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Jüdische Geschichte / Synagoge
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Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Mellrichstadt lebten Juden bereits im Mittelalter. Ob es zur Bildung
einer Gemeinde mit eigenen Einrichtungen kam, ist nicht bekannt. Eine erste Verfolgung
traf die Gemeinde 1283, als am 31. März Nechemia b. Jechiel, Elieser
Sohn des Märtyrers Joez, Samuel b. Jechiel und Isaak b. Gerschom aus
unbekannten Gründen in Mellrichstadt verbrannt wurden. Auch von der Verfolgung 1298
("Rintfleisch"-Verfolgung) waren die Mellrichstädter Juden betroffen.
1367 wird in Fulda ein aus Mellrichstadt zugezogener Jude genannt.
Ansonsten hört man erst 1412 wieder von zwei in der Stadt lebenden jüdischen
Familien, die ihren Lebensunterhalt vom Geldverleih bestritten. In diesem Jahr
wurde ihr Schutzbrief durch den Würzburger Bischof um drei Jahre verlängert.
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in das 17. Jahrhundert
zurück. Seit 1655 werden Juden wieder in Mellrichstadt genannt. Im Laufe
der folgenden zweieinhalb Jahrhunderte entwickelte sich ein reges jüdisches
Gemeindeleben in der Stadt. Jüdische Gewerbetreibende hatten großen Anteil am
wirtschaftlichen Leben der Stadt. Ihre Wohnungen und Läden konzentrierten sich
seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der Hauptstraße.
Bei der Anlegung der Matrikellisten 1817 werden in Mellrichstadt auf
insgesamt acht Matrikelstellen die folgenden jüdischen Familienvorsteher
genannt (mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Moses Mandel (Handel mit
Schnitt- und Spezereiwaren, 64 Jahre, fünf Kinder), Löw Herz Heinemann
(Schmuserei und kleiner Handel mit Spezereiwaren, 57 Jahre, fünf Kinder),
Hirsch Herz Heinemann (Schmuserei, 53 Jahre, drei Kinder), Michael Mandel
Friedmann (Viehschlachten, 53 Jahre drei Kinder), Gerson David Sackie (Handel
mit Vieh und Schnittwaren (42 Jahre, sechs Kinder), Henne Heinemann, Witwe des
Feist Hirsch (Handel mit Schnitt- und Spezereiwaren, 60 Jahre, zwei Kinder),
Samuel Moses Rimpert (Handel mit Schnitt- und Spezereiwaren und mit Wolle (36
Jahre, zwei Kinder), Emanuel (zunächst: Mendel Moses) Mandel (Handel mit
Schnitt- und Spezereiwaren, 27 Jahre, ein Kind).
Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Zahl der jüdischen
Einwohner wie folgt: 1814 45 jüdische Einwohner (3,1 % von insgesamt 1.443
Einwohnern), 1837 50 (2,8 % von 1.810), 1839 zehn jüdische Familien, 1867 81 (4,2 % von 1.921), 1880 109 (4,9
% von 2.247), 1900 156 (7,7 % von 2.014), 1910 165 (7,6 % von 2.176). Seit
der Mitte des 19. Jahrhunderts (vor allem nach Wegfall des
"Matrikelparagraphen" 1861) waren in Mellrichstadt viele
Familien aus der Umgebung zugezogen, u.a. aus Mühlfeld,
Oberstreu
und Mittelstreu.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
Religionsschule, ein rituelles Bad und einen
Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. unten die
Ausschreibung der Stelle 1892). Von den Lehrern werden genannt: David Lehmann
(bis 1879, danach in Bad Brückenau, siehe
Text dort), 1879 Samuel
Maas, 1893 bis 1924 Viktor Gottlieb (vgl.
unten den Bericht zu seiner Beisetzung im Dezember 1924).
Die jüdische
Gemeinde gehörte von 1840 bis 1892/93 zum Rabbinatsbezirk Gersfeld,
danach zum Distriktsrabbinat Bad
Kissingen.
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1869 Carl Stern, um
1890/1892 Emil Stern, um 1908 R. Neuburger.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Leopold Adler (),
Ludwig Blum (geb. 23.12.1886 in Mellrichstadt, gef. 21.2.1917), Gefreiter Julius
Hellmann geb. 23.5.1884 in Burghaslach, gef. 13.11.1914), Siegfried Mantel (geb.
1.5.1888 in Mellrichstadt, gef. 13.11.1914), Albin Meyer (), Unteroffizier Max
Neuberger geb. 18.4.1890 in Mellrichstadt, gef. 22.8.1915), Siegmund Neuberger
(geb. 18.7.1896 in Mellrichstadt, gef. 7.10.1916), Moritz Neuberger (), Sally
Nussbaum (geb. 6.5.1883 in Kaltennordheim, gef. 16.6.1916), Moritz Sacki (geb.
1.6.1882 in Mellrichstadt, gef. 7.10.1916), Siegfried Sacki (geb. 14.3.1889 in
Mellrichstadt, gef. 18.8.1918). Ihre Namen stehen auf einer Metallplatte des
Gefallenendenkmales am Großenberg beim Bahnhof.
Um 1924, als 151 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden (6,9 % von
2.178), gehörten dem Synagogenvorstand an: Guido Prager, D. Nußbaum, Max
Lindau, Max Stern, Moses Neuberger, Lazarus Ottensoser, T. Weinberg. Lehrer und
Kantor war bis zu seinem Tod im Dezember 1924 der bereits genannte Viktor
Gottlieb. 1932 waren die beiden Synagogenvorstände Guido Prager und
Oskar Rosenthal; Lehrer und Kantor war inzwischen (seit 1924/25) Jacob Schloß. An jüdischen
Vereinen (Wohltätigkeitsvereine) gab es einen Israelitischen Männerverein
(Chevro Kadischo) und einen Israelitischer Frauenverein. Im
Schuljahr 1932/33 besuchten den jüdischen Religionsunterricht noch 12 Kinder.
1933 wurden noch 126 jüdische Einwohner gezählt. In den folgenden
Jahren ist ein Großteil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des
wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien
weggezogen beziehungsweise ausgewandert (im November 1936 noch 85, im Mai 1937
noch 75, am 1. Oktober 1938 69 jüdische Einwohner). Am 30. September 1938
kam es in Mellrichstadt zu schweren Übergriffen gegen die ortsansässigen
Juden. Die Initiative ging von deutschen Flüchtlingen aus dem Sudetenland aus,
die die Bürger der Stadt gegen die Juden aufhetzten und nach der Verwüstung
der Synagoge auch gegen jüdische Häuser vorgingen (s.u.). Bis 1942 haben 82 jüdische
Einwohner Mellrichstadt verlassen, 36 von ihnen sind emigriert. Von den letzten
jüdischen Einwohnern wurden 1942 24 nach Izbica bei Lublin/Polen deportiert und
ermordet, neun wurden im September 1942 in das Ghetto Theresienstadt verbracht.
Im "Rhön- und Streuboten" vom 22. Juni 1942 war schließlich in einem Bericht über einen Sommerdienstappell der Ortsgruppe der NSDAP zu lesen:
'Ortsgruppenleiter Schuhmann, Lehrer, verkündet als 1. Tagesordnungspunkt die erfreuliche Tatsache, dass Mellrichstadt nunmehr judenfrei
ist'.
Von den in Mellrichstadt geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945): Flora Adler (1884), Fromma (Frumet) Adler (1880),
Martha Benedick geb. Kahn (1894), Ida Blum geb. Gutmann (1861), Martha Blum geb.
Kahn (1894), Michael Blum (1855), Regina Brandus geb. Grünstein (1873), Rosa
Doege geb. Meyer (1881), Adelheid (Adele) Edelmuth geb. Ottensoser (1884), Hugo
Edelmuith (1884), Hugo Edelmuth (1900), Ilse Edelmuth (1923), Siegfried Edelmuth
(1912), Paula Eisemann geb. Ottensoser (1883), Frieda Friedmann geb. Frank
(1898), Ida Friedmann geb. Katzenstein (1875), Maier (Meier) Friedmann (1872),
Max Friedmann (1869), Jakob Goldbach (1862), Max Goldschmidt (1870), Paula
Gutmann geb. Adler (geb. ?), Regina Gutmann geb. Goldschmidt (1852), Babette
Hopfenmaier geb. Friedmann (1878), Beatrice Kahn geb. Freudenthal (1890), Jette
Kahn geb. Freudenberger (1872), Max Katz (1883), Philipp Katz (1879), Selma Katz
geb. Frühauf (1883), Paula Keller geb. Adler (1882), Hedwig Kirschner geb.
Sacki (), Klara Klemmann geb. Baumblatt (1869), Cywie Kleiner (1916), Sara Löb
geb. Neumark (1877), Helene Lonnerstädter (1896), Paul Lonnerstädter (1900),
Lucie (Luzi) Manne geb. Adler (1891), Alfred Mantel (1925), Bianca Mantel
(1893), Elise Mantel geb. Palm (1865), Grete(l) (Margarete) Mantel geb. Wolf
(1894), Hanna (Hannchen) Mantel (1860), Max Mantel (1883), Thekla Meininger geb.
