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Rodalben (Kreis
Südwestpfalz)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Rodalben bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1937 (staatliche Auflösung). Ihre Entstehung geht in die Zeit des
16./18. Jahrhunderts zurück. Erstmals werden Juden 1581 genannt. Nach 1745
nahmen die Juden Rodalbens (Sitz der Grafschaft Gräfenstein, die zur
Markgrafschaft Baden-Baden gehörte) den badischen Landesrabbiner Natanael Weil
als ihren religiösen und geistigen Führer an (B. Rosenthal, Heimatgeschichte
S. 222).
Nachdem 1776 Rodalben zur Markgrafschaft Baden-Durlach kam, wohnten einige Zeit
keine Juden mehr am Ort.
Im 19. Jahrhundert nahm die Zahl der jüdischen Einwohner zu. 1802 wurden
in Rodalben und dem benachbarten Petersberg zusammen 100 jüdische Einwohner gezählt,
die Mehrzahl wohl in Petersberg, da 1823 in Rodalben selbst nur 49 jüdische
Personen lebten. 1809/10 werden folgende jüdischen Familien in Rodalben
(vermutlich mit Petersberg) genannt: Herz Bauer (Kurzwarenhändler), Samuel
Bauer (Kurzwarenhändler), Benedikt Baer, Jacques Joseph, Lion Joseph
(Kurzwarenhändler), Levi Keim, Meyer Hirsch (Kaufmann), Isaac Neuberger. Die
Zahl jüdische Einwohner stieg im Laufe der folgenden Jahrzehnte auf 66
(1836/37) und 93 (1848, in 19 Familien), um danach durch Aus- und Abwanderung
langsam zurückzugehen: 1875 90, 1900 80 jüdische Einwohner.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, eine jüdische
Elementar-/Religionsschule, ein rituelles Bad sowie einen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Um 1876/90 wird
als Lehrer F. Moses genannt, 1899 David Rosenwald (nach
Rodalben und bis zu seinem Ruhestand Lehrer in
Winnweiler), später Jakob Haymann (zuvor in
Albersweiler, s.u.). Die israelitische
Schule bestand von 1869 bis 1937.
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1876 L. Bloch.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Gefreiter Hugo
Baer (geb. 14.2.1892 in Rodalben, gef. 3.4.1918), Julius Kern (geb. 17.11.1876
in Rodalben, gef. 12.9.1918) und Emil Schol (geb. 24.5.1894 in Rodalben, gef.
27.10.1916).
Um 1925, als 74 Personen zur jüdischen Gemeinde gehörten (1,74 % von
insgesamt ca. 5.000 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde
Siegmund Neuberger, Lehrer Jakob Haymann, Ludwig Samuel und Heinrich Frank (die drei
Personen waren auch 1932 Gemeindevorsteher). Als Volksschullehrer, Kantor und
Schochet war Jakob Haymann tätig. Er unterrichtete an der Jüdischen
Volksschule noch vier Kinder. Die jüdische Gemeinde Rodalben war dem
Rabbinatsbezirk in Zweibrücken
zugeteilt. 1932 wurden 75 jüdische Gemeindeglieder gezählt. An jüdischen
Vereinen gab es vor allem den Israelitischen Frauenverein unter
Leitung von Augusta Haymann (Ziel: Unterstützung Hilfsbedürftiger und
Kranker). An der Israelitischen Volksschule unterrichtete im Schuljahr 1931/32
Lehrer (beziehungsweise Oberlehrer) Jakob Haymann 13 Kinder.
In der NS-Zeit ging die Zahl der jüdischen Einwohner durch die Folgen
des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien
schnell zurück. 1936 wurden noch 64 jüdische Einwohner gezählt, 1937 51 und
1938 noch 39. 1937 wurde die israelitische Schule aufgelöst. Danach besuchten
die jüdischen Kinder aus Rodalben die Schulen in Pirmasens
(siehe Bericht unten). Beim Novemberpogrom 1938 wurden die noch
vorhandenen jüdischen Geschäfte demoliert; die jüdischen Männer wurden in
das KZ Dachau verschleppt. 1939 verließen die letzten jüdischen Einwohner den
Ort, nachdem Rodalben im Bereich des damaligen Westwalls lag und evakuiert
werden musste. Unter den Evakuierten war die Familie Baer, die am
27.8.1939 zu Verwandtschaft nach Süßen
zog (der Händler Alfred Baer mit seiner Frau Hermine geb. Lang
und die Kinder Hans, Werner und Siegfried) sowie die Familie des Kaufmanns
Alfred Metzger mit seiner Frau Eugenie geb. Bär und dem Sohn Rudolf.
