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Rosenthal (Kreis
Waldeck-Frankenberg)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Rosenthal bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938/40. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts
zurück. Bereits 1569 werden jüdische Personen in der Stadt genannt. In
den folgenden Jahrzehnten waren ein bis drei jüdische Familien in Rosenthal.
1622 wird nur ein Schutzjude (vermutlich mit Familie) genannt, 1700 waren es
zwei Familien mit insgesamt 16 Personen. Im 18.
Jahrhundert stieg die Zahl auf fünf jüdische Familien (1776).
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1812 sieben jüdische Familien, 1827 23 jüdische Einwohner (3,3 % von
insgesamt 1.302 Einwohnern), 1835 45, 1853 51, 1861 Höchstzahl von 63 (4,8 % von insgesamt
1.310), 1871 43 (4,0 % von 1.083), 1885 59 (5,4 % von 1.095), 1895 55 (5,1 % von
1.077), 1905 38 (3,8 % von 997). Die jüdischen Familien lebten vom Vieh- und
Warenhandel; einige waren als Handwerker tätig (Schneider, Schreiner, Schlosser).
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eröffneten mehrere von ihnen (als
Kaufleute) offene Läden und Handlungen am Ort.
Der seit den 1880er-Jahren aufkommende starke Antisemitismus in der Region macht
sich auch in Rosenthal bemerkbar, wo es 1894 zu einer schweren Schlägerei
gekommen ist.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule
(Religionsschule) und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden im
jüdischen Friedhof
in Gemünden a.d. Wohra beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der
Gemeinde war im 19. Jahrhundert zeitweise ein jüdischer Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. 1820 bis 1831 war
als Lehrer Samuel Levi Wetterhan aus Fürth am
Ort tätig, sein Nachfolger war Koppel Hechinger aus Mainstockheim
(wechselte 1834 nach Rauschenberg).
Weitere Lehrer folgten. Die Einrichtung einer israelitischen Konfessionsschule
in Rosenthal wurde mehrfach angestrebt, doch aus unterschiedlichen Gründen nie
realisiert (der letzte Versuch wurde 1892 aufgegeben). Um 1900 war
Lehrer Spier aus Gemünden a.d. Wohra
für die Gemeinde zuständig (s.u. Bericht zur Renovierung der Synagoge 1901). Die Gemeinde
gehörte zum Rabbinatsbezirk Oberhessen mit Sitz in Marburg.
Um 1924, als zur Gemeinde 34 Personen gehörten (3,4 % von insgesamt 1.009
Einwohnern) war Gemeindevorsteher Moses Buchheim (er war von 1923 bis 1928
Gemeindevorsteher und verzog dann nach Frankenberg). Religionslehrer der damals
zwei schulpflichtigen Kinder der jüdischen Gemeinde war Lehrer Willy Spier aus
Gemünden a. Wohra. 1932 waren die Gemeindevorsteher Nathan Goldschmidt
(1. Vors.; war Gemeindevorsteher seit dem Wegzug von Moses Buchheim nach
Frankenberg) und Moritz Rosenberg (Schatzmeister). Weiterhin unterrichtete
Lehrer Willy Spier die im Schuljahr 1931/32 vier jüdischen Schulkinder der
Gemeinde in Religion. An jüdischen Vereinen gab es insbesondere den Jüdischen
Frauenverein.
1933 lebten 27 jüdische Personen in Rosenthal. In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen (insbesondere nach Frankfurt) beziehungsweise
ausgewandert (eine Familie mit vier Personen in die USA). Die Gemeinde wurde im
Mai 1938 aufgelöst. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung
der Synagoge zerstört (s.u.). 1939 wurden noch 20 jüdische Einwohner
gezählt. Die letzten wurden 1941/42 vom Ort deportiert.
Von den in Rosenthal geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Betti Blach geb.