Sacki (1890), Ludwig (Leo) Meyer (1879), Manfred Neuberger (1895), David
Nussbaum (1880), Luise Nussbaum geb. Wahlhaus (1879), Mathilde Ochs geb. Gutmann
(1867), Rosel Oppenheimer geb. Adler (geb. ?), Adolf Ottensoser (1890), Berta
Ottensoser geb. Mayer (1899), Betty Ottensoser geb. Rothstein (1852), Hannchen
Ottensoser (1858), Lazarus Ottensoser (1855), Lazarus Ottensoser (1930),
Nathanael (Nathaniel) Ottensoser (1888), Recha Ottensoser geb. Mayer (1899),
Suse Ottensoser (1930), Julius Arnold Prager (1875), Adolf Reich (1889), Max
Reich (1931), Rosi Reich (1925), Selma Reich geb. Goldbach (1898), Gisela
Rosenthal geb. Gottlieb (1892), Hannchen Rosenthal (geb. ?), Malwine Rosenthal
geb. Rose (1885), Oscar Rosenthal (1883), Theodor Rosenthal (1884), David
Rothschild (1876), Jenni Rothschild geb. Ottensoser (1880), Jacob Schloss
(1880), Selma Sitzmann geb. Sachs (1895), Fanny Stein geb. Samfeld (1878), Ida
Stein geb. Punfud (1878), Moses Stein (1861), Seline Stein geb. Blum (1884),
Siegfried Stein (1906), Siegfried Stein (1922), Julie Stern geb. Mantel (1857),
Rosa Stern geb. Rosenthal (1877), Rosa Stern geb. Sichel (1878), Else
(Elisabeth) Strauß (1914), Henriette Symchowicz (1919), Julie Wainberg geb.
Heinemann (1878.
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer
Ausschreibung der Lehrerstelle (1892)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Februar 1892:
"Offene Lehrerstelle.
Die Stelle eines israelitischen
Religionslehrers der hiesigen Gemeinde ist alsbald zu besetzen. Tüchtige,
seminaristisch gebildete Bewerber, welche den Vorbeter- und
Schächterdienst mit versehen können, wollen sich baldgefälligst melden.
Fester Gehalt 850 Mark, Nebenverdienst als Kantor ca. 200 Mark,
Schächtergebühren ca. 300 Mark, freier Wohnung und Heizung. Außerdem
ist Gelegenheit zu Nebenverdiensten gegeben.
Mit Zeugnissen und Angabe des Familienstandes belegte Gesuche sind bis zum
15. Februar dieses Jahres bei der unterzeichneten Stelle
einzureichen.
Mellrichstadt, 1. Februar 1891. Der Kultus-Vorstand Emil
Stern." |
Lehrer Samuel Maas wechselt von Reichmannsdorf nach
Mellrichstadt (1879)
Anmerkung: durch den Wechsel war die Stelle in
Reichmannsdorf neu auszuschreiben. Die
Tochter von Lehrer Maas - Sara Maas - heiratete 1880 Lehrer Naftali Ottensoser
(geb. 1852 Ober-Seemen, gest. 1916 in
Würzburg), dessen Eltern Elias und Sara Ottensoser seit 1877 in Mellrichstadt
lebten.
Anzeige in der Zeitschrift
"Der Israelit" vom 31.12.1879: "Lehrer gesucht. Durch
Übersiedelung des Herrn Lehrer Haas von hier nach Mellrichstadt, welcher
bereits 20 Jahr hier die Lehrer- und Vorsängerstelle mit großem Fleiß
versah, wird diese Stelle bis 1. Februar 1880 vakant. Bewerber um die
Stelle, welche nebenbei den Schächterdienst zu versehen haben, empfangen
nebst schöner Wohnung und Garten am Hause sowie Vergütung für Holz
einen festen Gehalt von jährlich M. 384 sowie einen Nebenverdienst von
ca. M. 150 und ist Gelegenheit geboten, Privatinstruktion zu geben. Nur
geprüfte Kandidaten wollen sich melden.
Reichmannsdorf bei Bamberg, 23. Dezember 1879. Salomon Wortsmann, Kultusvorstand". |
Zum Tod des Lehrers Viktor Gottlieb (1924)
Anmerkung: Viktor Gottlieb ist 1862 geboren. Er war
zunächst Lehrer, Kantor und Schochet in Wonfurt.
Spätestens ab 1893 war er Lehrer in Mellrichstadt (Nennung in "Der Israelit" vom
12.1.1893 S. 45). Er war verheiratet mit Dina
geb. Sacki. Angaben nach der Biographischen Datenbank Jüdisches Unterfranken.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Dezember 1924:
"Bad Kissingen, 18. Dezember (1924). Nach kurzem Krankenlager
verstarb im 62. Lebensjahr Lehrer Viktor Gottlieb in Mellrichstadt. Sein
Tod bedeutet einen unersetzlichen Verlust; nicht nur für seine engere und
weitere Familie, sondern auch für das gesamte Judentum, und wie die
zahlreichen Nachrufe bei seiner Beerdigung, sowie die überaus große
Beteiligung an derselben bewiesen haben, auch einen Verlust für seine
Stadt, 25 Jahre, ein halbes Menschenalter wirkte Gottlieb als Lehrer,
Vorbeter und Schochet in Mellrichstadt, und darum ließ es sich die
dortige Kultusgemeinde nicht nehmen, dem treuen Führer ein würdiges,
imposantes Leichenbegängnis zu feiern.
Die Synagoge, in deren Vorraum die Leiche aufgestellt wurde, und der
Toraschrein waren weit geöffnet und standen im Schmucke der
ehrfurchtgebietenden Tage, als wollten auch sie dem Diener Gottes die
letzte Ehre bezeugen. Eine unübersehbare Menschenmenge, darunter die
Schulen mit den Lehrkörpern, sowie die Beamten, Krieger- und
Sängervereine - letztere mit Fahnen - Mellrichstadts sammelten sich lange
vor der festgesetzten Stunde, damit bezeugend, dass sie alle einen guten
Freund betrauern.
Mit tief empfundenen Worten zeichnete Herr Distriktsrabbiner Dr.
Bamberger, Bad Kissingen, das herrliche Lebensbild seines jederzeit
pflichtbewussten Beamten, der nicht nur lehrte, sondern auch lernte und
bestrebt war, sch immer mehr und mehr zu vervollkommnen und als
Familienvater, wie auch als Jehudi und Mensch sich die Hochachtung aller,
die ihn kannten, zu erwerben verstand.
Herr Hauptlehrer Blumenthal - Unsleben sprach als Nachbarkollege und im
Auftrage des Israelitischen Lehrervereins dem allgemein beliebten Kollegen
ehrende Worte; sodann dankte Herr Guido Prager als Vorstand und im eigenen
Namen für die hingebungsvolle unermüdliche Arbeit im Dienste der
Gemeinde. Sängerverein und Lehrerschaft Mellrichstadt brachten mit
markanten Worten zum Ausdruck, welch großer Beliebtheit sich der
Verstorbene erfreut erfreute und bewiesen, dass auch die politischen
Strömungen der heutigen Tage anerkennen müssen: Ehre, dem Ehre
gebührt.
Neustädter- Bad Kissingen sprach im Namen der Lernkonferenz Bad
Kissingen, deren eifriges und förderndes Mitglied Lehrer Gottlieb
gewesen. Zum Schlusse dankte Lehrer Neuberger,
Maßbach, im Namen aller
ehemaligen Schüler und gelobten dem toten Lehrer ein dauerndes Andenken.
Manche der übrigen anwesenden Kollegen und Freunde mussten sich der
vorgerückten Abendstunde wegen eines Nachrufes enthalten. Möge uns sein
Verdienst beistehen und Gott den Hinterbliebenen Trost senden." |
Zum Tod von Sophie Schloß geb. Wechsler, Frau von Lehrer Jacob Schloss (1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juni 1929: "Mellrichstadt,
26. Mai (1929). Vergangenen Mittwoch, den 22. dieses Monats hat man die
Gattin unseres Gemeindebeamten, Frau Sophie Schloß geb. Wechsler, zu
Grabe getragen. Nach einem langen Leiden, mit bewundernswerter Geduld
ertragen, ist sie im 51. Lebensjahr aus dem leben geschieden, betrauert
von ihrem Gatten und ihrer Tochter, aber auch von der Gemeinde, überhaupt
von allen, die sie kannten. Das zahlreiche Trauergefolge, unter dem sich
auch unser Distriktsrabbiner Herr Dr. Bamberger, viele Freunde von Nah und
Fern, alle Teile der hiesigen Bevölkerung, befanden, gaben ein beredtes
Zeugnis von der allgemeinen Beliebtheit und Ehrerbietung, deren sich die
Verblichene erfreute. Ging doch mit ihre eine selten brave, eine kaum
wiederzufindende fromme, echt jüdische Frau aus dieser Welt, eine Frau,
die nur Liebe kannte, nicht nur zu ihren Lieben, sondern zu allen Menschen,
eine Frau, die nur ihrer Familie und unserer heiligen Religion lebte.