Doch auch der neue Aufenthaltsort Süßen schützte nicht vor einer späteren
Deportation.
Von den in Rodalben geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Alfred Baer (1875,
"Stolperstein" in Süßen), Hans
Ernst Baer (1917. "Stolperstein" in Süßen), Hermine Baer geb. Lang (1894,
"Stolperstein" in Süßen), Isidor Baer (1881), Siegfried
Baer (1930, "Stolperstein" in Süßen), Werner Baer (1923,
"Stolperstein" in Süßen), Berthold Bloch (1873), Emma Bloch (1871),
Hermine Bloch (1876), Julie (Juliane) Elikann geb. Baer (1876), Marianne Frank
geb. Rosenthal (1921), Melitta Frank geb. Kern (1880), Rosa Frank (1920), Dora
(Sara) Frenkel geb. Neuberger (1887), Friedrich Katz (1906), Gerhard Katz
(1933), Herbert Katz (1909), Isidore Kern (1884), Susanne Kern (1874), Frieda
Koch geb. Frank (1882), Heinrich Koch (1886), Regina Levy geb. Neuberger (1884),
Pauline Loeb geb. Kahn (1858), Auguste Löwenberg geb. Bär (1883), Alfred
Metzger (1880, "Stolperstein" in Süßen), Eugenie Metzger
geb. Baer (1881, "Stolperstein" in Süßen), Rudolf Metzger (1922,
"Stolperstein" in Süßen), Friedrich (Fritz)
Neuberger (1924), Moritz Neuberger (1879), Toni (Antonie Therese) Neuberger geb.
Mayer (1891), Eleonore Plaut geb. Samuel (1894), Babette Samuel geb. Kahn
(1860), Wilhelm Schohl (1892), Rosa Sternheimer geb. Kahn (1874), Sara
Sternheimer geb. Kahn (1867), Amalie Tobias geb. Kern (1879), Seline Walzer geb. Bloch (1870).
Siehe zu den in Süßen verlegten "Stolpersteinen":
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Süßen.
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer und der Schule
Hinweis: Ein Lehrer F. Moses (um 1876/90 in Rodalben) referierte auf einer Lehrerkonferenz in
Zweibrücken: Bericht
bei Zweibrücken. 1899 wird als Lehrer in Rodalben D. Rosenwald genannt.
In diesem Jahr wurde auch die Stelle neu ausgeschrieben:
Ausschreibung der Stelle des Lehrers und Vorsängers
(1899)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Mai 1899:
"Schuldienst-Erledigung.
Die erledigte Lehrerstelle an der israelitischen Schule zu Rodalben,
Pfalz, wird hiermit mit einem Meldetermin bis inklusive 20. Mai nächsthin
mit folgenden Bezügen zur Bewerbung ausgeschrieben: 1. Anschlag der Wohnung
Mk. 42.90. 2. Gehalt aus der Kultuskasse 728.60. Summa des Gehaltes Mk.
771,50. 3. Staatl. Aufbesserungszuschuss Mk. 90.-, 4.
Aufbesserungszuschuss aus Kreisfond 48,50, 5. Ständige Zulage für
Versehung des Kantordienstes 218.79, 6. Aus Stiftungen für Verrichtung
von testamentarisch vorgeschriebenen Leistungen 46,29, 7. Honorar am
Purimfeste 4.-, 8. Für Beheizung des Lehrsaales 60.- , 9.
Schächtergebühren nach Anfall ca. 200.-, Summa Mk. 1439.08.
Außerdem ist Gelegenheit zu nicht unbedeutendem Nebenverdienste geboten. Der
Lehrer hat im Falle vorübergehender Dienstunfähigkeit für den Verweser ein
Zimmer unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. Bewerber haben sich an einem
Samstage dem Synagogenvorstande vorzustellen.
Rodalben, den 3. Mai 1899. Der Bürgermeister: gez. Matheis
Der Synagogenvorstand: gez. Bloch." |
Ausschreibung der
Volksschul-Lehrerstelle in Rodalben (1909)
Mitteilung
in "Israelitisches Familienblatt" vom 18. Februar 1909: "Mitteilungen
aus der Freien Vereinigung der israelitischen Lehrer und Kantoren der Pfalz.
