. Ihre Seele sei eingebunden
in den Bund des Lebens."
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Zur Geschichte der Synagoge
Nach einer Darstellung der
jüdischen Gemeinde von 1824 bestand die Synagoge damals bereits seit 150
Jahren, nach Angaben des Rentamtsverwalters seit mehr als 100 Jahren. Die
Synagoge wurde damit vermutlich um 1700 erbaut. Die von
Schrottenberg'sche Gutsherrschaft hatte sie für die jüdische Gemeinde
erstellen lassen und an sie vermietet. 1824 drohte die Schließung der
Synagoge, da die Gemeinde nach Ansicht der Behörden von einem Rabbiner betreut
werden sollte. In diesem Jahr wurde die Synagogengebäude von dem damaligen
Rentamtsverwalter der Gutsherrschaft so beschrieben:
"Dasselbe ist ein zweistöckiges Haus, mit der Vorderseite gegen Mittag
gerichtet. Der untere Stock enthält neben dem Hausplatze Stube, Küche und
Kammer und ist von der Judenfamilie Joseph Neuman bewohnt. Der mittlere Stock,
zu dem eine hölzerne Stiege führt, besteht aus zwei Abteilungen, und einem
kleinen Verschlag, von welchem aus der obere Boden betreten wird. Die eine
Abteilung des mittleren Stocks beiläufig 8 Schuh in der Breite und 18 Schuh in
der Länge, ist für die Weihe Schule eingerichtet, und von der anderen durch
eine Riegelwand getrennt, in welcher 8 Gitter von Holz angebracht sind, durch
welche die Einsicht in die größere Abteilung gestattet ist. An dieser Wand
sind acht Sitze angebracht, diesen gegenüber an der anderen Wand wieder 4 und
bei dem Eingang hinter der Türe wieder zwei Sitze. Die Deputierten der
Judenschaft bemerkten, wiederholt, dass dies ihre Weiberschule sei.
Die zweite Abteilung des mittleren Stock ist 21 Schuh lang, und beiläufig 16
Schuh breit. In diesem Gemache ist die Synagoge eingerichtet, denn es befindet
sich in derselben an der Hauptwand gegen Morgen in deren Mitte ein Behältnis
von Holz, mit zwei Türen, worin sich das Allerheiligste aufbewahrt befindet.
Diesem gegenüber in der Mitte ist ein Altar aufgerichtet und in dem übrigen
Raume dieses Gemaches sind die Stände für die männlichen Mitglieder der
hiesigen Judenschaft, an welchen sie ihr Gebet verrichten, aufgestellt, so wie
es in jeder Judenschule gebräuchlich ist.
Die 1824 aufgeworfene Frage nach einem zuständigen Rabbiner, die zur vorübergehenden
Schließung der Synagoge führte, konnte mit den Behörden erst 1827 geklärt
werden, nachdem Burgebrach zum Rabbinatssitz bestimmt werden war und sich die
Reichmannsdorfer Gemeinde zur Zahlung von Beiträgen an den dortigen Rabbiner
bereit erklärt hatten. Seit dem 18. September 1827 konnten in der
Reichmannsdorfer Synagoge wieder regelmäßig Gottesdienste abgehalten werden.
Am 31. März 1842 erwarb die jüdische Gemeinde das Synagogengebäude für
400 Gulden von der Gutsherrschaft.
Bei der Auflösung der jüdischen Gemeinde 1907 wurde der Wert der
Synagoge mit 1000 Mark angegeben. Am 3. Dezember 1926 wurde das Gebäude
für 2.500 RM an eine nichtjüdische Familie verkauft, von der es zu einem
Wohnhaus umgebaut wurde. Es sind keine Spuren mehr der früheren Nutzung
vorhanden.
Adresse/Standort der Synagoge: Judenhof 7,
Gebäude mit der alten Haus-Nr. 58
Fotos
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Das Gebäude der
ehemaligen Synagoge, zu einem Wohnhaus umgebaut (Foto links von 2004,
rechts vom März 2022)
(Foto: Jürgen Hanke, Kronach) |
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Gedichte von Religionslehrer Samuel
Maas, Reichmannsdorf
Chanukka-Lied
(veröffentlicht in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 24. Dezember 1862)
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Das Weihfestlied. (Maos Zur
Jeschuati). |
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Stimmt Brüder froh an
Festgesang, bei hellem Weihfestlichterschein;
Und jeder Trieb und jeder Hang Zur Traurigkeit soll ferne
sein.
Weilt oft auch Gottes Hilfe lang, So seid im Herzen nimmer
bang,
übt nur Geduld, Gott wird voll Huld,
Nicht sein mehr fern, Er hilft ja gern. |
In Persien dort im Exil, Da
litten durch Hamboses Sohn*,
Die Väter, ach, der Qualen viel Zum Tod bereitet alle schon;
Doch Gott, der wacht und schlummert nicht
Er rettete vom Bösewicht,
Mit Vaters Hand, Und ward erkannt,
als Israels Schild Stets gnädig mild.