Erfüllt von strengster Gottesfurcht, von seltenem vielseitigen Wissen in
unserer Religion, war sie bemüht, nur gute Werke zu tun, in jedem
Menschen nur gute Seiten zu finden. Den Armen zu helfen, war ihr höchstes
Ziel. Von ihrer seltenen Bescheidenheit gab ihr letzter Wille Zeugnis,
dass an ihrer Bahre keinerlei Rede gehalten werden soll. Ihre Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Das Israelitische Handelsinstitut in Mellrichstadt
Die Verlegung des Handelsinstitutes von Büdingen nach
Mellrichstadt (1877)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Januar 1877: "Aus
Oberhessen wird uns berichtet, dass in dieser Provinz weder kleinere noch
größere jüdische Anstalten bestehen. Mit Aufhebung des Ottensoser'schen
Instituts zu Büdingen hat die letzte israelitische Schule zu existieren
aufgehört. Herr Ottensoser ist mit seinem Institute nach Mellrichstadt
(Bayern) übergesiedelt, wo er dasselbe ganz nach den Intentionen seines
seligen Bruders, unser Lehrer, der Herr Elieser Dow seligen Angedenkens,
ein Lehrer der Gerechtigkeit (d.h. Beisitzer im Rabbinatsgericht) aus
der Heiligen Gemeinde Höchberg". Außer den profanen
Wissenschaften in Sprachen und Handelsdisziplinen wird daselbst Tora
gelehrt und Unterricht außer in Pasuk etc. auch in Erziehung
und Lebenskunde fleißig und täglich erteilt." |
Anzeigen zur Werbung für das
Handelsinstitut 1877/79
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. August 1877:
"Obrigkeitlich konzessioniertes israelitisches Handels-Lehr-Institut
zu Mellrichstadt mit Pensionat.
Zweck der Anstalt ist, deren Zöglinge
auszubilden: 1) für den Kaufmannsstand oder 2) zum Eintritte in eine
obere Klasse der Realschule, oder 3) in eine Lehrerbildungsanstalt,
endlich 4) durch Einschiebung des Lateinunterrichts zum Eintritte in eine
obere Lateinschule. Neben den Sprachwissenschaften, den Realien und
sämtlichen Kaufmännischen Disziplinen werden die bisherigen beigehalten.
Gute Lehrkräfte. Honorar mäßig. Alles Übrige besagt der Prospektus,
welcher auf Verlangen gratis verabfolgt wird.
Mellrichstadt, im Juli 1877.
Ottensoser, Direktor". |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. September 1877:
"Israelitisches Handels-Lehr-Institut zu Mellrichstadt mit Pensionat.
Bezugnehmend auf bisherige Annonce in diesem geschätzten Blatte zeige ich
ergebenst an, dass nächstfolgendes Wintersemester Montag, den 8. Oktober
beginnt. Ottensoser, Direktor". |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Oktober 1879:
"Handels-Lehr-Institut Mellrichstadt mit Pensionat.
Beginn des
Wintersemesters: Montag, 13. Oktober dieses Jahr. Tendenz: Ausbildung für
den Kaufmannsstand, sowie zum Eintritt in Latein- und Realschulen,
Schulseminarien, laut Prospektus, welcher auf Verlangen gratis verabreicht
wird.
Die Direktion: Naphtali Ottensosser." |
Danksagung und Empfehlung des Isak Jakobi aus Salmünster
(1877)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Januar 1877:
"Danksagung und Empfehlung.
Ich finde mich aus Dankgefühl
verpflichtet, das Handels-Lehr-Institut des Herrn Direktor Ottensoser zu Mellrichstadt
allen jüdischen Eltern aufs Beste zu empfehlen. Mein Sohn, ein Zögling
des genannten Instituts, wurde vorigen Sabbat Bar Mizwa, und hat
durch seine religiösen Vorträge in Chinuch Lenaarim und Chaje
Adam bewiesen, wie emsig dort neben den profanen Disziplinen auch das
Jüdische betrieben wird.
Salmünster
(Hessen), 16. Januar 1877. Isak Jakobi." |
Aus dem jüdischen
Gemeinde- und Vereinsleben
Der Antisemitismus macht sich bemerkbar (1879)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. August 1879:
"Aus Mellrichstadt berichtet das ultramontane 'Fränkische
Volksblatt' vom 26. Juli: 'Gestern früh waren am hiesigen Rathause zwei
große Plakate angeheftet mit der Inschrift: 'Tod den Juden und
Halsabschneidern!' Dieselben wurden erst gegen Mittag beseitigt." |
Kriegsveteranenfeier (1899)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Januar 1899:
"Mellrichstadt (Unterfranken). Am Sonntag, den 8. dieses Monats,
wurden hier die Kaiser-Wilhelm-Erinnerungsmedaillen an die Kreisveteranen
des ganzen Bezirksamtes durch den Königlichen Bezirksamtmann, Herrn
Gößmann, zur Verteilung gebracht. Eine stattliche Anzahl wackerer
Männer war es, die der Ehrung teilhaftig wurden, auch unsere
Glaubensgenossen waren in achtunggebietender Zahl unter den Dekorierten,
einzelne sogar die Auszeichnungen für zwei Feldzüge auf treuer
Männerbrust. Die Stadt hatte Festschmuck angelegt. In einem Lokale hatten
sich die ehemaligen Kämpfer versammelt, ohne Unterschied des Glaubens und
der Lebensstellung, als Brüder sich fühlend durch die umschließenden
Banden eines geliebten Regenten, eines teueren Vaterlandes, gemeinsam
bestandener Gefahren und Kämpfe. Gottesdienste in den Gotteshäusern der
drei Konfessionen eröffnete die Feierlichkeiten und hierbei, sowie im
ganzen Verlauf des Festes, zeigte sich der schönste Geist religiöser
Toleranz, bürgerlicher Einigkeit und Friedensliebe, die unserem
Bayernlande und besonders unserer rauen Rhön als schönste Zierde eigen
sind, und die von unserem erhabenen Herrscherhause wie von den Beamten des
Staates gehegt, gepflegt und als Prinzip hochgehalten werden. Um 9 Uhr
Vormittags begannen in der Synagoge, wie in der katholischen und
protestantischen Kirche die Gottesdienste. Die Veteranen jeder Konfession
wurden mit Musik zu ihren Gotteshäusern geleitet und jedem Gottesdienste
wohnten offizielle Vertreter der Behörden bei, dem katholischen der Königliche
Bezirksamtmann selbst, dem jüdischen in der Synagoge der Königliche
Bezirksamtmann-Assessor, Herr Schreyer und dem protestantischen die
Reserve-Offiziere des Amtsbezirkes, Beamte und Offiziere sämtlich in
großer Uniform. Den Gottesdienst in der Synagoge, bestehend aus Solo-,
Chorgesang und Rezitation von Psalmen, Predigt, Ausheben der heiligen Tora
und Einheben zum Königsgebet und Jigdal zelebrierte Herr Lehrer
Gottlieb, Kantor und Prediger zu Mellrichstadt und fand die geschmackvolle
Dekoration der Synagoge, sowie die feierliche Art eine orthodoxen,
jüdischen Gottesdienstes und nicht zum wenigsten die hervorragende
Leistungsfähigkeit des Herrn Gottlieb allseitige Anerkennung, speziell
des Vertreters der hohen Behörde. Besonders die ergreifende Rezitation
der Psalmen machte tiefen Eindruck. Unter Zugrundlegung des
Haftorahwortes: 'Nicht Neumond heute, nicht Schabbos, und sie sprach
Friede', ging der Redner auf die Bedeutung des Gottesdienstes zu
ungewohnter Stunde und der ganzen Feier näher ein, deren Bedeutung
speziell für den Israeliten, der als treuer Sohn seines Glaubens gar
nichts anderes sein kann, als ein treuer Sohn seines Vaterlandes, als ein
treuer Untertan seines Fürsten. Zündende Worte waren es, die ihren
Eindruck und ihre Wirkung nicht verfehlten. Nach den Gottesdiensten wurden
die Medaillen verteilt. Manch schönes, von wahrer Kameradschaft und
Einigkeit zeugende Wort wurde noch gesprochen, die Festesfeier wird
unverlöschliche Erinnerungen hinerlassen. Möge der Geist der Toleranz
und Liebe wie er hier sich zeugte, auch allerorten wachsen und
gedeihen." |
Die jüdische Gemeinde Mellrichstadt wächst - unter
anderem durch Zuzug jüdischer Familien aus dem benachbarten Mühlfeld (1913)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. September
1913: "Die jüdische Gemeinde Mühlfeld in Bayern besteht nur noch
aus einer Familie. Das Gotteshaus wurde seiner Bestimmung entzogen und
wird dem Verkauf unterstellt. Dagegen ist die benachbarte Gemeinde Mellrichstadt
auf 300 Seelen angewachsen." |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der Gemeinde
Robert Neuberger erhält das Eiserne Kreuz und wird zum Leutnant vorgeschlagen
(1918)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. Mai 1918:
"Vizefeldwebel Robert Neuberger, Sohn des Herrn Moses Neuberger in
Mellrichstadt, erhielt für Erbeutung zweier schwerer Geschütze das
Eiserne Kreuz erster Klasse und wurde zum Leutnant
vorgeschlagen." |
Zum Tod von Rieke Wahlhaus (1920)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Oktober 1920:
"Mellrichstadt, 10. September. Eine treu bewährte, echt jüdische
Frau, Frau Rieke Wahlhaus, ist im Alter von 82 Jahren zu Grabe getragen
worden. Ihr ganzes arbeitsreiches Leben setzte sich aus Taten der
Gottesverehrung und Verwirkung von Menschenliebe und Menschenpflichten
zusammen. Wirken und Schaffen in Gott und zum Wohle der Menschen war
Losungswort, Weggedanke und Strebensziel dieser frommen Frau. Wo Not rief,
wo Gefahren drohten, war sie als erste zur Stelle, um ohne Unterlass
Gottes Gebote zu erfüllen und uneigennützig Menschenliebe zu betätigen.
