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in Schlüchtern
Schlüchtern (Main-Kinzig-Kreis)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte des Ortes
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Schlüchtern wurden in jüdischen Periodika
gefunden.
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt. Neueste Einstellung am
31.8.2014.
Übersicht:
Allgemeine
Berichte zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Gemeindebeschreibung
von 1865
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Mai 1865: "Schlüchtern in
Kurhessen. In Nr. 17 Ihres geschätzten Blattes erzählt 'Heoref',
dass ein Lehrer im Kreise Schlüchtern Tefillin
verkaufe, der Batim (Ledergehäuse)
nicht aus einem, sondern aus mehren einzelnen Stückchen zusammengeleimt
und deshalb vom Herrn Kreisrabbiner Schwarzschild hierselbst für untauglich
erklärt worden seien. In Wahrheit aber bestehen jene Batim nicht aus einzelnen Stückchen, sondern aus einem einzigen Stücke
Pergament, welches nach einem gewissen Muster geschnitten und so
zusammengelegt ist, dass es ein Gehäuse
ausmacht. Herr Schwarzschild hat sie aber dennoch für untauglich erklärt. 'Heoref' hat in seinem Berichte den Namen
des Lehrers (Luß in Sterbfritz) verschwiegen, und dies könnte dem ungegründeten
Verdachte Raum geben, als ob derselbe wissentlich unechte Tefillin verkauft hätte. Dies ist aber durchaus nicht der Fall;
vielmehr hat Luß schon beim ersten Bescheid
den Verkauf eingestellt und selbst Schritte getan, den wahren Sachverhalt
zu ermitteln.
Gleichzeitig erlaube ich mir auch, Ihnen einige Mitteilungen über die hiesige Synagogengemeinde zu machen. Dieselbe
zählt ungefähr 44-46 größtenteils vermögende Mitglieder, unter
welchen die Neologie noch keinen Boden gewonnen hat. Die Geschäfte sind
am Sabbate geschlossen, die Synagogenplätze vollzählig besetzt und das
Leben ist im Allgemeinen jüdische. Noch war kein hiesiger zum Militär
gezogener Jüngling genötigt, Kasernenkost zu genießen. Er wurde nötigenfalls
immer so ausreichend unterstützt, dass er für sein eigenes Geld koscher
speisen konnte. Zwei Vereine sorgen für Krankenbesuch, Krankenpflege und
für Leichenbestattung, und wird also der Gerechtigkeit und der Wohltätigkeit
gehörig Rechnung getragen. Unsere Gemeinde besitzt Synagoge, Friedhof,
Badhaus und Wohltätigkeitsvereine, aber – kein Schulhaus. Die
schulpflichtigen Kinder, welche sich auf 68 beziffern, besuchen die
Stadtschule und erhalten den Religionsunterricht in einer hierzu
gemieteten 9 Fuß hohen Wohnstube. Ob eine Religions- und Elementarschule
den Vorzug verdiene, will ich hier nicht erörtern, sondern nur andeuten,
wie mangelhaft die Gemeinde in diesem Punkte ausgestattet ist. Dieser Übelstand
ist nicht von heute oder von gestern, sondern von langer Zeit her, und hat
sich dadurch empfindlich an uns gerächt, dass wir leider auch nicht Einen
Gelehrten (von unserm würdigen Herrn Rabbinen selbstverständlich
abgesehen) in unserer Mitte haben. Vielleicht werden die frommen Gemüter
angeregt, die genannten Übelstände zu beseitigen; dann werde ich gewiss
nicht verfehlen, Ihnen sofort die frohe Kunde zu bringen, wenn Sie nur
dazu die Spalten Ihres Blattes öffnen wollen.
B. Liebschütz." |
Aus der Geschichte des Rabbinates
Zwei Artikel zum Tod von Rabbiner Mose Schwarzschild
(1875)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Januar 1875: "Mainz, 7. Januar
(1875). Der Telegraph bringt uns die Trauerbotschaft, dass Herr Rabbiner
Schwarzschild – er ruhe in Frieden – in Schlüchtern aus diesem Leben
ist abberufen worden. Der Dahingegangene hat ein hohes Alter erreicht und
hat eine lange Reihe von Jahren seines Amtes gewissenhaft gewaltet. Von
seinen Söhnen sind uns zwei als sehr würdige und tüchtige Männer persönlich
bekannt. Der Eine ist Lehrer am israelitischen Lehrerseminar zu Ehrenfeld
bei Köln (früher in Düsseldorf), der Andere wirkt als Lehrer in der
Israelitischen Gemeinde seiner Vaterstadt. In dem Verewigten verliert das
orthodoxe Judentum einen ebenso würdigen wie gelehrten Vertreter. Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
|
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Februar 1875: "Schlüchtern.
Bezugnehmend auf die Mitteilungen in Nr. 2 und Nr. 6 des 'Israelit',
welche den Verlust, den unsere Gemeinde, unser Kreis und mit uns ganz
Israel durch das Hinscheiden unseres Rabbiners Rabbiner Mosche
Schwarzschild – seligen Andenkens erlitten, erlaube ich mir Nachfolgende
hinzuzufügen.
Der Verewigte fungierte 39 Jahre lang als Rabbiner des Kreises Schlüchtern,
und möchte ich über die Wirksamkeit desselben nur den Erfolg anführen,
dass der Kreis Schlüchtern, welcher 17 Landgemeinden enthält, zu den
wenigen gehört (vielleicht der einzige ist), von dem man mit Bestimmtheit
sagen kann, man findet im ganzen Kreise kein einziges Geschäft, in
welchem am Schabbat öffentlich
gearbeitet wird und wo man keine drei Personen antreffen kann, die verbotene Speisen genießen. Rabbiner Schwarzschild – seligen
Andenkens – war ein geborener Hanauer, entstammte eine Familie von
Toraschreibern, in der die Tora von vielen Geschlechtern her einheimisch
war, und ist es daher natürlich, dass er sich in seiner frühesten Jugend
dem Torastudium widmete. In reiferen Jahren frequentierte er die Jeschiwa
zu Fürth und gehörte zu den hervorragenden sieben Schülern des Rabbi
Wolf Hamburg – das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen.
Nachdem er fünf Jahre lang in Fürth gelernt, setzte er sein
Studium in Würzburg fort und bezog hierauf, um dem Landesgesetz zu genügen,
die ehemalige kurhessische Landesuniversität Marburg. Die seltene
Bescheidenheit des Verewigten, von dem man ebenfalls mit Recht sagen
konnte – und der Mann Mosche war
ein sehr bescheidener Mann – ließ nur höchst selten etwas von
demselben über den engen Rahmen seines Wirkungskreises hinausdringen.
Nichtsdestoweniger gehörte unser Rabbiner – seligen
Andenkens – zu denjenigen Lehrern, die sich durch eisernen Fleiß
durch das Studieren bei Tag und
Nacht, wie ihn nur die damalige Zeit kannte, und scharfen Verstand
einen Wissensschatz erworben, wie ihn unser Geschlecht leider nur selten
aufweisen kann. Der Verewigte erfreute sich einer allgemeinen Achtung bei
Allen, die ihn kannten, und war daher auch die Beteiligung bei seinem
Leichenbegängnisse eine sehr große, auch seitens der hiesigen
christlichen Mitbürger. Herr
Rabbiner Dr. Enoch - sein Licht
leuchte – aus Fulda hielt eine Trauerrede in der Synagoge, bei
welcher kein Auge tränenleer blieb. Diese Trauerrede wurde auch in so
meisterhafter Form gehalten, dass viele hiesige Honoratioren um die
Abschrift der Rede baten, um dieselbe dem Drucke zu übergeben. Die Schüler
des Verewigten haben unter sich Kapitel
der Mischna zum Lernen im Trauerjahre verteilt.
– Wenn auch unser Verlust ein sehr großer ist, so trösten wir
uns mit dem Gedanken, dass wir Ersatz finden in dem Sohne des Verewigten,
Herrn Lehrer Schwarzschild dahier, welcher nicht allein für sich auf
den Wegen der Tora und der Gottesfurcht wandelt, sondern auch auf die
Schuljugend und Gesamtgemeinde in gleichem Sinne einwirkt (es folgt noch ein Trostspruch)." |
Wahl von Dr. Markus Koref zum neuen Provinzialrabbiner (in Hanau) (1884)
Artikel
in der Zeitschrift "Jeschurun" Januar 1884 S. 9:
"Schlüchtern, 26. Dezember. Unsere Rabbinatsangelegenheit ist nun
zum glücklichen Abschluss gelangt. Die Königliche Regierung zu Kassel
hat die Wahl des Herrn Dr. Koref aus Rawitsch bestätigt. Mögen die
berechtigten Hoffnungen mit welchen wir unseren neuen Provinzialrabbiner
erwarten, zum Heil und Segen verwirklicht werden." |
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer und der Schule
Zum
25-jährigen Ortsjubiläum von Lehrer Mose Schwarzschild (1892)
Anmerkung: Schwarzschild hatte offenbar den
ungewöhnlichen hebräischen Vornamen "More" (= Lehrer).
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Mai 1892:
"Schlüchtern. Sonntag, den 5. Juni (1892), werden es fünfundzwanzig
Jahre, dass unser geliebter Herr More Schwarzschild sein Amt in der
hiesigen Gemeinde als Lehrer antrat. Die noch hier weilenden ehemaligen
Schüler des Herrn Schwarzschild haben sich die Ehrenpflicht nicht nehmen
lassen, ihren Dank durch eine entsprechende Feier des Tages auszudrücken,
an der Seine Ehrwürdigen Herr Rabbiner Dr. Koref, Hanau, und alle
Mitglieder der Gemeinde, die ja auch fast alle Schüler des Herrn
Schwarzschild sind, teilnehmen werden. - Da es uns nicht möglich ist,
jeden der in der Ferne lebenden früheren Schüler und Freunde des
Jubilars besonders einzuladen, richten wir hiermit an dieselben die Bitte,
durch ihre Teilnahme zum Gelingen des Festes beizutragen und ihr
Erscheinen dem Schriftführer des Festkomitees, Herrn Mendel Grünebaum,
Schlüchtern, so früh wie möglich anzumelden." |
|
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juli 1892: "Schlüchtern, 1. Juli
(1892). Fünfundzwanzig Jahre waren am 5. Juni verflossen, seitdem unser
allverehrter und geliebter Lehrer More Schwarzschild seine segensreiche
Wirksamkeit in unserer Gemeinde begonnen, und daher hatten sich seine Schüler
und andere Freunde es sich nicht nehmen lassen, diesen Tag festlich zu
begehen. In der Tat bezeugte denn auch die allgemeine Teilnahme von hier
und auswärts, wie sehr die hiesigen Schüler, die zu einem Jubiläums-Komitee
zusammengetreten waren, mit der Anregung zur Feier dem allgemeinen Wunsch
vieler Schüler, Freunde und Kollegen entsprochen hatten. – Am Vormittag
des 5. Juni überbrachte das Festkomitee unter passender Ansprache an den
Jubilar die Glückwünsche der Schüler und Schülerinnen nebst einem
wertvollen Ehrengeschenke; dann folgten in ununterbrochener Reihe die
Besuche alle, die persönliche ihre Wünsche zum Festtage aussprechen
wollten. Wir bemerkten insbesondere fast vollzählig die Lehrer hiesiger
Anstalten, während der Herr Königliche Regierungsrat und Landrat und der
Herr Bürgermeister, die am Erscheinen verhindert warne, mit lebhaften
Ausdrücken des Bedauerns über ihr Fernbleiben huldvolle Glückwunschschreiben
übersandt hatten. – Die Festrede bei dem nachmittags 2 Uhr unter großer
Beteiligung aus allen Klassen der Bevölkerung, ohne Unterschied der
Konfessionen, abgehaltenen Festgottesdienst hielt Herr Provinzial-Rabbiner
Dr. Koref aus Hanau, der in 5/4-stündiger Rede, anschließend an das
erhabene Beispiel der erfolgreichen Amtstätigkeit des Jubilars, die
Pflichten des Lehrers und die Mitte zur Erfüllung seines Berufes
besprach. Er schloss seine mit ungeteiltem Beifall aufgenommene Rede, mit
einem herrlichen Gebete für den Jubilar und seine Familie, für das
Gedeihen unserer Gemeinde und für die Fortdauer des einträchtigen
Zusammenlebens aller Bürger hiesiger Stadt, das namentlich in unserer
Zeit so bedeutungsvoll und erfreulich von den auswärtigen Zuständen in
der näheren und ferneren Nachbarschaft abstehe. Beim Festmahl eröffnete
Herr Dr. Koref die Reihe der Toaste mit einem begeistert aufgenommenen
Hoch auf Seiner Majestät den Kaiser, sodann dankte Herr Kreisvorsteher
Stern dem Jubilar für sein aufopferungsvolles Wirken im Dienste der
Gemeinde, im Namen der Kollegen vom Lehrer-Bezirksverein Hanau sprach Herr
Lehrer Strauß - Gelnhausen und im Namen der ehemaligen Schüler und Schülerinnen
Herr Leo Stern. Noch viele ernste und heitere Reden verschönten die
Feier, die die vielen Teilnehmer lange gemütlich zusammenhielt und
sicherlich allen lange im Gedächtnis bleiben wird." |
Zum Tod von Zoe Schwarzschild, Gattin des Lehrers
Schwarzschild (1896)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. September 1896: "Betrübten
Herzens, noch erschüttert von dem traurigen Ereignis gehe ich heute Kund
von dem raschen Hinscheiden der Frau Zoe Schwarzschild, Gattin des
allverehrten Herrn Lehrer Schwarzschild, Tochter des berühmten Mehorar
Schlomo Klein, Oberrabbiner Klein – das
Andenken an den Gerechten ist zum Segen – aus
Colmar. Erst ein Alter
von 44 Jahren, als Mutter von fünf unmündigen Kindern, fiel sie rasch
einer tückischen Krankheit zum Opfer. Was dieser Verlust für den Gatten
und die ganze Familie, ja für unsere Gemeinde bedeutet, davon vermag sich
der Fernstehende wohl kaum einen Begriff zu machen. Nur der, welcher diese
bedeutende Frau in ihrem Wirkungskreise gekannt hat, der weiß, was
uns betroffen. Die Entschlummerte war eine jener hervorragenden kernig-jüdischen
Frauengestalten, deren Walter zur Bewunderung und zu Nacheiferung hinreißen.
