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zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Sulzburg mit
Staufen im Breisgau (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald)
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
(erstellt unter Mitarbeit von Sibylle Höschele,
Sulzburg)
Bitte besuchen Sie auch die Website http://juden-in-sulzburg.de/
sowie die Website der Stadt Sulzburg www.sulzburg.de
(Seite
zur Synagoge)
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen
Gemeinde (english
version)
Die Geschichte der Sulzburger jüdischen Gemeinde geht
möglicherweise in
die Zeit des frühen 15. Jahrhunderts zurück. Eine Quelle aus Colmar von
1409, in der von "den Juden ze Sultzberg" die Rede ist, wird als
Hinweis hierfür gewertet. Sicher waren Juden im 16. Jahrhundert in der
Stadt: 1528 wird über einen "in Sulzburg wohnenden Ysayas"
berichtet. 1540 gab es drei jüdische Familien in der Stadt. In
Geleitbriefen der vorderösterreichischen Regierung aus den Jahren 1543 bis 1545
werden gleichfalls Juden aus Sulzburg genannt. Sie lebten unter anderem vom
Geldverleih. 1546 wurde die Erlaubnis erteilt, "ein Schul oder Sinagog
uffrichten" zu dürfen. 1576 wird ein Rabbiner namens David genannt.
Bald nach
dem Tod des 1577 verstorbenen Markgrafen Karl II. von Baden-Durlach
beziehungsweise spätestens unter Markgraf Georg Friedrich (1604-1622) wurden die
Juden jedoch aus Sulzburg vertrieben.
Erst unter der Regierung des Markgrafen Karl III. Wilhelm (1679-1738) entstand in Sulzburg dank
der von Joseph Günzburger, dem einflussreichen Vorsteher der Breisacher Juden,
erwirkten Aufnahme mehrerer jüdischen Familien im badischen Oberland und in der
Markgrafschaft Hochberg wiederum eine jüdische Gemeinde. 1716 gab es vier Familien in der
Stadt, 1739 waren es bereits dreizehn jüdische Haushaltungen. Von da an war
Sulzburg bis ins 19. Jahrhundert geistiges und kultisches Zentrum der Juden in
der Markgrafschaft. Seit 1727 war Sulzburg Rabbinatssitz: in diesem Jahr
zog der Rabbiner David Kahn aus Breisach nach Sulzburg, wo er und seine
Nachfolger bis 1886 als Landrabbiner der oberbadischen Juden amtierten.
Obwohl die Sulzburger Juden bis ins 19. Jahrhundert hinein
von dem ihnen erlaubten Getreide-, Wein-, Tabak- und Viehhandel unter durchaus
armseligen Bedingungen lebten, war ihr Anteil am Leben und an der Kultur der
Stadt schon damals beträchtlich.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen
Einwohner wie folgt: 1825 207 jüdische Einwohner, 1832 307, 1836 295, 1839
322, 1864 Höchstzahl von
416
Personen (ein Drittel der Stadtbevölkerung), 1871 349, 1875 313, 1880 296,
1885 261, 1890 253, 1895 208, 1900 191, 1910 136.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde u.a. eine Synagoge (s.u.),
eine jüdische Schule (im "Israelitischen Gemeindehaus",
Gustav-Weil-Straße 1 mit Wohnung des Kantors und Lehrers; die
Gustav-Weil-Straße hieß zunächst und weiterhin im Volksmund
"Judengasse"; in der NS-Zeit Mühlbachstraße), ein rituelles Bad und einen Friedhof. Zur Besorgung
religiöser Aufgaben der Gemeinde war neben dem Rabbiner ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl.
Ausschreibungen der Stelle auf der Textseite).
Lehrer in Sulzburg waren u.a. Simon Metzger (bis 1905), Samuel Strauß 1905 bis
1908 (danach bis 1937 Lehrer in Freiburg), Josef Bruchsaler (bis 1911). Eine jüdische Konfessionsschule wurde 1837
eingerichtet; die jüdische Gemeinde erwarb hierzu das Haus Gustav Weil-Straße
1 (frühere "Judengasse", vorher markgräflicher Marstall). Die jüdische Konfessionsschule bestand bis
1866 (heute Wohnhaus).
Von 1827 bis 1887 bestand ein Bezirksrabbinat in Sulzburg (zuständig
für die Gemeinden Kirchen, Lörrach, Müllheim und Sulzburg), dann wurde es nach Freiburg
verlegt. Das Rabbinat war zuletzt im Haus Hauptstraße 64, dem ersten Haus
oberhalb des Marktplatzes.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Gefreiter Max
Bloch (geb. 7.12.1896 in Sulzburg, gef. 26.9.1916) und Hermann Kahn (geb.
25.5.1887 in Sulzburg, gest. 20.2.1919 in Gefangenschaft). Auf den Gefallenendenkmalen der Kriege 1870/71 und 1914 bis 1918 auf dem
"Graben" unterhalb des Stadttores südlich der Hauptstraße befinden sich auch die Namen der jüdischen
Gefallenen.
Um 1924, als zur jüdischen Gemeinde noch etwa 120 Personen gehörten
(dazu 5 in Staufen, siehe unten), waren die
Gemeindevorsteher Gustav Bloch, Max Weil, Hans Dukas und Harry Weil. Lehrer,
Kantor und Schochet war David Baracker. An jüdischen Vereinen bestanden
u.a. der Israelitische Frauenverein (1886 gegründet; 1924/32 unter
Leitung von Auguste Dukas mit 48 Mitgliedern, 1932 29 Mitglieder; Zweck und
Arbeitsgebiet: Unterstützung Ortsansässiger und Kranker), die Jugendgruppe
zur Pflege jüdischer Geschichte und Literatur (1924 unter Leitung von
Leopold Jeremias mit 25 Mitgliedern) und eine Ortsgruppe des Central-Vereins
(1924 unter Leitung von Leopold Jeremias mit 30 Mitgliedern). 1932 waren
die Gemeindevorsteher Simon Dukas (1. Vors.), Hermann Dukas (2. Vors. und
Schatzmeister), Gustav Bloch (3. Vors.). Als Lehrer, Kantor und Schochet war
inzwischen Hugo Alperowitz in der Gemeinde tätig.