Begeisterung für Gott und seine Lehre, für Tora und die Gebote durchglühte
das Wirken dieser Gerechten. Herr Lehrer Gottlieb entwarf ein Bild der
Verstorbenen und schilderte den Verlust für Familie und Gemeinde. Im
Namen der Familie nahm Herr Arthur Rathhaus, Nürnberg, ergreifend
Abschied von seiner Großmutter." |
Zum Tod von Friedrich Mantel (1927)
Meldung
in der Zeitschrift des Central-Vereins ("CV-Zeitung"): "Am
30. August starb der Führer unserer Ortsgruppe Mellrichstadt in Bayern,
Friedrich Mantel. Wir betrauern in ihm einen verständnisvollen
Mitarbeiter." |
Goldene Hochzeit von Benedikt Guttmann und Regine geb. Goldschmidt
(1930)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung vom 1. März 1930:
"Mellrichstadt. - Israelitische Kultusgemeinde. Montag, den 17.
Februar, feierten in körperlicher und geistiger Frische Herr Benedikt
Guttmann und seine Frau Regine geb. Goldschmidt, ihre goldene Hochzeit. In
der festlich geschmückten und festliche beleuchteten Synagoge hielt in
herzlichen und schön durchdachten Worten Herr Bezirksrabbiner Dr.
Bamberger die Festrede. Unter den zahlreich eingelaufenen
Glückwunschtelegrammen und Glückwunschadressen befanden sich auch die
Glückwünsche der Herrn Reichspräsidenten Hindenburg, der Herrn
Ministerpräsidenten Dr. Held, der Regierung von Unterfranken, sowie vom
Präsidium des Bayerischen Gemeindeverbandes." |
Anzeigen jüdischer
Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Lehrlingssuche der Kurzwarenhandlung von Michael Blum
(1892)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Februar 1892:
"Für meine Kurzwarenhandlung en gros & en detail suche ich einen
körperlich, geistig gut entwickelten, 13-15jährigen jungen Menschen
anständiger Eltern als Lehrling. Kost und Logis im Hause. Samstags
geschlossen.
Michael Blum, Mellrichstadt in Bayern". |
Anzeige der Bäckerei J. Lonnerstädter (1904)
Anmerkung: weitere Informationen zur Familie/Bäckerei Julius Lonnerstädter
siehe unten.
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. März 1904: "Für
Pesach empfehle: Makonen, Bisquit, Zimtsterne, Torten etc. unter
bester Ausführung zu billigen Preisen.
Gefällige Bestellungen werden sowohl hier, als auch bei Seligmann
Lonnerstädter Witwe, Haßfurt, gerne entgegengenommen.
J. Lonnerstädter, Mellrichstadt.
Daselbst kann ein kräftiger Junge Brot und Feinbäckerei unter günstigen
Bedingungen gründlich erlernen." |
Doppel - Verlobungsanzeige Adler /
Oppenheimer (1924)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. November (1924):
"Als Verlobte empfehlen sich
Rosl Adler - Moritz Oppenheimer - Mellrichstadt - Mannheim
F 3,13a -
Martha Oppenheimer - Lois Adler - Mannheim F
3,13a - Mellrichstadt." |
Verlobungsanzeige von Lea Weissmann und Max
Lonnerstädter (1929)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. April 1929:
"Statt Karten
Lea Weissmann - Max Lonnerstädter. Verlobte.
Köln am Rhein, Dasselstraße 81 - New York -
Mellrichstadt/Unterfranken". |
Verlobungsanzeige von Recha Mayer und Nathaniel Ottensoser (1929)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Januar 1929:
"Statt Karten:
Recha Mayer - Nathaniel Ottensoser. Verlobte.
Rimbach/Odenwald
/ Frankfurt am Main - Wiesenau 51 f. - Januar 1929 - Tewet 5689
- Mellrichstadt in Bayern." |
Nach der Emigration: Todesanzeige für Justin Blum
(1944)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau" vom 10. März 1944:
"Schmerzerfüllt geben wir bekannt, dass mein lieber Mann und Bruder,
Schwager und Unkel
Justin Blum (früher Tauberbischofsheim
- Mellrichstadt) nach kurzer, schwerer Erkrankung verschieden
ist.
In tiefer Trauer: Aenne Blum geb. Bloch Quito (Ecuador) Gutierez
111, a Rado de Iglesia San Marcus
Frieda Loewenstein geb. Blum Buenos Aires
Adolf Stein und Frau Selma geb. Blum (Aufenthalt
unbekannt)
Guido Prager und Frau Paula geb. Blum 2707 Sedgwick Ave.,
Bronx, N.Y." |
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Ergänzendes
Dokument zu den
oben genannten Personen Blum / Prager:
Postkarte nach Mellrichstadt an Gertrud Prager von
den Eltern Guido Prager und Paula Prager geb. Blum
(1931)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller,
Kirchheim / Ries) |
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Die Karte wurde am 6. Juli 1931 nach
Mellrichstadt an Gertrud Prager geschickt, eine am 8. September
1911 in Mellrichstadt geborene Tochter von Guido Prager und seiner Frau
Paula Prager geb. Blum. In der Karte ist - wie in der Todesanzeige
von 1944 - auch von Justin Blum und seiner Frau Aenne geb.
Bloch die Rede. Gertrud verließ 1935 Mellrichstadt und emigrierte in die
USA.
Zum Text der Karte: "Tauberbischofsheim 6. Juli 1931.
Meinen Lieben. Mutter und ich sind heute Mittag fahrplanmäßig nach guter Fahrt hier
eingetroffen, waren etwas enttäuscht von Euch keine Nachricht zu sehen, nachdem wir das
letzten Freitag in C. (Crailsheim ) erhielten. Vielleicht habt ihr gestern auf dem Markt so viel
zu tun gehabt, dass ihr keine Zeit zum Schreiben hattet. Hoffentlich kommt morgen Bescheid.
Justin und Aenne sind beide fidel. Justins Bauch hat schon noch etwas zugenommen.
Vater könnte ein wenig davon brauchen. Herzliche Grüße Euch Allen und Küsse - Euer Vater und ???
Ich stelle mich auf den Kopf und schreibe so - herzliche Grüße und Küsse - euer ??? (Auf dem Kopf stehenden Zeilen)
Meine Lieben, nun sind wir also ein Stück der Heimat näher, nachdem wir sehr schöne Tage
in Crailsheim verbracht haben. Auch hier gefällt es uns sehr gut und wir freuen uns gemütlich
mit Aenne und Justin beisammen sein zu können. Wie oft sagen wir, unsere Mutter müsste
ihren kleinen Sorgenjungen sehen und wie Aenne einen Haushalt hat. Hoffentlich ist alles wohl
bei Euch. Wir hätten gerne ein paar Zeilen von Euch gehabt. Auf euren lieben Briefe, die wir am
Freitag erhielten, bin ich ja, wenn auch kurz, schon eingegangen. Nun hätte ich eine Bitte an Dich,
liebe Gertrud. Ich würde das Maß der Schlafzimmerfenster ? ? wie lang die Vorhänge sind und wie
breit, da ich von hier vielen Stoff mitnehmen will. Schreib umgehend. Wie war der gestrige Markt
und habt ihr zwei lieben Pragers gegessen? Wir wollen jetzt ein wenig laufen. Herzliche Grüße Euch allen, dir mit lieber Jetta und liebem Stefan
ein Kuß Eure Mutter". |
Sonstige Dokumente
(alle aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries)
Historische Ansichtskarte mit dem Prinzregent Luitpold
Jubiläums-Brunnen und jüdischem Geschäft
Ansicht des
Marktplatzes in Mellrichstadt
mit der Metzgerei L. Katz (1911) |
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Die Ansichtskarte
erschien 1911, als Prinzregent Luitpold seinen 90. Geburtstag feierte. Aus
diesem Anlass wurde in Mellrichstadt auf dem Marktplatz ein
"Prinzregent Luitpold Jubiläums-Brunnen" eingeweiht. Dahinter
ist auf der Karte die Metzgerei von L. Katz zu sehen. Auf der Rückseite
der Karte (ohne Bezug zur jüdischen Geschichte) findet sich die
Sondermarkte zum Jubiläum des Prinzregenten Luitpold. |
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Zur Geschichte des
"Prinzregent Luitpold Jubiläums-Brunnen" - Stiftung des
jüdischen Bankiers Nathan Stern
(vgl. weiter unten Anmerkungen
zur Postkarte von Nathan Stern & Sohn)
Aus einem Artikel von Georg Stock in der "Main-Post" vom 1.
