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Wallhalben und
Oberhausen (Gemeinde
Wallhalben,
VG Thaleischweiler-Wallhalben, Kreis Südwestpfalz)
mit Saalstadt (VG Thaleischweiler-Wallhalben)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen
Gemeinde(n) (english
version)
In Wallhalben und Oberhausen bestanden ursprünglich getrennte
jüdische Gemeinden, die seit Ende des 19. Jahrhunderts eine gemeinsame Gemeinde
bildeten ("Israelitische
Kultusgemeinde Oberhausen-Wallhalben").
Die ältere Gemeinde bestand in Wallhalben.
Hier lebten seit dem 18. Jahrhundert jüdische
Familien, zwischen 1775 und 1789 waren es neun unter dem Schutz der
Ortsherrschaft lebende Familien. 1809/10
werden folgende jüdische Familien genannt: Jacob Benedict, Moses Benedict, Leopold
Frank, Abraham May, Jonathan May (Landwirt/Händler), Simon Juda May, Emanuel
Rheinheimer, Marx Rheinheimer, Sender Rheinheimer, Wolfgang Rheinheimer, Simon
Stiefel.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Zahl der jüdischen
Einwohner in Wallhalben wie folgt: 1801 65 (25,8 % der Gesamteinwohnerschaft),
1808 45, 1825 43 (12,3 % der Gesamteinwohnerschaft), 1848 42 (acht Familien), 1875 59,
1889 70, 1900 27 jüdische
Einwohner. Die Gemeinde Wallhalben war noch in den 1870er-Jahren selbständig
und hatte damals einen eigenen Religionslehrer, der zugleich als Vorbeter und
Schochet tätig war (vgl. Ausschreibung der Stelle unten von 1876). 1888 wird für
Oberhausen und Wallhalben der gemeinsame Lehrer Eppstein genannt. Zuletzt
erfährt man
für Wallhalben von Lehrer Leopold Bornstein (1897, siehe Meldung
unten).
In Oberhausen zog die erste jüdische
Familie erst nach 1800 zu. 1808
lebten hier fünf jüdische Personen; 1809/10 werden die beiden
Familien des Jean Katz und des Simon Stiefel genannt; 1825 waren es 44 jüdische
Einwohner (17,7 % der
Gesamteinwohnerschaft). 1848 lebten hier zwei jüdische
Familien mit insgesamt elf Angehörigen. Die Höchstzahl wurde 1875 mit 42 Personen
erreicht. Danach ging die Zahl der jüdischen Einwohner durch Aus- und
Abwanderung zurück. Nur vorübergehend hatte die jüdische Gemeinde Oberhausen
einen eigenen Lehrer: aus dem Jahr 1869 liegt die Ausschreibung einer
Stelle allein für Oberhausen vor (siehe unten). 1877 wird Lehrer Herrmann, 1879
ein Lehrer Wolff genannt (siehe Anzeigen unten).
Bereits Mitte des 1880er-Jahre war die Gemeinde in Oberhausen eine
enge Beziehung mit der benachbarten, zunächst wesentlich größeren jüdischen Gemeinde in Herschberg
eingegangen. 1885 und 1891 suchten die beiden Gemeinden gemeinsam einen
Religionslehrer, der auch das Amt des Vorbeters und Schächters übernehmen
konnte (siehe Anzeigen unten). Die Gemeinden teilten sich die Bezahlung des
nach einer Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. März 1885 (siehe
unten), der Lehrer wohnte in Oberhausen.
In den 1890er-Jahren - möglicherweise nach Einweihung der neuen Synagoge
in Herschberg 1892 - gingen die Gemeinden in Oberhausen und Wallhalben -
unabhängig von Herschberg - eine gemeinsame Beziehung ein und bildeten von nun
an die "Israelitische Kultusgemeinde Oberhausen-Wallhalben".
Ein gemeinsamer Religionslehrer, Vorbeter und Schochet für die beiden Orte
wurde 1899 gesucht (siehe Anzeige unten).