Blumenthal (1885), Johanna Blumenthal (1889), Johanna Blumhof geb. Goldschmidt
(1894), Isaak Julius Buchheim (1877), Joseph Buchheim (1890), Meier (Maier)
Buchheim (1884), Bella Goldschmidt (1899), Hermann Goldschmidt (1878), Horst
Julius Goldschmidt (1923), Jonas Goldschmidt (171), Julie (Julia) Goldschmidt
(1862), Martha Goldschmidt (1907), Meier Goldschmidt (1882), Moses Goldschmidt
(1865), Nathan Goldschmidt (1869), Auguste Kann geb. Goldschmidt (1872), Emma
Levy geb. Blumenthal (1886), Bernhard Pukatz (1880), Karl Samuel B. Pukatz
(1883), Helmut Rosenberg (1922), Josef Rosenberg (1913), Klara Rosenberg geb.
Simon (1888), Dina Stein geb. Blumenthal (1884), Helene Stock geb. Buchheim
(1892).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Spendenaufruf für eine verarmte Familie
(1882)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. April 1882: "Bei
der gegenwärtigen Notlage vieler unserer Glaubensgenossen, welcher so
große Opfer gebracht werden müssen, zögert man, für einzelne
Bedrängte die Mildtätigkeit anzurufen. Aber ist nicht auch der Einzelne
ein Glied der Gesamtheit? Soll er seinem Elende hilflos unterliegen?
Wohltätige Glaubensbrüder, helfet einer sehr unglücklichen Familie in
der hiesigen kleinen israelitischen Gemeinde. Ein Familienvater, welcher
neben seiner Frau fünf Kinder, worunter ein unheilbar verkrüppeltes, zu
ernähren hat, liegt schon den ganzen Winter hindurch auf dem Krankenlager;
voraussichtlich endet sein leiden der Erlöser aller Erdenpein, der Tod.
Um das Maß des Elends voll zu machen, ist die armselige Wohnung des Armen
so baufällig, dass derselbe, wenn nicht alsbald eine gründliche
Reparatur vorgenommen wird, über seinem Kopfe einstürzt. Wo sollen dann
die Unglücklichen ein Obdach finden? Unsere Absicht ist, durch milde
Gaben von unserem wohltätigen Glaubensgenossen, die der Ewige mit Gütern
gesegnet, und deren Ohr sich den Bitten des Armen niemals verschließt,
einen Betrag von ungefähr 300 Mark, welcher zur Instandsetzung der
Wohnung erfordert wird, zusammenzubringen, während wir die weiteren
Bedürfnisse der Familie gern aus der Gemeine aufbringen wollen. Helfet,
teure Glaubensbrüder, dieses barmherzige Werk vollbringen und der Ewige
möge Euch dafür reichlich mit allen Gütern segnen. Gaben wolle man an
den hiesigen Vorstand, J. Rosenberg, und an M.J. Rosenberg
richten. Rosenthal (Regierungsbezirk Kassel), den 12. April
1882.
Der Vorstand der Gemeinde J. Rosenberg.
Wir sind gern bereit, Gaben in Empfang zu nehmen und weiterzubefördern.
Die Expedition des
'Israelit'." |
Berichte zu einzelnen Personen aus der
Gemeinde
94. Geburtstag von Jacob Rosenberg
(1910)
Anmerkung: Jacob Rosenberg war der Vater von Rabbiner Dr. Isaak Rosenberg (siehe
unten)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. Juli 1910:
"Rosenthal, Regierungsbezirk Kassel, 3. Juli (1910), Am
gestrigen Sabbat feierte Herr Jacob Rosenberg, Vater des Herrn
Rabbiner Dr. Rosenberg in Thorn, in voller geistiger und
körperlicher Frische seinen 94. Geburtstag. Von weit und briet wurden dem
hier und in der ganzen Umgegend geachteten Manne die herzlichsten
Glückwünsche dargebracht. Auch der hiesige evangelische Geistliche
sprach ihm schriftlich seine Glück- und Segenswünsche aus. Möge es dem
begnadeten Greis vergönnt sein, noch eine recht lange Reihe von Jahren in
gleich körperlicher und geistiger Frische zu
genießen." |
Zum Tod von Jacob Rosenberg und zum Tod seines Sohnes (1910)
Anmerkung: der Sohn von Jacob Rosenberg war der
Metzger und Handelsmann Josef Rosenberg, der im Alter von 54 Jahren am 6.