März 2011 (Artikel):
"Aufbau-Zerstörung-Wiederaufbau-Standortwechsel: Der Mellrichstädter Marktplatz-Brunnen hat einiges erlebt. Seine Existenz verdankt der
Prinzregent Luitpold Brunnen dem jüdischen Bankier Nathan Stern. Der hatte in Mellrichstadt ein Bankhaus und alten Büchern zufolge eine großzügig geöffnete Hand für die Belange seiner Mitbürger. Stern stiftete 1911 den größten Teil des Geldes für die Errichtung eines Brunnens. Anlass war der 90. Geburtstag von Prinzregent Luitpold. Der Brunnen bestand aus einer Rundsäule mit zwei seitlichen Brunnenbecken, auf der ein bayerischer Löwe das kleine bayerische Staatswappen in den Pranken hält. Für seine Großzügigkeit als Spender wurde Nathan Stern bei der Segnung des Brunnens am 7. März 1912 mit der Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt belohnt. Nathan Stern verließ Mellrichstadt in der Zeit der Inflation um 1923. So musste er nicht miterleben, wie
'sein' Brunnen 1938/39 von den Nationalsozialisten zerstört wurde." |
Aktueller
Anlass des obigen Artikels war der Umzug des bayerischen Löwen vom Marktplatz
zum Platz vor der Verwaltungsgemeinschaft Mellrichstadt, dazu zwei der
einleitende Abschnitt aus dem Artikel von Georg Stock
(mit Foto: Quelle: Main-Post):
"Der Löwe wechselt sein Revier
Dem steinernen Löwen geht es nicht anders wie manchem seiner Artgenossen in freier Wildbahn: Er wechselt sein Revier. Es hat sich ausgethront für den steinernen König der Tiere, der fast 20 Jahre mitten auf dem Marktplatz, majestätisch auf dem Prinzregent-Luitpold-Brunnen, thronte. Dorthin war er erst Mitte Mai 1992 zurückgekehrt, doch nun muss das bayerische Wappentier
'umziehen'. Im Zuge des Stadtumbaus wird der steinerne Löwe sein neues Revier am Platz vor der Verwaltungsgemeinschaft Mellrichstadt finden..." |
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Karte der
Firma
Meier Blum & Söhne (1880) |
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Die Karte der
Firma Meier Blum & Söhne (vgl. oben die Anzeige und unten der
Briefumschlag der Kurzwarenhandlung von Simon Blum) wurde am 9. April 1880
nach Annaberg geschickt.
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Firmenofferte
von Simon Sacki
in Mellrichstadt (1914) |
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Das
Schreiben von Simon Sacki (Mellrichstadt) ist datiert auf den 28. März
1914 und an Herrn E. Eichmeyer in Duderstadt adressiert. Die Ware der Offerte waren
nordamerikanische Maultiere (vgl. das seitlich angebrachte Bild eines Herrn mit einem
Maultier staatlicher Größe sowie die dazu abgedruckte französische Auszeichnung eines 1.
Preises vom französischen Ministerium für Agriculture).
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Brief an
Theo Weinberg
in Mellrichstadt (1914) |
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Der Brief
wurde an Theo Weinberg in Mellrichstadt am 30. März 1914 geschickt;
vermutlich ist er identisch mit dem oben für 1924 genannten
Synagogenvorstand T. Weinberg. |
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Postkarte
von Guida Prager
an seine Frau Paula (1914) |
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Es handelt sich bei der Postkarte um eine
"Ganzsache" (Postkarte mit eingedruckter Briefmarke), gedruckt auf Befehl seiner Majestät
des Kaiser's zu Gunsten des Roten Kreuzes, beschrieben am 22. September 1914 von Guido Prager an seine Frau Paula in Mellrichstadt:
Meine liebe Paula !
Diese Karte soll Dir meine G. L. (große Liebe ?) beste Gesundheit melden und an Dich und Dadud
1000 Küsse übermitteln. Will soeben einen Bf (Brief) an Dich beginnen.
Herzl. Grüße Dir und allen Lieben ein herzl. G"tt befohlen !
Dein Guido
Guido Prager war ab 1922 Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde
Mellrichstadt (siehe Angaben oben für 1924 und 1932). Guido Prager
emigrierte im Frühjahr 1938, vermutlich direkt in die USA. Unter den
obigen "Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen"
unterzeichnet in der Todesanzeige aus der Zeitschrift "Der Aufbau" vom 10. März 1944
für "Justin Blum" als letzter "Guido Prager mit Frau Paula, geb. Blum" mit Adresse New York - Bronx.
Die Karte ist auch ein Dokument des Patriotismus der jüdischen Deutschen
zu Beginn des Ersten Weltkrieges. Interessant ist in diesem Zusammenhang
auch der vorderseitig geschriebene Ausspruch des Kaisers (bei der
Reichstagsrede vom 4. August 1914): "Ich kenne keine Parteien
mehr, - kenne nur noch Deutsche". |
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Briefumschlag
von Kurt Baswitz in
Mellrichstadt, versandt
nach Schwarzkollm (1918) |
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Der Brief wurde von
Kurt Baswitz am 28. Januar 1918 nach Schwarzkollm (heute Stadtteil
von Hoyerswerda, Čorny Chołmc)
verschickt. Kurt Baswitz war ein Bruder von Gertrud Baswitz, die mit Max Stern, dem Sohn von
Nathan Stern (Inhaber des Bankgeschäftes siehe unten), verheiratet war. Er war also ein Schwager Max Sterns. Da auf der Rückseite nicht nur sein Name,
sondern auch Mellrichstadt steht, ist davon auszugehen, dass Kurt Baswitz zumindest eine Zeit lang
seinen Wohnsitz in Mellrichstadt hatte.
Weiteres zur Person: Kurt Baswitz (geb. 26. Februar 1871 in Frankfurt an der
Oder als Sohn von Max Baswitz [geb. 7. Juli 1833 in Frankfurt/Oder] und
Caecilie geb. Weiss [geb. 25. Februar 1841 in Oranienburg]) hatte
fünf Brüder und drei Schwestern. Sein Bruder Benno Baswitz war mit Fanny
geb. Stern verheiratet, der Schwester von Max Stern und Nathan Stern
(s.u.). Kurt Baswitz starb in Johannesburg, Gauteng, Südafrika.
Quelle: Genealogische Seite - http://www.geni.com/people/Kurt-Baswitz/6000000008673127724?through=6000000008673127650 |
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Ansichtskarte
des Marktplatzes
mit dem Bankgeschäft von
"Nathan Stern & Sohn" (1911) |
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Die Ansichtskarte
vom Marktplatz Mellrichstadt mit dem Bankgeschäft von Nathan Stern &
Sohn wurde am 3. Juni 1911 nach Mittelstreu geschickt. |
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Postkarte
von
Nathan Stern & Sohn (1917) |
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Die Postkarte von Nathan Stern & Sohn, Bankgeschäft, Bayer. Notenbank Agentur, Mellrichstadt
wurde am 17. Februar 1917 versandt an Frau Baurat Weisstein in Gumbinnen
(früher Ostpreußen, heute Gussew), Friedrichstrasse 2.
Nathan Stern, der Stifter des Prinzregent-Luitpold-Brunnen in Mellrichstadt lebte damals in Berlin.
Sein Sohn Max Stern war der Inhaber des Bankgeschäfts in Mellrichstadt. Als Dank für seine Stiftung
erhielt Nathan Stern den Titel eines Kommerzienrats vom Prinzregenten und die Stadt Mellrichstadt
ernannte ihn am 12. März 1912 zum Ehrenbürger der Stadt. Eine Würdigung, die bereits am 14.
September 1933 wieder rückgängig gemacht wurde: vgl. www.mainpost.de/regional/rhoengrabfeld/Die-Geschichte-der-Brunnen-Stiftung;art777,7190324
Die Absenderin der Karte war Gertrud Stern geb. Baswitz, die Frau von Max Stern, die an ihre Schwester
Margarete schrieb wie folgt -
Liebe Grete. Mit bestem Dank für deine heutigen Zeilen, bestätige ich dankend den Empfang des Geldes.
Nußkuchen aus Makronen waren ausgezeichnet und bitte ich um die Rezepte davon.