Was Zoe Schwarzschild sagte, was sie wirkte und was sie in stiller,
anspruchsloser Tätigkeit geschaffen, alles, alles, ihr ganzes Leben war
ein Ausfluss ihrer unerschütterlichen, tiefen Frömmigkeit. Es ist bei
ihrem edlen Charakter wohl kaum nötig hervorzuheben, dass sie eine
Musterehe geführt, wie sie vorbildlich sein dürfte für alle jüdischen
Familien, allein das sei noch erwähnt, dass ihr Wohltätigkeitssinn
keine Grenzen fand, es war in seiner Art einzig, musterhaft und wunderbar.
Je ärmer, je bedürftiger Jemand war, desto freundlicher wurde er
empfangen, desto reichlicher bedacht und unterstützt.
Die Beerdigung fand Freitag Erew Schabbat
Kodesch Schiwa kurz vor Schabbat
unter außerordentlich zahlreicher Beteiligung statt. Herr
Distriktsrabbiner Dr. Salomon Bamberger aus Burgpreppach, ein Neffe der
Verblichenen, schilderte an der Bahre, selbst aufs Tiefste ergriffen den
Lebensgang der Heimgegangenen in kurzen, herrlichen Worten. Wegen der Nähe
des Schabbat musste eine größere Trauerrede
unterbleiben. Eine solche wurde dagegen Sonntagnachmittag von Herrn
Provinzialrabbiner Dr. Koref im Trauerhause abgehalten. Der gefeierte
Redner sprach in bekannter Meisterschaft, das Leben und Wirken der
Entschlafenen so trefflich beleuchtend, ihre Gesinnung, all ihr Tun und
Wollen so warm und innig darlegend und andererseits so mild Trost
spendend, dass seine Worte bei allen Zuhörern mächtigen Widerhall
fanden. Der Gott der
Barmherzigkeit… möge ihre Seele einbinden in den Bund des Lebens. Amen.
Str." |
Zum 70. Geburtstag von Lehrer Schwarzschild
(1920)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Mai 1920: "Am 7. April beging Herr
Lehrer Schwarzschild in Schlüchtern seinen 70. Geburtstag, ein Freudentag
für alle, die den edlen Mann kennen. Mit 18 Jahren schon wählte die
Gemeinde den Sohn des im Kreise Schlüchtern in ehrenvollem Andenken
stehenden Kreisrabbiners Schwarzschild zu ihrem Lehrer und Vorbeter. Über
50 Jahre hat er in Schlüchtern segensreich gewirkt, bis ihn die Last der
Jahre zum Rücktritt zwang. Dank seiner vorbildlichen Lebensführung und
seiner Pflichttreue wusste er sich die Achtung und Wertschätzung aller
Gemeindemitglieder in hohem Grade zu gewinnen. Vielen ist er Freund und
Berater gewesen. Den Gottesdienst verstand er weihevoll zu gestalten, und
andächtig lauschte die Gemeinde seinen melodischen, mit Herzenswärme und
Innigkeit vorgetragenen Weisen. Jederzeit war er bestrebt, die Jugend zu
glaubenstreuen Juden zu erziehen. In Lehrerkreisen war er immer eine
geachtete und allgemein beliebte Persönlichkeit. In der 'Hessischen
Lehrerkonferenz' gehörte er lange Jahre hindurch dem Vorstande an, der
Verein 'Jeschurun', dessen Mitbegründer er war, wählte ihn zu seinem
Vorsitzenden. In seiner religiösen Lebensanschauung hält er streng zum
überlieferten Judentum, ist aber nichtsdestoweniger tolerant gegen
Andersdenkende, und Gegensätze sucht er in versöhnendem Sinne
auszugleichen. So darf Herr Schwarzschild mit innerer Selbstbefriedigung
auf sein Lehrerleben zurückblicken, wenn ihm auch die bitteren
Erfahrungen eines jüdischen Lehrerlebens selbst über seine Amtstätigkeit
hinaus nicht erspart geblieben sind. Möge der Allgütige ihn uns noch
lange erhalten." |
Lehrer
Hes bleibt in Schlüchtern (1921)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. April 1921: "Schlüchtern,
4. April (1921). Herr Lehrer Hes, welcher an die Alte Synagoge der
Breslauer Gemeinde gewählt worden ist, hat sich auf Bemühen der
Gemeindemitglieder entschlossen, in hiesiger Gemeinde weiterhin zu
wirken." |
Zum Tod des Lehrers More Schwarzschild (1921)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Mai 1921: "Schlüchtern,
13. Mai (1921). Am Freitag, 7. Nissan (= 15. April 1921), verstarb Herr
More Schwarzschild, der über ein halbes Jahrhundert als Lehrer und
Vorbeter in hiesiger Gemeinde segensreich gewirkt hat. Als Sohn des
letzten hier amtierenden hochwürdigen Rabbiners Moses Schwarzschild - das
Andenken an den Gerechten ist zum Segen - paarten sich in seiner
Person tiefe Frömmigkeit mit ungebeugter Willenskraft und heiterer
Lebensfreude. Neben der Wertschätzung und Verehrung aller Gemeindemitglieder,
erfreut er sich besonders in Lehrerkreisen äußerster Beliebtheit, in
deren Mitte er sehr viel zur Hebung der materiellen Not beigetragen hat.
Er war Mitbegründer des 'Jeschurun', der Witwen- und Waisenkasse Hessens
und arbeite bis an sein Lebensende unermüdlich in dessen vorstand. Auch
dem 'Bunde gesetzestreuer jüdischer Lehrer' widmete er einige Jahre seine
bewährte Kraft als Vorstandsmitglied.
Seine Beerdigung gestaltete sich als eine gewaltige Kundgebung der tiefen
Gefühle, die diesem Vorsteher der Levitenschaft von weit und breit
entgegengebracht wurden. Aus allen Himmelsrichtungen waren über 20 Lehrer
und ein ausgedehnter Verwandtenkreis herbeigeeilt, um dem allseitig
beliebten Freund die letzte Ehre zu erweisen. Beide Ortspfarrer, ein
großer Teil der christlichen Bevölkerung waren in dem unübersehbaren
Leichenzug zu sehen. Im Trauerhause widmete Herr Strauß, Gelnhausen,
Lehrer a.D., dem treuen Freund innige Abschiedsworte. Herr Lehrer Hes, der
Amtsnachfolger des Verstorbenen, hielt in der Synagoge, an der Stätte
seiner 50-jährigen Wirksamkeit, die bis auf den letzten Platz gefüllt
war, einen erhebenden Nachruf, der den Heimgegangenen als einen
(hebräisch und deutsch:) Fürst in Israel feierte. Die Rede
hinterließ einen tiefen Eindruck. Alsdann bewegte sich der Leichenzug zum
Friedhof, wo zunächst Herr Baruch Stern, Frankfurt am Main, im Namen der
Familie einige Abschiedsworte sprach. Herr Lehrer Gans, Niederaula, sprach
für die hessische Lehrerkonferenz und für den Jeschurun, Herr Leo Stern
von hier im Auftrage der ehemaligen Schüler und Herr Lehrer Spiro aus
Fulda, als langjähriger Freund und
Mitarbeiter." |
|
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 21. April 1921: "Schlüchtern. Hier wurde Lehrer More
Schwarzschild unter Beteiligung der ganzen Gemeinde, vieler
Andersgläubiger und auswärtiger Freunde zu Grabe getragen. Zahlreiche
von Herzen kommende Trauerreden legten Zeugnis ab von dem schweren
Verlust, den die Gemeinde betroffen. Der Charakter des Monats Nissan
vermochte die äußere Form des Schmerzes zu dämpfen, ihn nicht aber in
seinem tiefen Kern zu rühren.
Der Verstorbene war über 50 Jahre Lehrer und Kantor der hiesigen
Gemeinde. 1850 als Sohn des Rabbiners Mose Schwarzschild in Schlüchtern
geborene, setzte er nach vorausgegangenem Studium der Theologie und
Orientalia die Tätigkeit seines Vaters nach dessen Tode 1867 fort. Er
verheiratete sich 1876 mit Zoë Klein, Tochter des Grand Rabin Salomon
Klein in Colmar, und ging nach deren
Tode eine zweite Ehe ein mit Miriam Stern, Tochter des Schuldirektors
Ludwig Stern in Würzburg.
Der Verblichene hat mit seltener Rüstigkeit bis Kriegsende das Doppelamt
als Lehrer und Kantor, das letztere sogar noch bis 1920, ausgeübt. Er war
Mitbegründer und Vorsitzender des jüdischen Lehrervereins 'Jeschurun'
und Ausschussmitglied der jüdischen Lehrer-Konferenz von Hessen.
Die Gemeinde verliert in Schwarzschild einen vorbildlichen Lehrer und
Seelsorger. Die Quelle seines Wirkens war sein reiches jüdisches Wissen
und sein reiches reines Gemnüt, die beide ineinander wurzelten und seinem
Wesen jene schlichte Geschlossenheit und Heiterkeit gaben, wie sie nur die
Einheit von Wissen und Kidlichkeit schafft, die selbst nur mgölich ist
auf dem Boden eines reinen Gewissens. W." |
Ausschreibung der Stelle des Schächters, Hilfsvorbeters und Synagogendieners
(1922)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. April 1922: "Die
Gemeinde Schlüchtern sucht zum baldigen Antritt einen Schächter, der
auch als Hilfsvorbeter, Baal Kore und Synagogendiener zu fungieren
hat. Pensionsfähiges Gehalt 24.000.- Mark und Gelegenheit zu
Nebenverdienst. Gesuche von streng orthodoxen Bewerbern sind an das
Provinzialrabbinat Hanau zu richten." |
Ausschreibung
der Kantor- und Religionslehrerstelle (1924)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Januar 1924: "Vakanz.
Durch die Berufung des bisherigen Inhabers nach Wiesbaden soll die Kantor-
und Religionslehrerstelle
der Gemeinde Schlüchtern (Regierungsbezirk Kassel) baldigst wiederbesetzt
werden. Gefordert wird ein Herr, der die 2. Lehrerprüfung abgelegt hat,
da eventuell die Religionsschule in einer Volksschule umgewandelt wird.
Derselbe muss vorerst die Schechito mit übernehmen.
Gehalt nach staatlicher Besoldungsordnung Gruppe VIII, freie Wohnung
(geräumig und schön) nebst Garten. Die Einnahmen aus der Schechitoh
belaufen sich per anno auf ca. 1.00 RM, außerdem nicht unbedeutende
Nebeneinnahmen. Bewerber müssen der traditionell-gesetzestreuen Richtung
angehören. Bewerbungsgesuche nebst beglaubigten Zeugnisabschriften sind
bis spätestens 20. Februar dem Unterzeichneten vorzulegen.
Hanau, 21. Januar 1924. Das Vorsteheramt der Israeliten: Im
Auftrag: Rabbiner Dr. Gradenwitz." |
Ausschreibung
der Stellen des Religionslehrers und Kantors sowie des Hilfsvorbeters,
Schächters und Synagogendieners (1924)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. April 1924: "In
der Synagogengemeinde Schlüchtern sind folgende zwei Stellen
vakant:
1. Die Stelle als Religionslehrer und Kantor (seminaristische
Vorbildung) Gehalt nach Gruppe 8 beziehungsweise 9. Pensionierung nach
staatlichen Sätzen. Außerdem geräumige freie Wohnung und garantiertes
Nebeneinkommen von Mark 600.-
2. Die Stelle als Hilfsvorbeter, Schächter und Synagogendiener
mit einem Einkommen von Mark 2.400.- jährlich. Nur gesetzestreue
Herren wollen ihre Bewerbung bis spätestens 1. Mai beim Vorsteheramt der
Israeliten zu Hanau einreichen.
Das Vorsteheramt der Israeliten, Hanau." |
Ausschreibung
der Stelle des Religionslehrers, 2. Kantors und Hilfsschochets (1927)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juli
1927: "Lehrer-Gesuch. Wegen Zurückberufung unseres
seitherigen Beamten in den bayrischen Volksschuldienst nach München ist
die Stelle eines Religionslehrers, 2. Kantors und Hilfsschochets neu zu
besetzen. Gehalt: Gruppe 8/9 der staatlichen Besoldungsordnung unter
Anrechnung der Dienstjahre. Freie geräumige Wohnung, bestehend aus 7
Zimmern mit Küche, Keller und Bodenraum sowie Hausgarten ist vorhanden.