An ehemaligen, bis nach 1933 bestehenden Handels- und Gewerbebetrieben in
jüdischem Besitz sind bekannt (Auswahl): Lebensmittel und
Wollgeschäft der Familie Max Bloch, "Wolljüdele" (Hauptstraße 46),
Fischgeschäft von Familie Adolf Bloch, der "Fischjud" (Hauptstraße
52), jüdische Wirtschaft "Zum wilden Mann" (bis 1926; Ecke
Gustav-Weil-Straße/Ernst-Bark-Gasse 4), Textilgeschäft von Familie Leo Weil
(Hauptstraße 61), Textilgeschäft von Familie Samuel Kahn und Viehhandel
(Hauptstraße 66), Bauer Henri Weil und Kolonialwarenladen der Familie Henri
Weil (Hauptstraße 72), Textilgeschäft von Mathilde Kaufmann
(Hauptstraße 75), Bäckerei der Familie Berthold Bloch, der
"Bloch-Beck" (Gustav-Weil-Straße 10). Viehhandlung der Familie Leo
Louis Kahn (Gustav-Weil-Straße 20), Viehhandlung der Familie Gustav Bloch I
(Hauptstraße 55), Viehhandlung der Familie Luzian Günzburger (Hauptstraße
53), Familie Moses Bloch, zeitweise auch Zahnarztpraxis von Sohn Gustav Bloch
(Hauptstraße 70), Haus der Familie Leopold Kahn (Gustav-Weil-Straße zwischen 4
und 8, Haus existiert nicht mehr), Weinhandlung der Familie Jonas Dukas
(Hauptstraße 17), Weinhandlung der Familie Salomon Bloch (Hauptstraße 70), Weinhandlung
der Familie Simon Dukas (Hauptstraße 29), Weinhandlung der Familien Gustav und
Max Weil (Hauptstraße 43).
1933 wurden etwa 94 jüdische Einwohner gezählt. In den folgenden Jahren
ist ein Teil von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der
zunehmenden Entrechtung und der Repressalien ausgewandert oder von Sulzburg
verzogen. Im Juli 1938 wurden noch etwa 57 jüdische Einwohner in der Stadt gezählt.
Beim Novemberpogrom 1938 wurden die jüdischen Männer verhaftet. Die
unter 65-jährigen Männer mussten
zu Fuß nach Müllheim ins Gefängnis marschieren, von dort aus kamen sie in das
KZ Dachau. Einer von ihnen, Simon Dukas, wurde in Dachau schwer misshandelt,
aber ziemlich schnell entlassen, weil er die französische Staatsbürgerschaft
erworben hatte. Beim Novemberpogrom wurden sämtliche jüdischen Wohn- und Geschäftshäuser sowie die Synagoge
und das jüdische Schulhaus - vor allem durch in Bussen herbeigebrachte
Westwallarbeiter - schwer beschädigt und geplündert. Am 22. Oktober 1940
wurden 27 Sulzburger Juden in das KZ Gurs deportiert.
Nach den Deportationen in der NS-Zeit kamen von den
1933 in
Sulzburg wohnhaften etwa 94 jüdischen Personen mindestens 22 ums Leben. Im Gedenkbuch
des Bundesarchives Berlin werden die folgenden Personen genannt, die in
Sulzburg geboren sind oder längere Zeit (vor allem nach 1933) hier gewohnt
haben: Albert Abraham (1867), Rosa Abraham (1865), Simon Bamberger (1870), Sara
Baum geb. Bloch (1855), Jenny (Janny, Genny) Bergheimer geb. Levi (1879), Erna
Bickart geb. Rieser (1893), Adolf Bloch (1869), Amalie Bloch geb. Dreyfuß
(1867), Berta Bloch geb. Bloch (1865), Betty Bloch geb. Ottenheimer (1880),
Gustav Bloch (1894), Ida Rosalia (Rosa) Bloch (1886), Josef Bloch (1886), Lina
Bloch geb. Wolf (1882), Martha Marie Bloch (1891), Max W. S. Bloch (1867), Moses
Bloch (1855), Pauline (Lina) Bloch geb. Rothschild (1862), Rosa Bloch (1888),
Dr. Simon Bloch (1886), Eugen Bruchsaler (1886), Helene Dukas (1890), Klara
(Clara) Dukas (1882), Cäcilie (Cecile, Cecilie, Cecilia) Flanter geb. Bloch
(1906), Friedrich (Fritz) Jakob Flanter (1889), Nina (Minna Mina) Goldschmidt
geb. Marx (1899), Emil Grumbach (1868), Ida Heilbruner (1890), Eduard (Edouard)
Bruno Heilbrunner (1876) Julius Heilbrunner (1874), Sophie (Sofie) Heilbrunner
geb. Weil (1870), Mathilde Holzsäger geb. Bloch (1887) Leopold (Lug) Jeremias
(1872), Babette Bertha Kahn (1878), Bella Kahn (1887), Elfriede (Elfrieda,
Frieda) Kahn geb. Bändel (1889), Hans Jacques Kahn (1906), Hilde (Hilda) Kahn
geb. Rieser (1880), Ilse Kahn (1921), Isaac Julius Kahn (1873), Leo Louis Kahn
(1884), Leopold Kahn (1875), Samuel Kahn (1882), Siegfried Kahn (1884), Alice
Kappel geb. Bloch (1905), Arnold Kleefeld (1882), Ida Helene Kleefeld geb. Ruf
(1884), Sara Klein geb. Bloch (1861), Rosa (Rose, Rosel) Krasnopolski (1923),
Daniel Levi (1870), Max Levi (1875), Maria Nelson geb. Heilbrunner (1888),
Jeanette (Janette) Neu geb. Dukas (1872), Erich Rosenwald (1883), Rosa
Schriesheimer geb. Dukas (1880), Joseph (Josef) Schweizer (1869), Adolf (Alfons,
Alphonse) Weil (1872), Bella Weil (1894), Ella Rosa Weil geb. Stern (1888),
Justine (Justina) Weil (1865), Kurt Gustav Weil (1918), Leo Weil (1870), Ludwig
Weil (1873), Paula Weil (1875), Pauline Weil geb. Greilsheimer(1876), Rosa
(Rose) Zivi geb. Kahn (1895).