Nach Auflösung der jüdischen Gemeinde Herschberg
wurden die
hier noch lebenden jüdischen Personen der Gemeinde in Oberhausen-Wallhalben
zugeteilt (1924 3 Personen, 1932 3). Auch die in Saalstadt lebenden
jüdischen Personen gehörten zur Gemeinde in Oberhausen-Wallhausen (1924 4,
1932 3).
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Isaak Reinheimer
(geb. 21.10.1880 in Wallhalben, vor 1914 in St. Wendel wohnhaft, gef.
28.9.1915).
Um 1924, als noch 37 in Oberhausen und Wallhausen lebende jüdische
Personen der gemeinsamen Kultusgemeinde angehörten (4,9 % von
insgesamt etwa 750 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Myrtill Mann
(Oberhausen, siehe Bericht zu seiner Auswanderung in die USA 1938 unten)), M. Baer (Wallhalben) und B. Moses (Saalstadt). Als Lehrer der
insgesamt 12 schulpflichtigen jüdischen Kinder kam Lehrer Max Bachenheimer aus
Zweibrücken regelmäßigen nach Oberhausen und Wallhalben. Die jüdische Gemeinde gehörte zum
Rabbinatsbezirk Zweibrücken. 1932
(33 jüdische Gemeindeglieder) waren die Vorsteher der Gemeinde Myrtill Mann
(Wallhalben) und Emanuel Katz (Oberhausen). Als Lehrer kam nun Lazarus Bernstein
aus Zweibrücken in die Gemeinde. Damals waren noch drei jüdische Kinder zu
unterrichten.
Im Juni 1933 lebten in Oberhausen und Wallhalben zusammen noch 21
jüdische Personen. Auf Grund der zunehmenden Entrechtung, der Repressalien und
des wirtschaftlichen Boykotts verließen in den folgenden Jahren 16 die beiden
Orte beziehungsweise wanderten aus. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die
Synagoge durch einen SA-Trupp geschändet und verwüstet (s.u.); auch die
Wohnung der Familie Katz wurde verwüstet. 12 Personen wurden im Oktober 1940
nach Gurs deportiert.
Von den in Wallhalben geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Helene Ackermann geb.
May (1855), Mathilde Fass geb. Reinheimer (1899), Lena Herz geb. Michels
(1904), Simon Herz (1900), Berta Isaak geb. Katz (1870), Rosalie Koch geb.
Reinheimer (1897), Emilie Levy geb. Reinheimer (1888), Ida Mai geb. Breitmann (1884),
Ilse Herrit Mai geb. Katz (1913), Blanka Beyer geb. Baer (1914), Auguste Reinheimer
(1896), Babetta Reinheimer (1882), Eduard Reinheimer (1892), Emanuel Reinheimer
(1852), Frieda Reinheimer (1884), Markus Reinheimer (1890), Moritz Schwarz (1869), Frieda Stern geb. Katz
(1873).
Aus Oberhausen sind umgekommen (Angaben nach Mitteilung von Peter Lohr,
Mitherausgeber der Ortschronik Oberhausen-Wallhalben 1988; Quelle: Dokumentation
zur Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Rheinland-Pfalz und Saarland von
1800 bis 1945. Koblenz 1975 Bd. 7 bearbeitet von Editha Bucher; ergänzt durch Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Lina Herz geb. Michels
(1904), Emanuel Katz (1875), Berta Katz (1881), Rosa Katz (1905), Ludwig Katz (1880),
Herbert Katz (1909), Else (Elsa) Katz geb. Dellheim (1887), Siegmund Katz (1884),
Emma Katz (1881), Johanna Katz (1889), Emilie Kahn geb. Katz (1886).
Aus Saalstadt sind umgekommen: Eugen Moses (1883), Hedwig Moses (geb.
1906 in Saalstadt), Johanna Moses geb. Behr (geb. 1877 in Leimersheim als
Tochter von Georg Behr und Regina geb. Mayer).