Herzlichste Grüße allseits von deiner Trude
Max Stern war eines der drei Kinder von Nathan Stern. Max hatte noch
zwei Schwestern, Fanny und Anna. Max wurde am 7. August 1886 in Mellrichstadt geboren. Er war verheiratet mit Gertrud
geb. Baswitz (geb. 9. Januar 1881 in Frankfurt/Oder). Das Paar hatte zwei Söhne: Curt Ludwig und Gustav. Max Stern gelang wohl die Emigration ebenso wie
den beiden Söhnen. Max Stern starb schon vor 1943 in London, da seine Frau in einem der letzten von Ihr
ausgefüllten Formulare über ihren Vermögensstand in der Frage zum Familienstand "verwitwet" angab.
Gertrud Stern geb. Baswitz wiist nicht mit ihrem Mann und den
Söhnen in die Emigration gegangen. Vielleicht hinderte
sie daran eine Krankheit. 1943 lag Gertrud Stern bereits mehrere
Monate im Jüdischen Krankenhaus in Berlin. Am 16. Juni 1943 wurde sie nach Theresienstadt deportiert.
Zehn Tage nach ihrer Ankunft, am 27. Juni 1943 wurde sie ein Opfer der dort herrschenden unmenschlichen Lebensbedingungen.
Vgl. www.berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf/bezirk/lexikon/schlueter_53.html
Margarethe Weisstein geb. Baswitz (geb. 23. Oktober 1874 in Frankfurt/Oder) war verheiratet mit
Hermann Weisstein. Das Ehepaar hatte zwei Söhne, Walter und Herbert.
Walter Weisstein wurde im März 1943 in Auschwitz ermordet. Herrmann
Weisstein (geb. in Berlin 20.11.1854; gest. in Brieg 16.6.1924) war seines Standes "Geheimer Baurat".
Sein beruflicher Werdegang war wie folgt: Baustudium in Berlin, München und Wien.
Bauführer in der Garnisonsverwaltung Karlsruhe, Baumeister in Lyk, Stralsund (Eisenbahnbetriebsamt)
Düsseldorf (Bahnhof), Köln und Münster in Westfalen (Physikalisches
Institut), Bauinspektor Ortelsburg und seit 1906 in Brieg. Vielfältiges Engagement auf kommunaler Ebene, - Betreuung und Leitung des
städtischen Museums, Stadtverordneter, Mitglied der städtischen Baudeputation, Leiter des Wohnungsamtes,
Mitbegründer und Kassenführer der Volkshochschule und Mitglied des Repräsentanten Kollegiums der
Synagogengemeinde. Nach dem Tode seines Bruders Gotthilf Weisstein
übergab er 1923 dessen umfangreiche Bibliothek als dessen Vermächtnis an die Staatsbibliothek in Berlin. Nach dem Tod ihres
Mannes 1924, vielleicht schon als Schlussfolgerung auf die zunehmenden antijüdischen Umtriebe und Schikanen, entschloss
sie sich zum Verkauf der Bibliothek ihres Schwagers Gotthilf Weisstein. Am 31. August 1942
wurde sie nach Theresienstadt deportiert. Ihr Todestag war der 30. September 1942 in Theresienstadt.
Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Gotthilf_Weisstein
und http://wiki-de.genealogy.net/Brieg_-_Stadt_und_Landkreis_%281964%29/Beh%C3%B6rden_und_Vereine,_Ber%C3%BChmte_Brieger
sowie einige genealogische Seiten zu den Familie Nathan Stern und Max Baswitz. |
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Ansichtskarte
vom Marktplatz mit dem
ehemaligen Bankgeschäft Nathan Stern
& Sohn, später Geschäft
Gebrüder Nussbaum (1938) |
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Die obige Ansichtskarte vom Mellrichstadter Marktplatz mit dem
ehemaligen Bankgeschäft Nathan Stern & Sohn, später Geschäft Gebrüder Nussbaum,
wurde am 30. Juli 1938 nach Mödling in Österreich verschickt. Auf der
Karte ist deutlich erkennbar, dass der Löwe eine weitere Perspektive des Mellrichstadter Marktplatzes schicken, auf dem deutlich erkennbar, der Löwe des
1912 von Nathan Stern gespendeten Brunnens in Richtung des Hauses des
Spenders schaut. Die Inschrift über den Rundbogenfenstern ist kaum
lesbar, doch ist "Gebrüder Nussbaum" zu erkennen an Stelle der
früheren Aufschrift "Nathan Stern & Sohn" (siehe Karte
oben). Folglich müssen das Gebäude oder zumindest die Geschäftsräume in späterer Zeit noch von den Gebrüdern Nussbaum genutzt worden sein. |
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Briefumschlag
von
Simon Blum in Mellrichstadt
(1919) |
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Der Brief
von Simon Blum aus Mellrichstadt wurde am 16. Dezember 1919
an W. Frankfelder in Westheim bei
Hassfurt geschickt |
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Karte mit jüdischen
Geschäften
in Mellrichstadt (1923) |
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Die Karte wurde am 9. April 1923 nach Frankfurt am Main verschickt.
Sie zeigt einen Teil der Hauptstraße mit drei lesbaren Namenszügen über den darunter befindlichen Ladenräumen.
Zum Geschäft Joseph Weinberg liegen noch keine Informationen vor
(vgl. jedoch den oben genannten T. [Theo] Weinberg, der 1924 Mitglied des Synagogen-Vorstand
war und von dem oben ein Briefumschlag eingestellt ist; vermutlich gehört das
Geschäft des Joseph Weinberg in das familiäre Umfeld von T. Weinberg). Zum
Geschäft Simon Blum vgl. den oben eingestellten
Briefumschlag. Zum Geschäft (Kurzwarenhandel) Michael Blum
gibt es in der obigen Rubrik "Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen"
eine Anzeige von 1892. Die Fotos oben zeigen in höherer Auflösung die
Gesamtansicht (links) sowie (rechts) Einzelansichten der Geschäfte und einen Ausschnitt mit den Geschäften der
Blum´s. |
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Weitere
Karte mit jüdischen Geschäften
in Mellrichstadt (um 1915-1925) |
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Der Roßmarktplatz |
Bäckerei
Lonnerstädter |
Haus Simon
Rosenbaum |
Die aus der Zeit
zwischen 1915 und 1925 stammende Ansichtskarte des Roßmarktplatzes in
Mellrichstadt zeigt die Brot- und Feinbäckerei J. Lonnerstädter und das
Haus / Geschäft von Simon Rosenbaum.
Julius Lonnerstädter (geb. 1870, gest. 1908) und seine Frau Jettchen
geb. Stern hatten eine Bäckerei in Mellrichstadt, die später von Sohn Siegfried weitergeführt wurde.
Julius Lonnerstädters Grab befindet sich im jüdischen Friedhof in
Mellrichstadt (siehe Foto des Grabsteines über den Link). Zu den
Kindern von Ehepaar Lonnerstädter: Siegfried Lonnerstädter (geb. um 1898) war Soldat im
Ersten Weltkrieg und wurde mit dem EK I ausgezeichnet. Er bestand mit 22 Jahren die Bäcker-Meisterprüfung mit der Note "sehr gut" und war Mitglied in vielen Vereinen
von Mellrichstadt. Nach Diffamierungen von 1931-1936 folgte der Entschluss zur Emigration in die USA.
Helene Lonnerstädter (geb. 28. November 1898 in Mellrichstadt) zog
1936 von Schwanfeld nach Bamberg. Dort arbeitete
sie als Hausangestellte bei Louis Schloß und nach dessen Tod bei Dr. Siegmund Bauchwitz.
Am 9. September 1942 wurde sie von Bamberg in das Ghetto Theresienstadt
deportiert, am 23. Oktober 1944 nach Auschwitz, wo sie ermordet wurde. Dr.
phil. Paul Lonnerstädter (geb. 23. Januar 1900 in Mellrichstadt), Studium in Würzburg und München,
war später im höheren Lehramt tätig, u.a. in Leipzig im LJSW (Leipziger Jüdisches Schulwerk).
Schließlich wurde er auf Wunsch des Preußischen Landesverbands der jüdischen
Gemeinden als Leiter der Berliner Vorbereitungsanstalt für Lehrer mit dem Charakter einer Oberrealschule, berufen.
Paul Lonnerstädter wurde am 26. Oktober 1942 von Berlin nach Riga deportiert und dort ermordet.
Quelle/Internetrecherche u.a.: http://www.mainpost.de/regional/rhoengrabfeld/Auf-den-Spuren-juedischen-Lebens;art777,8289168
Barbara Kowalzik: Das jüdische Schulwerk in Leipzig 1912-1933. S. 274
(über Dr. Paul Lonnerstädter) (google-books)
https://books.google.de/books?isbn=3865831176
https://books.google.de/books?isbn=3412039020
https://dmv.mathematik.de/index.php/dmv/geschichte/kurzbiographien/517-dmv-kurzbiographie-l/file
http://access.cjh.org/home.php?type=extid&term=1768829#1 |
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Zur Geschichte der Synagoge
Eine ältere Synagoge
(Betsaal in einem Privathaus) unbekannten Einweihungsjahres war schon in der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts vorhanden (erwähnt 1839). Angesichts der Einweihung der neuen Synagoge im
benachbarten Mühlfeld im August 1877
durch den Direktor des Israelitischen Lehr- und Handelsinstitutes in
Mellrichstadt, Naphtali Ottensoser, berichtet dieser, dass auch in Mellrichstadt
demnächst der Neubau einer Synagoge beabsichtigt sei, "da die bisherige
viel zu klein ist".