Hinweis: in verschiedenen Datenbanken mit Namen der jüdischen Opfer der
NS-Zeit kommt es immer wieder zu Verwechslungen von Sulzburg mit dem
oberpfälzischen Sulzbürg oder auch mit
dem österreichischen Salzburg.
Dr. Gert Kerschbaumer (Salzburg) hat Namen von Opfern aus Sulzbürg und Sulzburg
zusammengestellt, die in Datenbanken (DÖW = Dokumentationsarchiv des
österreichischen Widerstandes, Yad Vashem u.a.) versehentlich Salzburg
zugeordnet wurden: die Zusammenstellung
ist eingestellt als pdf-Datei und nennt aus Sulzburg: Albert Abraham, Rosa
Abraham, Sara Baum (= Sarah Levi Baum geb. Bloch), Adolf Bloch, Gustav Bloch,
Josef Bloch, Marie Martha Bloch, Max Meier Bloch (fälschlich auch unter Blech),
Moses Bloch, Ida Rosalia (Rosa) Bloch (fälschlich auch unter Block), Rosa
Bloch, Dr. Simon Bloch, Eugen Bruchsaler, Helene Dukas, Klara Dukas, Bruno
(Eduard) Heilbrunner), Jacques Kahn (Kohen), Siegfried Kahn, Helene Kleefeld
geb. Ruf, Rose (Rosa) Zivi.
Links:
Gedenken in der Synagoge mit den Namen der 1933 in Sulzburg wohnhaften
jüdischen Personen und ihrem weiteren Schicksal.
|
Persönlichkeiten.
Gustav Weil (1808 Sulzburg - 1889 Freiburg), Orientalist, 1831 an der
ägyptischen Ärzteschule in Kairo; 1835 Privatdozent, seit 1845
außerordentlicher Prof. in Heidelberg, 1861 ordentlicher Professor ebd;
verfasste zahlreiche Untersuchungen zur arabischen Literatur und islamischen Geschichte
(insbesondere auch die bedeutendste Übersetzung von "Tausendundeiner Nacht". Nach ihm ist die
"Gustav-Weil-Straße" benannt. Das Elternhaus von Gustav Weil
war in der Hauptstraße 67. Vgl. Wikipedia-Artikel
zu Gustav Weil
Ludwig David Kahn: Verfasser von "Die Geschichte der Juden von
Sulzburg"; sein Elternhaus (bis 1912) war in der Hauptstraße 28a. |
Zur jüdischen Geschichte in
Staufen: In
Staufen waren seit dem Mittelalter jüdische Personen immer wieder
wohnhaft. Erstmals wird 1329 ein Jude Samuel von Staufen in Basel
genannt. Im 16. Jahrhundert waren einige jüdische Familien ansässig,
von denen 1559 Jud Nathan Ulmus aus Staufen genannt wird. Vermutlich 1574 wurden
die jüdischen Bewohner ausgewiesen. Vor 1670 war wieder eine jüdische
Person am Ort, der in diesem Jaahr ausgewiesen wurde (Nathan Ullmann, der nach
Lörrach zog).
Nach 1862 war eine Niederlassung wieder möglich und es zogen einige jüdische
Familien in Staufen zu (u.a. Familie Moritz Kahn aus Sulzburg: Tochter Bertha
später verheiratete Wormser ist 1867 in Staufen geboren). Die höchste Zahl
jüdischer Einwohner wurde um 1875 mit 24 Personen erreicht. Sie bildeten eine
kleine Filialgemeinde zur Synagogengemeinde in Sulzburg (so 1895 genannt). Nach
1875 ging die Zahl der jüdischen Einwohner wieder zurück (1880 15; 1910 5;
1925 5 jüdische Einwohner). Bis in die Zeit nach 1933 war in Staufen noch die
Familie Emil Grumbach ansässig, die einen kleinen Laden und eine Viehhandlung
in Staufen betrieb (Haus am Marktplatz; Hauptstraße 55; zur Familie gehörten
Emil Grumbach mit Frau Lina geb. Röderer sowie die Töchter Flora Frieda
Grumbach und Erna Grumbach [geb. 17.8.1903]; die Familie zog von Staufen noch
nach Breisach; Lina Grumbach starb 1939 in Schwäbisch Hall. Emil Grumbach und
seine Tochter Flora kamen nach der Deportation ums Leben. Die Tochter Erna
konnte in die USA emigrieren (verheiratete Bonem, wohnte in den 1980er-Jahren in
New York). Zu den jüdischen Einwohnern Staufens gehörte auch Klara Schäfer
geb. Schwarz (nichtjüdisch verheiratet), die 1962 in Karlsruhe verstarb und in
Staufen beigesetzt wurde.
Quellen: Hinweise bei Hundsnurscher/Taddey 1968 S. 89.268; Germania
Judaica II,2 S. 785; Badisches Städtebuch S. 274.
Zu den genannten Mitgliedern der Familie Kahn vgl. Seite http://www.hohenemsgenealogie.at/gen/getperson.php?personID=I24747&tree=Hohenems;
zu den Mitgliedern der Familie Grumbach finden sich Seiten über http://juden-in-sulzburg.de/page/personenliste.