Anmerkung: ein Sohn von Johanna Moses und ihrem 1924 verstorbenen Mann Bernhard
Moses war Earl Keith Monroe (Moses); dieser ist 1909 in Saalstadt geboren und
starb 1987 in Contra Costa County, CA/USA.
Hinweis: Das restaurierte und für Zwecke der
bürgerlichen Gemeinde genutzte Anwesen der jüdischen Familie Katz in
Oberhausen ("Ludwig-Katz-Haus", Zweibrücker Straße 2a-4) steht unter Denkmalschutz.
Das Gebäude war nach Abschluss der Restaurierung am 7. September 1987
eingeweiht worden. Eine Hinweistafel ist
angebracht. Zur Familie Katz siehe Leserbrief von Peter Lohr unten.
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde(n)
Zur Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters /
Schochet 1869 / 1876 / 1885 / 1891 / 1899
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juni 1869:
"Die israelitische Gemeinde Oberhausen bei Zweibrücken sucht
einen Religionslehrer, der zugleich den Vorbeter und Schächterdienst
versehen kann. Derselbe hat zu beziehen:
a) einen jährlichen fixen Gehalt mit 250 Gulden
b) die Kasualien veranschlagt zu 150 Gulden,
zusammen (wofür garantiert) 400 Gulden.
Außerdem hat der Lehrer freie Wohnung nebst Garten. Lusttragende wollen
sich persönlich bald vorstellen." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juni 1876:
"Lehrer-Gesuch. Die hiesige Religionslehrer-, Kantor- und
Schächterstelle ist vakant und möglichst sofort zu besetzen. Außer
einem Fixum-Gehalte von 450 Mark sowie einem Nebeneinkommen von 260 Mark,
bei freier Wohnung mit Garten, kann der Angestellt, dem sehr viel Zeit zur
Verfügung steht, durch Privatstunden sein Einkommen bedeutend erhöhen.
Anmeldungen nebst Zeugnissen sind an den Vorstand zu richten. Wallhalben,
bei Zweibrücken. W. Levy." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. März 1885:
"Religionslehrer, Kantor- und Schächterstelle ist sofort zu besetzen in
der Gemeinde Oberhausen bei Zweibrücken (Pfalz). Gehalt (mit der Gemeinde
Herschberg) 500 Mark, Nebenverdienste 200 Mark. Heizung des Lehrlokals mit 30
Zentnern Kohle nebst freier schöner Wohnung und Garten. Reichsangehörige
bevorzugt. Zeugnisse gefälligst einsenden. Der Vorstand W. Levy."
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Februar 1891:
"Die Religionslehrer-, Kantor- und Schächterstelle in der Gemeinde
Oberhausen bei Zweibrücken ist zu besetzen. Der Gehalt (einschließlich mit
der Gemeinde Herschberg) beträgt 500 Mark, Nebenverdienst 200 Mark,
25 Zentner Steinkohlen für Heizung des Schullokals, sowie eine schöne,
freie Wohnung mit Garten. Bewerber müssen Reichsangehörige sein.
Zeugnisse sind einzusehenden an den Vorstand: W. Levy." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juli 1891:
"Die Religionslehrer-, Kantor- und Schächterstelle ist zu besetzen
in der Gemeinde Oberhausen bei Zweibrücken, Pfalz. Gehalt mit
der Gemeinde Herschberg 500 Mark. Nebenverdienst 200 Mark, gering
gerechnet. 25 Zentner Steinkohlen für die Heizung des Schullokals, nebst
schöner Wohnung und Garten. Zeugnisse sind einzusenden an den
Vorstand W. Levy". |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Oktober 1899:
"Die Stelle eines Religionslehrers, Kantors und Schächters in Oberhausen-Wallhalben
(Pfalz) ist zu besetzen. Fixum 600 Mark, Nebeneinkommen ca. 150 Mark,
Vergütung für Beheizung des Schulsaals 25 Mark, freie Wohnung nebst
Garten.
Meldungen mit Zeugnisabschriften sind bis 1. November dieses
Jahres hieramts einzureichen.
Das Bezirksrabbinat Zweibrücken:
Dr.