Die Gemeinde ist Mitglied der Ruhegehalts-, Witwen- und Waisenkasse für Kommunalbeamte
des Regierungsbezirks Kassel. Streng orthodoxe Bewerber mit möglichst
zweitem Examen wollen sich spätestens den 1. August dieses Jahres unter
Einreichung ihrer Zeugnisse an den unterzeichneten Vorstand melden.
Schlüchtern, den 10. Juli 1927. Der Vorstand der
Synagogengemeinde Rothschild." |
Planung
für eine Staatliche Aufbauschule für Hessen-Nassau (1928)
Anmerkung: der genannte Lehrer A. Berlinger wechselte im Frühjahr 1929 an die
Volksschule in München.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Februar 1928:
"Staatliche Aufbauschuie für Hessen-Nassau.
Man schreibt uns aus Schlüchtern. Es wird hier die Errichtung einer
staatlichen Aufbauschule für Hessen-Nassau - die erste für die weibliche
Jugend in der Provinz - geplant. Aus der Tatsache des interkonfessionellen
Friedens in unserem Städtchen und der entschiedenen großen Bedeutung,
welche die Schule in dieser für die Berufswahl auch für uns Juden so
schweren Zeit erhalten wird, wird diese Schule auch von der jüdischen
Gemeinde aufs wärmste begrüßt. Die blühende jüdische Gemeinde unseres
zwischen Fulda und Frankfurt gelegenen Städtchens von etwa 100 Familien,
deren größter Teil Geschäftsleute sind, bietet in jeder Beziehung ein
sehr geeignetes Milieu, wie man es für die die Schule besuchende Jugend
nur wünschen kann; die rituelle Verpflegung und vorteilhafte
Unterbringung von Zöglingen der Provinz in den hiesigen Familien ist sehr
leicht möglich. Der Lehrer der Gemeinde, Herr A. Berlinger,
erklärt sich gerne bereit, in allen die zu errichtende Aufbauschule
betreffenden Anfragen Auskunft zu geben und mit Rat und Tat zur Seite zu
stehen." |
Ausschreibungen der Stelle des jüdischen Volksschullehrers
(1928)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. November 1928:
"Wegen Berufung unseres seitherigen Beamte3n nach München wird zum 1.
April 1929 die Stelle des Religionslehrers, Vorbeters (Balkore) und
Hilfsschochets in unserer Gemeinde frei. Die Besoldung richtet sich
nach Gruppe 4b der staatlichen preußischen Besoldungs-Ordnung. Die
Gemeinde ist Mitglied der Ruhegehalts-, Witwen- und Waisenkasse für
Kommunalbeamte des Regierungsbezirkes Kassel. Seminaristisch vorgebildete
Herren, die das zweite Examen zurückgelegt haben, auf streng orthodoxem
Standpunkt stehen und die Kabolo (Zertifikat) von streng orthodoxen
Rabbinen besitzen, belieben ihr Angebot bis zum 5. Dezember dieses Jahres
an den unterzeichneten Vorstand einzureichen. Eine 7-Zimmerwohnung ist
vorhanden.
Der Vorstand der Synagogengemeinde, Schlüchtern: i.V. Jakob Hirsch
Rothschild." |
Ausschreibung
der Stelle des Religionslehrers, Vorbeters und Hilfsschochet (1929)
Anzeige
in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 20. September 1929:
"Wegen Berufung unseres seitherigen Beamten nach Mannheim wird zum 1.
Januar 1930 die Stelle als
Religionslehrer, Vorbeter (Balkore) und Hilfsschochet
in unserer Gemeinde frei. Die Besoldung richtet sich nach Gruppe 4b der
staatlichen preußischen Besoldungsordnung; freie Wohnung. Die Gemeinde
ist Mitglied der Ruhegehalts-, Witwen- und Waisenkasse für Kommunalbeamte
des Regierungsbezirks Kassel. Seminaristisch vorgebildete Herren, auf
orthodoxem Standpunkt stehend und die Kabolo von orthodoxem Rabbiner
besitzend, belieben ihr Angebot umgehend an den unterzeichneten Vorstand
einzureichen. Um Zeugnisabschrift und Lebenslauf wird gebeten.
Der Vorstand der Synagogengemeinde Schlüchtern." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. September 1929: derselbe
Text wie oben. |
Ausschreibungen der Stelle des jüdischen Volksschullehrers
(1935/37)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. August 1935:
"Wir suchen per 1.
November für die zu errichtende, private, einklassige jüdische
Volksschule einen Lehrer.
Besoldung: 80 % der staatlichen Sätze. Ausführliche
Bewerbungen erbeten an den
Vorstand der Synagogengemeinde Schlüchtern." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Oktober 1937:
"Infolge Abberufung des seitherigen Stelleninhabers an einer
staatlichen Elementarschule ist die Lehrerstelle an unserer
privaten jüdischen Volksschule frei geworden. Wir suchen zum sofortigen
Antritt einen jüdischen, orthodoxen Volksschullehrer, der
befähigt ist, den Vorbeterdienst mit zu übernehmen. Reflektanten, die
möglichst auch Englisch und Iwrit (= Neuhebräisch) unterrichten können,
wollen ihre Bewerbung unter Beifügung der Zeugnisabschriften, Lebenslauf
und Referenzen einsenden.
Vorstand der Israelitischen Synagogengemeinde Schüchtern. Bezirk
Kassel. Felix Rothschild." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Spendenaufruf
für arme Familie (1884)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Januar 1884:
"Hilferuf!
Obwohl die Mildtätigkeit unserer Glaubensgenossen stark in Anspruch
genommen sein mag, bin ich dennoch durch folgenden sehr traurigen Fall
veranlasst, mich an die bekannte Wohltätigkeit unserer Brüder zu wenden
in der sicheren Erwartung, keine Fehlbitte zu tun.
Ein Handelsmann aus hiesiger Umgegend, der in früheren Jahren im Stande
war, durch sein Geschäft sich und seine Familie redlich zu ernähren, ist
schon mehrere Jahre von Schicksalsschlägen derart heimgesucht worden,
dass er nciht mehr im Stande ist, auch nur für die notwendigsten
Lebensbedürfnisse seiner Familie sorgen zu können. Der Bedauernswerte
ist Familienvater von sieben Kindern, von denen die drei ältesten, auf
welche er seine Stütze gesetzt hatte, leider sehr kränklich und daher zu
jedweder Arbeit geradezu unfähig sind; die übrigen vier sind noch im
schulpflichtigen Alter. Diese Familie ist daher, wenn nicht baldige Hilfe
kommt, der größten Not preisgegeben. Sämtliches Mobiliar ist bereits
gepfändet und soll deshalb in kürzester Zeit verkauft werden. ich
wiederhole daher meine Bitte um schnelle, schnelle Hilfe!
Schlüchtern, den 10. Januar 1884.
More Schwarzschild, Lehrer.
Wir sind gern bereit, Gaben in Empfang zu nehmen und weiterzubefördern.
Die Expedition des 'Israelit'." |
Antisemitischer Vorfall (1898)
Artikel
in der Zeitschrift "Im Deutschen Reich" vom März 1898 S.
158-159: "Frankfurt am Main, 1. März 1898. Über einen
antisemitischen Exzess, der sich im Hotel Stern in Schlüchtern bei Hanau
bei der Kaiser-Geburtstagsfeier ereignet hat, ist der 'Frankfurter
Zeitung' nachträglich berichtet worden: 'Gegen Ende des Mahles trat der
Oberlehrer und Reserveleutnant Schmidt mit einigen Kollegen ein, dessen
provozierendes Benehmen bald einige Gäste zum Verlassen des Saales
veranlasste, darunter auch das Mitglied des Stadtrats Herrmann Reis, der
auf Einladung des Bürgermeisters der Feier beigewohnt hatte. Durch die
offene Tür hörte dieser, wie der Reserveleutnant und Oberlehrer ausrief:
'Wie kann ein solches Judenpack sich in diese Gesellschaft eindrängen;
Juden sollten gar nicht zu einer Geburtstagsfeier des Kaisers zugelassen
werden.' Reis, der den Feldzug von 1870/71 mit Auszeichnung mitgemacht
hat, ging in den Saal zurück und forderte Herrn Schmidt auf, seine Worte
zurückzunehmen. Dieser tat dies nicht, worauf ihn Reis einen
unverschämten Menschen nannte. Als Antwort schlug Schmidt mit einem
Stuhle auf Reis los; der Hieb wurde jedoch mit einem anderen Stuhle
pariert, und nun packte der Veteran den Reserveleutnant am Kragen und
würde ihm eine handgreifliche Lektion gegeben haben, wenn nicht die
Kollegen des Oberlehrers die Kämpfer auseinander gebracht
hätten". |
Der
Lehrer-Unterstützungsverein Jeschurun hält seine Generalversammlung in
Schlüchtern ab (1908)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 3. Januar
1908: |
|
Der
Lehrer-Unterstützungsverein Jeschurun hält seine Generalversammlung in
Schlüchtern ab (1925)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. April
1925: |
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Über
"Das Preußche von Schlüchtern" (lebte in der zweiten Hälfte des
18./Anfang 19. Jahrhundert; Artikel von 1927)
Anmerkung: es handelt sich um den jüdischen Händler und das Schlüchterner
Original Mordechai Löb, genannt "Das Preußche von Schlüchtern".
Ludwig Emil Grimm wird zitiert aus seinem Buch "Erinnerungen aus meinem
Leben..." S. 560-561. Google-Books.
Artikel
in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und
Waldeck" vom 18. Februar 1927:
"Das Preußche von Schlüchtern.
Wir bringen heute eine der trefflichen Radierungen des Maler-Radierer
Ludwig Emil Grimm, eines Bruders von Jakob Wilhelm Grimm, darstellend das
'Preußche von Schlüchtern', eines der bekanntesten Juden zwischen
Kinzig, Fulda und Main in der zweiten Hälfte des 18. und Beginn des 19.
Jahrhunderts. Wir lassen nachstehend den Künstler selbst von Preußchen
reden, wie er in seiner schlichten Art in seinen Lebenserinnerungen
berichtet. 'Auf dem Heimweg begegneten uns der Jochil (Anmerkung:
Ein Jude, bei dem Jakob Grimm den ersten hebräischen Unterricht erhalten
hat) und das 'Preußche'! Das letztere ist jetzt 82 Jahre, läuft aber
noch die Woche Jahr ein Jahr aus zweimal nach Steinau, pocht bei Wilhelm
an die Tür und sagt weiter nichts als: 'Nix ze bestelle nach Schlichtern?
Kee Haasebälkche, nix vo Woor?', wenn auch gar niemand im Zimmer ist. Das
'Preußche' ist ein wahres Bedürfnis für Steinau, weil es Zitronen und
dergleichen Sachen dahinschleppt, alle Leute haben es gern, und ich habe
es gezeichnet und sehr ähnlich. |
'Es war ein kleines, mageres Männchen,' erzählt Ludwig an anderer
Stelle, 'immer munter, witzig und vergnügt und ließ sich durch nichts
abschrecken. Wenn er elfmal kam und abgewiesen ward, kam er das zwölfte
mal doch wieder. Er ist wenigstens neunzig Jahre alt geworden. In seinem
echten Judengesicht, mit dem weißen, spitzigen Bärtchen am Kinn, lag so
vie Verstand, Witz, Schlauheit und doch auch Gutmütigkeit, und er hatte
ein so verschlagenes Lächeln, dass es eine Freude war, dieses Original
anzusehen. Die Leute betrachteten ihn als einen braven Juden, bei alt und
jung war er bekannt, war bis zum Lächerlichen gefällig, und alle Leute
benutzten ihn zu Bestellungen. Er hatte in Schlüchtern schon gehört,
dass ich da sein, und kam auch richtig den anderen Tag, ging in die Küche
und sagte: 'As en Herr Sohn von unserem Herrn Amtmann Grimm da ist, as ich
en wohl sehn darf,' kam die Treppe herauf, klopfte zweimal an und trat
herein. 'Guten Tag, Preußche, wie geht's?' Er betrachtete mich eine
Zeitlang, die kleinen Augen waren ihm ganz glänzend, und ich glaube noch
auf diese Stunde, er war gerührt! Dann sagte er: 'As ich alter Mann net
dachte, dass ich im Leben noch sollte sehen ein Herr Sohn von unserm Herrn
Amtmann Grimm! As der Herr und die Frau Amtmann das Preußche als en
ehrliche Mann gut gekannt habe, as es ein Unglück is gewest, dass wir
verloren haben unsern braven Herrn Amtmann. Mit was kann das alte
Preußche dem Herrn Hauptmann diene?' usw. Als ich es zeichnete, saß es
eine Stunde, ohne sich zu rühren. 'No, Preußche, betrachtet einmal Euer
Bild!' Er setzte seine Brille auf die Spitze Nase und sagte dann wie versteinert:
'Is es meglich in der Welt, so was mache zu kenne?'
Erwähnt sei noch, dass das Preußche der Stammvater vieler
hessisch-jüdischer Familien geworden ist." |
Über den großen Gelehrten Pinchas Selig
(Bericht von 1866)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Januar 1866: "Schlüchtern (Provinz
Hanau). Voriges Jahr wurde Rabbi Pinchas Selig, als in diesem Blättern
von den wenigen Lehrern, die Schlüchtern besitzt, die Rede war, erwähnt.
Es dürfte vielleicht für viele Leser des 'Israelit' nicht
uninteressant sein, über das Leben dieses höchst merkwürdigen Mannes
Einiges zu erfahren. In seiner Jugend besuchte Herr Selig die frühere Jeschiwa
in Gelnhausen, machte später sein Lehrer-Examen zu Hanau und bekleidete
dann mehrere Stellen im Darmstädtischen und auch in hiesiger Provinz.