Zur Geschichte des Betsaals/der Synagoge
1543/44 erhielten die beiden
damals aufgenommen Juden Isayas und Jössli in ihren Schutzbriefen die
Erlaubnis, in ihren Wohnungen "eines jeden Jahres auf den langen Tag
(gemeint der Versöhnungstag) eine Schul oder Synagoge aufzurichten und dazu
einen Vorsinger oder Schulmeister zu halten, der sie, ihre Weiber, Kinder und
Gesinde, nach ihrem Gebrauch und ihrer Gewohnheit lehre, samt des Vorsingers
Weib und Kinder in ihren Behausungen bis zum Ausgang ihrer Schutzzeit". Auf
Sonntag Exaudi 1546 bewilligte Markgraf Ernst allen Sulzburger Juden dieses
Recht. Vermutlich wurde daraufhin ein Betsaal eingerichtet.
Nach der Wiederansiedlung im 18. Jahrhundert war wiederum
ein Betsaal vorhanden, bis 1822 eine Synagoge in der
Gustav-Weil-Straße (im Volksmund: "Judengasse", in der NS-Zeit
Mühlbachstraße) erbaut werden konnte. Architekt dieser
Synagoge war Johann Ludwig Weinbrenner, ein Neffe des badischen Architekten
Friedrich Weinbrenner (Karlsruhe). Sie wurde in einem spätbarock-klassizistischen
Mischstil erbaut. Im Innern überwiegen klassizistische Stilmerkmale; die großen
Rundfenster im Obergeschoss nehmen ein barockes Elemente auf. Der
Eingangsbereich ist geprägt von einem vorgestellten, giebelbekrönten Portikus.
Der Innenraum wurde an drei Seiten von Emporen eingefasst, die durch zwei im
Innern des Gebäudes liegende hölzerne Wendeltreppen erschlossen sind. Zwischen
den Emporen ist der Innenraum mit einer hölzernen Tonne überwölbt. Da die
Empore durch eine regelmäßige Reihe von Pfeilern mit Kapitellen gestützt
wird, entsteht ein dreischiffiger Raum. Nach dem Urteil des Freiburger
Professors und Kreisbaumeisters Christoph Arnold vom 12. Oktober 1822 war die
neue Synagoge in Sulzburg "solid und meistermäßig" hergestellt,
deren "gründliche Ausführung" dem "Entrepreneur" zur Ehre
gereiche.
1876/77 wurde die Synagoge renoviert. Dabei wurde im
Untergeschoss ein rituelles Bad eingebaut. Der Sternenhimmel des Tonnengewölbes
verschwand zugunsten einer kassettenförmigen Deckenfassung. Auch die
Scherengitter der Emporen wurden entfernt. Mit einem Festgottesdienst feierte
die gesamte Sulzburger Bürgerschaft mit der israelitischen Gemeinde das in
neuem Glanz erstandene Gotteshaus. Auch in den folgenden Jahrzehnten wurden
immer wieder Renovierungen oder bauliche Verbesserungen durchgeführt. 1920
erhielt die Synagoge elektrisches Licht. Während der Wintermonate wurden die
Gottesdienste – um Heizmaterial zu sparen - teilweise im Israelitischen
Gemeindehaus (Gustav-Weil-Straße 1) abgehalten, wo im Erdgeschoss zwei Räume zur
Nutzung als Betsaal eingerichtet waren.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge schwer
demoliert. Über die Vorgänge an diesem Tag in Sulzburg liegen nähere
Informationen aus den Prozessakten der II. Strafkammer des Landgerichts Freiburg
vor. Bei diesem Prozess am 15. Dezember 1947 wurde der frühere Müllheimer
Kreisleiter Hugo Grüner als Drahtzieher der Aktionen in Abwesenheit verurteilt.
Schon am Nachmittag des 9. November 1938 hatte die Gendarmeriestation
Heitersheim, zu deren Postenbereich Sulzburg gehörte, vom Gendarmeriekreis Müllheim
den Auftrag erhalten, sämtliche Beamte am kommenden Morgen um 8 Uhr zum Rathaus
in Sulzburg zu beordern. Noch vor 6 Uhr fuhren am Morgen des 10. November
etliche Beteiligte des Pogroms, darunter zwei Gestapobeamte aus Müllheim, in
Sulzburg ein. Auch Kreisleiter Grüner erschien zusammen mit einigen "politischen
Leitern" und gab bekannt, dass etwas gegen die Juden geschehen müsse.
Zwischen 7.00 und 7.30 Uhr kamen mehrere Omnibusse von Westwallarbeitern zur
Durchführung der "Judenrazzia" nach Sulzburg. Nachdem die jüdischen
Männer inzwischen verhaftet und auf das Rathaus gebracht worden waren, drangen
die Westwallarbeiter in die jüdischen Häuser ein und begannen ihr Zerstörungs-
und Plünderungswerk. Sämtliche jüdischen Häuser sowie die Synagoge und die jüdische
Schule wurden schwer beschädigt und geplündert. Glücklicherweise konnte die
Synagoge nicht angezündet werden, da die Nachbarhäuser zu eng daneben standen.
1939 erwarb die politische Gemeinde das Synagogengebäude. Eine Turnhalle sollte
in ihr eingerichtet werden. Zeitweise wurde das Gebäude jedoch als Depot der
Universitätsbibliothek Freiburg genutzt. Nach dem Krieg wurde das Gebäude
beschlagnahmt und kam über die jüdische Vermögensverwaltung JRSO zunächst an
die jüdische Kultusgemeinde Südbaden zurück. 1954 wurde sie an einen
Privatmann für gewerbliche Zwecke verkauft. Danach diente das einstige
Gotteshaus als Lagerraum und Fabrikhalle.