Dezember 1910 verstorben ist. Josef Rosenberg war verheiratet mit Fanni
Rosenberg geb. Stiebel. Sein Vater Jacob Rosenberg ist nach den Sterbeurkunden
der Gemeinde Rosenthal am 27. (nicht am 29.) November 1910 gestorben.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16.
Dezember 1910: "Rosenthal, Regierungsbezirk Kassel, 11.
Dezember (1910). Am 29. November ward hier der frühere Vorsteher unserer
Gemeinde, Herr Jacob Rosenberg, beerdigt. Er hat nahezu das 95.
Lebensjahr erreicht und erfreute sich bis zwei Tage vor seinem Tode einer
seltenen geistigen und körperlichen Frische. Von nah und fern waren die
Freunde und Bekannten des allgemein geachteten Mannes herbeigeeilt, um ihm
die letzte Ehre zu erweisen. An seiner Bahre sprachen Herr
Provinzialrabbiner Dr. Munk aus Marburg, der Sohn des Verstorbenen, Herr
Rabbiner Dr. Rosenberg aus Thorn und Herr Lehrer
(Willy) Spier aus
Gemünden. In dem überaus großen Trauergefolge bemerkte man sehr viele
hiesige christliche Einwohner, unter diesen den evangelischen Pfarrer und
sämtliche Lehrer. - Der betagte Greis wurde durch seinen sanften Tod noch
vor einer sehr schmerzlichen Erfahrung bewahrt. Denn wenige Tage nach ihm
starb sein hier wohnender zweiter Sohn, der einer heftigen
Lungenentzündung nach kurzer Zeit erlag und unter großem Trauergefolge
an der Seite des Vaters beigesetzt wurde. Möge Gott die doppelt
schmerzlich getroffene Familie
trösten." |
Zum Tod von Mendel Rosenberg (1928)
Hinweis: Foto des Grabsteines in der Seite zum
jüdischen Friedhof in Gemünden an der
Wohra; Mendel war ein Bruder von Rabbiner Dr. Isaak Rosenberg (siehe unten).
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Januar 1929: "Rosenthal,
30. Dezember (1928). Am Schabbos Wajigasch (d.i. Schabbat mit der
Toralesung Wajigasch = 1. Mose 44,18 - 47,27; das war Schabbat, 22.
Dezember 1928) starb fünf Wochen nach einer Operation im
Krankenhause zu Marburg a.d.L. Mendel Rosenberg - seligen Andenkens - und
wurde Montag, 24. Dezember, von Rosenthal aus in
Gemünden a.W. zu Grabe
getragen. Die große Beteiligung an seinem Begräbnis aus allen Kreisen
der Bevölkerung des Ortes, sowie aus nahen und fernen Orten bewies, welch
großer Hochachtung und Liebe sich der Verschiedene in allen Kreisen
erfreute. Jahrzehnte lang wirkte er vorbildlich als Schochet in seinem
Orte. Sein Haus war eine echt jüdische Stätte der Wohltätigkeit, der
Mittelpunkt der Familie und der Gemeinde. Schwere Schicksalsschläge: der
frühe Tod der Gattin, der Tod zweier hoffnungsvoller Söhne in
jugendlichem Alter, von denen der eine sich als Arzt schon in jungen
Jahren einen Ruf erworben hatte, konnten ihn in seiner Wohltätigkeit
und seiner Gottesfurcht nicht wankend machen. An seiner Bahre widmeten ihm
ehrende Worte dankbaren Gedenkens Lehrer Spier - Gemünden,
Rabbiner Dr.