(Nur für bayerische Kollegen). In der Pfalz sind die Volksschullehrerstellen
a) zu Leimersheim und B) zu
Rodalben definitiv oder mit Hilfslehrern (Schuldienstexpektanten) sofort
zu besetzen. Meldungen nur an die königliche Regierung der Pfalz, Kammer des
Innern zu richten. Zu adressieren an die königliche katholische
Distriktsschulinspektion für a in Rülzheim, für b in Pirmasens. Zu näherer
Auskunft bin ich gerne bereit. Rosenwald -
Steinbach am Glan." |
In Rodalben besteht eine der letzten jüdischen Schulen
der Pfalz (1936)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1.
Oktober 1936: "Speyer am Rhein. Am
1. September wurden im Bereich des Regierungsbezirkes Pfalz in vier
Städten jüdische Sonderklassen der allgemeinen Volksschulen errichtet,
in Ludwigshafen zwei Klassen
(vorläufig nur mit einem Lehrer besetzt), in Kaiserslautern,
Landau und Neustadt
an der Weinstraße je eine Klasse. Nach Ludwigshafen
wurde Lehrer und Kantor Schottland (Frankenthal)
angewiesen, nach Kaiserslautern
Lehrer i.R. Langstädter, nach Landau
Lehrer und Kantor Zeilberger (Landau)
und nach Neustadt Schulamtsbewerber
Samson aus Landau. Sämtliche
Lehrkräfte sind auf Dienstvertrag mit monatlicher Kündigung angestellt.
Jüdische Schulen entsprechend dem bayerischen Schulbedarfsgesetz, deren
Lehrer Beamte sind, bestehen noch in Speyer,
Pirmasens und Rodalben." |
|
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
15. Oktober 1936: "Jüdische Schulen und Schulklassen.
Frankfurt am Main, 6. Oktober (1936). Im bayerischen Regierungsbezirk
Pfalz wurde zum 1. September in vier Städten jüdische Sonderklassen an
allgemeinen Volksschulen errichtet, und zwar zwei Klassen in Ludwigshafen
und je eine in Kaiserslautern, in Landau und Neustadt.
Außerdem bestehen noch seit früher jüdische Schulen in Speyer,
Pirmasens und Rodalben..." |
Die jüdischen Kinder von Rodalben besuchen die Schulen
in Pirmasens (1938)
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1. Mai 1938: "Rodalben.
Sämtliche Knaben und Mädchen unserer Kultusgemeinde gehen in Pirmasens
zur Schule, und zwar besuchten bis Ostern 6 Knaben und 4 Mädchen die
israelitische Volksschule, 2 Knaben die Oberrealschule daselbst. Ein
Mädchen hat jetzt ihre Schulzeit beendet, ein anderes Mädchen wurde in
das städtische Mädchenlyzeum zu Pirmasens
aufgenommen. Auch unsere Gemeindekinder nahmen an den Religionsprüfungen
und an der Schulschlussfeier in der israelitischen Kultusgemeinde
Pirmasens teil." |
Über die Schließung der jüdischen Volksschule in
Rodalben (Beitrag von Dr. Julius Moses, Sohn des Lehrers F. Moses; der Sohn
lebte inzwischen in Tel Aviv, 1938)
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1. Februar 1938: "Ein Brief aus
Erez Jsrael an das Jüdische Gemeindeblatt. Von Dr. Julius Moses in
Tel Aviv. Mit Dankbarkeit empfange ich regelmäßig das neugegründete
Gemeindeblatt für die Juden in der Rheinpfalz. Aus dieser Judenschaft
entsprossen, durch teuere Banden wie durch die Nähe meines früheren
Wohnortes mit ihr dauernd verknüpft, verfolge ich mit wehmütigem Interesse
die Nachricten von dem Auseinanderfallen blühender Gemeinden, von dem
Schwund der jüdischen Bevölkerung in Stadt und Land. Mit einem fast
körperlichen Schmerz las ich die Mitteilung, dass die jüdische Volksschule
in Rodalben, meiner Heimat, aufgelöst wurde, 'unsere' und 'meine' Schule, an
der mein Vater, selbst ein ehemaliger Schüler dieser Schule, Jahrzehnte lang
als Lehrer wirkte, und wo ich von ihm die ersten Saatkörner kindlichen