Die Bemühungen um die Erhaltung der Sulzburger Synagoge
gehen in die Zeit Anfang der 1960er-Jahre zurück. 1964 nahm sich ein
Freundeskreis um den aus Sulzburg stammenden jüdischen Bürger Hugo Bloch, München,
der Synagoge an. Es wurde vorgeschlagen, einen Betsaal, einen Vortragssaal und
ein Heimatmuseum in dem Gebäude einzurichten. Erste Besprechungen mit dem
Landratsamt und dem Landesdenkmalamt 1964 kamen ein Jahr später ins Stocken, da
sich der Besitzer weigerte, das Synagogengebäude zu verkaufen. 1974 sollte das
Gebäude wegen seines schlechten Zustandes abgebrochen werden. Das
Landesdenkmalamt, das bereits für 1965 einen Zuschuss vorgemerkt hatte, ergriff
die Initiative zur Erhaltung der Synagoge. 1976 war der Besitzer zum Verkauf
bereit. 1977 kaufte die Gemeinde Sulzburg das Gebäude. Unter den Architekten
Edi Guggenheim und Wolfgang Hertel wurden die Restaurierungsarbeiten begonnen.
Intensive Überlegungen fanden zur künftigen Nutzung des Gebäudes statt. 1978
wurde die Anna-Hugo-Bloch-Stiftung mit der Aufgabe begründet, die israelitische
Kultusgemeinde in Sulzburg wieder zu beleben. Aus der ehemaligen Synagoge sollte
wieder ein jüdisches Gemeindezentrum werden. Da damals jedoch keine Aussichten
bestanden, dass in Sulzburg wieder eine jüdische Gemeinde entstehen konnte,
wurde der Plan nicht verwirklicht.
1979 wurde die ehemalige Synagoge in das
Schwerpunktprogramm Denkmalpflege des Landes Baden-Württemberg aufgenommen und
für ihre Wiederherstellung ein Zuschuss von 1,6 Millionen DM (= ca. 800.000
€) bewilligt. Bei den Restaurierungsarbeiten, die unter Federführung von
Prof. Wolfgang Stopfel vom Landesdenkmalamt Freiburg durchgeführt wurden,
sollte das Haus möglichst in den alten Zustand vor 1938 versetzt werden.
Restauriert wurden insbesondere die Außenfassade und der Eingangsbereich sowie
das rituelle Bad. Mit besonderer Sorgfalt wurden die Malereien im Innern
nachgezeichnet, insbesondere das mit Sternen ausgemalte blaue Himmelsgewölbe
der Decke (eine Rekonstruktion des Zustandes von 1822; seit der Renovierung und
Ausmalung 1879 war die Decke im gleichen Stil bemalt wie die Wände).
Die Restaurierungsarbeiten konnten 1984 vorläufig abgeschlossen werden. Im
November 1984 wurde in einer Gedenkstunde das Haus als ein Haus der Begegnung für
Stadt und Umgebung eingeweiht. Weitere Restaurierungsarbeiten wurden bis Anfang
1995 schrittweise durchgeführt, darunter die Rekonstruktion des Toraschreines
(nach 1989). Bei einer Veranstaltung zum Abschluss der
Renovierung Anfang Februar 1995 war auch der baden-württembergische Ministerpräsident
Erwin Teufel anwesend. Seit 1989 besteht der "Freundeskreis ehemalige
Synagoge Sulzburg", der für die inhaltliche Arbeit in der ehemaligen
Synagoge verantwortlich ist.
Jüdische Gottesdienste gab es in der ehemaligen Synagoge Sulzburgs
erstmals nach 1945 wieder im Herbst 2011, als die liberale jüdische
Gemeinde "Gescher" aus Freiburg zu Jom Kippur Gottesdienste in
Sulzburg abgehalten hat. Auch 2012 wurden zu Jom Kippur Gottesdienste
abgehalten; auch für 2013 ist dies geplant.
Fotos
Historische Fotos
(Quellen: links Ziwes, Badische Synagogen S. 41; Mitte: L.D.
Kahn, Geschichte bei S. 57)
|
|
Die Synagoge vor 1900 |
Innenansicht der Synagoge um
1920 |
Fotos nach 1945 und bis zur Gegenwart:
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Februar 2011:
Neue Einladung ehemaliger Sulzburger Juden für
Oktober 2011 |
Artikel von Volker Münch in der
"Badischen Zeitung" vom 12. Februar 2011 (Artikel):
"Viel Raum für Begegnungen
Die Stadt Sulzburg hat erneut ehemalige jüdische Mitbürger eingeladen / Treffen im Oktober / Kein starres Programm.
SULZBURG. Die Sulzburger erinnern sich gerne an die Begegnung mit ehemaligen jüdischen Mitbürgern vor 23 Jahren. Auf Wunsch einiger Bürger und Stadträte wurden jetzt noch lebende ehemalige jüdische Sulzburger zu einem erneuten Aufenthalt im Oktober nach Sulzburg
eingeladen..." |
|
März 2011:
Bundestagsvizepräsidentin Kathrin Göring-Eckardt besucht die ehemalige
Synagoge |
Artikel in der "Badischen Zeitung" vom März 2011 (Artikel):
"Verhindern durch Erinnern. Vizepräsidentin in Synagoge.
SULZBURG (mps). Prominenten Besuch hatte das alte Residenzstädtchen Sulzburg am Donnerstag: Die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen), nutzte ihren Aufenthalt in Südbaden zu einer Besichtigung der alten Synagoge. Sie betonte, wie wichtig besonders für die Nachfolgegenerationen eine lebendige Erinnerungskultur sei..." |
|
September 2011:
Auf der Suche nach der Geschichte der Familie und
ihrer Vorfahren in Sulzburg (Familie Kahn) |
Artikel von Dorothea Scherle in der
"Badischen Zeitung" vom 3. September 2011 (Link
zum Artikel): "Auf der Suche nach Anna. Aus einer verwickelten
Familiengeschichte, die tief in die Abgründe des 20. Jahrhunderts
hineinreicht". (Artikel auch
als pdf-Datei eingestellt).