Seine letzte öffentliche Stelle war zu Salmünster, die er zum größten
Leidwesen seiner Gemeinde aufgeben musste. Durch einen unglücklichen Fall
zog er sich ein Leiden an einem Beine zu, das ihn jahrelang ans Bett
fesselte. Dieser Umstand verschlimmerte sich immer mehr, bis Herr S. im
Jahre 1858, schon dem Tode nahe, das kranke Bein amputieren ließ. Trotz
vieler Versuche ist es dem wackeren Manne bis jetzt unmöglich, das noch
übrig gebliebene Bein zum Gehen zu benutzen. So sitzt nun Herr Selig, der
sich noch in den besten Jahren befindet, auf einem Wägelchen, auf dem er
sich selbst von einem Orte zum andern fahren kann. Trotz dieser Unfähigkeit,
sich nur von der Stelle zu bewegen, führt wohl selten Jemand ein tätigeres
Leben als er. Nicht allein studiert er sehr fleißig in unserer heiligen
Tora, für sich sowohl als auch gemeinschaftlich mit dem ehrwürdigen
Herrn Rabbiner Schwarzschild – sein
Licht leuchte -, der ihn zu diesem Zwecke häufig besucht, sondern es
schart derselbe beständig eine Anzahl auswärtiger Schüler um sich, die
er mit großem Erfolge unterrichtet. So sind mir viele junge Lehrer
bekannt, die sich ihre Heranbildung unter der Leitung dieses tüchtigen Pädagogen
erwarben, und die sich neben ihrer gründlichen Kenntnis des Hebräischen
– nebenbei gesagt, eine nicht zu häufige Erscheinung unter unseren
kurhessischen Lehrern – durch Gesinnungstüchtigkeit besonders
auszeichnen. Herr Selig unterrichtet auch außer diesen noch einige junge
Leute aus hiesiger Stadt, die sich des Abends ihren Geschäften auf einige
Stunden entreißen, um dem Studium der Tora obzuliegen. Auf diese Weise
und unter fortwährender Beschäftigung wirkt dieser leider an die Stelle
gebundene Mann nach besten Kräften für unsere heilige Religion. Ein
seltenes Gottvertrauen und eine wahrhaft bewundernswürdige Ergebung in
sein Schicksal, wie es nur dem wahrhaft frommen Manne möglich ist, erhält
ihn stets bei guter Laune, sodass er seiner Umgebung niemals lästig wird.
Wer mit den Verhältnisse Kurhessens bekannt ist, weiß nur zu gut, wie
groß der Mangel an Lehrern in unserem Lande ist. Das Seminar zu Kassel,
das höchstens 12 Zöglinge zählt, wird ausschließlich von Niederhessen
besucht. Von den Angehörigen dieser Provinz wird nämlich nur eine beschränkte
Anzahl unentgeltlich aufgenommen. Die Einrichtung dieses Instituts ist
durchaus nicht geeignet, jemanden, der seinen Sohn dem Lehrfache widmet
und Vermögen besitzt, dazu zu bestimmen, |
ihn dieser
Anstalt anzuvertrauen. Wenn auch die Zöglinge gemeinschaftlich essen und
zusammen logieren, so sind dieselben dennoch dabei ohne Aufsicht. Die
Gefahren, die unter diesen Umständen, unerfahrenen jungen Menschen in
einer größeren Stadt erwachsen, sind nicht zu verkennen. Übrigens ist
an dieser Anstalt noch so Manches auszusetzen, das darzulegen ich jedoch
einer kompetenteren Feder überlassen will. Obschon sich das
Unterrichtswesen an dieser Anstalt in den letzten Jahren um Vieles
gebessert hat, so ist es doch bezeichnend genug, wenn gerade der
Unterricht im Hebräischen, mit Ausnahme von hebräischer Sprache
vielleicht auch Religion, d.h. die Kenntnis und Erklärung des Büdinger'schen
Religionsbuches, nicht obligatorisch ist. Wohl muss jeder Seminarist an
dem Unterrichte teilnehmen, doch ist es gerade das Hebräische, das nicht
wiederholt zu werden braucht und für das keine häuslichen Aufgaben
gegeben werden. Es gehen daher viele aus Kurhessen in das Seminar nach
Hannover oder neuerdings nach Karlsruhe in das Plato'sche Seminar.
Jedoch gehören dazu schon ziemliche Mittel. Unbemittelten bleibt nichts
übrig, als sich irgendwo in kleineren Städten die nötigen Kenntnisse
anzueignen. Gerade solchen ist Schlüchtern ein geeigneter Platz, der
denselben zugleich die Vorteile einer größeren Stadt bietet, da man dort
sich auch die Kenntnis der neueren Sprachen leicht aneignen kann. Möchten
unsere Glaubensgenossen zu Schlüchtern Herrn Selig in seinem Streben für
Gott und unsere heilige Religion tätig zur Seite stehen, indem sie ihn in
den Stand setzen, seine Schülerzahl, durch Unterstützung derselben, zu
vermehren, was ihnen nicht schwer fallen dürfte, da fast alle
Gemeindemitglieder Gott sei Dank wohlhabend sind. – Heoref." |
Zum Tod des großen Gelehrten Pinchas Seelig (1878)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Februar 1878: "Schlüchtern. Wenn
schon die Weisen des Talmud den Tod wahrhaft frommer Männer als ebenso
großen Verlust, wie Denjenigen, der uns durch die Zerstörung unseres
Nationalheiligtums entstanden, bezeichnen, so haben wir in unserer Zeit,
in welcher das – und das Wort unseres Gottes war teuer in jenen Tagen
– in so trauriger Weise zutreffen ist, doppelte Ursache, derartige
Verluste tief zu empfinden. In der Nacht auf den 17.
Schewat verschied dahier nach dreitägigem Krankenlager in Folge eines
Schlaganfalls Rabbi Pinchas Seelig im Alter von 63 Jahren, tief betrauert
von allen denen, die das Glück hatten, diesen seltenen Mann zu kennen.
Der Verewigte beschäftigte sich schon in seiner frühesten Jugend mit dem
Torastudium und legte die Grundlage seines Wissens auf der damaligen Jeschiwa
zu Gelnhausen. Später widmete er sich dem Lehrerberufe und hat eine lange
Reihe von Jahren in verschiedenen Gemeinden Kurhessens und
Hessen-Darmstadt als Lehrer fungiert zur größten Zufriedenheit seiner
Vorgesetzten und wahrhaft verehrt von den betreffenden
Gemeindemitgliedern, die in dem schwächlichen und unahnsehnlichem Manne
den berufstreuen, gewissenhaften Lehrer, den wahrhaft frommen Jehudi und
liebenswürdigen Menschen hochschätzten. Vor nunmehr zwanzig Jahren
musste Rabbi Pinchas Seelig, der schon als Kind nur mit Hilfe von Krücken
gehen konnte, seinen Beruf als öffentlicher Lehrer aufgeben, da ihn ein
langwieriges, schmerzhaftes Leiden ans Krankenbett fesselte und schließlich
den Verlust eines Beines durch Amputation zur Folge hatte. Von dieser Zeit
an konnte der Verblichene, da das ihm noch geblieben Bein zu schwach war,
sich nicht mehr selbständig von der Stelle bewegen und musste sich in
einem Wägelchen fahren oder bei unebenen Wegen tragen lassen. Trotz
dieses überaus traurigen Daseins, das dieser große Mann mehr als zwanzig
Jahre auf diese Weise verbrachte, kam nie ein Wort der Klage wegen seines
Schicksals über seine Lippen. Stets und zu jeder Zeit war er zufrieden
und erheiterte sogar noch durch sein munteres Wesen seine Umgebung. Man
muss den seltenen Mann gesehen haben in den Zeiten, wo die fürchterlichsten
Schmerzen während der Krankheit vor der Amputation seines Beines ihn
heimsuchten, wie er auch nicht einen Augenblick über sein Geschick
missmutig wurde, sondern stets alle Leiden in
großer Geduld ertrug sich auch nicht einen Tag im Studium der
heiligen Tora zu Lernen um zu Lehren
stören ließ, um sich einen Begriff von dem großen Vertrauen
dieses frommen Mannes machen zu können. Zwanzig volle Jahre hat dieser
wahrhafte Lehrer in Israel in seinem Wägelchen gesessen und in dieser
Zeit eine große Anzahl von Jünglingen zu Lehrern und zu Toralehrenden herangebildet. Noch vier Tage vor seinem Tode war es
uns vergönnte, den Schiur Gemara,
welchen die hiesigen Toraschüler viermal wöchentlich in der Wohnung des
Verewigten frequentierten, gemeinschaftlich mit unserem Lehrer und Freunde
zu lernen. Eben diese Liebe zur Tora war es auch, die den Verblichenen
stets geistig frisch erhielt und ihn lehrte, sein Geschick mit
staunenswertem Gottvertrauen zu ertragen. Allgemein und groß war die
Beteiligung bei der Beerdigung
und wohnten derselben nicht allein sämtliche Mitglieder der hiesigen jüdischen
gemeinden, sondern auch viele christliche Mitbürger aus hiesiger Stadt,
sowie zahlreiche Glaubensgenossen aus den umliegenden Ortschaften bei. Auf
dem Friedhof schilderte Herr Lehrer Schwarzschild, ebenfalls ein Schüler des Verewigten, in beredten Worten die Verdienste des
Verblichenen, welche alle Zuhörer, die sämtlich einen lieben, guten
Freund und wahrhaft gottesfürchtige Jehudi
betrauerten, zu sichtlicher Teilnahme rührten. Das Andenken an den Gerechten ist zum Segen. H.G." |
Seifenfabrikant Maier Wolf auf einer
Versammlung von Großgrundbesitzern (1861)
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. Juli 1861: "Unser den im
vorigen Jahre zur Vornahme einer landständischen Wahl nach Marburg
berufenen und versammelt gewesenen großen Grundbesitzern – 200 Acker
Landes – war auch ein Israelit, nämlich der Seifenfabrikant Herr Maier
Wolf aus Schlüchtern. B.H." |
Zum Tod des Kaufmanns Abraham Sichel, 30 Jahre Rechnungsprüfer der
Gemeinde (1872)
Bericht in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Oktober 1872: "Schlüchtern. Unsere
Gemeinde hat durch einen plötzlichen Tod eines ihrer achtbarsten
Mitglieder verloren. Der Kaufmann Abraham Sichel ist nicht mehr unter den
lebenden. Wie tief die Trauer um den Hingeschiedenen in allen Kreisen
empfunden, bekundete sich bei dem Leichenbegängnisse, welchen sich nicht
allein die hiesige israelitische Gemeinde und auch viele Glaubensgenossen
aus den umliegenden Ortschaften, sondern auch viele der angesehensten
christlichen Mitbürger und Vertreter der Behörden beteiligten. Am Grabe
hob Herr Kreisrabbiner Schwarzschild – sein
Licht leuchte – die Verdienste dieses reinen
Menschen im wahrsten Sinne des Wortes, der von Jedermann geschätzt
und geachtet war, in tief ergreifenden Worten hervor. Der Verlebte
verdiente aber auch diese Anerkennung durch seinen höchst ehrenhaften,
biederen Charakter, seine strenge Rechtlichkeit im geschäftlichen
Verkehre, verbunden mit echter, wahrhafter Frömmigkeit. Herr Abraham
Sichel war länger als 30 Jahre Rechnungsführer der hiesigen
israelitischen Gemeinde; seine Kinder erzog er in echt jüdischem Sinne
und war namentlich bedacht, seine Töchter an wahrhaft fromme Männer zu
verheiraten, was in unserer materiellen Zeit nicht genug angeschlagen
werden kann. Die ganze Umgegend verliert in dem Verlebten einen zuverlässigen
Ratgeber; es gehörte nicht zu den Seltenheiten, dass selbst Juristen in
schwierigen Fällen bei dem erfahrenen und biederen Kaufmann sich Rat
holten. In allen Gesellschaftskreisen hatte der brave, ehrenhafte Manne
Freunde und Verehrer, selbst Geistliche anderer Konfessionen standen in
intimen Freundschaftsbeziehungen zu dem streng religiösen Jehudi. Ich habe schlichte Bauern gesehen, die bittere Tränen um
unseren Glaubensgenossen weinten. Mögen seine Kinder einen Trost finden
in der allgemeinen Teilnahme, die ein wahrhafter Kiddusch
Haschem (Heiligung des Namens Gottes) genannt zu werden verdient. Mögen
sie das Leben und Wirken ihres gottesfürchtigen Vaters stets zum Vorbild
nehmen, und möge es uns und allen Lesern des 'Israelit' in dem neuen
Jahre vergönnt sein, nur erfreuliche Nachricht zu vernehmen. Hirsch
Grünebaum". |
Zum Tod von Ella Grünebaum, Gattin
des Aron Grünebaum (1887)
(Anmerkung: die hebräischen Zitate sind im nachfolgenden Abschnitt
nur teilweise übersetzt)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. September 1887: "Schlüchtern, 4.
Elul. Eine Frau, welche es in hohem Grade verdient, als Musterbild einer tüchtigen
Frau gepriesen zu werden, wurde heute zur letzten Ruhe gebracht.