Meyer". |
Anmerkung: in den 1850er-Jahren war Josef Moses Lehrer in
Oberhausen. Er ist geboren am 10. Dezember 1826 in
Rodalben als Sohn des Jacob Moses und der
Johanetta geb. Lion. Josef Moses war verheiratet mit Amalie geb. Haas (geb. 1837
in Oberhausen/Wallhalben als Tochter von Jakob Haas und der Karolina geb.
Katz). Josef Moses war zunächst Lehrer in Oberhausen, danach um 1859 bis
1862 in Herchweiler, ab 1862
Schuldienstexpektant in Gommersheim, ab
1865 Schulverweser an der israelitischen Elementarschule in
Schwegenheim, ab 1875 Lehrer in
Göllheim, wo er vor dem 24. Oktober 1886
verstarb.
Mitteilung über den jüdischen Lehrer Leopold Bornstein in
Wallhalben 1897
Letzter Lehrer der selbständigen jüdischen Gemeinde
Wallhausen war der Kantor und Schächter Leopold
Bornstein, der aus Zirke (Sieraków, Posen) stammte; 1899 wurde nach Vereinigung
mit Oberhausen ein für beide Ort gemeinsamer Lehrer gesucht (siehe Anzeige
oben).
Meldung
in der Zeitschrift "Der
Israelit" vom 25. November 1897: "Wallhalben (bayrische Pfalz). Der in
Nr. 89 erwähnte Kantor und Schächter Leopold Bornstein in Zirke (Posen),
zur Zeit hier amtierend, hat am 3. März die Naturalisation erlangt und
somit die deutsche Reichsangehörigkeit erworben." |
Lehrer Herrmann in Oberhausen verkauft zwei Torarollen (1877)
Anmerkung: es ist nicht bekannt, um welche Gemeinde es sich damals
handelt. Es kann sich nicht um die Gemeinde Wallhalben gehandelt haben, das
diese sich erst in den 1890er-Jahren mit Oberhausen verbunden hat.
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April 1877: "Eine
aufgelöste Gemeinde lässt zwei noch gute Torarollen durch den
Unterzeichneten verkaufen. Lehrer Herrmann in Oberhausen bei
Zweibrücken". |
Lehrer Wolff in Oberhausen bietet Chanukkalichter an
(1879)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Dezember 1879:
"Chanukkalicht.
Als eine Zierde für jedes Zimmer und jeden Salon offeriere ich eine
Nouveauté von Chanukka-Leuchter, eine Papparbeit mit prachtvollem
Hintergrund von Spiegel und Sammetverzierungen mit acht oder 17 Leuchtern
(für zwei Personen) von Messing.
Preis mit Segenswunsch in Goldbuchstaben
auf schwarzem oder Blumengrunde ... 5 Gulden 15 Kreuzer = 3 Taler.
Ohne dieselbe .... 3 Gulden 30 Kreuzer = 2 Taler.
Einfachere .... von 2 bis 3 Gulden.