Wissens empfing. Die Eindrücke, die ich in der jüdischen Schule erhielt,
waren so tief, dass ich in meinem ganzen Leben ein Anhänger der jüdischen
Volksschule geblieben bin auch in Zeiten, in denen die Erhaltung
einer´jüdischen Schule innerhalb der Judenheit Deutschlands als Reaktion und
Rückschritt galt..."" |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Gemeinsame Konfirmationsfeier der jüdischen Kinder aus
Rodalben, Thaleischweiler und Pirmasens in der Synagoge Pirmasens (1839)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. Juli 1839. Pirmasens
(Pfalz). 14. Juli (1839). Die Synagoge zu Pirmasens stets gewohnt, andern
Synagogen mit der Fackel der Aufklärung voran zu leuchten, hat in neuerer Zeit
abermals einen bedeutenden Vorsprung gewonnen. Durch die Bemühung des
ausgezeichneten Bezirksrabbinen Herrn Oppenheim hat sich ein vierstimmiges
Gesang-Chor gebildet, bestehend aus einigen vierzig Personen israelitischer
Jugend beiderlei Geschlechts, welcher durch unermüdliche Übungen Gesangstücke
aufführt, die der größten Kirchengemeinde Ehre machen würden. Jeden Sonntag
sowie jeden Feiertag, wenn ein deutscher Vortrag gehalten wird, - und dies
geschieht sehr häufig – werden von dem Chor die erbaulichsten Lieder in
deutscher Sprache vorgetragen, die meistens aus dem württembergischen für
Israeliten bestimmten Gesangbuch entnommen sind; bei jeder Trauung, die immer in
der Synagoge stattfindet, wird das Brautpaar von dem Chor mit Gesang empfangen,
und auch vor und nach der Traurede, sowie vor und nach dem Trauungsakt werden
angemessene Lieder mit Musikbegleitung abgesungen. So hat die deutsche Sprache
dahier Eingang in die Synagoge gefunden, ohne dadurch die Hebräische zu verdrängen.
Das Konfirmationsfest aber, welches den 25. Mai letzthin gefeiert wurde, setzte
diesem Allen die Krone auf. Die Konfirmanden waren, mit denen von der Gemeinde
Rodalben und Thaleischweiler
hinzugezogenen, zehn an der Zahl, drei Mädchen und sieben Knaben. Die begleitende Musik wurde von den angesehensten und ausgezeichnetsten
christlichen Musikfreunden hiesiger Stadt ausgeführt, und die christlichen
Lehrer beider Konfessionen wirkten im Chor bei Absingung der dabei abgehaltenen
fünf Lieder zu Erhöhung desselben mit. Der Bezirksrabbine bestieg die
geschmackvolle, mit passenden Inschriften versehene Kanzel – die wir auch ihm
verdanken, und welche eine Zierde der Synagoge ist – und hielt eine geist- und
gemütvolle, der Feier vollkommen entsprechende Rede an seine Gemeinde, für
welche sie gleich rührend, wie voll Erbauung für die anwesenden Christen war.
Sodann wurde die Prüfung der Konfirmanden vorgenommen. Die Jugend beantwortete
die an sie gerichteten Fragen so richtig, mit Präzision und Ausdruck, mit Gefühl
und Wärme, dass es für jeden unverkennbar war, dass sie auch verstehen, fühlen
und erfassen alle die Lehren, zu denen sie sich öffentlich bekannten. Nach
einer feierlichen Anrede an die Konfirmanden legten diese ihr Gelübde ab, der
Rabbine betete für sie auf eine erhebende Weise und sprach den priesterlichen
Segen über sie aus. Das Fest endete mit Absingung des 150. Psalms in hebräischer
Sprache nach der Melodie in der Zeitung des Judentums von 1838. Die höheren –
weltlichen und geistlichen – Beamten, sowie sonstigen Honoratioren hiesiger
Stadt, die alle Lieder mitsangen, erhöhten und verherrlichten durch ihre
Anwesenheit noch mehr, das uns unvergessliche neue Fest, um welches wir, wie
sich ein Altgläubiger aussprach, reicher geworden.