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. September 1877:
"Mellrichstadt, 26. August (1877). Vorigen Freitag Abend vollzog ich
in Auftrag des Herrn Distrikts-Rabbiners zu Gersfeld die Einweihung einer
neuen Synagoge zu Mühlfeld, hiesigen Bezirks. Diese Kultusgemeinde,
auch
wenn sie nur klein ist, denn sie zählt nur 9 Mitglieder, gibt das Muster
ab für größere Gemeinden, was frommer Sinn und Gottbegeisterung vermag,
denn sie bestritt die Baukosten fast ganz aus eigenen Mitteln. Meine
Weiherede, ausgehend von dem Verse Und sie machten mir ein Heiligtum
erstreckte sich unter Anderem auf den leitenden Gedanken, dass dieser dem
Gottesdienst gewidmete Gebäude erst dann seinen Zweck erfülle, wenn
damit Wohltätigkeit und Tora verbunden, wenn diese drei
Säulen in gleichem Maße gehegt und gepflegt werden, damit sie, wie
jetzt erhalten, auch fort und fort in der Gemeinde erhalten bleiben,
unverändert und unverfälscht bis auf die spätesten Geschlechter, keine
Neuerungen im Gottesdienste, kein Abweichen von der heiligen Thora,
unablässig in der Wohltätigkeit, dann können wir auf diesen Festtag
anwenden usw. dies ist der Tag, den Er gemacht hat usf.
Was nun die Festlichkeit selbst anlangt, wurde sie wie üblich begangen,
und beteiligten sich hierbei der Vorstand des königlichen Bezirksamts
dahier als Vertreter der königlichen Regierung, und sonstige Notabeln,
auch christliche Geistliche.
Auch die hiesige israelitische Gemeinde (sc. Mellrichstadt)
beabsichtigt demnächst den Neubau einer Synagoge, welcher nicht mehr
lange auf sich warten lassen kann, da die bisherige viel zu klein
ist.
Es wird Sie angenehm berührten, wenn ich sage, dass im Rabbinatssprengel Gersfeld
Neuerungen in keiner Beziehung sich eingestellt haben, dass Schechina und
Mikwe insbesondere das Hauptaugenmerk unseres verehrten Herrn
Distrikts-Rabbiners Wormser zu Gersfeld bilden und dass soweit seine
Amtsgewalt reicht, der an unserer Grenze drohende Abfall keinen Einlass
findet. Ottensoser, Direktor." |
Die neue Synagoge wurde 1881 erbaut. Ein Bericht zu
ihrer Einweihung wurde in jüdischen Periodika noch nicht gefunden. Nach Auflösung der jüdischen Gemeinde
Oberstreu kam der Toraschrein dieser Gemeinde nach Mellrichstadt. Auch aus
Mühlfeld kamen nach Auflösung der dortigen Gemeinde das Memorbuch und die
Familienregister der Gemeinde in die Synagoge nach Mellrichstadt.
Am Abend des 30. September 1938 (s.o.) wurde die Synagoge verwüstet.
Etwa 400 Menschen hatten sich vor dem Gebäude versammelt. Die Gewalt war von
einer Gruppe von Sudetendeutschen ausgegangen, die sich damals in
Mellrichstadt aufhielten. Ursprünglich wollte man die jüdischen Einwohner an
diesem Freitagnachmittag (30. September 1938) auf dem Weg zur Synagoge
verprügeln. Da die jüdischen Einwohner gewarnt wurden, sagten sie den
Gottesdienst ab. Darauf wurde das Tor
aufgebrochen und etwa 40 bis 50 Leute drangen in die Synagoge ein. Sie zerschlugen die gesamte
Inneneinrichtung und die Ritualien. Ein Haufen wurde angezündet, zwei Torarollen
wurden gestohlen. Anschließend wurden die Fensterscheiben jüdischer Wohnungen
und Geschäfte eingeschlagen und diese teilweise ausgeplündert. Beim Novemberpogrom 1938 war in der Synagoge nichts
mehr zu zerstören. Nur
die Grundmauern blieben einige Zeit erhalten, auf denen später teilweise die
Bayerische Hypotheken- und Wechselbank erbaut wurde. Durch die Neubebauung des
Grundstückes vor einigen Jahren sind auch die Grundmauern nicht mehr erhalten.
Eine Gedenktafel ist vorhanden (Hinweis: die Inschrift "Hass und
Willkür zerstörten im Jahre 1938 diese Kultstätte" wird zurecht immer
wieder kritisiert, da es sich bei einer Synagoge um ein Gotteshaus und nicht um
eine Kultstätte handelt!). Am 19. Mai 2004 wurde auf Initiative von Al
Gruen (Chicago) ein Mahnmal zur Erinnerung an die jüdischen Einwohner der Stadt
und ihr Schicksal aufgestellt.
Adresse/Standort der Synagoge: Hauptstraße 50
Fotos
Historische Ansichten |
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Abbildung oben mit
freundlicher Genehmigung
von Frantisek Bányai übernommen aus der
Website www.judaica.cz |
Historische
Ansichtskarten von Mellrichstadt (links undatiert, aus Sammlung Hahn;
rechts um 1930) -
rechte Karte mit Ausschnittsvergrößerung |
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Künstler-Ansichtskarte (Künstler Eugen Felle, Isny): Blick auf
Mellrichstadt mit der Synagoge; die Karte wurde am 30. Dezember 1904 von Mellrichstadt nach Waldkirchen in Niederbayern versandt (aus der
Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries). |
Synagoge Mellrichstadt
(Photo-Archiv
Leo Baeck-Institut New York PA 3335) |
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Synagogengrundstück und
Gedenktafel
2005
Fotos Hahn, Aufnahmedatum 15.8.2005) |
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Standort der Synagoge
an der
Hauptstraße |
Die Gedenktafel
für die
ehemalige Synagoge |
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Andernorts entdeckt:
Grabstein
für Moses Goldschmidt im
jüdischen Friedhof in Heidingsfeld |
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Grabstein für Moses
Goldschmidt von
Mellrichstadt (geb. 7.2.1838, gest. im
Julius-Hospital
zu Würzburg den 29.12.1875) |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Juni 2010:
Der Gemeinderat stimmt der Verlegung von
"Stolpersteinen" zu |
Artikel in der "Main-Post" vom 11.
Juni 2010 (Artikel):
"MELLRICHSTADT - Stolpersteine in Mellrichstadt - Stadtrat stimmt privat finanziertem Vorhaben zu.
(sto) Im Bewusstsein seiner moralisch-ethischen Verantwortung gegenüber den ermordeten Opfern des Dritten Reiches hat der Stadtrat dem Antrag von Alfred Grün (Al Green), vor dem ehemaligen Wohnhaus seiner Großeltern sogenannte Stolpersteine legen zu dürfen,
'grundsätzlich und vorbehaltlos stattgegeben'. Unter diesem Kontext hat Bürgermeister Eberhard Streit das Ergebnis aus der nichtöffentlichen Sitzung –
'um offen und unvoreingenommen ein sensibles Thema diskutieren zu können', so die Begründung – in einer Pressemitteilung zusammengefasst. Der aus Mellrichstadt stammende Amerikaner Al Green hatte im Mai 2004 bereits das Mahnmal zur Erinnerung an die jüdische Bevölkerung Mellrichstadts in der Grünanlage an der Straße
'Am See' gestiftet.
Der Stadtrat hat weiter festgelegt, dass alle späteren gleichlautenden Anträge in gleicher Weise behandelt werden. Laut einer der Stadt vorliegenden Liste sind 37 ehemalige jüdische Mitbürger bekannt, deren selbst gewählter Wohnsitz vor der Deportation Mellrichstadt war. Es haben aber wegen Repressalien des NS-Regimes etliche jüdische Bürger Mellrichstadt verlassen und wurden später von den neuen Wohnorten aus deportiert. Jene Bürger sind auf dieser Liste nicht erfasst.
Die Stadt ist sich ihrer moralischen Verpflichtung zur Vergangenheitsbewältigung bewusst, so macht der Bürgermeister deutlich, was sich in vielfacher Form zeigt: • bei der Pflege des jüdischen Friedhofs und des Denkmals an der Straße am See; • am Hinweis auf die Synagoge in Mellrichstadt durch ein Erinnerungsschild am ehemaligen Standort des Gebäudes; • an den Schulen wird die Jugend zum Thema
'Jüdische Mitbürger in Mellrichstadt' durch relevante Arbeitsthemen aufgefordert, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen und wird so aktiv einbezogen.
All diese Zeichen einer aktiven Auseinandersetzung mit der Vergangenheit der Stadt dienen der Erinnerung, der Ehrung und der Mahnung, schließt Streit die Pressemitteilung ab.
'Stolpersteine' ist ein Kunstprojekt für Europa von Günter Demnig. Der Künstler erinnert an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbst gewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing ins Trottoir einlässt. Inzwischen liegen Stolpersteine in über 500 Orten Deutschlands und in mehreren Ländern Europas. Auf den Steinen steht
'Hier wohnte . . .' geschrieben. 'Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen
ist', sagt Günter Demnig.