Die Religion, das höchste Gut, Zu schützen sie, seid gern bereit, |
O denke Jakob doch
zurück wie schmählich im Egypterland
Dich Phar'o einst mit List und Tück ins harte Sklaven-Joch
gespannt:
Da nahte Gott mit Vaterblick und wendete das Missgeschick
Von dir dann ab, und ward dein Stab,
und hat vom Leid Dich schnell befreit. |
Es fließt' für sie des
Herzens Blut, Tut's Not, jetzt wie in jener Zeit; Besiegt war da die
Drachenbrut Der Griechenschar mit Löwenmut
Von Judas Stamm, Denn Glaubensflamm,
Erfüllt mit Lust Der Helden Brust |
Erzählt den Enkeln heut
davon, Wie groß einst war der Väter Qual
Und Schmach im Lande Babylon, Wohl wars für sie ein
Leidenstal
Wohl manches Herz verzagte schon
Da schaute Gott von seinem Thron Und ward voll Gnad Auf
dunklem Pfad Den Vätern Licht und Zuversicht. |
Ja heil'ge Glaubensflamme
glüh In Jakob's Kindern ewig fort,
Glüh Gottes Flamme; erlösche nie
Wie einst die Lamp' im Tempel dort; was Gott den Vätern einst verlieh,
Sein Wort, o übt es spät und früh
Harrt Brüder aus Gott führt's doch aus,
Dass Er allein, wird König sein |
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*Haman Sohn Hamboses |
Sehnsucht (aus der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 13. Mai 1863)
|
Sehnsucht.
Kennst du das Land? das einst so schöne Land?
Das heil'ge, das Wunderland genannt!
Weil dort zum Staunen Großes einst geschah,
Wie schrecklich liegt es jetzt verödet da,
Und dem Vulkane gleich, ist's ausgebrannt!
Wohl geht sein Missgeschick mir schmerzlich nah;
Darob ich ruf: O mög es wieder blüh'n!
Dahin, dahin, möchte im Triumph ich zieh'n! |
Kennst du das Volk, das Volk des
Herrn genannt,
Weil freundlich Er zu ihm sich einst gewandt,
Da Er sich ihm gezeigt auf Sinai? Ha!
Ihm ward ein Loos, wie's keinem Volk geschah,
In alle Welt zerstreut ist's jetzt, verbannt!
Wohl geht sein Missgeschick mir schmerzlich nah,
Darob ich ruf; O möchte sein Glück doch blüh'n!
Und im Triumph mit ihm ich heimwärts zieh'n!
Reichmannsdorf, den 4. Februar 1863.
S. Maas, Religionslehrer. |
Kennst du die Stadt, die einst so schöne
Stadt,
Wo Er, der einige Gott, gethronet hat,
Die Salomo und David krönen sah?
Wie liegt sie jetzt so einsam trauernd da;
Von alter Herrlichkeit nur schimmernd matt;
Wohl geht ihr Missgeschick mir schmerzlich nah,
Darob ich ruf: O, möcht ihr Glück doch blüh'n!
Dahin, dahin möcht im Triumph ich zieh'n! |
|
"Sabbat-Mahlzeit-Lied" (aus der Zeitschrift "Der
Israelit" vom 13. Mai 1863:
|
Sabbath-Mahlzeit-Lied.
Wenn am Sabbath fromm wir rasten,
Uns mit Sorgen nicht belasten.
Gnädig, traun, vor Leid', Gefahren;
Wird der Herr uns dann bewahren. |
Ja, Bedrängter, komm zu Tische!
Iss vom Wein, vom Fleisch und Fische!
Die der Güter wenig haben:
Soll des Reichen Spende laben. |
Allen wird Gott Glück verleihen,
Die den Sabbath nicht entweihen,
Das Gesetz an ihm ergründen,
Im Gebet Erhebung finden. |
In des Fisches Eingeweide
Fand ein Mann zu seiner Freude,
Weil den Sabbat fromm er ehrte:
Eine Perl von hohem Werte. |
Tag des Heiles, lasst uns nennen
Ihn, den Sabbat, Ruh uns gönnen;
Von der Arbeit von Geschäften.
Ehren ihn aus allen Kräften. |
Nach der Werketag Getümmel
Freundlich kommt dann stets von Himmel
Zu Jeschuruns Kindern nieder
Sabbatruh, bringt Tröstung wieder. |
Manna, süße Himmelsspeise,
Fiel den Vätern auf der Reise
In der Wüst' vom Himmel droben,
Unser Speis auch kömmt von oben. |
Sabbat kommt im Brautgeschmeide
Und im heil'gen Feierkleide,
Abglanz ist er ew'gen Lebens,
Sabbat kommet nicht vergebens! |
Sabbatstag ist Bundeszeichen,
Lasst vom Bund uns nimmer weichen!
Und am heil'gen Tag der Weihe
Sich der Arme mit uns freue. |
Wie auf heil'gen Engelsschwingen,
Sabbat, feiertag uns bringen:
Edensvorschmack; Hochgenüsse,
Und aus bessern Welten Grüße! |
|
|
Darum lasst der Ruh uns pflegen,
Uns beglückt dann Gottes Segen,
Lasst Geschäft und Sorgen fahren
Und vor Leid wird Gott bewahren.
S. Maas, Religionslehrer. |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 147. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 220-221. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 255.
|
| Klaus Guth (Hg.) u.a.: Jüdische Landgemeinden in Oberfranken
(1800-1942). Ein historisch-topographisches Handbuch. Bamberg 1988. Zu
Reichmannsdorf S. 290-300 (mit weiteren Quellenangaben). |
| Johann Fleischmann: Mesusa 2. Spuren jüdischer
Vergangenheit an Aisch, Aurach, Ebrach und Seebach. Mühlhausen 2000.
Hierin u.a.: Reichmannsdorf 1939: Emigration von Sigmund und Hannchen
Hirnheimer. S. 195-204. |
| ders.: Mesusa 4. Lebensbeschreibungen und Schicksale.
Spuren jüdischer Vergangenheit an Aisch, Aurach, Ebrach und Seebach.
Mühlhausen 2004.
Hierin u.a.: Vorwort zur Lebensbeschreibung von Prof. Karl Friedrich Neumann.
und: Aus der Lebensbeschreibung von Prof. Karl Friedrich Neumann. S.65-89. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Reichmannsdorf Upper
Franconia. Jews are mentioned in 1779 and numbered 60 in 1867 (total 616). Just
two remained in 1933.
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