Ergänzend zum Artikel teilt uns Dorothea Scherle am 1.10.2011 mit,
dass sie die Todeserklärung ihres Großonkels Julius Kahn erhalten hat:
"Er wurde in Theresienstadt von SS erschlagen (eine Zeugin, die
selbst in der Festung von Theresienstadt inhaftiert war und es bei der
Arbeit in der Küche beobachtete, hat es meiner Tante nach dem Krieg
berichtet)". Julius Kahn war demnach in der Festung und nicht im
Ghetto Theresienstadt. Dies hatte seinen Grund darin, dass der Transport
am 4. Oktober 1944 aus dem Rheinland versehentlich in der Kleinen Festung
und nicht im Ghetto ankam, wodurch sich die brutale Art des Mordens
erklärt. |
|
Januar 2012:
Vorstellung einer neuen Publikation der
"Initiative Jüdische Spuren in Sulzburg" |
"Initiative Jüdische Spuren in Sulzburg:
Einladung
zur Vorstellung unseres ersten Heftes 'Ein Stadtrundgang'
aus der neuen Heftreihe Jüdische Spuren in Sulzburg
am Sonntag, 29. Januar 2012, um 11.30 Uhr
im Evangelischen Gemeindehaus in Sulzburg
mit Gesprächen bei Kaffee und Suppe." |
|
März 2012:
Rundgang zu den
"Jüdischen Spuren in Sulzburg" |
Artikel
in der "Badischen Zeitung" vom 13. März 2012: "Ein
überwältigendes Echo.
Beim Rundgang auf jüdischen Spuren durch die Stadt
Sulzburg..."
Link
zum Artikel.
Foto links (von Helga Posselt, erhalten über Günter Boll): "Mit
so viel Andrang hatte die Initiative 'Jüdische Spuren in Sulzburg nicht
gerechnet: Rund 150 Menschen kamen zum ersten Rundgang durch die
Stadt). |
|
September 2013:
Die liberal-jüdischen Gemeinden von Freiburg und
Basel begehen den Jom Kippur in der Sulzburger Synagoge |
Artikel von Martin Pfefferle in der
"Badischen Zeitung" vom 16. September 2013: "Vorfreude auf den Verzicht.
Eine Basler und eine Freiburger jüdische Gemeinde haben in Sulzburg Jom Kippur gefeiert.
SULZBURG. Jom Kippur ist im jüdischen Kalender der höchste Feiertag. In diesem Jahr wurde das Fest von Freitagabend bis Samstag gefeiert – auch in der Synagoge in Sulzburg. Etwa 60 Jüdinnen und Juden der Basler Gemeinde Ofek und der Freiburger Egalitären Gemeinde Gescher versammelten sich zu den gemeinsamen fünf Gottesdiensten. Viele verbrachten die Nacht bei Sulzburger Familien, die sich nach einer Meldung im evangelischen Gemeindeblatt gemeldet hatten.
Es ist Freitagabend und auf den ersten Blick ist klar: Hier wird etwas gefeiert. Vor der Synagoge in einer der schmalen Gassen Sulzburgs versammeln sich immer mehr fröhliche Menschen, die meisten weiß gekleidet, umarmen sich, lachen miteinander. Einige essen noch eine Kleinigkeit. Denn wenig später beginnt der erste Gottesdienst und mit ihm eine 25-stündige Fastenzeit. Dann nehmen gläubige Juden, Kranke und Schwangere ausgenommen, nichts mehr zu sich.
Und so kann Guerino Pizzo, der Wirt des "Wilden Mann" gegenüber der Synagoge, schnell beruhigt werden. Er hatte schon befürchtet, dass das Festmahl schon für diesen Abend gebraucht wird. Aber nein, er hat noch genügend Zeit, um Tomatencremesuppe, Wirsinglasagne und Früchtebecher vorzubereiten. Dass die Gläubigen bei ihm das Fastenbrechen, das "Anbeißen" feiern wollen, ist kein Zufall. Der "Wilde Mann" war früher ein jüdisches Lokal. Eine koschere Küche, mit Trennung von Milch- und Fleischverarbeitung, gibt es bei Wirt Pizzo nicht, deshalb bereitet er Vegetarisches für die große Festgesellschaft vor.
Schon am Freitagabend ist die Stimmung gelöst, obwohl die vielen Stunden Gottesdienste und Fasten noch bevor stehen. "Das Fasten verstärkt die Intensität", sagt Heide Fischer, die im Vorstand der jüdischen Gemeinde Gescher aus Freiburg ist. Gescher ist wie auch Ofek eine liberale Gemeinde. Das
bedeutet auch, dass hier Frauen dieselben Rechte und Pflichten wie Männer haben – wie zum Beispiel am Schabatmorgen aus der Tora zu lesen. Die Leitung des Gottesdiensts liegt bei
Kantorin Annette Böckler, die sich das Gewand anlegt, das ein ein Totenhemd erinnern soll. Für sie ist es in Sulzburg eine besondere Atmosphäre, sie lebt in London. Dort gebe es Viertel mit Juden und Hindus, in denen ihre Religion ganz normal gelebt wird. In Deutschland ist das anders: "Wir waren immer eine Minderheit", sagt Richard Ernst und lächelt. Bis 1938 lebten sie in Sulzburg damit gut."
Link
zum Artikel |
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Juni 2014:
Verlegung von "Stolpersteinen" in
Sulzburg |
Artikel von Martin Pfefferle in der
"Badischen Zeitung" vom 30. Juni 2014: "Stolpersteine sollen Anstoß geben
Die Erinnerung an das reiche jüdische Leben in Sulzburg vor der NS-Zeit wird durch Gedenkblöcke neu entfacht.
SULZBURG. Im groben Asphalt mit Kieselsteinen leuchten jetzt zwei Messingblöcke. Die beiden Schmuckstücke, die in den Boden vor dem Haus in der Gustav-Weil-Straße 20 eingelassen sind, erinnern aber an ein alles andere als glänzendes Kapitel deutscher und auch Sulzburger Geschichte. In die beiden Steine sind die Namen von jüdischen Mitbürgern eingelassen, die 1940 deportiert wurden.