Je seltener jetzt in der Gemeinde Israelis die volle Anerkennung der Verdienste
eines Geistlichen sich findet, desto tiefer fühlen wir den Dank, den wir dem
unsrigen schulden, nachdem er die Veredlung des innern und äußern
Gottesdienstes, die Bildung des Chors, die Verschönerung im Innern des
Synagoge, die Ordnung bei Leichenbegängnissen, sowie den Leseverein ins Leben
gerufen." |
Überlegungen zur Ansiedlung russisch-jüdischer
Familien in Rodalben (1891)
Anmerkung: der Plan wurde nicht verwirklicht. Warum in dem Artikel gerade
Rodalben als Beispiel genannt wird, wo doch in vielen anderen Orten der Pfalz die Zahl der jüdischen Einwohner noch stärker zurück gegangen war, ist
unklar.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Juni 1891:
"München, im Mai. Als Beitrag zur Beantwortung der in Nr. 39 und 40
dieses Blattes gestellten Frage: 'Was können wir für unsere
unglücklichen Brüder und Schwestern (in Russland) tun?' wollen Sie
Folgendes veröffentlichen: In Bayern und wohl auch in den übrigen
Ländern des deutschen Reiches existieren bekanntlich viele kleine
jüdische Gemeinden, welche nicht mehr oder kaum noch die notwendige
Minjan-Zahl an Mitgliedern umfassen; z.B. in der Pfalz: Rodalben, Gersheim
u.a,. Ferner gibt es an manchen Orten Synagoge, zu denen leider keine
Gemeinde mehr vorhanden ist; z.B. Pfersee bei Augsburg. Es sollte sich ein
Komitee bilden, das nach erlangter behördlicher Erlaubnis eine
entsprechende Anzahl russischer Familien daselbst unterbringt; damit
würde nach zwei Seiten hin Gutes gestiftet werden." |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Der langjährige Gemeindevorsteher Siegmund Neuberger
und seine Frau wandern in die USA aus (1938)
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1. Juni 1938: "Rodalben. Am 1. Mai
traten Herr Siegmund Neuberger und seine Frau die Ausreise nach USA
an, um sich wieder mit ihren dort lebenden drei Kindern zu vereinigen.
Unsere Gemeinde erleidet durch das Scheiden dieser beiden Mitglieder einen
schweren Verlust. Herr Neuberger hat viele Jahre hindurch das Amt des
Gemeindevorsitzenden bekleidet und sich stets voll Hingabe für die
Interessen unserer Gemeinde eingesetzt. Seine Gattin hat ihn in der
Erfüllung der Liebespflichten gegenüber allen Mitbrüdern und
Mitschwestern wacker unterstützt. Die ganze Gemeinde begleitet ihren
bisherigen Vorsitzenden und seine Frau mit den herzlichsten Wünschen auf
ihrem Wege in die neue Heimat." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Die jüdischen Kinder von Rodalben besuchen die Schulen
in Pirmasens (1938)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Februar 1881: 'Commis gesucht.
Für mein Manufaktur- und Eisengeschäft, am Sabbat und an Feiertagen
geschlossen, suche ich zum alsbaldigen Eintritt einen tüchtigen Commis,
Manufakturist, der auch zeitweise Landkundschaft zu besuchen hat.
L. Bloch, Rodalben (Pfalz). " |
Danksagung nach der Barmizwah von Fritz Neuberger
(1937)
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1. November 1937: "Rodalben -
Danksagung.
Für die uns anlässlich der Barmizwah unseres Sohnes Fritz
erwiesenen Aufmerksamkeiten danken wir herzlichst. Moritz Neuberger und
Frau." |
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Anmerkung: Der oben genannte Fritz
(Friedrich Josef) Neuberger (geb. 2. November 1924 in Rodalben) wurde
im März 1942 ab Mainz - Darmstadt in das Konzentrationslager Majdanek
deportiert und ermordet. Seine Eltern Moritz Neuberger (geb. 21.
September 1879 in Rodalben) und Toni (Antonie Therese) Neuberger geb.
Mayer (geb. 4. Januar 1891 in Niederkirchen) wurden im März 1942 ab
Mainz - Darmstadt in das Ghetto Piaski deportiert und ist umgekommen/wurde
ermordet. Moritz Neuberger war nach dem Novemberpogrom 1938 vom 12.
November bis 16. Dezember 1938 in das Konzentrationslager Dachau
verschleppt worden. |
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Rechts: Die von
Werner Neuberger
(Bruder von Fritz Neuberger) für die
Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem
ausgestellten Gedenkblätter für seinen
Bruder und seine Eltern
http://db.yadvashem.org/names/search.html?language=de |
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Anzeige von Schneidermeisterin Luise Mann (1938)
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1. März 1938: "Persönliche
Nachricht.
Eine tüchtige Gehilfin wird per sofort gesucht
zum 15. April wird ein jüdisches Lehrmädchen angenommen. Luise Mann,
Schneidermeisterin, Rodalben." |
Zur Geschichte der Synagoge
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bestand ein Betsaal
(später "alte Juddeschul" genannt). Am 8. Februar 1838 wurde
eine Synagogenordnung verabschiedet. Der Betsaal war in einem Gebäude an der
Hauptstraße untergebracht, das 1994 abgebrochen wurde.