Rosenberg - Berlin als Bruder, Lehrer Blumenfeld - Witzenhausen,
Lehrer
Gans - Niederaula. Sein Leben war für die Familie vorbildlich. Mit seinem
Hinscheiden ist sie ihres führenden Hauptes beraubte. Möge Gott der
Familie ein Tröster sein. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Februar 1929: "Rosenthal,
10. Februar (1929). Im Alter von 75 Jahren verschied hier Herr Mendel Rosenberg.
Mehr als 25 Jahre bekleidete er das Amt als Gemeindeältester. Ein großes
Leichengefolge begleitete den Verstorbenen zu Grabe. An seiner Bahre
sprachen Dr. Rosenberg - Berlin, ein Bruder des Verstorbenen, Herr
Lehrer Blumenfeld - Witzenhausen, sein Schwiegersohn, Lehrer Gans
- Niederaula und Lehrer Spier -
Gemeinden a.W." |
|
Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung"
vom 18. Januar 1929: "Rosenthal (Todesfall). Unter
großer Beteiligung wurde der im 75. Jahre verstorbene M. Rosenberg
zu Grabe getragen. Ein Vierteljahrhundert stand er an der Spitze der
Gemeinde und genoss überall Achtung und Ansehen. An seiner Bahre sprachen
u.a. Dr. Rosenberg - Berlin, Spier - Gemünden,
Gedenkworte." |
|
Artikel
in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und
Waldeck" vom 4. Januar 1929: "Rosenthal. Im Alter von
fast 75 Jahren verstarb hier Herr Mendel Rosenberg. Mit ihm hat die
Israelitische Gemeinde einen ihrer besten Männer verloren. Mehr als 25
Jahre stand er an der Spitze der Gemeinde und hat seine Fähigkeiten in
den Dienst der Allgemeinheit gestellt, sodass er auch von anderen
Konfessionen geehrt wurde. Das zeigte das überaus zahlreiche
Trauergefolge, das ihm die letzte Ehre erwies. An seiner Bahre sprachen Dr.
Rosenberg - Berlin, ein Bruder des Verstorbenen, der Schwiegersohn, Lehrer
Blumenfeld - Witzenhausen, Lehrer
Spier - Gemünden und Lehrer
Gans - Niederaula."
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80. Geburtstag von Kaufmann Elias Blumenthal (1930)
Artikel
in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und
Waldeck" vom 26. September 1930: "Rosenthal.
Am 2. Sukkothtage wird der Kaufmann Elias Blumenthal 80 Jahre alt.
Blumenthal gehört zu den ältesten Einwohnern unseres Ortes und ist das
älteste Mitglied der jüdischen Gemeinde. Schon seit seinen Jugendjahren
hat er mit seiner klangvollen Stimme das Vorbeteramt mit den
dazugehörigen Funktionen in vorbildlicher Weise in der Gemeinde in
völlig uneigennütziger Weise ausgeübt. ER tut dies an den hohen
Feiertagen noch jetzt, da er sich einer seltenen körperlichen und
geistigen Frische erfreut, zur Freude der Gemeinde. Alles Gute auf dem
weiteren Lebenswege. Ad meo w'esrim schonoh!" = (Alles Gute) bis
120 Jahre.
|
Über den aus Rosenthal stammenden
Rabbiner Dr. Isaak Rosenberg (1860-1940)
Rabbiner Dr. Isaak
Rosenberg ist am 5. Oktober 1860 in Rosenthal geboren als Sohn von Jacob
Rosenberg (siehe Berichte oben) und seiner Frau Betti (Betty) geb.
Kaschmann (Heirat am 24. Oktober 1849). Das Ehepaar hatte noch weitere
Kinder, mindestens eine Tochter Frieda sowie zwei Söhne Mendel (geb.