Stolpersteine nennt der aus Berlin stammende Künstler Gunter Demnig die Messingblöcke, die in ihrer Form an Pflastersteine erinnern. Für Demnig ist das Verlegen der Stolpersteine zur Lebensaufgabe geworden, wie er am Rande seiner Arbeit in Sulzburg betonte."
Link
zum Artikel |
Anmerkung: die beiden
"Stolpersteine" wurden vor dem Haus Gustav-Weil-Straße 20 zum Gedenken an
Leo-Louis Kahn und seine Frau Elfriede geb. Baendel verlegt. |
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2015
wurden weitere "Stolpersteine" verlegt vor dem Haus Hauptstraße
46 unterhalb der Apotheke für Max Bloch und seine Frau Elise geb.
Levi sowie vor dem Haus Hauptstraße 52 oberhalb der Apotheke
für Adolf Bloch und Amalie Bloch geb. Dreyfuss. |
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Zum Tod
von Rudolf Lewy
(1915 in Berlin - 2015 in Freiburg,
lebte und engagierte sich seit 1989 in Sulzburg)
siehe Nachruf von Daniel Meynen
(eingestellt als pdf-Datei) |
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Rudolf Lewy
(2. von links) im Jahr 2004 |
Todesanzeige
für Rudolf Lewy |
September 2016:
Führung zum "Europäischen
Tag der jüdischen Kultur" |
Artikel: Blick auf das jüdische Leben in Sulzburg (veröffentlicht am Mi, 07. September 2016 auf badische-zeitung.de) . |
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Februar 2018:
Verlegung von sieben "Stolpersteinen"
für Angehörige der Familie Bloch |
Am
25. Januar 2018 wurde in Sulzburg im Beisein von Donna Levisohn
(Urenkelin von Moses Bloch) und ihrem Sohn James aus New York sowie
anderen Nachkommen der Familie Bloch und entfernten Verwandten das vierte
Heft der Initiative jüdische Spuren in Sulzburg vorgestellt. Im
Zusammenhang damit wurde die Synagoge besucht, die Häuser, die den
Vorfahren gehörten, der jüdische Friedhof.
Am 26. Januar 2018 wurde von Männern des Bauhofs Sulzburg im
Rahmen einer Gedenkstunde vor dem Haus Hauptstraße 70 sieben
Stolpersteine für Angehörige der Familie Bloch verlegt. Anschließend
gab es einen Empfang im Rathaus.
Stolpersteine wurden verlegt für Moses Bloch (umgekommen 1941 im
Lager Noé im Alter von 86 Jahren) und seine Frau Lina Bloch geb.
Rothschild (gest.
nach vier Jahren Aufenthalt in Gurs und Noé kurz nach Kriegsende in
Paris), Sohn Joseph Bloch (ermordet 1942 in Auschwitz im Alter von
56 Jahren) und seine Frau Toni Bloch geb. Baum (ermordet 1942 in
Auschwitz im Alter von 53 Jahren), Tochter Rosa Bloch (ermordet
1942 in Auschwitz im Alter von 54 Jahren), Tochter Martha Marie Bloch
(ermordet 1942 in Auschwitz im Alter von 51 Jahren), Sohn Gustav Bloch
(ermordet nach Deportation im Alter von 50 Jahren).
Weitere Informationen siehe Faltblatt
"Stolpersteine in Sulzburg" (Ausgabe September
2017) |
Artikel von Volker Murzin im
"Reblandkurier" zur Veranstaltung am 25./26. Februar 2018:
"'Auch wenn es weh tut'. In Sulzburg wurden sieben weitere
Stolpersteine gegen das Vergessen verlegt..."
Artikel
ist eingestellt als pdf-Datei
Artikel von Martin Pfefferle in der "Badischen Zeitung"
(Lokalausgabe) vom 27. Februar 2018: "Leuchtende Steine als
Erinnerung. In Sulzburg sind sieben Stolpersteine verlegt worden.
Lebendige Erinnerung an Mitglieder der Familie
Bloch..."
Artikel ist
eingestellt als pdf-Datei
Artikel von Bianca Flier in der "Badischen Zeitung"
(Lokalausgabe) vom 28. Februar 2018: "'Es lebe die jüdische
Kultur'. Vorstellung der Dokumentation 'Die Familie von Moses Bloch'
der Initiative Jüdische Spuren in Sulzburg / Ergreifende Schicksale von
Verwandten vorgestellt..."
Artikel ist
eingestellt als pdf-Datei |
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September 2019:
Führung auf den Spuren der
jüdischen Geschichte zum Europäischen Tag der jüdischen Kultur
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Artikel von Katja Rußhardt in der "Badischen
Zeitung" vom 1. September 2019:
"Im geistigen Zentrum. Zum Europäischen Tag der jüdischen Kultur gibt es
heute Führungen in Sulzburg..."
Artikel ist
eingestellt als pdf-Datei |
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Germania Judaica III,2 S. 1446. |
| Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden.