Frau Ella Grünebaum, Gattin des vor circa 14 Monaten dahier verstorbenen
Aron Grünebaum, ist im Alter von 75 Jahren verschieden. Sie war eine
jener jüdischen Frauengestalten, wie sie von jeher als die leuchtendsten
Zierden unseres Stammes überall, so sind gingen und standen, den milden,
erquickenden Strahl göttlichen Segens und Friedens um sich verbreiteten,
deren Wirken und Schaffen sich bei allem Herrlichen, das es zur Äußerung
bringt, dennoch so still und geräuschlos vollzieht, indem es als das
naturgemäße Ausströmen ihres innersten Wesens erscheint, dass man erst,
wenn solch ein reines Herz stille steht, der Vorzüglichkeit und Rühmenswürdigkeit
desselben inne wird.
Die Verblichene und ihr seliger Gatte führten eine musterhafte, jüdische
Ehe. Früher, in Vollmerz |
in unserer
Nähe lebend, mussten sie sich plagen, um das Dringendste
herbeizuschaffen. Ihre gegenseitige Liebe und innigste Zuversicht auf den
Allgütigen half ihnen über alles hinweg. Die rührendsten Züge sind
hiervon zu berichten. Oft hatten sie die Woche über kein Stückchen
Fleisch im Hause. Wenn sie dann einmal eine gute Mahlzeit vorbereitet
hatten, so pflegte die Gute zu seufzen: 'Ach, hätten wir doch einen
armen Mann zu Tisch!' Und wenn sie dann keinen fremden Wanderer finden
konnten, so holten sie einen Ortsarmen, ob Juden oder Nichtjuden, herbei,
damit er an ihrem Mahle teilnehme. Hatte der brave Mann einen Sack Frucht
als Makler verdient, und es wurde dann Brot gebacken,
- so wurde immer als das 10. Laib das schönste, bestgebackene
herausgesucht für die Armen, und da musste man die Freude
dieser guten Menschen sehen, wenn sie so helfen und fördern konnten. Gott
hat ihnen den schönsten Lohn schon hier auf Erden … verliehen, dass
ihre 2 Söhne zu tüchtigen, gottesfürchtigen Männern heranwuchsen, die,
der eine als Kaufmann hier, der andere als Toraschreiber in Fulda, jeder
in seinem Teile sich das Lernen um
zu Lehren und zu Bewahren und danach zu tun in erfolgreichster Weise
zum Lebenszweck erkoren…
Wie wunderbar die Verblichene in ihrer Uneigennützigkeit und
Selbstaufopferung Gemiluth chesed
(Wohltätigkeit) übte, dafür noch einen Beleg. Sie hatte ihre
Stiefmutter und Stiefschwester beide kränklich bei sich im Hause, die
sie, ungeachtet ihrer ärmlichen Verhältnisse, aufs Beste verpflegte. Nun
nahm sie aber auch noch ihre 96jährige Schwiegermutter zu sich ins Haus
und hegte und pflegte die alte, oft launenhafte Frau, noch ca. 7 Jahre,
mit beispielloser Selbstlosigkeit. In diesen 6-7 Jahren stand die Edle
jede Nacht um 1-2 Uhr auf, um der alten Schwiegermutter einen warmen Trank
zu bereiten und zu bringen. ...
Ihrer Schwiegertochter, Frau H. Grünebaum, war es vergönnt, der teuren
Entschlafenen alles Liebe und Gute zu erweisen. So hat sie es immerfort
mit treuem Herzen getan und insbesondere noch während des Krankenlagers
gleichsam überboten, mehr getan, als selbst ein Kind zu tun vermöchte.
An ihrer Bahre sprach der Herr Provinzialrabbiner Dr. Koref aus Hanau,
indem er an Jeremia 13,17 anknüpfte: "es tränt und von Tränen
rinnet mein Auge, weil hinweggetrieben wird die Herde des Ewigen"
und die Worte des Midrasch dazu zitierte… Der gefeierte Redner, selbst
tief ergriffen, rührte aller Hörer Herz, indem er diese Midraschworte
auf den Heimgang der Frommen an sich, dann auf den Verlust, der die Kinder
und endlich auf den, der die Gemeinde betroffen habe, in geistreicher
Weise deutete. Er wies namentlich auf die Gesinnungstreue hin, mit welcher
sie an den Prinzipien des jüdischen Lebens festgehalten habe, Gott und
den Menschen gegenüber. Der Redner entwarf ein so ansprechendes Gemälde
ihres Lebens und Wirkens und hob die Züge ihres Wesens so klar und
ergreifend hervor, dass seine Worte mächtigen Widerhall in den herzen
aller Anwesenden fanden.
Im Trauerhause sprach dann zwischen dem Minchoh- (Mittags-) und
Maariw-(Abend-)Gebet der Provinzial-Rabbiner Dr. Cahn aus Fulda, indem er
den Midrasch zugrunde legte …, um daran die Wohltätigkeit der
Verblichenen zu schildern, die sie jedem in Freud und Leid so reichlich
entfaltete, insbesondere auch ihre Beschäftigung
mit den Toten (sc. im Bestattungsverein), ihre Tatkraft in Verbindung
mit ihrer großen Anspruchslosigkeit, ihre Kindererziehung, ihre häusliche
Wirksamkeit usw.
Gebe Gott, dass ihr Musterbild lebhafte Nacheiferung allseitig finden möge.
Ihre Seele sei eingebunden in den
Bund des Lebens. Amen. Sela." |
Zum Tod von Rabbi Elias Grünstein 36 Jahre lang Vorsteher der Gemeinde Romsthal-Eckardroth (1890)
Bericht
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. März 1890:
"Schlüchtern, 14. März (1890). Am 4. diesen Monats wurden die
sterblichen Reste eines ehrwürdigen Mitgliedes unserer Gemeinde zu Grabe
getragen. Rabbi Elias Grünstein, der erst vor 3 Jahren mit seinem
Schwiegersohn aus Romsthal hierher übersiedelte, war in seiner Jugend 16
Jahre lang Lehrer in Romsthal und ist später zum Geschäftstande
übergetreten. 36 Jahre lang war er Vorsteher der Gemeinde
Romsthal-Eckardroth und widmete sich unter allen Verhältnissen dem
Torastudium bis in sein hohes Alter von 82 Jahren So lange es seine
Kräfte erlaubten, war er ein eifriger Förderer der Armen des Landes
Israel und stets bestrebt zu Tora und Gottesdienst anzueifern.
Rührend war es anzusehen, wie der alte Mann, dem das Augenlicht nur noch
mangelhaft zu Gebote stand, stets einer der frühesten Andächtigen in
unserer Synagog3e war. Sein Bestreben war es stets, auch seine Kinder und
Enkel nach den Vorschriften des heiligen Religionsgesetzes zu erziehen,
und zeigte sich die allgemeine Verehrung des Verlebten in der zahlreichen
Beteiligung bei dem Leichenbegängnis aus der Nähe und Ferne. Möge das
Beispiel des anspruchslosen, wahrhaft frommen Mannes aneifernd auch nach
seinem Hinscheiden wirken. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens. M.S." |
Der Sofer (Toraschreiber) S. Oppenheimer übernimmt das Geschäft des
verstorbenen Sofer Bär (1890)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. November 1890: "Aus
Schlüchtern geht uns die Mitteilung zu, dass der dortige Sofer S.
Oppenheimer das Geschäft des verstorbenen Bär übernommen hat und in
gleicher Weise weiterführt." |
Zum Tod des Toragelehrten und Geschäftsmannes Hirsch Grünebaum (1893)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juni 1893: "Mainz, 6. Juni (1893).
Schmerzerfüllt greife ich heute zur Feder, um einem wahrhaft frommen
Manne, einem langjährigen treuen Mitarbeiter dieser Blätter, dem ich
durch die Band der Freundschaft nahe gestanden, einen Nachruf zu
widmen.
Den vergangenen Freitag ist nach mehrjährigem Leiden, aber doch
unerwartet Herr Hirsch Grünebaum – das
Andenken an den Gerechten ist zum Segen – in Schlüchtern in einem
noch kräftigen Mannesalter in ein besseres Jenseits abberufen worden. In
ihm verliert nicht bloß seine Familie den liebenswürdigen, fürsorgenden
Gatten, Vater und liebevollen Verwandten, die Gemeinde Schlüchtern eines
ihrer geachtetsten Mitgliedern, sondern auch das orthodoxe Judentum einen
wackeren Kämpe, der in Wort und Tat, insbesondere durch seine gewandte
Feder oft und nachhaltig für die Aufrechterhaltung des unverfälschten
Judentums eingetreten ist.
Hirsch Grünebaum besuchte in seiner Jugend die von Rabbi Eleasar
Ottensoser – das Andenken an den
Gerechten ist zum Segen – geleitete Talmud-Tora-Schule in Höchberg
bei Würzburg und setzte später das Talmudstudium bei Rabbi Mordechai
Wetzlar – das Andenken an den
Gerechten ist zum Segen - Rabbiner in Gudensberg bei Kassel fort, in
beiden Orten mit großem Erfolge, sodass er zu den hervorragendsten
Talmudschülern dieser großen Männer zählte. Nachdem er durch
Selbststudium im profanen Wissen sich ausgebildet hatte, übernahm er 1863
an der damals unter der Leitung des Herrn Rabbiner Dr. Lehmann – das
Andenken an den gerechten ist zum Segen – stehenden Unterrichtsanstalt
der israelitischen Religionsgesellschaft dahier (sc. Mainz) die Stelle
eines Elementar- und Religionslehrers an und erwarb sich durch seine treue
Pflichterfüllung und strenge Gewissenhaftigkeit, sowie durch seine gute
Lehrmethode die volle Liebe seiner Schüler und die Anerkennung der
Eltern; noch heute ist seine segensreiche Wirksamkeit bei den Mitgliedern
der Religionsgesellschaft im besten Andenken. Gleichzeitig war er als
Korrektor des 'Israelit' und fleißiger Mitarbeit desselben für die
Verteidigung und Erstarkung des orthodoxen Judentums tätig. Die älteren
Leser des 'Israelit' werden sich seiner echten Religiosität atmenden,
von Herzen kommenden und zu Herzen dringenden Arbeiten wohl noch erinnern.
Von Wissensdurst gedrängt legte er 1867 seine hiesige Stelle nieder, um
nach Erlangung der erforderlichen Vorkenntnisse auf der Universität München
akademischen Studien obzuliegen. Diese musste er jedoch Familienverhältnisse
halber unterbrechen und in das väterliche Geschäft eintreten, das er
durch strenge Rechtlichkeit und großen Fleiß zu hoher Blüte brachte.
Aber auch in diesem Wirkungskreise war er für die Aufrechterhaltung |
unserer
heiligen Wahrheit eifrig bemüht; ununterbrochen setzte er nach den Geschäftsstunden
das Talmudstudium, eine Lieblingsbeschäftigung, fort und bildete so ein
anregendes Beispiel für seine Gemeindemitglieder.
Mit seiner Gattin, einer Tochter des in Bayern und in den orthodoxen
Kreisen aller deutschen Lande rühmlichst bekannten Rabbi Elias Raphael
Rosenbaum – das Andenken an den
Gerechten ist zum Segen – in Zell bei Würzburg, die ihn in seinem
langen Leiden in hingebenster Weise gepflegt, lebte er über zwei
Jahrzehnte in glücklichster Ehe und war im Vereine mit ihr ernstlich
bestrebt, seine Kinder in echt jüdischer Weise zu erziehen. Während
seines ganzen Lebens bemühte er sich, das Mahnwort zu erfüllen, das uns
am kommenden Schabbat in der Paraschat
Zizit verlesen werden wird: 'dass ihr gedenket und haltet alle meine
Gebote', er verbrachte ein echt jüdisches Leben, das sich in einer
gewissenhaften Erfüllung der Pflichten gegen Gott und die Menschen betätigte.
Wer wie ich seine vielen edlen Eigenschaften kennen zu lernen Gelegenheit
hatte – und er hatte in weiten Kreisen, in der Heimat und in der Ferne,
viele solcher Freunde – wird mit mir den Tod dieses Gerechten betrauern.
Hirsch Grünebaum weilt nun in jenen lichten Höhen, in denen die Frommen
und Edlen das Verdienst ihrer vollbrachten guten Taten genießen.
Möge dies der tief gebeugten Familie ein Trost in ihrem großen Schmerze
sein, und möge den Kindern das mustergültige Beispiel ihres frommen
Vaters ein ernster Sporn bleiben, in seinem Sinne zu leben und ihm
ähnlich zu werden. Das Andenken an den Gerechten ist zum Segen. Joseph
Kahn." |
Zum Tod des Herrn Löw Selig
(1894)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Mai 1894: "Schlüchtern, im
April. Ich habe Ihnen heute von einem traurigen Ereignisse, welches nicht
nur die nächste Familie, sondern unsere ganze Gemeinde betroffen,
Mitteilung zu machen. Das Gemeindeglied
Herr Löb Selig ist nicht mehr.
Gewiss wird diese Nachricht bei Freunden und Bekannten sowie bei
allen, die auch nur vorübergehend in unserer Gemeinde weilten,
schmerzlich empfunden werden. Denn weit über unsere Grenzen hinaus ist
der gute Name, welcher sich bei dem Verblichenen in des Wortes schönster
Bedeutung zu einer herrlichen Krone gestaltet, ein unverbrüchliches
Denkmal, welches sich der Brave in den Herzen aller sich geschaffen hat.