Rechtzeitige Bestellungen erbittet L. Wolff, Lehrer, Oberhausen bei
Zweibrücken (Pfalz). Da infolge der vorigen Ankündigung in Nr. 48
vielfache Bestellungen eingelaufen sind, so kann ich Bestellungen nur
effektuieren, wenn sie bis zum 20. Dezember hier eingelaufen. Spätere Aufträge
kann ich nicht mehr ausführen." |
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
Salomon
May aus Cincinatti errichtet zum ehrenden Andenken an seinen verstorbenen Onkel
Nathan May eine Stiftung (1891)
Anmerkung: in welcher (verwandtschaftlichen?) Beziehung Salomon May zu
Wallhausen bzw. Oberhausen stand, ist nicht
bekannt.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 3. Juli 1891: "Herr Salomon May, Privatmann in
Cincinnati, ein Neffe des verstorbenen Herrn Nathan May in
Kaiserslautern, hat zum ehrenden Andenken an seinen verstorbenen Onkel der
israelitischen Kultusgemeinde Kaiserslautern,
Herschberg und Wallhalben-Oberhausen
unter dem Namen 'Nathan-May-Stiftung' ein Kapital von 10.000 Mark
geschenkt. Hierbei ist die Bestimmung getroffen, dass die Zinsen dieser
Summe alljährlich unter bedürftige Israeliten der drei genannten
Gemeinden am Neujahrstag verteilt werden
sollen." |
Zum 83. Geburtstag des aus Wallhalben stammenden Kriegsveterans
Isidor Levy (1930)
Artikel in der "CV-Zeitung" vom 3. Oktober 1930: "Die
'Pirmasenser Zeitung' vom 25. September bringt zum 83. Geburtstag unseres
Mitgliedes Isidor Levy in Thaleischweiler
einen Artikel, in dem es heißt: Der letzte Veteran 1870/71 von
Thaleischweiler, Isidor Levy, begeht morgen in geistiger Frische und
verhältnismäßiger körperlicher Rüstigkeit seinen 83. Geburtstag. Levy
ist am 26. September 1847 in Wallhalben geboren. Er erlernte bei
seinem Vater das Bleichschmiedehandwerk, das in dieser Familie
traditionell ist, denn vier Generationen waren Blechschmiede. Vor dem 70er
Kriege war Levy einige Jahre in Amerika zur handwerklichen
Weiterausbildung, ebenso aus gleichem Grunde längere Zeit in Frankreich.
Den Feldzug 1870/71 machte er beim 5. Bayerischen Jägerbataillon mit.
Von seiner Teilnahme an der Schlacht bei Sedan, dem Gefecht bei Bagneux (13.
Oktober 1870) und dem Ausfallgefechte von Paris erzählt er heute noch
Einzelheiten. Im Jahre 1874 machte er sich in
Thaleischweiler selbständig
und betrieb sein Handwerk noch bis vor wenigen Jahren." |
Auswanderung von Ernst Mai
(aus Wallhalben, berufstätig in Wachenheim) (1938)
Artikel
im "Jüdischen Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. Januar
1938: "Bad Dürkheim.
Seit meinem letzten Berichte in Nr. 4 dieses Gemeindeblattes - ein
pfälzischer Rabbiner nannte ihn einen Hesped, eine Trauerrede - ist in der
Auswanderung kein Stillstand eingetreten. Das Verhängnis ist nicht
abzuwenden. Herr Willi Reiß, Sohn des vor neun Monaten verstorbenen
Adolf
Reiß ist mit Frau und Kind vor wenigen Tagen nach Krefeld abgewandert, um
von da aus in einer Maschinen-Werkstätte in Duisburg sich für den Handwerkerberuf
umzustellen. Wiederum ein schwerer Verlust für unsere Gemeinde, denn wir
verlieren in Willi Reis einen wahren und aufrechten isch jehudi (jüdischen
Mann), einen
Mann, der seither sich unserer Winterhilfe selbstlos zur Verfügung stellte
und die Buchführung derselben in musterhafter Weise besorgte. Ihm wird
schon in den nächsten Tagen der 22-jährige aus
Wallhalben stammende Ernst Mai
folgen, seit längerer Zeit in der Metzgerei Emil Scheuer im benachbarten
Wachenheim tätig. Der junge Mann
hatte mehrmals in der Woche bei unseren Dürkheimer Glaubensgenossen zu tun
und nahm dann auch regelmäßig an unserem Gottesdienste teil. Unsere besten
Wünsche begleiten den Scheidenden nach Nordamerika. " |
Der langjährige Gemeindevorsteher Myrtill Mann und
Frau wandern in die USA aus (1938)
Artikel
in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom
1. September 1938: "Wallhalben. Vor kurzem haben Herr Myrtill
Mann und Frau unsere Gemeinde verlassen, um nach USA, wo bereits ihre
beiden Söhne leben, auszuwandern. Dadurch hat die Gemeinde, in welcher
die Familien Wallhalben und Oberhausen zusammengeschlossen sind, ihren
langjährigen Parnes verloren, der sich der Erledigung der
Kultusangelegenheiten und der Erfüllung aller Obliegenheiten auf dem
Gebiete des Gottesdienstes und der Wohlfahrtspflege stets mit Eifer
gewidmet hat." |
Sonstiges
Grabstein in Gurs
für Emanuel Reinheimer
(Fotos: Ruth Miller, Oktober 2016; Emanuel Reinheimer ist am 14.