1968. S. 266ff. |
| Ludwig David Kahn: Die Geschichte der Juden von Sulzburg. Müllheim
1969. |
| Ingeborg Hecht: Sulzburg. Ein Streifzug durch Geschichte und
Gegenwart. Freiburg 1985 (Reihe: Heimat im Bild). |
| Bernd Michaelis: Die Geschichte der Juden in Sulzburg. 1987. |
| Joachim Hahn: Synagogen in Baden-Württemberg. 1987. S. 68ff. |
| Martin Bier: "Alles wirkliche Leben ist Begegnung". Eine
Ausarbeitung des Freundeskreises Ehemalige Synagoge Sulzburg für die
Besucher von ehemaliger Synagoge und Friedhof. 1991. |
| Der Jüdische Friedhof in Sulzburg. Katalog zur Ausstellung. Hg.: Freie
Künstlergruppe Freiburg e.V., 1990. |
| Haus-Bild-Stein: Skulpturen und Bilder von Bernd Völkle. Fotografien der
früheren Synagoge. Katalog zur Ausstellung mit Textbeiträgen von Gabriel Heim,
Wolfgang Heidenreich und Jost Grosspietsch. Sulzburg o.J. |
| Spuren. Katalog zur Ausstellung J. Brodwolf 1990 in Sulzburg. Mit Beiträgen
über die Deportation der Sulzburger und Müllheimer Juden am 22.10.1940 von
Rolf Schuhbauer, Jost Grosspietsch und Wolfgang Heidenreich. |
| Jacob Picard 1883-1967. Dichter des deutschen Landjudentums. Katalog zur
gleichnamigen Ausstellung in der ehemaligen Synagoge Sulzburg. Erarbeitet
von Manfred Bosch und Jost Grosspietsch. Freiburg 1992. |
| Die Stimme der Wörter der Bilder. Arbeiten von Gerta Haller,
Nikolaus Cybinski, Wolfgang Heidenreich und Jost Grosspietsch. 1996. |
| "Ich bin doch geborener Sulzburger und
Deutscher". Text von Ingeborg Hecht. Hg. vom Freundeskreis Ehemalige
Synagoge Sulzburg e.V. 1994. |
| Franz-Josef Ziwes (Hg.): Badische Synagogen.
1997 S. 40-41 (Abschnitt zur Synagoge Sulzburg von Jost Grosspietsch). |
| Geschichte der Stadt Sulzburg Band III.
Hrsg. im Auftrag der Stadt Suzlzburg von der Anna-Hugo-Bloch-Stiftung. 2005.
Darin: Bernd Michaels: 'Wenn wir auch nicht vergessen können...'. Aus der
Geschichte der Juden von Sulzburg (205 S.) Freiburg i.Br. |
| Jüdisches Leben in Sulzburg
1900-1940. Eine Materialsammlung. Verfasser: Mitglieder der
'Historischen Arbeitsgruppe im Freundeskreis der ehemaligen
Synagoge Sulzburg e.V.'. Hrsg. vom Freundeskreis ehemalige Synagoge Suluburg.
Broschüre. 303 S. 2. Auglage 2006, vergriffen. |
| Joachim
Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als
Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte
und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial,
Jerusalem. Stuttgart 2007. |
| Günter Boll (unveröffentlicht):
Hinweis auf ein 1725 in Frankfurt erschienenes hebräisches Gebetbuch "Slichot
für das ganze Jahr nach dem elsässischen Ritus", in dem Rabbiner
David Blum von Sulzburg als Gewährsmann genannt wird: eingestellt
als pdf-Datei. |
| Jüdische Spuren in Sulzburg. Ein
Stadtrundgang durch das Sulzburg der 30er-Jahre. Heft I der Heftreihe "Jüdische Spuren in Sulzburg". Hrsg. von der Initiative Jüdische
Spuren in Sulzburg 2011. 83 S. 7,50 €.
Dazu Artikel in der "Badischen
Zeitung":
Namen, Biografien und Schicksale (veröffentlicht am 25. Februar 2012 auf badische-zeitung.de) |
| Der jüdische
Friedhof im Sulzbachtal. Heft II der Reihe "Jüdische Spuren in
Sulzburg". Hrsg. von der Initiative Jüdische Spuren in Sulzburg. Sulzburg 2013. 82 S.
7,50 €. Zahlr. Abbildungen und
Pläne.
Presseartikel von Ingeborg Grziwa zur Vorstellung der Publikation:
Ein Zauberwald im Dornröschenschlaf (veröffentlicht am Do, 11. Juli 2013 auf badische-zeitung.de)
Bezug der Publikation (Preis: € 7,50 plus Porto) über Sibylle
Höschele (sibylle.hoeschele[et]t-online.de).
Presseartikel vom 23. August 2013: Besondere Spurensuche (veröffentlicht am Fr, 23. August 2013 auf badische-zeitung.de) |
| Bilder
und Erinnerungen aus einer untergegangenen Welt, Christen und Juden in
Sulzburg. Heft III in der Reihe "Jüdische Spuren in Sulzburg".
Hrsg. von der Initiative Jüdische Spuren in Sulzburg. Sulzburg
2015. |
| Die
Familie von Moses Bloch. Geschichte einer alteingesessenen Sulzburger
Familie mit Dokumenten und Fotos der Urenkelin Donna Mosevius Levinsohn.
Heft IV in der Reihe "Jüdische Spuren in Sulzburg". Hrsg. von der
Initiative Jüdische Spuren in Sulzburg. Sulzburg 2018. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Sulzburg Baden. Jews
arrived in the early 16th century and were expelled in 1615 with the rest of the
Jews of the region. The Jewish settlement was renewed in 1716 by four families
expelled from Switzerland and Alsace. From 1727 to 1827, Sulzburg was the seat
of the chief rabbinate of Upper Baden. Throughout the 18th and 19th centuries
the Kahn and Weil families stood at the head of the community. Gustav Weil
(1798-1889), the noted Orientalist, was the first Jewish lecturer to receive
tenure at Heidelberg University without converting. In 1823 a synagogue was
consecrated and at the Jewish elementary school English was taught to prepare
the young for emigration to the United States. Anti-Jewish rioting occured
during the revolutionary disturbances of 1848 and on the eve of Jewish
emancipation in 1862. The Jewish population grew steadily to a peak of 416 in
1864 (total 1,296) but then declined sharply, numbering 84 in 1933. Under the
Nazis the economic boycott was systematically enforced, with the licences of
Jewish cattle traders revoked and Jews forced to liquidate their businesses. On
Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue and cemetery were vandalized
and Jews were sent to the Dachau concentration camp. In all, 47 Jews emigrated
and ten moved to ohter German cities. The last 27 Jews were deported to the Gurs
concentration camp on 22 October 1940. Eight others were sent to concentration
camps after leaving Sulzburg. In all, 24 perished.
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