Hiervon legte auch die Beerdigung ein beredtes Zeugnis ab. Ein
unabsehbarer Zug bewegte sich am Sonntag durch die Straßen des Ortes, wie
ihn die Gemeinde nur selten gesehen hat. Der Verstorbene war ein
aufrechter und rechtschaffener Mann, ein Mann des biedersten Charakters
und der ehrlichsten Sinnesart. Der Verklärte führte allezeit bis zum
letzten Atemzuge, ein würdiges und frommes Leben, einen Wandel in Gott,
vorbildlich nicht bloß für seine Familie, sondern auch für alle, die
ihn kannten. Mit dem Torastudium begann und schloss er jeden seiner
Lebenstage. An ihn bestätigte sich das Wort…
So hat er auch als Vorbeter in
der Gemeinde die Herzen aller
zur Andacht zu bestimmen verstanden und es war wahrlich ein Genuss, wie
der Verblichene noch als Greis von 81 Jahren am verflossenen Jom
Kippur die Gebete rezitierte. – Er ist uns nunmehr entrückt, aber
sein Andenken wird bei uns allezeit in Ehren bleiben. Diese Gedanken
fanden auch am Grabe Ausdruck durch die Worte des Herrn Lehrer
Schwarzschild, welche allgemeinen Beifall fanden. Ferner sprach der Sohn
des Verstorbenen rührende Worte des Abschiedes. Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
|
Fabrikant Viktor Wolf wird in die
Hanauer Handelskammer gewählt (1906)
Meldung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. Januar
1906: "Hanau. Bei den Wahlen zur Hanauer Handelskammer wurde
für den Wahlbezirk Kreis Schlüchtern Fabrikant Viktor Wolf in Schlüchtern
gewählt." |
Vermächtnisse von Stadtrat Viktor Wolf (1916)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 30. Juni 1916:
"Schlüchtern. Stadtrat Viktor Wolf, der während seines
Lebens außerordentlich viele Gutes an Arme tat, vermacht u.a. der Stadt
25.000 Mark und der jüdischen Gemeinde 1.000 Mark." |
Zum Tod von Jette Kellermann (1920)
Bericht in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. März 1920: "Schlüchtern (Hessen).
5. Adar, 5. März (1920). Wir haben heute eine seltene Frau – eine tüchtige
Frau in des Wortes schönster Bedeutung – zu Grabe getragen. Frau
Jette Kellermann hauchte nach kurzem Krankheit ihre reine Seele aus. In
Wiesenbronn (Bayern), dem Geburtsorte des bekannten Rabbi Seligmann Bär
Bamberger – seligen Andenkens,
Würzburg – geboren, ist sie sowohl durch die elterliche Erziehung als
auch das das vorbildliche echt jüdische Leben in der Gemeinde zu einer während
Jehudit herangewachsen. Durch ihren unermüdlichen Fleiß konnte
sie sich einen großen Teil des Verdienstes zuschreiben, dass es ihren
frommen Eltern vergönnt war, die beiden Söhne, den späteren Rabbiner Löb
Wissmann, Schwabach, und Rabbi Salomon Wissmann, in damaliger Zeit unser
den schwierigsten Verhältnissen, die bekanntesten Jeschiwot des
In- und Auslands besuchen zu lassen. Mit ihrem gleich gesinnten Gatten
fand sie später in Fuchsstadt und Gunzenhausen ein reiches Feld, sich als
tüchtige Frau zu betätigen. Die Erziehung der Kinder, Übung von Wohltätigkeit,
Unterstützung von Armen, Bewirten von Gästen, denen sie sich mit einer
Liebe und einem Eifer widmete, die nur echte Wahrheit
einzugeben imstande ist. Darum gelang es ihr auch trotz des frühen
Heimganges ihres Gatten – er ruhe in Frieden -, die Kinder zu Jehudim zu
erziehen und sie hatte das Glück, das heutzutage nur wenigen zuteil wird,
dass Alt und Jung in gleicher Gewinnung beisammen wohnen konnten; fand sie
doch in ihren Kindern Fortsetzung ihres Lebenszieles. Mit seltenem
Gottvertrauen hatte sie schwere Schicksalsschläge als Schickungen Gottes
in Liebe hingenommen. Ihre Eigenschaften waren es, die sie bei Gott und
Menschen beliebt machte. Später verzog sie nach Nürnberg, wo sie sich
einen guten Namen erwarb, wie er nur echten Frauengestalten zuteil wird.
Die letzten Jahre verbrachte sie in Schlüchtern wo sie nun im Alter von
83 Jahren starb. Am Grabe entwarf Herr Lehrer Heß, hier, ein treffendes
Charakterbild, welcher Hochachtung und Beliebtheit diese tüchtige
Frau sich erfreute. Auch der Schwiegersohn und Neffe, Herr H.
Wissmann, Nürnberg, widmete der teuren Schwiegersohn und Neffe, Herr
Wissmann, Nürnberg, widmete der teuren Schwiegermutter Worte des Dankes. Das
Andenken des Gerechten ist zum Segen." |
Goldene Hochzeit von Jakob Hain und Sabine
geb. Levi (1923)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Mai 1923: "Schlüchtern, 8. Mai
(1923). In voller körperlicher und geistiger Frische war es den Eheleuten
Jakob Hain und Frau Sabine geb. Levi vergönnt, das seltene Fest der
goldenen Hochzeit, umgeben von Kindern und Kindeskindern, am Lag-Baomer zu
feiern. Möge ihnen Gott noch eine Reihe weiterer Jahre ungetrübter
Lebensfreude zuteil werden lassen." |
Zum Tod
von Markus Goldschmidt (1928)
Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung"
vom 27. Januar 1928: "Schlüchtern (Todesfall). Ein durch
Religiosität und bedeutendes talmudisches Wissen ausgezeichnetes Mitglied
der hiesigen Gemeinde ist in Markus Goldschmidt zu Grabe getragen wurden.
Dem Verstorbenen, der das hohe Alter von 81 Jahren erreichte, wurden vom
Provinzial-Rabbiner Dr. Gradewitz, den Lehrern Berlinger und Schuster
ehrende Nachrufe gewidmet. Als höchste seltene Auszeichnung verlieh der
Rabbiner dem Entschlafenen noch den Chowertitel." |
Zum
Unfalltod von Isaac Rothschild (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1928: "Schlüchtern,
13. Mai (1928). Der in den 60er-Jahren stehende, etwas schwerhörige
Kaufmann Isaak Rothschild von hier wurde von einem Kraftwagen erfasst, ein
Stück mitgeschleift, wobei er einen schweren Schädelbruch erlitt, der
seinen sofortigen Tod zur Folge hatte." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juni 1928: "Schlüchtern
(Hessen), 3. Juni (1928). Ihre jüngste Notiz über den Unfall durch
welchen Isaac Rothschild leider so rasch aus unserer Mitte gerissen wurde,
veranlasst mich zu einer notwendigen Ergänzung. Die Gemeinde Schlüchtern
verlor durch das Hinscheiden dieses schlichten Mannes - er ruhe in
Frieden - eines ihrer besten Mitglieder im wahrsten Sinne des Wortes:
Ihn zierten Eigenschaften, wodurch er allseits das zu erreichen
verstanden, was Familie, Gemeinde, Geschäft und die Allgemeinheit von ihm
verlangten: Religiosität, Tüchtigkeit, Ehrlichkeit, Wohltätigkeitssinn,
dass sein Tod allgemeine Bestürzung hervorrief und dass die Beerdigung
unter zahlreichster Beteiligung stattgefunden. Auch Herr Rabbiner Dr. Stein
- Schweinfurt, ein Anverwandter des
Verstorbenen, erwies ihm die letzte Ehre und bedauerte, wegen (dem Fest) Lag
BaOmer die Persönlichkeit am Grabe nicht entsprechend würdigen zu
können. Möge Gott der trauernden Witwe, die einer frommen bayerischen
Familie entstammt, dem Sohne und der Familie Trost senden und dem
Verstorbenen den reichen Lohn zuteil werden lassen, den er sich in langen
Jahren erworben. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
|
Zum Tod von Sanitätsrat Dr. Heinrich Freudenthal
(1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juli 1928: "Schlüchtern,
Bezirk Kassel, 12. Juni (1828). Zu einer auch in unserem Städtchen selten
erlebten gewaltigen Trauerkundgebung gestaltete sich die am 9. Juli
stattgehabte Beerdigung unseres allseits beliebten und hochgeschätzten
Arztes. Herrn Sanitätsrat Dr. Heinrich Freudenthal, der im Alter von 64
Jahren das Zeitliche gesegnet hat. Die ganze Familie trauert nach,
unersetzlich und unwiederbringlich einem treusorgenden Gatten, Vater und
Verwandten, die jüdische Gemeinde einem ihr treuen, von tiefer
Religiosität und starkem Verantwortungsgefühl erfüllten Mitgliede,
dessen kluger Rat in den Versammlungen vermisst werden wird.
Herr Lehrer Berlinger gab in seinen zu Herzen gehenden Worten dem
Empfinden der Trauerversammlung sinnig Ausdruck. ein wahrheitsgetreues
Bild des Verstorbenen entwerfend und das Wirken dieses unvergesslichen Mannes
der, der wie ein wahrer Gottesdiener auf den Höhen des Lebens wandelte,
schildernd,
Diesen Gedanken gaben auch Ausdruck Herr Bürgermeister Gaenslen im Namen
der Stadt, der 1. Chargierte sowie der Frankfurter Vertreter der
freischlagenden Stundenverbindung Salia Würzburg, deren Bundesbruder der
Verstorbene 40 Jahre war und die zum Danke und zur Ehre nun zum letzten
Male über der Nahre die Schwerter kreuzigten und dem Bruder und alten
Herrn das Band der Salia noch ins Grab gaben. Als letzter Redner hob nun
noch Herr Sanitäts-Rat Dr. Stern aus Schlüchtern die herrlichen Tugenden
des verstorbenen Kollegen hervor und betonte seine allgemeine
Beliebtheit.
Die ewige Ruhe nach einem mühevollen Leben sei dem Verstorbenen gegönnt,
Gottes Trost sei den Hinterbliebenen und das Andenken an den Verblichenen
der Gemeinde zum Segen. Seine Seele sei eingebunden in das Bund des
Lebens." |
|
Artikel
in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und
Waldeck" vom 20. Juli 1928:
Ähnlicher Bericht wie in der Zeitschrift "Der Israelit" (siehe
oben) |
25-jähriges Amtsjubiläum des Gemeindevorstehers Jakob
Hirsch Rothschild (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. August 1928:
"Schlüchtern. 20. August (1928). (Amtsjubiläum eines
Vorstehers).
Ein besonderer Segen wird allsabbatlich erbeten für diejenigen welche tätig
für die Bedürfnisse der Gemeinde in Aufrichtigkeit sind, welche
ihrer Gemeinde dienen nicht in der Absicht, Lohn zu empfangen, nur zur
Ehre Gottes. Im Dienste und Verdienste dieser großen Mizwa
(religiösen Weisung) steht unser 1. Vorsitzender, Herr Jakob Hirsch
Rothschild, der am 4. August auf eine 25-jährige Tätigkeit als
Synagogenvorsteher zurückblicken konnte.
Im Jahre 1903 übernahm der Jubilar das würde- und bürdevolle Amt und
verwaltet es seitdem als ein echter Führer seiner Gemeinde in einer
selbstlosen, hingebungsvollen Weise, in stiller, frommer
selbstverständlicher Art, die ihresgleichen sucht, und Glück und Segen
ist bis auf den heutigen Tag, nicht nur für die Gemeinde, sondern infolge
der verdienstvollen Tätigkeit des Jubilars auch für Stadt und Land des
Kreises Schlüchtern und weit darüber hinaus, auch für das gesamte
Judentum.
Was Herr Rothschild in diesen langen 25 Jahren für die Gemeinde und damit
für das allgemeine Judentum geschafft und geleistet hat, lässt sich in
diesen kurzen Zeilen nicht beschreiben. Sei es beim Bau der jetzigen
Synagoge in den Jahren 1894-98, wo er eigentlich noch kein Vorsteher war
und doch schon seine Kräfte der Allgemeinheit widmete, sei es für die
Schule oder die Sicherstellung der Beamten, oder für den vor 2 Jahren neu
angelegten Friedhof, sei es als Versorger, als freund und Berater in den
schweren Kriegs- und Nachkriegsjahren, sei es in dem rein menschlichen
Wirken in jeder einzelnen Familie, alles in allem stempelt Herrn
Rothschild zu einem wirklichen Vater seiner Gemeinde, der keine Stunde in
der Nacht und kein noch so großes Opfer scheut, wenn ihn sein Sorgenkind,
seine Kehilla (Gemeinde), ruft. Dass ein solcher Mann, der für
Allgemeinwohl alles übrig hat, in seinem Wirken nciht auf seine Gemeinde
allein beschränkt bleibt, sondern durch Vielseitigkeit in Wort und Tat in
Vereinen, Anstalten und Wohlfahrtseinrichtungen zum Heile für das
Judentum mitwirkt, ist selbstverständlich. Seinen klugen Rat vermag er
auch als |
Vertrauensmann
der Freien Vereinigung, sowie als Ausschussmitglied des Halberstädter
Verbandes zu betätigen.