Januar 1852 in Wallhalben geboren. Er wohnte in Höheinöd.
Am 22. Oktober 1940 wurde er in das Internierungslager Gurs deportiert, wo er am
30. Januar 1941 umgekommen ist.)
Grabstein im Friedhof des südfranzösischen Internierungslagers Gurs für
"Hier ruht
Emanuel Reinheimer
1852-1940".
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Zur Geschichte des Betsaal/der Synagoge
In Wallhalben dürfte bereits seit dem 18. Jahrhundert
ein Betsaal vorhanden gewesen sein. Wie lange der (vermutlich vorhandene) Betsaal in Wallhalben genutzt wurde, ist
nicht bekannt.
Spätestens in der Mitte des 19.
Jahrhunderts wurde in Oberhausen für die beiden Gemeinden in
Oberhausen und Wallhalben eine Synagoge erbaut beziehungsweise eingerichtet.
Ältester Nachweis ist ein Plan des Bezirksgerichtes Zweibrücken vom September
1859. Das stattliche Gebäude stammt aus dem letzten Drittel des 18. Jahrhunderts und wurde
vermutlich im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts von der jüdischen Gemeinde
erworben. Ein unmittelbar neben dem Haus befindlicher Brunnen wurde für
die Versorgung der Mikwe mit fließendem Wasser genutzt. In dem "am
Felseneck" gelegenen Gebäude wurde von der jüdischen Gemeinde im Erdgeschoss ein Schulsaal, im
Obergeschoss eine Lehrerwohnung und der Betsaal eingerichtet. 1882 wurde der
Brunnen hinter dem Synagogengebäude als offizieller Gemeindebrunnen ausgebaut;
die jüdische Gemeinde behielt jedoch das Recht, Wasser für die Mikwe
abzuleiten.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Synagogengebäude von SA-Leuten
geschändet und die Inneneinrichtung völlig zerstört. Das Gebäude selbst
blieb bestehen, wurde aber 1941 zum vorgesehenen Ausbau des Landstuhler Weges zur
breiten Talstraße abgebrochen. Nach dem Abtransport der letzten jüdischen Einwohner hatte der
Oberfinanzpräsident Westmark in Saarbrücken die Genehmigung zum Abriss des
Gebäudes gegeben.
Adresse/Standort der Synagoge: Am Felseneck, im Winkel
Zweibrücker/Landstuhler Straße
Fotos / Darstellungen:
(Quelle: Fotos aus der Chronik Wallhalben S. 131, auch in: O. Weber s. Lit. S.