Für 95 Euro kann jeder eine Patenschaft für die Herstellung und Verlegung eines Stolpersteins übernehmen." |
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Mai
2014: Presseartikel über den
Pogromprozess vom dem Schweinfurter Landgericht |
Artikel von Stefan Sauer in der
"Main-Post" vom 15. Mai 2014: "SCHWEINFURT/MELLRICHSTADT.
'Die Zeugen sind verstockt, verheuchelt'. Landgerichtspräsident Behl über Pogromprozess
Beruflich haben Carl Friedrich Wilhelm Behl, den ersten Schweinfurter Landgerichtspräsidenten nach dem Zweiten Weltkrieg, in den ersten Jahren seiner Amtszeit nach dem Krieg Pogromprozesse besonders beschäftigt. Einer davon fand in Mellrichstadt statt. In seinem
'Diarium XIII' (Tagebuch) schrieb Behl seine Erkenntnisse und Wertungen über ein Pogrom nieder, bei dem weit vor der so genannten
'Reichskristallnacht', nämlich schon Ende September 1938, die Synagoge in Mellrichstadt zerstört wurde...".
Link
zum Artikel |
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August
2014: Stadtrundgang auf den Spuren der
jüdischen Geschichte |
Artikel in der
"Main-Post" vom 20. August 2014: "MELLRICHSTADT. Auf den Spuren jüdischen Lebens.
Erika Rust vermittelte interessierten Mitbürgern ihren reichhaltigen Wissensschatz
Eine überraschend große Zahl interessierter Mitbürger hatte sich am Standort der früheren Synagoge am unteren Stadteingang zu einer weiteren Veranstaltung der Reihe
'Kultur im Sommer' eingefunden.
AM-Geschäftsführerin Brigitte Proß dankte Erika Rust, die sich bereits seit 25 Jahren mit der Geschichte jüdischen Lebens beschäftigt und diese den Zuhörern an diesem Abend näher bringen wollte. Zu Beginn bat Erika Rust alle Besucher eindringlich, im Sprachgebrauch immer das Wort
'jüdisch' zu verwenden, also z.B. jüdischer Friedhof und bitte nicht
'Judenfriedhof'. Das sei die Sprache der Nazis..."
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Mai 2016:
Eine Website zur jüdischen
Geschichte in Mellrichstadt wird erstellt
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Artikel von Fred Rautenberg in
der "Main-Post" vom 27. Mai 2016: "MELLRICHSTADT. Jüdischer Friedhof in
3-D
Besuch aus Israel bekommt Mellrichstadt nicht jeden Tag. Am Dienstag aber
waren gleich vier Personen aus diesem Land bei der Stadt zu Gast: Professor
Moshe Caine und seine drei Studenten Avigail Ben Eliyahu, Dor Gordon und
Bogdan Sokole. Sie stammen vom Hadassah College Jerusalem, wo Caine den
Lehrstuhl für Fotografische und interactive Kommunikation innehat. Unter
anderem lehrt er, wie mit modernsten Techniken historisches Erbe
dokumentiert, präsentiert und so bewahrt werden kann. Der gebürtige
Engländer Caine und seine fünf Studenten (zwei waren zuhause geblieben)
arbeiten zurzeit an einem Projekt, bei dem das jüdische Leben in Bad
Neustadt, Unsleben und nun auch in Mellrichstadt mit digitalen Techniken
dokumentiert wird. Damit kann es im Internet auch für die Nachkommen der
ehemaligen jüdischen Bürger der drei Ortschaften aufgerufen werden. Dazu war
es nötig, selbst in Deutschland vor Ort zu sein. Erika Rust und
Kontaktpersonen aus Bad Neustadt war es zu verdanken, dass Professor Caine
auch die Geschichte der Juden von Mellrichstadt in sein Projekt aufnahm. Die
Website von Mellrichstadt befindet sich noch im Aufbau. Aber 'wir kommen
sehr gut voran!', stellte Caine beim Empfang bei Bürgermeister Eberhard
Streit im Sitzungssaal der Verwaltungsgemeinschaft fest. Dass diese Website
nicht ohne Hilfe der Stadt und seiner Bürger gelingt, war von Anfang an
klar. Bürgermeister Streit hatte sich darum sofort einverstanden erklärt,
die Trägerschaft für die Internetpräsentation zu übernehmen. Es ist ein
Glücksfall, dass Mellrichstadt mit Erika Rust über eine Expertin für das
jüdische Leben und seine Hinterlassenschaften verfügt. Sie konnte und kann
die Website mit Inhalt und fundierten Informationen füllen, die sie selbst
in jahrelanger Forschungsarbeit zusammengetragen hatte. Trotzdem gibt es
noch einiges zu tun. Auch darüber sprach Professor Caine am
Dienstagvormittag mit Bürgermeister Streit. Dabei war auch der
IT-Beauftragte der Stadt Frank Scheinig, auf den ein Teil der zu
erledigenden Aufgaben zukommt. Eine offene Frage ist allerdings, wer auf
Dauer die Homepage über das jüdische Mellrichstadt pflegt. Die Texte sollen
auch in Deutsch und Englisch gelesen werden können. Fred Rautenberg hat sich
bereit erklärt, diese Übersetzerarbeiten zu übernehmen. Professor Caine
wünschte sich unter anderem, dass zur Illustration nicht nur historische
Bilder von jüdischen Gedenkstätten wie etwa dem jüdischen Friedhof von
Mellrichstadt aufgenommen werden, sondern auch Zeitungstexte, Werbeanzeigen
und alte Stadtpläne. Das Gespräch mit Bürgermeister Streit und seinen
israelischen Gästen verlief sehr konstruktiv. Danach, unter kundiger Führung
von Erika Rust, begaben sich die Gäste zum jüdischen Friedhof neben dem
Hainbergareal. Dort machten die Studenten Aufnahmen, mit deren Hilfe es
später möglich wird, im Internet dreidimensional durch den Friedhof zu
navigieren. Der Blick vom Aussichtspunkt am Scheinberg-Stelenfeld, das von
der Stadt arrangierte Mittagessen und ein Gang durch Mellrichstadt zu Orten
jüdischer Erinnerung schlossen sich an. Was für Caines Studenten ein
Intensivtraining im Rahmen ihrer Ausbildung ist, bedeutet für Mellrichstadt
Gewinn an historischer Plastizität zu einem wichtigen Kapitel der
Stadtgeschichte. Nicht nur wegen der Grausamkeiten der Judenverfolgungen,
die auch hier stattgefunden hatten, sondern auch, weil Juden einst einen
bedeutenden Anteil an der Bürgerschaft Mellrichstadts ausmachten."
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica II,2 S. 534; III,2 S. 857-858. |
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 362-364. |
| Pinkas Hakehillot:
Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the
Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 522-524. |
| Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen
Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche
Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13.
Würzburg 2008. S. 202.
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Sonstiges:
| Pressemitteilung vom Mai 2004 (Chicago): After more
than 16 years of trying Chicagoan and Holocaust survivor Al Gruen has
succeeded in building a monument to Jewish Holocaust victims in his hometown
of Mellrichstadt, Germany. The 6-foot-tall sandstone sculpture, designed by
German artist Peter-Lorenz Emmert, rises from a base shaped like the Star of
David and its inscription in German reads: "What once happened is
impossible to change, but for that which is to come, be vigilant and handle
with care. Cast aside--Banished--Murdered." All of Mellrichstadt's Jews
fled or were killed during the Holocaust. |
| Pressemitteilung Ende Februar 2005: Mellrichstadt (Bayern): Jüdisches
Denkmal beschädigt
Unbekannte haben in Mellrichstadt im bayerischen Landkreis Rhön-Grabfeld in
Unterfranken ein jüdisches Denkmal beschädigt. Die Täter hätten
vermutlich in der Nacht auf den 26.02. die Gedenksäule in einer Grünanlage
umgeworfen und einen Schaden von rund 2500 Euro verursacht, berichtete die
Landespolizei am Sonntag. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen.
Das Denkmal war 2003 von einem US-Amerikaner deutscher Abstammung gestiftet
worden.
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Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Mellrichstadt
Lower Franconia. Jews are known from the late 13th century. Four were burned in
1283 and others fell victim to the Rindfleisch massacres of 1298. Jews lived
under letters of protection in the subsequent centuries. A cemetery
was consecrated in 1869 and a synagogue in 1881, with the population growing to
165 in 1910 (total 2,176) and Jews owning most of the business establishments in
the town. In 1922, 126 remained. The Jewish school remained open until 1938. On
30 September 1938, in wild anti-Jewish riots provoked by German refugees from
the Sudetenland, the synagogue as well as Jewish homes and stores were wrecked
and Jews were forced to sell their houses. In 1933-1942, 82 left, of whom 36
emigrated, 24 were deported to Izbica in the Lublin district (Poland) via
Wuerzburg on 25 April and nine to the Theresienstadt ghetto on 23 September.
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