Es ließ sich deshalb die dankbare Gemeinde - obwohl von ihrem Jubilar in
seinem einfachen, bescheidenen Sinn nicht gewollt - nicht nehmen, durch
eine kleine Feier ihrem Vorsteher an seinem Ehrentage Dank und Anerkennung
zu zollen. Ein rühriger Festausschuss mit Herrn Leo Sichel an der Spitze,
stellte ein zu dem Charakter des Festes passendes Programm zusammen,
sodass die Feier einen würdigen erhebenden Verlauf nehmen konnte und
allen Teilnehmern stets in Erinnerung bleiben wird. Die verschiedenen
Ansprachen wurden von stimmungsvoll vorgetragenen Gesängen des
Synagogenchors unter Leitung des als Dirigenten allseits beliebten Herrn
Leo Stern unter Mitwirkung des sehr stimmbegabten Kantors, Herrn Brünn,
sowie einer Begrüßungsrede des Herrn Abraham Sichel umrahmt. In der tief
empfundenen Festrede schilderte Herr Lehrer Berlinger das vorbildliche
Wirken des Jubilars als Mensch und die verdienstvolle Tätigkeit als
Vorsteher, demselben Dank und Anerkennung für die Gemeinde zum Ausdruck
bringend. Der Redner führte in groben Zügen
das oben angegebene Tätigkeitsgebiet in lebhaften Worten vor Augen,
welches die verflossenen 25 Jahre in hellem Lichte erscheinen lassen, wie
auch in sinniger Weise über dem gewohnten Synagogenplatze des Jubilars
die Zahl 25 hell erstrahlte. Mit dem Wunsche, dass Gott weiterhin der
Gemeinde diesen Führer und Glücksbringer in ungebeugter Kraft noch lange
erhalten möge, schloss die eindrucksvolle Rede. Herr Landrat Dr. Müller
hob in seinen herzlichen Worten außer dem Wirken des Jubilars in seiner
Gemeinde das allgemein menschliche, tugendhafte vorbildliche Leben hervor,
das ganz besonders zum Ausgleich des immer noch manchmal vorhandenen
Vorurteils unter den Konfessionen beiträgt und den Dank des Kreises
verdient. Herr Bürgermeister Gaenslen sprach im Namen der Stadt dem
Jubilar den herzlichsten Glückwunsch und Dank aus für sein schon
30-jähriges ersprießliches, von Sachlichkeit, Gerechtigkeit und
gewissenhafter Dienstbereitschaft getragenem Wirken zum Wohle der Stadt
als langjähriger Stadtverordneter und Stadtverordnetenvorsteher. Zum
Schluss dankte Herr Lion Goldschmidt dem Jubilar im Namen des
Vorsteheramtes der Israeliten zu Hanau. In gerührten Worten, anknüpfend
an den Eingangschor: ...Mein Gott bist du, den ich preise (nach
Psalm 118,28) seinen Gott lobend, dankte Herr Rothschild.
Als kleines Zeichen der Anerkennung und des Dankes seiner Gemeinde
überreichte Herr Synagogenvorsteher Oppenheimer in herzlichen Worten eine
künstlerisch ausgeführte silberne Berchesplatte mit
Widmung.
Mit dem allseitigen Wunsche, dass Herr Rothschild noch lange seine
bewährte Kraft in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen vermöge,
schloss der für die Gemeinde wie für den Jubilar denkwürdige Tag. (Alles
Gute) bis 100 Jahre." |
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Artikel
in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und
Waldeck" vom 17. August 1928:
Kurzer Bericht zum Dienstjubiläum |
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Artikel
in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und
Waldeck" vom 17. August 1928:
Ähnlicher Bericht wie in der Zeitschrift "Der Israelit"
(siehe oben) |
Zum Tod des Schochet
Aron Seelig (1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. November
1929: "Schlüchtern, 30. Oktober (1929). Am Heiligen
Schabbat vor Jom Kippur ging Aron Seelig zum ewigen Frieden
ein. Der im Leben viel Geprüfte hat nun seine Ruhe gefunden. Mit seiner
Frau und seinen Kindern trauert die ganze Gemeinde um diesen herben Verlust.
Hat er doch 45 Jahre unermüdlich das Amt eines Schochet
gewissenhaft bekleidet. Durch seine feine Art und seinen edlen Charakter
und seine Bereitwilligkeit hat der Verblichene sich die Sympathie der
ganzen Gemeinde und seines Bekanntenkreises erworben, die trauernd am Tag
vor Jom Kippur die Bahre dieser gefallenen Krone umstanden. Wegen des
bevorstehenden Jom Kippur musste eine Trauerrede
unterbleiben. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens." |
70.
Geburtstag von Lea Rothschild (1930)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 17. Juli 1930: "Schlüchtern, 10. Juni (1930). Ihren
70. Geburtstag begeht am 20. Juli Frau Lea Rothschild. Nicht jeder,
welcher diesen Tag mit Gottes Hilfe begeht, kann mit solcher
Genugtuung auf seine Lebenstage und seinen Lebensinhalt zurückblicken,
wie es bei Lea Rothschild der Fall ist. Trotz manch harten Geschickes, das
sie betroffen, war sie weit davon entfernt, auch nur das geringste von
ihrem großen (Gott)vertrauen aufzuheben. Sie gehört zu den
Persönlichkeiten, welche als Frauen von Gerechtigkeit den alten
echt jüdischen Geist verkörpern, der in anheimelnder Art das Herz eines
jeden wahrhaften Jehudi höher schlagen lässt, und der unsern jüdischen
Gemeinden das Maß der Heiligkeit verleiht, welche zu g'ttlichen Taten
anspornt und begeistert. Wirkt schon Lea Rothschild durch ihre
Lebensführung im Ganzen als Vorbild, so macht sie sich im Besonderen als
Vorsitzende der Frauen-Chewra in hohem Maße verdient, indem sie
dafür Sorge trägt, dass die heiligen Frauenpflichten in der frommen
Schlüchterner Gemeinde in schönster Weise Erfüllung finden. Möge Gott
ihr noch lange beistehen, zur Freude ihrer Familie, ihrer Gemeinde und
aller, die sie kennen, Frömmigkeit und Wohl tun in echt jüdischer Art zu
bekunden." |
Zum Tod von Bertha Wurzmann geb. Lichtenstädter
(1931)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Januar 1931:
"Schlüchtern, 25. Januar (1931). Kurz vor Eintritt in ihr 74.
Lebensjahr ist Frau Bertha Wurzmann geb. Lichtenstädter, Gattin des in
Schlüchtern im Ruhestand lebenden Oberlehrers M. Wurzmann, früher in Mainstockheim,
aus dem Leben geschieden. Mit ihr ist eine wackere Frau im wahrsten
Sinne des Wortes von uns gegangen. Sie war in Wiesenfeld
bei Karlstadt am Main geboren und konnte sich nahezu 45 Jahre eines
glücklichen und gesegneten Ehelebens erfreuen. Die tief überzeugte
Frömmigkeit, das unerschütterliche Gottesvertrauen, der ausgeprägte
Wohltätigkeitssinn der Heimgegangenen, gepaart mit ungewöhnlicher
Energie und großer Tüchtigkeit für jegliche Betätigung im Hause, in
der Familie und nicht zuletzt für die Allgemeinheit, lassen die edlen
Charaktereigenschaften der Entschlafenen im hellsten Lichte erstrahlen.
Ihr schlichtes, von aufrichtiger Güte erfülltes offenes, gerades Wesen,
das mit hohen Geistesgaben noch besonders ausgezeichnet war, ließ Viele
ihren wohlmeinenden Rat und ihre reiche Erfahrung in Anspruch nehmen. Bis
zur Ruhesetzung ihres Gatten war sie ihm in langen 41 Jahren die treueste
und bescheidenste Gefährtin und Mitarbeiterin in seinem hohen und
verantwortungsvollen Beruf als Volksschullehrer in Mainstockheim.
Auch während ihrer schweren Krankheit, die ihr die jüngste Tochter durch
eine geradezu übermenschliche Hingabe und Pflege in allem zu erleichtern
suchte, nahm sie noch bis zuletzt regen Anteil an den Geschehnissen der
Familie wie auch der Umwelt. An ihrem Leichenbegängnis kam dies erst
recht zum Ausdruck, wie über alles Erwarten groß der Kreis derer von
Fern und Nah war, die der Heimgegangenen Dank und Verehrung bis über das
Grab hinaus zollten. Mit dem leidenden, tief gebeugten Gatten trauern acht
Kinder um die stets zärtliche, liebevolle Gattin und bis an ihr
Lebensende fürsorgende Mutter. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund
des Lebens." |
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Januar 1931: "Am
11. Januar 1931 wurde meine teure Frau, unsere innigst geliebte Mutter und
Großmutter Frau Bertha Wurzmann geb. Lichtenstädter im 74.
Lebensjahr von uns genommen.
Schlüchtern, Saarbrücken, Ulm, Halberstadt, Mailand, Januar 1931.
Im Namen der Hinterbliebenen M. Wurzmann, Oberlehrer a.D." |
Zum
Tod von Oberlehrer Moritz Wurzmann (1931)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. April
1931: "Schlüchtern, 12. April (1931). Nur 2 1/2 Monate nach
dem Heimgang seiner treuen Gattin und Weggenossin hat auch Moritz
Wurzmann, Oberlehrer a.D. in Schlüchtern, das Zeitliche gesegnet.
Er hat das biblische Alter im November vorigen Jahres erreicht. Seine
Wiege stand in Demmelsdorf in
Oberfranken. Frühzeitig verlor er, der Jüngste von fünf Geschwistern,
den Vater. Das Waisenhaus in Fürth
wurde ihm alsdann zur zweiten Heimat. Seine ausgezeichnete Begabung und
seine großen Fähigkeiten wiesen bald auf den Weg seiner ferneren
Ausbildung. Er kam auf die Präparandenschule
Burgpreppach und nach deren Absolvierung in das Lehrerseminar
nach Würzburg. Nach Abschluss seiner Studien erhielt er seine erste
Stelle in Wiesenfeld bei Karlstadt
am Main. Hier war er nur zwei Jahre. Er folgte einem Rufe der Regierung
zur Übernahme der Volksschullehrerstelle in Mainstockheim
bei Würzburg. Was er hier in vollen 41 Jahren auf dem Gebiete der
Schule, in der Gemeinde und deren Wohlfahrtseinrichtungen Hervorragendes und
Segensreiches geleistet hat, war für ihn und seine Gemeinde von solch
erfolgreicher Tragweite, dass ihm des öfteren Lob und Anerkennung seitens
der Regierung zuteil wurde. Er war nicht nur der weithin bekannte und
berühmte Schulmann und Erzieher, dessen Schule den allerbesten Ruf hatte,
sondern auch ein Führer seiner Gemeinde, erfüllt von Toroh (Tora) und
Jiroh (Gottesfurcht), die er in Einklang zu bringen verstand mit Derech
Erez (pronamem Wissen), wie man es sich nicht schöner und besser
wünschen konnte. Dem entsprach auch sein ganzes Wesen und Auftreten in
seiner dienstlichen wie privaten Betätigung, die durchdrungen war von
einer Ruhe und Gelassenheit und gekrönt von einer Bescheidenheit, die in
Familie und Wirkungskreis geradezu sprichwörtlich geworden war. Einer
solchen Persönlichkeit ergeben zu sein und ihr sein ganzes Herz zu
erschließen, galt in jüdischen und insbesondere auch in nichtjüdischen
Kreisen als selbstverständlich. Verehrung und Hochachtung wurden ihm
allerseits entgegengebracht.
Nach seiner Pensionierung verlegte er seinen Wohnsitz nach Schlüchtern,
um den Ruhestand in der Nähe seiner Angehörigen verbringen zu können.
Nur sechs Jahre waren ihm noch beschieden. Familie, Freunde und
Berufsgenossen werden dem Verstorbenen ein dankbares und ehrendes Gedenken
bewahren. Das Andenken an den Gerechten ist zum Segen."