251; Skizzen aus der Ortschronik Wallhalben s.Lit. )
Historische Aufnahmen |
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Blick von Südosten auf das
ehemalige Synagogengebäude
vor dem Abbruch 1941 |
Blick von Nordosten, gleichfalls vor
dem Abbruch 1941; vor dem Gebäude
das ausgeschlachtete Auto des im
Oktober 1940 deportierten Ludwig Katz |
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Skizzen |
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Skizzen des
Synagogengebäudes (Skizzen angefertigt von Dr. Karlwerner Kaiser für die Chronik
Wallhalben:) die Skizze links zeigt den Kellerbereich mit der
Mikwe; die Skizze in der Mitte zeigt das Erdgeschoss mit dem Zugang
zur Mikwe, links davon ein Gastraum der jüdischen Gemeinde sowie den
Schulraum (seit dem Ersten Weltkrieg war hier eine Schumacherwerkstatt);
die vorgebaute Brunnenstube ("Waschbrunnen") ist bis heute
erhalten; die Skizze rechts zeigt das Obergeschoss mit der Synagoge
(getrennt in Männer- und Frauenschule) und der Lehrerwohnung (mit
Schlafzimmer, Wohnzimmer und Küche). |
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neuere Fotos vom Brunnen und
dem ehemaligen Synagogengrundstück
werden bei Gelegenheit ergänzt |
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Das Brunnenhaus, das dem
Synagogengebäude angebaut war |
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Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
Juli 2011:
Erinnerungen an
Familie Katz - ein Leserbrief in der "Rhein-Pfalz" vom 12. Juli
2011 von Peter Lohr, Zweibrücken |
"'Halb- und Unwahrheiten!' Zu 'Menschen, Mühlen und Machores' vom
6. Juli mit der Unterzeile 'Warum Familie Katz einen Chauffeur brauchte':
Ja, hört es denn nie auf? Wird der schwarze Fleck in der Wallhalber
Geschichte schon wieder übertüncht? Weglassen, Halbwahrheiten,
Unwahrheiten! Dabei steht mitten im Ort mit dem Ludwig-Katz-Haus die
steinerne Erinnerung an die jüdische Gemeinde in den ehemaligen Gemeinden
Oberhausen und Wallhalben. Ludwig Katz hatte das Haus 1904 erworben, bis
es 1940 von den Nazis enteignet wurde. Der überlebenden Tochter Margot
Katz bezahlte die Ortsgemeinde 1954 18.000 Mark. Es wurde dann 30 Jahre
als Wohnhaus genutzt, bis es von einem neuen Gemeinderat 1988/89 vor dem
Zerfall und Abriss gerettet wurde, grundlegend umgebaut, Gegenstück zur evangelischen
Kirche auf der anderen Seite der Wallhalb. das mit dem Wappen der Familie
Wild und der Namensgebung Ludwig-Katz-Haus in seiner Bedeutung
gekennzeichnete Baudenkmal steht unter diesen Zeichen als der 300 Jahre
umfassende wirtschaftliche und kulturelle Mittelpunkt der Gemeinde.
Die Familie Katz war schon seit Generationen als Viehhändler tätig.
Ludwig Katz war ein besonders tüchtiger Geschäftsmann, der manchmal bis
zu 100 Milchkühe und mehr in Norddeutschland kaufte, sie mit Lastwagen
nach Wallhalben bringen ließ, und dann auf der ganzen Sickingerhöhe
verkaufte. Seine Tochter Margot erzählte 1989: 'Zuerst war er gelaufen,
dann besaß er das erste Motorrad, dann das erste Auto, einen Daimler, und
er hat ihn gebraucht, es war kein Luxus, weil er ja älter wurde.' Dann
kamen die Nazis an die Macht, das Auto wurde konfisziert. Jahre später
ohne Motor vor die zerstörte Synagoge gestellt. Im Ersten Weltkrieg wurde
Katz mit dem Eisernen Kreis auszeichnet, bekam steife Finger in russischer
Gefangenschaft, weshalb ihm 1938 die Einreise nach Amerika verweigert
wurde. 'Hätte er nicht für Deutschland gekämpft, hätte er wie mein
Mann und ich nach Amerika kommen können.' (Margot Katz).
Da Wallhalben-Oberhausen keine Bank hatte, liehen sich die Menschen rundum
von Ludwig Katz kleinere und größere Beträge zu einem Zinssatz von vier
Prozent, zahlbar an Martini. Am 30. Januar 1933 waren es wieder 13.500
Mark. Keiner seiner christlichen Mitbürger zahlte nach der
Machtübernahme durch die NSDAP seine Schulen zurück. 1935 erhielt Katz
endgültig Berufsverbot. In der Reichspogromnacht 1938 wurde die Wohnung
Katz verwüstet. Er kam für mehrere Wochen nach Dachau, von wo er als
schweigender, gebrochener Mann zurückkehrte. Am 22. Oktober 1940 folgte
der Abtransport der letzten 14 jüdischen Wallhalber in das Champs de Gurs
in Südfrankreich. Dann: verschollen in Auschwitz. Wir wissen, was sich
hinter diesem amtlichen Kürzel verbirgt.