Seit 1873 bemühte sich die jüdische Gemeinde um den Bau einer Synagoge,
doch dauerte es einige Jahre bis der Plan verwirklicht werden konnte. 1874
wurde zunächst ein provisorischer Raum in einem Gebäude an der Hauptstraße
(Hintergebäude Anwesen Friedrich Demmeré) gemietet, in dem Schule und Synagoge
eingerichtet wurde. Anfang August 1882 erhielt die Gemeinde die Genehmigung zum
Bau einer Synagoge. Die Grundsteinlegung war am 10. April 1883, das
genaue Einweihungsdatum ist nicht bekannt. Die Synagoge war mit einem Schul- und
Lehrerhaus verbunden, in dessen Keller vermutlich das rituelle Bad war. Im 97 qm
großen Betsaal hatte es 65 Männerplätze. Auf der Empore hatte es Platz für 40
Frauen.
Bereits um 1890 war es bereits schwierig, regelmäßig Gottesdienste abzuhalten,
da nach einem Bericht in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Juni 1891 S. 802
Rodalben zu den kleinen jüdischen Gemeinden gehörte, welche "nicht mehr oder
kaum noch die notwendige Minjan-Zahl an Mitgliedern umfassen" (Minjan = die
zum Gottesdienst notwendige Zahl von 10 religionsmündigen Männern).
55 Jahre war die Synagoge in Rodalben Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens.
Nachdem die Zahl der jüdischen Gemeindeglieder nach 1933 stark
zurückgegangen war, verkaufte die jüdische Gemeinde das Anwesen am 26.
August 1938 für 10.500 RM an die Ortsgemeinde. Diese wollte das
Synagogengebäude zum Heim der örtlichen Hitlerjugend umbauen. Der Plan wurde
jedoch nicht ausgeführt. 1941 war im Gebäude ein Lagerraum der Deutschen Arbeitsfront
und der NSV. Beim Einmarsch amerikanischer Truppen am 21. März 1945 geriet das
Synagogengebäude durch die Sprengung eines in der Auffahrt zum
Elisabethenkrankenhaus liegengebliebenen Panzergeschützes der Wehrmacht in
Brand und wurde weitgehend zerstört. Die Ruine blieb stehen und wurde erst nach
Klärung des Restitutionsverfahrens (1951 Verkauf an Privatpersonen) im Jahr
1954 abgebrochen. Auf dem Grundstück befinden sich heute ein Wohnhaus (am Platz
der früheren Schule) und eine kleine Gartenanlage an Stelle der früheren
Synagoge.
Adresse/Standort der Synagoge: "alte
Juddeschul" (Betraum): auf Grundstück Hauptstraße 139 im Bereich zwischen
Raiffeisenbank und Metzgerei Hirtle; Hauptstraße 161
Fotos / Darstellungen
(Quelle: historische Darstellungen aus der Dokumentation des
Landesamtes s. Lit. S. 325; neuere Fotos: Hahn, Aufnahmen vom 20.4.2006)
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Die Synagoge
in Rodalben |
Pläne
vom (nicht verwirklichten) Umbau der Synagoge in ein HJ-Heim |
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Das Gebäude
der "VR-Bank" steht auf
dem Grundstück der "alten
Juddeschul" |
Blick auf
das an Stelle des jüdischen
Schul- und Lehrerhauses erstellte
Gebäude; das Synagogengebäude
war auf dem dahinter liegenden
heutigen
Gartengrundstück. |
Text der
Hinweistafel: "Zentrum
der ehemaligen jüdischen Kultusgemeinde.
Synagoge - kultische Bäder -
Schulhaus und Lehrerwohnung -
1886-1945" |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Otmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter
besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005.
S. 239-242. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 324-325 (mit weiteren Literaturangaben).
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Rodalben Palatinate. The Jewish
population was 100 in 1802 and reached a peak of 148 (total 1.436) in 1836. Jews
were active in local life and served on the municipal council. A synagogue was
opened in a rented apartment in 1838 and in 1882 authorization was received to
erect a synagogue. A Jewish school was opened in 1869 (26 students in 1886). In
1933, the Jewish population was 75. Most local residents ignored the Nazi
economic boycott at first but anti-Jewish agitation intensified through the
years. On Kristallnacht (9-10 November 1938), Jewish stores were
vandalized and Jewish men were sent to the Dachau concentration camp. The last
Jews left the town in 1939. Four Jews perished in the Holocaust.
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|