1854, gest. 1928 siehe Bericht oben) und Joseph (geb. 1856). Isaak
Rosenberg besuchte die Schule in Rosenthal, danach von 1876 bis 1879 das
Israelitische Lehrerseminar in Kassel. Anschließend war er als Lehrer an
verschiedenen Stellen in Kempen bei Krefeld und 1880 bis 1882 in Bornheim
bei Bonn tätig, um dann ab 1882 an der Universität Marburg Orientalistik,
Philosophie und Literatur zu studieren. Von 1884 bis 1888 studierte er an
der Universität Berlin und am dortigen Rabbinerseminar (Ordination zum
Rabbiner 1888). Im Januar 1888 wurde er in Leipzig promoviert mit einer
Arbeit über "Das aramäische Verbum im babylonischen Talmud".
Am 13. März 1889 heiratete er Bertha geb. Hoechster, mit der er vier
Kinder hatte: Emil (Menachem, geb. 8. Juli 1890 in
Brandenburg, später verh. mit Marianne geb. Rosenfelder, gest. 1958 in
London), Fritz (geb. 20. Mai 1893 in Brandenburg, gest. vermutlich
Ende 1922), Joseph (geb. 25. September 1896 in Thorn, gest. Januar
1936 in Jerusalem) und Annchen Johanna (geb. 2. Juni 1898 in Thorn,
verheiratet mit Leo Gottlieb, lebte in Siegburg, 1940 in die USA emigriert,
gest. 1988).
Von 1889 bis 1892 war Isaak Rosenberg Rabbiner in Brandenburg an der Havel,
danach kurzzeitig in Graudenz (Grudziadz) und schließlich von 1892/94 bis
1920 im westpreußischen Thorn. 1920, als Thorn polnisch wurde, verließ
Rosenberg mit seiner Familie und zog nach Berlin, um hier bis 1931 als
akademischer Lehrer, Schulinspektor und als Religionslehrer der Jüdischen
Gemeinde und Leiter der I. Religionsschule Kaiserstraße 29-30 tätig zu sein.
Kurz nach dem Novemberpogrom 1938 verließen Isaak und Bertha Rosenberg
Berlin und emigrierten nach London. Hier starb er am 2. Februar 1940, Bertha
starb 1941. Beide wurden in London beigesetzt. |
Literatur
zu Rabbiner Dr. Rosenberg:
Fred Gottlieb: The Diary of a German Rabbi (Englisch). Taschenbuch.
312 Seiten. Mazo Publishers Jerusalem 2005. ISBN-13: 978-965-7344-25-5.
Preis ca. 21,23 €.
Bestellbar u.a. über
https://www.amazon.de/My-Opa-Diary-German-Rabbi/dp/9657344255 .My
Opa is the diary of Rabbi Dr. Isaac Rosenberg, who lived from 1860 until
1940. This diary provides a glimpse into German Jewish life nearly twenty
years before its ultimate destruction. The diary documents the pastoral life
of a German Orthodox rabbi in the Jewish community of Thorn, a small city in
Eastern Germany. By means of daily entries spanning the years of 1911 to
1920, the momentous events of the Great War are described. Rabbi Rosenberg
provides an incisive commentary on the military and political aspects of the
war. His predictions of what was to come had an uncanny prescience. My Opa
is Dr. Fred Gottlieb's compilation and translation of the original volumes
that comprised some 500 pages of tightly-spaced notes in German, Hebrew,
Yiddish, shorthand, and Latin.
Leseprobe des Buches
https://books.google.de/books?id=RPjLQE2loMoC&lpg=PP1&hl=de&pg=PP1#v=onepage&q&f=false.
Zum Autor Fred Gottlieb:
https://die-quellen-sprechen.de/Fred_Gottlieb.html |
|
Die
Dissertation von Isaak Rosenberg über "Das aramäische Verbum im
babylonischen Talmud" Marburg 1888 kann online gelesen werden über
https://archive.org/details/dasaramaischever00rose
Reprint 2014:
https://www.amazon.ae/Das-Aramaische-Verbum-Babylonischen-Talmud/dp/5519111200
Reprint 2018:
https://www.amazon.com/Aram%C3%A4ische-Verbum-Babylonischen-Classic-Reprint/dp/1390808629
|
Aus seiner Zeit in Berlin:
Isaak Rosenberg: Methodik des jüdischen Religionsunterrichts. Verlag
C. Boas Nachfolger Berlin 1924.
Kann als pdf-Datei eingesehen werden |
Online
auch: Isaac Rosenberg: Kohelet und Goethes Faust. In: Jahrbuch für
jüdische Geschichte und Literatur. Jg. 11 1908 S. 151-175.