|
Raubüberfallsversuch auf den Viehhändler Jakob Nußbaum
(1931)
Artikel
in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und
Waldeck" vom 24. April 1931: "Schlüchtern. In der
Nähe von Schlüchtern, unweit der Stelle, wo vor kurzer Zeit ein Raubüberfall
auf ein Postauto verübt worden war, wurde ein schwerer Raubüberfallsversuch
unternommen. Drei junge maskierte Burschen stürzten sich auf der Strauße
von Steinau nach Ulmbach auf den Viehhändler Jakob Nußbaum und
forderten ihn zur Herausgabe seines Geldes auf. Durch das plötzliche
Herannahen eines Motorrades verzichteten die Räuber jedoch auf die
Ausführung ihres Planes und liefen eiligst davon, nachdem sie aus dem
Hinterhalt noch mehrere Schüsse auf den Viehhändler abgegeben hatten,
die aber glücklicherweise fehlgingen. Die Landjägerei in Verbindung mit
der Landeskriminalpolizei in Frankfurt hat den Fall sofort aufgegriffen
und weitere Untersuchungen angestellt." |
Zum Tod von Jakob Rothschild (1934)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. November 1934: "Schlüchtern,
26. Oktober. (1934). Unsere Gemeinde hat einen schweren Verlust erlitten.
Einer unserer Besten, Jakob Rothschild, hat nach schwerem Leiden im
Alter von 67 Jahren, am Mittwoch, den 15. Marcheschwan, seine reine Seele
ausgehaucht. - Einer alteingesessenen frommen Familie entstammend, war er
stets bestrebt, die Traditionen, die er vor sich sah, hochzuhalten, und
sorgte sich bis zuletzt um seine Kehilla (Gemeinde), dass ihr der gute
Namen erhalten bleibe. Jahrelang wirkte er an den hohen Feiertagen als Vorbeter,
und mit großer Andacht trug er seine Gebete vor. Am letzten Neujahrsfest
(Rosch Haschana) ließ er es sich trotz Krankheit nicht nehmen,
wenigstens als (unklare Abkürzung) zu fungieren. Ob es galt, Vereine,
Jeschiwoth oder Krankenhäuser zu unterstützen, Armen, Witwen und Waisen
zu helfen, überall spendete er über seine Kräfte hinaus. Die Liebe und
Wertschätzung zeigte sich so recht bei der Beisetzung, die unter
großer Beteiligung am Donnerstag stattfand und zu der auch aus allen
Nachbargemeinden Freunde und Bekannte herbeieilten. Herr
Provinzialrabbiner Dr. Gradenwitz, Hanau, schilderte am Grabe in bewegten
Worten die Verdienste des Verstorbenen. Möge das Verdienst des
teuren Heimgegangenen seinen Kindern beistehen. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von
Bär Adler (1935)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juni
1935: "Schlüchtern, 5. Juni (1935). Im hochbetagten Alter von
92 Jahren wurde unser lieber Bär Adler zu Grabe getragen. Eine
stattliche Trauergemeinde gab ihm das letzte Geleite und zeigte die
Wertschätzung, die der Verstorbene allezeit genossen. Bär Adler war der
Typus eines echten, wahrhaft frommen Jehudi. Schlicht und bescheiden,
aufrecht und gerade ging er seinen Weg von der frühesten Jugend an bis in
die letzten Tage. In diesem Sinne hat er sein Haus gebaut und hinterlässt
in seinen Söhnen Fortpflanzer und Verfechter derselben Anschauung. Bis in
die letzten Tage hat er sich die geistige Frische bewahrt und sich für
geschäftliche Dinge interessiert, dabei noch manchen wertvollen Rat
erteilend. Ganz besonders hat er sein Augenmerk darauf gerichtet, dass den
Armen Recht wurde. Kein Bedürftiger verließ ungesättigt sein Haus und
stets fanden Arme Obdach und Zuflucht bei ihm. Obwohl fast völlig
erblindet, eilte er morgens und abends in die Synagoge. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Vorsteher Meier Wolf zieht nach Frankfurt
(1936)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. April 1936: "Schlüchtern,
29. März (1936). Diese Woche verlässt uns durch seinen Umzug nach
Frankfurt am Main zu allgemeinem Bedauern der ganzen Gemeinde unser erster
Vorsteher Herr Meier Wolf. Er war in jeder Beziehung die erste Stütze der
Gemeinde und hat jahrelang seine ganze Kraft in den Dienst der
Allgemeinheit gestellt; er hat sich besonders als Wohltäter so beliebt
gemacht, dass ihn die Gemeinde nie vergessen wird. Hierfür rufen wir ihm
herzlichst Jejascher Kochacha (= er vervollkommne deine Kraft) zu.
'G'tt vervollkommne deine Kraft'. Möge es ihm vergönnt sein noch viele
Freuden an seinen Kindern und Kinderkindern zu erleben. (Alles Gute)
bis 120 Jahre". |
Anzeigen jüdischer
Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige der Bäckerei B. Strauß (1877)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Mai 1877: "Bäckerlehrling.
Ein
braver, kräftiger Junge, welcher die Bäckerei erlernen will, kann bei
Unterzeichnetem in die Lehre treten. Kost und Logis im Hause gegen sehr mäßige
Vergütung. Bei unbemittelten gratis. Schabbat
und Jow Tow streng geschlossen.
B. Strauß in Schlüchtern, Provinz Hessen-Nassau." |
Anzeige
von Nathan May in Steinau (1889)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
23. Mai 1889: "Lehrlings-Gesuch.
Für mein Manufakturwaren-, Eisen- und Nähmaschinen-Geschäft, das
Samstags und Feiertage streng geschlossen, suche einen Lehrling aus
achtbarer Familie. Kost und Logis frei.
Nathan May, Steinau (Regierungsbezirk
Kassel)." |
Anzeige von Jacob Wolf (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. September 1901:
"Lehrling gesucht.
Ein braver, fleißiger Junge unter günstigen
Bedingungen gesucht. Samstags und Feiertage geschlossen. Kost und Logis im
Hause.
Jacob Wolf, Schlüchtern, Regierungsbezirk
Kassel." |
Lehrmädchen-Suche des Putz- und Modewarengeschäftes Geschwister Blumenbaum
(1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. März 1901: "Für
unser an Samstagen und Feiertagen geschlossenes Putz- und
Modewarengeschäft suchen wir per Ostern ein Lehrmädchen aus
achtbarer Familie.
Geschwister Blumenbaum, Schlüchtern, Bezirk Kassel." |
Anzeige des gemischten Warengeschäftes von Abraham Sichel (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Mai 1901: "Für
mein an Schabbat und Feiertag geschlossenes gemischtes
Warengeschäft suche einen Lehrling mit guter Schulbildung, aus
guter Familie. Kost und Logis im Hause.
Abraham Sichel, Schlüchtern. Bezirk Kassel." |
Anzeige der Witwe J. H. Sondheimer (1903)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August 1903:
"Alleinstehende Dame sucht ein anständiges
Mädchen
von 15-16
Jahren, welches sich allen häuslichen Arbeiten unterzieht, gegen
Vergütung und Familienanschluss.
J. H. Sondheimer Witwe. Schlüchtern (Bezirk
Kassel)." |
Lehrlings-Gesuch des Manufaktur-
und Eisengeschäftes Hermann Birk (1903)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August 1903: "Lehrlings-Gesuch.
Für mein Samstags und Feiertage geschlossenes Manufakturwaren- und
Eisengeschäft, suche per 15. September, eventuell 1. Oktober, einen
Lehrling aus guter Familie. Kost und Logis im Hause.
Hermann Birk, Schlüchtern, Bezirk Kassel." |
Anzeige
des Manufakturwaren-, Dielen- und Maschinengeschäftes Salomon Rosenbaum (1904)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Mai 1904:
"Suche per 15. Mai, eventuell später, für mein Manufakturwaren-,
Dielen und Maschinengeschäft einen
Lehrling,
aus achtbarer Familie. Kost und Logis im Hause. Samstags und Feiertage
streng geschlossen.
Salomon Rosenbaum, Schlüchtern (Bezirk Kassel)." |
Anzeige
des Putz- und Modewarengeschäftes Fanny Nussbaum (1908)
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 10. Juli 1908: "Lehrmädchen
aus guter Familie suche für mein Putz- und Modewaren-Geschäft.
Samstag geschlossen.
Fanny Nussbaum, Schlüchtern." |
Anzeige der Fa. Meier Neuhof (1918)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. Januar
1918: "Gesucht
für Kriegswirtschaft der Getreide- und
Landesproduktenbranche branchekundigen
jungen Mann
für Reise und
Bureau, ev. Kriegsbeschädigter. Offerten mit Angabe der Gehaltsansprüche
an
Meier Neuhof,
Schlüchtern, Bezirk Kassel." |
Verlobungsanzeige von Berta Rotschild und Julius Schloss (1922)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Mai 1922: "Statt
Karten:
Berta Rotschild - Julius Schloss. Verlobte.
Schlüchtern 9. Ijar 5682 / 7. Mai 1922.
Frankfurt am Main -
Schäfergase 18. Hassfurt am Main." |
Anzeige
von Markus Goldschmidt II (1922)
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 18. Mai 1922:
"Suche per sofort, oder per 1. Juni einen
tüchtigen Buchhalter(in)
mit einfacher und doppelter Buchführung vollständig selbstständig
vertraut.
Markus Goldschmidt II,
Schlüchtern." |
Hochzeitsanzeige von Julius Schloß und Berta geb.
Rothschild (1922)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. September 1922:
"Statt Karten! Julius Schloß - Berta Schloß geb. Rothschild.
Vermählte.
Frankfurt am Main - Schlüchtern.
Trauung und Empfang:
Dienstag, 19. Elul 5682 / 12. September 1922 1 Uhr. Synagoge in Schlüchtern." |
Verlobungsanzeige
von Else Wolf und Fritz Baumann (1924)
Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 17. März 1924: "Die Verlobung ihrer
Kinder Else und Fritz zeigen ergebenst an M. Wolf und Frau Jenny
geb. Ebert - S. Baumann und Frau Sara geb. Kurniker.
Else Wolf - Fritz Baumann. Verlobte. Schlüchtern (Bez. Kassel)
- Helmstedt." |
Verlobungsanzeige
von Felix Rothschild und Gisela Goldschmidt (1924)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Mai 1924:
"Gisela Goldschmidt - Felix Rothschild. Verlobte.
Schlüchtern. April 1924 - Pessach
5684". |
Heiratsanzeige
von Hermann Seelig und Bella geb. Bach (1924)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Mai 1924:
"Hermann Seelig - Bella Seelig geb. Bach. Vermählte.
Schlüchtern.
Lag BaOmer - 22. Mai 1924". |
Verlobungsanzeige von Recha Levy und Ludwig Oppenheimer (1924)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. September 1924:
"Recha Levy - Ludwig Oppenheimer
Verlobte
Egelsbach (Hessen) - Schlüchtern (Bezirk Kassel)" |
Verlobungsanzeige für Lisel Hes
und Bernhard Rothschild (1925)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Oktober 1925:
"Statt Karten. Mit Gottes Hilfe.
Lisel Hes - Bernhard Rothschild. Verlobte.
Papenburg an der Ems - Schlüchtern Bezirk Kassel. Tischri
5686 - Oktober 1925." |
Bar
Mizwa von Jakob Berlinger (1928)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. März 1928:
"Statt Karten. Freunden und Bekannten geben wir hierdurch Kenntnis
von der - so Gott will - am Schabbat Hagadol stattfinden Bar
Mizwa unseres Sohnes Jakob.
Schlüchtern, im Nissan 5688. A. Berlinger und Frau." |
Verlobungsanzeige
von Salli Staschewski und Hanna Brünn (1929)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Dezember 1929:
"Statt Karten - Gott sei gepriesen.
Hanna Brünn - Salli Staschewski. Verlobte.
Schlüchtern. Chanukka 5691. Frankfurt am Main, Ostendstraße
26." |
Hochzeitsanzeige von Julius Albert Bach und Ilse geb. Schächter
(1931)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Januar 1931:
"Julius Albert Bach, Dipl.Kfm. - Ilse Bach geb.
Schächter. Vermählte.
Schlüchtern/Bezirk Kassel - St.
Pölten bei Wien." |
Verlobungsanzeige
von Martha Goldschmidt und Rabbiner Dr. Curt Peritz (1934)
Anmerkung: Rabbiner Dr. Curt Peritz (geb. 1898 in Breslau, gest. 1975 in Chicago):
studierte in Berlin, war 1928 bis 1932 Rabbiner der konservativen Gemeinde Adass
Jisroel in Königsberg, zugleich Waisenhausdirekter; um 1934 Rabbiner in
Schönlange (Trzcianka), 1936 Provinzialrabbiner in Marburg;
später nach England emigriert, im Dezember 1948 mit seiner Frau nach New
York.
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 6. Dezember 1934:
"Statt Karten - Gott sei gepriesen.
Die Verlobung ihrer Kinder Martha und Curt beehren sich
anzuzeigen
Klara Goldschmidt geb. Hirsch Emma Peritz geb.
Rosenthal
Martha Goldschmidt - Rabbiner Curt Peritz Verlobte.
Schlüchtern Kislew 5695 Schönlanke -
Breslau". |
Nach
der Emigration: Hochzeitsanzeige von Abe Rothschild und Ruth geb. Lind (1944)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau"
vom 10. März 1944:
"Cpl. Abe Rothschild - Ruth Rothschild née Lind. Married.
Ceremony: Saturday night, March 11.
Residence: 1087 Union Street, Brooklyn, N.Y.
(formerly Schlüchtern Bez. Kassel) - (formerly Gossmannsdorf
am Main). |
Nach
der Deportation: Anzeige zum Tod von Willi Hubert im Ghetto Theresienstadt
(1945)
Anzeige in der "Deutsch-Israelitischen Zeitung"
(Regensburg" vom 2. November 1945:
"Wir erhielten die traurige Nachricht, dass mein lieber Mann, unser
herzensguter Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder und
Onkel
Willi Hubert (früher Schlüchtern, Bezirk Kassel) in
Theresienstadt verstorben ist. Kathinka Hubert geb. Adler
Theresienstadt, Aufenthalt zur Zeit unbekannt Arthur und Martha
Gubert geb. Goldschmidt 26 St. Mark's Road, Blackburm (Lancester),
England Arthur und Ricka Rosenstock geb. Hubert, 85 Audubon Avenue
New York 32, N.Y. Walter Hubert Edith Rosenstock
Morris Hubert, 10 Luisa St., Doornfountaine, Johannesburg,
S.A." |
Weitere Meldungen / Artikel
Betrachtung zum Laubhüttenfest von M. Heß (1922)
Die Betrachtung wird hier nicht wiedergegeben, da sie keinen direkten
Bezug zur jüdischen Geschichte Schlüchterns enthält.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Oktober 1922:
"Betrachtung zu 'Zeit unserer Freude' von M. Heß in
Schlüchtern. Wie liebliches Geläute klingt es durch die Reihe der Sukkot
(Laubhüttenfest-)Tage hindurch.... |
Kennkarte
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarte
für den in Schlüchtern
geborenen Ernst Moritz Rosenbaum |
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Kennkarte (Mainz 1939)
für Ernst Moritz Rosenbaum (geb. 8. September 1910 in
Schlüchtern), Schneider |
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