Und dann: Die Synagoge sei im Krieg völlig abgebrannt. Nein, nach
der Verwüstung durch die SA in der Reichspogromnacht am 9. November 1938
blieb die ehemalige Synagoge leer stehen und wurde langsam zur Ruine. Nach
dem Abtransport der letzten Juden hatte der Oberfinanzpräsident Westmark
in Saarbrücken die Genehmigung zum Abritt des Gebäudes gegeben. Er
erfolgte 1941. Wir verdanken Altbürgermeister Ludwig Saalfrank Fotos vom
Niedergang des Gebäudes: davor der ausgeschlachtete Wagen von Ludwig
Katz. Die meisten Wallhalber taten den Juden nichts, also auch nichts
Gutes. 1945 richtete für wenige Tage ein SS-Sturmbannführer die
Schreibstube seiner Einheit im Haus des Bürgermeisters Ludwig Saalfrank
ein, neben dem Raum, in dem dieser eine jüdische Familie unter
Lebensgefahr versteckte. Ein Wunder behütete das Haus und seine mutigen
Bewohner.
Wäre dies nicht alles erzählenswerter gewesen als die Story vom
Autobesitzer ohne Führerschein? Karlwerner Kaiser, Wolfgang Saalfrank und
ich haben 1989 in einer 500 mal verkauften Ortschronik fast alle diese
Fakten recherchiert und aufgeschrieben, auf dass es in Erinnerung bleibe.
Das war wohl ein frommer Traum. Peter Lohr, Zweibrücken." |
|
Oktober 2011:
Aus Anlass des Gedenktages der Deportation nach
Gurs: neuer Beitrag zur Geschichte der Wallhalber jüdischen Familien |
Artikel
von Peter Lohr in der "Rheinpfalz" vom 22. Oktober 2011: "'Nichts
hat geholfen'.
Am 22. Oktober, heute vor 71 Jahren, wurden hunderte Juden aus der Pfalz
in das französische Internierungslager Gurs verschleppt. Für viele war
es ein Zwischenstopp auf dem Weg in die Vernichtungslager im Post. Auch
Wallhalber Familien waren unter den Deportierten..."
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung
anklicken. |
|
Februar 2016:
Ein Gedenkstein in Saalstadt wird
aufgestellt
Anmerkung: Der Gedenkstein in Saalstadt erinnert an Johanna Moses und
ihre Tochter Hedwig, die nach der Deportation in Auschwitz ermordet
wurden. Die beiden betrieben in Saalstadt einen
Kolonialwarenladen. |
Artikel in der "Rheinpfalz" (Pirmasens) vom 3. Februar 2016:
"Gedenkstein als Mahnmal mit aktuellem Bezug gesetzt.
Saalstadt: Gemeinde erinnert an zwei im Konzentrationslager ermordete
jüdische Mitbürger - Es beginnt scheinbar harmlos mit
Parolen..." |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Ortschronik:
Wallhalben, ein Marktflecken, umschlossen von der Westricher
Hochfläche. Band 1. Im Auftrag der Gemeinde Wallhalben hrsg. von der
Arbeitsgemeinschaft Ortsgeschichte Wallhalben. Zweibrücken 1989. |
| Otmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter
besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005.
S. 249-250. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 379-380 (mit weiteren Literaturangaben). |
| Roland Paul: Die Saalstadter Juden, das Schicksal
der jüdischen Familie Moses. In: Saalstadt: 600 Jahre Gemeinde Saalstadt.
Saalstadt 2011. S. 44-46. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Oberhausen-Wallhalben
Palatinate. In 1804 a few Jews lived in Oberhausen and 65 in Wallhalben; in
1875, there were 42 in Oberhausen and 59 in Wallhalben. The congregation was
united but each village maintained its own Jewish cemetery. In 1900, the
combined Jewish population was 43 and in June 1933 it was 31. Sixteen Jews
emigrated in the Nazi era and 12 were deported to the Gurs concentration camp in
1940.
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