Online
zugänglich |
Publikationen
von Rabbiner Dr. Rosenberg sind zusammengestellt in
http://www.steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=2510&suchename=Rosenberg
Die "Festpredigten" von 1903 erschienen als Reprint 2011 (Titel links):
https://www.amazon.in/Festpredigten-Von-Rosenberg-Rabbiner-Thorn/dp/1246620138
|
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war ein gemieteter Betraum in einem
Privathaus vorhanden. Wegen der steigenden Zahl der jüdischen Gemeindeglieder
stellte der jüdische Gemeindevorstand im Februar 1855 den Antrag auf
Genehmigung der Einrichtung einer Synagoge in einem von der Gemeinde gekauften
Haus (vormals des Johannes Schneider).
Der Antrag wurde genehmigt, das erworbene Gebäude alsbald zur Synagoge umgebaut
und ab 1856-57 als solche genutzt. 1901 waren größere
Renovierungsarbeiten notwendig, über die ein Bericht
vorliegt:
Über die Renovierung der Synagoge in
Rosenthal (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juli 1901:
"Die hiesige kleine, israelitische Gemeinde besitzt eine Synagoge,
welche ohne eine gründliche Reparatur nicht mehr zu benutzen war, bei
längerem Aufschub damit sogar befürchten ließ, gänzlich zu verfallen.
Die Gemeinde musste, um ihr Gotteshaus nicht verfallen zu lassen, die
Reparatur vornehmen lassen, und tat das in dem Glauben, dass sie diese mit
einem Kostenaufwand von 600 - 700 Mark bestreiten könne. Allein der
Verfall war größer als gedacht und kostete bald das Doppelte. Dieser
Betrag aus unserer noch mit älteren Schulen belasteten Familie
aufzubringen, ist nicht möglich, da sie nur neun Familien zählt,
worunter vier unterstützungsbedürftige Witwen mit Familien sich befinden
und daher nur fünf zu den Kosten beitragen können. Es bedarf wohl keiner
Begründung, dass für die Erhaltung einer jüdischen Gemeinde das Bethaus
das allernötigste Bedürfnis und unentbehrliche Bindemittel für ihre
Mitglieder ist, und dass ohne dieses eine Gemeinde dem unaufhaltbaren und
sittlichen Verfall entgegentreibt (Zügellosigkeit, Richter 5,2),
religiös und sittlich verwildert. Wir rufen deshalb den unserem
Stammesgenossen angeborenen Wohltätigkeitssinn an, und bitten für
jüdische Gottesverehrung begeisterte, vermögende Glaubensgenossen uns
durch milde Gaben zu unterstützen, damit wir in die Lage kommen, die
unsere Leistungsfähigkeit übersteigenden Baukosten decken zu können. In
dem wieder würdig eingerichteten Gotteshause werden wir für die edlen
Geber um Gottes Segen flehen.
Zur Empfangnahme von Gaben sind bereit der Gemeindevorsteher M. J.
Rosenberg und Herr Lehrer Spier in Gemünden an der
Wohra.
Rosenthal, 7. Juli 1901." |
1930 beschloss die jüdische Gemeinde eine erneute Renovierung der Synagoge; ob
dies ausgeführt wurde, ist nicht bekannt.
Im Zusammenhang mit der Auflösung der jüdischen Gemeinde im Mai 1938 wurde
die Synagoge geschlossen. Eine Gemeindeversammlung am 22. Mai 1938 beschloss den
Verkauf des Gebäudes. Das Synagogengebäude wurde im September 1938 an
Schreinermeister Friedrich Trusheim verkauft, der das Gebäude fortan als Werkstatt und Wohnhaus
nutzte. Dennoch wurde die Inneneinrichtung beim Novemberpogrom 1938
verwüstet und alle Kultgegenstände vernichtet. Nach anderen Quellen wurden die
Ritualien noch verkauft beziehungsweise an eine andere Gemeinde gegeben.
Durch den Umbau der früheren Synagoge zu einer Schreinerwerkstatt und Wohnung
wurde das Gebäude als frühere Synagoge unkenntlich gemacht.
Am Gebäude ist eine kleine Hinweistafel vorhanden mit dem Text:
"Die ehemalige Synagoge von 1850-1933 im Besitz der israelitischen Gemeinde".
Adresse/Standort der Synagoge: In
Ortsmitte hinter der Hauptstraße, an der Sackstraße
Fotos
(Quelle: Altaras s. Lit. 1988 S. 68)
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Hinweis
auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinden Frankenberg
und Rosenthal mit umliegenden Orten |
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs
(innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus
hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar:
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41
Zu Frankenberg sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur
Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):
HHStAW 365,178 Die Führung der Synagogenbücher und die Erhebung
von Kultussteuern in der jüdischen Gemeinde Frankenberg 1752 -
1842; enthält Listen von Steuerpflichtigen in der jüdischen Gemeinde
Frankenberg 1834 - 1839 und Erlasse des Landratsamtes Frankenberg zur
Führung von Geburts-, Trau- und Sterberegistern in den Synagogengemeinden
des Landkreises, 1840 - 1840; enthält auch Angaben zu Personen in
Dodenhausen, Frankenau, Geismar, Gemünden/Wohra, Grüsen, Röddenau, Rosenthal,
Schiffelbach; darin auch: Verzeichnis aller männlichen Juden aus den
Synagogengemeinden Gemünden/Wohra, Rosenthal und Frankenau mit
Angabe von Namen, Gewerbe, Geburtsort sowie Geburts- und zum Teil
Sterbedaten, 1752 - 1841 https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3732249
|
|
Zu Rosenthal sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur
Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):
HHStAW 365,729 Geburts-, Trau- und Sterberegister der Juden
von Rosenthal 1824 - 1881: jüdisches Geburtsregister 1824 - 1881,
jüdisches Trauregister 1827 - 180, jüdisches Sterberegister 1824 -
1877
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1510963
HHStAW 365,728 Geburtsregister und Kultusangelegenheiten der
Juden von Rosenthal 1824 - 1846, 1856 - 1877, 1893 - 1938; enthält
ein jüdisches Geburtsregister 1824 - 1846; Dokumente zu Einnahmen (Steuern-
und Spendenlisten) und Ausgaben der jüdischen Gemeinde 1856 - 1877,
Dokumente zu Versammlungen und Beschlüssen der Kultusgemeinde, u.a.
Erhöhung der Versicherungssumme für die Synagoge 1893 - 1938
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3031403 |
|
Über LAGIS finden sich Geburts-, Trau- und
Sterberegister der Gemeinde Rosenthal (darunter auch zu den jüdischen
Einwohnern, teilweise spezielle Register zu den jüdischen Einwohnern von
Rosenthal); Suche über
https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/gsearch/sn/pstr?q=Rosenthal&submit=LAGIS-Suche.
|
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 232-233. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 68-69. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 66 (keine weiteren
Informationen) |
| dies.: Neubearbeitung der beiden Bände. 2007. S.
184-185. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirk Gießen und Kassel. 1995 S.
220. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 576-577. |
| Horst Hecker: Aus der Geschichte des jüdischen
Schulwesens in Rosenthal. In. Zeitschrift des Vereins für hessische
Geschichte und Landeskunde. Bd. 116 2011 S. 197-206. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Rosenthal Hesse-Nassau. Jews lived
there from the 17th century, numbering 63 (5 % of the total) in 1861 and 27 in
1933. The community disbanded in 1938 and 14 Jews were eventually deported.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|